Von Fesseln befreit - Majella Lenzen - E-Book

Von Fesseln befreit E-Book

Majella Lenzen

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Beschreibung

Das aufrichtige Resümee eines mutigen Lebens

»Folge der Stimme deines Herzens«, so lautet die Devise von Majella Lenzen. Nicht nach starren Regeln, sondern nach den Ansprüchen ihres Herzens will sie leben. 20 Jahre nach ihrem Austritt aus dem Kloster macht Majella Lenzen eine Bestandsaufnahme, betrachtet ihr »neues« Leben ohne äußere Verpflichtungen, aber mit Eigenverantwortung und vor allem einer ungebrochenen tiefen Liebe zu Gott. Gleichzeitig schickt sie eine mahnende Botschaft an die Kirche, vielen schönen und klangvollen Worten endlich auch Taten folgen zu lassen.

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Seitenzahl: 232

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Majella Lenzen

Von Fesseln befreit

Wie mir mein Glaube innere Freiheit schenkt

Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Die Autorin erklärt, dass die Schilderungen, Gedanken und Gespräche sowie Feststellungen in ihrem Buch ihre persönliche Meinung wiedergeben. Früher Erlebtes wird oft symbolhaft neu aufgegriffen und verarbeitet.

Copyright © 2015 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Das Gütersloher Verlagshaus, Verlagsgruppe Random House GmbH, weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags für externe Links ist stets ausgeschlossen.

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

Umschlagmotiv: www.pixabay.com/MKDigital Art

ISBN 978-3-641-16632-8

www.gtvh.de

»Ich schreibe, um die Welt zu verstehen!«

Siegfried Lenz

»Das Unvorstellbare sichtbar zu machen,

das ist der Sinn der Literatur!«

Amoz Oz

»Die Kirche ... ist keine Hilfsorganisation, kein Unternehmen, keine Nichtregierungsorganisation, sondern eine Gemeinschaft

von Menschen, ... welche die Botschaft des Heils,

das der Herr uns geschenkt hat,

weitergeben möchte.«

Papst Franziskus

»Es ist Gottes bedingungslose Liebe,

die mich bis heute trägt.«

Johannes 1,1-17

»Für alle

die ihrer inneren Stimme folgen

um frei gleich einem Vogel

ihre wahre Bestimmung zu leben.«

Majella Lenzen

Inhalt

Einleitung – Wenn alle schweigen

Das Alte zerbrach

Eine Frage der Berufung

Rückblick – Lüneburg

Missbrauch der Heiligkeit

Veränderung – im Fluss der Zeit

Übergang

Zeitzeichen

Das weibliche Element

Das Herz ist größer

Die Liebe entdeckt man, indem man liebt

Spurensuche

Das Pinguin-Vorbild

Dem Himmel näher als der Erde

Wie schön, dass es dich gibt

Zum Ausklang

Einleitung – Wenn alle schweigen

»Ist neben Ihnen noch frei?«, fragt eine freundliche Stimme und setzt sich auf den leeren Platz neben mir. Diese Höflichkeit empfinde ich als ungewöhnlich und lächele in mich hinein. Es gibt immer wieder Überraschungen. Das ist schön. Ich will entspannen und bin froh, dass meine Nachbarin einen Roman hervorzieht und zu lesen beginnt. Genau wie ich es meistens tat. Aber heute schien alles anders.

»Fahren Sie auch nach Köln?«, ist die nächste Frage. »Ich fahre einmal in der Woche zu meiner Tochter, dann kann sie ganztags arbeiten, und ich passe auf ihr Kind auf. Und Sie, fahren Sie auch nach Köln?« Ich bestätige das mit einem Nicken, und schon fährt sie fort: »Wissen Sie, einmal habe ich mich verfahren. Mit der S-Bahn sieht man die Einfahrt in den Hauptbahnhof nicht so deutlich, und ich verpasste den Ausstieg. Deshalb setze ich mich jetzt so, dass ich das Fließband mit der Auskunft im Blick habe.« Das also ist der Hintergrund für ihre Frage, ob noch frei sei. Ich will ihr sagen, dass ich sie gerne wecken könne, wenn sie ausruhen möchte, aber da beginnt bereits ein weiteres Gespräch. »Was machen Sie in Köln?« Ja, was mache ich dort? Schmunzelnd mustere ich die gesprächsbereite Dame neben mir. Sie wirkt sehr gepflegt, aber nicht betont geschminkt. Ihr dunkelbraunes Haar und der braunrot gehaltene Farbklang der Kleidung passen zu ihr. Sie ist mir auf Anhieb sympathisch. Also plaudere ich drauflos, und schon meint sie: «Ganz sicher habe ich Sie schon einmal in einer Fernsehsendung gesehen, oder?« Ich zähle einige auf und sehe ihre Zustimmung. »Das ist aber großartig, dass ich Sie jetzt auch persönlich erlebe. Ja, auch wir haben so einiges erlebt, das uns zutiefst erschütterte.«

Sie fährt fort, aus ihrem Leben zu erzählen und wie schwer es heute sei, sich finanziell über Wasser zu halten. Deshalb müsse ihre Tochter auch wieder arbeiten gehen. Sie und ihr Mann seien gut ausgebildet und liebten ihre Arbeit, aber das Haus, das sie auf Kredit gekauft hatten, müsse abgezahlt werden. Zudem fielen ständig unvorhergesehene Renovierungen an, und für passende Möbel sei auch kein Geld übrig. Deshalb helfe sie gerne. Wenigstens könne sie so zeigen, dass sie hinter ihrer Tochter steht. Was auf sie selbst zukomme, wenn ihr Mann im nächsten Jahr in Rente gehe, wisse sie noch nicht. Doch sei sie bereit, sich darauf einzulassen. Es würde ein neuer Abschnitt in ihrer beiden Leben sein.

Gott Dank könne sie sich auf ihren Mann verlassen, meint sie nachdenklich. Denn erst jetzt habe sie von ihrer Schwester erfahren, dass deren Mann sie schon lange betrog, und zwar mit einer 20 Jahre Jüngeren. Unfassbar! Da kann ich ihr nur zustimmen, obgleich mir als Eheloser und ehemaliger Ordensfrau eigentlich kein Kommentar in dieser Sache zusteht. Doch scheint das zum momentanen Zeitgeist zu gehören. Ich höre immer wieder von Ähnlichem. Aber warum habe ihre Schwester nur so lange geschwiegen? Meine Gesprächspartnerin ist ratlos. Standen sie sich nicht nahe? Oh ja, aber auch sie wolle eine heile Welt vorweisen können, deshalb sei sie stumm geblieben, ist die Antwort. Nun habe sie begonnen, sich eine neue Welt aufzubauen; sie lebe zwar bescheiden, sei aber finanziell unabhängig, und das mache sie glücklich, weiß ihre Schwester zu berichten. »Ich glaube, sie hat zu sich selbst gefunden; ich freue mich schon auf unser gemeinsames Wochenende, jetzt können wir uns wieder nah sein, so wie früher!«, höre ich neben mir. Wir lachen uns an. Ja, zu sich selbst finden, das scheint unser gemeinsames Losungswort zu sein.

Bevor wir aussteigen, gebe ich meiner Nachbarin einen Flyer, auf dem meine Homepage angegeben ist und der die beiden Bücher, die ich geschrieben habe, abbildet. Das erste über die Missionsarbeit in Afrika, das zweite über die Widereingliederung in die zivile Gesellschaft als ehemalige Nonne. Auf dem Flyer steht in Großbuchstaben: »Wenn alle schweigen, wird sich nie etwas ändern«. »Haben Sie das gesagt?«, fragt sie mich jetzt nachdenklich. »Ja, das gehört zu meinem Motto. Wir alle müssen lernen, zu unserer inneren Wahrheit zu finden und mutig daraus zu leben. Erst dann sind wir authentisch und finden Heilung. Das ist meine persönliche Erfahrung. Deshalb treffe ich mich jetzt mit einem Journalisten!« »Ich freue mich Sie kennengelernt zu haben. Ihre Bücher werde ich mir kaufen.« Lachend drücken wir uns auf dem Bahnsteig die Hand, und jede geht weiter auf ihrem je eigenen Weg.

Da ich mich im Kölner Straßenlabyrinth schnell verlaufe, muss ich mir auf dem Rückweg die Richtung erfragen. Dabei begegne ich den unterschiedlichsten Menschen. Soll ich nach dem Wahrzeichen Kölns, dem Dom, fragen oder gleich nach dem Kölner Hauptbahnhof, denn da will ich ja hin? Da ich als Erstes einen Muslim treffe, frage ich nach dem Bahnhof. Dabei werde ich mir meiner zwiespältigen Gefühle bewusst. Bin ich nicht mehr bereit, meinen Glauben zu bekennen? Als Ordensfrau in Tracht hätte man mich sofort mit der Kirche in Bezug gebracht, heute, als normal gekleidete Passantin gehe ich in der Menge unter. Ich bin eine von Hunderten, ja Tausenden, und niemand fragt danach, wer ich als Mensch bin. Oder doch?

Auf meinem Jahreskalender stehen die auffordernden Worte: »Habe den Mut, der Stimme deines Herzens zu folgen!« Und bereits Friedrich Nietzsche sagte dazu: »Geh deinen Weg. Es gibt in der Welt einen einzigen Weg, den niemand gehen kann außer dir: wohin er führt? Frage nicht, gehe ihn.« In der Bibel steht es nicht anders, denn »Gott hat den Menschen als Mann und Frau – einzigartig – nach seinem Ebenbild geschaffen.« (Genesis 1,27) Oder »Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir.« (Jesaja 43,1) Das sind Leitbilder, die mich heute bewegen und anspornen, diesen Weg auch mit anderen zu teilen.

Dennoch – ich möchte zwar, merke jedoch, wie ich gleichzeitig in mir gefangen bin. Irgendetwas hält mich zurück. Wovor habe ich Angst? Und zwar so sehr, dass sich meine Gedanken einengen, wie im Kreis einander jagen und den Blick nicht zu einer klaren Sicht freigeben. Es gibt keine Ordens-Oberinnen mehr, die mir verbieten können, meine Meinung auszusprechen. Ich habe auch keinen Arbeitgeber, vor dem ich Angst haben müsste. Ich kann es wagen, Anstoß zu geben und zu persönlicher Stellungnahme zu provozieren. Ob sich dann meine Freunde stärker von mir abwenden? Die mächtige Kirche ist mir sicher noch weniger gewogen, wenn ich noch deutlicher ausspreche, was mir innerlich weh tut und was ich heute noch weniger verstehe. Scheue ich deshalb davor zurück? Oder ist mein Mut noch nicht genügend gewachsen? Ist die Pflanze des Vertrauens in die eigene Kraft noch so klein, dass jedweder Windstoß sie vernichten könnte? Das finde ich nur heraus, wenn ich mich selbst teste und weitermache. »Der Weg entsteht beim Gehen«, heißt es klugerweise. Das bedeutet: aufzubrechen. Pilgern ist in der Kirche bekannt. Das ist erlaubt. Es soll helfen, unsere Grenzen zu erproben. Wir gehen dabei zielstrebig voran, treffen andere Weggenossen auf unserer Reise, bleiben aber frei, ohne Bindung, und kehren schließlich an unser Ausgangsziel zurück. Meistens als anderer, erneuerter Mensch.

Beim flüchtigen Blick aus dem fahrenden Zug erspähe ich leuchtend roten Klatschmohn zwischen den Gleisen. Da gehört er sicher nicht hin, aber er fasziniert in seiner Strahlkraft. So ist es bisweilen auch mit unseren Wünschen. Sie fallen auf einen Boden, der gar nicht für sie gedacht ist. Doch wenn sie zu blühen beginnen, ist ihr Leuchten nicht zu übersehen.

Das Alte zerbrach

»So spricht der Herr: Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das was vergangen ist, sollt ihr nicht achten. Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?« (Jesaja 43, 18)

Schweißtriefend sitze ich am PC und frage mich, wie ich das früher – während meiner Afrika-Zeit – ausgehalten habe. Zugegeben, da war ich jünger. Aber selbst die Jahre in der Aids-Arbeit in der Nähe des Äquators am Kilimandscharo habe ich so heiß nicht in Erinnerung. Vor zehn Jahren war ich zum letzten Mal dort und konnte den Berg meiner Träume durch die wandernden Wolkenfetzen erspähen, lange bevor er die volle Sicht auf sein weißgekröntes Haupt preisgab. Dabei wurde es mir wieder warm ums Herz; ich fühlte mich wie daheim.

Warum diese Träumerei? Weil der jetzige Hochsommer mich unbarmherzig an das erinnert, was einmal der Sinn meines Lebens zu sein schien. Denn als Missionsschwester war ich mit Begeisterung, unermüdlich, 33 Jahre lang in Afrika tätig. Bis mir von meiner damaligen Generaloberin (aus Rom) in unverblümten Worten knallhart gesagt wurde, dass es für mich »keine Verwendung« mehr gebe. Weder auf meinem derzeitigen Posten als Aids-Koordinatorin in Tansania noch als Mitglied meiner Ordensgemeinschaft, der ich mittlerweile 40 Jahre lang angehört hatte. Unglaublich! Ihre Position kann mit der eines Chefs mit internationalen Verbindungen verglichen werden, denn sie hat den Überblick über die Tätigkeit ihrer annähernd 900 Mitglieder in Europa, Afrika, den USA/Kanada, Korea und Indonesien. »Keine Verwendung«, diese Worte trafen mich wie ein Blitzschlag. Ungeschützt, unvorbereitet, wie betäubend. Ich fühlte mich wie gelähmt.

Als ich im vergangenen Monat nach Geschäftsschluss beschwingten Schrittes auf dem Weg zu meinem Auto war, erlebte ich etwas Vergleichbares. Ein jugendlicher Fahrradfahrer riss mich in heftigem Zusammenstoß zu Boden, auf dem Fußweg. Ohne Vorwarnung schlug ich in voller Länge auf den Asphalt. Der Aufprall am Hinterkopf war das Schlimmste. Da lag ich, wie zusammengeschlagen, hilflos, und versuchte, meinen Kopf zu halten. Hochheben konnte ich ihn nicht mehr. Gekrümmt, erschrocken, voller Schmerzen, wurde ich plötzlich angesprochen. Da sah ich neben mir die weiße Uniform eines Sanitäters, der sich zu mir gekniet hatte und beruhigend auf mich einredete, während er professionell – wie es mir durch den Kopf schoss – blaue Handschuhe überzog. Kaum zu glauben, aber ein Ambulanzwagen war »zufällig« vorbeigefahren, hatte den Zusammenstoß beobachtet und bot sofort tatkräftige Hilfe an. Was für ein Geschenk. Sie zogen mir eine Halskrause an, legten mich auf eine Trage und fuhren mich ins Krankenhaus. Ich nahm es in tiefer Dankbarkeit wahr. Dennoch kam ich lange nicht zur Ruhe.

Innerlich verfolgte mich dieser Stoß, der mich zu Boden gerissen hatte. Nicht nur in der Nacht im Krankenhaus, auch danach. Wiederholt zuckte ich zusammen, wenn Freunde mich von hinten unerwartet begrüßen wollten. Erstaunt, ja erschrocken registrierte ich diese Reaktion. Wenn mein Gedächtnis diesen Unfall, der in Sekundenschnelle passiert war, so tief gespeichert hatte, wie viel stärker mussten andere Schocktraumata in mir gelagert sein, die nicht primär den Körper, sondern die Seele und das Gemüt verletzen. Wie zum Beispiel den oben genannten Identitätsverlust.

Bereits vor über 100 Jahren schrieb der Dichter Rainer Maria Rilke: »Wenn etwas von uns fortgenommen wird, womit wir tief und wunderbar zusammenhängen, so ist viel von uns selber mit fortgenommen. Gott aber will, dass wir uns wiederfinden, reicher um alles Verlorene und vermehrt um jeden unendlichen Schmerz.«

Das Trauma meines Lebens war diese verletzende Beurteilung meiner höchsten Vorgesetzten, die zwei Jahre später die Entlassung aus dem Orden durch das offizielle Schreiben aus dem Vatikan zur Folge hatte. Das war im Oktober 1995 kurz vor meinem 58sten Geburtstag. Durch dieses Indult war meine Berufung als Ordensfrau hinfällig geworden, und meine Aufgabe als kirchliche »Entwicklungshelferin« konnte ich auch nicht mehr ausüben. Nicht nur die finanzielle Demütigung durch niedrige Beiträge zur Renteneinzahlung war ein Schock. Noch schlimmer war das Ausgestoßensein aus der Lebensgemeinschaft, zu der ich seit meinem 15. Lebensjahr gehört hatte. Ich schien vernichtet, ausgelöscht, unfähig, weiterzuleben. Und das auch noch – zynischerweise – freiwillig. Denn die Aufhebung meiner Gelübde musste ich persönlich, schriftlich, vom Papst erbitten. Nicht freiwillig, sondern gezwungenermaßen, sollte es um der Gerechtigkeit willen heißen. Aber selbst bei der Institution Kirche geht es vordergründig häufig um rechtliche Belange.

Dass ich um der Kondome willen, die durch meine Mithilfe an Prostituierte in einem Armenviertel ausgeteilt wurden, meine Arbeit niederlegen musste, macht mich eher stolz. Doch gleichzeitig öffnete mir diese Tatsache die Augen für die enge Sichtweise der kirchlichen Ordnungshüter, sodass ich mutig mein bisheriges Zögern und meine Furcht überwand und mich der Situation stellte. In der Vergangenheit waren all meine Versuche, unser Ordensleben in angemessener Weise den vorgegebenen Verhältnissen anzupassen wie z. B. der Abgeschlossenheit des 100 Kilometer von der nächsten Stadt entfernt liegenden Tropen-Hospitals oder dem partnerschaftlichen Miteinander mit den afrikanischen Mitschwestern, in den Wind geschlagen worden. Obgleich ich um vertiefte, aber zeitgemäße Spiritualität und um ehrlichen Dialog auf allen Ebenen gerungen hatte. Jetzt stand ich selbst vor der größten Herausforderung meines Lebens, vor dem Scherbenhaufen meiner eigenen Existenz. Es war einem Tod vergleichbar, denn äußerlich war mir nichts mehr von dem geblieben, was mich als Schwester Lauda gekennzeichnet hatte.

Das sichtbare Zeichen des Ordenskleides, den Habit, den Schleier, das Brustkreuz an der roten Kordel, musste ich ablegen. Dieses Statussymbol galt nur für Mitglieder; ich war ausgeschlossen. Mein Schwesternname, unter dem ich bekannt war, auf den ich hörte und der zugleich mein Motto beinhaltete, er war nichtig geworden. Schwester Lauda, die zu Gottes Ehre leben wollte, gab es so nicht mehr. Sie war tot, gestorben. Doch mein Verstand konnte es nicht fassen. Ich befand mich wie in einer Art Koma, in dem ich zwar alles wahrnahm, aber nicht wirklich verstand. Eine Taubheit erfasste meinen Körper, aber noch mehr meine Seele. Funktionieren, das hatte ich schon immer gekonnt, und das klappte auch jetzt. Innerlich hatte ich mich abgekapselt. Fühlen war tabu. Gefühle nur bedingt auszudrücken, das hatte ich im Kloster gelernt. Jetzt war es wie ein unbewusster Selbstschutz. Der Schmerz des Verlustes hätte mich buchstäblich umgebracht.

Als erstes war ich zu meiner Mutter gekommen, um ihr, die gerade 81 Jahre alt geworden war, in ihrer Krankheit zu helfen. Als wir wegen ihres Krebses um ihr Leben bangen mussten, kämpfte ich um das ihre und, unterschwellig, auch um das meine. Denn unser beider Leben schien in dieser Zeit der Loslösung vom fest strukturierten Ordensleben und dem Ertasten eines normalen bürgerlichen Lebens unausweichlich miteinander verbunden. Meine Mutter hatte mich nicht nur bei meiner Geburt der Lebenswirklichkeit geschenkt, sie stand auch jetzt Pate an der Wiege zu meinem neuen Leben. Sie war nicht nur bereit, alles, was sie besaß, mit mir zu teilen, sondern für mich und mit mir zu kämpfen. Unbeirrt glaubte sie an mich. »Meine Liebe! Sei mutig im Schutze Gottes! Ich liebe Dich.« Diese kurze Notiz, die sie mir einmal lächelnd als «Reiseproviant« zusteckte, führe ich mir noch immer vor Augen, wenn ich Gefahr laufe, mich ängstlich zu verstecken.

Äußerlich war der Wandel schnell vollzogen. Ich passte mich den zivilen Gegebenheiten an: mit Haarschnitt, Kleidung, Sprache und den täglichen Lebensnotwendigkeiten. Meine Mutter führte mich gewissermaßen in die Gesellschaft ein, in dem sie mich in ihre Geschäfte oder Cafés mitnahm und mich beriet. Schnell wurde meine Geschichte bekannt. Aber es machte den Neuanfang nicht leichter. Ich fühlte mich eher be-, ja gefangen in dieser neuen Welt. Die notwendige Arbeitssuche blieb erfolglos in Bezug auf eine Festeinstellung, half jedoch meiner besseren Integration in den hiesigen Alltag. Es war eine Herausforderung, wenn ich z. B. frühmorgens den Zug nach Leverkusen nahm und erst abends wieder zurückkam. Den Weg zum Bahnhof legte ich in je 30-minütigem Fußweg zurück, um Geld zu sparen. Arbeiten war ich gewohnt, dadurch hatte ich das Gefühl, doch noch zu etwas nütze zu sein. Für meine Mutter war es jedoch eine Belastung, weil ich tagsüber nicht für sie da sein konnte. Und wenn ich heimkam, war ich ausgelaugt, konnte es aber nicht zugeben. Schon wieder zu versagen, wollte ich mir nicht »leisten«. Doch dann kam der Moment, an dem ich merkte, dass wieder über mich statt mit mir geredet wurde. Es war, als sei ich ein Schulkind. Jetzt ließ ich das nicht mehr zu. Ich entkräftete die Kritik und brach mein Arbeitsverhältnis ab. Doch traf mich dieses Erlebnis genauso wie früher, als versuchte ich eine Rechtfertigung vor meiner ehemaligen Oberin im Kloster. Das war jedoch Vergangenheit. Ich war im Recht und wollte den alten Mustern nicht wieder Raum geben. Kurz darauf griff mit Anerkennung meiner Schwerbehinderung auch die Erwerbsunfähigkeitsrente, und dieses Kapitel war abgeschlossen. Noch rechtzeitig, bevor ich physisch wieder vollkommen am Ende war.

Was hatte der Verlust meiner klösterlichen Rolle in mir bewirkt? Ich fühlte mich ausgestoßen. Selbst einen Gang in die Kirche erlebte ich mit Unbehagen, denn ich war ja eine »Abtrünnige, die ihrem Versprechen vor Gott und der Gemeinschaft nicht nachgekommen war.« Im Kampf um eine bessere Altersrente waren kränkende Worte gefallen. Wenn ich zufällig frühere Mitschwestern traf, erlebte ich deutliche Distanz. Dass die Zeit allein Wunden heilt, bezweifle ich sehr. Mir war, als wäre das Todesurteil einer unheilbaren Krankheit über mich ausgesprochen worden. So, als sei ich vom Aussatz befallen, wie ich ihn bei den Patienten des Lepra-Camps in Chazi, Morogoro, erlebt hatte. Damals kostete es mich Überwindung, wenn ich den jungen Müttern die verstümmelten Hände drückte, ihre übel riechenden Wunden roch und den Blick ihrer entstellten Gesichter voll Anteilnahme und Herzlichkeit zu erwidern versuchte. Ich sah es jedoch als meine selbstverständliche Christenpflicht und nahm jede dieser Gelegenheiten bewusst wahr. Aber – jetzt war ich selbst in der Rolle derer, die das Stigma gezeichnet hatte.

Zunächst konnte ich absolut nicht damit umgehen. Mir fehlte jedes Vertrauen. Nicht nur in Gott und »seine Diener«, sondern in mich selbst. Das war wohl die schlimmste Erfahrung. Obgleich für mich, bei meiner Vergangenheit, beides eng zusammenhängt. Meine ganze Identität war auf diese besondere Berufung als »Braut Christi« aufgebaut. Gottes- und Nächstenliebe, das waren die Pfeiler des Ordenslebens gewesen. Als sie weggebrochen waren, schwand mein Fundament. Ich stürzte in eine ungeahnte Tiefe. Erschrocken, entsetzt und sprachlos, denn »wie es da drinnen aussieht, geht niemand was an« (wie es in der bekannten Operette von Franz Lehar heißt).

Während dieser Phase meines Selbstfindungsprozesses malte ich ein Bild. In lebendigen Farben zeigt es ein aufgewühltes Meer. Auf der größten Welle, im Vordergrund, in dunklem Violett, lässt sich ein Menschlein (ich) von ihr treiben, wird aber eigenartigerweise gleichzeitig von ihr getragen. Der Horizont deutet in weichen Pastellfarben den neuen Tag an; wie eine zukunftsweisende Vorausschau. Aber noch war ich nicht soweit. Nur mühsam lernte ich, dass ich auch außerhalb des Ordens, in der mich umgebenden Gesellschaft, eine Rolle spielen konnte und, gegen meine Erwartungen, angenommen wurde.

Eine Frage der Berufung

Unterschwellig setze ich mich weiter mit dem Thema des Berufes oder der Berufung auseinander. Zum einen, weil ich während meines aktiven Berufslebens in Afrika als Krankenschwester die Leitung eines Missionskrankenhauses in Tansania übernommen hatte, aber ebenso, weil ich als Ordensfrau die Leitung einer Ordensprovinz in Simbabwe ausübte. Als wir während eines Gottesdienstes dazu eingeladen wurden, das »Testament Christi« anzunehmen und uns von den Worten Jesu »liebet einander wie ich euch geliebt habe, ... um so Zeugnis von der göttlichen Liebe zu geben« berühren zu lassen, horchte ich neu auf. Diese Einladung geht an alle Christen und es gilt für uns alle, dieses »Testament« in unserem Alltagsleben umzusetzen, als ein Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung. Indem ich durch den Respekt, den ich meinem Gegenüber entgegenbringe, zeige, dass ich es annehme, ihm gut sein möchte, kann das wie ein Stück »vorweggenommenem Himmel« erlebt werden. Dadurch entsteht eine Art Zweisamkeit, die beiden Seiten ermöglicht, im Austausch miteinander zu wachsen.

Dazu fällt mir eine Seniorin »aus meinem früheren Leben« ein, die als Patientin bei uns im Buschhospital in Tansania weilte, bevor sie nach Europa in Heimaturlaub fuhr. Sie genoss die Gesprächsrunden nach den Abendmahlzeiten, wenn wir uns Zeit nahmen, den Erinnerungen aus ihrem Missionsleben zuzuhören. Sie erzählte humorvoll und mit wachem Geist, wie sie z. B. mühsam die Sprache der »Eingeborenen« lernte, indem diese etwas vorsprachen und gleichzeitig demonstrierten. Dadurch sprang sie über einen kleinen Bach, weil »ruka« die Aufforderung zum Springen und nicht das Swahili-Wort für Bach war. Wir lachten herzlich über diese »jugendlichen« Anfänge, die uns erspart geblieben waren. Unsere Pionierin nahm ebenso gerne an unseren Sorgen teil, die vom schwülheißen Alltagsstress eines Krankenhausbetriebes geprägt waren. Wir fühlten uns verbunden, gegenseitig angenommen, ja getragen. Sie meinte deshalb: »Das ist ja wie eine Vorahnung des Himmels«. Zurück in Europa tat sie dann diesen weiteren letzten Schritt – der endgültigen Umwandlung – in die Ewige Heimat und starb.

Wenn so die Berufung aussieht, die an alle Christen, ja an alle »Menschen guten Willens« geht, wie steht es dann mit denen, die im kirchlichen Sinne »von Gott berufen« sind? Dazu sagt eine Broschüre aus dem Bistum Aachen: »Beim Ordensstand handelt es sich im eigentlichen Sinne nicht um einen Beruf, sondern um eine Berufung. Frauen und Männer, die dem Beispiel Jesu als Ordensleute in einem gottgeweihten Leben folgen, leben arm, ehelos und gehorsam. Zu dieser Lebensweise verpflichten sie sich in den Gelübden und geben ... Zeugnis für ein radikales Leben nach dem Evangelium, für eine tiefe persönliche Beziehung zu Christus, für ein Leben in Gemeinschaft und für den Dienst in der Kirche.« Was für eine Herausforderung. Da tun die unterstützenden Worte des Psalmisten gut:

»Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr,

vergiss dein Volk und dein Vaterhaus!

Der König verlangt nach deiner Schönheit;

Er ist ja dein Herr, verneig dich vor ihm.

Die Königstochter ist herrlich geschmückt,

ihr Gewand ist durchwirkt mit Gold und Perlen.

Man geleitet sie mit Freude und Jubel,

sie ziehen ein in den Palast des Königs.«

(Psalm 45,11-12,14-16)

Oder:

»So spricht der Herr: Freut euch und jubelt!

Euer Lohn im Himmel wird groß sein.«

(Lukas 6, 23)

Das klingt verlockend. Und in manch schwerer Stunde haben sich die »Bräute Christi« sicher an diesen kunstvoll trostreichen Versprechungen aufgerichtet. Aber wie sieht die gelebte Realität aus? Könnten wir einen flüchtigen Blick hinter die Klostermauern einer noch zahlenstarken Gemeinschaft werfen, sagen wir mit zirka 50 Mitgliedern, so wäre die Mehrzahl dieser Schwestern um 70 und 80. Alle, die es irgendwie können, nehmen regelmäßig an den Gebetszeiten und ebenso an den Mahlzeiten teil und fühlen sich nicht nur verpflichtet, überall wo nötig, mit- oder auszuhelfen, sondern sie werden auch tatsächlich in der Waschküche und beim Bügeln eingesetzt. Bei größeren häuslichen Betrieben mit Landwirtschaft und Klostergärtnerei oder Gaststätte sind diese verpachtet und werden jetzt nicht mehr von Schwestern, sondern einem Verwalter beaufsichtigt. Meistens hat die Hausoberin auch nicht genügend Kenntnisse, sodass die finanzielle Aufsicht in den Händen der Laien ist. Denn die wenigsten Schwestern sind für die administrativen Aufgaben, die sie irgendwann übernommen haben, auch ausgebildet worden. Wenn sie sich nicht klug beraten ließen, ist es unumgänglich, dass das Ganze aus dem Ruder läuft, zum Schmerz der wenigen verkannten Seniorinnen, die reiche Erfahrung erworben haben und diese talentiert einzusetzen wussten. Doch wurden sie ständig von der lautstarken Gruppe der »Ja–Sager« verdrängt. Manche tun weiter so, als sei alles gut, grämen sich aber im Stillen. Andere wehren sich innerlich, fühlen sich aber im System gefangen. Wenn es, wie ich hörte, z. B. offensichtlich ist, dass den Schwestern täglich ein mageres Essen als Kost vorgesetzt wird und dazu noch gesagt wird, dass nicht mehr Geld zur Verfügung steht, dann ist das in meinen Augen ein erbärmliches Armutszeugnis. Hier in der freien Wirtschaft wehrt sich vielleicht einmal ein Angehöriger, wenn Ähnliches in einem Seniorenheim passiert. Im Kloster dagegen sind die Schwestern »dazu bestimmt zu sühnen!« (denn so wurde es uns einmal im Noviziat beigebracht). Die wenigsten wagen hinzuschauen.

Bei einem Tebartz-van Elst heißt es bis heute, dass doch irgendjemand das mitbekommen haben müsste. Stimmt das? Wenn ja, dann hatte dieser Jemand keine Macht und Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. So läuft das im System – so kann es unter dem Deckmantel der Berufung versteckt werden, weil die Parameter, mit denen gemessen wird, anders aussehen.

Eine weitere Feststellung kam mir durch das Buch und den gleichnamigen Film von Martin Sixsmith mit dem Titel »Philomena«. Auch hier brachten mir die Parallelen zum Thema der Berufung im Ordensleben diese auf beklemmende Weise nochmals nahe. Ich erschrak. Das hatte ich früher gar nicht zu denken gewagt. Zum Beispiel horchte ich auf, als es hieß, dass die Nonnen sich der unehelich geborenen Kinder ihrer Schützlinge bemächtigten und diese ungefragt zur Adoption in ein fremdes Land freigaben. In meinen Augen kam das einer Enteignung gleich. Denn ihr eigentlicher Name (der der leiblichen Mutter) wurde verheimlicht, um ihre Identität zu verbergen. Sie wurden frisch eingekleidet und hatten sich in allem der neuen Familie in einem unbekannten Land anzupassen. Sie bekamen einen neuen Vater und eine neue Mutter. Und das Wesentliche – das wahre Selbst, das aus der Wurzel der Ursprungfamilie erwächst – wurde dadurch unkenntlich gemacht.

Es bedurfte des Anstoßes anderer Ehemaliger, dass ich die Parallelen wahrnehmen konnte. Ich war so erschrocken, dass es mich schmerzte. Im Kloster war es wohl unmöglich gewesen, ja fast verboten, solchen Gedankengängen nachzugehen. Jetzt wollte und konnte ich mich ihnen stellen. Denn beim Eintritt in den Orden wurde auch uns der »weltliche« Name genommen. Der Ordensname und das Ordenskleid sollten symbolisieren, dass ein neuer Mensch – in Christus – angelegt worden war. Dennoch kam es einer Enteignung gleich, weil ein Mensch nicht »ausgelöscht« werden kann, indem ihm der Name genommen und er durch eine uniformierte Kleidung mit allen anderen seiner Gemeinschaft gleichgestellt wird. Aber noch schlimmer war die Negierung des eigenen Ich, indem immer nur in der Wir-Form gesprochen werden durfte. Nicht ich besaß etwas, sondern fragte meine Nachbarin nach »unserem« Bleistift! »Unser« Kleid war schmutzig geworden und musste in die Wäsche etc. Dieses Kollektiv im Ausdruck verstärkte die Enteignung in einem Maße, das die eigene Identität auszulöschen drohte. Dass dieses bewusst geschah, wage ich nicht zu behaupten, möglich wäre es jedoch. Ein provokanter Denkanstoß?

Der Kontakt zur Herkunftsfamilie wurde auf ein Minimum reduziert und gleichzeitig durch Briefzensur kontrolliert. Kein Wort durfte aus dem Kloster dringen, das nicht vorher geprüft wurde. Nichts Negatives sollte an die Öffentlichkeit dringen. Es sollte kein Schaden genommen werden, auch wenn die Einzelne darunter litt, weil sie sich verstellen musste, weil sie früh lernte, nicht die »ganze Wahrheit« auszusprechen und somit dazu beitrug, »das Heilige« der Institution aufrechtzuhalten. Der äußere Schein wurde gewahrt, und – so wage ich es zu sagen – das bis heute. Auch hier gilt – wie in der altbekannten Operette von Franz Lehar: »Doch wie’s drinnen aussieht, das geht keinen was an!« Gefühle wurden unterdrückt, der wahre Mensch oder das echte Menschsein blieb auf der Strecke.