Von Stanesdorp nach Stahnsdorf. Karl Heinrich Schäfers Forschungen zum Mittelalter in Stahnsdorf - Thomas Marin - E-Book

Von Stanesdorp nach Stahnsdorf. Karl Heinrich Schäfers Forschungen zum Mittelalter in Stahnsdorf E-Book

Marin Thomas

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Beschreibung

Stahnsdorf wurde im Jahr 1264 erstmals urkundlich erwähnt. Über die frühe Zeit des während der askanischen Expansion entstandenen Dorfes gab es bisher nur wenige Veröffentlichungen mit teilweise widersprüchlichen Aussagen, etwa über die irrtümlich angenommene Rolle der Zisterzienser bei der Dorfgründung, zur Identifikation der Heiligenfiguren der Dorfkirche oder der Lage des bis ins 15. Jahrhundert parallel bestehende slawische Dorf. Ausgangspunkt für diese Arbeit, die das verfügbare Wissen über die Entstehung des mittelalterlichen Dorfes zusammenfast und einige offene Fragen zu beantworten versucht, waren Veröffentlichungen des Potsdamer Mittelalterhistorikers Karl Heinrich Schäfer aus den 1920er und 1930er Jahren. Dieser auch aus der Sicht heutiger Historiker bedeutende Wissenschaftler vertrat Positionen, die dem heutigen Geschichtsbild näher sind, als dem seiner Zeit. Während viele seiner Kollegen in der Zeit des Nationalsozialismus Karriere machten, war Schäfer konfessionell, politisch und wissenschaftlich in einer Minderheitenposition. Dies kostete ihn 1934 die Anstellung und schließlich die Freiheit und das Leben. Am 29. Januar 1945 starb er im KZ Sachsenhausen. Mit der Wiederveröffentlichung seiner Artikel mit Bezug zu Stahnsdorf und einem Portrait soll dieser Blutzeuge gewürdigt werden.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Von Stanesdorp nach Stahnsdorf

Die Entstehung der Mark Brandenburg und die Kolonisation des Teltow unter den Askaniern

Dorfgründung in der Frühzeit der Mark

Deutsche und Slawen

Zisterzienser in Stahnsdorf?

Stahnsdorfer Besitzverhältnisse

Wo lag das slawische Stahnsdorf?

Petrus de Stanesdorp

Die Dorfkirche

Flügelaltar und Kirchenpatrozinium

Marienfigur mit Jesuskind

Drei oder vier Jungfrauen?

Bernhard, Nikolaus oder doch Stanislaus?

Auferstehungschristus und Anna selbdritt

Seelsorge und Bildung

Literatur

Karl Heinrich Schäfer – ein Portrait

Karl Heinrich Schäfers Forschungen zum Mittelalter in Stahnsdorf

Die geschnitzte Bilderbibel von Klein-Machnow und die hl. Barbara zu Stahnsdorf

Peter von Stahnsdorf, der älteste ritterliche Akademiker des Teltow

Hat die christlich-deutsche Kultur der Mark einmal aufgehört? - Eine historische Richtigstellung

Märkische Kirchenpatrozinien

Vorwort

Die erste urkundliche Erwähnung Stahnsdorfs in einer Urkunde des Markgrafen Otto III. vom 17. November 1264 ist mangels einer eigentlichen Gründungsurkunde der Ausgangspunkt für alle Jubiläumsfeiern der letzten Jahrzehnte. Dabei ist einerseits bekannt, daß die Ursprünge länger zurückliegen, wie sich an der Bauweise des ältesten Gebäudes im Ort, der Dorfkirche, ablesen läßt. Darüber hinaus ist anzunehmen, daß das bis ins 15. Jahrhundert in Urkunden und Verzeichnissen aufgeführte slawische Dorf gleichen Namens schon vor der askanisch geführten deutschen Kolonisation des Teltow existiert hat.

Bei aller Unsicherheit über die Ursprünge sind doch einige Daten und Hinterlassenschaften über das mittelalterliche Dorf erhalten geblieben. Neben der genannten Urkunde und wenigen weiteren schriftlichen Zeugnissen ist dies vor allem die spätromanische Dorfkirche mit ihrem gotischen Flügelaltar. Durch die Restaurierungen der letzten drei Jahrzehnte, die auch im Jahr des 750. Ortsjubiläums nicht abgeschlossen sind, ist das Interesse an der Geschichte des Dorfes Stahnsdorf im Mittelalter gewachsen, wie auch die Mittelalterforschung insgesamt und eine Vielzahl von Ausstellungen und Publikationen in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit gefunden haben.

Für Stahnsdorf fehlte bisher eine ausführlichere Würdigung dieser frühen Epoche, die nur am Rande und in breit in der Regionalpresse gestreuten Beiträgen thematisiert wurde. Das im Erscheinungsjahr dieser Arbeit begangene Ortsjubiläum hat nicht nur dieses Defizit deutlich gemacht. Vielmehr haben sich diverse Vermutungen über die mittelalterlichen Verhältnisse breit gemacht, die nach einer Korrektur verlangen. Neben einer allgemeinen Einführung zur Entstehung der Mark Brandenburg und der deutschen Kolonisation, in deren Zug Stahnsdorf gegründet wurde, sollen Fragen nach der Rolle der Zisterzienser, nach dem Patrozinium der Dorfkirche und den Figuren des Stahnsdorfer Flügelaltars, zur Lage des slawischen Dorfes und andere behandelt werden.

Ein Ausgangspunkt für diese Arbeit waren Veröffentlichungen des Potsdamer Mittelalterhistorikers Karl Heinrich Schäfer aus den 1920er und 1930er Jahren. Dieser auch aus der Sicht heutiger Historiker bedeutende Wissenschaftler vertrat, wohl auch durch seine Biographie bedingt, mit wissenschaftlicher Akribie und mutigem Auftreten Positionen, die dem heutigen Geschichtsbild näher sind als dem seiner Zeit. Zunächst evangelischer Theologe, studierte er Geschichte und trat durch die Begegnung mit dem mittelalterlichen Christentum zur Katholischen Kirche über. Wegen dieses Schritts vom preußischen Wissenschaftsbetrieb diskriminiert, forschte er zeitweise in Italien und war später Mitglied des Reichsarchivs in Potsdam. Während andere Kollegen als stramme Nationalsozialisten Karriere machten, war Schäfer konfessionell, politisch und wissenschaftlich in einer Minderheitenposition. Dies kostete ihn 1934 die Anstellung, später zunehmend die Publikationsmöglichkeiten und schließlich die Freiheit und das Leben. Am 29. Januar 1945 starb er im KZ Sachsenhausen. Mit der Wiederveröffentlichung seiner Artikel mit Bezug zu Stahnsdorf und einem kurzen Portrait soll dieser Blutzeuge, dessen Andenken ich diese Schrift widmen möchte, gewürdigt werden.

Danken möchte ich dem Leiter des Diözesanarchivs des Erzbistums Berlin, Dr. Gotthard Klein, für seine Unterstützung und manchen Hinweis, Propst Klaus-Günter Müller aus Potsdam für die Einräumung der Veröffentlichungsrechte für Schäfers Arbeiten, Ronny Berecki für die Umschlaggestaltung und meiner Frau Barbara für ihre Geduld und die Korrekturarbeit.

Stahnsdorf, zum 17. November 2014

Thomas Marin

Thomas Marin

Von Stanesdorp nach Stahnsdorf

Die Entstehung der Mark Brandenburg und die Kolonisation des Teltow unter den Askaniern

Das Gebiet zwischen Elbe und Oder war zu einer Zeit, als sich die zugleich christliche wie deutsche Kultur westlich der Elbe längst etablierte, lange Zeit von Slawen besiedelt, die im Zuge der Völkerwanderung auf die im 4./5. Jahrhundert abwandernden germanischen Sueben folgten. Erst im Jahr 928 eroberte Heinrich I. zum ersten Mal Brandenburg und versuchte, die Elbslawen als Tributpflichtige seinem Herrschaftsbereich einzugliedern. Sein Sohn Otto der Große errichtete 936 die Marken, Grenzregionen des deutschen Herrschaftsgebiets im slawisch besiedelten Raum. Mit der Gründung der Bistümer Brandenburg und Havelberg im Jahr 9481 schuf Otto eine territorial umschriebene kirchliche Struktur, die der Befestigung des entstehenden Reiches und der Ausbreitung des Christentums unter den Slawen dienen sollte. Gleichzeitig entstand aus der früheren Sächsischen Ostmark in unserem Gebiet die Nordmark. Erster Markgraf wurde Dietrich von Haldensleben. Nach dem Urteil Thietmars von Merseburg gelang diesem jedoch die angestrebte Befriedung des Grenzraums nicht. Seine eigennützige und habgierige Regierung provozierte schließlich den Slawenaufstand von 983, der die deutsch-christliche Expansion für fast 150 Jahre weitgehend aufhielt. Karl Heinrich Schäfer hat darauf hingewiesen, „daß sich die Christen selbst über den Aufstand gefreut hätten und daß der Übermut des Markgrafen Dietrich (nicht die Feindschaft gegen die Kirche) den Anlaß zum Aufstand gebildet habe“.2 Eine eigentliche deutsche Siedlungsbewegung hatte es zuvor noch nicht oder nur in Ansätzen gegeben. Bei der Betrachtung des Slawenaufstands muß davon ausgegangen werden, daß dieser nicht zu einem dauernden hermetischen Verschließen gegenüber christlichen und deutschen Einflüssen führte. Vielmehr gab es schon zuvor christliche Slawenführer wie den im Slawenaufstand führenden Abodriten Mstivoj (bei Schäfer Mistwoj), der laut Thietmar seinen Hofkaplan mit ins Feld nahm. Im Jahr 1000 war immerhin eine Wallfahrt Kaiser Otto III. nach Gnesen möglich, wo der Kaiser auf Wunsch des späteren polnischen Königs Boleslaw Chrobry ein Bistum errichtete.3 Dennoch blieb die slawische Bevölkerung bis zur deutschen Kolonisation weitestgehend heidnisch.

Im für uns interessanten Gebiet der späteren Mittelmark war die Herrschaft zwischen den Hevellern mit dem Hauptsitz in Brandenburg und den Sprewanen mit Sitz in Köpenick aufgeteilt, zwischen deren Fürsten verwandtschaftliche Beziehungen bestanden. Für die beiden letzten Hevellerfürsten Meinfried (+ 1127) und Pribislaw-Heinrich (+ 1150) gilt als sicher, daß sie Christen waren. Pribislaws Frau Petrissa trug ihren Taufnamen vermutlich nach dem Brandenburger Bistumspatron Petrus.

Nachdem er bereits die Zauche als Patengeschenk an Otto, den Sohn des benachbarten Askaniers Albrecht, überschrieben hatte, vererbte der kinderlose Pribislaw-Heinrich, der sogar den Königstitel trug, mit seinem Tod im Jahr 1150 demselben als Albrecht der Bär bekannten Markgrafen der Nordmark und Grafen von Ballenstedt seinen Besitz und Herrschaftsanspruch. Während also weiter nördlich, im Gebiet der Prignitz und des heutigen Mecklenburg-Vorpommern, die deutsche Vorherrschaft kurz zuvor militärisch erreicht wurde, gab es im Bereich der Mittelmark zunächst einen friedlichen Übergang durch Erbschaft. Zwar wurde diese noch einmal durch einen Verwandten Pribislaw-Heinrichs, Jaxa von Köpenick, bestritten, nach einer durch Verrat erreichten Besetzung der Brandenburg durch Jaxa setzte sich Albrecht jedoch im Jahr 1157 endgültig durch.

Denkmal Albrechts des Bären, Zitadelle Spandau

Nachdem er schon seit etwa 1140 gelegentlich als Markgraf von Brandenburg bezeichnet wurde, benutzte Albrecht im Oktober 1157 erstmals selbst diesen Titel. Das Jahr 1157 gilt daher gemeinhin als Gründungsjahr der Mark Brandenburg. Von einer festen Umschreibung des Territoriums oder einer gesicherten Herrschaft konnte allerdings nicht die Rede sein. Vielmehr setzte nun ein Prozeß der Expansion, der Landgewinnung und Kolonisation, der Gründung von Städten, Dörfern, Klöstern und Pfarreien ein, der im 13. Jahrhundert auch von gelegentlichen militärischen Konflikten, etwa mit dem Erzstift Magdeburg und dem Markgrafen von Meißen in der Teltower Fehde, begleitet wurde.4 Der Landesausbau der Mark blieb eine ostwärts gerichtete Bewegung, die von der Konkurrenz anderer Herrschaften mit gleichem Interesse geprägt war. Im Süden Magdeburg und Meißen, im Norden die Herzöge von Pommern, im Osten schließlich die späteren polnischen Könige waren an einer Ausdehnung ihres Territoriums und dessen Eingliederung in den Kreis des von Rom her geeinten Christentums interessiert.

Die bereits im 10. Jahrhundert gegründeten Bistümer wurden erneuert und mit der Heranführung von Siedlern aus den Stammbesitzungen der Grund für den Landesausbau nach deutschem Recht gelegt. Die kirchliche Macht der Bistümer, die eigentlich reichsunmittelbar waren, blieb vom Schutz durch den Markgrafen abhängig, der nie Vasall der Bischöfe war. Mit der Gründung von Klöstern, insbesondere der des zisterziensischen Hausklosters der Askanier in Lehnin, aber auch von Niederlassungen der Bettelorden in den Städten, kam ein weiterer wesentlicher Faktor der Gestaltwerdung der Mark hinzu.

Dorfgründung in der Frühzeit der Mark

Über die Dorfgründungen in der Mark Brandenburg liegen keine urkundlichen Überlieferungen vor. Eine rein militärischherrschaftspolitische Gestaltung des schrittweise gewonnenen Territoriums wäre aber ohne dessen wirtschaftliche Gestaltung ohne großen Wert gewesen. Um eine Vorstellung von den Dorfgründungsvorgängen zu gewinnen, kann nur auf Vergleiche mit benachbarten Landschaften in ähnlicher Zeit und Situation zurückgegriffen werden.

Neben der Sicherung durch Burgen und der Gründung von Städten war für die Kultivierung des dünn besiedelten Landes die Heranführung deutscher Bauern mit ihren Kulturtechniken und die Gründung von Dörfern notwendig. Organisatorische und Schutzfunktionen fielen den vom Markgrafen als Lokatoren beauftragten Ministerialen und Rittern zu, die ursprüngliche Gemeinschaftsbildung erfolgte über die Gründung von Pfarreien. Das doppelte Ziel der Eingliederung der Mark in den rechtlichen Rahmen des Heiligen Römischen Reiches durch die Dorfbildung und in den Rahmen der Katholischen Kirche durch Pfarrgründung wurde so erreicht.

Als eigentlicher Dorfgründer ist stets der anzusehen, der über das Land zu verfügen hatte. Angesichts der machtpolitischen Schwäche der Bischöfe kam hierfür nur der Markgraf selbst in Frage. Aus ihren altmärkischen Stammgebieten zogen die Askanier Angehörige des Dienstadels als Dorfgründer, Lokatoren, heran, denen in einem zugewiesenen Gebiet die Auswahl und Vermessung des Landes, die Heranführung von erfahrenen Bauern und einfachen Arbeitskräften aus dem Altreich und die Organisation des Dorfausbaus einschließlich der Abgabenordnung und der Integration der slawischen Bevölkerung oblag. Ihm wird üblicherweise die Funktion des Lehnschulzen und der zugehörige abgabenfreie Hufenbesitz – in Stahnsdorf waren dies vier Freihufen – zugefallen sein.5

Über die Person des Lokators ist praktisch nichts bekannt, bis auf die unten beschriebenen Spekulationen über die Person und Familie des Petrus de Stanesdorp. Das Dorf wurde durch Rodung von Wäldern, in sumpfigen Gegenden auch durch Trockenlegung gewonnen. Auch ein Aufsatteln auf bestehende Dörfer kam vor, im Falle Stahnsdorfs zeigt das parallele Bestehen des slawischen und deutschen Dorfes jedoch die Gründung auf unbewirtschaftetem Land an.

Die Ansiedlung um den Dorfanger mit der frühzeitig begonnenen Kirche sicherte die Gemeinschaft in wirtschaftlicher und religiöser Sicht, bot aber auch Schutz nach außen durch eine vermutliche Einfriedung der Höfe, auch wenn eine gezielte Anlegung eines Etters nicht anzunehmen ist. Der Hufenbesitz wurde nach Ertragskraft des Bodens wie den mitgebrachten Gerätschaften, Vieh und den Fähigkeiten der Bauern bemessen. Zwar lag mit der fränkischen Hufe ein in etwa feststehendes Flächenmaß vor, doch wird angenommen, daß es hier deutliche Abweichungen geben konnte. Im Fall von Stahnsdorf kann angenommen werden, daß die von einer Bauernfamilie bewirtschafteten Flächen im slawischen Dorf allein schon durch die überkommene Bewirtschaftungsweise kleiner waren als im deutschen Dorf, in dem von Beginn an z.B. mit dem eisernen Radpflug bessere Voraussetzungen bestanden. Die Unterschiede in der Bemessung der Abgaben könnten hier ihren Ursprung haben. Wie die slawischen Dörfer in die deutsche Hufenverfassung einbezogen wurden, ist aber nicht näher bekannt.

Der Hufenbesitz an Ackerland wurde nicht einzeln bewirtschaftet, sondern streifenweise zu Gewannen zusammengefaßt, die gemeinsam in Dreifelderwirtschaft bebaut wurden. Das Land des Lehnschulzen/Lokators und die Pfarrhufen wurden mit den Bauernhufen zusammengefaßt. Für Stahnsdorf wurden die drei Großfelder an der Grenze zur Teltower und zur Gütergotzer Feldmark sowie auf dem Lerchenschlag angelegt.6 Hinzu kam die Allmende, gemeinsam genutzte Wälder und Weiden. Der jährliche Wechsel im Anbau von Wintergetreide (Roggen) und Sommergetreide (Hafer) sowie der Brache zur Erholung des nicht gedüngten Bodens war die vorherrschende Methode der mittelalterlichen Landwirtschaft. Der selbst malzende und brauende Krug in Stahnsdorf, anders als die meisten Krüge, die ihr Bier aus der Stadt bezogen, läßt auch auf den Anbau von Gerste in Stahnsdorf schließen.

Neben den Bauern wurden Kossäten angesiedelt, die keinen Hufenbesitz erhielten, sondern in der Regel nur etwas Gartenland. Sie wie auch ggf. slawische Altbewohner wurden in die Bestellung der Felder eingebunden. Die Kossäten hatten Abgaben an die Bauern zu leisten. In Stahnsdorf sind für 1375 zehn Kossätenhöfe belegt, von denen je 8 Pfennige zu zahlen waren.7

Die Abgaben der Bauern an den Grundherrn setzten sich aus Pacht, Zins und Bede zusammen. Die Pacht war der ursprüngliche Kirchenzehnt, der seit einem Kompromiß im Zehntstreit aus dem Jahr 1237 dem Markgrafen zustand8 und in Naturalien abzuliefern war. Der Zins war die Abgabe, die für die Nutzung des Grundbesitzes an dessen Eigentümer abzuführen war. Der Bauer war nicht Eigentümer, sondern lediglich Nutzer des Landes. Als Eigentümer kamen neben dem Markgrafen der Bischof und die Klöster der Mark in Frage, wo diesen ein Dorf als Eigentum übergeben wurde.9 Die Eigentumsrechte konnten an Vasallen verlehnt werden, wie dies für Stahnsdorf im 15. Jahrhundert an die Ritterfamilie von Hake geschah. In diesen Fällen waren die Abgaben an den Lehnsherren abzuführen. Schließlich war die Bede als direkte Steuer abzuführen. Ursprünglich als vom Landesherrn erbetene (daher der Begriff Bede) Unterstützung in besonderen finanziellen Notlagen wie Krieg, aber auch bei besonderen Festen wie landesherrlichen Hochzeitsfeiern gedacht, wurde die Bede zu einer ständigen Abgabe. Durch Bedeverträge geregelt, war die Bede planbar und schränkte gleichzeitig etwa die Verpflichtung der Bauern zum Heeresdienst ein.10