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Das Buch liefert 112 Tipps für schnelle Hilfe in Krisensituationen am Arbeitsplatz. Es bietet konkrete Lösungen für alle Konstellationen, in denen es um hochgepushte Emotionen geht. Mit Übungen, Anleitungen und Schritt-für-Schritt-Tipps zeigt die Autorin, wie Sie bei Ärger, Verletzungen, Kränkungen und Respektlosigkeiten schnell Abhilfe schaffen. So finden Sie in jeder Situation einen zielorientierten Ansatz zur Unterstützung oder Klärung.
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Seitenzahl: 135
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.Johann Wolfgang von Goethe
Geleitwort
Vorwort
Ich und Kollege(n): WG-Büro – zwischen Flitterwochen und Rosenkrieg
1 Das »Know-me«
2 Der Ort, an dem man noch nie war
3 Rückzug auf Zeit – mit Wort und Tat
4 Einordnen: Die Eskalationsstufen von Friedrich Glasl
5 Gut auf diesen Tag achten
6 Das Foto in der Schublade
7 Wertschätzung auf Knopfdruck
8 Die »Zehn Gebote der Gelassenheit«
9 Ich-Botschaften
10 Die vier Ebenen des Zuhörens
11 Wenn wir so weitermachen wie bisher …
12 Die GRIT-Methode
13 Analyse: Die »zwei Seelen in der Brust«
14 Akzeptieren: Dissonanzen und negative Gefühle
15 Realitätscheck
16 Bauchgefühl contra Kopfkino
17 Werte und Welten
18 Gestalter oder Opfer
19 Gedanken stoppen
20 Bewusste Entscheidungen treffen
21 »Gelée Royale«
22 Das SUNSHINE-Tagebuch
23 Schallplatte auflegen
24 Wie sag ich’s meinem Kinde?
25 Die vier Stufen von Humor
Ich und Chef: Und der Häuptling sprach – von Vorgaben und Befindlichkeiten
26 Das Etikett
27 Kurzmeditation
28 Die Gedanken sind frei
29 In den »Mokassins« des Chefs
30 Vier Schritte zum Einstieg in ein konstruktives Konfliktgespräch
31 Wunschzettel: Führung auf Augenhöhe
32 Feedback in drei Schritten
33 Fragen fragen
34 Selbstreflexion à la Tango
35 Wie du mir, so ich dir?!
36 Statt »Business as usual«: Business verstehen!
37 Sprache: Immer schön positiv
38 Emotionen? Aufgepasst!
39 Auf »Stärken-Pfaden«
40 Ausreden lassen
41 Ab und zu »bauchpinseln«
42 Stimme macht Stimmung
43 Der Königsweg
44 Atmosphäre zählt!
45 Smalltalk – kleiner Talk mit großer Wirkung
46 Diplomatie ist Trumpf!
47 Für Entspannung sorgen
48 Der Körper redet mit
49 Struktur, Struktur, Struktur!
50 Der Argumentebaum
51 Beispiele nicht vergessen!
52 Der klare Verbleib
53 Hoch lebe die Schriftform!
Ich und Team: Rudeldynamik – Leitwölfe, Erdmännchen und Lemminge
54 Hand trifft Zwerchfell
55 Was sagt mehr als tausend Worte?
56 Ein U – kein X: Der U-Prozess
57 Thank you for the music
58 Jeder Jeck ist anders
59 Das »Peer Feedback«
60 Wie tickt die Teamuhr?
61 Music meets Ego …
62 »Alle Neune« fürs Team
63 Duschen: Mit Stärken statt mit Wasser
64 Bedienungsanleitung für sich selbst
65 Von Veränderung und ihren »Zimmern«
66 Cappuccino oder Bier?
67 Sicherheitszone
68 Vier Listen
69 Spazier-Talk
70 Von Kindern und Hunden
71 Meetings: Start mit Qualität
72 Sitzen ist das neue Rauchen – Stand-up-Meetings
73 Meetings: Nie besser als mit Regeln
74 Meet but prepare
75 Meet with flash: Blitzlicht
76 Timeboxing
77 Meet but follow-up
78 Boxenstopp
79 Das Vier-Phasen-Meeting
80 Performance Booster
81 Verschiedene Brillen
82 Ein stiller Gruß
83 Ressourcen-Marktplatz
84 Statt Schatzsuche: Schätze sammeln
85 Ziele statt Probleme
86 Update mit Speed
87 Smartphone-Butler
88 Schnappt den Schuss
89 KKK – die Kritik-Kommunikationskarte
90 Ideen-Slam
91 Wie beim Tatort: Das Auge sieht mit
92 Der »Listening Circle«
93 Picasso als »crossfunktionaler Problemlöser«
94 Klatsch und Tratsch von seiner besten Seite
95 Pro Demokratie: Aufgabenverteilung nach Widerstand
96 Pausen sind auch Musik
Ich und Kunde: König Kunde – Wie viele Zacken hat die Krone?
97 Der leere Stuhl
98 Nasenyoga
99 Das Window dahinter
100 Die Ärgerliste
101 Vorsicht Glas!
102 Der Kunden-MBA
103 Hoch lebe der »Erklärbär«
104 Ärger-Zoo
105 Die vier Stufen von Servicequalität
106 Hinter dem Horizont geht’s weiter
107 The white lie
Ich und Unternehmenskultur: Auf dem Traumschiff wird gerudert – Ich glaube, ich bin auf dem falschen Dampfer
108 Vom Sinn der Unternehmung
109 Vier Hebel zur Änderung einer Unternehmenskultur
110 Für den Konfliktfall: Ein Konzept
111 Frischzellen: Kennzeichen agiler Organisationen
112 Tipps für eine konstruktive Fehlerkultur
Danke …
Anmerkungen
Quellenverzeichnis
Man braucht kein Prophet zu sein, um vorhersagen zu können, dass wir es in den kommenden Dezennien vermehrt mit Konflikten zu tun haben werden. Und zwar auf allen Ebenen: In den Individuen, zwischen Menschen, in Gruppen, in Organisationen und Interessensverbänden, in Regierungen und zwischenstaatlichen Bündnissystemen. Denn wir bekommen jetzt neben den Errungenschaften der Natur- und Ingenieurwissenschaften der vergangenen zweihundert Jahre immer mehr die Schattenseiten dieses Fortschritts zu spüren: Die Auswirkungen auf das Klima, die Erschöpfung natürlicher Ressourcen, Eingriffe in komplexe Naturzusammenhänge mit irreparablen Schäden, um nur einige wichtige zu nennen. Diese verheerenden Folgen betreffen uns alle!
Darum sind wir alle herausgefordert, grundsätzliche und nachhaltige Lösungen der vielfältigen Probleme zu finden. Das kann jedoch nur im Miteinander, nicht im Verfolgen egoistischer oder nationaler Interessen gelingen. Dabei werden die unterschiedlichsten Interessen, Erklärungsmodelle und Lösungskonzepte aufeinanderprallen. Wir gehen also einer spannungsreichen Zeit entgegen. Das heißt im Klartext: Es wird vermehrt Konflikte geben.
Es ist mir deshalb ein großes persönliches Anliegen, Menschen bei der Lösung ihrer Konflikte zu unterstützen und darüber hinaus Konfliktfähigkeit von Menschen zu entwickeln und Konfliktfestigkeit von Organisationen zu fördern, wo immer das möglich ist.
Auch wenn sich dieses Buch bewusst nicht den erwähnten großen Konflikten unserer Zeit widmet, ist es von unschätzbarem Wert. Denn es bietet ein Schatzkästchen mit vielen praktischen Methoden, mit deren Hilfe Menschen auf erstaunlich leichte Art lernen, in ihrem Alltag mit Konflikten konstruktiv umzugehen. Dabei geht es keineswegs bloß um ein paar simple Tricks. Nein, beim Ausprobieren der Methoden wird nämlich schnell deutlich, dass eine noch so gute Technik nur dann positiv wirkt, wenn sie von Empathie und einer Haltung der Achtung der menschlichen Würde der Mitmenschen getragen wird. Und diese Haltung ist die Frucht wahrhaftiger Selbsterkenntnis und konsequenter Arbeit an den erkannten eigenen Stärken und Schwächen.
Wer es auf diese Weise versucht, wird durch das Erleben erster, vielleicht zunächst nur kleiner Erfolge ermutigt, sich auch schwierigeren Konflikten zu stellen und die in ihnen verborgenen Entwicklungschancen zu nutzen. Wenn Menschen nach und nach konfliktfähig werden, können sie aus Überzeugung auf Gewaltanwendung verzichten, weil Gewalt die Probleme nicht wirklich nachhaltig lösen kann, sondern zusätzlich nur noch neue schafft. Ich hoffe, dass diese Erkenntnisse, Haltungen und Fähigkeiten mit der Zeit auch auf die einflussreichen Menschen in Wirtschaft und Politik ausstrahlen, damit diese verantwortungsvoll handeln mögen.
So kann durch kleine Steinchen das Mosaik einer neuen Konfliktkultur entstehen.
Univ. Prof. Dr. Dr. h. c. Friedrich Glasl
Seekirchen bei Salzburg
»Frau Goj, bekommen unsere Vorgesetzten denn auch noch so ein Konfliktmanagement-Seminar bei Ihnen?« Diese Frage bekam ich in den letzten fünfzehn Jahren sehr häufig gestellt. Fast genauso häufig musste ich diese Frage verneinen, denn meistens bestand in diesen Seminaren mein Auftrag darin, die neu eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kommunikation und speziell im Umgang mit Konflikten zu schulen, aber nicht deren Chefs.
So entstand die Idee für dieses Buch: Einmal alles zusammenzutragen, was auch auf Mitarbeiterebene (!) jeder Einzelne tun oder anregen kann, wenn es Spannungen im Büro, mit dem Chef, im Team, mit Kunden oder mit der Kultur des Arbeitgebers gibt. Ein Buch also, das die Eigenverantwortung und damit auch die Kompetenz im Umgang mit Konflikten im Berufsleben fördern will.
Die Tatsache, dass wir alle in einer Arbeitswelt unterwegs sind, in der – angeregt von der IT-Branche – zunehmend Hierarchien flacher werden, sogenannte work hacks und agile Methoden Einzug halten, die unsere Zusammenarbeit flexibler, moderner und kundenfokussierter gestalten, erlebe ich als glücklichen Umstand. Denn diese Entwicklung stärkt die Eigenverantwortung und erweitert so manchen Spielraum auch auf Mitarbeiterebene, unterstützt also die Kernaussage dieses Buchs. Vorbei die Zeiten, in denen es ausschließlich darum gehen musste, abzuwarten, bis irgendwann eine »Topdown«-Entscheidung mit der richtigen »Windrichtung« kam. Bei allen aktuellen Anforderungen, die das berufliche Umfeld stellt, sollte meines Erachtens heute jede Anregung willkommen sein, die der Steigerung von Qualität und Leistung gilt – mit allen Herausforderungen, die insbesondere flachere Hierarchien und das damit verbundene Loslassen auch für Führungskräfte mit sich bringen. Da ist vieles im Umbruch und braucht Räume für Reflexion, Austausch und Neuorientierung in Bezug auf die Identität und das eigene Selbstverständnis.
Beim Zusammenstellen der »Tools« habe ich von meinen zwölf Berufsjahren als Therapeutin genauso profitiert wie von den fünfzehn Jahren als selbstständiger Coach im nationalen wie auch im internationalen Unternehmenskontext. Daher haben in diesem Buch sowohl meditative Ansätze als auch Werkzeuge für Reflexion, Prävention und das schlichte Tun ihren Platz – allein wie auch gemeinsam.
Blättern im Buch, anstatt es in einem Zug zu lesen, ist ausdrücklich erwünscht, genauso wie das kreative Verwenden, Austauschen und Kombinieren der Tools aus den einzelnen Kapiteln. Hier sind der Fantasie selbstverständlich keine Grenzen gesetzt!
Hauptsache ist: Ihr als Leserinnen und Leser habt einen Nutzen und fühlt euch dazu ermutigt, das eine oder andere Werkzeug tatsächlich auszuprobieren. Dadurch entwickelt ihr euch persönlich und beruflich weiter, verlasst in Konfliktsituationen die Opferrolle und werdet immer mehr zum Gestalter – ein bedeutsamer Unterschied.
Cordula Goj
Bonn, im Juni 2018
Es kann traumhaft sein, wenn du dich jeden Morgen darauf freust, ins Büro zu kommen. Dann, wenn das Miteinander zwischen dir und dem oder den Menschen, mit denen du das Büro teilst, einfach harmonisch ist. Wenn ihr euch, egal, wie viele ihr seid, »riechen« könnt und daher auch solche Themen wie die Frischluftzufuhr zu jeder Jahreszeit spielend leicht regeln könnt.
In vielen Fällen sieht es anders aus in den Büros hierzulande: Da wusstet ihr gleich bei der ersten Begegnung, dass es mit diesem Kollegen nicht einfach wird, dass zwischen euch »die Chemie nicht stimmt« und ihr es schwer haben würdet, euch jemals sympathisch zu finden und »auf eine Wellenlänge« zu kommen. Infolgedessen sprecht ihr vielleicht nach einigen mehr oder weniger halbherzigen Versuchen nur noch das Nötigste miteinander, für die Regelung zum Lüften muss der Chef hinzugezogen werden und so richtig durchatmen könnt ihr eigentlich nur am Feierabend.
Dabei weiß manchmal keiner mehr genau, wie es überhaupt zu euren ersten Eindrücken gekommen ist! Aber ihr als betroffene Parteien belasst die Situation, wie sie ist, weil ihr unsicher oder hilflos seid bei der Frage, wie man sie denn verbessern könnte. So wiederholen sich immer wieder die gleichen Kommunikations- und Verhaltensmuster. Die Bilder und Eindrücke, die jeder vom anderen gewinnt, verfestigen sich so lange, bis keiner mehr die »Schublade« aufräumt oder hinterfragt, in der der Kollege inzwischen bei dir gelandet ist – und du auch bei ihm.
Ein Reflexionsthema, das in solchen Konstellationen sehr häufig zu ersten Aha-Effekten führen kann und das schon einige Jahre »auf dem Buckel hat«, soll hier vorab erklärt werden: Die Projektion1 oder auch Übertragung2 – beides Begrifflichkeiten aus der Psychologie bzw. Psychoanalyse und damit vom guten alten Sigmund Freud.
Die Projektion beschreibt den allzu menschlichen Vorgang, dass wir unangenehme Eigenschaften, die wir bei uns selbst unbewusst (!) nicht wahrhaben wollen, anderen Personen zuschreiben.
Wenn dich z. B. an deinem Kollegen nervt, dass er nie auf den Punkt kommt: Schau doch mal, ob das zufällig auch eine deiner menschlichen Schwächen sein kann.
Bei der Übertragung ist noch mehr Dynamik im Spiel: Hier kann es z. B. sein, dass der »schwierige Kollege« dich unbewusst an deinen schwierigen älteren Bruder erinnert, der dich immer »gepiesackt« hat. Und »schwups« hat der Kollege erst mal »schlechte Karten« bei dir.
Da kann es helfen, dass du dir immer wieder sehr klarmachst: Dein Kollege ist nicht dein Bruder. Also verdient er die Chance, dass du bei ihm im Laufe der Zeit (noch) ganz andere, komplett neue Charakterzüge und Verhaltensweisen entdeckst, die nicht mal ansatzweise mit deinem Bruder zu tun haben. Vielleicht werdet ihr, dein Kollege und du, sogar mal richtig gute Freunde?! Die Chance ist da!
Und jetzt: Viel Freude beim Ausprobieren der »Kollegen-Tools« in diesem Abschnitt!
Dieses erste Tool dient allein der Reflexion und es steht bewusst ganz am Anfang dieses Buches, weil es von so großer Bedeutung ist.
Der Autor Peter Fischer beschreibt es als »Wissen über sich selbst« für Top-Führungskräfte oder solche, die es bald werden sollen. Ich sehe die Kompetenz, sich selbst mit seinen Stärken und Schwächen möglichst gut zu kennen, als eine zentrale Fähigkeit für jeden an, der heute beruflich vorankommen und sich professionell weiterentwickeln will.
Denn wir alle haben beruflich immer wieder mit anderen Menschen zu tun, mit Kollegen, mit Chefs, mit Teams, mit Kunden. Mit allen kommunizieren wir, mit vielen wird es zumindest hin und wieder Reibungen geben. Da hilft es sehr, wenn du z. B. weißt, ob der Vorwurf »du hörst nie richtig zu« tatsächlich etwas mit dir zu tun hat oder eher einer Stresssituation deines Kollegen entspringt.
Also: Das Know-me, das Sich-selbst-Reflektieren hört nie auf, die Bereitschaft dazu solltest du immer wieder aufbringen, auch wenn es manchmal lästig oder unbequem ist. Es gilt, die eigene Persönlichkeit mit ihren Vorzügen und Schattenseiten immer wieder neu ins Blickfeld zu nehmen. Mit Peter Fischer bin ich überzeugt: Das ist die Basis für Erfolg im Beruf – heute wie morgen.
Alles andere, Know-how in Bezug auf Methoden und Kompetenzen, Know-what in Bezug auf Fachwissen, das kann ich mir lebenslang aneignen, das Know-me braucht immer wieder eine Entscheidung.
Wenn es gerade mal wieder so weit war, dass du hättest »an die Decke gehen können« wegen des »lieben Kollegen«4, dann brauchst du eines zuallererst: Abstand! Und das ganz praktisch und ganz real!
Dazu suchst du am besten einen Ort auf, den du im Unternehmen noch nie betreten hast und an dem du für einige Minuten allein bist, auch wenn das unter Umständen der Putzmittel- oder Serverraum oder das Archiv ist – egal! Denn du bleibst nicht stundenlang an diesem Ort …
Nimm dir hier einen Moment Zeit, atme tief durch und murmle die Antworten auf die folgenden Fragen am besten halblaut vor dich hin:
Was sehe ich hier für Gegenstände?
Auf Augenhöhe, aber auch unten am Fußboden oder Richtung Decke? Beschreibe sie!
Welche Geräusche höre ich?
Vielleicht schließt du dazu die Augen: Und wenn es eine Fliege ist, die sich hierher verirrt hat …
Was rieche ich?
Putz- oder Desinfektionsmittel?
Was schmecke ich zurzeit, wenn ich mir mal kurz über die Lippen lecke?
Vielleicht noch den Rest eines Kaugummis oder Hustenbonbons? Gar nichts? Auch gut, denn es geht nur um die Bestandsaufnahme, darum, was du in dem Moment wahrnimmst oder spürst!
Was fühlt sich hier wie an, was taste ich?
Das dürfen auch ein Serverkabel, ein Schwerlastregal oder Gummihandschuhe sein …
Entscheidend ist bei alldem, dass sich deine gesamte Person über die fünf Sinne mit neuen Wahrnehmungen beschäftigt und dadurch von dem ablenkt, was dich gerade am Kollegen so aufgeregt hat. Nach einigen Minuten gehst du wieder zurück an deinen Arbeitsplatz, voller neuer Eindrücke …
Wenn ein Gespräch mit dem Kollegen gerade »hohe Wellen schlägt« oder dabei ist zu eskalieren, kannst du dem entgegenwirken, indem du z. B. sehr klar formulierst:
»Ich rege mich gerade ziemlich auf. Lass mich bitte mit diesem Thema eine Weile in Ruhe, ich komme dann wieder auf dich zu« (dieser Satz von dir gilt als »Wort«).
Im Anschluss hältst auch du dich daran, arbeitest eine Weile still für dich oder sprichst mit ihm über andere Themen (diese Handlung wäre deine erste »Tat«).
Mit diesem Verhalten beugst du einer weiteren Eskalation vor, verschiebst aber gleichzeitig die Fortsetzung des Gesprächs nicht auf »Sankt Nimmerlein«. Du schützt dich außerdem vor weiteren Äußerungen des Kollegen zu diesem Thema, weil du deutlich machst, dass du auf den Kollegen zukommst und nicht etwa umgekehrt.
Wichtig ist, dass du dich in absehbarer Zeit tatsächlich an ihn wendest und das Thema erneut ansprichst (diese Handlung gilt als deine zweite »Tat«). So zeigst du dich zuverlässig und wirst dafür »Sympathiepunkte« sammeln, auch wenn dir der Kollege das nicht gleich ausdrücklich sagt.
Wenn du merkst, dass sich die Meinungsverschiedenheiten mit dem Kollegen immer mehr verhärten, hilft es, den Konflikt mithilfe der anerkannten Eskalationsstufen von Friedrich Glasl professionell einzuordnen: Auf welcher Stufe befindet ihr euch eurer Meinung nach?
Und was ist demnach zu tun bzw. welche Maßnahme ist über euren Vorgesetzten anzuregen?
Friedrich Glasl empfiehlt auf jeder Stufe eine andere Aktion, wobei die Übergänge fließend sind und der jeweiligen individuellen Einschätzung bedürfen:
auf den Stufen 1 bis 3 eine Moderation,
auf den Stufen 3 bis 5 eine Prozessbegleitung,
auf den Stufen 4 bis 6 eine soziotherapeutische Prozessbegleitung,
auf den Stufen 5 bis 7 eine Vermittlung,
auf den Stufen 6 bis 8 ein Schiedsverfahren und
auf den Stufen 7 bis 9 einen Machteingriff.
Diese Aufzählung gibt eine erste Orientierung über notwendige Schritte.
