Von Psychopathen umgeben - Bärbel Mechler - E-Book
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Von Psychopathen umgeben E-Book

Bärbel Mechler

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Beschreibung

Kennen Sie diese Menschen, deren Ego größer ist als der Raum, in dem sie sich befinden, die keinen anderen außer sich selbst zu dulden scheinen und sich hemmungslos in ihrer vermeintlichen Größe sonnen? Menschen, die andere herabsetzen und tyrannisieren und doch nur das Zerrbild ihrer eigenen Wunschvorstellung verkörpern? Wenn Sie solch eine Person in Ihrem Leben ertragen müssen, sei es am Arbeitsplatz als Chef oder Kollege oder zu Hause als Partner oder Familienmitglied, dann wird dieses Buch die Antwort auf Ihre Probleme sein. Mit vielfach bewährten, auf die typischen Problemsituationen zugeschnittenen Handlungsbeispielen, die sich unmittelbar in die Praxis umsetzen lassen, gibt Ihnen "Von Psychopathen umgeben" unverzichtbare Hilfsmittel an die Hand. Alle klassischen Merkmale sowie die typischen Verhaltensmuster, mit denen sich diese "Quälgeister" selbst entlarven, werden Ihnen von nun an bestens vertraut sein, sodass Sie hinter die täuschende Fassade blicken können und verstehen, was jene unter der Oberfläche motiviert. Sie erfahren, wie Sie von galanten Schmeicheleien bis hin zu handfesten Konfrontationen eine reiche Palette gezielter Methoden anwenden können, um sich effektiv aus der Opferfalle zu befreien. Und wer sich dann noch die Frage erlauben möchte, was diese schmerzhaften Begegnungen mit seiner derzeitigen Lebenssituation zu tun haben, wird ganz nebenbei viele wertvolle Anregungen erhalten.

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Seitenzahl: 273

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Bärbel Mechler

Von Psychopathen umgeben

Wie Sie sich erfolgreich gegen schwierige Menschen zur Wehr setzen

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Bärbel Mechler

Von Psychopathen umgeben

E-Book (epub): ISBN 978-3-86374-125-9

(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-123-5, 1. Auflage 2013)

Mankau Verlag GmbH

Postfach 13 22, D-82413 Murnau a. Staffelsee

Im Netz: www.mankau-verlag.de

Internetforum: www.mankau-verlag.de/forum

Lektorat: Martin Stiefenhofer, Nürnberg

Endkorrektorat: Susanne Langer M. A., Traunstein

Gestaltung Umschlag: Andrea Barth,

Guter Punkt GmbH & Co. KG, München

Gestaltung Innenteil: Sebastian Herzig, Mankau Verlag GmbH

eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de

Wichtiger Hinweis des Verlags:

Inhalt

Vorwort einer Betroffenen

Der Psychopath in meinem Leben

Widerstand will gelernt sein

Die richtige Taktik für den Erfolg

So ticken Psychopathen

Kein Opfer ist mir zu groß, das andere für mich bringen

Lügen - eine Königsdisziplin

Diskussion mit Psychopathen

Ehrgefühl mit Widersprüchen

Kein Platz für Gerechtigkeit

Maßlose Selbstüberschätzung

Die Gefühlswelt der Psychopathen

Selbstbild im Zerrspiegel

Weitere Merkmale der psychopathischen Struktur

Wie wird man zum Psychopathen?

Psychopathen und die Liebe

Verführungskunst und Manipulation

Beziehungsvarianten der besonderen Art

Was passiert, wenn der Psychopath verlassen wird?

Sexualität

Eltern mit der psychopathischen Struktur

Nestwärme als Mangelware

Der Psychopath und ich

Was geschieht bei den Opfern?

Psychopathen im Vorteil?

Warum gibt es Psychopathen?

Was ich für mich persönlich lernen kann

Die Macht der Glaubenssätze

Die Glaubenssätze der Psychopathen

Selbsttäuschung

Füreinander einstehen

Wie man sich gegen Psychopathen wehrt

Wer nicht handelt, der wird behandelt

Rette sich, wer kann

Die Angst vor der Angst

Körpersprache

Keine Macht verleihen

Schadensbegrenzung

Als Lob getarnte Kritik

Die Wahrheit sagen

Geschickte Enttarnung

Den Pfeilen ausweichen

Machtdemonstration als Schwächeindikator

In der Sackgasse

Vergebung

Warum vergeben?

Die Widersprüchlichkeit der Lebenswelt

Sich selbst vergeben

Vergebungsarbeit

Spirituelle Heilung

Ein Abendritual

Ein letztes Wort

Zur Autorin

Buchempfehlungen

Quellenangaben

Stichwortregister

Vorwort einer Betroffenen

Seit ich denken kann, bin ich Opfer von Menschen gewesen, die mit unglaublichem Selbstverständnis mein Leben dominiert haben. Zunächst war da mein Vater, der sich grundsätzlich für den einzig vollkommenen Menschen hielt und immer noch hält und der mir anstelle von Liebe, Geborgenheit und Selbstvertrauen das Gefühl von tiefer Unzulänglichkeit vermittelte. Ich lernte schon als Kind sehr schnell, dass Gehorsam und Unterordnung die einzigen Mittel waren, ihn milde zu stimmen und mich vor seinen erniedrigenden Zurechtweisungen zu schützen. Später heiratete ich einen Mann, der ihm, wie es sich mit der Zeit immer deutlicher zeigte, in nichts nachsteht. Und auch in meiner weiteren Familie sind diese selbstverliebten Tyrannen gut aufgestellt. Mein ganzes Leben war stets darauf ausgelegt, ihnen allen zu gefallen, alles recht zu machen, um nur keine Konflikte heraufzubeschwören. Konflikte, die für mich ohnehin nur in weiteren schmerzlichen Niederlagen enden würden. Dieses „Lebensmodell“ betrieb ich nahezu bis zur Selbstaufgabe. Aber nicht nur in der Familie, auch im Berufsleben stieß ich immer wieder auf rücksichtslose Menschen und fühlte mich ihnen von vornherein ausgeliefert. Einmal Opfer, immer Opfer. In meiner Not begann ich eine Psychotherapie. Doch die 45 Minuten in der Woche reichten nicht einmal aus, um die aktuellen Erlebnisse zu berichten, geschweige denn Lösungen zu finden. Das Ergebnis war, dass ich nach diesen Sitzungen noch aufgewühlter war als zuvor. Nach ein paar Monaten brach ich die Therapie ab.

Doch eines Tages sollte sich alles ändern. Ich kam mit einem Bekannten ins Gespräch. Er gab mir die Adresse von Bärbel Mechler und sagte: „Da bekommst du Hilfe, und zwar sofort. Diese Fieslinge einzubremsen ist ihre Spezialität.“ Als ich mich schließlich entschied, sie aufzusuchen, wusste ich weder ein noch aus und hatte das Gefühl, ohne Ausweg in meiner Lebenssituation festzustecken. Denn ich war überzeugt, mich ohnehin nur zwischen Anpassung und Ärger wie zwischen Pest und Cholera entscheiden zu können. Ich fürchtete mich damals sehr vor den Angriffen und Sanktionen, die eine Veränderung mit sich bringen würden. Aber zu meiner großen Überraschung lernte ich schnell, dass diese Ängste unbegründet waren, und meine neugewonnene Sicherheit beflügelte mich von Tag zu Tag mehr.

Heute, im Rückblick, bin ich sehr stolz auf mich, dass ich diesen Schritt gewagt und mich der Auseinandersetzung gestellt habe. Die Machtmechanismen, die solche Leute gegen ihre Mitmenschen einsetzen, erkenne ich mittlerweile auf den ersten Blick, und sie können mich daher nicht mehr erschrecken. Ich kann allenfalls noch darüber lachen.

Denn jetzt weiß ich, dass diese angeblich so starken Menschen in Wirklichkeit von unglaublicher Angst getrieben sind. Sie sind innerlich schwach, auch wenn sie selbst Angst und Schrecken verbreiten und den Eindruck vermitteln, mächtig zu sein. Sie sind Schatten, leben im Schatten und sehen auch keinen Grund, das zu ändern. Daher war es unerlässlich, mich auf den Weg zu machen, die eigenen Fesseln zu sprengen und mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ab dem Moment, da ich ihnen die Masken vom Gesicht reißen konnte, hatten sie ihre Macht über mich verloren. Und das Schöne daran ist, sie spüren es und wissen es. Ich hätte nie zu träumen gewagt, dass sie so leicht einzuschüchtern sind und so schnell einbrechen. Sie sind zwar innerlich verärgert über meine neue Freiheit, aber sie wagen es nicht mehr, mich herauszufordern. Sie sind eben nicht die Starken, die sie immer zu sein vorgeben.

Ich habe ein neues Leben begonnen und bin mit 42 Jahren doch noch selbstsicher, gelassen und konfliktbereit geworden. Im Lauf der Jahre habe ich auf der Suche nach Hilfe viele Bücher zu diesem Thema gelesen. Ihnen allen war gemeinsam, dass ich mich in ihnen zwar als Opfer wiedergefunden, aber nur allgemeine und keine konkreten Ratschläge erhalten habe, die etwas an meinem Problem hätten ändern können. Deshalb habe ich Bärbel Mechler gebeten, endlich ein Buch zu schreiben, das anders ist. Eines, das durch Beispiele und Anleitungen auch anderen vermeintlich Schwachen wieder Mut macht und sie aus den Klauen ihrer Peiniger befreien kann.

Nehmen auch Sie Ihr Leben selbst in die Hand, um wieder entspannt und frei durchatmen zu können. All die Quälgeister sind nur deshalb so stark, weil Sie sich vor ihnen fürchten. Ihr böses Spiel kann nur funktionieren, wenn sie einen Schwachen finden, an dem sie sich festbeißen können. Aber das wird sich ändern. Dieses Buch macht Mut mit vielen konkreten Fallbeispielen, es gibt Hilfestellungen, die sofort angewandt werden können. Es ist ein Arbeitsbuch, das man zur Not in der Handtasche mit sich tragen sollte, um im Ernstfall unmittelbar mit genialen Antworten kontern zu können. So kann sich jeder Schritt für Schritt selbst befreien.

Evelyn E.

Der Psychopath in meinem Leben

„Nicht jeder, der irrt, ist menschlich.“

Gerhard Uhlenbruck

In allen Bereichen unseres Lebens stoßen wir auf Menschen, die sich rücksichtslos und mit blinder Selbstüberschätzung über andere erheben, sie beherrschen und ihr Leben aus dem Gleichgewicht bringen. Ich spreche von Leuten, die bereit sind, alle Mittel auszuschöpfen, um Macht über andere zu gewinnen, und die ihre Überlegenheit offen demonstrieren; die ihrem eigenen Bekunden nach alles richtig machen, alles beurteilen können und genau wissen, was andere zu tun und zu lassen haben. Solche Leute fühlen sich geradezu zum Herrschen geboren – und empfinden sich obendrein noch als vorbildlich und nachahmenswert. In diesem Wahn suchen sie sich ein breites Wirkungsfeld und machen allen, die ihnen an Kaltblütigkeit nicht gewachsen sind, das Leben zur Hölle. So haben beispielsweise viele Arbeitnehmer mittlerweile das Gefühl, morgens eher ein Schlachtfeld zu betreten als einen Arbeitsplatz.

Ich kenne fast niemanden, der nicht irgendwo in seinem Umfeld mindestens einen solchen Menschen hat, gegen den er sich nicht wehren kann und in dessen Gegenwart er sich ohnmächtig oder sogar bedroht fühlt.

Diese Menschen mit emotionalen Funktionsstörungen üben Gewalt aber nicht immer, wie man vielleicht vermuten könnte, durch offene Aggression oder verbale Attacken aus. Ganz und gar nicht. Sie beherrschen die Kunst des Manipulierens und Verstellens. Viele geben sich nach außen charmant und offen und wirken mitunter unglaublich interessant. Sie führen ein Leben auf der Überholspur und verstehen es meisterlich, andere in ihren Bann zu ziehen. Doch der Tag des Erwachens wird kommen. Denn jeder, der eine Zeit lang mit ihnen in einer Beziehung steht, der weiß, dass sie einem trojanischen Pferd gleichen, das sich zunächst als verheißungsvolles Geschenk ausgibt, aber letztendlich den sicheren Untergang beschert. Doch groteskerweise verstehen diese Menschen es trotz des Elends, das sie verbreiten, sich selbst gegenüber ihre negativen Machenschaften vollständig auszublenden.

In der Psychologie nennt man Menschen mit dieser krankhaften Ausprägung Psychopathen.

Der Kriminalpsychologe Robert Hare von der University of British Columbia in Vancouver beschäftigt sich seit 1960 intensiv mit der Psychopathie und gilt weltweit als der angesehenste Psychopathenkenner. Er geht davon aus, dass Psychopathen soziale Raubtiere sind, die sich mit Charme und Manipulation skrupellos ihren Weg durchs Leben pflügen und eine breite Schneise gebrochener Herzen, enttäuschter Erwartungen und geplünderter Brieftaschen hinter sich lassen. Ein Gewissen und Mitgefühl für andere Menschen fehlt ihnen völlig, und so nehmen sie sich selbstsüchtig, was sie begehren, und machen, was sie wollen.

Für alle, die sich nie mit dem Thema Psychopathie beschäftigt haben, ist es fast unmöglich zu begreifen, dass es Menschen gibt, die kein Gewissen haben sollen, da doch gerade diese Instanz das Menschsein ausmacht. Wenn im Tierreich eine Löwin ihre Beute schlägt, kennt sie keine Vorbehalte. Es plagen sie keine Gewissensbisse, ob ihr Opfer leidet oder ob es Jungtiere zurücklässt, die nun schutzlos dem Tod preisgegeben sind. Sie jagt, weil es in ihrer Natur liegt. Wenn aber Menschen einem ganz ähnlichen Instinkt folgen, mit der gleichen Unerschrockenheit und absolut emotionslos gegen andere vorgehen und sie ebenfalls im weitesten Sinne nur als Beute betrachten, dann sind wir aufgerufen, wachsam und wehrhaft zu sein.

Doch nicht nur Psychopathen sind skrupellos, sondern auch Menschen mit der psychopathischen Charakterstruktur und solche, die bereit sind, ihre selbstsüchtigen Ziele gnadenlos durchzusetzen, also hohe Übereinstimmungsmerkmale mit diesen Charakteren aufweisen. Sie alle bilden den erweiterten Kreis des antisozialen Kontrollsystems. Diejenigen, die mit solchen Leuten zu tun haben, empfinden deren Angriffe oft als seelische Verletzung und fühlen sich hilflos und ausgeliefert. Und ein großer Teil von ihnen gibt jede Hoffnung auf, dass es ein Entrinnen aus diesen schmerzlichen Situationen geben kann. Meistens wissen sie nicht einmal, warum es ihnen so schwerfällt, etwas zu verändern, wo sie doch so große Sorgen und Nöte erleiden.

Widerstand will gelernt sein

Ich bin schon so etlichen Menschen begegnet, die glauben, dass jede noch so kleine Veränderung ihre ganze Existenz bedrohen könnte. Manche wagen es nicht, einem Vorgesetzten zu widersprechen, weil sie befürchten, dadurch ihren Arbeitsplatz oder ihre Position zu gefährden. Andere sorgen sich, dass der Ehepartner schnell sein Interesse an ihnen verlieren und sie verlassen könnte, wenn sie nicht nach seiner Vorstellung funktionieren. Und wieder andere sehen sich in der Gefahr, ausgegrenzt zu werden, wenn sie sich nicht der Meinung von Arbeitskollegen, Familienangehörigen oder wem auch immer uneingeschränkt anschließen. All diese Menschen leugnen aus Furcht vor Repressalien ihre eigenen Vorstellungen und akzeptieren ein Leben in einer permanenten Krisensituation.

Woher kommt das? Zum Teil liegt das daran, dass viele von frühester Kindheit an gelernt haben, sich zu verleugnen, die eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken, sich klein und möglichst unauffällig zu verhalten. Sie haben erfahren, dass eigene Vorstellungen unmaßgeblich oder sogar schlecht sind und eigene Anschauungen oft kurzerhand als Ungehorsam abgetan und sogar bestraft wurden. So waren sie irgendwann unbewusst bereit, ihre tiefsten Sehnsüchte und Gefühle zu verraten, um sich an ein Leben anzupassen, das sie nicht erfüllt und das anderen Möglichkeiten einräumt, Macht über sie auszuüben. Nicht umsonst leben wir mittlerweile in einer Welt der Schwachen, in der sich die Menschen vor ihrer eigenen Zivilcourage zu fürchten scheinen. Es wird nur noch stillgehalten und durchgehalten in der Hoffnung, dass irgendwann von irgendwo Erlösung kommt. Deshalb ist es nötig, unsere althergebrachten Überzeugungen zu revidieren, die ursprüngliche Konditionierung durch ein neues Verständnis abzulösen und Verhaltensweisen zu ändern.

Vielleicht haben auch Sie schon zu lange oder sogar Ihr ganzes Leben lang immer nur funktioniert, sich angepasst und gelernt zu erdulden. Möglicherweise haben auch Sie sich mit Ihrer Opferrolle abgefunden und fühlen sich als wehrlose Zielscheibe für allerlei Gemeinheiten. Wenn das so ist, dann warten Sie besser nicht darauf, dass sich Ihre Probleme durch ein Wunder lösen. Nicht, dass ich nicht an Wunder glaube, aber ich bin mir sicher, dass das Leben uns solche Aufgaben gerade deshalb stellt, damit wir zu unserer eigenen Stärke finden und uns nicht von jedem dahergelaufenen Möchtegern demütigen und herumstoßen lassen. Deshalb lautet mein Lebensmotto:

Der Mensch, auf den ich warte, dass er mich erlöst, bin ich selbst.

Wenn Sie sich mit diesem Gedanken anfreunden können, ist das schon ein großer Schritt in Richtung Erlösung, denn dann überlassen Sie Ihr Glück nicht dem Zufall, und schon gar nicht den Psychopathen. Wenn Sie verinnerlichen, dass Sie ein Recht auf ein gesundes und friedvolles Leben haben, dann werden Sie auch die Kraft finden, schmerzhafte Situationen zu durchbrechen und für die Aufrechterhaltung der eigenen Würde einzustehen.

Ich habe viele Klienten, die große seelische Schmerzen durch einen engen Kontakt mit solchen skrupellosen Menschen erlitten haben. Ihre verzweifelten Schilderungen erinnern mich oft an das Bild eines Schiffbrüchigen, der erschöpft auf hoher See treibt und von einem Hai umkreist sein grausames Ende erwartet.

Doch an dem Tag, an dem sie bereit sind, sich nicht mehr an ihrer Opferrolle festzuklammern, ändert sich alles. Es ist wirklich nie zu spät für einen Neubeginn, und es gibt viele unterschiedliche Wege, sich aus dieser ausweglos erscheinenden Situation zu befreien. Wer sich über den Wert seines Lebens und die Kostbarkeit seiner Gesundheit bewusst geworden ist, wird nicht mehr bereit sein, sich für die Machtbefriedigung kranker Menschen zur Verfügung zu stellen. Und er wird erfahren, dass er alles andere als ohnmächtig ist, wenn er sich nicht mehr als das hilflose Opfer sieht und die perfiden Regeln durchschaut hat, die diese Tyrannen anwenden.

Die richtige Taktik für den Erfolg

Um sich vor Psychopathen schützen zu können ist es wichtig, über ihre Verhaltensweisen, Gedankengänge und ihre Defizite Bescheid zu wissen. Wie wurden diese Menschen so, wie sie sind, welche charakteristischen Verhaltensmerkmale weisen sie auf? Wer das weiß, wer ihre Verhaltensweisen und Denkschemata kennt, kann passende Strategien wählen und sich schützen; er wird die Situation beherrschen und das Ruder sicher in der Hand halten können.

Zur Verdeutlichung der Muster und Handlungen dieser Menschen werde ich ehemalige Opfer zu Wort kommen lassen und von ihren Erlebnissen berichten. Sie haben sich, obwohl es schwer war, ihren Aufgaben gestellt und sind wieder zu selbstbewussten und lebensfrohen Menschen geworden. Mehr noch: Sie wurden natürlich auch sicherer und waren nicht mehr so leicht einzuschüchtern. Diese Beispiele sollen Zuversicht schenken und Mut machen, es ihnen gleichzutun. Zum Schutz ihrer Identität habe ich den Berichtenden andere Namen gegeben. Doch möchte ich betonen, dass Sinn und Zweck dieser Erfahrungsberichte nicht ist, über andere von oben herab ein Urteil zu fällen, sondern beispielhaft zu zeigen, welche Leidensgeschichten und welche Lösungsmöglichkeiten es gibt. Sicher werden Sie hier Ihrer eigenen Problematik auf die eine oder andere Weise immer wieder begegnen. Das wird Ihnen helfen und Zuversicht schenken, denn es zeigt, dass diese Angriffe nichts mit Ihrer Person zu tun haben, sondern einzig in der Struktur des Aggressors begründet sind. Es wird sich ebenfalls zeigen, dass dieser Menschentypus nicht nur in seinem Angriffsverhalten sehr berechenbar ist, sondern auch in seinen gut getarnten Defiziten und Ängsten. Diese Menschen, die anderen das Leben so schwer machen, sind also gar nicht so einzigartig, unberechenbar, kreativ und spontan, sondern sie folgen sehr zuverlässig ihrer Veranlagung.

In diesem Buch habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, vielerlei unterschiedliche Verhaltensweisen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, um die Menschen, die andere verletzen, wirkungsvoll in die Schranken zu verweisen. Damit dies zuverlässig gelingen kann, erläutere ich in den ersten Kapiteln zunächst ausführlich die prägnanten Eigenschaften der Psychopathen sowie der Menschen mit der psychopathischen Struktur in ihrer extremen und ihrer abgemilderten Form und den vielen Zwischentönen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass nicht alle, die ihre Mitmenschen quälen, Psychopathen im psychiatrischen Sinne oder in der psychopathischen Charakterstruktur Verhaftete sind.

Ich kann und möchte mir in all den Beispielen und Erläuterungen deshalb keine Diagnose im medizinischen Sinne erlauben, sondern ich verwende die Bezeichnung „Psychopath“ bzw. „psychopathische Charakterstruktur“ ausschließlich umgangssprachlich als Überbegriff für jene Menschen, die ein starkes antisoziales Verhalten zeigen und diese typischen Merkmale ausleben, wenn manchmal auch nur in einer abgeschwächten Version. Diese ist aber immer noch stark genug, das Leben anderer zu vergiften und ihre Gesundheit zu gefährden.

Die zweite Seite der Medaille

Aber selbstverständlich möchte ich mich nicht darauf beschränken, nur über gefühlskalte Menschen, deren Wirken und geeignete Abwehrmechanismen zu sprechen. Die großen entscheidenden Fragen lauten auch: Warum bin gerade ich solch einem Menschen begegnet? Was macht diese Begegnung mit mir? Warum bin ich so kampflos bereit, die Opferrolle anzunehmen und darin bis zum bitteren Ende auszuharren? Was kann ich aus der Situation lernen? Ich bin immer wieder erstaunt darüber, dass die meisten Menschen über Jahrzehnte hinweg die gleichen Verhaltensweisen an den Tag legen. Obwohl sie sich eingestehen müssen, dass sie damit nicht glücklich geworden sind, folgen sie unerschütterlich dem eingeschlagenen Weg.

Wer aber bereit ist, diese Sackgasse zu verlassen und sich den Herausforderungen zu stellen, der wird seine persönlichen Grenzen erweitern, sich neu definieren und sich von destruktiven Einflüssen befreien. Vielleicht wird er das Gefühl haben, sich zum ersten Mal in seinem Leben zu wahrer Stärke aufschwingen zu können. Grund zur Vorfreude gibt es jedenfalls genug, denn noch jedem, der sich aus der Opferfalle befreien konnte, sind wahrlich Flügel gewachsen.

Machen wir uns also an die Arbeit. Am Ende werden Sie die Erkenntnisse, die Sie für sich gewonnen haben, wie eine Landkarte benutzen können, die es Ihnen ermöglicht, einen sicheren und erfolgreichen Weg aus dem Chaos von Macht, Aggression und Manipulation zu finden. Empfehlen Sie getrost den Psychopathen in Ihrem Umfeld schon jetzt im Stillen, sich warm anzuziehen. Doch nur mit einem Augenzwinkern, denn es geht ja nicht darum, in einen Kampf zu ziehen, sondern darum, auf sich aufzupassen, Grenzen zu setzen, den Alltag wieder lebenswert zu gestalten und große Entwicklungsschritte für sich selbst zu machen.

So ticken Psychopathen

Wann immer ich mit Opfern psychopathischer Angriffe spreche, kann ich deutlich spüren, wie ihre tiefe Verzweiflung nach und nach einer sichtbaren Erleichterung weicht.

Das liegt daran, dass es sehr befreiend ist, wenn sie plötzlich das markante und vorhersehbare Muster im Verhalten ihrer Angreifer entdecken, und diese ihre scheinbar unantastbare Überlegenheit verlieren.

Die nachfolgenden Erlebnisse von Betroffenen werden Ihnen deshalb sehr wertvolle Dienste erweisen, und es wird gewiss nicht lange dauern, bis Sie den roten Faden darin erkennen.

Kein Opfer ist mir zu groß, das andere für mich bringen

„Undankbarkeit ist schlimmer als Diebstahl.“

Talmud

Menschen mit stark ausgeprägten psychopathischen Elementen haben die Vorstellung, dass es geradezu natürlich und richtig ist, dass andere für sie nicht nur ihr Bestes, sondern ganz selbstverständlich alles geben – und zwar ohne dafür Dankbarkeit oder eine nennenswerte Gegenleistung zu erhalten. Besonders gefährdet, Opfer solcher Leute zu werden, sind gutgläubige und vertrauensvolle Menschen, die sich leicht begeistern lassen und deshalb erst viel zu spät erkennen, dass sie lediglich zu ausbeuterischen Zwecken missbraucht wurden.

Dies musste Andrea schmerzlich erfahren. Sie arbeitete als Angestellte in einem kleinen, „familiären“ Betrieb mit sechs Mitarbeiterinnen plus Chef in einer Kleinstadt. Ihre Kolleginnen und sie wurden nicht nur rücksichtslos ausgenutzt, sondern auch ihrer Würde beraubt. Gegen diese Machenschaften konnte sich Andrea nicht einmal ansatzweise zur Wehr setzen.

„Als ich mich um diesen Arbeitsplatz bewarb, glaubte ich, in meinem zukünftigen Chef dem nettesten und liebenswürdigsten Menschen dieser Welt begegnet zu sein. Ja, das glaubte ich, aber das sollte sich schnell ändern.

Schon am ersten Tag kam die Ernüchterung. Wenige Minuten vor Feierabend übergab er uns einen Stapel dringender Arbeiten, den er wohl den ganzen Tag für uns angesammelt hatte. Und so kam es täglich. Wenn wir Glück hatten, mussten wir nur ein oder zwei Stunden länger bleiben. Oft genug war es aber auch 21 Uhr, bis wir das Büro verlassen durften. Doch selbst dann konnten wir nicht einfach gehen. Wir mussten zuvor einer nach dem anderen bei ihm vorsprechen und fragen: ‚Darf ich mich von Ihnen verabschieden, oder haben Sie noch eine Aufgabe für mich?‘ Alles andere sei egoistisch, erklärte er, da wir schließlich ein Team seien. Und in einem Team kann es nicht sein, dass einer noch arbeitet, während es sich die anderen zu Hause auf dem Sofa schon gemütlich machen. Dass die Überstunden nicht vergütet wurden, ist selbstredend. Nicht einmal ein kleines Dankeschön war ihm die Sache wert.

Aber das war noch lange nicht alles, was dieser Tyrann auf Lager hatte. Als ich beispielsweise zu meiner ersten Mittagspause aufbrechen wollte, wurde ich in sein Zimmer zitiert. Dort teilte er mir mit, dass er es nicht dulde, wenn wir Angestellten unsere freie Stunde in der Stadt verbringen. Das würde uns nur erschöpfen und unsere Arbeitskraft mindern. Außerdem sei es Usus, dass in seiner Firma alle zusammen das Mittagessen einnehmen, um gemeinsam zu entspannen und das Gruppengefühl zu festigen. Von meinen Kolleginnen erfuhr ich dann, was es damit auf sich hatte:

Er wollte jeden Tag ein warmes Essen, das wir in unserer Pause für ihn zubereiten mussten. Und da es ihm keine Freude bereitete, alleine zu speisen, mussten alle mitessen – ob es uns passte oder nicht. Der Speisezettel wurde von ihm diktiert, und die Zutaten mussten am Vortag von uns nach Feierabend eingekauft werden. Die Kosten wurden von allen getragen. Das muss man sich einmal vorstellen. Wir waren sechs erwachsene Frauen und wurden wie Kindergartenkinder behandelt. Aber es ging noch weiter: Wir mussten in unserer Freizeit auch seine privaten Einkäufe tätigen, Botengänge übernehmen, die Küche putzen, das Büro reinigen, Blumen gießen, Geschenke einpacken usw. Selbst am 23. Dezember teilte er uns um 19 Uhr noch mit, dass wir alle noch nicht nach Hause gehen könnten, da er noch Lichterketten und seinen Weihnachtsbaum besorgen müsse, den wir für ihn schmücken sollten. Schließlich habe auch er das Recht auf ein gemütliches Fest.

Nach sechs Monaten Bevormundung und Knechtschaft stand ich, ebenso wie meine Kolleginnen, kurz vor einem Nervenzusammenbruch und einer kaputten Beziehung. Ich schrieb Bewerbungen und erzählte das einem Geschäftspartner am Telefon. Dieses Gespräch hatte er belauscht. Am nächsten Morgen erhielt ich meine fristlose Kündigung mit den Worten: ‚Sie werden uns verlassen, weil Sie das goldene Paradies mit Füßen getreten haben.‘ Wie weit gehen doch die Vorstellungen von Himmel und Hölle auseinander.“

Die fristlose Kündigung war genau betrachtet ein Segen, denn Andrea hatte damals keine Ahnung, wie sie sich aus dieser Situation befreien könnte. Im Nachhinein kann sie deutlich sehen, dass ihre Ängste und Ohnmachtsgefühle in dieser Dynamik eine wesentliche Rolle gespielt haben. Nie wieder möchte sie deshalb ihre Würde und Selbstachtung kranken und asozialen Menschen überlassen, und daran arbeitet sie erfolgreich. Lassen auch Sie sich nie davon überzeugen, dass Anpassung an ein krankes System Lebensqualität oder gesunde Dinge hervorbringen kann. Das Gegenteil ist der Fall.

Auch Johanna, Lehrerin an einer Privatschule, gehörte mit ihren Kollegen zu den Opfern eines Menschen mit maßlos übersteigerter Selbstverliebtheit. Der Unterricht mit den Kindern selbst hätte ihr sehr viel Freude bereitet, wäre da nicht ihre Rektorin gewesen, die sie bis zur Erschöpfung quälte.

„Meine Rektorin ist eine alleinstehende Frau ohne Familie und Freundeskreis, weshalb sie ersatzweise von uns Lehrkräften ungeteilte Aufmerksamkeit einfordert. Sie nervt uns mit ständigen Telefonaten bis in den späten Abend hinein, oder überrascht uns mit unangemeldeten Hausbesuchen. Auch an Wochenenden und Feiertagen sind wir vor ihr nicht sicher.

Nicht einmal im Krankheitsfall können wir uns vor ihren Belästigungen und Besuchen schützen. Selbst dann steht sie unangemeldet vor der Haustür und erkundigt sich nach dem Befinden. Anscheinend sind wir für sie einerseits ein Familienersatz und andererseits bestens dazu geeignet, an uns ihren krankhaften Größenwahn auszuleben.“

Johanna entschied sich für die Flucht nach vorn. Sie verkaufte ihre Wohnung und wechselte die Schule, um einen endgültigen Zusammenbruch zu verhindern. Und siehe da: Seit der Kündigung verhielt sich die Rektorin hilfsbereit und zuvorkommend. Sie war schlau genug zu ahnen, dass ihre Zuwendung wohl doch nicht auf so fruchtbaren Boden gefallen war, wie sie es gerne gesehen hätte. Und auf keinen Fall wollte sie die Kündigung mit ihrer Person in Zusammenhang gebracht sehen. Schließlich reichte ihr schlechter Ruf schon weit über die Schule hinaus. Wie man hier gut sehen kann, hörte die Schikane in dem Moment auf, da sie um eigene Nachteile fürchten musste.

Das Beispiel, das ich zum Schluss dieses Kapitels noch nennen möchte, ist so extrem, dass es beinahe nicht glaubhaft klingt. Und auch bei dieser abstrusen Geschichte gilt wieder, dass niemand, der den Beschriebenen nur oberflächlich kennt, glauben könnte, dass sich hinter seiner unglaublich charmanten Fassade, seinen feinen Manieren und seinem perfekten Auftritt solch eine eisige Seelenkälte verbergen sollte.

Da mein Mann früher in der Versicherungsbranche tätig war, wurde ich von diesem Menschen hin und wieder in versicherungsrechtlichen Belangen um Rat gefragt. Eines Tages bat er mich um allergrößte Verschwiegenheit. Er besaß ein altes mehrstöckiges Mietshaus mit Gastronomiebetrieben im Stadtzentrum von Frankfurt. Da er einer jener Vermieter war, die einen maximalen Ertrag mit minimalen Investitionen wollen, war das Objekt schwer vernachlässigt. Deshalb dachte er in puncto Sanierung über eine kostenfreie Versicherungslösung nach. Genauer gesagt: eine Gasexplosion. Er fragte mich:

„Wenn man eine Gasexplosion so steuern könnte, dass das Eckhaus genau in der Mitte auseinanderbrechen würde, so wäre es nicht mehr zu sanieren. Dann müsste doch die Versicherung den Abriss und den Wiederaufbau komplett übernehmen. Stimmt das so, Frau Mechler?“

Auf meine Einwände, dass dies einerseits Versicherungsbetrug im ganz großen Stil wäre und andererseits sehr auffällig sei, wenn gerade zum Zeitpunkt der Explosion zufällig alle Mieter der zehn Parteien des Hauses sowie alle Gäste und Mitarbeiter der im Hause ansässigen Gastronomiebetriebe, zusätzlich alle Menschen der umliegenden Häuser und ebenso alle Fußgänger und Autos auf der Straße evakuiert wären, sah er mich ganz irritiert an und sagte:

„Jetzt enttäuschen Sie mich aber. Ich dachte immer, Sie wären so klug. Ich kann doch keinen glaubhaften Versicherungsbetrug konstruieren und gleichzeitig die Menschen informieren. Denen wird schon nicht so viel passieren. Außerdem kann man auch im Straßenverkehr umkommen. Und schließlich entscheidet ja immer noch Gott über Leben und Tod und nicht ich.“

Bei diesem unglaublich abstoßenden, skrupellosen und kaltblütigen Plan fiel mir ein Zitat von Khalil Gibran aus seinem Buch „Der Prophet“ ein, es lautet: „Viele von euch sind noch Mensch. Und viele von euch sind noch nicht Mensch.“

Für diesen Mann steht nur sein eigenes Wohl im Vordergrund. Durch sein fehlendes Schuldbewusstsein und der absoluten Unfähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und sich von ihrem Leid berühren zu lassen, hat ihm der Gedanke, dass seine eigenen Mieter, deren Nachbarn und fremde Menschen und Kinder durch ihn zu Tode kommen, schwer verletzt und traumatisiert werden oder im besten Falle „nur“ ihr Zuhause und ihren ganzen Besitz verlieren würden, keinerlei Probleme bereitet.

Die Abwesenheit jeder menschlichen Regung und jedes empathischen Empfindens offenbart eine deutliche Missachtung sämtlicher sozialer Normen, was ein vernunftgemäßes Handeln unmöglich macht. Der Kampf ums Überleben wird zum Wahn. Besonders grotesk ist in diesem Fall, dass dieser Mann vermögend ist und so viel besitzt, dass er eigentlich anderen viel davon abgeben könnte.

Manche Menschen lassen sich aber offensichtlich von ihrer unstillbaren Gier das Gehirn auffressen. Denn allein dadurch, dass er sich mir mitgeteilt hatte, war sein Plan doch schon vereitelt. Nun ja, glücklicherweise reicht Kaltblütigkeit allein nicht immer aus, um sich rücksichtslos auf Kosten anderer zu bereichern.

Lügen – eine Königsdisziplin

„Der größte Lügner ist derjenige, der sich selbst nicht widerspricht.“

Horst A. Bruder

Lügen ist ein unerlässliches Handwerkszeug psychopathischer Menschen. Denn wer immer ein makelloses Bild von sich zeichnen will, muss die Realität, die keineswegs immerzu günstig für das Image und die Erfolgsbilanz ausfällt, ein wenig umarbeiten.

Dem zwingenden Bedürfnis zu lügen liegt wahrscheinlich die im Kindesalter erlebte schmerzhafte Erfahrung zugrunde, dass Mittelmäßigkeit nie die gewünschte Anerkennung bringen kann. Diese Einschätzung wird durch das Fehlen von Reue und Schuldgefühlen zusätzlich verstärkt. So erscheint es nur logisch und zielführend, dass die Wahrheit nicht ausreichend oder sogar nutzlos ist. Sie wird herabgestuft als Begrenzung für die Einfallslosen, Schwachen und Mittelmäßigen, und nur jene, die in jedem beliebigen Moment ihre Erzählungen den momentanen Anforderungen anpassen können, scheinen in ihren Augen klug zu sein. Diese Menschen verdrängen so, dass das Leben auch ihnen oft genug bedauernswerte Erfahrungen beschert, und erheben sich stattdessen lieber zum Schöpfer eines erschwindelten Lebens.

Sie berichten Erlebtes, aber auch Nicht-Erlebtes gerne spannend und interessant und wähnen sich in dem Glauben, dass sich die Menschen um sie herum durch ihre Aura von Abenteuer und Souveränität unwiderstehlich angezogen fühlen. Ihr pathologisches Lügen wird zum notwendigen Überlebensinstrument und häufig in vielerlei Abstufungen von verschlagen über hinterlistig bis hin zu skrupellos und betrügerisch eingesetzt.

Solange ein Mensch lügt, genießt er die Freiheit, einen großen Teil seines Lebens gegenüber anderen beschönigen zu können. Es beruhigt ihn, nicht dem Alltag oder dem Zufall hilflos ausgeliefert zu sein, er kann ja, wann immer er möchte, sich selbst unbegrenzt aufwerten und dadurch alle Eindrücke, die er von sich vermittelt, kontrollieren. Je nachdem, wie extrem diese Struktur ausgeprägt ist, kann sie wie im folgenden Beispiel seltsame Blüten treiben.

Ich werde nie ein Gespräch zwischen einem Bekannten mit psychopathischer Struktur und einer Frau vergessen, das ich als Zuhörer interessiert verfolgte. Sie diskutierten über den Zweiten Weltkrieg.

Wortreich und mit großen Gesten und lauter Stimme versuchte er, sie von den vielen „guten Seiten und Vorteilen“ des Zweiten Weltkrieges zu überzeugen. Sie solle allein einmal über den Umstand nachdenken, welche Parkplatzprobleme wir heutzutage hätten, wenn all die Millionen Gefallenen Nachkommen gezeugt hätten, die jetzt ebenfalls ein eigenes Fahrzeug besitzen würden.

Als er während seiner großen Rede irgendwann durch ihre Blicke dessen gewahr wurde, dass er sich mit seinen Äußerungen um Kopf und Kragen geredet hatte und er sein gewünschtes Ziel, ihr zu imponieren, zu verfehlen drohte, schwenkte er plötzlich, ohne zwischendurch auch nur einmal Luft zu holen, um einhundertachtzig Grad um. Er beteuerte raffiniert, dass sie ihn vollkommen falsch verstanden habe, vielleicht deshalb, weil sie nicht aufmerksam zugehört habe. Denn auf gar keinen Fall wolle er die Grauen dieses Krieges verherrlichen. Im Gegenteil. Er selbst sei ja Opfer gewesen. Und er berichtete mit herzzerreißender Stimme und in sich zusammensinkend, wie er damals, überrascht von einem Fliegeralarm, als Kind im Alter von sechs Jahren voller Angst in einen Keller flüchtete. Er beschrieb sehr plastisch und glaubhaft die großen Ängste, die er dort unten während der Bombardierung durchlebte. Ganz allein, ohne den Schutz seiner Eltern, fühlte er sich dem Tod nahe. Und er hauchte mit fast tonloser Stimme, dass dieses Ereignis eine tiefe Traumatisierung in ihm hinterlassen habe.

Er war so berauscht von seinen eigenen schauspielerischen Fähigkeiten, dass er in diesem Augenblick wohl selbst ganz vergessen hatte, erst sieben Jahre nach Kriegsende geboren worden zu sein. Aber was soll’s, der Moment gehörte ihm. Und er war sich ganz und gar sicher, dass nach solch einer imposanten Darbietung auch diese Skeptikerin überzeugt sein musste.

Was für solche Situationen typisch ist: Plötzlich geschieht mit vielen Beteiligten, die eine solche Geschichte hören, etwas ganz Seltsames. So mutig und couragiert sie auch sein mögen, selten finden sie die Kraft, in solch einem Moment zu widersprechen, da sie die entstehende Peinlichkeit nicht ertragen könnten. Sie schaffen es dann einfach nicht, den selbst ernannten König vom Thron zu stoßen und bloßzustellen. Damit bestätigt sich für diese Menschen wieder und wieder der falsche Eindruck: Ich bin und bleibe unschlagbar!

Wie gehen Sie mit solchen Situationen um? Ist es nicht auch für Sie das Schlimmste, nicht nur belogen, sondern auch für dumm verkauft zu werden und gute Miene zu einem Spiel machen zu sollen, das einfach nur peinlich ist? Irgendwie erwartet man doch wenigstens eine clevere, durchdachte und stringente Story. Aber gerade die fehlt ja meistens. Erstens ist das schon wieder zu viel Arbeit für den Schwindler, und zweitens ist er von seiner genialen geistigen Überlegenheit zu überzeugt, um sich noch Mühe mit lästigen Details zu geben.

Sollte in Ihnen das Bedürfnis wachsen, Ihrem Gegenüber in diesen Momenten die Maske vom Gesicht zu reißen und nicht mehr Statist in diesen selbstgefälligen und oftmals billigen Inszenierungen zu sein, dann sollten Sie sofort damit beginnen, Ihr Verhalten zu ändern. Niemand kann Sie zwingen, diese Spielchen mitzuspielen. Und mit den richtigen Informationen und Techniken im Umgang mit ihren haarsträubenden Lügen lassen sich diese Mitmenschen in Schach halten.

Strukturmerkmal Lüge