Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath - Bärbel Mechler - E-Book

Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath E-Book

Bärbel Mechler

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Beschreibung

- Sie erkennen Ihren Partner nicht wieder und erfahren Kontrolle und Gewalt anstelle von Zuneigung und Liebe? - Ihr Leben ist von emotionalem Missbrauch und Angst gezeichnet, doch Ihr Partner scheint über alle Zweifel erhaben? - Sie befürchten, dass eine Trennung neue hoch konflikthafte Räume öffnet? - Sie müssen sich wappnen für kräftezehrende Auseinandersetzungen mit Gerichten, Gutachtern und Jugendamt? Bärbel Mechler berät und begleitet seit über dreizehn Jahren sehr erfolgreich Opfer psychopathischer Angriffe in Beziehungen. In ihrem neuen Ratgeber erhalten Sie kompetente Hilfe, um sich den Verstrickungen von vermeintlicher Liebe, Abhängigkeit, Demütigung, Kontrolle und psychischer Gewalt zu stellen und Veränderungen herbeizuführen. Dazu vermittelt die Autorin guten Rat für den schwierigen Umgang sowohl mit dem aggressiven (Ex-)Partner als auch den öffentlichen Institutionen sowie bewährte Vorkehrungen zum bestmöglichen Schutz aller Beteiligten. - Von der Autorin des Erfolgstitels "Von Psychopathen umgeben" -

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Seitenzahl: 394

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Bärbel Mechler

Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath

Wege aus der Opferfalle

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Bärbel Mechler

Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath

Wege aus der Opferfalle

E-Book (epub): ISBN 978-3-86374-376-5

(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-374-1, 1. Auflage 2017)

Mankau Verlag GmbH

Postfach 13 22, D-82413 Murnau a. Staffelsee

Im Netz: www.mankau-verlag.de

Internetforum: www.mankau-verlag.de/forum

Lektorat: Martin Stiefenhofer, Nürnberg

Endkorrektorat: Susanne Langer M. A., Germering

Umschlag: Andrea Barth, Guter Punkt GmbH & Co. KG, München

Gestaltung Innenteil: Mankau Verlag GmbH

eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de

Bilder: Can Stock Photo / astrozombie (8); Colourbox.de (12/13, 206/207, 322/323); Can Stock Photo / Netfalls (48/49); Can Stock Photo / ruslangrumble (122/123); Can Stock Photo / nathings (158/159); Can Stock Photo / JanPietruszka (234/235); Can Stock Photo / ruslangrumble (374/375)

Energ. Beratung: Gerhard Albustin, Raum & Form, Winhöring

Wichtiger Hinweis des Verlags:

Dieses Buch ist für alle Frauen und Männer, die den Glauben in ihre Kraft und ihre Möglichkeiten verloren haben.

Ihnen allen wünsche ich aus tiefstem Herzen, dass Sie Ihren eigenen, wunderbaren Wert erkennen und die Entschlossenheit entwickeln, stark und stolz Ihre Herausforderung zu meistern.

Psychopathische Partner sind gnadenlos.Aber sie sind keine Götter!

Inhalt

Vorwort

Beziehung mit einem Psychopathen

Ich halte an dem Menschen fest, der mich zerstört

Früher hat er mich geliebt

Das psychopathische Beuteschema

Die Eroberungsphase

Der Partner als ewiger Sündenbock

Das Spiel mit Nähe und Distanz

Affären mit verheirateten Partnern

Sexualität und Fremdgehen

Wie gehen Angehörige mit extremen Situationen um?

Die psychopathische Wesensstruktur

Entstehung psychopathischen Verhaltens

Das psychopathische Instrumentarium

Psychopathische Besonderheiten

Psychopathische Schwachstellen

Was Betroffene berücksichtigen sollten

Hoffen Sie nie auf Mitgefühl

Aussichtslose Bemühungen

Als Opfer allein auf weiter Flur

Die Tropffolter

Die verhängnisvolle Erziehung zum Erdulden

Gegen Schuldgefühle ankämpfen

Ihre Aufgaben

Schützen Sie Ihre Gefühle

Setzen Sie Grenzen

Stellen Sie sich der Angst

Lernen Sie, Nein zu sagen

So kommunizieren Sie mit Psychopathen

Trennungen von psychopathischen Partnern

Sie beabsichtigen die Trennung

Der Psychopath trennt sich

Gemeinsame Kinder

Trennung mit gemeinsamen Kindern

Der Kampf mit Institutionen

Gerichtsverhandlungen

Das alleinige Sorgerecht

Sind immer beide schuld?

Kosten produzieren

Psychopathische Strategien vor Gericht

Ihre Gegenstrategien vor Gericht

Mediation

Das Jugendamt

Die Wahl des Rechtsanwalts

Ein Paradebeispiel mit gutem Ende

Wegweiser in eine neue, erfüllende Beziehung

Die ersten Schritte zueinander

Die Beziehung mit Bedacht entwickeln

Erkennen und würdigen Sie Ihre Qualitäten

Blicken Sie den Fährnissen ins Auge

Die Beziehung regelmäßig aktualisieren

Unterschiede beleben die Beziehung

Zu guter Letzt: Vergebung

Zur Autorin

Quellenangaben

Stichwortregister

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser!

Dieser Ratgeber ist ein Arbeitsbuch aus der Praxis für die Praxis. Es soll Sie durch die schwere Zeit mit Ihrem Partner/Ex-Partner begleiten: einem Menschen mit einer psychopathischen Struktur, der keine Wertschätzung oder Empathie aufbringt, dem jedwedes Werteverständnis fehlt und der von Rachegedanken und Vernichtungswillen getrieben ist.

Die Empfehlungen, die Sie in diesem Buch finden, basieren auf jahrelangen erfolgreichen Beratungen und der Begleitung von Opfern dieser besonderen Spezies. Die vielen Erfahrungen und Fallbeispiele der Betroffenen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Strategien sollen als Arbeitshypothese dienen und Orientierung schenken. Es geht also nicht darum, diese Menschen herabzusetzen, sondern vielmehr um das Erkennen psychopathischer Merkmale und letztendlich darum, die erforderlichen Handlungskompetenzen zu erhalten. Nehmen Sie sich beim Lesen einen Marker zur Hand und markieren Sie die für Sie relevanten Stellen. Was die empfohlenen Reflexionen betrifft, so empfehle ich, zunächst das ganze Buch zu lesen und sich danach gezielt und intensiv mit ihnen zu beschäftigen.

Bedenken Sie beim Lesen, dass psychopathisches Verhalten in vielen Abstufungen auftritt. Ebenso sind auch die Opfer unterschiedlich stark, unterschiedlich mutig und sehr verschieden in ihrer Herangehensweise. Meine Anregungen sind deshalb als Möglichkeiten zu verstehen, von denen in Abhängigkeit der persönlichen Umstände abgewichen werden kann. Meine Klienten sind überwiegend Frauen, was sich im Inhalt dieses Buchs widerspiegelt. Das mag daran liegen, dass psychopathisches Verhalten vorwiegend bei Männern auftritt. Möglicherweise sind aber auch Frauen viel eher bereit, in Konfliktsituationen Hilfe zu suchen und sich beraten zu lassen. Ich möchte ganz bewusst auch die männlichen Leser ansprechen und einladen, sich ohne Vorbehalte auf diese Thematik einzulassen. Denn vor Psychopathen zu kapitulieren, hat nichts mit Schwäche zu tun.

Beziehung mit einem Psychopathen

Eine Beziehung mit einem psychopathischen Menschen könnte man treffend mit einer Analogie beschreiben: Sie erinnert mich an eine fleischfressende Pflanze, die einen verlockenden Duft verströmt und vorgibt, eine köstliche Nahrungsquelle zu sein. Doch jede Berührung zieht ihre Beute unweigerlich in eine schreckliche Falle.

Sie glaubten anfangs sicher, dass er fühle und denke wie Sie, und es schien, als würden Sie sich schon seit Ewigkeiten kennen, als hätten zwei füreinander bestimmte Seelen zusammengefunden.

Doch die Realität zeichnet ein anderes Bild. Die Wirklichkeit dieser Menschen ist, dass sie immer und zu jedem Zeitpunkt ihr eigenes Leben leben. Sie teilen es nicht mit ihren jeweiligen Beziehungspartnern, sie binden diese lediglich in ihren bestehenden Alltag und in ihr erbarmungsloses Konzept ein. Sie sollen sie bereichern und begleiten, gehören aber nie wirklich zu ihnen dazu und sind damit verurteilt, zum Zuschauer ihres eigenen Schicksals zu werden. Der Psychopath fühlt sich dabei ganz zufrieden, hat er doch alles, wessen er bedarf.

Die Opfer – anfangs wissen sie noch nichts von ihrem bevorstehenden Leidensweg – bringen gern und im Übermaß Liebe, Vertrauen und all ihre herrlichen Eigenschaften, die sie ausmachen, in die Beziehung ein. Auf diese Weise können sich die Psychopathen ganz nebenbei ihre schweren Defizite schönreden und sich selbst als liebesfähig und bereichernd empfinden.

Doch dauert es meistens nicht sehr lange, bis sie ihre vermeintlich liebevolle und selbstlose Haltung wieder ablegen. Die Funktion ihrer Partner wird dann unverhohlen auf die eigenen Bedürfnisse reduziert. Und damit beginnt für die Opfer ihr Martyrium. Selbstverständlich verstehen sich die Psychopathen darauf, ihren Missbrauch so geschickt zu dosieren, dass die Partner sich schleichend daran gewöhnen, und dass die sorgfältig erzeugten Abhängigkeiten dabei nicht gefährdet werden. Sie kennen vielleicht die Redewendung, dass wer langsam in die Hölle absteigt, sich unmerklich an die zunehmende Hitze gewöhnt. So schleichen sich mehr und mehr Indoktrinationen, verbale Misshandlungen, permanente Abwertung, emotionale Erpressungen, der Anspruch nach Unterwerfung und vieles mehr ein. Die Negativspirale beginnt sich zu drehen und die Betroffenen leiden bald unter Dauerstress bis hin zu sehr schweren körperlichen Erkrankungen. Daran kann weder ein defensives Verhalten noch Überanpassung langfristig etwas ändern. Trotz dieser Not finden die allerwenigsten an diesem Punkt den Absprung, da sie noch nicht bereit sind, ihre anfänglichen Träume aufzugeben. Ihnen wird erst am Ende eines langen und schmerzhaften Leidenswegs bewusst, dass ihr Partner im Grunde von Anfang an ihre Erniedrigung und Ausbeutung angestrebt hat.

In guten Beziehungen lebt man innig miteinander, in weniger guten nebeneinander und in psychopathischen gegeneinander. Und dabei gibt es kein Entrinnen. Für die Gewalt, die Psychopathen in ihrer frühen Kindheit erlitten haben, müssen stellvertretend ihre jetzigen Opfer büßen. Diese unbewussten Bestrafungsrituale lösen in dem Täter ein Gefühl lang ersehnter Gerechtigkeit aus. In solch einer Beziehung kann es für den Partner nie ein Happy End geben.

Aber es gibt viele Ansätze, sich der Aussichtslosigkeit der Situation bewusst zu werden und entsprechende maßgeschneiderte Prozesse zu generieren, um sich daraus zu retten. Spätestens jetzt, beim Lesen dieses Buchs, sollte Ihnen klar werden, dass Sie die Situation schaffen sollten, bevor sie Sie schaffen wird. Lassen Sie sich auf die wesentlichsten Merkmale und Absichten dieser Spezies ein und haben Sie teil an den vielen Erfahrungen und Bewältigungsstrategien meiner Klientinnen, die sich wie Sie Ihrer Wirklichkeit stellen mussten oder es immer noch tun. Sie sind mit Ihrem Schicksal nicht allein. Ich möchte Sie dazu einladen, Mut zu schöpfen, Ihren Sehnsüchten zu folgen und Ihr Leben vor dem Zugriff Ihres destruktiven Partners zu befreien oder zumindest angemessen zu schützen.

Dieses Buch ist keine wissenschaftliche Aufarbeitung und soll es auch nicht sein. Ich verzichte bewusst auf die Präsentation von Statistiken und empirischen Untersuchungen. Es gibt bereits zahlreiche wissenschaftliche Literatur, die sich jedoch vorwiegend auf die Beschreibung dieses Phänomens beschränkt.

Was Sie aber benötigen, sind auf Ihren Alltag zugeschnittene Handlungsstrategien, wie Sie sich konkret Ihrem Partner stellen, wie Sie Ihre Ohnmacht bekämpfen können und wie Sie sich bei Auseinandersetzungen mit Gerichten, Gutachtern usw. verhalten müssen, um nicht ein weiteres Mal zum Opfer zu werden.

Und dafür benötigen Sie klare Vorstellungen und Vorbilder, die genauso wie Sie selbst einmal in der Opferfalle gefangen waren. Sie sind ein Teil dieses Systems, und als solcher müssen Sie Ihre eigene Funktion ebenso begreifen und nutzen wie Ihr Gegenüber es tut.

Fazit:

Der Mensch, auf den ich warte, dass er mich erlöst, bin ich selbst.

Wir werden auf den folgenden Seiten viele verschiedene Ebenen beleuchten, die eine Rolle in dieser verhängnisvollen Dynamik spielen. Beginnen wir mit dem Thema Abhängigkeiten.

Ich halte an dem Menschen fest, der mich zerstört

Es gibt nur wenige Menschen, die dem Charme eines Psychopathen widerstehen können oder die von ihm ausgehende Gefahr ahnen und unverzüglich das Weite suchen. Wer jedoch mit ihm eine Liaison eingegangen ist, wird bald nicht mehr Herr seiner Gefühle sein. Das Bild der Fliege am Fliegenfänger kommt der Sache sehr nahe. Die Betroffenen können nur noch benommen feststellen, wie ihr Verstand an dieser Herausforderung kläglich scheitert und geben sich nicht selten selbst die Schuld an ihrer Verzweiflung. Viele Klientinnen berichten mir weinend, dass sie wissen, dass sie nur benutzt und gedemütigt werden, aber dennoch glauben, ohne ihren Psychopathen nicht leben zu können. Es gibt für sie einfach kein Entrinnen. Und für diese vermeintliche Schwäche schämen sie sich vor sich selbst und vor anderen. Sollte es Ihnen ebenso ergehen, so möchte ich Sie zu einhundert Prozent entlasten und Ihnen sagen, dass Sie keine Schuld an dieser Dynamik tragen.

Wir müssen uns die Frage stellen, warum diese Menschen trotz aller sichtbaren Regelverletzungen, Unverschämtheiten und Selbstverliebtheit immer noch in der Lage sind, ihre Opfer an sich zu binden. Für mich liegt die Antwort darin:

Psychopathische Charaktere haben die Begabung, in anderen Menschen wie in einem aufgeschlagenen Buch zu lesen. Sie können die tiefsten Sehnsüchte und Bedürfnisse ihres Partners mühelos erfassen und zu ihrem Vorteil nutzen. Und jeder von uns trägt genügend dieser unbefriedigten Sehnsüchte und Bedürfnisse in sich, die ausgenutzt werden können. Wenn eine Beziehung beginnt, dann schleichen sich diese Individuen tief in die Seelen ihrer Opfer und festigen die Illusion, dass sie endlich aus tiefstem Herzen geliebt, erstmals ganzheitlich wahrgenommen werden und ihnen nun die Wertschätzung zukommt, die sie verdienen.

Da wir in einer Gesellschaft leben, in der die meisten darauf ausgerichtet sind, selbst gesehen zu werden anstatt andere zu sehen, selbst zu reden anstatt zuzuhören und lieber selbst im Mittelpunkt zu stehen anstatt andere bitten hervorzutreten, ist es nicht verwunderlich, dass Defizite auch im Erwachsenenalter in uns allen ungestillt bleiben.

Verstärkt wird die Problematik dadurch, dass sich nicht jeder seines emotionalen Mangels bewusst ist. Ich erlebe immer wieder, dass mir Frauen berichten, dass sie gar keine unerfüllten Sehnsüchte in sich trügen, die ausgenutzt werden könnten. Wenn wir uns dann aber mit ihrer Kindheit beschäftigen und ansehen, welchen Stellenwert sie in ihrer Familie eingenommen hatten, spätestens dann kommt die Erkenntnis, dass doch sehr viel Unerfülltes in ihnen schlummert. Schnell fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen, dass das, was ihnen als Kind versagt geblieben ist, heute immer noch fehlt und dass ihr Partner zu Beginn der Beziehung für kurze Zeit diesen Mangel aufgehoben hatte.

Dieser Menschenschlag weiß sehr genau um seine Begabung. Und da Psychopathen von keinen hinderlichen Gewissensbissen eingeschränkt werden, spielen sie ihre Fertigkeiten mit grausamer Berechnung aus. Sie können ihre Partnerinnen bis zur absoluten Verzweiflung erniedrigen und schaffen es dennoch in wenigen Minuten, mit Blicken, einfühlsamer Stimme und anderen Schmeicheleien ihre Sehnsüchte erneut aufzurufen und sie so wieder auf sich zu fixieren.

Ich möchte auch hierzu zwei Betroffenen die Gelegenheit geben, von ihren eigenen Erfahrungen zu berichten.

Im ersten Bericht wird deutlich, wie wir uns zuweilen selbst im Weg stehen – gerade dann, wenn es um das Spannungsfeld zwischen Vernunft und Gefühlen geht. Andrea war gerne bereit, ihre Erfahrung mit Ihnen zu teilen, um Ihnen in ähnlichen Situationen Mut zu machen, sodass Sie nicht an sich selbst verzweifeln, so wie sie es lange Zeit getan hat.

„Ich bin alleinerziehende Mutter, 38 Jahre alt, und lebe mit meiner Tochter (17 Jahre) und meinem Sohn (14 Jahre) in einem kleinen Häuschen am Stadtrand. Beruflich bin ich in leitender Position in einem großen Unternehmen tätig.

Wenn Sie meine Geschichte lesen, dann denken Sie vielleicht, dass ich nicht ganz zurechnungsfähig bin. Leider haben Sie damit in gewisser Weise recht.

Es fing damit an, dass mich der Chef einer anderen Abteilung in seinen Bereich holte. Anfangs klappte alles wunderbar, ich hatte Erfolg und war bei meinen Kollegen beliebt. Nach einiger Zeit merkte ich allerdings, dass irgendetwas schieflief: Er kritisierte meine Arbeit, unterstellte mir Fehler und nahm mir Aufgabengebiete weg. Hinter vorgehaltener Hand erfuhr ich, dass er mich auch bei der Geschäftsführung in Misskredit brachte.

Eines Tages, bei unserer morgendlichen Besprechung, machte er mich endgültig fertig. Er warf mir vor, durch meine schlampige Arbeit die Abteilung heruntergewirtschaftet zu haben. Dann rief er zwei Kollegen aus seinem engsten Umfeld, die ihm blinden Gehorsam leisteten, hinzu und eröffnete mit ihnen eine regelrechte Treibjagd auf mich. Zeitweise schrien sie alle gleichzeitig auf mich ein und warfen mir die schlimmsten Beleidigungen und Lügen an den Kopf. Ich selbst konnte plötzlich nicht mehr sprechen. Mein Mund war vollkommen ausgetrocknet und mein ganzer Körper erstarrt. Irgendwann gelang es mir, weinend und zitternd den Raum zu verlassen.

Und jetzt kommt es: Eine Minute später kam mein Chef in mein Zimmer, legte seinen Arm um mich und sagte mit wohlwollender und einfühlsamer Stimme, dass er immer für mich da sei. Ich solle die Sache nicht persönlich nehmen, schließlich müsse er als Chef Zeichen setzen, wenn es nicht optimal liefe, damit die anderen wüssten, wo es langgehe.

In diesem Augenblick setzte etwas bei mir aus. Und ich wusste, dass er es wusste. Ich verliebte mich in dieses ekelhafte Scheusal. Ich wusste damals nicht, was die Chemie in meinem Kopf anstellte, dass ich in diesen irrationalen Zustand kam und auch lange darin verharrte. Wahrscheinlich konnte es deshalb geschehen, weil ich emotional so ungeschützt und verletzlich war und mich deshalb gegen diese ‚Herzlichkeit‘ und diese innigen Blicke nicht wehren konnte.

Ich hatte den Eindruck, ohne ihn nicht mehr leben zu können. Dabei gingen die Demütigungen und die Versuche, mich und meine Karriere zu ruinieren, weiter. Gott sei Dank war wenigstens noch ein kleiner Zipfel meines Verstandes intakt. So schaffte ich mit Hilfe des Betriebsrates, dass ich in einen andern Bereich versetzt wurde. Doch das war noch lange keine Befreiung. Ich hasste diesen Menschen einerseits und andererseits schrie unablässig mein Herz nach ihm. Und dieser ambivalenten Gefühle konnte ich nicht mehr Herr werden.

Wenn Frau Mechler sich in dieser Thematik nicht so gut ausgekannt und mich hindurch geführt hätte, weiß ich nicht, ob oder wann ich den inneren Absprung geschafft hätte. Durch ihre Hilfe konnte ich wieder mit kleinen Schritten beginnen, meine beschädigte Persönlichkeit zu stabilisieren.“

Ähnlich ging es auch einer weiteren Klientin:

„Mein Name ist Luisa, ich bin 42 Jahre alt und von Beruf Krankenschwester. Ich war zwei Jahre mit Till, einem durch und durch psychopathischen Mann, liiert. Begonnen hatte das Trauerspiel auf einem Fest meiner Freundin. Es sah so aus, als hätte ich ihm von Anfang an gefallen, denn er war unglaublich charmant und ungeheuer aufmerksam. Kaum hatte ich an meinem Glas genippt, hatte er nachgegossen. Habe ich gesprochen, war er augenblicklich still und hing an meinen Lippen. Nun muss ich vielleicht noch sagen, dass ich geschieden bin und in meiner Ehe nicht wertschätzend behandelt wurde. Deshalb war ich auch besonders anfällig für solche Schmeicheleien.

Gleich am Tag nach unserer ersten Begegnung kam eine SMS, dass er mich unbedingt wiedersehen wolle. Am Tag darauf gestand er mir, dass er an nichts anderes mehr denken konnte als an mich. Am dritten Tag sagte er, dass er mich liebe. Und schon nach einer Woche wollte er bei mir einziehen. Er sagte, dass jeder Tag, den wir beide nicht gemeinsam verbringen könnten, ein verschenkter Tag sei. Heute weiß ich im Rückblick, dass er mich nur deshalb ausgesucht hatte, weil er wieder einen neuen Unterschlupf brauchte, wo er sich aushalten lassen konnte.

Doch damals war ich nur selig, dass ich so begehrenswert war, von diesem tollen und attraktiven Mann geliebt zu werden. So zog er ein. Er hatte nur wenige eigene Möbelstücke, was mich im Nachhinein betrachtet hätte stutzig machen müssen. Die richtete er nach seinem Geschmack in meiner Wohnung ein und stellte dafür meine Sachen in das Gästezimmer, das von dem Moment an nur noch als Rumpelkammer zu gebrauchen war. Und so ging es weiter. Ich habe die Einkäufe erledigt, gekocht, ich habe die Miete gezahlt. Ich habe die Hausarbeit gemacht. Er selbst machte nichts, kam und ging aber dafür, wie es ihm beliebte. Ich hingegen sollte zu Hause sein, wann immer er kam.

Ich bin mir sicher, dass er mindestens eine Frau neben mir hatte, denn ständig bekam er auf dem Handy Nachrichten, die ich nicht lesen durfte. Genau genommen durfte ich mich seinem Handy nicht einmal nähern. Sprach ich ihn darauf an, dass er Geheimnisse habe und dass er mich nur ausnütze, wurde er laut und verletzend oder lachte mich aus, weil ich so armselig wäre und das Wenige, das ich geben könne, noch aufrechnen würde. Er könnte jede Frau haben, die er wollte. Deshalb sollte ich froh sein, dass er überhaupt bleiben würde. In solchen Momenten war ich total am Boden. Ich verlor jede Selbstachtung und lag stundenlang mit Heulkrämpfen im Bett. Ich wusste, dass ich ihn mit Sack und Pack hätte rauswerfen müssen, aber das konnte ich nicht. Bei dem bloßen Gedanken hatte ich schon das Gefühl, als würde ich den Boden unter den Füßen verlieren. Ich war in einem Teufelskreis gefangen. Und er wusste, dass er nichts zu befürchten hatte. Aber trotzdem gab er sich Mühe, mich nach einem Zusammenbruch wieder auf die Reihe zu bringen. Natürlich nicht wegen mir, sondern weil er keine Spannungen wollte und ich wieder funktionieren sollte. Das habe ich aber erst im Nachhinein erkannt. Er ließ sich dann irgendeine List einfallen, um mich wieder umzustimmen und zu verunsichern.

Ich wurde zunehmend verwirrter und letztendlich krank. Ich litt unter Panikattacken, Angstzuständen und hatte große Angst, mich selbst zu verlieren. Auch an meinem Arbeitsplatz fiel ich immer öfter aus, was meine Kolleginnen letztlich ausbaden mussten. Ich begann mich für meine Schwäche regelrecht zu hassen, was nicht weniger schmerzhaft war. Erst als ich professionelle Hilfe bekam, lernte ich mich schrittweise zu wehren und ihm seinen ‚Hotelaufenthalt‘ zu kündigen. Notfalls auch mit Polizeigewalt, wie ich ihm versicherte, falls er nicht freiwillig verschwinden würde. Seine Reaktion darauf war überraschend kurz: ‚Gib mir noch zwei Wochen Zeit. Bis dahin habe ich wieder eine andere gefunden, bei der ich unterkommen kann. Dann hast du wieder deine Ruhe.‘ Am besten kann man ihn wohl mit einem Schwarm Wanderheuschrecken vergleichen, der ein ganzes Gebiet verwüstet und ungerührt zum nächsten zieht. Es ist nun drei Monate her, dass ich wieder allein lebe. Und doch bin ich noch immer nicht annähernd gesund. Wer weiß, wie lange ich an den Folgen dieser Beziehung noch leiden werde. Machen Sie es besser, und warten Sie nicht wie ich so lange, bis alles über Ihnen zusammenbricht.“

Selbstverständlich ist jede Geschichte anders. Doch so, wie es diesen beiden Frauen ergangen ist, erleben unzählige andere Menschen die gleichen inneren Widersprüche und entwickeln eine starke Sehnsucht gerade nach jenen Menschen, die sie letztendlich zerstören. So ist das Menschsein eben auch. Deshalb ist es wichtig, zwischen unserer tiefsten Sehnsucht und dem Objekt, auf welches wir sie projizieren, differenzieren zu lernen.

Fazit:

Geben Sie sich keine Schuld an Ihrem Verhalten. Sie sind das Opfer, nicht der Täter. Sie haben dessen Abnormitäten nicht erschaffen. Sie bekommen sie lediglich zu spüren.

Früher hat er mich geliebt

Durch das perfekte Schauspiel dieser Individuen halten viele Opfer bis zum bitteren Ende an dem Glauben fest, dass ihr Partner sie zu Beginn der Beziehung geliebt hatte. Diese tiefen Eindrücke verblassen auch durch harte Realitätserfahrungen nur sehr schwer. Deshalb sage ich Ihnen ganz deutlich, dass Sie von Ihrem Partner nie geliebt wurden. Sicher hat es echt und überzeugend gewirkt. Aber diese Menschen lieben nicht. Sie kennen kein Sich-Verschenken, Sich-Hingeben in die Hände eines anderen. Sie planen, verführen und kontrollieren, um ihre perversen Bedürfnisse zu befriedigen. Ganz gleich, wie wundervoll und ergreifend die Erfahrung des vermeintlichen Glücks für Sie gewesen sein mag, es war nichts weiter als eine Inszenierung. Viele Opfer weigern sich selbst in bedrohlichen Lebenssituationen, dies anzuerkennen – auch dann, wenn sie schon einen oder mehrere Nervenzusammenbrüche erlitten haben, unter Angststörungen oder Panikattacken leiden und in vollkommener Isolation gefangen sind. Sie ignorieren die Realität, sie blenden die Wirklichkeit aus.

Wenn Sie zu diesen Menschen gehören, sollten Sie Ihre Überzeugung von Liebe in aller Ernsthaftigkeit auf den Prüfstand stellen. Liebe und Gewalt gehören nicht zusammen. Erst wenn es Ihnen gelingt, sich von dem haltlosen Gedanken, geliebt zu werden bzw. geliebt worden zu sein, zu verabschieden, finden Sie die Kraft und Disziplin zum Ausstieg.

Fazit:

Er hat zu keiner Zeit geliebt. Rechnen Sie vielmehr damit, dass die anfängliche „Liebe“ jederzeit in sadistische Misshandlung übergehen kann.

Das psychopathische Beuteschema

Psychopathische Individuen haben festgelegte, erfolgreiche Eroberungsstrategien. Wichtiger Bestandteil davon ist, dass die Wahl des jeweiligen Partners nach kalkulierten Kriterien erfolgt. So ist ein wesentliches Kriterium, dass sie emotionale, zarte und verletzliche Menschen bevorzugen, die genau jene tiefe Gefühlsebene besitzen, die ihnen nicht zugänglich ist. Auf diese Weise können sie sich eine hohe emotionale Fülle in ihr Leben holen. Außerdem sind sensible Menschen viel eher bereit, ihnen Glauben zu schenken und sie zu verehren. Sie sind durch ihre natürliche Begabung zum Träumen für ihre grandiosen Erzählungen viel leichter zu gewinnen als rationale Charaktere. Darüber hinaus sind sie wesentlich leichter zu beeinflussen und hinzuhalten als bodenständige und starke Persönlichkeiten. Auch gelingt es leichter, sie zu manipulieren und zu beherrschen als jene, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen.

Als hervorragende Menschenkenner gleichen sie die Eigenschaften ihrer Eroberungen mit ihren Bedürfnissen, den zu erwartenden Erfolgen und Vorteilen ab. Dabei erkennen sie mit sicherem Blick, welche Sehnsüchte, Ängste, Schwachstellen und Mängel ihnen in die Hände spielen, um das gewünschte Abhängigkeitsverhältnis zu erzeugen. Hätten wir Menschen in unserem Leben nicht so viele schmerzhafte Erfahrungen durchlebt, dann hätten es diese dissozialen Persönlichkeiten jedenfalls nicht so einfach. Das ganze Beziehungsgeplänkel, das sich entwickelt, ist für die eine Seite ein Geschäft – und für die andere eine Illusion.

Treffen allerdings zwei psychopathische Persönlichkeiten aufeinander und gehen unbeabsichtigt, aufgrund ihrer perfekten Inszenierungen, eine Beziehung ein, dann öffnet sich ein Abgrund der besonderen Art: Der Stärkere von beiden wird zwar die Oberhand gewinnen und seinen Partner zumindest mit einer guten Portion Gewalt unter Kontrolle halten, aber der Unterlegene wird keine Gelegenheit auslassen, sich an ihm zu rächen, wo er nur kann. Sie machen sich das Leben zur Hölle, dessen kann man sich sicher sein.

Von einem mir bekannten psychopathischen Ehepaar weiß ich, dass die Frau ihren eigenen Aussagen zufolge zu Maria betet, dass ihr Mann sterben oder – vollkommen von ihr abhängig – im Rollstuhl sitzen soll. Es ist mehr als beeindruckend zu hören, dass für sie die göttliche Welt wohl existiert, aber letztendlich auch nur die Verlängerung ihres eigenen niederträchtigen Willens sein kann.

Diese These wird dadurch unterstützt, dass sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit in prahlerischem Gehabe verkündet, dass all ihre Gebete bisher Wirkung zeigten: Ein Mann habe auf ihr Bitten hin einen Herzinfarkt erlitten, eine Frau ihre Existenz verloren usw. Außerdem glaubt sie dadurch sicherzustellen, dass niemand es mehr wagen würde, sie zu verärgern. Wenn es nicht so ernst wäre, müsste man darüber lachen.

Immerhin kann man erleichtert sein, wenn diese Menschen auf ihresgleichen stoßen und sich wenigstens gegenseitig zerfleischen. Dann bleiben ihre Gemeinheiten und Angriffe wenigstens in der Familie und treffen nicht Unschuldige.

Reflexion:

Was machte Sie für Ihren Psychopathen zum attraktiven Opfer? Zeigen Sie diese Seiten in seiner Gegenwart immer noch?

Die Eroberungsphase

Psychopathische Menschen umwerben ihren künftigen Partner durch das gesamte Aufgebot ihres riesigen Verhaltensrepertoires übertriebener, abnormer Handlungsweisen.

Mit großen Komplimenten, Geschenken, märchenhaften Verheißungen, charismatischen Auftritten und äußerst achtsamem Verhalten finden sie spielerisch Zugang in die Seelen ihrer Opfer. Sie verstärken ihre imposanten Auftritte, indem sie die gewohnte räumliche Distanz aufheben und dadurch eine körperliche Nähe erzeugen, die ansonsten nur sehr vertrauten Menschen zusteht. Dabei senken sie gerne ihre Stimme bis hin zum Flüsterton und fixieren ihr Gegenüber mit direktem Augenkontakt. Diese Technik kommt schon beinahe einer Gehirnwäsche gleich und erzeugt schnell starke Abhängigkeitsverhältnisse.

Ein Psychopath geht nach festgelegten Ritualen vor. Ganz gleich jedoch, auf welche Schiene er sich auch festlegt, er wird daran festhalten und empfindet sich in seinen Inszenierungen abenteuerlich und anspruchsvoll. Tatsächlich wird er auch noch im hohen Alter mit den gleichen abgestandenen Sprüchen sein Glück versuchen. Ihm selbst wird nie bewusst werden, dass er über sein starres und mit der Zeit mehr als langweiliges Konzept nicht hinauskommt. Sein Tellerrand bleibt für ihn die unüberwindbare Grenze.

Die Auserwählten wissen nichts von alledem und sind hilflos dem Sturm ihrer Gefühle und der vermeintlichen Erfüllung ihrer Träume ausgeliefert.

Damit Sie sich ein Bild machen können, wie „kreativ“ diese Menschen tatsächlich sind, möchte ich Ihnen einige Auszüge aus den Notizen eines Psychopathen zeigen. Sie waren nicht einfach zu bekommen, aber letztendlich hat es doch geklappt. Zu der Zeit der folgenden Eintragungen hatte er gerade zwei Damen erfolgreich bezirzt. Die Namen sind verändert. In seinen Notizen ist akribisch festgehalten, wem er zu welchem Zeitpunkt welche Geschenke mitgebracht und welche Garderobe und welche Uhr er bei den jeweiligen Treffen getragen hatte; genauso finden sich Stichworte über den Treffpunkt und die jeweiligen Gesprächsinhalte.

Datum

Name

Geschenk

Kleidung

Gesprächsinhalte/Treffpunkt

5. Juli

Sandra

1 rote Rose

Helle Jeans, weißes Poloshirt, Rolex

Sie hatte Stress mit Kollegin. Spaziergang auf dem Philosophenweg

8. Juli

Sandra

Handschmeichler

Schwarze Hose, graues Hemd, Rolex

Noch Stress mit der Kollegin. Spaziergang am Neckar

10. Juli

Sandra

Ein Kuss

Dunkle Jeans, weißes Hemd mit rosa Krawatte, Uhr: Glashütte

Zukunftspläne – sie will Kinder. Kino

15. Juli

Tessa

1 rote Rose

Dunkle Jeans, weißes Hemd, Uhr: Rolex

Kürzlich getrennt, anlehnungsbedürftig. Kaffeehaus

18. Juli

Tessa

Drei Pralinen

Weiße Jeans, rosa Poloshirt, Uhr: Breitling

Sehr sportlich, geht ins Fitnessstudio, Einladung zum Tretbootfahren angekündigt

20. Juli

Sandra

Drei Pralinen

Weiße Jeans, gestreiftes Hemd, Uhr: Breitling

Möchte gerne Tanzen gehen. Eiscafé

23.Juli

Tessa

Isodrink

Blaue Trainingshosen, Adidas-Hemd

Walken im Wald

Reflexion:

Welche Ihrer Sehnsüchte sollte in Erfüllung gehen? Was hat Sie so verzaubert? Sein Blick, seine verführerische Stimme? Was haben Sie am meisten in ihm gesucht?

Der Partner als ewiger Sündenbock

Psychopathen lieben es anfangs, wenn ihre Partner attraktiv und erfolgreich sind und nach außen ein perfektes Bild abgeben. Was die Opfer nicht wissen, und die Psychopathen meistens auch nicht, ist der Umstand, dass sie zwar einerseits das Beste haben wollen, aber andererseits nichts Großes, Schönes oder sogar Besseres langfristig neben sich existieren lassen können. So kommt irgendwann unweigerlich der Zeitpunkt, an dem sie genau das angreifen und zu zerschlagen beginnen, was sie anfangs fasziniert und bereichert hat. Ist also der Partner stark oder besitzt etwas, was der Psychopath selbst nicht hat, wird er irgendwann bekämpft. Ist er schwach, wird er ebenso bekämpft, weil kein Psychopath sich mit Schwächen auseinandersetzen kann. Dies würde ihn an seine eigene Schwäche erinnern, die er unter allen Umständen zu leugnen versucht. Wie man es auch dreht und wendet, es gibt kein Entrinnen. Ebenso ist es für ihn längerfristig nicht tragbar, wenn seine Partnerin charismatischer als er auf andere Menschen wirkt und eine höhere Aufmerksamkeit auf sich zieht, als er erreichen kann. Nach entsprechenden Ereignissen wird er sie aufs Schärfste für ihr distanzloses, überhebliches (oder für ein anderes seiner Meinung nach unpassendes) Verhalten zurechtweisen.

Eine Klientin, eine sehr hübsche Frau und wesentlich jünger als ihr psychopathischer Partner, gestattete mir, hier von ihren Erlebnissen zu berichten. Ihr Mann zeigte sich sehr gerne mit ihr in der Öffentlichkeit – jedoch nur, solange er der Mittelpunkt des Geschehens blieb. Wurde sie jedoch hofiert und bewundert, wurde sie dafür bestraft und auf ein wehrloses Verhalten konditioniert.

An ihrem Gesicht und an ihrer Figur konnte er nicht glaubhaft herummäkeln, deshalb verlegte er seine Strategie auf ein anderes Terrain: Bei seiner letzten Attacke wirkte er ganz empathisch und besorgt auf sie ein, dass sie sich in Gesellschaft besser etwas zurücknehmen solle, da sich jedes Wort aus ihrem Munde, sobald sie unter Leuten sei, wie ein hilfloses Plappern anhöre, und dass alles, was sie sagen würde, deshalb peinlich und unüberlegt wirke. Außerdem fehlten ihr die erforderlichen gesellschaftlichen Manieren und Umgangsformen.

Was er aber nicht wusste, war, dass sie zu diesem Zeitpunkt schon mit ihrer inneren Arbeit begonnen und sich mit seiner Charakterstruktur intensiv auseinandergesetzt hatte. So antwortete sie ruhig und gefasst, dass er keine Befürchtungen mehr haben müsse, dass sie ihm noch einmal Unannehmlichkeiten in der Öffentlichkeit bereite, da sie ihn nicht mehr begleiten werde. Sie berichtete, dass sie sich bereits therapeutisch beraten lasse. Die Therapeutin, so erklärte sie weiter, sehe keine Zukunft in dieser Beziehung, und dann sei da noch dieser Altersunterschied …

Das hat ihn erschreckt und er stand wie vom Donner gerührt hilflos vor ihr. Nun war er in der Zwickmühle. Einerseits konnte er es sich in seiner gesellschaftlichen Stellung nicht leisten, dass seine Frau ihn nicht weiterhin begleiten würde; außerdem wollte er sich weiterhin mit ihrer Attraktivität brüsten. Andererseits fürchtete er sich jedoch auch vor dem Einfluss der unbekannten Therapeutin, die seine Frau offensichtlich überzeugend erreicht hatte, weshalb er es nicht wagte, weiteren Druck aufzubauen. Sie sagte mir, dass er ihr in dem Moment beinahe leidgetan habe und sie sich zusammenreißen musste, um nicht vor lauter Mitgefühl wieder rückfällig zu werden.

Das Spiel mit Nähe und Distanz

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sind sich psychopathische Menschen nicht über ihr inneres Chaos bewusst. Sie glauben, dass ihr unbeständiges und verwirrtes Gefühlsleben nur eine Reaktion auf eine äußere chaotische Welt zurückzuführen ist, mit der sie zwar in Resonanz stehen, die sie jedoch nicht verursacht haben. Diese Unschuldsvermutung schützt sie davor, über sich selbst nachzudenken und eigenes Handeln zu hinterfragen.

Ein signifikantes Merkmal dieses Chaos und das Nicht-über-sich-selbst-im-Klaren-Sein ist das Spiel mit Nähe und Distanz. In jeder erfüllenden Beziehung ist ein gesundes Verhältnis zwischen Nähe und Distanz von großer Bedeutung, denn ein Leben ohne Freiräume kann schnell zu Gefühlen von Einschränkung und Enge führen. Ebenso kann eine Beziehung ohne besondere Nähe schnell mit Vernachlässigung assoziiert werden. Somit ist eine gute Ausgewogenheit beider Elemente von großer Bedeutung.

Bei dem psychopathischen Charakter geht es jedoch um andere Dimensionen. Er beschränkt sich auf widersprüchliche Verhaltensmuster, die berechenbar abgerufen werden und sich auf einfachste Weise reduzieren lassen:

Stößt der Partner ihn weg, zieht er ihn zurück. Zieht der Partner an ihm, stößt er ihn weg.

Möchte also der Liebende mehr Nähe, weist er ihn zurück, weil er diese emotionale Enge nicht aushalten möchte, aber auch sein ausgeprägtes Freiheitsgefühl bedroht sieht. Doch wenn der andere sich zurückzieht oder ihn wegschickt, wird er aktiv, um die Trennung oder den Kontrollverlust zu verhindern. Dies sind festgelegte Handlungsmechanismen, um eine kontrollierte Stabilität zu gewährleisten. Das ist dem Psychopathen aber nicht in der gesamten Tragweite bewusst. Um das zu durchschauen, müsste er sein Verhalten reflektieren.

Doch für Sie bietet gerade das Nähe-Distanz-Spiel eine gute Möglichkeit, Ihre Beziehung ein Stück weit zu steuern. Verschenken Sie sich also nicht bereitwillig und geben Sie ihm das Gefühl, dass er etwas leisten muss, um für Sie attraktiv zu sein. Wie gesagt, auch er kann sich seiner Muster nicht entziehen und ist gezwungen, zu reagieren. Und das Gefühl, unzulänglich oder nicht gut genug zu sein, bzw. die Angst, etwas Wichtiges zu verlieren, wird ihn anspornen, ob er möchte oder nicht. Er kann mit Mittelmäßigkeit und Mangel nicht umgehen.

Verlieren Sie also nicht aus den Augen, dass Ihr Partner nicht über den Dingen steht. Er hat eine stabile Mauer und eine beeindruckende Maske entwickelt. Aber doch nur um seinen Seelenschmerz nicht zu fühlen und um neue Verletzungen zu minimieren.

Verwenden Sie bei Ihren Interventionen keine lautstarken Äußerungen. Es sind vielmehr die leisen und ernsten Töne, die seine Defizite aufrufen. Spielen Sie mit der Erfahrung. Es wird Sie erleichtern zu sehen, wie einfach diese Menschen in Wirklichkeit gestrickt sind und dass es keinen Grund gibt, ihren Behauptungen Glauben zu schenken.

Reflexion:

Wie können Sie sich das Nähe- und Distanzverhalten Ihres Partners zunutze machen?

Affären mit verheirateten Partnern

Sie wissen, dass psychopathische Charaktere das Abenteuer suchen und im Allgemeinen wechselnde Affären benötigen. Dabei erscheinen ihnen verheiratete Personen besonders attraktiv – schließlich sind die in einer Ehe oder Familie eingebunden und können ihnen nicht so leicht auf den Pelz rücken, um deren eigene Worte zu gebrauchen. Das macht die Sache um vieles leichter und reizvoller. Allein der Umstand, dass ihre Eroberungen nicht zu jeder Zeit erreichbar sind und die Treffen abgestimmt werden müssen, spielt ihnen eminent in die Hände. Überdies können sie ihre bekannte Unzuverlässigkeit als rücksichtsvolles Verhalten deklarieren. Ein zusätzlicher verlockender Aspekt ist, dass Psychopathen es besonders lieben, sich mit den Ehegatten ihrer Eroberungen zu messen. Sie sind berauscht von dem Gedanken, wie spielend sie ihre Rivalen in den Schatten stellen und vom Thron stoßen können. Einen Thron, den sie selbst nie einnehmen möchten. Aber zu einem guten Spiel gehört auch das dazu.

Die Auserwählten ihrerseits ahnen nicht, dass ihre neue Liaison von Anfang an nicht die geringste Chance auf eine Zukunft hat und sie nur zum Spielball einer dissozialen Persönlichkeit geworden sind. Gerade weil ihre Affären nur dem Abenteuer und der Selbstverherrlichung dienen, können sich die Verführer bei verheirateten Partnern mehr denn je emotional aus dem Fenster lehnen. Dass sie dabei ihre Eroberungen in noch größere Abhängigkeiten bringen, stört sie nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil: Sie gehen vielmehr davon aus, dass die Betroffenen sich glücklich schätzen dürfen, dass ihnen in ihrem Leben wenigstens einmal die Erfahrung gegönnt ist, einem so großartigen Menschen, wie sie es sind, begegnen zu dürfen, und sie ihre eigene große Liebesfähigkeit entdeckt haben. Dass diese Sehnsucht aber unerfüllt bleibt und ihnen eine lange und schmerzhafte Leidenszeit bevorsteht, das kümmert sie nicht. Sie denken nicht darüber nach, was sie Menschen antun, wenn sie sie für eine kurze Zeit aus ihrer Ehe entführen und verzaubern, um sie dann wieder wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen. Zurück bleiben gescheiterte Ehen, gebrochene Herzen und ungestillte Sehnsüchte. Die fehlende Würdigung zwischenmenschlicher Beziehungen ist genauso real wie die Abwesenheit von Mitgefühl gegenüber den unermesslichen Schmerzen der Geschädigten.

Selbst wenn die Zurückgelassenen ihre neue Beziehung in der Ehe noch nicht eingestanden haben und ihr Zuhause behalten können, so ist das Alte für sie dennoch zerbrochen. Zu stark war die Schere zwischen Traum und Wirklichkeit aufgegangen.

Mir sind Fälle bekannt, wo Frauen nicht nur ihren Mann, sondern in blindem Rausch die ganze Familie, also auch ihre eigenen Kinder, für die vermeintlich große Liebe ihres Lebens verlassen haben. Als sie dann mit dem Koffer in der Hand freudestrahlend bei ihrem Märchenprinzen geläutet und auf einen Sturm der Begeisterung gehofft haben, mussten sie schockierend erfahren, dass sie alles nur falsch verstanden und überbewertet hätten. Zwei Frauen berichteten mir, dass sie nicht einmal seine Wohnung betreten durften, sondern mit ihrem Gepäck weinend vor der Tür oder im Auto saßen und nicht mehr ein noch aus wussten. Sie hatten nicht nur ihren Traum, sie hatten einfach alles verloren.

Eine dieser Frauen ist Melanie. Und sie möchte ihre Geschichte für jene Frauen zum Trost erzählen, die ebenso wie sie verschaukelt und zutiefst gedemütigt wurden:

„Ich bin 42 Jahre alt, Ärztin, verheiratet und habe eine achtjährige Tochter. Ich bin Ulf vor zwei Jahren zum ersten Mal begegnet. Er kam damals mit einer Grippe in meine Praxis. Als diese abgeklungen war, suchte er mich dennoch immer wieder auf und fragte mich, ob er nun jedes Mal eine Krankheit simulieren müsste, um mich sehen zu dürfen. Sein Lachen war ansteckend, seine Augen funkelten wie Sterne und überhaupt hatte mich seine charmante und lustige Art fasziniert.

Sie müssen wissen, dass ich in einer sehr strengen Familie aufgewachsen bin, in der es nur wenig Humor gibt. Bildung, Karriere und Wohlstand waren und sind auch heute noch in den Augen meiner Eltern und Geschwister die einzig erstrebenswerten Güter.

Ulf hatte schnell bemerkt, dass mich seine lässige Art ansprach. Aber ich bin nicht der Typ Frau, die einem Mann deshalb Avancen macht. Ich hatte einfach meine Freude an ihm. Mehr war das anfangs nicht. Dennoch, innerhalb weniger Wochen hatte er mich im Sturm erobert. Ich war in seine Welt eingetaucht, in eine Welt voller Leidenschaft, Liebe und Leichtigkeit, wie ich dachte.

Ihn zu sehen wurde bald zu meinem einzigen Lebensinhalt. Ich war süchtig und abhängig von diesem Mann. Meine bisherigen Freizeitaktivitäten beschränkten sich auf Konzerte, Theatervorstellungen oder Besuche in der Oper. Mit Ulf besuchte ich in weiter entfernten Ortschaften Tanzveranstaltungen, Bars und Clubs. Im Auto zog ich meine konservativen Kleider aus und schlüpfte in abgewaschene Jeans und enge T-Shirts. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, lebendig zu sein. Und Ulf schien die Rolle des Retters und Abenteurers sehr zu genießen.

Mein altes Leben begann schnell zu verblassen, und auch die Aufmerksamkeit für meine Tochter, die ich von Herzen liebe, rückte mehr und mehr in den Hintergrund. Ulf schwärmte von einem gemeinsamen Leben voll Sonnenschein und nie enden wollender Liebe. Wir kannten uns sechs Monate, als bei mir alle Sicherungen durchbrannten und ich entschlossen war, mich scheiden zu lassen, meine Praxis aufzugeben und mit meiner Tochter zu ihm zu ziehen. Mit dieser Absicht traf ich voller Freude eines Freitagabends unangemeldet bei ihm ein. Was dann kam, das ahnen Sie vielleicht.

Ulf starrte mich an, als stünde ein Geist vor ihm. Aber nur einen ganz kurzen Moment, dann fasste er sich wieder und sagte, dass er mich nicht hereinbitten könne, da seine Schwester überraschend gekommen wäre. Sie sei verzweifelt und benötige seine Hilfe; die Angelegenheit sei sehr delikat. Das hatte ich ihm sogar noch geglaubt oder wollte nicht wahrhaben, was sich gerade vor meinen Augen abspielte. Ich weiß nicht wirklich, was geschah. Außerdem war ich auch zu gut erzogen, um indiskrete Fragen zu stellen. Also meinte ich: ‚Kein Problem, ich werde dann morgen Vormittag wiederkommen. Aber den Grund meines Besuchs möchte ich dir gleich sagen: Ich werde meinen Mann verlassen und wir können zusammenziehen. So wie wir es uns immer erträumt haben.‘

Ulf schloss langsam die Tür hinter sich, fasste mich an der Hand und zog mich behutsam in Richtung Auto. Dann nahm er mich in seine wundervollen Arme und sagte: ‚Ich habe es nicht verdient, dass du zu mir kommst. Dieses Opfer kann ich nicht annehmen. Glaube mir, ich würde dich doch nur unglücklich machen. Wir sind nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt. Und du gehörst zu deiner Familie. Ich habe dir einen Traum geschenkt. Aber Träume halten nicht ewig. Bald würden wir uns gegenseitig langweilen und unser beider Leben wäre zerstört. Vielleicht bist du heute noch nicht dazu in der Lage, aber irgendwann einmal wirst du es verstehen. Dann wirst du mir dankbar dafür sein. Wir hatten eine kostbare Zeit, und die sollten wir jetzt nicht zerstören.‘

Ich war erstarrt und konnte nicht mehr sprechen. Ich fühlte, wie mir die Tränen über mein Gesicht liefen, war aber dennoch auch auf irgendeine Art wie in Trance. Ulf nahm mein Gesicht in seine Hände, küsste mich zärtlich auf den Mund und ließ mich allein zurück.

Ein ganzes Jahr fühlte ich mich von unbeschreiblichem Schmerz durchtränkt, gedemütigt, missbraucht, lächerlich gemacht. Das Leben mit meinem Mann war verständlicherweise nie mehr wie zuvor. Es schien mir leer und fad. Wenn meine Tochter nicht gewesen wäre, hätte ich möglicherweise endgültig aufgegeben.

Mein Glück im Unglück war, dass eine Freundin behauptete, Ulf sei ein Psychopath und ich müsse mich informieren. So begann ich, mich mit diesem Menschentypus zu befassen, und ließ mich daraufhin über ein paar Monate beraten und begleiten. Das half mir zu einem großen Teil, meinen Schmerz loszulassen. Und es hat mir die Augen geöffnet für die Machenschaften dieser Individuen, ihre Vorgehensweisen und ihre Bereitschaft, für eine Affäre Menschen und ganze Familien zu zerstören. Jetzt liegt es an mir, mein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Ich möchte jedenfalls nicht wieder in meine alten, rigiden Verhaltensweisen zurückfallen. Ich möchte lebendig sein und mich am Leben erfreuen. Wenigstens war diese Begegnung ein Ruf des Lebens an mich, wenn auch um einen sehr hohen Preis. Ich habe mich nun zu einem Tandem-Fallschirmsprung angemeldet. Ich war ins Bodenlose gestürzt und möchte mich noch einmal fallen lassen, aber dieses Mal auf ganz andere Art. Nun soll es ein Abenteuer werden, und im freien Fall möchte ich symbolisch meine Altlasten loslassen und in ein neues Leben springen. Das scheint mir eine wundervolle Umkehrung, die mir ganz bestimmt viel Lebendigkeit schenken wird.“

Ein wesentliches Merkmal psychopathischer Charaktere ist also, dass sie sich nicht ansatzweise der Wirklichkeit verpflichtet fühlen. Sie bewegen sich grundsätzlich in einer moralfreien Zone, und allein der Gedanke an Moral ist für sie nichts anderes als blankes Spießertum. Wer keine Werte respektiert, für den gibt es auch keine Werteverstöße. Das ist die traurige Wahrheit. Doch können sie nicht immer verhindern, dass ihre Opfer die Gelegenheit nutzen, aus dem Schmerz zu lernen und Großes in sich reifen zu lassen.

Melanie hatte zum Glück beabsichtigt, ihre Tochter mitzunehmen. Somit blieb sie von den schlimmsten Schmerzen verschont. Es gibt, wie gesagt, genügend Fälle, bei denen Frauen den Entschluss fassen, ohne ihre Kinder die Familie zu verlassen, wenn sie wissen, dass ihr Partner keine Kinder mag. Sind sie aber wieder in der Realität angekommen, stellt sich das unerträgliche und unverzeihliche Gefühl ein, aus haltlosen, egoistischen Gründen die eigenen Kinder verraten und alleingelassen zu haben.

Für viele Frauen war das im Nachhinein der schmerzhafteste Prozess bei dieser grausamen Geschichte. Sich selbst dieses Verhalten zu vergeben ist ein schwieriger und langwieriger Weg, der mitunter ohne professionelle Hilfe gar nicht zu gehen ist.

Fazit:

Was immer Sie getan haben, Sie sind nicht schuld. Die Verantwortung trägt allein der Psychopath, der Ihnen Ihren Verstand und Ihre Selbstbestimmung geraubt und Sie Ihren tiefsten unerfüllten Sehnsüchten schutzlos ausgeliefert hatte. Was hat ein Verstand schon den machtvollen Rufen der Seele entgegenzusetzen?

Sexualität und Fremdgehen

Partner psychopathischer Menschen berichten von anfangs berauschendem Sex, der jedoch oft die Eroberungsphase nicht überdauert. Das lässt sich leicht erklären, erfüllt er ja einerseits die Anforderung, den Partner mit seiner Verführungsstrategie in ein Abhängigkeitsverhältnis zu stürzen, und beschert er andererseits anfangs den ersehnten Beweis vermeintlicher Grandiosität. Sexualität ist also nur ein geeigneter Raum, in dem der Psychopath seine Bindungen festigt. Echt ist an dieser Sache jedoch nichts, denn sich hinzugeben setzt eine große intime Offenheit voraus, die sehr verletzbar ist. Wir sprechen also sowohl von einem Risiko als auch von sich verschenkenden und liebenden Gefühlen, die nicht vorhanden sind. Das ist der eigentliche Kernkonflikt, der eine gesunde Intimität grundsätzlich unmöglich macht. Wäre der Psychopath offen für Kritik oder Einsichten, so müsste er sich eingestehen, dass seine Verführungskünste nichts anderes als eine Form der Ausbeutung und des sexuellen Missbrauchs sind.

Elena berichtet Folgendes:

„Ich habe schon mehrere Freundschaften gehabt, doch habe ich bei keiner auch nur im Ansatz so viel sexuelle Befriedigung erfahren. Mir schien es, als würde mein Freund sich in meiner Leidenschaft verlieren und mit mir zu einer Seele und einem Körper verschmelzen. Doch plötzlich änderte sich alles, einfach so, und ich war wie vor den Kopf geschlagen. Er rührte mich kaum noch an. Er gab vor, müde zu sein, Kopfschmerzen zu haben usw. Bis heute dachte ich immer, dies seien die klassischen Ausreden der Frauen, doch auch da überraschte er mich.

Ich hatte sofort die Schuld bei mir gesucht und wollte das nicht wahrhaben. Ich bot meine ganzen Verführungskünste auf: Ich ging zur Kosmetikerin, zum Frisör, kaufte mir neue Dessous, schmückte das Schlafzimmer romantisch und streute Rosen aufs Bett. Dennoch kam es nur noch selten zum Sex, und der war eine einzige Enttäuschung.

Er zeigte sich gefühllos, ja gelangweilt, und auf eine abstoßende Art animalisch. Aber trotzdem konnte ich nicht von ihm lassen. Ich versuchte ihn wieder und wieder zu verführen, um so wie früher Zärtlichkeiten zu erhalten. Doch jeder Kontakt war eine weitere Demütigung. Erst als ich begann, mich zurückzuziehen, zeigte er plötzlich Interesse und entdeckte erneut sein angeblich so leidenschaftliches Bedürfnis nach mir.

An dieser Stelle möchte ich gerne aufhören zu berichten, da für mich ein langes, schmerzhaftes Auf und Ab begann, das erst dann endete, als ich Hilfe suchte und annehmen konnte.“

Der große Rausch psychopathischer Selbsttäuschung hält gewöhnlich nicht lange an. Irgendwann kommt der Einbruch, da psychopathische Menschen stets von Neuem die Bestätigung ihrer eingebildeten Größe benötigen, was derselbe Partner auf Dauer nicht leisten kann. Ähnlich einem Junkie, der an der Nadel hängt, sind auch sie hochgradig süchtig und benötigen einen Schuss nach dem anderen. Nur ist ihre Droge nicht Heroin oder Ähnliches, sondern die unersättliche Gier nach Bewunderung und Einmaligkeit. Also wechseln sie zwangsweise und relativ wahllos und unspezifisch ihre Sexualpartner und fühlen sich als Playboys, die alle Frauen erobern können. Und anstatt sich vor sich selbst ob dieses äußerst trivialen und unpersönlichen Sexuallebens zu ekeln, sind sie erfüllt von Stolz auf ihre Leistungen. Die Situation könnte nicht skurriler sein.

Ein beliebtes Modell ist auch „Sex mit dem Ex“. Es verspricht den schnellen Kick, jedoch mit weniger Eroberungsarbeit, die anstrengend, zeitaufwendig und möglicherweise kostspielig ist.

Selbstverständlich trägt die Verantwortung für außerehelichen Sex nicht der Psychopath, sondern – seiner Ansicht nach – sein Partner. Allein dessen mangelnder Attraktivität ist es geschuldet, dass er sich durch wechselnde Abenteuer bei Laune halten muss. Ich erinnere mich an die Geschichte einer Frau, deren gestörter Partner von ihr Geld für den Eintritt und die Getränke in der Disco forderte, weil sie ja so langweilig sei, dass er sich woanders betätigen müsse.

Sex wird auch sehr gerne als Zahlungsmittel eingesetzt. Für Psychopathen eine logische Dimension, für die Betroffenen eine widerwärtige Demütigung. Immer wieder berichten mir Frauen, dass sie, ihren Partner einmal auf sein ausbeuterisches Verhalten angesprochen, von ihm zu hören bekamen, dass er dafür doch mit ihnen schlafe. Jeder weitere Kommentar erübrigt sich hier.

Um zusätzliche Bedeutung zu erhalten, erscheint es Psychopathen auch reizvoll, ihren Partnern von ihren „sexuellen Leistungen“ aus vorherigen Beziehungen zu berichten. In ihren Erzählungen werden daraus richtige Abenteuer. Sie sehen: Diese Individuen sind sich für nichts zu schade.

Eine Genugtuung dürfen Sie jedoch haben: Ganz so glorreich, wie sie es darstellen, gestaltet sich deren Sexleben nicht. Es ist ein Powerplay, das sie unentwegt kontrollieren und beherrschen müssen. Ihr neuronales Belohnungssystem schüttet für ihre erfolgreichen Bemühungen zwar jede Menge Glücksgefühle aus, aber dennoch war es nur der Lohn für Arbeit und Konzentration. Der wirkliche Genuss sexueller Erfüllung, wie Sie ihn kennen, bleibt ihnen untersagt.

Man muss sich besorgt fragen, wie solche Menschen all diese tiefen Abgründe so gut verbergen können.

Fazit:

Sie sind nicht unattraktiv. Es ist die schwere Persönlichkeitsstörung Ihres Partners, die alles dominiert.

Wie gehen Angehörige mit extremen Situationen um?