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Daniel Düsentrieb hat es leicht: Sein Genie gibt ihm die Erfindungen ein, über Finanzierung und Patentrecht muss er sich keine Gedanken machen. Das ist schön, die Wirklichkeit ist leider etwas komplizierter: Alexander Rapp zeigt Ihnen, wie Sie als Erfinder systematisch arbeiten, wie Sie Ideen bewerten, diese dann umsetzen und schließlich Ihr Werk auf Herz und Nieren prüfen. Er erklärt Ihnen außerdem, was der Unterschied zwischen Patent und Gebrauchsmuster ist und wie Sie Ihre Erfindung am besten schützen. Schließlich gibt er Ihnen noch Anregungen, wie Sie mit Investitionen und Lizenzen Ihres Geistes Kind zu Geld machen können.
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Seitenzahl: 494
Veröffentlichungsjahr: 2013
Die sieben Todsünden des Erfinders
Eine Lösung zu finden, die komplexer ist, als das ursprüngliche Problem.Etwas zu erfinden, das es schon gibt.Die technische Aufgabe nicht zu verstehen und deshalb zu einer nutzlosen »Lösung« zu gelangen.Am Markt vorbeizuerfinden.Den Wert einer Erfindung zu überschätzen.Die Erfindung nicht bis zur Patent- oder Gebrauchsmusteranmeldung geheimzuhalten.Zu glauben, dass die Geheimhaltung sicherer ist, als der Patentschutz.Drei Wege um mit einer Erfindung Geld zu verdienen
Lizenzierung: Sie geben die gesamten Nutzungsrechte für Ihre Erfindung ab und erhalten dafür Lizenzgebühren. So gehen Sie das kleinste unternehmerische Risiko ein, haben aber auch die wenigsten Chancen auf riesige Gewinne.
Subunternehmer einbinden: Sie lassen Ihre Erfindung von einer Fremdfirma herstellen und kümmern sich selbst um Vermarktung und Vertrieb.
Im Alleingang: Sie können sich auch dazu entscheiden, alles selbst in die Hand zu nehmen, von der Produktentwicklung über die Produktion bis zum Verkauf. Als unternehmerisches Risiko bleiben Ihnen die Investitionen in den gesamten Produktionszyklus. Die Chance ist, dass Sie den Grundstein für ein großes Unternehmen legen.
Eigenschaften eines erfolgreichen Produkts
Erfolgreiche Produkte haben einiges Gemeinsam:
Einzigartigkeit Kundenorientierung Orientierung an der Größe und der Güte des MarktesDazu kommen einige Faustregeln, an die Sie sich als Erfinder halten können:
Gute Planung und Vorbereitung aller Schritte Die Wichtigkeit des Marketing nicht unterschätzen Ein gutes Team und persönlicher Rückhalt Die eigenen Kernkompetenzen nutzen Entscheidungen treffen und sich von Ideen trennen Klare Kontrollen des Fortschritts Ausreichende finanzielle Mittel GeschwindigkeitTricks zum Lösen technischer Aufgaben
Sie können Ihrer Kreativität durch die folgenden Methoden auf die Sprünge helfen: Umkehrprinzip – denken Sie sich alle Teile einer Vorrichtung oder eines Prozesses, die Sie durch Ihre Erfindung verbessern wollen spiegelverkehrt, auf den Kopf gestellt oder lassen Sie sie in Gedanken in die umgekehrte Richtung ablaufen. Zwerge und Riesen – stellen Sie sich jedes Einzelteil sehr groß und sehr klein vor, oder denken Sie sich jeden Verfahrensschritt sehr schnell und sehr langsam. Übertragung einer Lösung aus einem anderen technischen Bereich
Abstrahieren Sie von Ihrer konkreten Aufgabe. Versuchen Sie, das Prinzip der Aufgabe zu ergründen und zu benennen.Recherchieren Sie gezielt nach Lösungsprinzipien in anderen Bereichen. Überlegen Sie, wo ein ähnliches Problem bestehen und gelöst sein könnte.Abstrahieren Sie von der direkten Anwendung. In anderen technischen Bereichen werden Sie die konkrete Anwendung eines Lösungsprinzips finden. Dieses Prinzip können Sie aus der Anwendung abstrahieren.Wenden Sie jetzt dieses Prinzip auf Ihre konkrete Aufgabe an.Informationsquellen Wissen ist Macht ! Erfolgreiche Erfinder kennen sich nicht nur in ihrem eigenen technischen Bereich aus, sondern verfügen auch über einen reichen Schatz an technischen Lösungen aus anderen Bereichen. Die wichtigsten Quellen des technischen Wissens sind die folgenden:
• Die Patentdatenbanken des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA) und des Europäischen Patentamtes (EPA), die im Internet frei zugänglich sind. Hier können Sie auch überprüfen, ob Ihre Erfindung nicht schon existiert.• Einkaufsläden, in denen Sie technische Produkte finden. Durch die genaue Betrachtung der Einzelteile und Funktionen eines Gerätes lernen Sie viel über die technischen Möglichkeiten und Fertigungstechniken.• Auf Internetmarktplätzen erhalten Sie schnellen Zugang zu einer Unzahl technischer Geräte. Sie finden Datenblätter und technische Beschreibungen• Listen und Tabellenwerke für Ingenieure (Werkstoffe, Maschinenteile) sind eine Fundgrube für technische Detaillösungen.Das Erfindertagebuch
Legen Sie am ersten Tag Ihres neuen Lebens als Erfinder ein Tagebuch an. In dieses Buch (oder diese Datei) schreiben Sie alles, was Ihnen tagtäglich passiert:
Namen und Adressen von Personen, denen Sie begegnen:
• andere Erfinder• potentielle Lizenznehmer• technische Experten• Händler• Potentielle Kunden und Trendsetter• Patentspezialisten usw.Ihre Fortschritte und eventuelle Hindernisse
• Technische Aufgaben und Ideen zu deren Lösung• Skizzen und Baubeschreibungen Ihrer Prototypen• Fehleranalysen• Probleme bei Konstruktion und Herstellung und deren LösungenUnd vor allem alle Ideen, die Ihnen während der Arbeit an Ihrer Erfindung noch zusätzlich einfallen. So schaffen Sie sich einen Ideenschatz aus dem Sie später schöpfen können!
Patentierung leicht (er) gemacht
Wenn Sie von Anfang an an eine spätere Patentierung denken, sparen Sie Zeit und Kosten, wenn es soweit ist. Erarbeiten Sie
• eine ausführliche Beschreibung der technischen Aufgabe• eine genaue Kenntnis des Standes der Technik und seiner Mängel• eine genaue Definition des Kernes Ihrer Erfindung• alle denkbaren Ausgestaltungen und Einsatzmöglichkeiten Ihrer Erfindung (das sind die späteren Produkte, in denen Ihre Erfindung zum Einsatz kommt).Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1. Auflage 2011
© 2011 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Korrektur: Jürgen Dubau
ISBN: 978-3-527-70500-9 ePDF ISBN: 978-3-527-65851-0 ePub ISBN: 978-3-527-65850-3 mobi ISBN: 978-3-527-65852-7
Inhaltsverzeichnis
Die Länder Mitteleuropas, und damit auch die Bundesrepublik Deutschland, sind arm an Bodenschätzen. Dies stellt ihre Einwohner vor besondere Herausforderungen. Hier gilt: »Ohne Fleiß kein Preis.« Ein altes Sprichwort, aber immer noch gültig. Dazu setzt die Globalisierung neue, ungewohnte Maßstäbe. Was der Boden nicht bringt, müssen unsere klugen und tüchtigen Köpfe bringen. Wir haben genügend schöpferische Menschen.
Wir müssen noch mehr als bisher den Rohstoffen Erz und Gold die »Rohstoffe« Geist und Wille gegenüberstellen. Wer Risiken nicht scheut und sich selbst und seinen Zielen treu bleibt, hat das Zeug zum erfolgreichen Erfinder. Wer dazu noch die Früchte seiner nie versiegenden Neugier und seiner Begeisterungsfähigkeit nutzt, und dabei Charakterstärke, Disziplin, Können und Mut zeigt, wird am Ende für seine Bemühungen belohnt werden. Dabei sollte kein Erfinder vergessen, dass das Schaffen von Neuem auch eine Verantwortung mit sich bringt.
Der Autor dieses Buches, Herr Alexander Rapp, schildert den Weg zum erfolgreichen Erfinder als Praktiker. Seine Tipps und Anregungen begleiten den Leser mit Spannung und gesunder Neugier auf seinem Weg zum erfolgreichen Erfinder.
Prof. Artur Fischer
Wieso hat noch niemand eine Tür erfunden, die nicht quietscht. Oder die immergrüne Ampel. Wenn Sie die Idee dazu haben, sollten Sie nicht darauf warten, dass irgendjemand, irgendwann auch darauf kommt. Lassen Sie die Menschheit selbst an Ihrer Lösung teilhaben. Sie sind kein Erfinder? Dieses Buch soll Ihnen zeigen, dass es einfach ist, einer zu werden.
Wie sieht so ein Erfinder aus. Wenn Sie in den Spiegel schauen, werden Sie vielleicht nicht den schluderigen, zerzausten Einstein sehen, der dem romantischen Bild des Erfinders entspricht. Aber Sie müssen nicht den Friseur wechseln oder eine verstaubte Kammer mit abstrusen Apparaturen ausstatten, um mit den Kollegen auf einer Höhe zu sein.
Dieses Buch soll alle Fragen beantworten, die Sie sich auf dem Weg von der Idee zum Patent oder einem fertigen Produkt stellen. Es gibt Ihnen das Handwerkszeug, Ihre Ideen nutzbar zu machen. Oft begegne ich Menschen, die mit einem technischen Gegenstand unzufrieden sind und eine Idee zu seiner Verbesserung haben. Meistens bleibt es dabei, weil diese »Erfinder« nicht wissen, wie sie weiter vorgehen sollen, oder sich vor dem Aufwand scheuen. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, eine Idee zu verwerten. Dieses Buch soll Ihnen zeigen, wie Sie dies tun und welcher Weg sich gerade für Sie am besten eignet. Dabei ist es egal, ob Sie Ihren Einfall zu einem funktionierenden Produkt machen oder lieber mit Lizenzgebühren Ihr Geld verdienen wollen.
Das Buch ist modular aufgebaut. Sie können die meisten Kapitel unabhängig voneinander lesen. So können Sie frei entscheiden, ob Sie zuerst Ihre Kreativität ankurbeln wollen, oder sich direkt über Förderungsmöglichkeiten für fertige Innovationen informieren möchten. In anderen Kapiteln lernen Sie Wege kennen, wie Sie systematisch zu technischen Problemlösungen kommen. Auf dem weiteren Weg Ihrer Erfindung können Sie immer wieder zu den einzelnen Kapiteln zurückkehren und Antworten auf Fragen finden, die sich erst während der Arbeit stellen.
Ich nehme an, dass Sie dieses Buch lesen, weil Sie das diffuse Gefühl haben, die technische Welt verbessern zu können. Vielleicht haben Sie sogar schon eine konkrete Idee und wissen nicht, wie Sie diese zu Geld machen können.
Außerdem denke ich, dass Sie mit technischen Gegenständen vertraut sind, auch wenn das nur bedeutet, dass Sie einen Lichtschalter bedienen können. Bei allen weiteren Schritten hilft Ihnen dieses Buch.
Das Buch ist in sechs große Abschnitte unterteilt. Die einzelnen Kapitel jeden Teils behandeln speziellere Themen, die zusammen die folgenden Bereiche abdecken:
Im ersten Teil des Buches werde ich einige grundlegende Begriffe vorstellen und versuchen, die beteiligten Bereiche gegeneinander abzugrenzen. Sie erfahren, was Erfindungen von Entdeckungen unterscheidet und wie Innovation funktioniert.
Kreativität und technischer Erfindergeist sind das Thema dieses Teils. Wenn Sie noch keine Ideen haben, finden Sie hier Hilfe. Sie werden bestehende Technologien kennenlernen und den Markt erforschen. Am Ende des Teils sind Sie in der Lage, die beste Ihrer zahlreichen Ideen auszusuchen.
In diesem Teil kommen wir zum handwerklichen Teil des Erfindens. Aus Ihrer Idee entsteht zuerst ein Prototyp und dann ein ausgereiftes Produkt mit perfektem Design und einer werbewirksamen Verpackung.
Hier lernen Sie, wie Sie Ihre Idee schützen. Sie erfahren, wie Patente funktionieren und wie Sie in Deutschland, Europa und weltweit ein Patent erhalten können. Schritt für Schritt erschließen Sie bestehende Patentliteratur und verfassen Ihre eigene Patentanmeldung. Auch auf weitere Schutzarten gehe ich in diesem Teil ein.
Alles über das Geldverdienen mit Erfindungen steht in Teil V. Von der Lizenzierung Ihres Patents bis zur Existenzgründung mit einem eigenen Produkt erfahren Sie von den Möglichkeiten aus Ihrer Inspiration einen Beruf zu machen.
Hier erzähle ich Ihnen von Erfindern, die von alltäglichen Problemen zu großartigen Erfindungen inspiriert wurden und von Erfindungen, die die Welt verändert haben. Außerdem erfahren Sie, wo Sie weitergehende Informationen zu allen Phasen des Erfindens finden können.
Mit den Anhängen haben Sie schnellen Zugang zu Listen zur systematischen Lösung technischer Aufgaben nach der TRIZ-Methode. Außerdem finden Sie hier eine vollständige Patentanmeldung mit dem gesamten Vorgang vor dem Europäischen Patentamt.
Neben diesem Symbol finden Sie Informationen, die Ihnen schnell weiterhelfen: Konkrete Tipps, die Sie sofort umsetzen können.
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Sie dieses Symbol sehen. Es hilft Ihnen, Fallstricke zu vermeiden und Ärger aus dem Weg zu gehen, damit Ihre Erfindung ungehindert gedeihen kann.
Hier finden Sie Hinweise, die Ihnen bei der Anmeldung Ihres Patents helfen. So können Sie schon frühzeitig Informationen bündeln, die Ihnen bei einer späteren Patentanmeldung nützen.
Das Patentprüfungsverfahren ist gesetzlich geregelt. Neben diesem Symbol finden Sie Verweise auf die entsprechenden Gesetzestexte und Erläuterungen zu deren Verwendung.
Geschichten aus den Leben berühmter Erfinderkollegen oder anderer kreativer Köpfe, an denen Sie sich ein Beispiel nehmen können.
Suchen Sie sich aus dem Inhaltsverzeichnis jetzt das Kapitel aus, das Sie am meisten interessiert und fangen Sie dort an zu lesen.
Das Buch ist in Modulen aufgebaut, so dass Sie immer zu dem Kapitel springen können, das Ihnen gerade weiterhilft. Wenn Sie sofort kreativ werden wollen starten Sie in Teil II. Wenn Sie schnell erfahren wollen, wie Sie mit Ihrer Idee Geld verdienen können, springen Sie zu Teil V. Wenn Sie es aber kaum erwarten können, in der Werkstatt Ihren Prototypen zu basteln, gehen Sie zu Teil III. Oder lassen Sie sich in Teil VI von den Geschichten erfolgreicher Kollegen inspirieren.
Dieses Buch soll Sie auf Ihrem Weg zum erfolgreichen Erfinder begleiten. Benutzen Sie es neben Ihrem Erfindertagebuch in allen Phasen Ihrer Erfinderlaufbahn als Nachschlagewerk und Inspiration.
Also worauf warten Sie noch, los geht’s!
Als Erfinder sollten Sie wissen, was ein Erfinder eigentlich macht. In diesem ersten Teil führe ich Sie in die Welt der technischen Innovation. Sie erfahren, worauf Sie am Anfang Ihrer Erfinderkarriere achten müssen und was erfolgreiche Erfindungen auszeichnet. Sie lernen, wie das Leben eines Produktes aussieht und wie Innovation funktioniert.
Sie sind ein Erfinder. Mit dieser Feststellung gehe ich kein Risiko ein. In dem Film »2001 – Odyssee im Weltraum« zeigt uns Stanley Kubrick den ersten Erfinder: Ein Steinzeitmensch nimmt einen Knochen und zertrümmert damit herumliegende Tierschädel. In dieser Sicht der Geschichte ist die erste Erfindung eine Waffe. Gleichzeitig ist diese Erfindung auch ein Werkzeug, das den Menschen das Leben erleichtert und sie in die Lage versetzt, ihre Umwelt zu kontrollieren und zu verändern. Jeder Mensch trägt diesen Erfindergeist in sich. Technische Hindernisse zu überwinden und aus der Erfahrung auf technische Lösungen zu schließen ist Ausdruck der menschlichen Intelligenz.
Auf dieser Voraussetzung basiert dieses Buch. Ich werde Ihnen in seinen sechs Teilen einen Einblick in den gesamten Prozess des Erfindens geben. Dabei werde Sie sich in verschiedenen Situationen wiederfinden: beim Brainstorming mit wildfremden Menschen, in Baumärkten und Werkstätten, an Verhandlungstischen mit Industriellen und Patentanwälten, immer wieder im Internet auf der gezielten Suche nach Informationen und irgendwann in Ihrem wohlverdienten Urlaub, den Sie sich von Ihrem ersten mit einer Erfindung verdienten Geld geleistet haben. Das Buch soll Ihnen helfen, mit Freude und Erfolg die technisierte Welt nach Ihren Vorstellungen zu verbessern und dafür belohnt zu werden.
Eine Gemeinsamkeit der drei Berufe Entdecker, Künstler und Erfinder ist, dass in der Öffentlichkeit ein romantisches Bild ihres Arbeitsalltags herumgeistert. Lange Waldspaziergänge bis einen die Muse küsst mögen einen Teil dieser Arbeit bilden. Das Erfinden ist mit der guten Idee noch lange nicht getan, sondern fängt da erst an. Erst wenn die technische Umsetzung geplant, der Stand der Technik erkundet, ein lauffähiger Prototyp entwickelt und die Patentschrift verfasst ist, kann sich der Erfinder zurücklehnen. Zumindest solange, wie die Wettbewerber die Füße stillhalten. Der Schriftsteller Thomas Mann hat einmal gesagt: »Phantasie heißt nicht, sich etwas auszudenken, sondern aus den Dingen etwas zu machen«.
Als Christoph Kolumbus am 12. Oktober 1492 auf den Bahamas anlegte, hatte er für die westliche Welt neues Land entdeckt. Dazu musste er keinen Erfindergeist aufbringen. Er hatte sicher gute Voraussetzungen dafür, ein Erfinder zu sein.
Er hatte technisches Verständnis und war gelehrt in den Naturwissenschaften. Außerdem strebte er nach Neuem und hatte durchaus auch Interesse daran, Geld zu verdienen. Doch die Inseln an denen er landete, existierten bereits und mussten nur noch entdeckt werden.
Leonardo da Vinci malte im Jahr 1503 das Portrait einer jungen Frau namens Lisa del Giocondo. Dazu benutzte er allerlei technische Vorrichtungen. Doch hat Leonardo in diesem Fall keine technischen Neuerungen eingeführt. Das Besondere an dieser Arbeit war, dass das Bildnis so außerordentlich geriet, dass es noch heute die Menschen fasziniert und ihnen Rätsel aufgibt.
Wie bei Entdeckern und Künstlern gibt es auch unter den Erfindern Genies. Die meisten Erfindungen werden jedoch von ganz normalen Menschen geschaffen, die sich mit Interesse und Fleiß an die Arbeit machen. Ich denke, dass Erfinder der einfachste der »erschaffenden« Berufe ist und dass Erfinden mit ein bisschen System einfach zu erlernen ist.
Entdeckungen, Kunstwerke und Erfindungen teilen eine grundlegende Gemeinsamkeit: An ihrem Anfang steht eine Idee. Eine gute Idee ist einfach, überraschend und relevant. Sie lässt sich in einem Satz formulieren. Mit der Formulierung der Idee ist es jedoch nicht getan. In allen drei Berufen steckt viel mehr Arbeit, als es auf den ersten Blick scheint. Sie werden bei Ihrer ersten Erfindung überrascht sein, wie wenig Zeit die eigentliche Idee in Anspruch nimmt, auch wenn Sie lange nach ihr suchen müssen. Sie ist immer nur der Grundstein der Erfindung. Den Keller, die Wände und das Dach müssen Sie in handwerklicher Arbeit Stein für Stein aufbauen. Wie können Sie zum Beispiel von einer erfinderischen Idee sprechen, wenn Sie nicht vorher den Stand der Technik, die bereits gemachten Erfindungen, genau erkundet haben? Wenn Sie an diesem Punkt angelangt sind, will die Erfindung aus einem Hirngespinst in eine funktionierende Maschine umgesetzt werden. Dabei werden Sie sämtliche technischen Details der Vorrichtung ausarbeiten. Dieses vollständige Verständnis der Erfindung ermöglicht dann die Beurteilung ihrer Schutzfähigkeit und das Verfassen einer Patentschrift mithilfe des Patentanwalts.
Sie werden sehen, dass Erfinden gerade deshalb so befriedigend ist, weil etwas dabei entsteht. Es bleibt eben nicht bei einer Idee, sondern Sie werden am Ende der Reise etwas in der Hand halten und dies im Idealfall in Verkaufsregalen wiederfinden. Sie werden mit dem wundervollen Gefühl belohnt, Ihren kleinen Beitrag zur Verbesserung der Welt geleistet zu haben. Und dazu müssen Sie nicht einmal selbstlos handeln.
Was erfolgreiche Erfinder verbindet ist die Begeisterung, mit der sie ihre Idee verfolgen. Der Erfinder ist eine Radarantenne für die Unvollkommenheit der technischen Welt. Und hat er einen Makel entdeckt, wird er nicht eher ruhen, als bis dieser behoben ist. In diesem Sinn ist Erfinder ein Fulltimejob, der sich bequem mit anderen Tätigkeiten kombinieren lässt, da der erfinderische Geist niemals zur Ruhe kommt.
Menschen sind erfinderisch. Manche Menschen jedoch finden so viel Gefallen am Erfinden, dass sie diese natürliche Gabe zum Beruf machen. In Unternehmen sitzen Ingenieure und Naturwissenschaftler in Entwicklungsabteilungen zusammen und erfinden und entwickeln tagaus tagein die Dinge, die unsere technologisierte Welt bevölkern.
In großen Unternehmen werden Aufgaben verteilt: die Ingenieure erfinden, Strategen planen, Verkäufer vertreiben Produkte, Werbefachleute überzeugen Kunden. Als Privaterfinder werden Sie all diese Aufgaben selbst übernehmen müssen. Sie werden dabei viel lernen. Wenn Sie Ihre erste Erfindung in den Händen halten werden Sie Folgendes getan haben:
Aufgaben erkennen. Sie werden Ihre Umwelt mit anderen Augen sehen. Ihre Sinne werden für die Details alltäglicher Abläufe geschärft. Sie werden eine Spürnase für Ungereimtheiten entwickeln und sich darauf verstehen, diese zu analysieren. Ideen entwickeln. Ihre Kreativität wird auf Hochtouren laufen, und Sie werden schon während der Ausarbeitung Ihrer ersten Erfindung neue Ideen haben und einen Ideenschatz anlegen. Wissen anhäufen. Um erfolgreich zu erfinden, müssen Sie Experte werden. Jede neue Erfindung wird Sie in technische Gebiete führen, die Sie nicht vollständig beherrschen. Sie werden das vorhandene Wissen der Welt recherchieren und aufnehmen, um daraus Neues zu erschaffen. Die Welt ohne Scheuklappen sehen. Ihr Interesse sollte sich nicht in Ihrem technischen Spezialgebiet erschöpfen. Die Welt ist voller technischer Lösungen, und Sie können nicht wissen, wozu deren Kenntnis irgendwann gut sein kann. Wenn Sie einmal die Erfahrung gemacht haben, eine technische Lösung auf eine Aufgabe aus einem ganz anderen Bereich übertragen zu haben, werden Sie den offenen Blick nicht mehr ablegen können. Menschen begeistern und überzeugen. Mit Ihrer Erfindung werden Sie wahrscheinlich nicht im stillen Kämmerchen sitzenbleiben wollen. Um Ihre Erfindung zu testen und später zu einem Produkt zu machen, müssen Sie Menschen von deren Nützlichkeit und technischer Schönheit überzeugen. Am leichtesten gelingt dies, wenn Sie selbst überzeugt sind. Strategisch denken und handeln. Sie sind nicht der einzige Erfinder auf der Welt. Der Zeitpunkt einer Erfindung spielt eine große Rolle. Das Rad noch einmal zu erfinden, wird weder Sie noch Ihre Mitmenschen in Erstaunen versetzen. Eine Erfindung im richtigen Moment zu machen, ist wesentlich zum Schutz der Erfindung durch Patente und Gebrauchsmuster. Durchhalten. Sie werden vielleicht mehr als einmal an den Punkt gelangen, an dem Sie sich die Sinnfrage stellen. Diese Krisen zu überwinden, stärkt Ihr Durchhaltevermögen und erhöht die Erfolgschancen Ihrer Erfindungen.Am Anfang dieses Kapitels habe ich Ihnen vom Unterschied zwischen Entdeckern und Erfindern erzählt. Die Entdecker (also Wissenschaftler, die systematisch die Zusammenhänge der Welt erkunden und in Naturgesetzen nutzbar machen) sind für den Erfinder sehr wichtig. Neue physikalische Phänomene oder bisher unbekannte chemische Verbindungen lösen oft eine Flut von Erfindungen aus. Die Entdeckungen werden technisch ausgenützt. Sie liefern das Arbeitsmaterial zur Lösung technischer Aufgaben und damit zum Erfinden selbst. Vom Knochen, den der erste Erfinder als Werkzeug benutzt hat, über das Rad, den Stahl, die Hebelgesetze, den elektrischen Strom bis zum Lasereffekt ... die Liste der Entdeckungen, ohne die technische Erfindungen nicht möglich wären, ist unendlich lang.
Zu diesen neuen Entdeckungen, die der Erfinder in seiner Arbeit verwenden kann, kommen bekannte Bausteine der Technik. Der Erfinder führt diese in neuer und überraschender Weise zusammen, um ein technisches Problem zu lösen.
Um von Otto Normalverbraucher zu Daniel Düsentrieb zu werden, müssen Sie sich bewusst sein, was Sie daran hindert. Sie müssen Ihr Gehirn in Fahrt bringen und die folgenden Hindernisse beiseite räumen, die Ihnen der Alltag in den Weg legt:
Die »Vernunft« diktiert viele unserer Verhaltensweisen. Scheinbar logisches Handeln und die Forderung, jede Entscheidung rational begründen zu können, hält uns davon ab, emotional und intuitiv zu arbeiten. Das Fehlen einer vernünftigen Grundlage lässt uns viele Ideen von vornherein als kindisch und nicht realisierbar abtun. Diese Einstellung und eine damit verbundene Angst vor dem Scheitern lässt viele Ideen nicht zu Erfindungen werden. Seien Sie also unvernünftig und füllen Sie die Welt mit ungewöhnlichen Erfindungen! Erfahrungen und Gewohnheiten zwingen unser Denken in die immer gleichen Bahnen. Auf diesen ausgetretenen Wegen werden Sie jedoch kaum einen Schatz finden. Zum besten Erfinder werden Sie, wenn Sie zwar viel wissen, aber dadurch nicht dem Trugschluss verfallen, schon alles zu kennen. Erfinder kombinieren Teile ihres Wissens zu immer neuen Lösungen. Die Macht der Fakten verleitet uns dazu zu glauben, dass alles, was gut ist, auch schon erfunden sein muss. In Anbetracht der vielen genialen technischen Dinge, die die Welt um uns bevölkern, fällt es schwer zu glauben, dass eine Idee gut sein kann, die nicht bereits realisiert ist. Nicht zu früh aufhören! Erfinden ist ein hartes Geschäft. Am Anfang steht zwar oft eine simple Idee, doch bis zur fertigen und verwertbaren Erfindung führt der Weg über die technische Ausarbeitung und den Patentschutz bis zum Businessplan oder Lizenzierungsverhandlungen. Hier sind Sie als geduldiges Allroundgenie gefragt. Es lohnt sich! Sie werden gerade bei Ihrer ersten Erfindung einen Haufen negativer Kritik einstecken müssen. Denken Sie positiv! Egal was Ihnen von missmutigen Zeitgenossen an den Kopf geworfen wird: Sie haben immerhin eine Idee und sind in der besseren Position: Sie wissen, warum Ihre Erfindung funktioniert und wie Sie die Welt verbessern können. Das können Ihre Kritiker nicht von sich behaupten.Die Methoden, die ich Ihnen in Teil II dieses Buches vorstelle, sollen Ihnen dabei helfen, diese fünf Feinde zu besiegen.
Viele Erfinder werden so lange belächelt, bis sie mit ihrer Erfindung einen Haufen Geld verdienen. Der Schritt vom Sonderling zum gefeierten Held ist oft klein.
Da eine Erfindung ihrer Definition nach immer technisch ist, ist die Geschichte der Erfindungen immer auch eine Geschichte der Technik. Doch wieso erfindet der Mensch? Man sagt, die Not sei die Mutter der Erfindung. Ich glaube, dass hier eine Generation vergessen wurde: Die Not ist die Mutter eines artikulierten Problems und damit die Großmutter der Erfindung. Der Mensch erfindet, weil er in der Not deren Gründe erkennt und sie anpackt, um die Not zu lindern. Ganz allgemein gilt das immer noch auch für die Bedürfnisse des modernen Menschen, die oft erst durch Erfinder (und Marketingabteilungen) geschaffen werden. Dazu kommt eine gehörige Portion Spieltrieb, der durch Ausprobieren und Kombinieren immer wieder überraschende Erfindungen hervorbringt.
Die allermeisten Erfindungen verbessern ein bereits existierendes Gerät oder Verfahren. Meistens sind dies Geräte, die häufig und von vielen Menschen benutzt werden. Oder es sind Geräte, die von besonderem finanziellem Interesse sind, wie Blechpressen oder Computertomografen.
Bei Ersteren ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dem Erfinder bei der Benutzung eine Verbesserung einfällt. Er hat dann das Problem intuitiv erkannt und aus seinem Erfahrungsschatz eine Lösung gefunden. Es ist jedoch viel effizienter, nicht auf eine solche Eingebung zu warten, sondern aktiv und gezielt nach bestehenden Problemen zu suchen. Komplexe Geräte der Hochtechnologie dagegen werden von spezialisierten Ingenieuren in Entwicklungsabteilungen weitergebracht. Der Anwender hat in der Regel wenig Ahnung davon, was in seinem piependen und blinkenden Apparat vor sich geht, und soll dies auch gar nicht im Detail verstehen müssen.
Als Erfinder tragen Sie zur fast unendlichen Menge an existierender Technologie Ihr Scherflein bei. Die Grundlagen dafür haben andere gelegt. In Ihre Erfindung fließt das Wissen der Welt ein, und sie stellt normalerweise nur einen kleinen Teil einer Vorrichtung oder eines Verfahrens dar. Wenn Sie die Heizspirale eines Toasters verbessern, um Ihrem Frühstücksbrot eine gleichmäßige Bräune zu geben, ist diese ein Teil eines verbesserten Geräts. Schutzrechtlich bedeutet das, dass niemand außer Ihnen einen Toaster mit dieser neuartigen Heizspirale bauen darf, sobald Sie ein Patent dafür erlangen. Jedoch erwerben Sie damit noch nicht das Recht, den Toaster auch selbst zu bauen und zu verkaufen. Alle anderen Teile des Geräts und vielleicht auch Teile der Heizspirale stammen von anderen Erfindern, die höchstwahrscheinlich auch Patente an ihren Erfindungen halten. So ergibt sich eine Reihe von Abhängigkeiten:
Das Prinzip des Toastens von Brot mit Heizdrähten ist patentiert, aber der Patentschutz ist abgelaufen, d. h. Sie können dieses Prinzip frei nutzen. Die Hebe- und Auswurfvorrichtung, die Sie verwenden wollen, ist mit mehreren Patenten geschützt, von denen manche abgelaufen sind, andere nicht. Die elektronische Steuerung der Heizleistung ist mit einem Patent geschützt. Dazu kommen andere Arten des Schutzes wie Geschmacksmusterschutz für die äußere Gestaltung von Toastern verschiedener Hersteller usw.Für Sie als Erfinder bedeuten diese Abhängigkeiten von Schutzrechten, dass Sie vor der Herstellung Ihres patentierten Toasters für die Teile, die von anderen mit gültigen Patenten geschützt sind, Lizenzen einholen müssen.
Erfinden wird allgemein als kreativer Prozess wahrgenommen, in dem ein zerzauster Kauz nach wochenlangen Tüfteleien mit einem lauten Heureka eine zusammengebastelte technische Neuerung präsentiert. Einen kreativen Prozess wie den des Erfindens zu strukturieren und in einzelne Schritte zu zerlegen, erscheint auf den ersten Blick als Widerspruch. Sie werden jedoch schnell feststellen, dass diese Selbstbeschränkung ungleich fruchtbarer ist als ein freigeistiges Draufloserfinden. Mehr über die Systematik des kreativen Arbeitens und speziell des technischen Erfindens erfahren Sie in Kapitel 5 und 6.
Sie sind ein Erfinder. Aber sind Sie auch ein guter Erfinder? Ein guter Erfinder hat nicht nur gute Ideen. Er oder sie versteht es auch, diese zu beurteilen und zu einem Produkt weiterzuentwickeln. Das ist wie bei Musikern. Wäre Johnny Cash nur ein guter Songwriter und nicht so ein großartiger Interpret gewesen, wie er es war: Er wäre mit Sicherheit heute nicht diesen Erfolg gehabt In diesem Kapitel möchte ich Ihnen zeigen, was ein gutes Produkt von einer einfachen Erfindung unterscheidet. Sie werden lernen zu entscheiden, welche Ideen Sie zu einem erfolgreichen Produkt weiterentwickeln können und welche Sie besser schnell im Papierkorb verschwinden lassen. Diese Entscheidung ist eine der wichtigsten und finanziell folgenreichsten, die Sie in Ihrem Erfinderalltag treffen müssen. Mit den Grundideen dieses Kapitels im Hinterkopf schlagen Sie an vielen Abzweigungen auf dem Weg zum erfolgreichen Erfinder die richtige Richtung ein.
Viele Unternehmen verbrennen Millionen von Euro pro Jahr, weil hoffnungslose Projekte zu lange weiterverfolgt werden. Ein Luxus, den Sie sich nicht leisten können! Wenn Sie solche Fehlschläge vermeiden, können Sie all Ihre Kräfte und Ressourcen auf Ihre besten Erfindungen und Produktideen konzentrieren.
Ideen sind flüchtig und Pläne schwer einzuhalten. Aus diesen Gründen möchte ich Ihnen ein Erfindertagebuch ans Herz legen. Von der ersten Idee bis zur Unternehmensgründung können Sie darin all Ihre Aktivitäten und Vorhaben festhalten. Informationen, die Ihnen im Laufe Ihrer Lehrzeit und Ihres reifen Erfinderlebens unterkommen, finden hier ein Zuhause. Die nun folgenden zwölf Erfolgsfaktoren können Sie schon jetzt darin vermerken. An verschiedenen Stellen des Erfindungsprozesses werde ich Sie daran erinnern, Ihr Tagebuch weiter zu füllen. Halten Sie es also am besten jederzeit bereit!
Es gibt wiederkehrende Merkmale erfolgreicher Erfindungen und Produkte. Wenn Sie die folgenden Punkte bei der Beurteilung und Entwicklung Ihrer Idee beachten, stehen Ihre Chancen für ein erfolgreiches Produkt gut:
Einzigartigkeit Kundenorientierung Orientierung an der Größe des Marktes Gute Planung und Vorbereitung aller Schritte Marketing Ein gutes Team und persönlicher Rückhalt Kernkompetenzen nutzen Güte des Marktes Entscheidungen treffen und sich von Ideen trennen Klare Kontrollen Ausreichende finanzielle Mittel GeschwindigkeitIch werde Ihnen jetzt jeden der Punkte erläutern. Wichtig ist, dass Sie allen Punkten Beachtung schenken. Alles was Sie tun, um Ihre Position unter einem dieser Aspekte zu verbessern, erhöht die Chancen Ihrer Erfindung auf kommerziellen Erfolg!
Die Menschen kaufen, was ihnen nutzt. Dieser Nutzen liegt bei einer Erfindung in der Lösung einer technischen Aufgabe. Eine Erfindung ist daher eine gute Grundlage für ein erfolgreiches Produkt. Je mehr Ihrer Mitmenschen von der Verbesserung Ihrer Erfindung profitieren können, desto mehr Potenzial hat Ihr Produkt. Auch der Abstand zum Stand der Technik ist entscheidend. Je grundlegender und größer die Neuerung ist, die Ihre Erfindung ausmacht, desto leichter werden Sie die Menschen zum Kauf bringen können.
Wenn Sie für Ihre Erfindung ein Patent erhalten, haben Sie eine wichtige Zutat zum Erfolg bereits in der Hand: ein einzigartiges Gerät oder Verfahren, das sich vor dem Stand der Technik auszeichnet. Die Prüfung am Patentamt, die der Erteilung Ihres Patents vorausgeht, verschafft Ihnen eine gewisse Sicherheit, dass Ihre Erfindung einzigartig ist.
Manche Erfinder kümmert der Erfolg ihrer Erfindungen wenig. Ihnen genügt es, ein individuelles technisches Problem zu lösen und sich damit im Keller einzuschließen. Gut, wenn Sie nicht zu dieser Gruppe gehören! Die Orientierung an der Umwelt, den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen kommt bei vielen Erfindern zu spät oder gar nicht. Dabei sollte das Bewusstsein für diesen entscheidenden Erfolgsfaktor von der Idee bis zum Produkt wach sein. Besonders wichtig ist die Einbeziehung potenzieller Kunden in den folgenden Phasen:
Die Ideenfindung, über die Sie in Kapitel 5 mehr erfahren Die Ideenbewertung, von der Kapitel 8 handelt Das Produktdesign, dem das Kapitel 10 gewidmet ist Optimierung und Test des Produktes vor der Markteinführung, die einen Teil des Kapitels 11 bildetIn den entsprechenden Kapiteln werde ich Sie daran erinnern, an die Menschen zu denken, deren Leben Ihre Erfindung später erleichtern und bereichern soll.
Ihre Erfindung hat dann am meisten Aussichten auf Erfolg, wenn sie möglichst viele Menschen anspricht. Das Design kann Ihnen helfen, Ihre Erfindung für verschiedene Zielgruppen anzupassen. Sie können Ihre Entwicklung systematisch darauf ausrichten, ein Produkt zu schaffen, das entweder universell »verstanden« wird oder leicht anpassbar ist. So ersparen Sie sich teure Doppelentwicklungen und senken auch die späteren Herstellungskosten. Die Ausrichtung auf solch einen breiten Markt beginnt schon bei der Bewertung der Ideen und ist vor allem bei der Marktforschung wichtig. Achten Sie darauf, bei Ihrer Marktforschung Daten zu erhalten, die Sie auch hinsichtlich verschiedener Zielgruppen auswerten können.
Der Weg von der Idee zum Produkt ist lang – und das ist gut so. Vor allem am Anfang sollten Sie sich Zeit nehmen und alles gut überlegen. Eine Erfindung, die eine technische Aufgabe löst, kann in viele Richtungen gehen. Die Auswahl der richtigen Lösung aus einer Menge von mehr oder weniger guten Ideen ist die erste Weiche, die Sie auf dem Weg von der Idee zum Patent stellen. Je besser Sie diese Entscheidung vorbereiten, desto größere Erfolgschancen hat Ihre Erfindung. Eine fundierte Beurteilung der Ideen beruht auf möglichst genauem Wissen in den folgenden Bereichen:
Eine gute Kenntnis des Marktes und bereits bestehender ähnlicher Produkte Bedürfnisse und Wünsche potenzieller Nutzer der Erfindung Technische Machbarkeit Wirtschaftliches PotenzialDazu kommt die Festlegung klarer Ergebnisdefinitionen und Meilensteine, die Ihnen die Kontrolle der Entwicklung Ihrer Erfindung ermöglichen.
Wer soll Ihre Erfindung kaufen, wenn Sie keiner kennt? Ich vermute, dass Sie die Macht der Werbung richtig einschätzen. Aber unterschätzen Sie nie das Risiko von schlechtem Marketing. Je besser Sie potenziellen Kunden die Vorteile Ihres Produktes klarmachen und Ihre Erfindung von den Produkten der Konkurrenz abgrenzen, desto besser stehen Ihre Erfolgschancen. Zum guten Marketing gehört auch eine eingängige Marke. Wenn Sie Ihre Erfindung an Lizenznehmer vergeben oder über bekannte Marken vertreiben lassen, müssen Sie sich darum nicht kümmern. Wenn es aber nicht bei Ihrer ersten Erfindung bleiben soll und Sie daran denken, Ihre Erfindungen selbst zu vermarkten, sollten Sie reichlich Zeit und Geld in die Entwicklung einer guten Marke stecken.
Auch beim Marketing ist die Zeit ein kritischer Faktor. Wenn Ihre Erfindung marktfertig und hübsch verpackt aus der Fabrikhalle rollt, ist es zu spät, Marketing für Dummies zu lesen.
Am Anfang steht die Idee. Diese kommt von Ihnen und ist Ihres Geistes Kind. Doch irgendwann werden Sie keine Lust mehr haben, sich als Einzelkämpfer durchzuschlagen. Sie werden Spezialisten wie Handwerker, Techniker, Marketingfachleute, Designer oder einen Patentanwalt einbeziehen. Achten Sie bei diesen Menschen darauf, dass Sie sich mit Ihnen gut verstehen. Wenn Sie Ihre Mitarbeiter für Ihre Erfindung und sich selbst begeistern können, finden Sie Rückhalt für schwere Zeiten.
Auch Ihren Partner oder Ihre Familie sollten Sie an Ihrer Erfindung beteiligen. Wenn Sie sich Ihre Familie dadurch zum Feind machen, dass Sie Ihre ganze Zeit bei Ihrer Erfindung in der Garage oder bei Ihrem attraktiven Patentanwalt verbringen, werden Sie mit der Zeit immer weniger Spaß an der Arbeit haben.
Sie sind eine Fachfrau oder ein Fachmann – egal ob es ums Windeln wechseln geht, um Modelleisenbahnen oder Klaviere. Die Chance, in Ihrem eigenen »Fachbereich« eine echte Erfindung zu machen, ist ungleich höher, als wenn Sie sich erst in einen anderen Bereich einarbeiten müssen. Wenn Sie schon eine Idee haben und diese mithilfe dieses Buches zu einer Erfindung ausbauen wollen, stammt diese wahrscheinlich aus einem Bereich, mit dem Sie regelmäßig zu tun haben. Durch Ihre Erfahrung wissen Sie mehr, als Sie sich vielleicht selbst eingestehen. Dieses Wissen gibt Ihnen Sicherheit, die Sie bei der Verfolgung Ihres Ziels nutzen können. Fremde technische Gebiete bergen viele Fallen und Unsicherheiten, die Ihnen zum Verhängnis werden können. In Ihrem Fachbereich vermeiden Sie solche Gefahrenzonen intuitiv. Sie werden später Fachleute aus anderen Bereichen zur Mitarbeit engagieren: Designer, Handwerker oder Patentanwälte. Jeder ist ein Spezialist auf seinem Gebiet, und Sie können viel von diesen Menschen lernen. Behalten Sie aber im Kopf, dass Sie der Spezialist für Ihre Idee sind.
Mit Ihrer Erfindung wollen Sie in einem Markt mitspielen. Mit einer bahnbrechenden Erfindung können Sie sich einen neuen Markt aufbauen, den es vorher nicht gab. Dies ist eine Idealsituation, die nur sehr selten vorkommt. In der Regel werden Sie versuchen, in einem Markt Fuß zu fassen, der bereits von etablierten Firmen bedient wird. Ihre Chancen für kommerziellen Erfolg hängen in diesem Fall von der Situation ab: Auf jungen und wachsenden Märkten in neuen technischen Gebieten ist mehr Platz für Sie und Ihre Erfindung als in Gebieten, die seit 20 Jahren fest in der Hand einiger globaler Großunternehmen sind. Dies können Sie bei Ihrer Ideenbewertung beachten und bewusst nach Märkten suchen, die Ihnen Raum bieten.
Die Bewertung von Ideen funktioniert ein bisschen wie die Psychologie der Aktienspekulation. Man hält zu lange an Verlierern fest, in der Hoffnung, dass sie sich doch noch zum stolzen Schwan mausern. Diesem psychologischen Mechanismus können Sie ein Schnippchen schlagen, indem Sie sich klare Kriterien für den Abbruch eines Projektes setzen. Wenn Sie an irgendeiner Stelle in der Entwicklung bemerken, dass etwas aus dem Ruder läuft oder Erwartungen nicht erfüllt werden, dann brechen Sie das Projekt ab. Wichtig ist dabei, dass Sie zwischen Hindernissen unterscheiden, die bei einer Produktentwicklung normal sind und unweigerlich vorkommen, und echten Problemen, die den Erfolg Ihrer Erfindung in Frage stellen.
In den einzelnen Kapiteln dieses Buches führe ich Sie in verschiedene Schritte des Erfindens ein. Jeder Schritt schließt mit einem Ergebnis ab. Am Anfang steht die technische Aufgabe (Kapitel 5) und die Idee zu deren Lösung (Kapitel 5 und 6). Danach kommt die Entwicklung zum Produkt (Kapitel 9 bis 12) und schließlich die kommerzielle Verwertung (Kapitel 18 bis 20). Jedes Ergebnis gibt Ihnen die Möglichkeit der Kontrolle. Und an jedem Punkt können Sie entscheiden, ob Sie noch einmal genauer arbeiten sollten oder zum nächsten Schritt weitergehen können. Die Kriterien dafür sollten vor Abschluss jeder Phase feststehen, um eine objektive Bewertung zu ermöglichen.
Sorgen Sie im Vorfeld für ausreichende finanzielle Absicherung. Nichts ist schlimmer, als wenn Ihnen kurz vor Verkaufsstart das Geld ausgeht und Sie sich keinen ordentlichen Marketingzirkus leisten können. Ein solides Finanzierungskonzept steht am Anfang jeder Existenzgründung. Vor allem, wenn Ihr Geschäft auf einer technischen Erfindung basiert, ist Geld ein wichtiger Faktor. Von der Prototypentwicklung über die Patentierung bis zu Vertrieb und Marketing warten einige große Posten auf Sie, und es wäre schade, wenn Sie in Ihrem Tatendrang durch eine Finanzierungslücke gebremst würden. Wie Sie eine Finanzierung planen, Geldgeber finden und mit Banken umgehen, erfahren Sie in Kapitel 21.
Der Markt, den Sie anpeilen, verändert sich schnell. Je schneller Sie von der Idee zum Produkt kommen und dieses auf den Markt loslassen, desto eher treffen die von Ihnen zugrunde gelegten Annahmen über diesen Markt zu. Während Sie erfinden und entwickeln, arbeiten auch Ihre Erfinderkollegen in aller Welt rastlos an neuen Ideen. Sobald Ihnen einer davon zuvor kommt, sinken die Chancen auf den kommerziellen Erfolg Ihrer Erfindung drastisch. Anstatt einer originellen Lösung mit Aha-Effekt bekommen Sie ein »Kennen wir schon« und werden vielleicht sogar als Nachahmer mit Missachtung gestraft. Kaum etwas schadet der Psyche des Erfinders mehr!
Die Geschwindigkeit, mit der Sie von der Idee zum Produkt oder Patent kommen, darf nicht auf Kosten der Sorgfalt gehen. Die genaue Planung und die informierte Bewertung Ihrer Ideen stehen immer noch an erster Stelle. Im Gegenteil hilft Ihnen ein guter Informationsstand sogar dabei, schneller gute Entscheidungen zu treffen, sodass Sie durch gute Vorbereitung Zeit gewinnen, wenn andere längst noch auf Holzwegen irren.
Bevor ich zum eigentlichen Erfinden komme, will ich Ihren Sinn schärfen für die Gefahren, die Ihrer Idee auflauern. Die größte davon ist, dass Ihre Idee nicht mehr nur Ihre ist. Jedes Mal, wenn Sie über Ihre Erfindung reden, ist Vorsicht geboten!
Ich widme diesem Thema ein eigenes Kapitel, da es absolut nicht selbstverständlich ist, eine Idee geheim zu halten. Es ist im Gegenteil nur menschlich, den Geistesblitz voller Begeisterung in die Welt zu posaunen. Halten Sie bitte vorher einen Moment inne und lesen Sie dieses kurze Kapitel.
Hier erfahren Sie, was passieren kann, wenn Ihre Idee an die falschen Ohren gerät und Sie werden lernen, diese Gefahr zu bannen. So können Sie weiter ohne eine Paranoia vor Ideendieben in Frieden Ihrem täglichen Leben nachgehen.
Andererseits sollten Sie mit so vielen Menschen wie möglich über Ihre Erfindung reden. Nur so finden Sie heraus, ob diese einen Wert hat. Von einer ersten Sondierung im Freundes- und Familienkreis bis zur professionellen Marktforschung vor der Produkteinführung reicht die Spannbreite der »Offenbarungen« Ihrer Idee. Dazu kommen alle Personen, die an der Entstehung Ihrer Erfindung direkt beteiligt sind: Handwerker, Ingenieure, technische Zeichner, Patentanwälte, Werkzeugmaschinenhersteller, Marktforscher, Werbefachleute und Produzenten.
Ideen sind wie Glück: Sie werden mehr, wenn man sie teilt. Und nicht nur das, sie werden oft auch besser. Über Ideen zu reden und aus diesen Unterhaltungen kreative Impulse zu ziehen, macht Sie zu einem besseren Erfinder. In der Wissenschaft ist dieses Prinzip altbewährt. In allen Wissenschaften nimmt der direkte Austausch von Thesen und Ideen einen erheblichen Teil der Arbeitszeit ein. Auf Konferenzen und über Publikationen werden Ideen diskutiert und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Immer mehr zeigt sich dabei, wie fruchtbar interdisziplinäre Diskussionen sind. Unter Erfindern dagegen herrscht immer noch ein Klima der Geheimniskrämerei. Das liegt daran, dass Erfindungen normalerweise gemacht werden, um Geld zu verdienen. Die Konkurrenz ist daher hier viel aggressiver und kann die eigene Existenz oder die eines Unternehmens bedrohen.
Es gilt, den richtigen Mittelweg zu finden. Dazu müssen Sie wissen, mit wem Sie unter welchen Bedingungen reden können, und welche Gefahren Ihrer Idee drohen.
Eine gute Idee lädt dazu ein, benutzt zu werden. Solange Ihr Anspruch auf Ihre Idee noch nicht verbrieft ist, zum Beispiel durch eine Anmeldung zum Gebrauchsmuster oder Patent, müssen Sie selbst darüber wachen, dass sie nicht in falsche Hände gerät. Am sichersten ist es, wenn Sie nicht darüber reden. Aber so entgeht Ihnen viel Freude und Potenzial. Daher möchte ich Ihnen raten, Ihre Erfindung möglichst frühzeitig schützen zu lassen. Eine solche Anmeldung beim Deutschen Patent- und Markenamt oder beim Europäischen Patentamt können Sie deshalb schon früh im Leben Ihrer Erfindung vornehmen, weil Sie diese nur auf dem Papier beschreiben müssen. Sie brauchen keinen Prototyp oder einen anderen Beweis für das Funktionieren Ihrer Erfindung. Aus der Beschreibung in der Patentanmeldung muss lediglich klar werden, wie die Erfindung funktioniert und wie diese in der Realität ausgeführt werden kann.
In wenigen Angelegenheiten sind die Patentgesetze in Europa so strikt und eindeutig wie bei der vorzeitigen Offenbarung. Um eine Erfindung patentieren zu lassen, darf diese nicht vorher der Öffentlichkeit bekannt sein. Unglücklicherweise ist diese Öffentlichkeit sehr groß. Theoretisch verwirken Sie Ihre Chance auf ein Patent schon, wenn Sie Ihren Freunden am Stammtisch von Ihrer Erfindung erzählen. Eine solche Offenbarung wird der Patentprüfer später kaum nachweisen können, prinzipiell ist dadurch aber die Patentfähigkeit Ihrer Erfindung gefährdet. Wenn Ihre Erfindung auf diese Weise an die Öffentlichkeit gerät, ist sie der Benutzung durch jeden anderen fast schutzlos ausgeliefert. Sie können Sie dann zwar immer noch verwerten, jedoch haben Sie keinen Anspruch auf Exklusivität mehr. Natürlich kann auch sonst niemand mehr diese Erfindung zum Patent anmelden. Sobald jedoch ein großes Unternehmen sich für eine solche Idee interessiert, die nicht mehr die Ihrige ist, stehen Ihre Chancen schlecht, auch nur einen einzigen Cent damit zu verdienen.
Der Grund dieser gesetzlichen Regelung ist einfach: Ein Staat vergibt ein Patent an einen Erfinder als Belohnung für die Veröffentlichung der Erfindung. Wenn Sie eine Erfindung zum Patent oder einem anderen Schutztitel (welche es gibt, erfahren Sie in Kapitel 13) anmelden, stimmen Sie damit der Veröffentlichung zu. Im Gegenzug erhalten Sie für einen bestimmten Zeitraum das Recht, andere von der Nutzung Ihrer Erfindung abzuhalten. Wenn Ihre Erfindung nun durch die vorzeitige Offenbarung bereits für die Öffentlichkeit zugänglich ist, besteht für den Staat, vertreten durch das Patentamt, kein Grund mehr, Ihnen diesen Schutz zu gewähren.
Sollte Ihnen das Missgeschick passiert sein, Ihre Erfindung an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, ohne diese vorher zu schützen, ist noch nicht alles verloren. Das Patent ist zwar die höchste und stärkste Form des Schutzes für eine technische Erfindung, aber nicht die einzige. Ein Gebrauchsmuster zum Beispiel können Sie unter bestimmten Bedingungen auch noch sechs Monate nach Bekanntwerden Ihrer Erfindung anmelden. Daraus kann später dann sogar immer noch ein Patent entstehen. Ein Geschmacksmuster dagegen schützt die äußere Form eines Gerätes, das Ihre Erfindung enthält. Für dieses gilt eine Neuheitsschonfrist von 12 Monaten, was bedeutet, dass Sie diesen Schutz noch 12 Monate nach der Veröffentlichung Ihres Gerätes beantragen können. In den USA gibt es eine solche Schonfrist auch für Patente. Diesen Weg sollten Sie jedoch nur mit einem kompetenten Patentanwalt gehen. Mehr über die verschiedenen Arten des Schutzes geistigen Eigentums erfahren Sie in Kapitel 13. Durch die Patentanmeldung führe ich Sie Schritt für Schritt in Kapitel 17.
Sie können auch ohne Patent über Ihre Erfindung reden. Sicherheit bekommen Sie in diesem Fall durch eine Geheimhaltungsvereinbarung. Muster für eine solche Vereinbarung finden Sie leicht im Internet. Achten Sie peinlich genau darauf, jeden eine solche Vereinbarung unterschreiben zu lassen, mit dem Sie Ihre Idee besprechen. Und zwar bevor Sie darüber reden. Das mag sich am Anfang etwas seltsam anfühlen. Jeder, der ernsthaft mit Ihnen arbeiten will und etwas von der Materie versteht, wird Ihr Anliegen jedoch sehr gut verstehen und sich nicht in seiner Vertrauenswürdigkeit in Frage gestellt sehen.
Lassen Sie sich nicht von Beteuerungen davon abbringen, eine Geheimhaltungsvereinbarung zu unterzeichnen. Schon der Versuch, Ihnen ohne eine solche Vereinbarung etwas über Ihre Erfindung zu entlocken, sollte Sie misstrauisch machen. Versuchen Sie herauszufinden, wieso Ihr Gegenüber die Vereinbarung nicht unterzeichnen will. Manchmal können Sie durch Änderungen doch noch auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Um kein Risiko einzugehen, sollten Sie sich in einem solchen Fall Rat von Ihrem Patentanwalt holen.
Doch was passiert eigentlich, wenn jemand Ihre Idee trotz einer Geheimhaltungsvereinbarung weitererzählt oder gar kommerziell nutzt? Eine Geheimhaltungsvereinbarung ist ein rechtsverbindlicher Vertrag. Wenn Ihr Vertragspartner diese Vereinbarung verletzt, hat dies eine Reihe von Konsequenzen:
Strafrechtlich können Sie ihn für die Verletzung von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen belangen. Schadenersatz erhalten Sie für den tatsächlich entstandenen Schaden. Darüber hinaus können Sie in der Vereinbarung eine Vertragsstrafe festlegen, die auch dann fällig wird, wenn Ihnen kein kommerzieller Schaden entsteht. Wenn Ihr Vertragspartner Ihre Erfindung ohne Ihre Zustimmung verwertet, müssen Sie schnell handeln. Sie sollten schnell eine Patent- oder Gebrauchsmusteranmeldung einreichen, um ihn von seinem schändlichen Treiben abhalten zu können.Wenn Ihre Erfindung gegen Ihren Willen und ohne dass Sie daran schuld sind, an die Öffentlichkeit kommt, haben Sie sechs Monate Zeit, trotzdem noch eine Patentanmeldung einzureichen.
In einem solchen Fall sollten Sie sich auf jeden Fall von einem Anwalt beraten lassen. Eine hastig erstellte Patentanmeldung kann mehr schaden als nutzen! Dazu mehr in Kapitel 15.
Sie sehen also, dass der Gesetzgeber Ihre Geheimnisse respektiert und über starke rechtliche Regelungen schützt. Das relevante Gesetz ist das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG).
Gerade am Anfang Ihrer Erfinderlaufbahn hilft Ihnen der Austausch mit Gleichgesinnten und erfahrenen Erfindern. In allen größeren Städten gibt es Erfindervereinigungen, - stammtische und -clubs. Eine Auflistung finden Sie auf den Internetseiten des Erfinderclubs Berlin (www.erfinderclub-berlin.de). Bei solchen Veranstaltungen ist natürlich erhöhte Vorsicht geboten, wenn Sie über Ihre Erfindung reden. Dafür bekommen Sie Motivation, Hilfe und können neue Freunde finden, die eine ähnlich idealistische Weltanschauung haben wie Sie selbst. Erfinderclubs sammeln und verteilen auch wichtige Informationen über Erfindermessen und andere Möglichkeiten der Verwertung Ihrer Erfindung.
Das Wort Innovation ist in aller Munde. Als Standortfaktor Deutschlands, als Weg aus wirtschaftlichen Krisen und zur Schaffung von Arbeitsplätzen wird die Innovation beschworen. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Begriff? In diesem Kapitel möchte ich Ihnen einige Eigenschaften der Innovation vorstellen und darauf eingehen, wie Erfindung, Innovation und Produkt in unserer marktwirtschaftlichen Gesellschaft zusammenhängen. Dieses Wissen wird Ihnen bei der Kommerzialisierung Ihrer Erfindung nützen – sei es in Verhandlungen mit Lizenznehmern, über die Sie in Kapitel 19 mehr erfahren, oder bei der eigenverantwortlichen Produktion und Vermarktung eines Produktes, die Sie in den Kapiteln 12 und 20 kennenlernen.
Jede Erfindung ist da, um im Produkt zu enden. Der Zweck einer Erfindung ist erst dann erfüllt, wenn diese den Menschen dient und zugänglich ist. Dabei meine ich in diesem Kapitel, wenn ich von »Produkt« rede, sowohl Vorrichtungen (also Geräte oder Maschinen) als auch Verfahren. Es geht um Erfindungen, die als Produkt die Bühne der Welt betreten. Um zu verstehen, wie dieser Prozess funktioniert, führe ich Sie durch den Produktlebenszyklus.
Das wichtigste Merkmal von Innovation ist, dass etwas Neues geschieht, wie der Name schon sagt. Dieses »Geschehen« bedeutet, dass das Neue Auswirkungen in der Gesellschaft hat. Innovation muss dabei nicht technisch sein. Eine politische Reform oder eine neue Kunstrichtung können ebenso innovativ sein und gesellschaftlichen Wandel einleiten. Wichtig ist, dass die Neuerung in der Gesellschaft ankommt. Bei einer technischen Erfindung passiert dies in der Regel durch ihre kommerzielle Verwertung. Dadurch wird sie den Menschen zugänglich und kann Veränderungen bewirken. Innovation passiert dabei ständig. Die Menschheit befindet sich in ständiger Entwicklung. Je nach Größe der Innovation ist diese Entwicklung mehr oder weniger stark spürbar. Innovationsschübe kommen in der Technik durch grundlegende Entdeckungen und neue Technologien wie das Internet oder die Nanotechnologie zustande. Als Erfinder gießen Sie Wasser auf die Mühlen dieser ständigen Erneuerung. Um Erfolg zu haben, müssen Sie hin und wieder etwas schneller gießen als Ihre Kollegen.
Innovation ist eine wichtige Zutat zum Markterfolg. Auch wenn Werbung, Marketing und gute Verkäufer das Bild bestimmen, das wir von einem Produkt haben, so stehen hinter langfristigem Erfolg und nachhaltigem Wachstum innovative und durchdachte Produkte – Erfindungen!