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In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Die Villa des Ehepaares Landress lag unmittelbar am Züricher See. Alexander war als Kind mit seinen Eltern hier gewesen, aber er konnte sich nur noch undeutlich an das großartig angelegte Haus erinnern. Zwei schlanke Doggen sprangen Alexander bellend entgegen, als er durch das schmiedeeiserne Gartentor trat. Ein Diener öffnete ihm und teilte ihm mit, dass ihn die Herrschaften bereits erwarteten. Sie hatten einander bei einem Besuch der Familie Landress auf Schloss Ravensberg vor mehr als zehn Jahren zuletzt gesehen. Trotzdem gestaltete sich das Wiedersehen sehr herzlich. »Sie haben sich sehr verändert, Alexander«, sagte Frau Landress, während sie den Gast in die Veranda führte. »Und doch sind Sie der Alte geblieben!« Alexander von Ravensberg musste lachten. »Liegt darin nicht ein gewisser Widerspruch, gnädige Frau?« Hugo Landress, der seine Frau um mehr als Haupteslänge überragte, war schlank, fast hager, und hatte ein langes, schmales Gesicht, das an einen Windhund erinnerte. »Als wir Sie zuletzt sahen, waren Sie noch ein junger Bursch«, erklärte er. »Jetzt sind Sie natürlich erwachsen!« Er lachte. »Die Reife steht Ihnen gut, finde ich. Trotzdem würde ich sofort den alten Alexander in Ihnen erkannt haben. Und das meinte wohl meine Frau.« Dora Landress nickte und betrachtete mit einem wohlgefälligen Lächeln den jungen Mann.
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Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Die Villa des Ehepaares Landress lag unmittelbar am Züricher See. Alexander war als Kind mit seinen Eltern hier gewesen, aber er konnte sich nur noch undeutlich an das großartig angelegte Haus erinnern.
Zwei schlanke Doggen sprangen Alexander bellend entgegen, als er durch das schmiedeeiserne Gartentor trat. Ein Diener öffnete ihm und teilte ihm mit, dass ihn die Herrschaften bereits erwarteten.
Sie hatten einander bei einem Besuch der Familie Landress auf Schloss Ravensberg vor mehr als zehn Jahren zuletzt gesehen. Trotzdem gestaltete sich das Wiedersehen sehr herzlich.
»Sie haben sich sehr verändert, Alexander«, sagte Frau Landress, während sie den Gast in die Veranda führte. »Und doch sind Sie der Alte geblieben!«
Alexander von Ravensberg musste lachten. »Liegt darin nicht ein gewisser Widerspruch, gnädige Frau?«
Hugo Landress, der seine Frau um mehr als Haupteslänge überragte, war schlank, fast hager, und hatte ein langes, schmales Gesicht, das an einen Windhund erinnerte. »Als wir Sie zuletzt sahen, waren Sie noch ein junger Bursch«, erklärte er. »Jetzt sind Sie natürlich erwachsen!« Er lachte. »Die Reife steht Ihnen gut, finde ich. Trotzdem würde ich sofort den alten Alexander in Ihnen erkannt haben. Und das meinte wohl meine Frau.«
Dora Landress nickte und betrachtete mit einem wohlgefälligen Lächeln den jungen Mann. »Ihre Schwester schrieb uns, dass Sie eine große Reise unternommen haben, und wir dachten, dass dies eine gute Gelegenheit sei, Sie einmal wiederzusehen.«
»Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Einladung«, erwiderte Alexander. »Ich habe mich sehr auf die Tage bei Ihnen gefreut.« Ein Lächeln lief über seine braun gebrannten Züge.
Dora Landress, vollschlank und mit flinken, lebhaften Augen, bestritt nahezu allein die Unterhaltung. Sie erkundigte sich nach Alexanders Reise, fragte nach den Verhältnissen auf Schloss Ravensberg und erzählte dann, dass sie schon längst die Absicht gehabt hätte, mit ihrer Tochter Dagmar eine Reise nach Deutschland zu unternehmen.
»Dann müssen Sie uns unbedingt auf Schloss Ravensberg besuchen, gnädige Frau«, schlug Alexander vor.
»Das werden wir gern tun«, erwiderte Dora Landress. »Dagmar soll die Heimat ihrer Eltern endlich einmal richtig kennenlernen.«
»Wie alt ist Ihre Tochter jetzt?«, fragte Alexander, der sich nur undeutlich an ein blasses, hoch aufgeschossenes Kind erinnern konnte.
»Sie ist neunzehn«, antwortete Hugo Landress, »und hat gerade auf dem Internat in Lausanne ihr Abitur gemacht. Morgen kommt sie nach Hause, und das ist natürlich ein ganz besonderer Tag, der gefeiert werden muss!«
»Deshalb ist es uns eine große Freude, dass Sie hier sind, Alexander«, fiel Frau Dora ein. »Sie werden an unserer Wiedersehensfreude teilhaben, und für Dagmar wird es bestimmt auch eine Überraschung sein, den Grafen von Ravensberg hier anzutreffen. Sie hat nämlich als Kind sehr für ihn geschwärmt.« Sie blinzelte ihm verschmitzt zu.
»Nun, hoffentlich erlebt sie dann jetzt keine allzu große Enttäuschung!«, lachte Alexander. »So ist also aus der kleinen Dagmar inzwischen eine junge Dame geworden!« Er fragte sich insgeheim, wie Dagmar wohl heute aussehen würde.
Dora Landress lächelte. »Ja«, entgegnete sie langsam. »Sie kommt bald ins heiratsfähige Alter.«
Alexander bemerkte nicht, dass Hugo Landress flüchtig den Kopf schüttelte und seiner Frau verstohlen ein Zeichen gab. Er machte sich überhaupt keine Gedanken über Frau Doras letzte Bemerkung. Auch dann nicht, als sie weitersprach.
»Für morgen haben wir ein kleines Fest geplant. Die Heimkehr von Dagmar und das bestandene Abitur sollen gefeiert werden. Wir haben eine Menge Gäste eingeladen, aber eine ganz besondere Krönung des Festes wird Ihre Anwesenheit sein, lieber Alexander.« Sie beugte sich ein wenig vor und sah ihn an. »Als unser Hausgast ist es selbstverständlich, dass Sie mit dabei sein werden. Sie haben doch nichts dagegen, nicht wahr, dass wir einfach über Sie verfügt haben?« Sie lächelte ihn gewinnend an.
Alexander stimmte gern zu und freute sich auf die Abwechslung.
Später führte Hugo Landress seinen Gast durch den Garten und das Haus und zeigte ihm schließlich das Fremdenzimmer, das für ihn vorbereitet worden war.
Während Alexander sich ein wenig erfrischte, kehrte Hugo Landress zu seiner Frau zurück.
»Na, wie findest du ihn?«, fragte sie, und ihre Augen glänzten.
Landress schmunzelte. »Er gefällt mir gut, viel besser, als ich ihn in Erinnerung hatte!«
»Siehst du«, bemerkte sie mit einem triumphierenden Lächeln. »Gibst du nun zu, dass mein Plan großartig ist? Dieses Zusammentreffen der beiden, das beinahe nach Zufall aussieht, ist äußerst günstig für unser Vorhaben. Und ich bin sicher, dass Dagmar sich sofort in ihn verlieben wird.«
»Hoffentlich! Du weißt ja, dass unsere Tochter inzwischen ihre eigenen Ansichten über die Männer hat.«
»Wenn sie ihn sieht, werden alle ihre Bedenken schwinden!«, erwiderte sie mit Überzeugung. »Es ist genau der richtige Mann für Dagmar!«
»Und wenn er gar nicht will?«, zweifelte Hugo Landress.
»Lass mich nur machen!«, antwortete sie mit vieldeutigem Lächeln. »Frauen sind die besseren Diplomaten!« Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich weiß ziemlich genau, was geschehen ist. Christine hat in ihrem letzten Brief angedeutet, dass Alexander diese Reise unternommen hat, um eine Liebesenttäuschung zu vergessen. Jetzt hat er die Geschichte anscheinend überwunden – denn er sieht doch blendend aus und ist sehr unbekümmert und fröhlich, nicht wahr? – Und das ist der beste Augenblick für uns, die beiden zusammenzuführen!«
*
Im ganzen Haus herrschte ein unbeschreiblicher Trubel. Geschäftig liefen die Mädchen und Jean, der Diener, hin und her, trugen das kalte Büfett auf, ordneten die Blumenarrangements in den Vasen, stellten die Möbel um und wollten hundert Dinge von Dora wissen, die in einem eng anliegenden schwarzen Kleid inmitten der Geschäftigkeit stand und ruhig ihre Anordnungen gab.
Als die ersten Gäste erschienen, scheuchte sie mit einem gebieterischen Wink die Dienerschaft hinaus, während ihr prüfender Blick die festlich dekorierten Räume überflog. Alle Durchgangstüren waren geöffnet, zarter Blumenduft verbreitete sich und vermischte sich mit den teuren Parfüms der Damen, die die Hausherrin jetzt begrüßten.
Die Klingel schien kaum stillzustehen. Immer neue Gäste betraten die Festräume und wurden von dem Diener mit einem Drink bewirtet. Dora Landress ging von einer Gruppe zur anderen.
»Wo ist denn das Töchterchen, liebe gnädige Frau?«, erkundigte sich ein Geschäftsfreund ihres Mannes. »Wir wollen ihr doch zum bestandenen Abitur gratulieren.«
»Auf der Veranda, Herr Elten. Sie spricht mit meiner Freundin«, antwortete Dora und warf einen raschen Blick auf ihre hochgewachsene, fast überschlanke Tochter in dem grünseidenen Cocktailkleid. Ein kleines Lächeln lief über ihr Gesicht, als sie beobachtete, wie Dagmar sich interessiert umwendete, als sie von hinten angesprochen wurde. Sie wusste, wem Dagmars Ungeduld galt!
»Warum kann ich ihn nicht sofort sehen?«, hatte Dagmar kurz nach ihrer Ankunft am Nachmittag gefragt. Sie war sehr aufgeregt gewesen, als sie von Alexanders Besuch erfahren hatte.
»Er ist mit Vater in die Stadt gefahren«, hatte Dora der Tochter erklärt. Auch das gehörte zu ihrer Taktik. Ein wenig Spannung tat den beiden jungen Leuten ganz gut, denn sie hatte bemerkt, dass auch Alexander sehr neugierig auf Dagmar war.
Auf dem Fest wollte sie die beiden zusammenführen. Das war der beste Rahmen für ein Ereignis, dem, wie sie hoffte, tiefere Bedeutung zukommen sollte.
»Wo ist Regina?«, versuchte Dora abzulenken und sah sich suchend um.
»Vorhin war sie noch bei Kathi in der Küche!«, erwiderte Dagmar mit einem spöttischen Lächeln.
»In der Küche?« Dora dachte, sie hätte nicht richtig gehört.
»Sie kocht so leidenschaftlich gern«, erklärte Dagmar. »Was willst du machen? Sie wollte Kathi unbedingt helfen. Vielleicht bleibt sie den ganzen Abend bei den Kochtöpfen!«
»Bitte, kümmerte dich um sie«, bat Dora. In diesem Augenblick betrat Graf Alexander von Ravensberg neben Hugo Landress den Raum. Viele Blicke wendeten sich erstaunt zu dem braun gebrannten gut aussehenden jungen Mann in dem eleganten Smoking um. Ein überraschtes Flüstern wurde vernehmbar. »Wer ist das?«
Alexander trat zu Dora und küsste ihr die Hand. »Verzeihen Sie bitte, gnädige Frau, dass wir so spät kommen. Wir wurden leider länger aufgehalten.«
Ich weiß, dachte Dora. Ich hatte es Hugo extra eingeschärft! »Macht nichts!«, sagte sie lächelnd. »Sie haben noch nichts versäumt!« Sie wendete sich ihrer Tochter zu. »Das ist also Graf von Ravensberg, den du als kleines Mädchen bereits kennengelernt hast«, sagte sie. »Hätten Sie unsere Tochter wiedererkannt, Alexander?«
Sie beobachtete die beiden sehr genau, als sie sich jetzt begrüßten. Über Dagmars Gesicht lief eine flüchtige Röte, während Alexander sich über ihre Hand beugte, um sie zu küssen.
»Ich freue mich, Sie nach so vielen Jahren wiederzusehen«, sagte er mit einem freundlichen Lächeln. Er sah sie an, aber seine Miene war beherrscht. Er ließ sich keine innere Reaktion anmerken.
Ein hübsches Mädchen, dachte er insgeheim. Ein bisschen groß für eine Frau und zu schlank. Sie hat ein kluges Gesicht, aber leider ohne Charme und Wärme. Die lebhafte Fraulichkeit ihrer Mutter hat sie nicht geerbt, sie sieht eher dem Vater ähnlich.
»Darf ich Ihnen meinen Glückwunsch aussprechen, gnädige Frau«, sagte er mit einer knappen Verbeugung.
»Wozu?« Dagmar runzelte die Brauen. »Etwa wegen des Abiturs?« Sie machte eine geringschätzige Handbewegung. »Nicht der Rede wert, lieber Graf!« Sie stutzte einen Augenblick. »Wie muss man Sie eigentlich ansprechen?«, fragte sie. »Sehen Sie, das haben wir auf dem Internat nicht gelernt.«
Alle lachten.
»Ich würde vorschlagen, ihr nennt euch beim Vornamen«, meinte Dora. »Wir sagen ja auch nur schlicht und einfach ›Alexander‹ zu ihm!«
»Einverstanden!«, stimmte er zu. »Ich bin sowieso ein Feind von Titeln.«
»Oh, ich nicht!«, entgegnete Dagmar mit einem angedeuteten Lächeln, und er wusste nicht, ob es Ironie sein sollte oder ob sie es ernst gemeint hatte.
Unauffällig entfernte sich Dora und gab auch ihrem Mann ein Zeichen, die beiden jungen Menschen allein zu lassen. Sie wandte sich den anderen Gästen zu, bot hier und dort Getränke an und plauderte angeregt mit einigen Freundinnen und Freunden von Dagmar.
»Wir haben Dagmar noch gar nicht richtig begrüßen können«, beklagte sich einer. »Wer ist denn der geheimnisvolle Unbekannte, mit dem Dagmar sich jetzt in die Veranda gesetzt hat?«, wollte ein anderer wissen.
»Graf Alexander von Ravensberg«, gab Dora Landress mit ruhiger Selbstverständlichkeit zurück. Sie spürte, dass die jungen Männer, die sich um Dagmars Gunst bemühten, eifersüchtig zu werden begannen. Es war ihr recht. Von diesen jungen Männern, die zwar ausnahmslos aus guten Familien kamen, wollte sie dennoch keinen als Schwiegersohn haben. Alexander erschien ihr als der ideale Partner für ihre Tochter. Er sah blendend aus, war klug und gebildet, hatte viel Geld und ein Schloss und konnte ihrer Tochter alles bieten, was sie vom Leben erwartete. Außerdem trug er einen klangvollen Namen, der zu einem der ältesten deutschen Adelsgeschlechter gehörte.
Sie hörte Dagmar fröhlich auflachen und sah Alexander sich interessiert vorbeugen.
Er beißt an, dachte Dora. Doch sie konnte kaum ihren Triumph genießen, denn sie sah, dass ihr Mann die Veranda betrat. »Verzeihung«, sagte er, »ich möchte Sie einen Moment entführen, Alexander, und mit einigen anderen Gästen bekannt machen.«
Dagmar blieb sitzen und war sofort von ihren Freundinnen und Freunden umringt.
»Hallo, Dagmar, wie geht’s dir denn?«
»Endlich wieder zu Hause, Cherie?«
»Was wirst du denn jetzt machen?«
So prasselten die Fragen auf sie ein.
»Was hast du denn für eine neue Eroberung gemacht?«, wurde Dagmar gefragt.
»Wen meinst du?«
»Den großen Dunklen, mit dem du eben in der Veranda gesessen hast.«
»Ach so!«, sagte sie, obwohl sie genau gewusst hatte, wen die anderen meinten. Es machte ihr Spaß, sie ein wenig auf die Folter zu spannen. »Das ist Graf Alexander von Ravensberg.«
»Ist er in dich verliebt?«
Dagmar lächelte und lehnte sich zurück. »Das weiß ich noch nicht«, entgegnete sie kühl. Er wird ja wieder zu mir zurückkommen, sobald ihn Vater genügend herumgereicht hat, dachte sie. Und dann werden wir sehen!
Aber alles kam ganz anders.
Als wenig später der Tanz begann, den Dora und Hugo Landress mit einem Walzer eröffneten, wollte Alexander von Ravensberg Dagmar auffordern. Doch als er sich ihr näherte, wurde sie gerade von einem anderen jungen Mann zur Tanzfläche geführt. Mit einem bedauernden Lächeln sah er sie an, als sie an ihm vorüberging. Sie zuckte mit gespielter Gleichgültigkeit die Achseln, obwohl sie gern mit ihm getanzt hätte.
Alexander zog sich in eine ruhige Ecke des Nebenraums zurück. Die Musik war hier nur gedämpft zu hören, und auch das fröhliche Lachen und das Stimmengewirr drangen nur schwach herein. Von Weitem beobachtete er die tanzenden Paare. Er betrachtete die eleganten Kleider der Damen, die gut geschnittenen Abendanzüge der Herren und die kunstvoll aufgetürmten Frisuren.
Die Bediensteten huschten fast lautlos an ihm vorbei, um Gläser auszuwechseln, Geschirr abzuräumen und das kalte Büfett aufzufüllen.
Inmitten dieses festlichen Trubels und der heiteren Stimmung fühlte sich Alexander plötzlich allein. Durch die hohen Türbogen sah er das wogende Treiben des Festes, und er wusste mit einem Mal, dass er nicht dazugehörte. Alles war so sonderbar weit entfernt, obwohl er nur die Weite des Raumes zu durchqueren brauchte, um wieder einzutauchen in den Rhythmus des fröhlichen Lebens.
Aber er verspürte kein Verlangen danach.
In diesem Augenblick öffnete sich leise die Tür. Der matte Schein der Wandbeleuchtung fiel auf ein Mädchen mit kupferfarbenem Haar, das zögernd neben der Tür stehen blieb. Sie schien Alexander nicht zu bemerken. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich an die Wand und lauschte der Musik. Ein schwarzes Brokatkleid, das mit Silberfäden durchwirkt war, umschloss eng anliegend ihre mittelgroße Gestalt. Das ovale Gesicht war von einem eigenartigen Reiz. Solange sie die Augen geschlossen hielt, wirkte sie weich und gelöst. Um die vollen Lippen spielte ein verträumtes Lächeln.
Doch plötzlich öffnete sie die Augen und richtete sich auf, den Körper gespannt wie ein witterndes Tier. Sie schien ein Geräusch gehört zu haben und blickte sich erschreckt im Raum um.
Alexander erhob sich und kam langsam auf sie zu. »Verzeihung«, sagte er leise, »ich wollte Sie nicht erschrecken.«