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Nach einem unangenehmen Erlebnis meidet der Augsburger Unternehmensberater Jeremias Bauer das Taxifahren. Als eines Tages sein Wagen streikt, fährt er notgedrungen mit dem Bus zur Arbeit. Auf dem Weg kommt er an einer Baustelle vorbei. Dabei fällt ihm ein Arbeiter besonders ins Auge. Es kommt zur ungewöhnlichen Kontaktaufnahme.
Jeremias ist beeindruckt und lässt sich auf ein Treffen mit ihm ein. Manuel Cortez erobert nicht nur sein Herz im Sturm, sondern krempelt auch bald sein gesamtes Leben um.
Aber nicht alle sind ihnen wohlgesonnen. Missverständnisse und Neider überschatten das Glück der beiden Männer.
Homoerotischer Roman.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Gay Romance
Roman
Ashan Delon
© Ashan Delon 2015
Cover:
© Ashan Delon
Hintergrund/Bauschild: Ashan Delon
Bauarbeiter: theartofphoto / 123RF Lizenzfreie Bilder
Straßenkegel: vladru / 123RF Lizenzfreie Bilder
Korrektur: Ingrid Kunantz
www.ikkorrektur.com
Ein herzliches Dankeschön an alle Beta-Leser, für ihren selbstlosen Einsatz gegen die Fehlerteufel.
Ein „¡Muchas gracias!“ an die Spanisch-Kundige, mit deren Hilfe ich Manuel und seiner Familie die passenden Worte in den Mund legen konnte.
Ein weiteres Dankeschön geht an die Leser auf fanfiktion und bookrix, die mit ihren Kommentaren an der Entstehung mitgewirkt haben.
Alle Rechte an der Geschichte liegen bei der Autorin.
Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung
ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig.
Das auf dem Cover abgebildete Model steht nicht im Zusammenhang mit dem Inhalt der Geschichte.
Dies ist eine homoerotische Geschichte und enthält explizite Beschreibungen von sexuellen Handlungen
zwischen Männern.
Bitte beachten Sie:
Im wahren Leben gilt verantwortungsbewusster Umgang
miteinander und Safer-Sex!
E-Books sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autorin und erwerben eine legale Kopie.
Danke!
Auch das noch!
Scheiß Karre!
Wozu kauft man sich einen nagelneuen Bentley, wenn das Ding ständig den Geist aufgibt.
Vor einem halben Jahr entschloss ich mich in einem Anfall von Größenwahn und Krösus dazu, meinen Audi gegen einen schicken Bentley der Luxusklasse mit Ledersitzen und allem Schnickschnack zu tauschen. Ich bin Unternehmensberater und muss auch mit meinem Wagen Erfolg repräsentieren. Aber wenn das blöde Ding nicht so will, wie es soll, dann bringt mich das echt in Schwierigkeiten.
Ich versuchte zum dritten Mal, den Wagen anzulassen, doch nichts rührte sich. Kein Mucks, nicht einmal die Elektronikanzeige blinkte auf.
Totenstille.
Als ich ihn gestern nach der Arbeit in die Garage fuhr, war noch alles in Ordnung. Doch heute Morgen, um kurz nach halb sieben, weigerte sich das Ding beharrlich anzuspringen.
Erst vor zwei Tagen hatte ich ihm wegen ähnlicher Probleme eine sündhaft teure All-Inklusiv-Inspektion gegönnt, und nun dies.
Ich fluchte ungehemmt, schlug mit den flachen Händen auf das Lenkrad und stieg aus. Mit einem Blick auf die Uhr fluchte ich ein weiteres Mal.
Um Neun stand ein wichtiger Gesprächstermin mit einem Kunden an. Dafür musste ich noch einige Papiere durchsehen, die ich heute erst bekommen sollte. Aber dafür musste ich ins Büro. Ohne Auto unmöglich.
Taxi?
Niemals.
Ich hasse Taxifahren.
Ich wusste auch nicht warum.
Doch ich wusste es.
Ich vermied es, wo es nur ging. Denn jedes Mal wenn es nicht anders ging, wenn ich auf Geschäftsreise war und es keine entsprechende Busverbindung gab, kam ich mir nach jeder Taxifahrt so schmutzig und ausgelaugt vor. Nicht nur, dass ich unentwegt darüber nachdenken musste, welcher Arsch schon alles seine Körperflüssigkeiten in den Lederpolstern hinterlassen hatte. Nein, beinahe bei jeder Taxifahrt wurde man von dem Fahrer nahezu bis in die persönlichen Sphären ausgefragt, als ob das zum Standardrepertoire eines Taxifahrers gehörte. Da half es auch nicht, sich wortkarg oder missmutig zu geben oder ein ultrawichtiges Telefongespräch vorzutäuschen. Sie bohrten einfach weiter nach, erzählten von sich, von der Stadt, von dem tollen Wagen, von tollen Clubs, von was auch immer. Das langweilte so sehr und ich wünschte immer wieder, ich könnte mir wie ein Teeny einfach die Kopfhörer eines MP3-Players ins Ohr stecken und das Geschwafel mit Musik wegdröhnen. Das ging aber nicht, wenn man einen Armani-Anzug und einen goldenen Chronometer am Handgelenk trug. Daher rief ich meist irgendjemanden an und quatschte ihn per Bluetooth-Stöpsel genauso voll, wie dies sonst der Taxifahrer tat. Vorzugsweise telefonierte rief ich mit Dennis, meinem Partner, mit dem ich vor vier Jahren unsere Berater-Firma gegründet hatte, und erkundigte mich nach allen möglichen Details für die nächste Besprechung. Auch wenn wir sie vorher schon zigmal durchgegangen waren.
Wegen der Körperflüssigkeiten hatte ich vor einigen Jahren ein einschneidendes Erlebnis, welches mich für alle Zeiten vom Taxifahren kuriert hatte. Ich weiß, im Bus kann man mit noch viel mehr in Kontakt kommen, von dem man gar nicht wissen will, aus welchen Körperöffnungen das kam. Trotzdem. Es war ein Schlüsselerlebnis gewesen, das mir das Taxifahren ein für alle Mal vermiest hatte.
Es war Hochsommer. Ich trug einen hellbeigen Baumwollanzug und ließ mich mit einem Taxi zur Sommerparty eines Kunden fahren – sicherheitshalber. Ich bemerkte leider erst während der Party, dass auf dem Rücksitz des Taxis vorher eine Frau gesessen haben musste , die schon länger den Tampon nicht gewechselt hatte, denn mein ganzer Hosenboden war rot von Blut. Eindeutig Blut, kein Kirschsaft oder Ketchup – wie mir die Reinigung später erklärt hatte. Auf dem schwarzen Leder der Rückbank war dies vorher nicht erkennbar. Ob von einer Frau, einem durchgefickten Kerl oder einem Verletzten, sei dahin gestellt, es war Blut auf dem Sitz und meine Fantasie hatte sich auf diese Erklärung festgefahren. Ein absolut peinliches Erlebnis, das mich letztlich den Job gekostet hatte. Dies führte auch dazu, dass ich von Bi zu Homo wurde, weil ich jedes Mal daran denken und mich halb übergeben musste, wenn ich mit einer Frau schlief. Dennis zieht mich deswegen heute noch auf. So wie ich es widerlich fand, mit meinem besten Stück in solch einem Bluttümpel zu wühlen, ekelte er sich davor, in den Exkrementen eines Kerls herumzustochern. Na ja, etwas übertrieben. Aber das spiegelte in etwa meine seit dem Tag geprägte Vorstellung wieder. Wir stichelten gegenseitig und verstanden uns trotzdem prächtig
Ich hasse Taxifahren.
Habe ich das schon erwähnt?
Ich fahre dann viel lieber mit dem Bus oder mit der Straßenbahn. Auch wenn ich da dann inmitten von Bakterienschleudern, nach Schweiß und Knoblauch stinkenden Leuten oder nervigen Kindern sitzen musste. Im Bus zu sitzen ist wesentlich anonymer und ich habe meine Ruhe. Außerdem war mir bei keiner Busfahrt je etwas passiert.
Den Busfahrplan von meiner Wohnung am Stadtrand bis zu meinem Büro, sinnigerweise am anderen Ende der Stadt, kannte ich auswendig. Mir blieben noch knapp fünfundzwanzig Minuten, ehe er losfuhr. Also holte ich mein Handy raus und schickte Dennis eine SMS.
„Komme später – Bentley spinnt mal wieder. Sind die Thormann-Akten schon da? Gruß J.“
Es dauerte keine zwei Minuten ehe die Antwort kam und mein Handy sie mit zwei Piepsern ankündigte.
„Ja. Bin schon dran. Wann kommst du? D.“
Ich lächelte. Dennis war das gleiche Arbeitstier wie ich. Deswegen passten wir auch so gut zusammen, rein geschäftlich natürlich. So hatten wir es auch geschafft, unseren Laden innerhalb der vier Jahre unter die Top-Ten der Berater-Agenturen zu katapultieren. Der Lohn unserer Mühen hieß Armani, Bentley, Porsche, de luxe Villa und eine mehr als geräumige Luxus-Penthouse-Wohnung in einem exklusiven Vorort von Augsburg.
Ich überlegte kurz. Mit dem Wagen brauchte ich außen herum über die Autobahn im günstigsten Fall nicht einmal zwanzig Minuten. Mit dem Bus müsste ich eine gute dreiviertel Stunde fahren und dann noch mal zwanzig Minuten mit der Straßenbahn.
„Gut 1 Stunde“, schrieb ich als Antwort. Mir würde nur wenig Vorbereitungszeit bleiben.
„Mit dem Taxi?“, kam es nur wenige Sekunden später zurück.
„Nein. AVV.“
„Ich hol dich ab.“
„Nein.“ Dafür gab es auch irgendwo in den Tiefen meines Handys einen Textbaustein, den ich mir mal selbst angelegt hatte. Ich bemerkte jedoch immer wieder, dass ich dieses Wort schneller schreiben konnte, als jedes Mal erst den Baustein zu suchen.
Als Nächstes suchte ich die Nummer von Hornbeck & Söhne heraus, mein Bentley-Händler des Vertrauens, dachte ich höhnisch. Als sich nach dem fünften Klingeln der Anrufbeantworter einschaltete, überschüttete ich ihn mit meiner Beschwerde. Der Wagen sollte heute noch abgeholt und instandgesetzt werden, anderenfalls würde ich endlich von meinem Rücktrittsrecht Gebrauch machen. Anschließend schnappte ich mir meinen Laptop und den Internet-Stick und machte mich zur Bushaltestelle auf.
Dort angekommen fand ich mich unversehens in einer Horde Schüler wieder, die um Sieben mit dem Bus in die Stadt zur Schule fahren wollten. Also wartete ich noch eine viertel Stunde an der Bushaltestelle, bis der nächste in die Stadt fuhr, der dann fast leer war. Ich setzte mich auf die rechte Seite, legte den PC auf meine Knie, fuhr ihn hoch und klinkte mich ins Firmennetz ein, um meine Mails zu checken. So hatte die dreiviertel Stunde Fahrzeit auch noch ihre Vorteile. Als ich die ersten Mails durchgelesen hatte, piepte mein Handy.
Eine SMS von Dennis. „Thormann hat angerufen, Termin auf 12 Uhr verschoben. D.“
Ich grinste. Da blieb mir noch eine Menge Zeit, einige Strategien zu überdenken und zu bearbeiten, sowie die Akten noch einmal zu studieren. Zufrieden wandte ich mich wieder meinen Mails zu und überflog die nächste.
Die Route des Busses ging quer durch die Stadt, durch Wohngebiete, wo er alle fünf bis zehn Minuten anhielt, einige Fahrgäste aus- und neue einstiegen, wie auch ungefähr drei Kilometer auf einer Hauptverkehrsstraße, die zwei Stadtviertel miteinander verband. Auf dieser vierspurigen Schnellstraße, der Ackermann-Allee, wurde derzeit viel gebaut, der Straßenbelag ausgewechselt, jede Menge Kanäle, Kabel und Röhren ausgetauscht. Um kurz vor acht Uhr strömte durch die Ackermann-Allee der dicke Berufsverkehr. Kaum hatte sich der Stadtbus in die Schnellstraße eingefädelt, stand er auch schon im Baustellenstau.
Dies würde die Fahrzeit um mindestens fünfzehn Minuten verlängern. Wie gut, dass sich der Termin auf einen späteren Zeitpunkt verschoben hatte.
Ich grinste und widmete mich der nächsten Mail.
Mit einem Klick auf den Löschbutton blickte ich kurz aus dem Fenster. Auf der Ackermann reihte sich eine Baustelle an die andere. Die gesamte Straße war inzwischen aufgerissen worden. Ich war das letzte Mal vor ungefähr drei Monaten hier. In der Zwischenzeit war hier viel passiert.
Gedankenverloren beobachtete ich die Arbeiter, die Tag für Tag bei jedem Wetter hier draußen sein und ihre Arbeit verrichten mussten. Manchmal verfluchte ich es, dass ich selbst bei den heißesten Temperaturen mit Anzug, Hemd und Krawatte in einem klimatisierten Büro sitzen musste. Die Fenster waren nicht zu öffnen, daher herrschte im Sommer wie Winter dieselbe Raumtemperatur. Von den Jahreszeiten bekam man erst etwas mit, wenn man es verließ.
Ich ließ meinen Blick über das geschäftige Treiben der Arbeiter gleiten, als mein Augenmerk auf eine Gestalt fiel, die sich in einem halbhohen Schacht über etwas gebeugt hatte. Man konnte nur seinen Hintern sehen, der in einem dieser orangeroten Arbeitshosen steckte. Aufgrund der bevorstehenden Hitze, die heute wieder über die Stadt hereinbrechen würde, waren die Hosenbeine bis zu den Knien hochgekrempelt. Während der Bus in einem quälend langsamen Tempo an der Baustelle vorbeifuhr, blieb mein Blick auf den Hintern geheftet. Irgendwie fesselte er mich, so wie er da stand, als wäre er reif genommen zu werden. Ein aufreizender Hintern, in einer leuchtenden Signalhose, die lauthals schrie: „Nimm mich!“
Ich wünschte, der Kerl würde sich aufrichten und die andere Hälfte seines Körpers präsentieren. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit entpuppte er sich als wenig ansehnlicher Kerl, mit Bierbauch, dickem Bart und schlechten Zähnen. Ein wenig angetanes Lächeln schob sich über mein Gesicht. Ich wollte mich schon wieder meinen Mails widmen, als sich der Kerl bewegte und mir meinen Wunsch tatsächlich erfüllte.
Sein Oberkörper war nackt und glänzte im Licht der Morgensonne. Mein Blick blieb gebannt auf seinen Rücken geheftet, beobachtete das Spiel der Muskeln, als er sich aufrecht hinstellte. Breite Schultern, muskulöse Oberarme, ausgeprägte Schulterblätter, witzige Grübchen an der Lendenwirbelsäule, schmale Hüften. Die Hose saß gerade noch so auf der Taille. Er streckte sich, drückte sein Kreuz durch, nahm die Arme nach oben und setzte die blaurote Baseballkappe ab. Erst jetzt bemerkte ich das dunkle Haar, welches ihm in weichen Locken auf die Schultern fiel und das er sich nun mit gespreizten Fingern aus dem Gesicht strich. Er legte den Kopf in den Nacken, die Finger noch in den Haaren, die Baseballkappe zwischen Daumen und Zeigefinger.
Wie ein Indianer, schoss es mir durch den Kopf.
Mit der Kappe, die steil in den Himmel ragte und wie eine überdimensionierte blau und rot gestreifte Adlerfeder aussah, mit dem kräftigen, braun gebrannten Oberkörper und der schmalen Hüfte, erweckte er tatsächlich den Eindruck eines Indianers. Solche, die man aus zahlreichen Illustrationen kannte.
Ich musste grinsen. Wenn er sich nur endlich mal umdrehen würde.
Ein schöner Rücken kann durchaus auch entzücken, sagte ich mir im Stillen. Allein schon wegen der Rückseite würde ich ihn nicht unbedingt von der Bettkante schubsen. Bei der Rückansicht wäre die Vorderseite sicherlich auch nicht zu verachten. So tief wie die Hose auf dem Hintern saß, musste vorne schon der Ansatz der Schambehaarung zu sehen sein. Bei diesen Gedanken lief mir bereits das Wasser im Mund zusammen.
Der Bus tuckerte im Schneckentempo an der Baustelle vorbei, hielt immer wieder mal an und fuhr dann wieder zwei Meter weiter. Nur noch wenige Meter und ich befand mich beinahe hinter dem Arbeiter. Meine Gedanken kreisten noch immer darum, dass er sich umdrehte und mir die leckere Vorderseite präsentierte, als er es tatsächlich tat.
Er wandte zuerst den Kopf, ließ seinen Blick gemächlich über die Autoreihe schweifen, die im Stop ’n Go-Verkehr an ihm vorbei zuckelte. Schließlich drehte er sich ganz um und präsentierte mir die Schokoladenseite.
Mir stockte der Atem.
Ich brachte meinen Blick nicht mehr von diesem Sixpack weg. Die breite, muskulöse Brust, der stramme Bauch und die Spitze des kleinen schwarzen Dreiecks, das keck aus dem Bund der Hose hervor spitzelte, hielten mich in ihrem Bann. Die schwarzen Brustwarzen, die wie kleine Druckknöpfe aussahen und dazu verlockten, sie zu drücken und sich daran festzusaugen. Der ausgeprägte Kehlkopf, der langsam auf und ab hüpfte, als er offenbar schluckte. Das runde Gesicht, aus dem zwei dunkelbraune Augen herausstachen, umrahmt von dichten Wimpern und einem Satz leicht geschwungener Augenbrauen. Einem vollen, dunkelroten Mund, der geradewegs dazu einlud, die Lippen drauf zu pressen und einem Kinn mit einem kleinen Grübchen in der Mitte.
Ich bemerkte erst, dass ich die Luft angehalten hatte, als sein Blick weiter über die Autoreihe hinweg glitt, den Bus musterte und unversehens mich ansah. Ich hoffte inständig, dass die Scheibe des Busses genügend spiegelte und er mich nicht sah. Vermutlich klebte ich mit offenem, sabberndem Mund an der Scheibe, mit zwei stierenden Augen, in denen klar und deutlich zu lesen war, wie sehr mich dieser Kerl anmachte. In meiner Hose wurde es verdammt eng und der Laptop auf meinem Schoß fühlte sich von meinem harten Schwanz extrem belästigt.
Der Blick des Arbeiters folgte dem Bus, als er weitere eineinhalb Meter vorwärts fuhr. Nun stand ich direkt vor ihm, nur knapp zwei Meter entfernt, nur durch die Scheibe von ihm getrennt. Er musterte mich interessiert, genauso wie ich ihn musterte und jeden einzelnen Quadratzentimeter seines umwerfenden Körpers gierig in mich einsog. Der Kerl schickte meinen Verstand auf Urlaub, brachte mich dazu wie ein pubertierender Zwölfjähriger, der zum ersten Mal in seinem Leben einen anderen Menschen als Mama und Papa nackt gesehen hatte, durch die Scheibe zu stieren.
Seine Lippen teilten sich zu einem breiten Grinsen und entblößten dabei zwei Reihen makelloser Zähne. Dann schob er eine Zunge hervor und leckte sich lasziv über die Lippen.
Mir wurde es heiß und kalt gleichzeitig. Ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Mein Schwanz zuckte ungeduldig. Wären wir uns an einem anderen Ort begegnet, wäre ich ihm vermutlich wie ein sabbernder Windhund hinterher gehechelt.
Wann hatte ich zuletzt Sex? So richtig guten Sex?
Das war letztes Jahr im Sommerurlaub auf den Bahamas. Da traf ich unversehens auf den netten Stewart aus dem Flieger. Louis war sein Name. Er fand sofort die erogenen Stellen an meinem Körper heraus, auch solche, von denen ich selbst noch nichts gewusst hatte. Wir verbrachten zwei geile Nächte miteinander, ehe er wieder wegfliegen musste. Es war eine echt tolle Zeit. Wir hatten zwar unsere Telefonnummern getauscht, um uns eventuell wieder mal zu treffen, doch weder ich noch Louis nutzten diese Gelegenheit. Wahrscheinlich hatte er in den Fluggästen genug Alternativen gefunden. Vor lauter Arbeit war er bei mir in Vergessenheit geraten und erst in diesem Augenblick musste ich wieder an ihn denken.
Der Bauarbeiter grinste wieder von einem Ohr zum anderen. Offenbar genoss er dieses Spiel in vollen Zügen.
Ich riss mich aus meiner Starre und leckte ebenfalls genüsslich über meine Lippen, worauf ihm für einen winzigen Moment das Grinsen im Gesicht gefror. Seine Augen wurden weit und er starrte mich ebenso entgeistert an, wie ich zuvor ihn. Mit dieser Reaktion schien er nicht gerechnet zu haben. Was als typische Verarsche gedacht war, ging gehörig nach hinten los. Dann fing er sich schnell wieder und grinste so breit wie zuvor.
Der Bus fuhr weitere drei Meter und stoppte.
Ich musste meinen Kopf nach hinten drehen, um zu sehen, dass er seine Zunge in die Wange steckte und sie ausbeulte. Grinsend tat ich es ihm gleich.
Leider war der Verkehr dann so flüssig geworden, dass der Bus weiter fuhr und ich ihn nicht mehr sehen konnte.
Schade, sagte ich mir. Der Kerl hätte mir gefallen können.
Meinem Schwanz auch, denn der zuckte nach wie vor ungeduldig und strafte mich, indem er einfach nicht mehr abschwellen wollte.
Mit einem Räuspern riss ich mich aus den Gedanken und widmete mich wieder meinen Mails.
Den ganzen Tag schwirrte mir das breite Grinsen des Arbeiters durch den Kopf. Sein Gesicht, wie es kurz entgleist war, als ich die eindeutige Geste erwiderte. Wie es voller Begeisterung zurückgekehrt war und er sich die Zunge in die Wange steckte, mehr als eine unmissverständliche Geste. Wären wir uns in einem Club begegnet, wären wir sicherlich in irgendeine stille Ecke verschwunden.
Nur für eine kurze Zeit schaffte ich es, den Kerl aus meinem Gedächtnis zu verdrängen. Auf dem Heimweg mit dem Bus, als ich wieder über die Ackermann-Allee gefahren wurde, keimte die Erinnerung in aller Frische auf. Doch es war bereits nach sechs Uhr und die Baustelle verwaist. Niemand arbeitete mehr dort. Die Geräte standen gelangweilt in der Gegend herum und kein Arbeiter war weit und breit zu sehen.
Der Bentley war zwischenzeitlich abgeholt worden, jedoch gelang es der Werkstatt nicht, ihn bis zum nächsten Tag flott zu bekommen. Daher fuhr ich wieder mit dem Bus ins Büro.
Je näher wir der Ackermann-Allee kamen, desto nervöser wurde ich.
War er heute wieder dort?
Ich wünschte es mir sehnlichst. Der Anblick war einfach zu lecker gewesen. Und vielleicht schaffte es dieser Appetithappen, dass ich mich wieder mehr um mein Privatleben kümmerte. In letzter Zeit hatte ich es arg vernachlässigt. Als der Bus schließlich auf die Schnellstraße einbog, fasste ich den Entschluss, Freitagabend auf Tour zu gehen. Eventuell würde es mir sogar gelingen, irgendjemanden abzuschleppen, nur um wieder einmal Sex zu haben.
Die Baustelle kam immer näher. Schon von weitem sah ich die in leuchtendem rotorange gekleideten Arbeiter. Auch er war wieder dabei. Doch diesmal trug er ein weißes ärmelloses Muscle-Shirt und auch heute sah ich ihn zuerst von hinten.
Der Bus rollte gemächlich im Stop ’n Go-Verkehr an die Baustelle heran. Mein Mund wurde wässrig, als ich ihn erblickte und schalt ihn im Stillen dafür, dass er diesmal ein Shirt angezogen hatte. Abgesehen davon, dass es bei der Arbeit vermutlich nicht lange weiß bleiben würde, konnte ich so seinen tollen Körper nicht sehen.
Ein Kollege rempelte ihn an und zeigte auf den herannahenden Bus. Sofort richtete sich der Kerl auf und drehte sich um. Sein Blick suchte mich in den Sitzreihen. Ich wusste selbst nicht warum ich mich wieder auf denselben Platz gesetzt hatte, doch so fand er mich auf Anhieb.
Er griff in seine orangefarbene Hose, brachte ein Handy zum Vorschein und deutete auf seine Brust, wo in großen deutlich, blauen Buchstaben „MEC85“ geschrieben stand. Ich legte meinen Kopf schief, denn ich begriff nicht. Immer wieder hielt er das Handy hoch und wies auf seine Brust.
Endlich setzte mein Verstand ein.
Ich kramte schnell mein Handy hervor.
Scheiße, es war noch nicht einmal eingeschaltet.
Mir blieb nur weniger als eine Minute.
Das Handy brauchte viel zu lange, ehe es hochgefahren war.
Die Willkommensmelodie ertönte.
Scheiße, die braucht jetzt doch kein Mensch. Schnell die PIN eingeben. Verdammt, wie war die noch mal? Mein Verstand stolperte gerade.
Der Bus war bis auf zwei Meter an ihn herangekommen.
Endlich, Code akzeptiert. Wo ist das verdammte Bluetooth?
Ah, hier. Einschalten. Einschalten. Einschalten.
Geräte suchen.
Das dauert alles so lange.
Geräte gefunden. Dort stand zwischen Goofy, TinaW, Kasperle, Nokia5100 doch tatsächlich auch MEC85.
Taste abwärts, noch mal, noch mal, koppeln.
Ja, verdammt noch mal! Koppel mich endlich an sein Handy.
Verbindung steht. Geräte sind gekoppelt.
Ich atmete erleichtert aus. Der Bus befand sich nun direkt vor ihm. Keine zwei Meter Luftlinie von ihm entfernt, saß ich in meinem Sitz und schwitzte vor Nervosität.
Drei Sekunden später verlangte mein Handy eine Bestätigung für den Empfang von Daten.
Natürlich, will ich die Daten empfangen. Ich hämmerte auf den Knopf.
Die Anzeige scrollte die Prozentangaben in quälender Gemächlichkeit rauf.
60% … 70% … 80% …
Der Bus rollte unbeirrt weiter. Wir befanden uns nun circa zehn Meter auseinander. Ich konnte ihn kaum noch sehen.
Wie weit reichte eine Bluetooth-Verbindung? Fünfzig Meter im freien Raum. Wie weit durch die Scheiben eines Busses?
Er rollte weiter. Ich schrie innerlich auf und schielte bereits nach dem Notknopf. Gab es im Bus überhaupt etwas Derartiges? Nur einen Hammer fand ich. Der würde zur Not vielleicht auch reichen.
Endlich 100%. Mein Handy gratulierte mir piepend zum erfolgreichen Empfang eines Datenpaketes. Dann brach die Verbindung auch schon ab.
Ich schnaufte erleichtert aus.
Meine Finger zitterten. Sie waren schweißnass. Mein Hemd klebte mir am Leib. Verdammt, warum war ich nur so nervös? Was hatte der Kerl an sich, dass ich so reagierte? Bei keinem anderen war ich je so von der Rolle gewesen.
Ich gebe zu, dass er sich durchaus etwas hatte einfallen lassen, um den Kontakt herzustellen. Wer kam denn schon auf die Idee, den Bluetooth-Namen seines Handys mit Edding auf ein T-Shirt zu malen, um einen wildfremden Kerl, der in einem Bus saß, auf sich aufmerksam zu machen.
Tja, der mehr als interessante Arbeiter von der Baustelle auf der Ackermann-Allee tat dies.
Meine Reaktion schien ihn beeindruckt zu haben.
Mich hatte er jedenfalls beeindruckt.
Ich öffnete das Datenpaket. Es war eine gif-Datei, die nur eine Handynummer enthielt, mit einem kleinen animierten „Bitte!“, das mich immer wieder flehend anblinkte.
Süß, schoss es mir durch den Kopf und ich musste lächeln. Eine echt beeindruckende Art, jemanden anzumachen. Auf offener Straße, unter den Augen von vielleicht fünfzig Personen, die das sicherlich ebenfalls mitbekommen haben mussten. Ich sah mich kurz im Bus um, doch die wenigen anderen Passagiere, waren längst wieder mit sich selbst beschäftigt.
Ich speicherte mir sicherheitshalber die Handynummer in meinen Kontakten ab.
Ob ich ihn anrufen würde? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
Mein Schwanz wusste bereits jetzt schon die Antwort, denn er belästigte abermals den Laptop auf meinem Schoß.
Verdammt, warum hatte ich nicht schon früher daran gedacht. Mein kleiner tragbarer PC verfügte ebenfalls über eine Bluetooth-Verbindung. Zudem war er angeschaltet, wodurch das Ganze sicherlich viel schneller gegangen wäre.
Am Abend saß ich lange vor meinem Handy, rief die erst kürzlich abgespeicherte Nummer zum wiederholten Male auf. Ich kannte sie mittlerweile auswendig, so oft hatte ich sie mir in der letzten Stunde vorgelesen.
Als ich mich kurzerhand entschloss, ihm erst einmal eine SMS zu schreiben, rutschte mir mein Handy vor Nervosität beinahe aus der Hand.
„Hallo Baustellenindianer“, schrieb ich und fluchte laut. So etwas konnte ich ihm unmöglich schicken. Er würde mich sicherlich für vollkommen verblödet halten. So etwas könnte ich ihm höchstens ins Ohr flüstern, leise und liebevoll, nachdem wir uns stundenlang geliebt hatten.
Ich suchte den Löschbutton. Meine Hände zitterten jedoch so sehr, dass ich verrutschte und die SMS stattdessen abschickte.
Nein!
Vor Schreck ließ ich das Handy fallen. Eiskalte Angst jagte durch mich hindurch. Das war’s dann wohl. Damit hatte ich ihn für alle Zeiten vergrault. Warum war ich nur so von der Rolle? Er war doch auch nur ein stinknormaler Kerl, wie alle anderen auch, die dort draußen herumliefen. Gut, er sah umwerfend aus, einfach zum Anbeißen, mehr als das, zum Vernaschen. Mein Schwanz war da absolut gleicher Meinung.
Ich hatte schon einige Typen abgeschleppt, in Bars oder einschlägigen Clubs. Da waren auch ein paar gewesen, die es mit ihm hätten aufnehmen können. Doch bei keinem von ihnen spielten mein Verstand und mein logisches Denkvermögen so verrückt wie bei diesem. Wer war dieser MEC85? Was hatte er an sich, was andere nicht bieten konnten?
Ich lief in meinem Schlafzimmer auf und ab. Scheiße, was mach ich jetzt nur?
Ich konnte doch unmöglich eine weitere SMS schicken, mit dem Text: „Vergiss die vorherige.“ Der würde mich doch für vollkommen hirnlos halten.
Sollte ich ihn vielleicht anrufen?
Telefonieren, war schon immer ein Horror für mich. Ich konnte mich mit jemandem persönlich unterhalten, ihn von allen möglichen Dingen überzeugen, auch solche, die er zuvor strikt abgelehnt hätte. Aber telefonieren. Da setzte regelmäßig mein Verstand aus. Ich wusste nie, was ich sagen sollte. Für solche Sachen hatte ich schließlich Dennis.
Deswegen schickte ich lieber eine SMS. Wozu sonst gab es diese Funktion?
Mein Handy piepte zweimal und kündigte damit den Empfang einer Kurzmeldung an. Ich stürzte mich auf das Gerät und klickte hektisch durch die Anzeigen, bis sich die eingegangene Nachricht öffnete.
„Hallo Busmäuschen!“, stand dort.
Busmäuschen …?
Ich konnte nicht anders. Ich musste losprusten.
Wie um alles in der Welt kam er auf Busmäuschen?
Wahrscheinlich genauso, wie ich auf die Idee mit Baustellenindianer kam.
Er konnte von mir nicht viel mehr sehen, als meinen Kopf und allenfalls noch ein wenig von den Schultern. Eventuell sah ich so verhuscht und grau wie eine Maus aus, wie ich dort hinter der Scheibe klebte und mir der Sabber aus den Mundwinkeln rann.
Ich musste immer noch kichern. Als mir jedoch klar wurde, dass ich ihm nun antworten musste, kehrte die eiskalte Angst wieder zu mir zurück. Vielleicht hatte ihn die alberne Bezeichnung nicht abgeschreckt, aber wenn ich nun noch einen Fehler beging, würde ich ihn endgültig verjagen.
Was schrieb ich nur?
Mit zitternden Fingern tippte ich: „Warum ich?“ ein.
Es dauerte unendlich lange zwei Minuten, ehe die Antwort kam.
„Ich will wissen, ob deine Zunge noch mehr kann.“
Kochend heiße Lust schoss in meinen Schoß und mein Schwanz schwoll von einer Sekunde zur anderen prall und hart an. Ich keuchte leise, ging zu meinem Bett und ließ mich schwer atmend darauf nieder.
Meine Zunge, wiederholte ich immer wieder. Natürlich konnte meine Zunge noch mehr. Sie konnte – wenn sie wollte – ungeahnte Gefühle hervorrufen, über diesen begnadeten Körper lecken und Lust und Leidenschaft entfachen. Sie konnte jemanden zum Stöhnen bringen und zum Schreien. Plötzlich wünschte ich mir, dass dieser Kerl meinen Namen schrie, während er den unglaublichsten Orgasmus seines Lebens hatte.
Ich musste ihm antworten, wurde mir ein weiteres Mal bewusst. Meine blöde Bezeichnung hatte ihn jedenfalls nicht vergrault, vielleicht sogar das Gegenteil bewirkt. Trotzdem wusste ich nicht, was ich als Nächstes schreiben sollte. Sollte ich ihn zu mir einladen? Von Angesicht zu Angesicht war es für mich leichter. Aber abgesehen davon, wenn mich dieser Satz schon so aus dem Konzept gebracht hatte, was würde passieren, wenn er leibhaftig vor mir stand? Vermutlich würde ich zu einem stammelnden Etwas mutieren und außer kehligem Gurren nichts heraus bringen.
Er war offensichtlich interessiert. Sonst hätte er sich diesen Trick mit der Bluetooth-Kopplung nicht einfallen lassen. Der Kerl sah umwerfend genug aus, um jeden haben zu können. Warum also einen Fremden, von dem er nicht mehr sehen konnte, als das Gesicht und die Zunge und der seiner frechen Aufforderung etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte.
Aber was schreibe ich ihm nur? Etwas, das nicht nach blöder Anmache klang und auch nicht so gierig und ausgehungert, wie sich mein Schwanz gerade anfühlte. Wären wir in einem Club, wüsste ich, was ich ihm antworten würde. So etwas wie: Kommt auf einen Versuch an. Oder Bei mir oder bei dir? Oder Bin gerade auf der Suche nach einer Testperson. Das alles klang viel zu abgedroschen und billig. So etwas sagte man in einem Club, mit einer gehörigen Portion Bier, Wodka-Cola oder auch Whiskey intus. Wenn der Verstand begann, sich in den nebligen Mantel aus Alkohol zu hüllen. Wenn die Gedanken umnachtet wurden, die Zunge ein Eigenleben entwickelte und nur noch der Fick zählte.
Was schreibe ich ihm nur?
Nichts Billiges. Nichts Blödes.
Aber was nur?
Ich sprang wieder auf die Beine und lief unruhig auf und ab, während ich mir das Hirn zermarterte. Ich wollte unbedingt das Richtige schreiben, aber was nur.
Noch während ich verzweifelt darüber nachdachte, was ich ihm antworten sollte, piepte mein Handy und ich zuckte vor Schreck zusammen.
Eine weitere SMS, von ihm.
„Bist du noch da? Habe ich dich erschreckt?“
Wo sollte ich denn schon hingehen?, sagte ich mir im Stillen, setzte mich wieder und tippte eine Antwort ein. „Bin noch da. Hab nur überlegt.“ Ich schickte die Nachricht weg, ohne noch einmal darüber nachzudenken.
„Worüber?“
Ich las dieses Wort einige Male durch. Es würde den Rahmen einer normalen SMS sprengen, wenn ich alles aufschreiben würde, worüber ich in den letzten Minuten nachgedacht hatte.
„Ruf mich an!“, stand in der nächsten SMS von ihm.
Ich keuchte leise.
„Du hast meine Nummer, also ruf du an“, schrieb ich zurück. Aus irgendeinem Grund wurde ich wütend. Die einfache Aufforderung, ihn anzurufen, die für mich plötzlich zu einem Befehl geworden war, hatte meinen Zorn entfacht. Ich warf das Handy aufs Bett und erhob mich, um abermals im Zimmer auf und ab zu laufen. Mir wurde es plötzlich zu heiß und ich ging zum Fenster, um es zu öffnen. Viele lange Minuten verharrte ich dort, atmete die frische Nachtluft ein und wartete.
Ich wartete auf irgendetwas, von dem ich wusste, dass es nicht eintreffen würde. Er wollte, dass ich ihn anrief. Und ich hatte ihm diesen Befehl zurück geschmettert. Ich würde ihn nicht anrufen, dafür war ich im Moment zu aufgebracht, zu stolz, zu eigensinnig, zu verbohrt, zu durcheinander. Ich würde vermutlich bis in alle Ewigkeit auf diesen Anruf warten. Wenn er klug war, tat er es ebenfalls nicht. Es war ein blödes, kindisches Spiel.
Wenn wir nur in einem Club wären …
Wollte ich nicht am Freitag sowieso ausgehen? Vielleicht konnte ich mir da einen respektablen Ersatz für den Straßenbauarbeiter suchen. Einen, der eventuell genauso aussah, dessen Ausstrahlung mich gleichermaßen gefangen nahm, dessen Grinsen mich ebenso fesselte und dessen Zunge gekonnt über meinen Bauch wanderte. Oder besser noch meine, die über dieses wahnsinnige Sixpack leckte. Die sich auf die Suche nach dem Ende des dunklen Dreiecks machte, das aus dem Hosenbund heraus gespitzelt hatte.
Mein Mund, der sich die dunklen Druckknöpfe an seiner Brust vornahmen, daran saugte und knabberte, sie zwischen die Zähne nahm und vorsichtig daran zog. Der sich die vollen, roten Lippen eroberte, sich auf sie drückte, sie ableckte, streichelte, heiße Küsse hauchte, sich zwischen sie drängte, um die Zunge zu einem wilden Tanz herauszufordern. Es musste meine Zunge sein, die ihm über den breiten Rücken strich, ihn laut aufstöhnen, ihn in zuckender Ekstase winden ließ. Die sich unter den Bund der orangeroten Hose stahl und seinen knackigen Hintern neckte, von dem ich nicht wusste, wie er aussah.
Ich wollte ihn sehen, wollte ihn spüren, ihn mit meinen Händen befühlen und die Konturen nachfahren. In die Spalte zwischen den strammen Backen fahren und die Pforte suchen, in der ich gerne meinen pochenden Schwanz versenken würde.
Ich wollte seinen heißen Atem auf meinem Körper fühlen, seinen Schweiß kosten, seinen Duft in mich aufnehmen, seinen männlichen Arbeiterduft, herb, nach Staub, Teer und Dreck riechend. All dies war mir vorenthalten, als ich hinter der Scheibe eingeschlossen war.
Ich schloss die Augen und rief mir das Bild noch einmal in Erinnerung, wie er sich aufrichtete, wie er seinen Oberkörper streckte und das Kreuz durchdrückte, seine Muskeln spielen ließ. Wie er sich umdrehte und mich angrinste.
Als das Festnetztelefon klingelte, erschrak ich so, dass ich mit einem Schrei herumfuhr und ungehemmt fluchte. Mir war jetzt nicht nach Konversation. Wer auch immer mich da um kurz vor zehn stören wollte, er würde vergeblich anklingeln. Ich wartete auf einen anderen Anruf. Ich wartete darauf, beinahe sehnsüchtig, flehend, dass mein Handy klingelte und er sich meldete. Aber er rief nicht an. Das Handy blieb stumm. Stattdessen klingelte das Festnetztelefon immer wieder penetrant.
Einmal, zweimal, fünfmal, zehnmal.
Ich weigerte mich, ran zu gehen.
Das verdammte Handy sollte klingeln, nicht das Festnetz.
Was wäre, wenn ich ran ginge und genau in diesem Moment entschied sich dieser Arbeiter, mich doch anzurufen …
Aber wer konnte mich schon anrufen. Meine Mutter? Dennis?
Oder vielleicht doch …?
Mit zitternden Fingern nahm ich den Hörer und drückte auf die grüne Taste.
„Bauer“, sagte ich und verschluckte mich beinahe an meinem eigenen Namen.
„Hallo Busmäuschen“, hallte es mir entgegen.
Mir fiel beinahe das Telefon aus der Hand.
„Woher hast du meine Nummer?“, konnte ich noch fragen. Meine Stimme klang irgendwie seltsam, fremd und kratzig.
„Telefonbuch online, Rückwärtssuche“, antwortete er gelassen.
„Aha“, machte ich nur. Natürlich, im Telefonbuch stand meine ganze Lebensgeschichte, inklusive Handy, Festnetz, Beruf, Büroadresse und mit ein wenig Recherche im Internet war auch meine Privatnummer mit zugehöriger Adresse ausfindig zu machen.
„Ich hab leider nur ein Prepaid-Handy“, plauderte er weiter, „und nicht mehr genug Guthaben. Da ich nicht wusste, wie lange wir quatschen werden, musste ich zu anderen Mitteln greifen.“
Einfallsreich war er schon, musste ich anerkennend feststellen. Erst diese Bluetooth-Nummer, nun die Suche nach der Festnetznummer. Ich sah auf die Anzeige auf dem Display. Es war eine andere Telefonnummer, von der er nun anrief, nicht die seine – eine Augsburger Festnetznummer. Hitze schoss in meine Wangen. Er war nur ein einfacher Arbeiter und ich hatte von ihm verlangt, die wenigen Kröten, die er verdiente für ein teures Handygespräch auszugeben.
„Du bist also Unternehmensberater“, sprach er weiter, als ich nicht antwortete. „Fahren die nicht für gewöhnlich einen dicken Benz?“
„Bentley“, antwortete ich und biss mir sogleich auf die Lippen. Ich wollte nicht angeben und mit meinem Reichtum protzen. Er hatte ohnehin schon so merkwürdig geklungen, so als schien er fast schon zu bereuen, dass er mich angerufen hatte. „Wenn er mal funktioniert“, fügte ich schnell an.
„Aha“, machte nun er und schwieg.
Es entstand eine ätzende Stille in der Leitung. Ich wusste, dass ich etwas sagen musste und kämpfte verzweifelt darum, mir etwas einfallen zu lassen.
„Du bist klar im Vorteil“, zerriss ich schließlich die Stille und räusperte mich leise. „Du weißt nun, wer ich bin.“
„Wie kommst du auf Indianer?“, wollte er wissen, ohne auf meine unausgesprochene Frage einzugehen.
„Weiß nicht, kam mir spontan in den Sinn, als ich dich sah.“
„Klingt lustig. Aber ich bin Spanier.“
Ein Gastarbeiter, schoss es mir in den Sinn. Ein Ausländer.
Nicht falsch verstehen. Ich hatte nichts gegen Ausländer. Diese konnten mitunter bessere Menschen sein als die Deutschen. Ich wusste in diesem Moment selbst nicht, warum mir das gerade so wichtig geworden war. Er war Straßenbauarbeiter und Ausländer, vielleicht eine recht interessante Kombination.
„Mein Name ist Manuel.“
„Was bedeutet das MEC85?“
„Manuel Enrico Cortez, Baujahr 85.“
Geboren 1985. Er war demnach fünfundzwanzig Jahre alt und Spanier. Das genügte mir aber nicht. Ich wollte mehr von ihm wissen.
Ich nahm mir eine große Portion Mut. „Hättest du Lust, dich mit mir zu treffen?“, fragte ich und hoffte, dass das nervöse Zittern meines Körpers nicht in meiner Stimme wiederzuerkennen war.
„Gerne“, gab er knapp von sich und ich begriff, dass er gerade nicht so frei reden konnte. Das knappe Wort hatte geklungen, als hätte er noch jede Menge hinterher zu schieben gehabt, es aber lieber für sich behalten. Vermutlich war er nicht allein.
„Jetzt?“, fragte ich und biss mir sogleich auf die Lippen. Das klang wirklich, als hätte ich es bitter nötig.
Als Schweigen in der Leitung herrschte, befürchtete ich bereits das Schlimmste.
„Gerne“, kam es endlich und ich atmete erleichtert aus. „Wo?“
In einem Club, einer Kneipe, einem Restaurant. Mir fiel in diesem Augenblick so vieles ein, was ich sogleich wieder verwarf. Ich wollte jedoch etwas ganz anderes. Nur er und ich.
„Wie wäre es hier, in meiner Wohnung?“ Ich hielt vor Spannung die Luft an.
Wieder entstand eine Pause, in der ich es kaum wagte zu atmen. Ich glaubte, ein Keuchen zu hören und eine männliche Stimme, die weit entfernt zu ihm sprach.
„Mein Kumpel will sein Telefon zurück“, erklärte Manuel tonlos, dennoch mit einem deutlichen Hauch von Sinnlichkeit. Offenbar war er durch das eindeutige Angebot überwältigt. Mir wurde plötzlich sehr heiß und ich begann zu schwitzen.
„Soll ich dich abholen?“, löste sich die Frage aus meinem Mund, noch ehe sie das Kontrollzentrum meines Hirns passieren konnte. Mann! Hatte ich es nötig. Wenn ich so weitermachte, würde er noch mit einem Sanitäter hier eintreffen.
„Hm“, machte er nachdenklich. „Keine schlechte Idee. Um diese Zeit fährt kein Bus mehr nach da draußen.“ Woher kannte er die Busverbindungen?, schoss es mir durch den Kopf. Hatte er dies in diesen fünfzehn Minuten ebenfalls recherchiert, als er nach meiner Telefonnummer geforscht hatte? „Läuft denn dein Wagen wieder?“
Der Bentley war heute Nachmittag wieder angeliefert worden und schnurrte nun wie ein rolliges Kätzchen. „Ja“, krächzte ich und musste mich leise räuspern. „Wo soll ich dich abholen?“
„An der Bushaltestelle am Deutsch-Amerikanischen-Volksfestplatz.“ Das war am Ende der Ackermann-Allee. Als ich heute mit dem Bus daran vorbei gefahren war, entdeckte ich dort zahlreiche Metallcontainer, die offensichtlich als Wohnbaracken dienten.
„In einer halben Stunde“, entgegnete ich.
„Okay“, kam es zurück.
„Bis dann“, beendete ich das Gespräch, legte allerdings erst auf, als Manuel die Verbindung unterbrach. Dann eilte ich ins Bad, entledigte mich auf dem Weg dorthin meiner Klamotten. Ich war total verschwitzt. Das Hemd klebte mir am Leib. Binnen fünf Minuten war ich geduscht und umgezogen. In weiteren zwei Minuten räumte ich sämtliche eventuell peinlich werdenden Sachen in eine Schublade und hastete auch schon in die Tiefgarage zu meinem Wagen. Nicht einmal zehn Minuten nach dem Gespräch fuhr ich auch schon die Einfahrt zur Tiefgarage hoch und raste mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit durch die Tempo-30-Zone.
Die Autobahn war fast leer. Ich kam sehr gut voran und drückte ordentlich aufs Gas. An der Autobahnausfahrt war ich zu schnell und wäre beinahe in die Böschung gefahren. Nur mit einer scharfen Bremsung gelang es mir, den Wagen wieder so weit herumzureißen, dass ich auf der Straße blieb. Die Reifen quietschten und ein weiterer Schub Adrenalin raste durch meinen Körper. Ich war schon wieder total verschwitzt und zitterte wie Espenlaub.
Auf der B17 hätte ich beinahe die Ausfahrt verpasst. Je näher ich der Bushaltestelle kam, desto mehr schien mein Innerstes durchzudrehen. Meine Hände waren eiskalt und konnten das Lenkrad kaum noch festhalten. Ich zitterte so sehr, dass mein Fuß ständig vom Gaspedal rutschte.
Endlich sah ich die Haltestelle und entdeckte ihn auch sogleich. Um diese Uhrzeit war die Straße menschenleer und nur eine einzige Person stand lässig gegen die Pfosten der überdachten Bushaltestelle gelehnt. Ich konzentrierte mich auf eine gemäßigte Fahrweise und hielt direkt vor der Haltestelle an.
Er lächelte freudig, stieß sich von dem Pfosten ab und schlenderte gemächlich näher. Auch ohne leuchtende Signalhose sah er umwerfend aus. Er hatte sich in ein eng anliegendes, schwarzes T-Shirt und eine lässige, schwarze Jeans gehüllt. Über seiner Schulter hing eine dunkle Jacke, die ich zunächst nicht näher definieren konnte. Ob Jeans oder Leder, das würde ich bald herausfinden.
Er streckte die Hand aus und öffnete die Beifahrertür und ließ sich mit einem saloppen „Hi!“ in den Ledersitz fallen. Seine Jacke – sie war aus schwarzem Jeansstoff – legte er auf seinem Schoß ab und schnallte sich an.
„Hi!“, brachte ich mühsam hervor und musste mich zusammenreißen, um ihn nicht mit gierigen Glupschaugen anzustarren.
Das Wageninnere wurde augenblicklich von seinem Aftershave erfüllt. Um welche Note es sich handelte, vermochte ich nicht zu erkennen. Ich benutze seit Jahren dasselbe und hatte mir noch nie die Mühe gemacht, mich durch die Parfümerie zu schnüffeln, um einmal etwas anderes auszuprobieren. Seines roch jedenfalls gut und prägte sich sofort anregend in meine Sinne ein.
Ich schluckte hart, legte den Gang ein und trat aufs Gas. Diesmal jedoch wollte ich gemäßigter fahren und mir mehr Zeit lassen. Es wäre sicherlich nicht von Vorteil, wenn ich meinen Gesenkte-Sau-Fahrstil abermals zur Schau stellte. Womöglich kotzte er mir noch in den Wagen und dann war dieses erste Treffen eher ein Fiasko, denn eine erste Annäherung.
Manuel sah sich dezent im Wageninneren um, nicht mit gierigen Augen des Neids, sondern eher voller Neugier und aufrichtigem Interesse.
„Wie kommt es, dass jemand mit solch einem Wagen Bus fahren muss?“ Das Unausgesprochene schwang deutlich mit. Mit solch einem Wagen konnte man sich entweder einen Zweitwagen oder zumindest das Taxigeld leisten.
„Taxiphobie“, antwortete ich knapp und musste mich auf den Verkehr konzentrieren. Es waren zwar nicht viele andere Verkehrsteilnehmer unterwegs, aber der Straßenrand genügte schon, um mein Denkvermögen ordentlich zu strapazieren. Ich schielte unentwegt in meine Augenwinkel, um meinen Sitznachbarn zu mustern und musste hart damit kämpfen, die Kurven und Ampeln nicht zu übersehen.
Manuel lachte leise, lehnte sich bequemer in den Sitz und spreizte leicht seine Knie. Ein heißer Schauer rann durch mich hindurch und ich krampfte meine Hände um das Lenkrad. Zum Glück lag seine Jacke auf seinem Schoß, sodass mir der Blick auf den Unterleib verwehrt blieb. Dann wäre ich vermutlich nicht mehr imstande gewesen, geradeaus zu fahren.
„In solchen Bussen kann man sich mehr Keime holen, als in einem Taxi“, gab er leicht amüsiert von sich.
Machte er sich etwa über mich lustig?
„Es geht mir nicht um Keime“, erwiderte ich etwas ungehalten. „Ich mag es einfach nicht.“
„Okay“, antwortete er. Er hatte kapiert. Dieses Thema war für mich zu heiß, als dass man es beim ersten Date ansprechen sollte.
Mir war es trotzdem peinlich.
„Wie lange bist du schon in Deutschland?“, fragte ich, um die entstandene Stille zu zerstören. Vielleicht sollte ich das Radio anmachen. Ich verwarf diesen Gedanken jedoch, da ich mich nicht gleichzeitig auf ihn, den Verkehr, meine Hormone, meinen zuckenden Unterleib, das Gaspedal und auf die geeignete Auswahl eines Senders konzentrieren konnte. Das war im Moment etwas zu viel.
„Drei Monate“, erzählte er bereitwillig.
„Dafür sprichst du sehr gut Deutsch.“ Ach nee, wie klischeehaft! Ich schalt mich für meine Aussage.
„Meine Mutter ist Deutsche“, berichtete er und holte tief Luft, um offenbar tiefer in seine Lebensgeschichte einzutauchen. „Mein Vater arbeitete über zehn Jahre in Hamburg als Tanzlehrer für spanische Folklore-Tänze. Dort lernte er auch meine Mutter kennen. Als er wegen Knieproblemen seinen Beruf aufgeben musste, zog er mit der Familie in seine Heimat zurück, nach Barcelona.“
Die Art, wie er den Namen der Stadt aussprach, war der letzte Beweis dafür, dass er ein waschechter Spanier war. Nur Einheimische sprachen den Namen mit so viel Liebe und Achtung aus. Ich war vor knapp fünf Jahren einmal in Barcelona gewesen und gleich auf Anhieb von der Herzlichkeit und der Liebe der Bewohner zu ihrer Stadt fasziniert.
„Zuhause haben wir fast nur deutsch gesprochen“, fuhr er bereitwillig fort. „Mein Bruder und ich sollten einen Vorteil für unser späteres Leben haben, indem wir zweisprachig aufwuchsen.“ Er machte ein leises Geräusch, das wie ein Schnaufen klang. „Was mir bislang nicht viel geholfen hat. Meine Deutschkenntnisse waren bislang nur dazu gut gewesen, um dem Arbeitsvermittler ein „Arschloch!“ an den Kopf zu werfen.“
Ich musste schmunzeln. „Warum das?“
Manuel sah mich kurz an. „Der Arbeitsvermittler kommt offensichtlich nicht mit der spanischen Bezeichnung meines Berufes zurecht. Er behauptet, meine Ausbildung wird hier in Deutschland nicht anerkannt, weil es keinen vergleichbaren Beruf gibt. Vollkommener Schwachsinn. Er ist ein absoluter Ignorant und blockt sämtliche Erklärungsversuche ab. Ich bin eigentlich hierher gekommen, um an einem der besten Straßen- und Autobahnnetzen der Welt zu lernen und mich weiter zu entwickeln. Da half leider auch mein ganzes Studium nicht. Ich bekomme hier keinen Job und muss mich aufgrund meiner mangelnden Beherrschung nun mit Tagelöhner-Jobs über Wasser halten.“
„Aha!“, machte ich und musste mir auf die Unterlippe beißen. Obwohl das ganz nach einer Jammergeschichte klang, hatte ich nicht den Eindruck, dass er mir die Ohren voll heulen wollte. Es klang eher danach, sich endlich mal Luft zu verschaffen. So vernahm ich auch ein leises Schnaufen, als hätte ihm dieser kleine Seelenstriptease recht gut getan.
„Warum Augsburg? In einer Großstadt wie München, Hamburg oder Berlin hätte es sicher mehr Chancen und kooperativere Arbeitsvermittler gegeben.“
„Das hat das Schicksal in Form eines Dartpfeils entschieden.“ Ein freches Lächeln huschte über seine Lippen. Dabei musterte er mich von der Seite her flüchtig. „Es gab noch einen weiteren Grund, warum ich nach Deutschland wollte“, fuhr er fort. „Hier gibt es genügend Jungs, die nicht nach jedem Fick zehn Ave-Maria herunter leiern.“
Aha, machte ich diesmal innerlich. Ein Kostverächter war er demnach auch nicht, schnappte sich alles, was einen Schwanz und zwei Beine hatte.
„Hier ist es viel leichter“, schloss er seine Lebensgeschichte ab. „Und du?“, wandte er sich unversehens an mich. „Was machst du so?“
„Ich bin Unternehmensberater. Ich berate Unternehmen“, gab ich knapp von mir und hätte mich am liebsten selbst ohrfeigen können. Mein Verstand war vermutlich mit in irgendeine Schublade geräumt worden, als ich noch schnell meine Wohnung gesellschaftsfähig machte. Daher kämpfte ich verzweifelt darum, meine blödsinnige Antwort zu revidieren. „Unternehmen, die in Not geraten sind, eine Umstrukturierung beabsichtigen, sich verändern oder verbessern wollen und dergleichen.“
„Läuft ganz gut, oder?“ Seine Bemerkung war mit einem anerkennenden Rundum-Blick im Wagen gekoppelt.
„Kann nicht klagen.“ Ich fädelte auf die Autobahn ein und drückte ordentlich aufs Gas. Ich musste aus dem Wagen raus und in die Sicherheit meiner Wohnung, wo ich mich nur auf mich selbst und mein nächstes Wort zu konzentrieren brauchte.
Manuel lehnte den Kopf an die Nackenstütze und streckte seine langen Beine in den Fußraum des Beifahrerabteils. Seine Hände lagen locker auf den Schenkeln. Als ich einen Gang hochschaltete, streifte ich dabei zufällig sein Knie. Ein Impuls durchfuhr mich, so als hätte eben eine statische Entladung stattgefunden. Es gab jedoch keinen Blitz, kein Knistern und keine wirkliche Entladung. Es war einzig und allein die Berührung gewesen. Ich musste arg mit meinen Reaktionen kämpfen, die Hand locker auf dem Schalthebel liegen lassen, als sei nichts geschehen. Insgeheim hoffte ich, dass ich beim nächsten Hochschalten wieder zufällig an seinem Knie entlang streichen konnte.
Bei meinem Wagen handelte es sich um einen Zweisitzer-Sportwagen, in welchem es für gewöhnlich eng zuging. Als ich beim Hochschalten das Knie verfehlte, wünschte ich mir, ich hätte eine noch engere Variante gewählt.
„Toller Wagen“, gab Manuel anerkennend von sich. „Was ist das für einer?“
„Bentley Continental Supersports Coupé, 603 PS, Spitzengeschwindigkeit 329 km/h, Allrad“, ratterte ich ohne nachzudenken herunter.
Oh, Gott! Habe ich mich da eben etwa als absoluter Statussymbol-Geschädigter geoutet? Wenn er jetzt noch einen Psychiater vorschlug, war ich vollkommen unten durch.
Doch Manuel lachte nur amüsiert. „Ist wohl neu“, gab er kichernd von sich.
Ich nickte. „Ein halbes Jahr. Hatte aber bislang wenig Freude an ihm. Streikte ständig.“
„Dann habe ich Glück, dass er endlich läuft.“
„Ist sozusagen eine Jungfernfahrt.“
Manuel kicherte noch immer und blickte sich nochmals neugierig um.
„Wie kommst du auf Indianer?“, wollte er abermals wissen.
Ich musste kurz nachdenken, da ich noch mit meinem Statussymbol-Outing zu kämpfen hatte und zuckte mit den Schultern. „Das sah im ersten Moment so aus, wie du die Kappe so über den Kopf gehalten hast. Wie eine Indianerfeder.“
„Aha“, machte er und lachte wieder. „Gefällt mir. So hat mich noch keiner genannt.“
„So? Wie nennt man dich denn sonst?“
„Im Deutschen gibt es mindestens genauso viele Verunglimpfungen meines Namens, wie im Spanischen. Ich bin froh, wenn sich endlich mal jemand meinen richtigen Namen merken kann.“
„So schwierig ist das doch nicht.“
„Hast du eine Ahnung!“ Er kicherte vielsagend.
„Wie kommst du auf Mäuschen?“, wollte ich meinerseits wissen.
Er lachte wieder. „Irgendwas musste ich auf den Indianer antworten. Da ich von dir nicht viel mehr als dein Gesicht sah, wie es durch die graue Scheibe guckte, kam ich auf Mäuschen.“
„Ungewöhnlich“, sagte ich tonlos. Als kleine Maus bezeichnet zu werden, war mir noch nie passiert. Ich mit meinen 1 Meter 85 und dem kräftigen Körperbau, würde wohl eher als Bär durchgehen, aber nicht als kleine, graue Maus. Allerdings hatte er durch die Seitenscheibe des Busses wirklich nicht mehr von mir gesehen.
Ich setzte den Blinker, um einen Lastwagen zu überholen und war für einen Moment abgelenkt. Er richtete sich gerader in seinem Sitz auf. Dabei rutschte die Jacke von seinem Schoß und fiel in den Fußraum. Ich musste mich arg zusammenreißen, um nicht den Platz der verrutschten Jacke einzunehmen. Angestrengt starrte ich in den Rückspiegel und wartete darauf, dass die Lichter des Lastwagens nicht mehr hinter uns zu sehen waren, nur um ihm nicht zwischen die Schenkel starren zu müssen.
„Unbequem?“, platzte mir dennoch heraus.
„Ganz im Gegenteil. Ich überlege gerade, ob genug Platz ist.“ Er beugte sich leicht vor, hob die Jacke auf und legte sie zurück auf seine Schenkel.
Ich wagte einen flüchtigen Seitenblick in seine Richtung. „Für was?“, erkundigte ich mich irritiert.
„Für deine Zunge.“
Kochend heiße Röte schoss mir ins Gesicht und ich verschluckte mich an meinem eigenen Atem. Ich hoffte inständig, dass es dunkel genug im Wagen war, damit er diese Peinlichkeit nicht sehen konnte. Verzweifelt krallte ich meine Hände um das Lenkrad, bis die Knöchel weiß hervortraten.
„Geht wohl nicht, während der Fahrt“, krächzte ich heiser und räusperte mich leise.
Manuel lachte. Offenbar hatte er genau dies beabsichtigt. Ein Abstecken der Spielregeln, mehr nicht. Er tastete und fühlte, wie weit er gehen konnte. Nur war dies eine verdammt schlechte Idee, während meine Gehirnzellen allem anderen gehorchten, nur nicht mir. Und vor allem, wenn das Hirn nicht da war, wo es eigentlich sein sollte. So konnte ich schlecht auf sein Spiel eingehen. Da war ich von vornherein auf verlorenem Posten. Etwas, was mir ganz und gar nicht gefiel.
Noch fünfhundert Meter, dann musste ich von der Autobahn runter, sagte ich mir, nicht dass ich noch die Ausfahrt verpasste … Ich fädelte mich wieder auf der rechten Spur ein, setzte den Blinker und ging vom Gas. Der Motor schnurrte leise und beruhigte sich gemächlich. Ich zitterte noch immer und mein Gesicht glühte nach wie vor, als ich auf die Zufahrtsstraße einbog, die mich in das Vorstadtviertel bringen würde, in dem ich meine Penthouse-Wohnung besaß. Jetzt musste ich nur noch knapp fünf Minuten durchhalten, ehe ich mein protziges Statussymbol in die Tiefgarage fahren konnte.
„Hast du einen Freund?“, wollte Manuel unversehens wissen.
Ich musste husten. „Nein. Anderenfalls würde ich dich nicht zu mir einladen.“ Das klang wieder verdammt notgeil. Ich war solo und hatte schon seit gefühlten Jahrzehnten keinen Sex mehr. Du meine Güte, war ich so verknöchert und gehirnamputiert? „Und du?“, brannte mir die Frage auf der Zunge.
„Nein. Anderenfalls hätte ich mich nicht einladen lassen.“
Solo. Gut, registrierte ich. Verdammt gut.
Die Ampel schaltete auf Rot. Ich trat vorsichtig auf die Bremse und brachte den Wagen zum Stehen. Der Motor schnurrte wie ein zufriedenes Kätzchen, gerade so als könnte er kein Wässerchen trüben.
Ich zählte die Sekunden, ehe die Ampel wieder auf Grün umschlug. Neunundsechzig, dann legte ich den ersten Gang ein und gab vorsichtig Gas. Bereitwillig rollte der Wagen los und ich lenkte ihn in die Straße, in der ich wohnte. Als ich zur Tiefgarageneinfahrt kam, beugte ich mich leicht vor und drückte einen Knopf am Armaturenbrett. Das Tor schwenkte hoch und ich fuhr hinein, rollte langsam durch die Reihen geparkter Wagen und stellte mich auf meinen Parkplatz. Meine Finger zitterten noch immer, als ich den Motor abstellte und den Schlüssel abzog.
„Wir sind da“, sagte ich, als ob er das nicht längst bemerkt hätte.
Manuel nickte, schnallte sich ab und öffnete die Tür. Er nahm die Jacke von seinem Schoß, worauf ich gewaltsam den Blick von ihm nehmen musste und stieg ebenfalls aus. Ich ging voran. Nein, ich flüchtete förmlich vor ihm hinweg zum Aufzug und drückte auf den Rufknopf. Die Türen gingen sofort auf und ich trat ein. Manuel folgte bereitwillig, stellte sich neben mich und starrte auf einen Punkt vor sich an der Wand.
Zehn Stockwerke, dann gingen die Türen wieder auf und ich verließ die Kabine. Direkt gegenüber dem Aufzug befand sich meine Wohnung. Mit zitternden Fingern den richtigen Schlüssel zu finden und dann auch noch das Schlüsselloch zu treffen, war nicht einfach. Aber es gelang mir, ohne dass ich die Schlüssel fallen ließ, und war regelrecht erleichtert, als ich die Tür ohne peinlichen Moment aufschließen und eintreten konnte.
Manuel folgte mir hinein und blickte sich im Flur flüchtig um. Derselbe nüchterne Informationsblick wie im Wagen. Registrieren, kartografieren, abspeichern, damit man sich nicht verlief, wenn man mal das Klo suchte.
Ich warf die Schlüssel auf den Schubladenschrank neben der Wohnungstür und ging in die Küche. „Willst du was trinken? Ein Bier? Oder was anderes?“
„Lieber was anderes“, antwortete Manuel und folgte mir in die Küche. „Ich kann mir keinen schweren Kopf leisten. Abgesehen davon bin ich nicht der Biertyp. Cola, Limo, Wasser, alles ist okay.“
„Was für ein Typ bist du dann?“
„Rotwein. Ich bin Spanier.“ Er grinste breit und blieb mitten in der Küche stehen, um sie mit demselben musternden, einschätzenden Blick abzuchecken.
Ich musste lächeln. Ich war eigentlich auch kein Biertyp. Die paar Flaschen, die in meinem Kühlschrank standen, waren von Dennis. Allerdings war mir Weißwein lieber, oder auch nur einfach Wasser. Vielleicht konnten wir uns irgendwann mal auf Rosé einigen.
Irgendwann mal?
Oh Gott, wie weit dachte ich denn schon wieder.
Ich kannte den Typen doch gerade mal dreißig Minuten und dachte schon über ein ‚irgendwann einmal‘ nach?
Scheiße, wohin hatte ich meinen Verstand gleich noch mal verräumt?
Ich drückte ihm eine Halbliterflasche Mineralwasser in die Hand und setzte mich auf einen der beiden Barhocker in meiner Küche. Ich hatte nicht oft Besuch in meiner Wohnung. Dennis kam hin und wieder, um mich zu einem Geschäftstermin abzuholen oder sich noch eine schnelle Tasse Kaffee zu gönnen. Oder um mit Pizza, chinesischem Essen, Bier oder Sekt einen erfolgreichen Auftrag zu feiern.
Manuel setzte sich auf den anderen, legte die Flasche an die Lippen und trank einige Schlucke. Ich tat es ihm gleich, jedoch nicht ohne ihn aus den Augen zu lassen. Als er sich einen Wassertropfen von den vollen, roten Lippen leckte, wurde mir wieder entsetzlich warm. Er musterte mich genauso interessiert, wie ich ihn.
„Was ist nun mit deiner Zunge?“, wollte er wissen und ich verschluckte mich an meinem Wasser. „Was kann sie denn alles?“
„Willst du das ausprobieren? Jetzt?“ Ich keuchte und wischte über meinen Mund.
„Deswegen sind wir doch hier, oder nicht?“ Er stellte die Flasche ab, erhob sich und kam um den Tisch herum.
Ich versteifte mich, als er hinter mich trat und seine Hände auf meine Schultern legte.
„Eigentlich hatte ich gedacht …“ Ich verstummte, als seine Finger über meinen Nacken streiften.
„Was …?“, hauchte er in meinem Rücken. „Dass wir noch eine Weile quatschen, bis einer von uns beiden platzt?“ Seine Lippen legten sich auf meinen Nacken, knapp oberhalb des Hemdkragens. Ein extrem heißer Kuss, der mir durch und durch ging, der direkt zwischen meinen Schenkeln in freudiger Erwartung gipfelte. „Wir brauchen es beide. Wie wäre es, wenn wir das auf hinterher verschieben. Was ich wissen wollte, habe ich erfahren.“
Ich keuchte voller Erregung, als seine Küsse sich langsam am Hals entlang nach vorn stahlen, an der Kante des Hemdkragens entlang, bis unter den Kehlkopf, der wild auf und ab hüpfte. Er beugte seinen Kopf über meine Schulter, drückte seinen Bauch gegen meinen Rücken. Deutlich fühlte ich die harte Beule in meinem Kreuz, spürte das ungeduldige Pochen und die sengende Hitze, die von ihm ausging. In meinem eigenen Schritt wurde es extrem heiß, eng und feucht.
Seine Hände stahlen sich von hinten über meine Schultern auf die Brust und in die Löcher zwischen den einzelnen Knöpfen. Zeitgleich bedeckten seine Lippen weiterhin jeden einzelnen Quadratzentimeter meines Halses mit heißen, brennenden Küssen.
Ich war zu keiner Regung mehr fähig.
„Ist das Hemd teuer gewesen? Wenn ja, dann zieh es aus. Sonst kann ich für nichts garantieren“, flüsterte er an meinem Ohr.
Meine Finger zitterten, als sie hochkamen und sich jeden einzelnen Knopf vornahmen. Ich hatte meine liebe Müh und Not, die klitzekleinen Knöpfe durch die klitzekleinen Löcher zu bugsieren, doch endlich hatte ich es geschafft und Manuel streifte es langsam über meine Schultern.
Seine Lippen eroberten sogleich die nackte Haut meiner Schultern und meines Rückens, noch bevor der Stoff von meinen Handgelenken rutschen konnte. Eine Gänsehaut rollte über mich hinweg. Seine Hände waren so heiß und seine Lippen noch viel heißer. Sein Körper, sein muskelbepackter Arbeiterkörper war so unheimlich scharf. Und erst die Beule, die sich nun noch härter und fordernder in mein Kreuz drückte.
Schließlich richtete er sich auf, rückte seinen Unterleib an meinen Rücken, rieb seine heftige Erregung an meiner Lendenwirbelsäule und stöhnte leise.
„Wenn deine Zunge nicht bald zeigt, was sie kann“, stöhnte er und beugte sich wieder vor. „Dann …“ Er verstummte und überließ es meiner Fantasie, was dann passierte.
Ich drehte mich um, stellte mich vor ihn, suchte den Kontakt zu seinen dunklen Augen und fesselte ihn förmlich an mich. Langsam näherten sich unsere Lippen, viel zu langsam, viel zu quälend. Endlich berührten sie sich, küssten sich, liebkosten sich, schmeckten einander. Als ich meine Zunge zwischen seine Lippen drängen wollte, zuckte er zurück und guckte mich mit einem merkwürdigen Blick an.
„Das war nicht, was ich erwartet hatte“, keuchte er erregt.
Ich lächelte, nahm ihn bei der Hand und führte ihn in mein Schlafzimmer. Auch hier musterte er die Inneneinrichtung mit einem sachlichen Auge, jedoch nur sehr kurz. Sogleich kehrte seine Aufmerksamkeit wieder zu mir zurück. Ich drängte ihn rücklings auf das Bett und beugte mich über ihn. Dann begann ich, ihn mit heißen Küssen zu bedecken. Zuerst den Hals, dann schob ich das schwarze T-Shirt hoch. Manuel riss es sich eiligst über den Kopf, warf es einfach von sich und legte sich wieder bereitwillig hin.
Meine Lippen arbeiteten sich gemächlich über den gesamten Oberkörper, den breiten Schultern, den kräftigen Brustkorb, zu den Brustwarzen. Unter meiner Berührung zogen sie sich zu kleinen dunklen Knöpfen zusammen, die ich endlich, endlich kosten, liebkosen und in mich saugen konnte. Nur kurz hielt ich mich auf und wanderte küssend und knabbernd über die sechs Muskelstränge seines Bauches, wie auch den Bauchnabel. An der winzige Spitze des schwarzen Dreiecks, welches aus seinem Hosenbund hervorlugte und Appetit auf mehr machen sollte, wurde ich langsamer. Die Ungeduld brannte dennoch in mir.
Als ich mich am Knopf der Jeans zu schaffen machte, stöhnte er leise und erwartungsvoll. Ich schob den Reißverschluss herunter und wurde bereits von seinem harten Schwanz angesprungen.
Trug der Kerl keine Unterwäsche?
Oder wusste er bereits, was passieren würde?
Jedenfalls war es recht praktisch. Meine Zunge gab ein kurzes Gastspiel dessen, was ihn erwarten konnte. Als sich meine Lippen über die pralle Eichel stülpten, stöhnte Manuel lauter, zuckte mit seinem Unterleib, so als wolle er mir seinen Penis gleich tief in den Rachen rammen. Doch er hielt sich zurück und begnügte sich damit, sein Becken leicht zu heben, damit ich ihm die Hose besser abstreifen konnte. Ich tat ihm den Gefallen.
Dafür musste ich jedoch seinen Schwanz loslassen. Er seufzte enttäuscht, öffnete die Augen und beobachtete mich dabei, wie ich ihm die Hose auszog und diese mitsamt den Turnschuhen über die Knöchel streifte und auf den Boden fallen ließ. Dann beugte ich mich wieder über ihn und begann einen Weg von der Brust bis zum Nabel mit Küssen zu bahnen. Er stöhnte ungeduldig. Sein Schwanz musste zum Zerreißen gespannt sein. Ich rutschte etwas tiefer, legte eine Hand auf die Hoden und massierte sie behutsam. Er zuckte leicht zusammen, stöhnte kehlig und räkelte sich unter meinen Händen.
Ich glitt noch etwas tiefer, schob meine Zunge in den Bauchnabel, fuhr die Konturen der Muskelpakete ab, bevor ich mit den kleinen schwarzen Haaren spielte und mich dabei allmählich wieder tiefer schob.
Manuels Stöhnen wurde immer unkontrollierter. Wenn ich nicht bald etwas unternahm, kam er allein. Ohne mich. Das wollte ich auf keinen Fall zulassen.
Daher stülpte ich meine Lippen ganz langsam über die Eichel, leckte die Tropfen ab, die aus dem kleinen Loch quollen und saugte den Schwanz komplett in meinen Mund. Der Schaft füllte meinen Rachen aus, stieß ganz hinten an die normalerweise empfindliche Stelle. Bei mir provozierte das keinen Würgereiz, sondern ein loderndes Ziehen in meinen Lenden. Ich stöhnte leise, als ich den Schwanz so weit in meinen Mund saugte, dass er hinten anstieß. Manuel sog ein ums andere Mal die Luft zischend durch die Zähne ein und bäumte sich mir stöhnend entgegen. Wieder zog ich mich zurück, nur um mich erneut festzusaugen.
Manuel stöhnte etwas lauter. Seine Hoden waren so hart zusammengezogen, dass er jeden Moment kommen musste. Sein Atem ging stockend und flach. Seine Finger hatten sich auf meine Schultern gelegt und drückten mich an sich.
Ich hob langsam meinen Kopf an, ließ einen leichten Unterdruck entstehen, worauf Manuel lang anhaltend stöhnte und sich seine Finger in meine Schulter krallten. Ich stülpte mich wieder tief über den Schwanz, schob ihn tief in meinen Rachen, bis er hinten anstieß, bewegte meine Zunge, umschmeichelte die harte, zum Bersten gespannte Eichel.
„J e r e m i a s“, stöhnte Manuel lang gezogen, dann bäumte sich sein Unterleib auf und füllte mich pochend, zuckend mit heißer Flüssigkeit, die mir brennend die Kehle hinunterlief. Sein ganzer Körper zuckte unter seinem Orgasmus. Er stöhnte meinen Namen ein weiteres Mal, betonte dabei beinahe jeden einzelnen Buchstaben, als hätte er ihn vorher auswendig gelernt. Ich saugte mich an ihm fest und ließ den Orgasmus in den Tiefen meiner Mundhöhle austoben. Genüsslich saugte ich den letzten Rest der Flüssigkeit aus ihm heraus, worauf er abermals zischend die Luft einsog und seine Finger in meine Schulter krallte. Sein Unterleib zuckte mir erwartungsvoll entgegen. Seine Schenkel pressten sich an mich, hielten mich fest, als wollten sie mich niemals wieder loslassen. Dann sank er schließlich mit einem langen Seufzen in sich zusammen. Sein Atem ging heftig. Ich konnte sein Herz wild schlagen hören.
Mit einem breiten Grinsen, saugte ich mich ein letztes Mal an ihm fest, worauf er zusammenzuckte und seufzte. Dann schob ich mich höher und legte mich auf ihn. Unsere Lippen fanden sich auf Anhieb und diesmal hatte er nichts dagegen, dass ich meine Zunge in seinen Mund drängte. Seine Hände schlangen sich um meinen Hals, hielten mich fest. Er rieb seinen Körper an meinen, seinen umwerfenden Arbeiterkörper, der Körper eines Baustellenindianers, der mich auf Anhieb verrückt gemacht hatte.
Nach einer unendlich langen Zeit, in der sich unsere Lippen nicht voneinander trennen wollten, löste sich Manuel von mir und sah mir tief in die Augen.
Seine Hände hatten sich unter den Bund der Hose geschoben und tasteten dort nach meinem Hintern.
„Oben oder unten?“, fragte er flüsternd.
„Ist mir scheißegal“, gab ich ebenso zurück. Das war es mir wirklich. Ich hatte keine Lieblingsposition. Alles hatte seine gewissen Reize.
Manuel warf sich mit einem Ruck herum und drängte mich unter sich. Er erhob sich, entledigte mich kurzerhand meiner Hose, der Unterhose, der Socken und der Schuhe und setzte sich rittlings auf meine Schenkel. Ein Blick, der mir genau sagte, was er wollte, ließ mich meinen Kopf zur Seite drehen, dorthin wo mein Nachtkasten stand.
„Oberste Schublade“, keuchte ich. Manuel kroch über das Bett, riss die Schublade auf und brachte ein Gummitütchen und eine Tube Gleitgel hervor. Ich musste grinsen, als ich daran dachte, wie lange sie schon dort unbenutzt lagen. Gab es bei Kondomen eigentlich ein Verfallsdatum?
Uns beide interessierte es nicht. Manuel riss die Packung auf, stülpte das Latex über meinen prall angeschwollenen Prügel, bestrich den gummierten Penis und seinen Eingang mit reichlich Gleitgel und kroch höher. Langsam ließ er sich auf meinem Schwanz nieder. Ganz langsam und vorsichtig, dehnte sich immer wieder selbst, damit ich besser hineingleiten konnte. Immer wieder zog er sich zurück, nur um sich noch weiter und tiefer über meinen Schwanz zu schieben. Als ich endlich ganz in seinem Hintern versunken war, stöhnte Manuel lustvoll und ließ sich vornüber fallen, um mich in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln.
„Hombre, bist du geil!“, entkam es ihm voller Lust. Er küsste meine Mundwinkel, während er langsam begann seinen Unterleib zu bewegen. Sein trotz des eben erst erlebten Orgasmus’ noch immer oder schon wieder steifer Penis rieb auf meinem Bauch.
Manuel war nicht minder geil. Sein Hintern war eng und heiß und jede seiner Bewegungen katapultierte mich gleich einen ganzen Treppenabsatz die Orgasmus-Leiter hinauf. Ich schloss die Augen und wollte die Bewegungen genießen, bemerkte jedoch, dass es mir nicht genug war. Ich wollte ihn sehen, wollte ihn mit meinen Augen verschlingen.