Von Rache zur Verantwortung - André Audigier - E-Book

Von Rache zur Verantwortung E-Book

André Audigier

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Beschreibung

"Strafe beruhigt die Ordnung - aber heilt sie das Unrecht?" Von Rache zur Verantwortung ist ein philosophisch fundiertes, schonungslos ehrliches und zugleich engagiertes Plädoyer für ein neues Verständnis von Gerechtigkeit. Der Autor legt die historischen, psychologischen und ethischen Grundpfeiler unseres Strafsystems offen - und zeigt, warum Vergeltung als zentrales Prinzip nicht nur überholt, sondern gefährlich ist. Zwischen sakraler Schuldlogik, säkularer Machtausübung und modernen Kontrollmechanismen entlarvt er die Selbstberuhigungsstrategien einer Gesellschaft, die Strafe mit Wiedergutmachung verwechselt - und Kontrolle mit Gerechtigkeit. In einer Zeit zunehmender Polarisierung, institutioneller Immunisierung und gescheiterter Resozialisierungsversprechen entwirft dieses Buch eine andere Vision: Verantwortung statt Rache, Beziehung statt Ausschluss. Zwischen Foucault und Arendt, Beccaria und Levinas entsteht ein Panorama, das unbequem ist, aber notwendig - für alle, die Gerechtigkeit nicht nur als System, sondern als Haltung begreifen wollen.

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Seitenzahl: 35

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

I. Grundlagen und Herausforderungen moderner Gerechtigkeit

1. Vorwort Die Dialektik von Fortschritt und Stagnation

2. Die Architektur der modernen Gerechtigkeit

3. Die Selbstberuhigung der Ordnung Wenn das Recht sich selbst immunisiert

4. Zwischen Beccaria und Levinas Das Ideal der Verhältnismäßigkeit – und seine Leerstelle

5. Täter, Opfer, Staat Drei Stimmen – und ein verschütteter Dialog

6. Der blinde Fleck der Institution Wenn Systeme sich selbst belohnen

7. Gerechtigkeit als soziale Praxis

8. Ein neues Verständnis von Schuld

9. Zwischen Macht und Menschlichkeit

II. Philosophisch-anthropologische Reflexionen: Strafe, Macht und Verantwortung

10. Warum wir über Strafe und Leid grundlegend neu nachdenken müssen

11. Die Grenzen der Vergeltung

12. Das doppelte Leid Täter*innen, Opfer und Gesellschaft

13. Aufbruch zu einem neuen Gerechtigkeitsverständnis

III. Historische Tiefenschärfe: Eine Genealogie der Strafe

14. Von der Gerechtigkeit zur Entmenschlichung

15. Die Ursprünge: Vergeltung und sakrale Ordnung

16. Aufklärung, Menschenrechte – und der Schein des Fortschritts

17. Perversion der Justiz – einst und jetzt

18. Die gegenwärtige Realität Entmenschlichung unter dem Deckmantel der Ordnung

IV. Strafe im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis

19. Zwischen Vergeltung, Abschreckung und Resozialisierung

20. Vergeltung: die Forderung nach Gerechtigkeit

21. Abschreckung: Prävention durch Furcht?

22. Resozialisierung: der humanistische Ansatz

23. Das Spannungsfeld: Schutz der Gesellschaft versus individuelle Freiheit

24. Ethik der Strafe Mehrdimensional und dynamisch

25. Philosophische Reflexion Hannah Arendt und das Verhältnis von Strafe und Macht

26. Fazit Strafe als komplexes ethisches Spannungsfeld

V. Perspektiven und Visionen für eine gerechte Zukunft

27. Jenseits der Strafe Wege zu einer gerechten und humanen Gesellschaft

28. Restorative Justice Wiederherstellung statt Vergeltung

29. Empathie und Verantwortung Der ethische Kern der Rehabilitation

30. Gesellschaftlicher Wandel Prävention durch Bildung und soziale Gerechtigkeit

31. Strafe als politisches und gesellschaftliches Instrument

32. Das Ideal der Gerechtigkeit Versöhnung statt Vergeltung

33. Ausblick Die Zukunft der Strafpraxis

VI. Zusammenfassung und Appell

34. Zusammenfassung und Appell Für eine gerechte und menschenwürdige Zukunft

35. Philosophische Vielfalt als Schatz der Weisheit

36. Ein globaler Appell an Politik und Gesellschaft

37. Abschließende Gedanken

I. Grundlagen und Herausforderungen moderner Gerechtigkeit

Vorwort

Die Dialektik von Fortschritt und Stagnation

In der Geschichte der Menschheit vollzieht sich ein paradoxes Schauspiel: Während in der Medizin Krankheiten geheilt werden, die früheren Generationen das Leben kosteten, während Kommunikationstechnologien entwickelt werden, die Kontinente verbinden, und während die Menschheit beginnt, die Geheimnisse des Universums zu entschlüsseln, verharrt das Nachdenken über Gerechtigkeit häufig in jahrtausendealten Reflexen der Vergeltung.

Doch dieses Bild wäre unvollständig ohne eine entscheidende Nuancierung: Gerade Deutschland hat in den vergangenen Jahrzehnten bemerkenswerte Fortschritte auf dem Weg zu einem humaneren Strafrechtssystem gemacht. Das Grundgesetz mit seinem unantastbaren ersten Artikel, die Betonung der Resozialisierung als Verfassungsauftrag, die Abschaffung der Todesstrafe im Jahr 1949, innovative Konzepte wie der Täter-Opfer-Ausgleich oder die therapeutischen Gemeinschaften im Strafvollzug – all dies zeigt, dass Wandel möglich ist. Im internationalen Vergleich steht Deutschland mit seinem differenzierten Sanktionensystem, seiner richterlichen Unabhängigkeit und seinen rechtsstaatlichen Garantien an der Spitze progressiver Justizreformen.

Dennoch – oder gerade deshalb – drängt sich eine kritische Reflexion auf: Welche ethischen Maßstäbe können die bereits erreichten Standards weiter verfeinern? Wie ist mit den Grenzen humaner Strafpraxis umzugehen, wenn Resozialisierung scheitert oder Täter therapeutische Einsicht verweigern? Und wie können die berechtigten Ansprüche auf Sicherheit mit den Idealen der Menschenwürde in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden?

Solche Fragen führen nicht zu simplen Antworten, sondern verlangen nach einer differenzierten Ethik der Verantwortung, die sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen menschlicher Wandlungsfähigkeit ernst nimmt.

Die Architektur moderner Gerechtigkeit

Das deutsche Strafrechtssystem hat in den vergangenen Jahrzehnten Reformen vollzogen, die international als wegweisend gelten. Die Einführung der Bewährungsstrafe als Regelfall bei Ersttätern, die Entwicklung therapeutischer Ansätze im Maßregelvollzug, die Professionalisierung der Bewährungshilfe, die Etablierung von Konfliktschlichtungsverfahren – daran wird sichtbar, dass Reform nicht nur denkbar, sondern realisierbar ist.