Wahrheit oder Pflicht - Sissi Kaipurgay - E-Book

Wahrheit oder Pflicht E-Book

Sissi Kaipurgay

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Beschreibung

Für Leonard sind Treue und Ehrlichkeit in einer Beziehung Pflicht. Als er seinen Ehemann in flagranti erwischt, ist das für ihn ein Scheidungsgrund, zumal Philip schon vorher fremdgegangen ist. Oder sieht er das zu eng? Muss man eine gewisse Anzahl Fehltritte akzeptieren? Das Schicksal bietet ihnen eine Chance, ihre Ehe zu kitten, aber dafür müssen sie erstmal ihre Gefühle sortieren.

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Inhaltsverzeichnis

Wahrheit oder Pflicht

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Epilog – 7 Jahre später

Wahrheit oder Pflicht

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

Copyright Texte: Sissi Kaipurgay/Kaiserlos

Fotos: Herz: Depositphotos_38359793_XL, Cover: Shutterstock 419627521

Cover-Design: Lars Rogmann

Korrektur: Aschure, dankeschön!

Kontakt:http://www.bookrix.de/-sissisuchtkaiser/, https://www.sissikaipurgay.de/

Sissi Kaiserlos/Kaipurgay

c/o Autorenservice Karin Rogmann

Kohlmeisenstieg 19

22399 Hamburg

Wahrheit oder Pflicht

Für Leonard sind Treue und Ehrlichkeit in einer Beziehung Pflicht. Als er seinen Ehemann in flagranti erwischt, ist das für ihn ein Scheidungsgrund, zumal Philip schon vorher fremdgegangen ist. Oder sieht er das zu eng? Muss man eine gewisse Anzahl Fehltritte akzeptieren? Das Schicksal bietet ihnen eine Chance, ihre Ehe zu kitten, aber dafür müssen sie erstmal ihre Gefühle sortieren.

Prolog

Die Stimmung näherte sich dem Siedepunkt, dabei war es erst elf. Irgendein Idiot hatte glitzerndes Konfetti mitgebracht. Das Zeug hing in Leonards Haaren und überall an seiner Kleidung. Sogar in sein Bier hatten sich ein paar Schnipsel verirrt. Seine Schuld. Warum trank er auch welches vom Fass, anstatt eine Flasche zu bestellen?

Silvester im Goldenen Hirsch zu verbringen, war Philips Idee. Leonard hätte es vorgezogen, entweder im kleinen Kreis oder zu zweit zu feiern. Da er aber kein Spielverderber sein wollte, hatte er zugestimmt. Zweimal war er inzwischen sogar mit Philip auf der Tanzfläche gewesen. Das erinnerte ihn an alte Zeiten, daran, wie sie sich kennengelernt hatten. Mein Gott! Er klang schon wie ein Gruftie. Es war doch erst sieben Jahre her, dass sie sich hier getroffen und ineinander verliebt hatten.

Er trank einen Schluck, wobei er die Anwesenden musterte. Einige Gesichter kamen ihm bekannt vor.

Einst hatte er zum Stammpublikum gehört, doch seit er mit Philip zusammen - mittlerweile sogar verheiratet - war, ging er nur noch selten hierher. Tanzen war nicht sein Ding und sich bei der lauten Musik zu unterhalten, fand er überaus anstrengend. Wenn man über dreißig war, änderten sich eben einige Dinge. Philip hingegen wäre am liebsten weiterhin jedes Wochenende losgezogen. Streit hatte es deswegen nie gegeben. Wenn sein Mann ausgehen wollte, dann musste er das eben allein tun. Leonard traf sich dann mit Freunden oder verbrachte den Abend vor der Glotze.

Streit hatte es allerdings gegeben, als Philip vor einiger Zeit nach Hause kam und nach Sex stank. Als mildernde Umstände galten Philips Alkoholpegel und die Tatsache, dass in ihrem Bett seit mehreren Wochen tote Hose herrschte. Der Grund für letzteres war Leonards angeschlagene Gesundheit gewesen: Auf eine Magenschleimhautentzündung folgten Migräneattacken. Wenn man sich derart mies fühlte, hatte man eben keine Lust auf Bettsport.

Obwohl er also den Anlass für Philips Fremdgehen in gewisser Weise verstand, war er nicht damit einverstanden. Treue gehörte für ihn, neben Ehrlichkeit, zu den wichtigsten Bestandteilen einer Beziehung.

Philip leugnete den Fehltritt nicht und zeigte Reue. Zwei Nächte verbrachte Leonard bei seinem Bruder Gunnar und dessen Frau, bevor er sich in der Lage sah, seinen Platz im Ehebett wieder einzunehmen. Bis er Philip an sich ranlassen konnte, dauerte es etwas länger.

Er gehörte zu den Typen, die Sex und Liebe nicht unterschieden. Zwar wusste er, dass Philip anders tickte, doch das sagte lediglich sein Verstand. Sein Gefühl sagte, dass Philip ihn nicht nur körperlich, sondern auch emotional betrogen hatte. Das machte die Sache besonders schmerzhaft.

Abermals ließ er den Blick über die Gäste schweifen. Wo steckte Philip? Sein Mann wollte bloß pinkeln gehen. Vielleicht war er von irgendeinem Bekannten im Schwatz aufgehalten worden.

Weil Leonard keinen Bock hatte, noch länger allein rumzustehen, leerte er sein Glas und begab sich in Richtung der Toiletten. Dafür musste er einen Torbogen passieren, an den sich ein Gang anschloss, an dessen Ende die Keramikabteilung lag. Ungefähr in der Mitte befand sich die offenstehende Tür zum Darkroom.

Als er an letzterem vorbeikam, warf er einen neugierigen Blick hinein. Ihm blieb das Herz stehen, als er unter den kopulierenden Männern Philip erkannte. Mit den weizenblonden Haaren war sein Mann sogar im Halbdunkel leicht auszumachen.

Philip lehnte an der Wand und ließ sich von einem Typen mit Krauskopf einen blasen. An der Situation gab es nichts zu deuteln, auch wenn Leonard den Bläser bloß von hinten sah. Unterhalten würde der sich wohl kaum mit Philips Schwanz.

Er kehrte um, durchquerte den Club, ließ sich seine Jacke an der Garderobe aushändigen und trat ins Freie. Nachdem er ein paarmal tief durchgeatmet hatte, stieg er in eines der Taxis, die am Bordstein standen.

Leonard nannte dem Fahrer seine Adresse und lehnte sich zurück. Wie konnte Philip ihm das antun? War das Absicht gewesen? Eine Trennungsansage auf diesem Weg? Wenn ja, warum? Sie sprachen doch über alles. Nun, anscheinend nicht. Er fühlte sich wie betäubt. Vermutlich eine Schutzreaktion seines Geistes auf die schreckliche Erkenntnis, dass ihre Ehe vorbei war.

Als er in ihrer gemeinsamen Wohnung ankam, holte er zwei Koffer aus der Abstellkammer und begann zu packen. Glücklicherweise besaß er einen Schlüssel für Gunnars Haus. Sein Bruder war mitsamt Gattin an die Ostsee gereist und würde erst am 2. Januar zurückkehren.

Rund zwanzig Minuten nach seiner Ankunft brach er wieder auf. Um zu fahren, hatte er zu viel getrunken, weshalb er mit den Trolleys zum nächsten Bahnhof ging. Ungefähr auf halber Strecke vibrierte sein Smartphone. Er blieb stehen, zog es aus der Hosentasche und sah Philips Konterfei auf dem Display. Ihm war danach, es auf den Boden zu schmettern und darauf rumzutrampeln.

Stattdessen nahm er das Gespräch an: „Hallo Arschloch.“

„Wo steckst du?“

„Ich ziehe gerade aus. Schönes Leben noch.“ Er beendete die Verbindung, sperrte Philips Nummer und setzte seinen Weg fort.

1.

Allmählich erwachte die Natur aus dem Winterschlaf. Noch war es bloß eine Ahnung, hier und da Knospen an den Sträuchern, doch man konnte es förmlich riechen: Die kalte Jahreszeit verabschiedete sich.

Leonard manövrierte seinen Wagen in eine schmale Parklücke, stieg aus und ging auf das Haus zu, in dem er ein möbliertes Appartement bewohnte. Der Eigentümer, ein Freund seines Bruders, befand sich auf Weltreise. Welch glückliche Fügung, dass sie zu dem Zeitpunkt frei wurde, als er dringend eine neue Bleibe benötigte. Er hätte zwar noch länger das Gästezimmer bei Gunnar und seiner Schwägerin belegen können, wollte den beiden aber nicht länger auf die Nerven fallen. Besuch war ja bekanntermaßen wie Fisch: Nach drei Tagen fing er an zu stinken.

Die Wohnung lag im Erdgeschoss, bestand aus zwei Zimmern, Küche sowie Bad und besaß eine Terrasse. Das Mobiliar erinnerte an eine Ferienwohnung: Schlichte Holzmöbel, helle Polster und nichtssagende Bilder an den Wänden. Laut Gunnar hielt sich der Freund nur zwischen den Reisen darin auf. Es handelte sich um einen Blogger, der Einkünfte mit den Trips erwirtschaftete.

Nachdem er seinen Anzug – wegen eines Kundentermins war Dresscode angesagt gewesen – gegen etwas Bequemeres getauscht hatte, ließ er sich im Wohnzimmer auf der Couch nieder.

Obwohl Silvester drei Monate her war, steckte ihm das Erlebnis weiterhin in den Knochen. Das Bild, wie sich Philip einen blasen ließ, hatte sich in seine Netzhaut eingebrannt. Mit seinem zukünftigen Exmann hatte er seit dem kurzen Telefonat kein Wort gewechselt. Natürlich würden sie irgendwann reden müssen, aber dazu fühlte er sich noch nicht in der Lage.

Er griff nach der Fernbedienung für die Glotze. Im selben Moment begann sein Smartphone zu vibrieren. Seufzend, weil er auf telefonieren überhaupt keine Lust hatte, zog er das Gerät aus der Hosentasche. Erstaunt sah er den Namen seiner Schwiegermutter auf dem Display. Sie hatten zuletzt am Silvestermorgen miteinander gesprochen.

Das Verhältnis zu seinen Schwiegereltern war sehr herzlich. Sie hatten ihn wie einen zweiten Sohn in der Familie willkommen geheißen.

„Hallo Elke“, meldete er sich, darauf gefasst, dass sie versuchen würde, Frieden zwischen Philip und ihm zu stiften.

„Leonard, mein Schatz ...“ Sie seufzte. „Ich hab lange darüber nachgedacht, ob ich dich behelligen darf.“

„Worum geht’s denn?“

„Vor einer Woche hatte Philip einen Unfall. Inzwischen ist er soweit genesen, dass man ihn aus dem Krankenhaus abschieben will.“

„Dann geht’s ihm also wieder gut?“

„Körperlich ist er auf dem Weg der Besserung, aber er erinnert sich an gar nichts. Nicht mal an seinen Namen.“

„Wie ist das passiert?“

„Bert hat sich ein neues Fahrrad gekauft. So eines mit Motor. Philip wollte es unbedingt ausprobieren. Direkt vor unserem Haus ist er von einem Auto angefahren worden.“

Also deshalb hatte man nicht ihn als Notfallkontakt alarmiert. „Und an welcher Stelle komme ich ins Spiel?“

„Der Arzt sagt, dass Philip die besten Heilungschancen in seiner gewohnten Umgebung hat. Ich weiß, dass bei euch einiges im Argen liegt, aber kannst du bitte trotzdem für ihn da sein?“

„Wie stellst du dir das vor?“

Kurz herrschte Stille. Er hörte sie tief einatmen.

„Er braucht momentan bekannte Menschen um sich herum. Könntest du wieder zu ihm ziehen? Bert und ich, wir helfen dir.“

„Du verlangst ein großes Opfer.“

„Das ist mir bewusst. Und mir ist auch bewusst, dass Philip ganz großen Mist gebaut hat. Er ist aber mein einziges Kind und erkennt mich nicht mehr.“ Sie schniefte. „Ich könnte es dir nicht verdenken, wenn du ablehnst, aber bitte denk darüber nach, ob es nicht doch geht.“

Leonard verdrängte den Gedanken, dass Philip bloß die gerechte Strafe für die Scheiß-Fremdgeherei bekommen hatte. Selbst wenn sein zukünftiger Exmann ständig fremdgegangen wäre, war solche Maßnahme zu hart. „Ich muss das erstmal sacken lassen.“

„Danke. Meldest du dich, wenn du eine Entscheidung getroffen hast?“

„Natürlich. Grüße an Bert.“ Er legte auf, ließ sich gegen die Couchlehne sinken und starrte ins Leere.

Elkes Bitte zu erfüllen, würde bedeuten, jeden Tag mit Philip konfrontiert zu werden, ohne sich mit ihm auseinandersetzen zu können. Du willst doch gar nicht mit ihm darüber reden, erinnerte ihn sein Verstand. Anscheinend hatte er wohl doch das Bedürfnis, obwohl er wusste, dass es nichts brachte. Philips Einstellung zu Sex war ganz anders als seine. Dennoch drängte sich die Frage auf, wieso es nach so vielen Jahren kurz hintereinander zweimal passierte, dass sein Ex fremdging. Darüber hatte er sich bereits den Kopf zerbrochen, doch ohne Ergebnis.

Worüber er sich noch den Kopf zerbrochen hatte: War er kleinlich? Sollte er nach so vielen schönen Jahren toleranter sein? Leider kamen ihm bei solchen Überlegungen wieder seine Emotionen in die Quere. Sein Herz war nun mal der Meinung, dass jemand, der mit anderen schlief, ihn nicht mehr liebte. Philip hatte mal gemeint, dass er zu viele weibliche Hormone besäße, weil er wie eine Frau dachte.

Seufzend richtete er seinen Blick auf die Zeitanzeige des Smartphones. Er durfte Elke nicht allzu lange schmoren lassen. Sie hatte es nicht verdient, unter dem Zerwürfnis mit Philip zu leiden.

Er schnappte sich das Gerät und tippte auf die Wahlwiederholung.

Sie nahm das Gespräch sofort an. „Ja?“

„Also gut: Ich tu’s.“

Vernehmliches Aufatmen. „Ich danke dir von Herzen.“

„Wann geht’s los?“

„Ich gebe im Krankenhaus Bescheid, dass man ihn übermorgen nach Hause statt in die Kurzzeitpflege bringen soll.“

Kurzzeitpflege? Ihm schauderte es. Seine Oma hatte ihre letzten Tage in solcher Einrichtung verbracht. Das war noch schlimmer als ein Altenheim. Eine Auffangstation für arme Teufel, die sonst nirgendwo hin konnten. „Dann werde ich mir dafür einen Tag freinehmen.“

„Das brauchst du nicht. Ich bleibe bei ihm, bis du von der Arbeit kommst.“

„Ich nehme Urlaub. Keine Widerrede!“

„Also gut. Können wir uns morgen in eurer Wohnung treffen, um die Einzelheiten zu besprechen?“

„Natürlich. Ich sage dir noch Bescheid, wann ich dort aufschlagen werde.“

Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, fing er an zu packen. Seit seinem Auszug hatte er noch zweimal Sachen aus ihrer gemeinsamen Wohnung geholt, immer dann, wenn Philip verlässlich auf der Arbeit war. Alles würde er nicht wieder dorthin schleppen, da es sich ja lediglich um eine Interimslösung handelte.

In dieser Nacht schlief er schlecht. Andauernd quälten ihn Alpträume, in denen er vorm Darkroom stand und Philip mit einem oder mehreren Männern kopulieren sah. Als er zum x-ten Mal schweißgebadet aufwachte, entschied er, dass es eine Scheißidee gewesen war, Elke seine Hilfe zuzusagen. Leider kam ein Rückzieher nicht infrage. Das würde sie ihm - und auch er sich selbst - niemals verzeihen.

Am nächsten Morgen lud er die beiden Koffer in seinen Wagen und fuhr zur Arbeit. Im Firmengebäude hatte er einen Tiefgaragenplatz inne, so dass er sich keine Sorgen machen brauchte, dass sie nachmittags nicht mehr da waren.

In dem Büro, das er sich mit einem Kollegen teilte, herrschte noch Dunkelheit. Markus kam meist erst gegen neun.

---ENDE DER LESEPROBE---