Von einem Jahr zum andern - Gunnar Garleff - E-Book

Von einem Jahr zum andern E-Book

Gunnar Garleff

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Beschreibung

Jedes Jahr hat seine besonderen Zeiten. In ihnen verbinden sich biblische Erzählungen mit alltäglichen Erfahrungen. Unsere Texte spüren diesen Verknüpfungen nach.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 84

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Vorwort

Der Titel des vorliegenden Büchleins stammt aus einem Neujahrslied von Paul Gerhardt:

Wir gehn dahin und wandern von einem Jahr zum andern, wir leben und gedeihen vom alten bis zum neuen.

Darin ist beides festgehalten: Der immer wiederkehrende Kreislauf der Jahreszeiten und der Lebensweg, der sich vom Anfang bis zum Ende wie eine Linie durch dieses Kreisen zieht.

An Geburtstagen wird das Zusammenspiel von vergehender Zeit und wiederkehrenden Zeitpunkten oft besonders deutlich empfunden. Die Jahre kommen und gehen. Und wir werden älter. Unser Buch ist deshalb als Geburtstagsgeschenk entstanden.

Den einzelnen Geburtstagsmonaten haben wir Impulse zu biblischen Texten zugeordnet, die uns persönlich oder im Zusammenhang mit Festzeiten des Kirchenjahres bewegt haben. Die Zugänge und Auslegungen sind dabei so unterschiedlich wie die Autorinnen und der Autor.

Gemeinsam ist uns dreien aber die Freude am Lesen und Schreiben und die Begeisterung für Vielfalt und Fülle der biblischen Botschaft. Die Fotos von Sandra Grande haben am Ende fast wie von selbst ihren Weg zu den einzelnen Kapiteln gefunden.

Viel Glück und viel Segen auf der vorliegenden Reise durch das Jahr wünschen Ihnen

Dr. Gunnar Garleff,

Pfarrer der Handschuhsheimer Friedensgemeinde

Dr. Sandra Grande,

Vorsitzende der Heidelberger Stadtsynode

Martina Steinbrecher,

Pfarrerin der Handschuhsheimer Friedensgemeinde

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Januar

Noch mal von vorn

Februar

Zachäus

Bartimäus

März

Unter dem Kreuz!

April

Der Gärtner

Geheimnisvolle Begegnung

Mai

Vom Losgehen, Zurückkommen und Bleiben

Gebet

Risse im Paradies

Juni

Ich sei nicht schön

Am Brunnen vor dem Tore

Juli

Kleine Stärkung für zwischendurch

August

Ich seh den Sternenhimmel

September

Gespräch mit Gott

Hereinspaziert!

Wieder dabei sein

Oktober

Knappheit und Fülle

November

Ein Auftrag

Gebet

Ende gut, alles gut

Dezember

Hirtenrunde

Loblied auf Josef

Autorinnen

Januar

Viele sagen:

"Wer wird uns Gutes sehen lassen?"

HERR, lass leuchten über uns

das Licht deines Antlitzes!

Psalm 4,7

Noch mal von vorn

Denn siehe, ich will Neues schaffen,

jetzt wächst es auf,

erkennt ihr’s denn nicht?

Ich mache einen Weg in der Wüste

und Wasserströme in der Einöde.

Jesaja 43,19

Gott fängt noch einmal von vorne an. Er liebt die Anfänge. Anfänge sind sozusagen seine Spezialität. Vor Zeiten hat er einmal angefangen und in sieben Tagen eine Welt erschaffen, scheinbar mühelos. Siehe, ich will ein Neues schaffen. Sprach‘s und es geschah so. Auf sein Wort hin traten Himmel und Erde, Höhen und Tiefen, Wasser und Wüsten, Fische, Vögel und Vieh aus dem Nichts ins Leben. Und der Mensch. Nun, er war ein junger Gott gewesen, wortgewaltig und voller Tatendrang, schaffte pausenlos und ruhte nur einen Tag von allen seinen Werken.

Gott fängt noch einmal von vorne an. Denn schon bald reut es ihn, dass er die Menschen gemacht hat auf Erden, und in jugendlichem Ungestüm schwemmt er hinweg, was er geschaffen hat. Macht tabula rasa mit seiner Welt. Siehe, ich will ein Neues schaffen. In einen wasserdichten Kasten aus Tannenholz pfercht er hinein, was er hinüber retten will in einen Neubeginn: Noah und die Seinen und von allen Tieren ein Paar. Im Licht des Regenbogens, der ihm nach der Sintflut aufgeht, gibt er den Überlebenden sein Wort, er werde hinfort die Erde nicht mehr vernichten um der Menschen willen. Seither dreht sie sich im Wechselspiel von Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht in seiner Hand. Manchmal spürt er jetzt ihre Schwere. Aber er wird kein Auge mehr zu tun. Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.

Gott fängt noch einmal von vorne an. Mit atemberaubenden Versprechungen lockt er Abraham und Sara in ein Land der Verheißung. Sterne und Sand weisen den Weg. Und Gott geht mit. Aus einem Dornbusch brennt er sich hinein in das Leben des Mose und wirft sich ins Meer, um die Fluten zu teilen für sein Volk, das immer größer wird an Zahl. Tut ihnen Wunder zulieb, ein Feuerschein und eine Wolke. Schließlich wird der unstete Gott sesshaft im Tempel zu Jerusalem, wohnt im Dunkel des Allerheiligsten, den der Himmel und aller Himmel Himmel nicht fassen, doch als die Mauern seines Heiligtums geschleift werden, lässt er sich vom Thron stoßen, geht mit seinen Menschen ins Exil, sitzt zwischen ihnen an den Flüssen von Babylon und weint, wenn er an Zion denkt. Seht, da ist euer Gott, erkennt ihr’s denn nicht?

Gott fängt noch einmal von vorne an. Vorsichtiger ist er geworden. Siehe, ich will ein Neues schaffen. Er sagt es leise. Überfällt die Welt nicht mehr mit seinen kreativen Ausbrüchen. Hält die Gewalt seines Arms zurück. Legt sich stattdessen den Propheten in den Mund, die sich ihn fusselig reden, kleidet sich in Worte. Manche verhallen ungehört. Andere bleiben hängen, klingen in den Ohren, haken sich fest, und wer Ohren hat zu hören, der hört. Endlich geht einer mit Namen Johannes in die Wüste, dem Herrn den Weg zu bereiten, und das Volk strömt zum frischen Wasser des Jordan in die Einöde, um eingetaucht zu werden in ein neues Leben. O der Rufer in der Wüste, der Prophet des Herrn, der Zeigefinger Gottes. Machet Bahn, machet Bahn unserem Gott! Jetzt ist es Zeit. Höchste Zeit. Jetzt muss er kommen.

Gott fängt noch einmal von vorne an. Die Zeit ist reif. Er lässt sich Zeit. Mehr als sieben Tage Schöpfungsrausch. Länger als 40 Tage und 40 Nächte Wasser zum Kühlen des Zorns. Neun Monate diesmal. Siehe, ich will ein Neues schaffen. Die Worte werden Fleisch, nehmen Gestalt an. Gott gibt sich preis. Vertraut sich den Gesetzen der Schöpfung an, die er geschaffen hat, überlässt sich dem Werden. Geht ein in den Kreislauf des Lebens, nimmt Wohnung in der Bauchhöhle einer Frau. Gott wird Mensch, befruchtete Zelle, ein Fötus, ein Embryo. Siehe, ich will ein Neues schaffen. Da wächst es auf, wächst in Maria der Jungfrau heran, schwellt ihr den Leib. Gott kommt zur Welt, die er geschaffen hat, durch Wehen herausgepresst ins Leben. Gott wie neu geboren.

Gott fängt noch einmal von vorne an. Mach mit. Fang heute an. Ganz von vorn. Geh mit Johannes in die Wüste, raus aus dem weihnachtlich glänzenden Wald, dorthin, wo nichts dich erinnert ans letzte Weihnachtsfest. Sprich: „Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir, mein ganzer Mensch verlangt nach dir aus trockenem dürrem Land, wo kein Wasser ist.“ Lern die Sehnsucht von Anfang an. Geh mit Maria in dich. Entdecke die guten Hoffnungen, die in dir schlummern und geh schwanger mit Gottes Worten. Lass sie wachsen, gib ihnen Raum. Schenk dir Zeit. Lass dich nicht hetzen vom Countdown der vierundzwanzig Türchen. Friss keinen Adventskalender leer. Sprich: Siehe, Herr, ich bin ein leeres Gefäß, das wartet bis einer es fülle, dass es dankend überfließt.

Februar

Freut euch darüber,

dass eure Namen im Himmel

verzeichnet sind!

Lukas 10,20

Zachäus

Und er ging nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden.

Da sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt. Zachäus aber trat herzu und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück. Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist ein Sohn Abrahams. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.

(Lukas 19,1-10)

Die Geschichte des Zachäus ist alltäglich, denn fast täglich begegnen mir Menschen, wie Zachäus: Menschen, die an der Seite stehen, Kinder auf den Schulhöfen, die nicht mitspielen dürfen – weil sie anders sind. Sie passen nicht ins Bild: Haben vielleicht nicht das richtige Handy, nicht die richtigen Klamotten. Sie sind gerade nicht in, sind zu strebsam, sind nicht gut genug, sind zu arm, sind zu reich, oder haben sich einfach durch ihr Verhalten ausgegrenzt, waren zu laut, waren zu leise, waren zu ängstlich, haben geärgert, geschlagen, geschrien, geklaut. Waren wieder einmal Sieger, oder wie immer Verlierer. Kamen vielleicht auch nur zu spät. Gründe ausgeschlossen zu sein, am Rand zu stehen, gibt es viele.

Menschen, die am Rande stehen, in ihren eigenen Welten, die nicht mehr am Diskurs beteiligt sind, dem Mainstream nicht folgen, die ausgrenzen und ausgegrenzt sind, die abgrenzen wollen und von denen man sich abgrenzt, die hassen und sich nicht geliebt fühlen. Wir Menschen sind hart und unbarmherzig, wenn einer nicht mit der Mehrheit mitmacht. Wenn der dann etwas sagt, verdrehen alle die Augen – nicht nur in der Schule ist das so, nicht nur unter Jugendlichen, nein, auch unter Erwachsenen erlebt man das, bis in unsere Parlamente hinein. Dann wird nicht ernstgenommen, kaum noch zugehört, zurückgeschrien, dann heißt es schnell: „Ach der schon wieder!“ „Der ist ja eh nicht ganz bei Trost, der hat ja eh immer etwas zu meckern, der hat sich neulich mit denen getroffen, die anderer Meinung sind.“

Zachäus ist keine Figur allein der Bibel, nein, Zachäus ist eine allgegenwärtige menschliche Rolle. Gut, Zachäus macht es den Menschen auch nicht leicht, gewiss. Ein Zöllner in Diensten der Römer, Neid kommt auf über diesen gut bezahlten Job. Noch heute haben Finanzbeamte einen zweifelhaften Ruf, obwohl ich eigentlich nur nette kenne. Aber wenn es um die Steuer geht, dann kennen viele ja keinen Spaß. Zachäus macht es seinen Mitmenschen nicht leicht, ob er es will oder nicht – aber auch er lebt ja auch nur in seinen Abhängigkeiten – den äußeren und den inneren.