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Seit rund zwei Jahrzehnten bilden Jäger ihre Hunde nach den Expertentipps von Hans-Jürgen Markmann aus und bereiten ihre Jagdhelfer mit diesem Ratgeber auf die Prüfungen vor. Das erfolgreichste Werk des bekannten Autors wurde jetzt vollständig überarbeitet und in Teilen neu bebildert. Jagdhundeausbildung Schritt für Schritt – so funktioniert sie wirklich!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 294
Veröffentlichungsjahr: 2023
Meiner lieben Frau als Dank für ihr großes Verständnis und meinen beiden Töchtern für ihre tatkräftige Unterstützung sowie zum Gedenken an all meine Hunde, die zum Erfolg dieses Buches beigetragen haben.
Hans-Jürgen Markmann zur letzten Ausgabe
Inhalt
Für Verständnis zwischen Führer und Hund
Früherziehung und Anlagenförderung
Der Welpe und seine Erziehung
Anlagenförderung
Ausbildung des Hundes bis zur Brauchbarkeit
Grundausbildung
Ausbildung am Wasser, im Wald und im Feld
Verbandszuchtprüfungen
Die Verbandsjugendprüfung
Die Verbandsherbstzuchtprüfung
Die Ausbildung zum Meister und Fehlerkorrektur
Die Verbandsgebrauchsprüfung
Fehler und ihre Beseitigung
Leistungsprüfungen und Leistungseichen
Verbandsschweiß- und -fährtenschuhprüfung
Die Ausbildung mit dem Fährtenschuh
Leistungszeichen
Jagdalltag, Haltung und Zucht
Transport, Pirsch Und Ansitz
Sorge für den Jagdhund
Leistungszucht und Abschied
Service
Bundeseinheitliche DJV-Empfehlung zur Feststellung der Brauchbarkeit von Jagdhunden
Zensurentafeln VJP, HZP und VGP
JGHV-anerkannte und in Deutschland häufig geführte Jagdgebrauchshundrassen
Jagdkynologische Abkürzungen
Der Autor
Impressum
FÜR VERSTÄNDNIS ZWISCHENFÜHRER UND HUND
© Hans-Jürgen Markmann
Wozu eine Anleitung für die Erziehung und Ausbildung des Jagdhundes in Fotos, wenn es doch schon so viele gute jagdkynologische (Abrichte-)Bücher gibt?
Nun – die Idee war so alt, wie ich mit der Kamera umging und Hunde führte. Sie fußte auf dem Bedürfnis gerade angehender Hundeführerinnen und Hundeführer nach rascher, aber umfassender Information über Fragen der Erziehung, Ausbildung und Führung des Hundes: „Wie erreiche ich das Ausbildungsziel, ohne seitenlange, wissenschaftliche Abhandlungen zu wälzen?“
Natürlich ist die Frage „Warum gerade so?“ alles andere als sekundär! Wer seinen Jagdhund erfolgreich ausbilden und führen will, muss die Antwort darauf kennen. Nur wer weiß, warum er dem Zögling etwas so und nicht anders sagen muss, kann das „Wie“ und „Was“ überhaupt verstehen. Diese Zusammenhänge erläutert gute jagdkynologische Literatur.
Für eine schnelle und doch ausreichende Information eignet sich aber kaum etwas besser als Fotos: Sie zeigen nicht nur einen fixierten Handlungsablauf, sondern liefern „auf einen Blick“ die Information, die vorher „eingegeben“ wurde. Dieses Buch soll daher angehenden Hundeführerinnen und -führern anhand von Fotos und ergänzenden Texten Hinweise und Hilfen zur Behandlung, Förderung und Ausbildung des Jagdhundes geben. Es kann und soll weder die jagdkynologische Ausbildungsliteratur noch gute, geführte Ausbildungslehrgänge ersetzen. Wohl aber soll es Wesentliches bei der Erziehung und Ausbildung herausstellen, zu einem besseren Verständnis zwischen Führer und Hund beitragen und zeigen, dass aus einem durchschnittlich veranlagten Welpen durch Einfühlungsvermögen und frühzeitige Förderung, durch Üben und Wiederholen, Gewöhnung und absolute Konsequenz, ein brauchbarer Jagdhund werden wird.
Endziel ist die VGP, die „Meisterprüfung“, aber auch auf die Anlagen- und Zuchtprüfungen VJP und HZP werden wir Ihren Hund vorbereiten. Für Sie und Ihren Hund ist das ein langer Weg voller Höhen und Tiefen. Besteht zwischen Ihnen beiden erst einmal der erforderliche vertrauensvolle und enge Zusammenhalt, wird es auf jeden Fall ein schöner Weg.
Unser erstes Ziel ist es, dass Ihr Hund den Nachweis der jagdlichen Brauchbarkeit nach den Bestimmungen der Länder ablegt.
Leserinnen, Jägerinnen und Hundeführerinnen bitte ich um Verständnis dafür, dass ich nachfolgend in diesem Buch der Einfachheit halber meist nur die männliche Form, also „Hundeführer“ und „Jäger“, oder auch den althergebrachten Begriff „Rüdemann“ verwende. Selbstverständlich möchte ich damit jeweils alle Geschlechter ansprechen.
Hans-Jürgen Markmann
© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
DER WELPE UND SEINE ERZIEHUNG
Ihren Welpen sollten Sie aus einer anerkannten Jagdhundzucht wählen. Dazu setzen Sie sich am besten mit dem Zuchtverein der gewählten Rasse in Verbindung und holen sich Rat, welche Zwinger zurzeit in Frage kommen.
So haben Sie von vornherein eine gewisse Sicherheit, einen Hund mit den gewünschten Anlagen zu bekommen. Überhaupt sollten Sie dann auch entweder Mitglied in dem Zuchtverein dieser Rasse werden oder sich einem rasseunabhängigen Jagdgebrauchshundverein anschließen. Dort erhält gerade der Erstlingsführer viele wertvolle Tipps.
WELPENAUSWAHL
Setzen Sie sich schon in der Prägungsphase der Welpen (vierte bis siebte Woche) mit dem Züchter Ihrer Wahl in Verbindung. Ihren Welpen suchen Sie sich mit Unterstützung des Züchters aus. Entscheidend scheint, dass man – meist spontan – sehr schnell eine besondere Beziehung und Sympathie zu einem der kleinen Vierläufer entwickelt. „Liebe auf den ersten Blick“ ist bei der Auswahl nicht selten. Darüber hinaus ist natürlich Verständnis für die Eigenheiten der Rasse, des jeweiligen Welpen und der jagdlichen und familiären Bedingungen, die dieser zukünftig vorfinden wird, aufzubringen. Gerade hier wird der erfahrene Züchter beratend tätig.
VORWÄRTSDRANG UND NERVENSTÄRKE
Aber auch der Reizangel sollte man sich ruhig schon einmal bedienen. Für diesen Zweck genügt ein Stück Kaninchenbalg, das Sie an einer Schnur kreisen lassen. Der Welpe, den man im Auge hat, sollte einen ausgeprägten Vorwärts- und Beutetrieb, Durchstehwillen, viel Passion und Arbeitsfreude zeigen, obwohl sich im Laufe der Entwicklung noch sehr viel ändern kann.
Hinzu kommt noch, dass Ihr Favorit auch eine für ihn plötzliche akustische oder optische Überraschung schnell überwinden sollte, wenn man z. B. unvermittelt in die Hände klatscht. Dies kann ein Zeichen für das feste Wesen eines Welpen sein, ohne dieses Hilfsmittel allerdings überbewerten zu wollen. Ob Rüde oder Hündin hat später für die Führung und jagdliche Praxis kaum eine Bedeutung, da sollte man ganz seinem persönlichen Geschmack folgen.
„Liebe auf den ersten Blick“, also Sympathie zwischen Welpe und späterem Führer bei der ersten Begegnung, sind bei der Auswahl nicht selten.© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
Diese und andere bekannte Welpentests, jeweils an das Alter der jungen Hunde angepasst, können vom Züchter, von Ihnen oder einer erfahrenen Begleitperson durchgeführt werden. Auch ist die Frage wichtig, was der Züchter schon mit den Welpen gemacht und geübt hat, um darauf aufbauen zu können.
An der Übungsangel sollte der Welpe Ihrer Wahl Vorwärtsdrang, Beutetrieb und Passion zeigen.© Ekkehard Ophoven
TIPP
Viele schwören darauf, dem ausgewählten Welpen schon vor der Abholung ein getragenes Wäschestück im Aufzuchtzwinger zu belassen. So kann sich der Kleine früh auf den Geruch des zukünftigen Heims und Hundeführers einstellen.
VIEL HAUTKONTAKT
Wenn es möglich ist und es keine Einwände gibt, dann spielen Sie schon früh bei jeder passenden Gelegenheit ein wenig mit den Welpen, insbesondere mit Ihrem. Hautkontakt ist wichtig! Lassen Sie sich also ruhig die Hand lecken und sich bewinden. Dann knüpft sich häufig schon langsam der Faden, der später bei der Ausbildung so wichtig ist.
Alle Aktivitäten dürfen natürlich nicht mit Welpen nach dem Fressen und ruhenden jungen Hunden unternommen werden, sondern nur mit aktiven, spielfreudigen. Das gilt auch für spätere Zeiten.
Es darf geschmust werden, denn früh viel Hautkontakt ist wichtig.© Ekkehard Ophoven
ABHOLEN DES WELPEN
Im Alter von acht bis zwölf Wochen (Sozialisierungsphase) kommt nun in der Regel für die Welpen die Trennung von der gewohnten Umgebung, den Geschwistern und der Mutterhündin. Bei gutem Umfeld – und nur aus solchem sollte man seinen Hund holen – kann man dem Welpen die Zeit über die zehnte Woche hinaus mit Mutterhündin und Geschwistern noch gönnen. Dann erfolgt die Trennung, die größte Umstellung im Leben des Kleinen!
Deshalb sollten Sie Ihren Welpen selbst vom Züchter abholen. Dafür wäre es hilfreich, wenn sich der kleine Hund müde gespielt, keinesfalls aber eben gefressen hat. Stecken Sie den jungen Hund auf keinen Fall in eine Kiste oder verstauen ihn allein irgendwo in Ihrem Fahrzeug. Besser ist, Sie setzen ihn in eine große offene Tasche zu Ihren Füßen oder nehmen ihn gar liebevoll auf den Schoß. Freilich nicht, ohne ihn zu sichern (es gibt hier extra Anschnallhilfen und kleine Geschirre).
Enger Kontakt und Nestwärme sind für den Welpen auf der ersten Fahrt in die „Fremde“ wichtig.© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
Machen Sie Ihrem Welpen den ersten Kontakt mit dem Auto so angenehm wie möglich. Das im Tipp auf Seite 11 erwähnte Wäschestück kommt jetzt wieder – und später dann am Ruheplatz des kleinen Hundes im neuen Haus – zum Einsatz. Daran haftet jetzt auch der Geruch der alten Heimat.
Reden Sie ruhig auf den kleinen Kerl ein, streicheln Sie ihn, pflegen Sie Hautkontakt. Schon im eigenen Interesse planen Sie mehrere Stopps ein, da es dem Kleinen leicht unwohl werden könnte.
TIPP
Der Welpe gehört nicht in den Kofferraum des Autos oder in einen dunklen Behälter, wenn er abgeholt wird! Er braucht jetzt viel Hautkontakt, Körperwärme und die Nähe seiner Bezugsperson. Dann kann er die Trennung von seiner bisherigen vertrauten Umgebung leichter überwinden, aus der er so abrupt genommen wurde.
ALLE HILFE BEI DER UMSTELLUNG
Ihr Welpe braucht Sie jetzt – gerade die ersten Stunden und Tage nach dem Absetzen von der Hündin und dem Eingewöhnen in eine völlig fremde Umgebung sind für Ihren Hund eine gewaltige Umstellung. Eine Vielzahl von neuen Eindrücken stürmt auf ihn ein: die unbekannten Personen, das Auto, die Wohnung, Einrichtungsgegenstände und die fremde Umgebung. Besonders die empfindliche Hundenase nimmt auch schon im Welpenalter für sie gravierende und beeindruckende Dinge wahr, an die ein Mensch oftmals nicht denkt.
Vergessen Sie auch nicht, mit dem Züchter darüber zu sprechen, was er gefüttert hat. Die Umstellung für Ihren Welpen ist nicht so groß, wenn er zu Anfang das gewohnte Futter bekommt.
Erste Erziehungsmaßnahmen sind bereits in der überaus wichtigen Rangordnungsphase von Woche 13 bis 16 geboten.© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
ENTSCHEIDEND – DIE ERSTEN WOCHEN
In den nun folgenden Tagen und Wochen sucht und braucht Sie Ihr Welpe als Bezugsperson, als Rudelführer, gerade in der sogenannten Rangordnungsphase von der 13. bis 16. Woche. Sein Sozialverhalten richtet sich nach Ihnen aus. Durch Hinhocken vor dem kleinen Vierläufer verringert sich aus dessen Perspektive der gewaltige Größenunterschied zur Bezugsperson. Das hilft, Vertrauen zu schaffen.
Bereits jetzt sind die ersten kleinen Erziehungsmaßnahmen geboten, auf die später näher eingegangen wird. Widmen Sie Ihrem Hund deshalb viel Ihrer Zeit, überlassen Sie ihn nicht nur Ihrer Familie und stecken Sie ihn nicht allein in den Zwinger!
Nicht die Erbanlagen sind oft schuld am späteren Versagen so mancher Hunde, sondern häufig die nicht richtig genutzte Jugendzeit. Denn gerade in den ersten etwa 16 Lebenswochen eines Welpen vollzieht sich ein sehr intensiver, sensibler Lern- und Reifeprozess, der gleichzeitig mit raschem Wachsen einhergeht. Diese Entwicklungsvorgänge, die in erster Linie nur im Spiel mit etwa gleichaltrigen Artgenossen zustande kommen, müssen in dieser Zeit genutzt werden.
Was der Welpe in dieser Zeit nicht lernt, kann er niemals mehr nachholen – so jedenfalls die Forschungsergebnisse von Eberhard Trumler, dem bekannten Hundeforscher und Schüler von Konrad Lorenz. Ihm verdanken wir im Übrigen viele Erkenntnisse, die heute bei der Hunde-, insbesondere aber Welpenfrüherziehung fast selbstverständlich sind.
WELPENSPIELTAGE UND TIERARZTBESUCH
Seit Jahren führen Jagdgebrauchshund- und Zuchtvereine sogenannte Welpenspieltage durch. Man kann nur jedem Welpenbesitzer empfehlen, mit seinem Welpen an diesen Spieltagen teilzunehmen oder selbst zu versuchen, solche Welpenspieltage zu organisieren.
Es ist auch ratsam, mit dem jungen Hund recht früh einen Tierarzt aufzusuchen – allein schon, um die nächsten Impftermine abzustimmen. So ein erster Besuch darf freilich ohne größere Untersuchung oder gar Spritzen verlaufen, denn der Welpe soll den Besuch ja positiv verknüpfen.
DER WELPE IM HAUS
Behalten Sie Ihren Welpen in der ersten Zeit nach Möglichkeit ganz überwiegend im Haus, auch wenn Sie sich grundsätzlich für die Zwingerhaltung entschieden haben, der nicht immer der Vorzug zu geben ist.
Im neuen Heim braucht der Welpe einen festen, zugfreien Liegeplatz.© Hans-Jürgen Markmann
LIEGEPLATZ
Wichtig ist in jedem Fall ein zugfreier, störungsfreier Liegeplatz, wo Ihr Zögling Ruhe findet und seinem noch großen Schlafbedürfnis nachkommen kann.
Ein Stück einer ausgedienten Sauschwarte oder eine Filzmatte nimmt der Welpe gern an. Führen Sie ihn immer wieder zu seinem Lager mit dem Zuspruch „Platz“, erforderlichenfalls halten Sie ihn dort nieder. Machen Sie ihm seinen Platz so angenehm wie möglich, loben Sie ihn und geben Sie ihm dort ab und zu ruhig auch einen Futterbrocken. An seinem Liegeplatz möchte der Welpe ohnehin etwas zum Kauen vorfinden, damit er beschäftigt ist.
Führt man den Welpen konsequent zum Lager zurück, hält ihn, wenn nötig, mit „Platz“ dort fest und lobt ihn dann, hat er es bald begriffen.© Hans-Jürgen Markmann
Eine etwaige Hundebox, die später auch im Auto zum Einsatz kommen kann, ist nützlich. Auch so eine Box sollte der Hund aber als angenehmen Platz empfinden, geschlossen wird sie nur notfalls, wenn kurzfristig niemand nach dem Hund sehen kann.
Hundebox – kurzfristige Notlösung
Fehlt Ihnen zwischendurch die Zeit zur ständigen Beobachtung des Welpen, setzen Sie ihn in eine kleine Kiste/Hundebox, aus der er allein nicht herauskann. Sein Lager darin wird er selten beschmutzen. Auch hier ist vertrauter Geruch und eventuell etwas Unverfängliches zum Spielen nützlich. Das kann aber immer nur eine Notlösung für kurze Zeit sein. Erkundigen Sie sich nach den geltenden Bestimmungen.
STUBENREINHEIT
Ihr Welpe muss nun auch lernen, stubenrein zu werden. Bringen Sie ihn zunächst etwa alle zwei Stunden, sofort nach dem Aufwachen und jeweils kurze Zeit nach dem Fressen ins Freie.
Tragen Sie ihn dazu auf dem Arm. So besteht kaum Gelegenheit, dass auf dem Weg dorthin noch ein Missgeschick passiert. Wichtig ist, dass Sie ihn immer wieder an derselben Stelle, z. B. auf dem Rasen, absetzen. Die Wittrung dort macht ihm bald klar, was er soll. Sinnvoll ist hier Lob und ein bestimmtes Wort, das der Hund auch für die Zukunft mit dem Sich-Lösen verknüpft.
Nicht führen, sondern tragen sollte man den Welpen, wenn er mal raus muss, damit nicht auf dem Weg noch ein Missgeschick passiert.© Shutterstock/Eudyptula
Im Übrigen dürfen Sie Ihren Welpen in der ersten Zeit so gut wie nie unbeobachtet lassen. Bringen Sie ihn beispielsweise mit der Frage „Musst du raus?“ immer dann schnell ins Freie, wenn er beginnt, unruhig im Zimmer umherzusuchen. Je mehr Sie Ihren Welpen in dieser Zeit beaufsichtigen, desto eher und gründlicher wird er stubenrein.
Passiert doch einmal ein Missgeschick, strafen Sie ihn nicht! Verwittern Sie die Stelle mit einem scharfen Desinfektionsmittel.
Jeder Welpe kaut an Gegenständen im Haushalt herum. Das muss von Anfang an unterbunden werden.© Hans-Jürgen Markmann
ANKNABBERN UND -KAUEN
Jeder Welpe neigt dazu, alles zu beknabbern, was ihm in den Weg kommt. Ähnlich wie bei der Sauberkeitserziehung gilt es hier aufmerksam und schneller als der Nager zu sein, insbesondere gefährliche und empfindliche Gegenstände wie bei kleinen Kindern aus dem Weg zu räumen. Unsere Wohnungen sind voller Kabel, Steckdosen, Giftpflanzen, Reinigungsmittel und unzähligen anderen unverträglichen Dingen! Aber auch vor weniger Gefährlichem wie Teppichen, Tischbeinen, Schuhen usw. macht der Welpe nicht Halt. Diese Unart, und was sonst noch allgemein unerwünscht ist, müssen Sie Ihrem Zögling von Anfang an mit einem strengen „Pfui!“ verleiden.
Noch ist der Welpe klein genug, sodass er leicht festgehalten, an etwas gehindert, abgetragen und anders beschäftigt werden kann. Angemessenes Spielzeug muss interessant gemacht werden. Ihr Hund muss dabei sein natürliches Kau- und Knabberbedürfnis stillen können. Überlassen Sie ihm dazu aber nicht aus Bequemlichkeit z. B. Ihren alten Schuh: Er wird sich nicht auf diesen einen beschränken, denn er kann nicht unterscheiden, welcher neu oder alt ist.
KEIN „SCHARFER BLICK“!
Vermeiden Sie den sogenannten scharfen Blick, wenn Sie dem Welpen etwas verleiden. Das feste Auge-in-Auge-Fixieren gilt unter Hunden – wie bei den Wölfen – als Drohgebärde. So wird es dann auch der Welpe auffassen. Seine Selbstsicherheit könnte dadurch bleibenden Schaden nehmen und eine tiefe Verunsicherung gegenüber seinem Partner Mensch eintreten. Der Blickkontakt, der später bei vielen Arbeiten des Hundes erforderlich ist, muss daher langsam, schrittweise – anfänglich nur mit streifenden Blicken – und stets in entspannter Atmosphäre aufgebaut werden.
Natürlich versucht der Hund, aus dem Verbot ein lustiges Spiel zu machen – er tut das Verbotene und er bekommt Aufmerksamkeit, wird abgetragen, beschäftigt. Man darf dann also ruhig streng zu ihm sein, darf, ohne grob zu werden, seinen Unwillen ausdrücken. Dann aber muss wieder das Interesse des Hundes für das Angebotene geweckt werden.
Zur Stillung des Kaubedürfnisses werden traditionell gern größere Kalbsknochen gegeben, jedoch raten manche Tierärzte hiervon ab.
RITUALE SIND WICHTIG
Gerade bei der Fütterung, aber auch sonst, ist es gut, Rituale auszuformen, die der Hund und natürlich auch der Hundeführer einhalten. Selbstverständlich darf sich der Welpe nicht einfach auf seinen Napf stürzen, und wenn er festgehalten werden muss: Erst auf das Zeichen, etwa „Friss“, wird er losgelassen, bis dahin hat er zu sitzen oder zu liegen. Auch das Down (siehe hier) lässt sich hier bald einbauen.
FÜTTERUNG
Bieten Sie Ihrem Welpen nicht nur schluckgerechtes Futter, wie es der Handel anbietet. Reichen Sie ihm auch regelmäßig Fleischstücke – aber niemals rohes Schweinefleisch! –, die er lustbetont beuteln, selbstständig greifen und dann abschlucken kann. Denn dieses instinktive Beuteln seiner Beute ist ein Vortraining für das spätere schnelle Töten eines kranken Stücks. Und dazu muss dem Welpen frühzeitig und ausreichend Gelegenheit gegeben werden.
Beschäftigung mit dem Welpen fördert die Bindung. Beim Spiel erscheint man dem kleinen Kerl nicht so riesig, wenn man sich auf seine Ebene begibt.© Hans-Jürgen Markmann
Anlässlich der regelmäßigen Fütterung, die mindestens bis zum Alter von zehn Monaten grundsätzlich zweimal am Tag erfolgen sollte, später dann nur noch einmal, und zwar möglichst abends, lernt Ihr Hund seinen Namen und das Hörzeichen „Hier!“ oder „Komm!“. Benutzen Sie aber immer ein und dasselbe Wort, stets dasselbe Kommando!
Der Welpe wehrt sich anfänglich gegen Halsung und Leine. Schnell bedeutet „Leine“ aber „Ausgehen“, und die Sache schlägt ins Gegenteil um.© Hans-Jürgen Markmann
KONTAKT – SO VIEL WIE MÖGLICH
Suchen und fördern Sie den Kontakt mit Ihrem Welpen, so oft es nur irgend geht. Erscheinen Sie dem kleinen Kerl anfänglich dabei nicht als Riese. Besser ist, Sie setzen oder legen sich auf den Boden, machen sich also klein, sprechen zu ihm – und spielen ausgiebig mit Ihrem jungen Hund. Drängen Sie sich ihm aber auf keinen Fall auf; der Hund muss von sich aus kommen. Dazu ist manchmal etwas Geduld erforderlich. Mit Futterbrocken lässt er sich jedoch bestimmt auch locken.
Gemeinsames Ruhen ist für den Welpen ein ganz besonderer Lohn.© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
HALSUNG UND LEINE
Jetzt können Sie auch allmählich damit beginnen, den Welpen an Halsung und Leine zu gewöhnen. Verzweifeln Sie aber nicht gleich, wenn er zunächst wie wild hin und her springt, sich gegen die Leine stemmt oder sich gar hinlegt. Sprechen Sie beruhigend auf ihn ein. Am besten ist, Sie leinen ihn erst dann an, wenn er ausreichend Auslauf hatte, also müde ist. Der Hund wird dann in aller Regel weniger Widerstand entgegensetzen und bald verknüpfen, dass „Leine“ mit „Ausgehen“ gleichzusetzen ist.
In der Welpenzeit ist ein Geschirr zunächst ratsamer als Halsung und Leine. Es erlaubt eine bessere Kontrolle und bietet dem Hund weniger Möglichkeit, herauszuschlüpfen. Außerdem belastet es das noch empfindliche Welpengenick nicht so sehr – denn der Welpe wird immer wieder einmal ziehen und sich sträuben. Später tut es das einfache Halsband, ein Geschirr ist nur noch für bestimmte Aufgaben nötig.
Gemeinsam ruhen schafft Vertrauen
Nach gemeinsamen Erlebnissen bei ausgiebigem Spiel oder nach Spaziergängen sollten Sie hin und wieder gemeinsam mit Ihrem Welpen ruhen, etwa auf der Liege im Garten, den Welpen in den Armen. Dieses gemeinsame Ruhen ist für Ihren Welpen eine Belohnung besonderer Art, es schafft Vertrauen und ist in hohem Maße Partnerschaft bildend. Der Welpe braucht gerade in dieser Zeit diese Geborgenheit, diese Nestwärme. Die Zeit für diese besondere Zuwendung sollten Sie sich als fürsorglicher Welpenbesitzer nehmen.
ANLAGENFÖRDERUNG
FUTTERSCHLEPPE
Ihr Welpe muss lernen, frühzeitig seine Nase zu gebrauchen. Hier hilft die Futterschleppe. Ziehen Sie dazu ein Stück Fleisch (z. B. Rinderpansen) zunächst nur wenige Meter – später länger – bis zur Futterschüssel und setzen Sie den Welpen am Beginn der Duftspur an.
Die Futterschleppe ist eine gute Hilfe, den Welpen an den Gebrauch seiner Nase zu gewöhnen.© Hans-Jürgen Markmann
Nach einigen vergeblichen Versuchen wird er sich bald bis zur Futterschüssel hingeschnuppert haben. Er erkennt rasch, dass ihn der Gebrauch seiner Nase zum Futter führt. Wiederholen Sie dies täglich zur Futterzeit, verändern Sie stets die Richtung und steigern Sie langsam die Stehzeit.
So angeleitet, wird er nicht selten auch von selbst mancherlei Duftspuren folgen, und zwar mit tiefer Nase. Und dies war unser Lernziel. Nun hat es Ihr Zögling künftig sowohl bei den Schleppen als auch bei der Schweißarbeit leichter, die Schleppe oder die Fährte regelmäßig zu arbeiten.
Später decken Sie die Futterschüssel am Ende der Futterschleppe mit einer Wilddecke ab und animieren den Hund zum Lautgeben.© Hans-Jürgen Markmann
Bald verknüpft er, dass Zur-Decke-Finden und Verbellen mit Futter belohnt werden, dann arbeitet er sich freudig mit der Nase „zum Stück“.© Hans-Jürgen Markmann
TOTVERBELLEN – ERSTE GRUNDLAGE
Später, insbesondere dann, wenn sich zeigt, dass Ihr Hund einen lockeren Hals hat, decken Sie die Futterschüssel z. B. mit einer Rehdecke ab und fordern den Welpen auf, Laut zu geben. Benutzen Sie dabei auch ein Sichtzeichen. Fassen und Herumzerren der Decke unterbinden Sie mit einem „Schone“. Der Welpe wird bald so lange Laut geben, bis Sie die Futterschüssel abdecken.
Hat er auch dies begriffen, was bei stetigem Wiederholen rasch geht, brauchen Sie keinen Napf mehr darunterzustellen. Erreicht Ihr Welpe die Rehdecke über die Futterschleppe, lassen Sie ihn Laut geben, loben ihn und reichen ihm seinen Lieblingsfutterbrocken. Damit haben Sie den ersten Grundstein für das Totverbellen gelegt. Doch bis dahin muss er noch viel lernen, das ist ein weiter Weg.
BRINGEN – VORÜBUNGEN
FRÜH AN KALTES RAUBWILD
Für die Bewältigung der späteren Aufgaben ist es wichtig, dass der Welpe so früh wie möglich mit erlegtem, kaltem Wild in Berührung kommt. Dies sollte stets Wild mit scharfer, stechender, dem Hund wenig angenehmer Wittrung sein. Er fasst in diesem Alter meistens problemloser als später.
Führen Sie Ihren Welpen also frühzeitig an kaltes Raubwild heran, z. B. an Marder, Iltis, vielleicht auch einen Jungfuchs – der Welpe muss natürlich geimpft sein, und es darf sich keinesfalls um einen räudigen Fuchs oder dergleichen handeln –, an Elster oder Rabenkrähe und später erst an Nutzwild. Er wird sich zunächst vorsichtig „anschleichen“ und das Stück bewinden.
Führen Sie Ihren Welpen zuerst an kaltes Wild, und zwar an Raubwild heran.© Hans-Jürgen Markmann
Wenn Sie das Wild bewegen, kann der Welpe dem Reiz des „Lebendigen“ meist nicht widerstehen und nicht selten fasst er schon zu.© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
BRINGFREUDE WECKEN
Gleichzeitig beginnen Sie damit, die Bringfreude Ihres Welpen zu wecken und anzuregen und ihn „in Form“ zu bringen. Dies wird erleichtert, wenn sich das Wild, das er greifen soll, bewegt. Binden Sie also beispielsweise ein Stück Raubwild an einen Bindfaden und ziehen Sie es hinter sich her – dem Reiz, etwas „Lebendiges“ zu greifen, wird Ihr Hund kaum widerstehen. Er wird es fassen, vielleicht sogar beuteln, und seine Beute tragen.
Locken Sie ihn nun zu sich heran, nehmen Sie ihm das Stück ab und wechseln Sie auch die Wildart. Der Welpe wird so angeregt, zu greifen, zu beuteln, zu tragen, auch schon einmal zu bringen und ein wenig seine Nase zu gebrauchen.
Wechseln Sie auch die Art des Raubwilds. Schon bald sind Hemmungen vor dessen stechendem Geruch in der Regel abgebaut.© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
ERSTER APPORT
Auch mit weiteren Vorübungen des Apports können Sie schon beginnen. Leinen Sie Ihren jungen Hund an, lassen ihn mit leichtem Druck auf die Hinterhand Sitz machen, werfen das Stück Wild wenige Meter vor sich hin, halten den Hund aber noch einige Augenblicke zurück und lassen ihn dann auf Kommando losstürmen.
Sobald er das Stück aufgenommen hat, ziehen Sie den angeleinten Welpen schnell zu sich heran, lassen ihn (mit Hilfe) Sitz machen und nehmen ihm das Stück mit „Aus!“ ab. Loben Sie ihn, aber sparsam.
Viele Hundeführer raten dazu, in dieser Phase noch auf den Befehl „Apport!“ zu verzichten, da der junge Hund keineswegs sauber und zuverlässig aufnehmen, bringen und ausgeben wird und kann. Ihnen genügt ein kurzes „Bring’s!“ oder „Hol’s!“.
TIPP
Lob ist wichtig, muss aber sorgsam dosiert werden. Lob gibt es immer nur nach guter Arbeit! Denn es hat stets eine verstärkende und fördernde Wirkung des vorausgegangenen Verhaltens. Der Hund kann nicht die guten und schlechten Teile einer Arbeit unterscheiden. Falsch eingesetzt, bestärkt Lob den Hund also auch in einem eigentlich unerwünschten Tun.
ÜBUNGSANGEL
Voraussetzung für eine gute Entwicklung Ihres Welpen ist viel Bewegung unterschiedlichster Art. Hier hilft die Übungs- oder Reizangel, ein einfaches Gerät mit großer Wirkung. Ein etwa drei Meter langer Stock mit annähernd gleich langer Schnur, an deren Ende Sie einen Balg oder Deckenfetzen befestigen, ist einfach herzustellen und jederzeit auch im Garten gut einzusetzen. Es empfiehlt sich allerdings, das Greifobjekt des Öfteren zu wechseln.
Wunderwaffe Übungsangel: Sie weckt Passion und Beutetrieb ...© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
BEWEGUNGSTRAINING
Halten Sie den Balg vor Ihren Welpen, lassen Sie ihn kreisen, stoppen Sie ihn, bringen Sie ihn in Gegenrichtung, dann wieder kreisen lassen … und so fort. Ihr Welpe wird versuchen zu folgen, er vollzieht zwangsläufig die unterschiedlichsten Bewegungsabläufe: Er rennt, springt, stoppt, verharrt und wendet – alles natürliche Bewegungen. Das ist ein hervorragendes Training. Es darf allerdings nie zu lange am Stück durchgeführt werden, um Überlastungen zu vermeiden.
Lassen Sie ihn aber nach einiger Zeit stets den Balg greifen – denn „Sieger“ muss letztendlich Ihr Hund bleiben. Das stärkt nicht nur sein Selbstvertrauen, sondern er lernt auch, dass Ausdauer zum Erfolg führt.
... und trainiert die Bewegungskoordination des Welpen. Aber nicht übertreiben!© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
AUSGEBEN
Gleichzeitig muss er aber auch schon das Ausgeben lernen, was in diesem Alter nicht immer einfach ist. Idealerweise bietet man dem Hund zu Anfang Tauschobjekte an, die gleichermaßen interessant sind. Das zunächst gefasste Teil freilich muss der Welpe hergeben, denn das Ausgeben trägt gleichzeitig zur Herstellung und Festigung der richtigen Rangordnung zwischen Hund und Hundeführer bei.
Diese Übung ist mit der zuvor genannten an der Übungsangel eng verbunden, denn der Hund soll ja nicht einfach wild hinterherhetzen, sondern auch dabei schon Gehorsam lernen.
Damit sich seine Ausdauer bezahlt macht, muss am Ende immer der Hund Sieger bleiben.© Ekkehard Ophoven
Nachdem Ihr Hund den Balg gegriffen hat, locken Sie ihn unter dem Kommando „Hier!“ zu sich heran, lassen ihn Sitz machen, wobei Sie ihm natürlich noch helfen, indem Sie ihm die Hinterhand hinunterdrücken, und auf „Aus!“ nehmen Sie ihm – notfalls unter leichtem Druck auf die Lefzen – den Balg ab. Dies alles läuft noch spielerisch und ohne Ausbildungszwang, aber konsequent und stets in derselben Reihenfolge ab.
Verleiten Sie Ihren Zögling immer wieder zum Hetzen, Greifen, Verharren (Vorstehen!), loben ihn dann mit „Ruhe“. Sie fördern so schon rechtzeitig den Hetztrieb, das Greifen, Ausgeben, später das Vorstehen, den Gehorsam und vor allem das Down, eine der wichtigsten Übungen überhaupt, die Ihr Hund auch zu seiner eigenen Sicherheit noch lernen und beherrschen muss.
Übertreiben Sie aber dieses Training nicht; üben Sie lieber einmal öfter und stets nur kurze Zeit.
Auch das Verharren, der Beginn des Vorstehens, kann an der Übungsangel geweckt und gefördert werden.© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
REVIERGANG
Mit Wald, Feld, Wasser und Wild müssen Sie Ihren Welpen frühzeitig vertraut machen. Nehmen Sie ihn ab der elften bis zwölften Woche so oft wie möglich mit auf Ihre Reviergänge. Aber nicht gleich Gewaltmärsche vollführen, denn der Junghund ermüdet schnell und Knochen, Gelenke, Sehnen und Bänder können Schaden nehmen!
Idealerweise nimmt der Züchter den ganzen Wurf ab und zu schon mit ins Revier. Tun Sie das mit Ihrem Welpen auf jeden Fall bei jeder Gelegenheit!© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
Bei diesen Reviergängen darf er nicht vollgefressen sein, sein Futter bekommt er erst danach. Anfangs sollte Ihr Zögling ruhig frei laufen und sich den vielen Sinnesreizen, die da draußen auf ihn einstürmen, hingeben dürfen. Noch darf er fröhlich dem forthüpfenden Vogel nachspringen, denn auch dies weckt seinen Fangtrieb.
Bei den Pirschgängen wird er Eindrücke sammeln und Erfahrungen machen, die sich Anlage weckend, Anlage fördernd und prägend auf ihn auswirken.
DIE ERSTE HASENSASSE
Ist der Hund etwa drei Monate alt, können Sie ihn auch schon an die erste warme Hasensasse heranführen. Welch eine Wittrung, welch ein Reiz! Lassen Sie ihn gewähren, auch der Spur an langer Leine folgen. Nehmen Sie also häufiger die Gelegenheit wahr, Ihren Welpen mit der Nase die Spur des nicht sichtigen Hasen ein Stück an der Feldleine „arbeiten“ zu lassen.
Bieten Sie dem Hund bei Gelegenheit also schon eine warme Hasensasse an und lassen Sie ihn die Spur an der langen Feldleine ein Stück weit „arbeiten“.© Hans-Jürgen Markmann
DIE ERSTE SCHLEPPE
Bedenken Sie, dass Ihr Hund in der sogenannten Rudelordnungsphase (fünfter bis sechster Monat) fast alles kennenlernen muss, was er später machen soll. So muss er jetzt auch bereits auf der ersten kleinen Schleppe suchen. Ein Helfer zieht dazu ein Stück Raubwild an einer Schnur ein kurzes Stück außer Sichtweite. Sie setzen den Hund am Schleppenbeginn an und lassen ihn an langer Leine folgen. Das Stück soll er greifen und aufnehmen. Sofort danach holen Sie Ihren Hund zu sich heran. Ausgeben – Lob!
Der Laut Ihres Hundes wird bei der Anlageprüfung auf der Hasenspur geprüft.© Karl-Heinz Volkmar
Bei all diesen Vorübungen gibt es (noch) keinen Ausbildungszwang; alles läuft spielerisch ab. Dabei lenken und leiten Sie Ihren Zögling noch, bleiben aber konsequent – ernst wird es erst später.
Auch die erste kleine Schleppe sollte der Hund schon frühzeitig kennenlernen – in diesem Alter natürlich noch an der langen Leine.© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
DER ERSTE SCHUSS
An den Schussknall muss sich Ihr Junghund nun auch gewöhnen. Besser noch ist es, wenn dies bereits wenige Tage nach der Übernahme vom Züchter und der Eingewöhnung des Welpen geschieht. Gehen Sie aber mit Umsicht vor.
Den ersten leisen, weil deutlich entfernten Schuss mit der Flinte gibt ein Helfer aus 80 bis 100 Metern Entfernung ab, während Sie mit Ihrem Hund spielen. Reagiert Ihr Welpe ängstlich, lenken Sie ihn sofort ab und wiederholen die Übung am nächsten Tag. Beeindruckt ihn der Knall nicht oder nur gering, lassen Sie die Schussabgabe wiederholen und verkürzen langsam den Abstand zwischen Hund und Schützen. Nach zwei bis drei Schüssen brechen Sie die Übung ab und setzen sie am nächsten Tag fort.
Reagiert der Hund auf ungewöhnliche Reize verstört, tröstet man ihn nicht nach Menschenart, sondern versucht, ihm zu zeigen, dass überhaupt nichts vorgefallen ist, zeigt sich unbeeindruckt.
GRUNDSTEIN DER FÜHRIGKEIT
Wenn Sie die erste Zeit mit dem Welpen ins Revier gehen, wird der kleine Kerl sich meist noch dicht bei Ihnen aufhalten. Aber bald schon hat er seinen Aktionsradius erweitert – er wird selbstbewusster, selbstsicherer. Prescht er zu weit voraus, gehen Sie in Deckung, verstecken Sie sich.
Ihr Hund wird nach anfänglichem, planlosem Herumrennen bald die Nase herunternehmen, da er das von der Futterschleppe her ja schon kennt, Sie auf Ihrer Spur suchen und finden. Liebeln Sie ihn kurz ab und wiederholen Sie die Übung öfter. Er wird so lernen, sich nicht zu weit von Ihnen zu entfernen, und häufig Blickkontakt aufnehmen und halten.
Je eher und umsichtiger Sie Ihren Welpen an den Schussknall gewöhnen, umso weniger unliebsame Überraschungen gibt es später.© Hans-Jürgen Markmann
Damit wird der Grundstein für jene sehr wünschenswerte Verhaltensweise gesetzt, die wir Führigkeit nennen.
Aus Ihren gemeinsamen Erkundungen im Revier, insbesondere wenn sie lustbetont sind und Erfolgserlebnisse bringen, erwächst ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl – eine Voraussetzung für die Zweiermeute aus Mensch und Hund. Vermeiden Sie auch ständige Kontaktrufe zum Welpen, wenn er sich mal etwas entfernt. Dadurch würden Sie ihn nur davon entbinden, sich selbst nach Ihnen zu richten, sich zu orientieren.
Entfernt sich der junge Hund zu weit von Ihnen, verstecken Sie sich – er wird Sie auf Ihrer Spur suchen und finden.© Hans-Jürgen Markmann
GEWÖHNUNG ANS WASSER
Idealerweise bekommen die Welpen schon beim Züchter und in Begleitung der Mutterhündin den ersten Kontakt zum nassen Element. Sie sollten Ihren Hund jedenfalls schon in früher Jugend ans Wasser heranführen, am besten bald nach der Übernahme vom Züchter. Das Wasser darf nicht zu kalt sein (mindestens etwa zehn Grad Celsius), die Luft natürlich auch nicht. Je früher Sie den Welpen mit dem nassen Element bekannt machen, desto problemloser wird er damit vertraut werden.
Im Bestfall kommt der ganze Wurf schon beim Züchter in Kontakt mit Wasser.© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
Gehen Sie mit Ihrem jungen Hund in die Nähe eines Gewässers, lassen ihn frei laufen, nähern sich dem Ufer, gehen daran entlang und stapfen schließlich selbst spielerisch durchs flache Wasser. Ihr Welpe wird dicht bei Ihnen bleiben, hat so seine erste Berührung mit dem Element, und keine Scheu kommt davor auf.
Machen Sie den Welpen früh mit dem Wasser vertraut. Gehen Sie mit ihm an und in flache Gewässerbereiche.© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
HILFSMITTEL ÜBUNGSANGEL
Auch die Übungsangel, die Ihrem jungen Hund schon viel natürliche Bewegung verschafft hat, kann für die Überwindung der Scheu vor dem Wasser eine große Hilfe sein. Schwenken Sie beispielsweise einen Entenflügel zunächst am Ufer entlang, lassen Sie Ihren Hund hier ruhig einige Male greifen, dann ziehen Sie den Lockgegenstand über das seichte Wasser, der Hund wird nachsetzen, und schon ist er im Wasser. Berührungsängste entstehen so gar nicht erst.
Ein Gegenstand an der Übungsangel übt großen Reiz auf den Welpen aus. Nutzen wir das bei den ersten Berührungen mit Wasser, werden wir wenige Probleme mit der Gewöhnung daran haben.© Claudia Fries u. Stefanie Reimers
VORBILD ÄLTERER HUND
Einfacher ist es noch, Sie bemühen einen Freund mit seinem älteren Gebrauchshund. Lassen Sie beide Vierläufer – die miteinander vertraut sein sollten – eine Zeit lang am Ufer stöbern. Ihr Welpe wird dem älteren Hund meist folgen, zunächst ins Schilf, dann unvermittelt ins Wasser, insbesondere dann, wenn der fertige Hund schwimmt und etwas aus dem Wasser apportiert. Dieser Anreiz hält Ihren Zögling in der Regel dann nicht mehr am Ufer, und er stürmt dem anderen Hund hinterher.
NIEMALS ZWANG!
Befördern Sie Ihren Hund niemals unter Zwang, also z. B. mit Hilfe einer Endlosleine, ins Wasser oder werfen ihn gar hinein. Sie erreichen damit regelmäßig nur eines – einen zunehmend wasserscheuen Hund. Den Hund an das Wasser zu gewöhnen, erfordert eben Fingerspitzengefühl, viel, sehr viel Geduld und eine Menge Zeit. Mit Gewalt läuft bei der Hundeausbildung überhaupt nichts! Aber die Vertrauensgrundlage, die Sie aufgebaut haben, die können Sie damit zerstören.
Ideal ist ein älterer, Ihrem Junghund vertrauter Hund als Vorbild. Geht der ins Wasser, wird es für Ihren Hund kaum ein Halten geben.© Hans-Jürgen Markmann
SPIELEN, ERKUNDEN, NACHAHMEN
Hier nutzen wir das sogenannte Nachahmen. Denn mit der sehr hohen Lernbereitschaft der Welpen, insbesondere bis zum Alter von 16 Wochen, geht auch ein starker Spiel- und Erkundungstrieb einher, aber auch ein ausgeprägter Nachahmungstrieb. Dieser Drang des Welpen, Verhaltensweisen der Eltern oder eines anderen, erfahrenen, dem Welpen vertrauten Hundes nachzuahmen, ermöglicht es ihm, bestimmte Verhaltensweisen zu übernehmen, ohne selbst erst die notwendigen Erfahrungen sammeln zu müssen. Dieser Drang zur Nachahmung gilt aber auch für Fehler des älteren Hundes!
Dem Vorbild des älteren, ihm vertrauten Hundes folgend, wird Ihr Welpe mit aller Selbstverständlichkeit und ohne Angst in das nasse Element gehen. In meiner Praxis hat sich dann auch sehr häufig gezeigt, dass ein im Welpenalter an das Wasser herangeführter Hund zeitlebens ein wasserfreudiger, erfolgreicher Jagdhelfer sein wird.
Hilft dies nicht, will Ihr Zögling tatsächlich nicht willig ins Wasser, dann gehen Sie vor ihm hinein, machen Sie es ihm einfach vor. Der Welpe wird folgen, und wenn Sie ihn dann ausgiebig loben, verknüpft er Wasser bald mit nichts Bösem.
DER NASSE HUND
Nach jeder Wasserarbeit müssen Sie Ihrem Hund Gelegenheit geben, sich warm und trocken zu laufen: Zusätzlich reiben Sie ihn mit einem stark saugfähigen Tuch, wie sie der Fachhandel vorhält, trocken. Dies ist besonders in der kalten Jahreszeit wichtig, denn leicht kann er sonst eine Unterkühlung erleiden, die seine Gesundheit gefährdet.
Sperren Sie den Hund niemals nass und kalt ein, beispielsweise in einen kühlen Zwinger! Das wäre absolut schädlich für ihn.
Was ältere Hunde tun, ahmen junge gern nach.© Deutsch-Langhaar-Verband e.V.
DIE ERSTE SCHWEISSARBEIT
Auf den kleinen Schleppen hat Ihr Hund den Gebrauch seiner Nase gelernt. Nun muss Ihr Zögling mit seiner Arbeit auf der künstlichen Wundfährte beginnen, spätestens aber dann, wenn er anfängt, die kleinen Schleppen hastig und unkonzentriert zu arbeiten. Die Arbeit auf der Schweißfährte fordert von Ihrem jungen Hund Genauigkeit, Ruhe und Konzentration – und Ruhe und nochmals Ruhe auch von Ihnen!
Das Trockenreiben des Hundes ist vor allem in der kalten Jahreszeit Pflicht!© Hans-Jürgen Markmann
„VERSÜSSEN“
Die erste Schweißfährte müssen Sie Ihrem Hund versüßen. Nun, ab der 13. bis zur 16. Woche, muss sie für ihn interessant und angenehm sein. Mit Ausnahme der Hasenspur haben Sie Ihren Zögling bisher nur an Wild mit unangenehmer Wittrung herangeführt, jetzt bieten Sie seiner Nase liebliche Wittrung an.
Die erste Schweißfährte muss noch nicht sehr lang sein.© Hans-Jürgen Markmann