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Franken ist ein Paradies für Wanderer – mit einer beeindruckenden Vielfalt an Landschaften und Routen. Neben bekannten Wandergebieten gibt es hier auch noch echte Geheimtipps zu entdecken für alle, die Ruhe und Naturnähe suchen. Ob sanfte Hügel, tiefe Wälder oder aussichtsreiche Höhenzüge – in Franken gibt es immer etwas Neues zu erkunden. So laden die Touren dazu ein die Natur in ihrem eigenen Rhythmus zu genießen.
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Seitenzahl: 167
Veröffentlichungsjahr: 2025
Typisches fränkisches Ensemble: Pfarrkirche Baunach mit charakteristischem Turmdach und Karner im Vordergrund (Tour 10).
Benedikt Grimmler
30 ursprüngliche Wege
Exklusiv für Sie als Leser:
MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD
unter: gps.bruckmann.de
Vorwort
Willkommen in Franken
Bruckmann-Tourenfinder
Piktogramme und Anforderungen
Ins Land der Franken fahren
DIE TOUREN
Oberfranken
1In Franken ganz oben
Von Selbitz nach Helmbrechts
2Weißes Gold und Visionen
Von Arzberg nach Konnersreuth
3Durch die Frankenpfalz
Von Kirchenlaibach nach Weidenberg
4Der Heiß-Schnabrich-Weg
Von Stadtsteinach nach Triebenreuth
5Auf der Alten Heeresstraße
Von Steinbach am Wald nach Rothenkirchen
6Im Herzogtum Coburg
Von Wiesenfeld über Schloss Callenberg nach Neuses
7Rund um den Mittelpunkt
Von Thurnau nach Kasendorf
8Kelten, Kurioses und Kinder
Von Pfaffendorf auf den Großen Kordigast
9Durch den Veldensteiner Forst
Von Michelfeld nach Bronn
10In den Haßbergen
Von Hallstadt nach Ebing
Mittelfranken
11Meerrettich und Marienerscheinungen
Von Baiersdorf nach Heroldsbach
12Von Grotte zu Grotte
Von Neuhaus an der Pegnitz zur Maximiliansgrotte
13In der Hersbrucker Schweiz
Von Hartmannshof nach Pommelsbrunn
14Zu Besuch in der Teufelskirche
Von Altdorf nach Grünsberg
15Dorf und Strand in der Stadt
Von Laufamholz in die Nürnberger Altstadt
16Grafen und Kryptisches
Von Roßtal nach Cadolzburg
17Im Großstadtdschungel
Von Burgfarrnbach nach Weiherhof
18An der Bahnlinie
Von Georgensgmünd nach Roth
19Eine feste Burg
Von Wicklesgreuth über Lichtenau nach Sachsen
20Julius Echter und seine Nachbarn
Von Markt Bibart nach Scheinfeld
Unter- und Tauberfranken
21Eine Mainschleife
Von Zeil am Main nach Eltmann
22Ab in die Pfütze
Von Rottershausen nach Schwarze Pfütze
23Fränkische Meister
Von Burglauer nach Fridritt
24Zwischen den Bildstöcken
Von Eßleben nach Mühlhausen
25Im Gefolge des Pfeifers
Von Hochhausen nach Niklashausen
26Eine Ruine im Spessart
Von Wertheim nach Hasloch
27Auf dem Nibelungensteig
Vom Freudenberg nach Miltenberg
28Rund um das Kloster Amorbach
Von Schneeberg nach Weilbach
29Der Ton gab den Ton an
Von Klingenberg nach Elsenfeld
30Mit fröhlichem Gesicht
Von Hösbach nach Schmerlenbach
PS
Register
Impressum
Blick über Freudenberg ans bayerische Mainufer (Tour 27)
Familienspaß mit den Kelten am Kordigast (Tour 8)
Schloss und Kirche in Thurnau (Tour 7)
Im Eisenbahnerdorf Kirchenlaibach (Tour 3)
Drachenbrunnen in Scheinfeld (Tour 20)
Leicht
2Arzberg–Konnersreuth
6Wiesenfeld–Neuses b. C.
9Michelfeld –Bronn
10Hallstadt–Ebing
11Baiersdorf–Heroldsbach
12Neuhaus–Maximiliansgrotte
13Hartmannshof–Pommelsbrunn
15Laufamholz–N-Altstadt
16Roßtal–Cadolzburg
17Burgfarrnbach–Weiherhof
18Georgensgmünd–Roth
19Wicklesgreuth–Sachsen
20Markt Bibart–Scheinfeld
21Zeil am Main–Eltmann
22Rottershausen–Schwarze Pfütze
23Burglauer–Fridritt
24Eßleben–Mühlhausen
25Hochhausen–Niklashausen
30Hösbach–Schmerlenbach
Mittel
1Selbitz–Helmbrechts
3Kirchenlaibach–Weidenberg
4Stadtsteinach
5Steinbach/Wald–Rothenkirchen
7Thurnau–Kasendorf
8Pfaffendorf–Kordigast
14Altdorf–Grünsberg
26Wertheim–Hasloch
27Freudenberg–Miltenberg
28Schneeberg–Weilbach
29Klingenberg–Elsenfeld
leicht
mittel
Gehzeit
Höhenunterschied
Weglänge
Wandertour mit Laufrichtung
Tourenvariante
Ausgangs-/Endpunkt der Tour
Wegpunkt
Bahnlinie mit Bahnhof
S-Bahn
Tunnel
Seilbahn, Gondelbahn
Bushaltestelle
Parkmöglichkeit
Hafen
Autofähre
Personenfähre
Flugplatz
Kirche
Kloster
Burg/Schloss
Ruine
Wegkreuz
Denkmal
Turm
Leuchtturm
Windpark
Windmühle
Mühle
Hotel, Gasthof, Restaurant Jausenstation
Schutzhütte, Berggasthof (Sommer/Winter)
Schutzhütte, Berggasthof (Sommer)
Unterstand
Grillplatz
Jugendherberge
Campingplatz
Information
Museum
Bademöglichkeit
Bootsverleih
Sehenswürdigkeit
Ausgrabung
Kinderspielplatz
schöne Aussicht
Aussichtsturm
Wasserfall
Randhinweispfeil
Maßstabsleiste
Symbol des katholischen Franken: ein »Marterla« (Tour 20)
»ZUM HEILG’EN VEIT VON STAFFELSTEIN/KOMM ICH EMPORGESTIEGEN« heißt es im Frankenlied, der inoffiziellen Hymne der Region, doch der Dichter Victor von Scheffel (1826–1886), auf den der Text zurückgeht, hatte sich vertan. Auf dem Staffelberg, zu dem er hochgelaufen sein will, wird die heilige Adelgundis verehrt – die Kapelle des hl. Veit steht auf dem Nachbarberg. Nun war von Scheffel gebürtiger Badener, doch weilte er einige Zeit im gegenüberliegenden Kloster Banz, sollte sich also eigentlich auskennen. Hatte er den von ihm zurückgelegten Pfad vergessen? Vermutlich nicht. Der »Irrtum« ist wohl dem Versmaß geschuldet. Nun, der Staffelberg, mitten im »Gottesgarten« gelegen, gehört sicher – anders als sein Nachbar mit dem hl. Veit – zu den beliebtesten Wanderzielen in Franken. Somit kommt er auch nicht (mehr) in diesem Buch vor, aber Scheffels Motto »Wohlauf, die Luft geht frisch und rein/wer lange sitzt, muss rosten«, mit dem er zum Besuch Frankens einlädt, passt natürlich trotzdem bestens hierher.
Nur, dass wir uns aufmachen, ein wenig die unüblicheren Wege zu gehen, so schön die großen Berühmtheiten Frankens auch sind. Doch warum statt Vierzehnheiligen nicht auch einmal die Überkumkapelle in Baunach, statt der Würzburger Residenz Schloss Callenberg oder statt dem Staffelberg den Kordigast besuchen? Vom kleinen Frankenwalddorf bis zur Kirchenruine inmitten des Spessarts, vom Kloster im Elsavatal bis zum Urweltmuseum in der Hersbrucker Schweiz gibt es noch viel zu entdecken, was etwas abseits der üblichen Touristenströme liegt. Und auch abseits der üblichen Routen, selbst in bekannten Wandergebieten wie der Rhön, dem Fichtelgebirge oder der Fränkischen Schweiz. Geheim sind diese Pfade nicht, vielleicht manchmal etwas vernachlässigt oder ungepflegt. Wir wollen Wege gehen, die zu Orten und durch Landschaften führen, die sonst weniger Aufmerksamkeit finden, diese aber durchaus verdienen.
Kommen Sie also mit auf eine Reise zu Fuß durch Franken, die hoffentlich voller vieler Entdeckungen steckt, einen neuen Blick wirft auf die vielen Städte, Dörfer, Burgen und Kirchen, Berge und Landschaften, die das Land in so reicher Fülle zu bieten hat. Damit ihre Wanderungen im positiven Sinne unvergesslich bleiben.
Viel Vergnügen und eine gute Zeit wünscht Ihnen hierbei
Benedikt Grimmler
»Ich will zur schönen Sommerszeit ins Land der Franken fahren.« Dazu lädt das Frankenlied ein. Und das natürlich zurecht. Und auch nicht nur zur Sommerszeit.
Ober-, Mittel- und Unterfranken, meist werden nur die drei bayerischen Regierungsbezirke als »Franken« wahrgenommen. Tatsächlich gehören der Nordwesten Baden-Württembergs, mehrere Landkreise Südthüringens und einige kleinere Gebiete in Osthessen ebenfalls zum fränkischen Gebiet.
Fränkisch ist nicht gleich Fränkisch, aber eines haben alle Franken gemeinsam, beziehungsweise eben gerade nicht: diese unschönen, weil viel zu harten Buchstaben. Darum sprechen Franke und Fränkin t, p und k ihrem Wesen gemäß lieber sanft aus, garniert mit einem schönen rollenden R.
Im Fichtelgebirge macht er sich als Weißer, nahe Bayreuth als Roter Main auf den Weg, um hinter Kulmbach vereint in teils großen Verschlingungen – bekannt als Mainviereck und Maindreieck – ganz Franken bis Aschaffenburg zu durchfließen. Ab Hallstadt bei Bamberg darf er mit Schiffen befahren werden.
Bereits sehr früh schafften es fränkische Bauten in die begehrte Welterbeliste der UNESCO: die Würzburger Residenz von Balthasar Neumann 1981, 1993 die gesamte Bamberger Altstadt. Der römische Limes und das barocke markgräfliche Opernhaus in Bayreuth kamen später noch dazu. Sie sind natürlich nur die absoluten Highlights einer mit kulturellen Sehenswürdigkeiten überreich ausgestatteten Region.
Politisch ist die Noris offiziell nicht einmal Regierungssitz (sondern Ansbach), aber trotzdem natürlich die heimliche Hauptstadt Frankens. Um 1500 sogar Weltstadt mit hoher Kunstdichte – Albrecht Dürer, Veit Stoß, Adam Krafft und einige mehr – lockt die Metropole dank der wunderschönen Altstadt unterhalb der Kaiserburg, Bratwürsten und Lebkuchen, Deutschlands erster Eisenbahn, altem sowie neuem Spielzeug und des ruhmreichen »Clubs« noch immer Menschen aus nah und fern an.
Klischeemäßig gehört Deutschland zu den Bierländern und Franken liefert hierzu bekanntlich seinen Beitrag – oder mit anderen Worten: reichlich Hektoliter. Mittelfranken – mit dem Hopfenanbaugebiet um Spalt – und besonders Oberfranken sind geprägt von zahlreichen Brauereien vom Großbetrieb bis zur kleinen Brauereiwirtschaft. Die Dichte an Braustätten ist hier weltweit am höchsten.
Der Frankenwein als regionales und zugleich international beliebtes Spitzenprodukt steht dem Gerstensaft nicht nach. Nicht nur Goethe liebte ihn, auch in unserer Zeit gehen zahlreiche Auszeichnungen an Winzer aus Franken. Der Bocksbeutel als charakteristische Flasche steht auf vielen gastfreundlichen Tischen vor allem im südlichen Unterfranken, an der Tauber und im Hohenlohischen.
Und zwar in den meisten Fällen Bratwurst. Selbst wer sich jeden Tag nur von dieser ernähren würde, dem würde diese Spezialität nicht langweilig. Denn fast jede fränkische Stadt hat ihre eigenen Rezepte – und Bratwurstformen. Von der fingerlangen bis zum ganzen Meter, dick und dünn, gerade oder gebogen – oder geringelt. Und wer dann doch mal komplette Abwechslung will: Der fränkische Tisch bietet ja noch Kartoffelklöße, Karpfen, Schäuferla, Lebkuchen und vieles, vieles mehr …
Die Welt birgt viele Wunder, Abenteuer und spektakuläre Aussichten, die wir gerne erkunden möchten. Doch sie ist auch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier ein paar Tipps, wie wir unsere Welt nachhaltig entdecken können:
Die Hauptsaison meiden: Wenn wir nicht gerade auf die Ferienzeiten angewiesen sind, können wir der Umwelt einen großen Gefallen tun, indem wir in der Nebensaison verreisen. Damit tragen wir zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Umwelt und der Infrastruktur bei und der Urlaub wird dazu auch noch wesentlich entspannter.
Auf umweltschonende Verkehrsmittel setzen: Wo es möglich ist, reisen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Das reduziert nicht nur die Luftverschmutzung, sondern schont auch unsere Nerven. Falls das nicht geht, helfen verschiedenste Plattformen dabei, den CO2-Ausstoß auszugleichen, vor allem, wenn das gewünschte Reiseziel nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist.
Nur dort parken und campen, wo es erlaubt ist: Selbst, wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten und unseren Aufenthaltsort so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, stören wir den Lebensraum von Wildtieren und hinterlassen Spuren und Gerüche. Auch Lagerfeuer entzünden wir ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen und achten dabei auf Waldbrandstufen und Naturschutzgebiete.
Ressourcen gewissenhaft nutzen: Manche Umweltressourcen sind bereits knapp, endlich sind auf jeden Fall alle. Um sie zu schonen, sollten wir sparsam mit ihnen umgehen, gerade in Gegenden, in denen zum Beispiel Wasser oder Strom nicht im Überfluss vorhanden sind.
Ein guter Gast sein: Nachhaltig unsere Umgebung zu erkunden bedeutet auch, der hiesigen Flora und Fauna mit Respekt zu begegnen. Pflanzen sollten auf keinen Fall gepflückt werden, aber sie stehen uns bestimmt gerne Modell für das eine oder andere Foto. Das Gleiche gilt für wilde Tiere: Wir füttern sie nicht, halten Abstand und beobachten sie aus der Ferne.
Auf den Wegen bleiben: Wer die vorgegebenen Wege verlässt, dringt nicht nur in die Rückzugsräume heimischer Arten ein, sondern trägt auch dazu bei, dass sich neue Wege bilden, was zur Erosion des Bodens führt.
Abfall wieder mitnehmen: Plastikverpackungen jeglicher Art, Dosen, Flaschen und Papiertaschentücher (es dauert Jahre, bis sich ein einzelnes Taschentuch vollständig abgebaut hat!) gehören nicht in die Natur, sondern artgerecht entsorgt. Am besten gleich eine wiederverwendbare Brotdose oder Trinkflasche mitnehmen.
Lokal kaufen: Dadurch lernen wir Land und Leute besser kennen und unterstützen die regionale Wirtschaft, außerdem sind regionale Produkte meist auch preisgünstiger und qualitativ hochwertiger.
Nachhaltig draußen unterwegs zu sein, bedeutet auch ein respektvolles Miteinander – das sollte stets ein Motto in der Natur sein. Es tut nicht weh, sich gegenseitig zu grüßen und sich entgegenkommend zu verhalten. So haben Wanderer auf schmalen Wegen stets Vorrang, bei Gegenverkehr gilt in steilem Gelände immer: Wer absteigt, hält an. So lassen sich die Schönheit und Vielfalt der Natur gemeinsam genießen.
INFO
PIKTOGRAMME ERLEICHTERN DEN ÜBERBLICK
Länge
Höhenunterschied
Gehzeit
Einkehr
kindergeeignet
Sehenswürdigkeit
wintergeeignet
viel Sonne
schattiger Weg
Baden
ÖPNV
ANFORDERUNGEN
Die Wanderungen sind nach eigener Einschätzung der Schwierigkeiten von Wegbeschaffenheit, Entfernung, Orientierung, Höhenunterschied und Gefahrenlage eingeteilt.
LEICHT
Einfache Wanderung auf guten Wegen und Pfaden ohne starke Steigungen, die aber auch ohne Markierung sein können. Orientierungssinn wird benötigt.
MITTEL
Mittelschwere Wanderung mit deutlichen Höhenunterschieden auf Wegen und Pfaden, die etwas Kondition, Ausdauer und guten Orientierungssinn erfordert.
SCHWER
Anspruchsvolle Wanderung auf teilweise steilen Wegen mit hoher Anforderung an die Kondition, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Kann ausgesetzte Passagen am Fels beinhalten. Ein gutes Orientierungsvermögen ist unbedingt geboten. Alpine Erfahrung wird vorausgesetzt.
Wem verdanken die Franken ihren Namen? Natürlich den Franken. Die hatten das Gebiet zwar schon um 600 herum erobert, als Ostfranken wurde es in ihr Reich integriert, doch so richtig kümmerten sie sich erst zweihundert Jahre – in der sogenannten »fränkischen Landnahme« – um die Besiedelung und Missionierung.
Der fränkische Fluss schlechthin: Main bei Freudenberg (Tour 27)
Nicht wenige Dörfer, Städte und Kirchen, denen wir auf unseren Wanderungen begegnen, werden in jener Zeit das erste Mal genannt. Natürlich wohnten bereits vorher Menschen hier – der älteste bekannte »Bayer« war natürlich ein Franke (siehe Tour 13) –, zahlreiche Wallanlagen berichten von den Kelten, die Römer kamen buchstäblich nur am Rande vor, wo sie den Limes errichteten, die große Zeit Frankens war aber doch das Mittelalter, dem wir dank der territorialen Zersplitterung viele Burgen, Ruinen, Stadtmauern und Kirchenfestungen verdanken. Um 1500 glänzte Nürnberg als Kultur- und Handelsmetropole, während des Barockzeitalters waren es dann eher die Bischöfe, die dank ihrer prächtigen Kirchen und Schlossbauten von der Würzburger Residenz bis zu Vierzehnheiligen für Glanz im Lande sorgten. Kurz nach 1800 kam Franken dann nach und nach zum neuen Königreich Bayern, nicht unerhebliche Teile fielen aber auch an Baden, Württemberg und Thüringen. Heute kennt man die Region als Land der Spielzeugindustrie, des Bieres und des Weines, der Lebkuchen und Bratwürste, des rollenden »R« und natürlich der wunderschönen Landschaften von der Rhön bis zum Fichtelgebirge…
Große Wälder wie der Spessart treffen auf dicht besiedelte Regionen um Aschaffenburg oder das Regnitztal von Nürnberg bis Bamberg, raue Gebirgslandschaften wie die Rhön, der Frankenwald oder das Fichtelgebirge auf das sonnige Mainfranken um Würzburg oder das berühmte »liebliche« Taubertal. Mehr oder weniger zusammengehalten wird Franken – nimmt man seine Zuflüsse aus Mittelfranken hinzu – vom Main, der sich vom Fichtelgebirge kommend in riesigen Mäandern, dem Maindrei- und -viereck, bis Frankfurt schlängelt. Der Naturliebhaber findet also alles, was die heimische Flora und Fauna zu bieten hat, allein die Anzahl der geologischen Geotope in Franken ist enorm, vom Jura im Süden bis zu den uralten Formationen des Frankenwaldes im Norden trifft man ständig – auch hier im Buch – auf Faszinierendes (als Beispiele seien nur die Touren 14 und 29 genannt). Und da wir »Wandergeheimtipps« folgen, spielt die Begegnung mit der Natur »natürlich« eine besondere Rolle. Dem setzen wir umgekehrt dann aber auch einmal eine reine Großstadtwanderung entgegen – die gleichwohl durch viel Natur führt (Tour 15). Erholsame Stille und Menschenleere ist jedoch auf vielen unseren Wegen garantiert.
Das klingt erst einmal nach viel Gestrüpp an abseitigen Orten mit großer Gefahr, sich zu verlaufen. Das ist natürlich – hoffentlich – nicht der Fall. Es ist eher die Einladung, sich auf Strecken einzulassen, die zwar auf oft gut markierten Wanderwegen neben unbekannteren durchaus auch zu bekannteren Orten führen, aber eben nicht die üblichen Wege zu beschreiten, sich auch gerne mal abseits der viel besuchten Touristenpilgerstätten zu begeben. Somit zum Beispiel einfach mal nach Schwarze Pfütze zu laufen und selbst in Nürnberg ein paar »Umwege« zu nehmen oder von Dörfchen zu Dörfchen zu flanieren, deren Namen schon zehn Kilometer weiter niemand mehr kennt. Wandergeheimtipps können stundenlange Waldeinsamkeit bedeuten oder auch reizvolle, stille und oft erstaunlich menschenleere Touren zu unbekannten Stätten und Naturschönheiten mit Tipps aller Art. Solche selten gewürdigte, aber sehenswerte Orte bietet Franken in Hülle und Fülle.
Franken ist groß und besitzt, wie schon erwähnt, viele unterschiedliche Landschaften, von denen nicht wenige als klassische Wandergebiete bekannt sind. Etwa die Rhön, der Spessart oder die sehr beliebte Fränkische Schweiz. Sie alle kommen natürlich ebenfalls in unserem Buch vor, sie auszulassen wäre mehr als ein Versäumnis. Nur werden wir eben den ein oder anderen unüblicheren Weg einschlagen. Umgekehrt werden wir uns auch in einige Gebiete begeben, die sonst eher nicht zu den üblichen Wanderregionen zählen, etwa rund um Schweinfurt oder rund um Nürnberg. Neben den drei bayerischen Regierungsbezirken Ober-, Mittel- und Unterfranken gestatten wir uns auch einige Ausflüge ins fränkische Baden – darunter ins nur landschaftlich, aber historisch gar nicht immer so liebliche Taubertal (Tour 25).
Kontrastreich sind übrigens auch die Dialekte: Alle kennen das »rollende R« und wissen um die Unfähigkeit der Franken, harte Konsonanten wie T, P und K auszusprechen, aber der Mittelfranke spricht deutlich anders als der Hofer oder Aschaffenburger, wobei man manchem Franken nachsagt, dass er generell eher ungern redet, was aber nicht heißt, dass er unfreundlich ist. Im Gegenteil, für gewöhnlich lebt der Franke nach dem Motto »Bassd scho«, einer gelassenen Variante von »Leben und leben lassen«.
Dieser Hinweis am Ende unserer Tourencharakteristiken muss näher präzisiert werden. Er bedeutet nicht, dass es sich um einen Spaziergang handelt, sondern durchaus um anspruchsvolle Wanderungen auch mit Anstiegen. Manche Tour sollte für Kinder womöglich von der Länge angepasst, sprich verkürzt werden, hier kann man sich am Text orientieren. Kinderwagentauglich ist keine der Strecken, besonders schwierige Abschnitte (lange An- und Abstiege, steile oder enge Pfade), die aber noch bewältigbar für Kinder sind, werden mit »Für Familien mit Wandererfahrung« charakterisiert. Gibt es ein – wenn auch noch so kurzes – Stück an oder auf einer stärker befahrenen Landstraße, wird die Tour nicht als familientauglich angegeben. Für gewöhnlich finden sich an den kindgerechten Strecken Spielplätze, Bäder, Ritterburgen oder sonst eine im Text erwähnte Attraktion. Natürlich aber wissen Sie als Eltern oder Begleiter, Ihre Kinder und deren Wanderfähigkeiten am besten einzuschätzen, sodass Sie nach der Lektüre des Textes entscheiden können, welche Touren Sie mit Ihren Sprösslingen in Angriff nehmen möchten.
Unsere Touren sind durchnummeriert, doch es versteht sich von selbst, dass die Lese- nicht der Laufrichtung entsprechen muss. Ausgangspunkt ist für gewöhnlich der örtliche Bahnhof, sofern vorhanden. Dieser hat den Vorteil, leicht auffindbar zu sein und oft Parkmöglichkeiten zu bieten, sofern man nicht direkt mit dem Zug oder Bus anreist, denn natürlich wollen wir als Wanderer unsere Umwelt schonen. Das ÖPNV-Netz in Franken ist mal besser, mal schlechter, wir haben natürlich darauf geachtet, dass Sie nicht in einem Ort stranden, wo sie fünf Stunden auf den nächsten Bus oder Zug warten müssen.
Die angegebenen Zeiten sind jeweils relativ großzügig bemessen, geübte Wanderer werden diese sicher des Öfteren unterschreiten; es handelt sich dabei um reine Laufzeiten, d. h. berücksichtigt sind lediglich Pausen für eine kurze Rast oder den Aufenthalt etwa an einem Aussichtspunkt. Umgekehrt sind die Längen der einzelnen Touren so gestaltet, dass sie meist zum Tagesausflug mit ausgedehntem Aufenthalt in einer gemütlichen Einkehr, in einem Freizeitpark oder Museum, einer Rast am Fluss oder im Bad ausgeweitet werden können (und sollen).
Die angegebene Einstufung von »leicht« bis »schwer« ist natürlich bis zu einem Punkt ebenfalls subjektiv, objektiv bemisst sie sich nach den An- und Abstiegen, der Wegbeschaffenheit und der Länge. Da wir uns nicht im Hochgebirge befinden, gibt es keine Wanderungen der Kategorie »schwer«. Wenn überhaupt, würden solche bestenfalls durch ihre Länge dieses Etikett verdienen, aber auch da überschreiten wir nicht den Rahmen von fünf Stunden. Somit fallen die meiste Touren in die Kategorien »leicht«, sprich flach und/oder kurz, beziehungsweise »mittel«, also anspruchsvolle Strecken mit wiederholten Anstiegen auf Wegen unterschiedlicher Qualität vom Teersträßchen bis zum engen Wurzelpfad. Die Angabe »60 Höhenmeter« bezieht sich auf das Gesamtprofil (also den höchsten und niedrigsten Punkt der Tour) und ist nicht aufaddiert, kann folglich auch bedeuten, dass es z. B. mehrere Anstiege hintereinander von 60 Metern gibt. Gleichwohl sind alle Touren für einen geübten Freizeitwanderer gut zu bewältigen. Zu berücksichtigen sind immer die Witterungsverhältnisse und die Hinweise in der Kurzcharakteristik der Strecke.