Wagenkriege und Wursttheken - Mikee Endert - E-Book

Wagenkriege und Wursttheken E-Book

Mikee Endert

0,0

Beschreibung

Überlebenshandbuch für den deutschen Supermarkt Das Buch, das Du gerade in der Hand hältst, nimmt dich mit auf eine humorvolle und skurrile Reise durch das absurde Jagdverhalten der Deutschen im Supermarkt. Hier wird das animalische Treiben der Wirbeltiere, immer auf der Suche nach dem nächsten "Sale", mit einem Augenzwinkern seziert. Zwischen humorvollen Beobachtungen und einem Hauch Wahnsinn erlebst Du, wie alle Vorfahrtsregeln im Einkaufswagen-Chaos auf der Strecke bleiben. Egoismus, Engstirnigkeit und der unbändige Drang, den besten Deal zu ergattern, prägen dieses moderne Jagdrevier. Und wenn morgen die Welt unterginge? Rate mal, was wir als letzten Wunsch hätten: Einkaufen, natürlich. Ein amüsanter Leitfaden für alle, die nicht nur über die Schwächen der anderen, sondern auch über sich selbst lachen können.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 63

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wagenkriege und Wursttheken

Überlebenshandbuch für den deutschen Supermarkt

von

Mike Endert

Einleitung

Es gibt Augenblicke im Leben, die uns aus dem Alltag herausreißen, die uns zum Nachdenken bringen und uns mit einem Lächeln oder Stirnrunzeln zurücklassen. Meine letzte Einkaufstour war genau so ein Moment. Wie so oft, stand ich also wieder vor den Regalen, die den Supermarkt zum Dschungel der modernen Gesellschaft machten. Doch was ich diesmal beobachtete, war mehr als nur die gewohnte Routine eines Einkaufs – es war ein Schauspiel, das sich in einer Mischung aus Wut, Stress und überraschender Komik entfaltete. Menschen, die sich im Wettlauf um die letzten Sonderangebote befanden, wagende Wagenkämpfe, als ob sie sich in einem ständigen Überlebensmodus befinden.

Was war hier eigentlich los? In diesem Moment beschloss ich, dass ich diese skurrilen, fast animalischen Verhaltensweisen aufzeichnen musste. Meine Beobachtungen über das Konsumverhalten in einem deutschen Supermarkt – wo der Mensch sich weniger wie ein aufrechter Zivilist, sondern vielmehr wie ein Raubtier benimmt – sollten einfach nicht mehr unbemerkt bleiben. Warum finden wir uns in diesen scheinbar banalen Momenten in einem nahezu archaischen Kampf ums Überleben wieder? Was ist es, das uns dazu treibt, uns auf dem Parkplatz um den letzten freien Platz zu prügeln oder vor der Wursttheke den Blick eines anderen Käufers als persönlichen Angriff zu werten?

Diese Fragen führten mich zu der Idee, meine Eindrücke in einem Text festzuhalten – ein humorvolles, aber auch kritisches Überlebenshandbuch für den deutschen Supermarkt. Dabei wollte ich weniger die tatsächliche Warenwelt im Fokus haben, sondern vielmehr die sonderbaren, oft grotesken, aber auch sehr menschlichen Verhaltensweisen der Konsumenten. So entstand das Buch „Wagenkriege und Wursttheken“ – eine Sammlung von Anekdoten und Beobachtungen, die viele von uns nur allzu gut kennen.

In diesem Buch geht es nicht nur um die kleinen Kämpfe und großen Dramen, die uns beim Einkaufen begegnen, sondern auch um die Frage, was diese alltäglichen Szenen über uns selbst aussagen. Warum geraten wir in Panik, wenn die Kassen nicht schnell genug arbeiten? Warum muss der Wagen unbedingt genau die gleiche Farbe haben wie der neben uns? Warum scheint jeder Gang im Supermarkt plötzlich zur Zeltarena für das große Drama zu werden? Hier finde ich uns alle wieder – ob wir wollen oder nicht.

Es sind diese kleinen Momente, die uns jeden Tag begleiten, die in ihrer Skurrilität und Absurdität doch einen tiefen Kern der menschlichen Natur widerspiegeln. Und irgendwie muss man darüber schmunzeln. Manchmal ist es die Absurdität der Situation, die einen lachen lässt, manchmal ist es die Erkenntnis, dass wir in unserem eigenen Supermarkt-Dschungel genauso überlebensgroß und kämpferisch sind wie die Wildtiere in der freien Natur.

Mit dieser Sammlung möchte ich also nicht nur einen humorvollen Blick auf den deutschen Supermarkt werfen, sondern auch dazu anregen, das eigene Verhalten zu hinterfragen und vielleicht ein wenig bewusster und gelassener durch die Gänge zu gehen. Wer weiß – vielleicht gibt es im Chaos der Wursttheken und Wagenkriege ja mehr zu entdecken, als wir ahnen.

Dies ist meine Geschichte.

Eigentlich bin ich ein Stubenhocker. Nicht freiwillig, sondern aus Überzeugung. Meine vier Wände sind mein Reich, mein Kokon, meine Komfortzone. Zweimal die Woche zwingt mich allerdings die Notwendigkeit, meinen Unterschlupf zu verlassen – meist zum Einkaufen. Mit jeder Menge Widerwillen und stets mit der Frage im Hinterkopf:

„Warum genau mache ich das nochmal?“

Tja, und so kam es eines Tages. Fotos von der letzten Party wollte ich ausdrucken lassen. Ein echter Großauftrag für meinen inneren Abenteurer. Also rein in die noch klammen Schuhe, Jacke übergeworfen, und ab ging die Reise zum drei Kilometer entfernten Rossmann nach Schulzendorf.

Wie immer, erster Halt: die Schranke in Eichwalde. Man steht, man wartet, man hadert mit dem Schicksal. Neben mir, links vor der Schranke, eine junge Frau mit Fahrrad und Hänger. Sie und ihr Nachwuchs ist in ein Jutesack gewickelt, vermutlich aus ökologischen Gründen. Auf dem Anhänger: ein Aufkleber mit „Fridays for Future“.Meine Gedanken? „Wo ist eigentlich meine Mütze?“ Ich konnte nicht anders – ich starrte. Es war wie ein Autounfall: Du willst wegschauen, kannst aber nicht.

Endlich hob sich die Schranke, und ich fuhr los. Doch der Typ vor mir machte eine Vollbremsung, weil er – natürlich – links abbiegen wollte, wo es verboten ist. „Wunderbar“, dachte ich, das fängt ja toll an. Das bringt mich wieder zu meiner anfänglichen Frage.

„Warum mache ich das?“

Irgendwann kam ich doch noch beim Rossmann an. „Na super, rappelvoll“, dachte ich, während ich den allerletzten Parkplatz ergatterte. Die Fragen die ich mir auch stellen musste, warum haben die alle ein großes „B“ auf dem Nummernschild?

Haben die da bei sich keine Möglichkeiten einzukaufen?

Bin ich hier richtig?

Noch in Brandenburg?

Rein in den Laden, zielsicher zum Fotoautomat. Der Weg war klar: rechts, links, links. Und da war es – das Objekt der Begierde.

Auf dem Automaten klebte eine vergilbte Anleitung mit den Worten: „Schieben Sie Ihr Ding in den Schlitz.“ Nun, mein „Ding“ war eine SD-Karte, und der „Schlitz“ sah aus, als hätte er schon bessere Tage gesehen. Ich wählte 10 x 15, matt. Das Gerät machte „schwub-di-wub“ und spuckte die Fotos aus – direkt neben den Papierkorb. „Schnell zur Kasse“, dachte ich. Doch im Laden tobte das Leben: Menschen drängelten, Kinder kreischten und irgendwo fiel eine Packung Windeln um. Mein Instinkt sagte mir: „Raus hier,und zwar schnell!“ Doch dann: Eingebung!. Schnell eine Vollbremsung gemacht. Ich brauche Milch. Also rüber zu Aldi, denn Kaffee ohne Milch? Das ist wie Sommer ohne Eis.

Problem: Kein Einkaufswagen-Chip. Aber wer braucht schon einen Wagen, wenn ein leerer Karton die gleiche Funktion erfüllt? Drinnen traf ich auf das Highlight des Tages: den „Plunderverteiler“. Ein Tempel des Konsums, vollgestopft mit Dingen, die niemand braucht, aber jeder haben will. Plötzlich hörte ich einen Schrei: „BRUNO! Das brauchst du nicht!“ Ich drehte mich um. Bruno, ein älterer Herr mit Schiebermütze, stand ehrfürchtig vor einem Satz Schraubenzieher für 2,50 Euro. „Aber Ilse,“ stammelte er, „die sind so günstig.“ „GÜNSTIG? Das ist Schrott!“ brüllte die Alte. „Erinnerst du dich noch an den Fahrradschlauchaufroller?“

„Den hast du auch nie benutzt!“

Ich schluckte mein Lachen runter und ergriff meine Milch und die Flucht. Während ich zur Kasse eilte, hörte ich Brunos verzweifeltes „Aber die Schraubenzieher…“, das von Ilses donnerndem „Vergiss es!“ übertönt wurde.

Zurück im Auto dachte ich: „Das schreit nach einem Buch mit dem Titel : Wagenkriege und Wursttheken – Überlebenshandbuch für den deutschen Supermarkt.“ Und wenn ich jemals Inspiration für mein Buch brauche, fahre ich an einem Samstag mal ins A10 Center nach Wildau. Da erlebe ich garantiert was – und zwar gratis. So war‘s geschehen. An einem typischen Samstagvormittag mache ich mich in suizidaler Absicht dann auch auf den Weg. Ich wollte es unbedingt wissen. Das ist bestimmt der perfekte Ort, um das Einkaufsverhalten der Deutschen in freier Wildbahn zu beobachten – eine Mischung aus Survival-Training und Comedy-Show.

Beim Betreten der automatischen Türen werde ich von einem Geruch begrüßt, der irgendwo zwischen frisch gebackenen Brezeln, Parfümwolken und einem Hauch Gummi liegt. Der erste Eindruck: Willkommen in der Arena des Konsums, wo Einkaufswagen die Gladiatoren sind und die Menschen zwischen den Regalen wie kampferprobte Strategen wirken.

Direkt hinter dem Eingang lauert die erste Herausforderung: Ein Promotionstand, an dem mir jemand lächelnd ein Prospekt entgegenstreckt. Ich nicke höflich und mache einen Haken um den Stand, als wäre ich in einem Hindernisparcours. Dahinter ein Schwarm Kinder, die einander kreischend hinterherlaufen, während ein überforderter Vater mit einer Einkaufstüte und dem Blick eines Marathonläufers die Kontrolle zu behalten versucht.