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Eine emotionale Kinderwunschreise - Monika Monaco teilt ihre bewegende Geschichte, um anderen Menschen Mut zu machen! Dass der Kinderwunsch oft zur Herausforderung wird, weiß die Buchautorin aus eigener Lebenserfahrung. Sieben lange Jahre musste sie auf ihr Wunschkind warten. Als sie es endlich in den Armen hält, öffnet sich der Himmel für sie. Authentischer und einfühlsamer Erlebnisbericht von Monika Monaco, Kinderwunsch-Coach & Mentaltrainerin.
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Seitenzahl: 188
Veröffentlichungsjahr: 2023
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»Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.«
(Friedrich Nietzsche)
Für meinen Sohn Angelo in Liebe und tiefer Dankbarkeit für das Wunder des Lebens
und
für alle Seelen, die die Sehnsucht spüren, die neues Leben erweckt.
Eve bekommt in wenigen Tagen ein Baby
Verschrobene Ansichten: Ein Zwiegespräch mit der Jugendstildame – die Uhr tickt!
Wenn Cash Flow und Shareholder Value zum persönlichen Return on Investment werden
Die Sehnsucht nach Glück nimmt Formen an
Wenn alles bleibt, wie es ist, wird nichts mehr sein, wie es war – im Wartesaal des Lebens
Projekt Kind – ein Credo
Volltreffer auf der anderen Seite
Schreckensgespenst Unfruchtbarkeit
Zeugnis der sensiblen Fruchtbarkeit und Stolpersteine des Lebens
Der Natur auf die Sprünge helfen – eine Odyssee
Nicht jeder hat das gleiche Tempo – der Urologe, der den Schicksalsfaden spannt
Schlechtes Zeugnis – knapp dem Fruchtbarkeitstod entronnen
Mission »Ärzte ohne Grenzen«
Love Breaks – Deckungsbeitragsrechnung
Babymaker und Fremdwörter für die Seele
Höhepunkt Ovulationstest
Monat für Monat der Deadline entgegen
Schwangerschaftssymptome – Scheinschwangerschaft?
Bilanz – Erfolgslinie
Controllingaufgabe im Finanz- & Rechnungswesen
Sprung ins Leben
Geplatzter Arzttermin
Weggabelung
Fehleinschätzung Business Woman
Verlassen des Wartesaals des Lebens
Auf zu neuen Ufern
Und meistens kommt es anders, als man denkt
Lebensplanung
Das Spiel ist ausgetragen
Führung
Vernunftehe
Übergabe ans Leben
Inneres Chaos
Der Griff nach den Sternen
Neue Herausforderung – Business time
Landung auf einem anderen Stern
Vogel-Strauss-Politik
Testergebnis – Display der Zukunft
Zukunftsängste
Übel Business Lunch
Klarheit schaffen – vom Weg der Tugend abgekommen
Erste Kontrolluntersuchung beim Gynäkologen – ein Filmausschnitt
Vorsorge für oder gegen das Leben?
Das Versehen eine höhere Vorsehung?
Freudentanz
Lebensentscheidung
Umfeld
Bewegender Moment
Lebensrhythmus
Herztöne und Herzklopfen
Stillprognosen, die Versagensängste wecken
Penisneid im Geburtsvorbereitungskurs
Turnsaal in der Frauenklinik
Stabübergabe und Eintritt in die Mutterschaftspause
Vision
Proportionen und verlassenes Terrain
Zertifizierung
Das männliche Geschlecht
Freiheitsgefühle am kurzen Bändel in der Mutterschaftspause
Schlicht vermessen! Berechnung des Umfangs
Unterstellung berechnender Gedanken
Männlicher Stolz
Ein Zugeständnis an die Natur
Epi-no: Geburtsvorbereitung aus Afrika
Pumpe und Reifendruck
Der Kaiserschnitt wird zur Versuchung
Akupunktur-Massage nach Penzel – energetische Medizin
Geburtstor
Wassergeburt
Kein Birkenstock Fan
Ein Kind, ein Zahn
Nestbautrieb
Spätzünder in der Vogelwelt
Verarmungswahn
Freibrief des Gynäkologen
Wehenschreiber statt Epi-no
Hemmungslos im Schmerz
Muttermund
Rennstrecke in den Himmel
Ein biologisches Bedürfnis im Gebärsaal meldet sich an
Geburtsfest – der tanzende Stern ist geboren
Hormonrausch
Spastische Zuckungen
Das Licht am Ende des Tunnels
Durststrecke auf der Milchstrasse
Diagnose Schreikind
Protokollführung auf der Geburtenstation
Angebot und Nachfrage – das Marktgleichgewicht
Gelbsuchtverdacht
Kaiser von China
Logenplatz
Zukunftsperspektiven
Busenfreundin
Belastbarkeitsgrenzen
Eine wundersame Erscheinung – Milch, wie Manna vom Himmel
Abpumpstation
Stilles Mutterglück
Parallelschwangerschaften
Natürliche Ressourcen
Der erste Eindruck zählt: Zwei
Basic Instinct
Babymassage
Schiefhals
Physiotherapie
Meditationsstunde
Babyschwimmen
Bonding
Geprüfte Paarbeziehung
Gefährdete Frauenfreundschaften – ein Perspektivenwechsel
Milchverhältnisse – Muttermilch und Zweiter Weltkrieg
Fremdgehen in der Mutterliebe
Loslassen eines Lebensabschnitts – Milchpumpe ade
Quantensprung Entwicklungsschritt
Wiedersehen mit Madame Belle Epoque
Abschied nehmen
Trauerarbeit
Wertschöpfung aus Berufung
Jährliche Kontrolle beim Frauenarzt
Paradox – Beratung über Schwangerschaftsverhütung
Rettungsanker Verhütungsmittel
Fitnessfieber und das Glück, ein Masochist zu sein
Jahrestag Fitnessfest
Unverblümte Worte beim Coiffeur, die nicht salonfähig sind
Für einen kurzen Moment blutjung
Ausgesöhnt
Einzelkind in der Familienordnung – eine Konfliktsituation im Familiensystem
Sehnsucht nach dem Kind
Spielgruppe – ein Montagskind
Zerreissprobe Vorschulpflicht
Ernst des Lebens
Herausforderung Wald
Unser Kind ist schulreif
Zukunftstag
Letzte Klänge von Brahms
Die Lebensrückschau
Kindermund
Nachwort
Ich ziehe gedankenverloren an der Spieluhr und spüre Eves Vorfreude, die starke Emotionen und Erinnerungen in mir weckt. Während die ersten Klänge von »guten Abend, gut’ Nacht« von Johannes Brahms ertönen, finde ich mich in einer anderen Welt vergangener Tage, in meiner eigenen Lebensgeschichte wieder. Zeitversetzt spüre ich, meine biologische Uhr tickt, mein Kinderwunsch, der noch in Babyschuhen liegt, erwacht. Brahms Melodie schwingt mich in die Höhen des Mutterglücks und lädt mich auf eine Zeitreise in die Vergangenheit ein, die zu den gedanklichen Anfängen der Existenz meines Sohnes führt, seine Geschichte wach werden lässt.
Eine Stimme wird lauter. Ich habe die Sehnsucht nach einem Kind, die sich nicht mehr unterdrücken lässt. Ein noch zu erledigender Pressetext über die Belle Epoque lässt mich erschöpft vom arbeitsintensiven Tag in den Ballsaal eilen. Mein Blick weilt auf der wunderschönen Architektur dieser Epoche. Während ich den Stuck betrachte und die Rosetten bewundere, blicke ich plötzlich in die Augen einer dieser Jugendstildamen. Ist es ihre Mütterlichkeit, die mich in meiner Seele berührt und diese Sehnsucht urplötzlich in aller Deutlichkeit im Raum stehen lässt? Ist es die Fruchtbarkeit, die ihr anhaftet, die mich zu mahnen scheint: Die Zeit läuft, der Beruf ist nicht alles! Ist es ihre Selbstgefälligkeit, die mich reizt? Warum glaube ich mich plötzlich gegen ihre überholten, verstaubten Ansichten verteidigen zu müssen? Zornig halte ich Zwiesprache mit diesem fordernden, anmassenden Jugendstilweib aus längst vergangenen Zeiten.
Aus mir spricht der reine Zeitgeist: »Heute hat Frau Optionen. Sie hat die Wahl. Warum sollte ich ein inspirierendes und erfülltes Leben in Unabhängigkeit gegen ein unbekanntes austauschen, um mich womöglich entnervt im Babyalltag mit Windelwettbewerb und anderen Banalitäten wiederzufinden? Kenne ich diesen nicht zur Genüge von Freundinnen, die mir einst nahe standen, und mich mit ihren Themen, im Spannungsfeld zwischen Nestbautrieb, Muttermilch und Ehefrust, plötzlich langweilen? Deren unleidige, unersättliche Bälger uns unserer guten Gespräche berauben. Meine Freundinnen gleichen Süchtigen, die fremdgesteuert nur noch aus dem Gefühl der Mütterlichkeit bestehen, deren Augen, Ohren und Brüste lediglich eine Bestimmung haben. Mütter, die all ihre vielseitigen Interessen mit der Geburt des Säuglings abstreifen – ihre Persönlichkeiten sich im Fieber und Schmerz im Zahnen des Kindes aufzulösen scheinen. Ihr einst geistreicher Esprit und Elan fliessen mit der Muttermilch förmlich dahin und haben andauernder Erschöpfung Platz gemacht.« »Und doch strahlen sie vor Glück und Erfüllung. Kannst du das nicht erkennen?« Ich spüre, diese Jugendstildame ist durch nichts zu überzeugen. Ihre Augen sprechen eine mir unbekannte Sprache und erinnern mich an die mitleidigen Blicke, die mich von den frischgebackenen, befreundeten Müttern treffen, während sie meine Themen, die einst auch ihr Leben umtrieben, nicht mehr erreichen.
Ich spüre wachsenden Unmut in mir ob so viel Unverständnis dieser verstaubten Jugendstildame. Auch etwas Eifersucht über das verlorene Terrain der Verbundenheit, aus welchem mich diese Schreihälse Nimmersatt meiner Freundinnen vertrieben haben. »Nein, Madame Belle Epoque, kein Bedarf. Hier tickt lediglich eine Uhr, jene, die mich an meine Verabredung an der Bar – und nicht an Mutter Natur – erinnert.« Dennoch, ich vernehme den Ruf der Natur, der einen tiefen Wunsch nach einem Kind in mir weckt: ein leises Dilemma.
Im Glanz der Noblesse wird im Ballsaal der Belle Epoque eines der besten Geschäftsergebnisse in der Hotelgeschichte mit Aktionären und anderen illustren Gästen gefeiert. Der Champagner fliesst und ist prickelnd wie der Unternehmenserfolg, der auch mich heute zu Höhenflügen verleitet und in Hochstimmung versetzt. Beschwingt vor mich hin sinnierend, wie Shareholder Value und erzielter Cash Flow für mich zu einem ganz persönlichem Return on Investment werden und mir Lebenssinn verleihen, trifft mich ein mahnender Blick von Madame Belle Epoque.
»Pass auf, diesem Rausch könnte schon bald Ernüchterung folgen und einer Katerstimmung Platz machen. Deine biologische Uhr tickt, während du dich den falschen Werten verschreibst.« Ich schlage ihre Warnung mit Leichtigkeit in den Wind. Heute lasse ich mir durch nichts und niemanden die Stimmung verderben. »Glück ist erfülltes Tun, Madame Belle Epoque!«
Im Verkaufsbüro liegt der ausgearbeitete Kaufvertrag der letzten Luxus-Wohnresidenz vor mir, während im Zauber der Vergänglichkeit wieder ein spannendes Arbeitsprojekt seinen Abschluss findet. Ich sehe mich als Marketingverantwortliche unverhofft, wie die Jungfrau zum Kind, zum Immobilienbusiness kommend. Schwanger mit dieser neuen beruflichen Herausforderung, macht sich beseelt vom Ehrgeiz anfangs Unwohlsein breit. Mein Know-how, meine Kompetenz und Inspiration wachsen mit dem Fortschritt des Immobilienprojekts. Während ich als Mitglied der Baukommission Architekturpläne und Baubeschrieb studiere, erfahre ich Erfüllung darin, mich mit den unterschiedlichen Anforderungen von Menschen an eine Ferienresidenz auseinanderzusetzen. Suchende, die sich mit ihrem Besitzanspruch innerhalb eines Luxus Resorts vermeintlich ein kleines Stück Glück zu sichern vermögen. Ihre Augen leuchten, die Vision nimmt mit dem Ausbau der Residenz Formen an. Während ich Teil dieses Entstehungsprozesses werde und ihre Lebensgewohnheiten erfahre, berührt mich ihre Geschichte. Ich begegne glücklichen, sich im Einklang befindenden Paaren und auch solchen, die befürchten lassen, dass ihre Beziehung, ob ihrer Differenzen zur Auswahl des Lavabos, noch vor Fertigstellung der Wohnresidenz zum Scheitern verurteilt ist. Pubertierende Kinder und deren anmassende Ansprüche, die mich erstaunen lassen, dass Eltern noch gewillt sind, diesen überhaupt Raum zu verleihen.
Das Kind ist mit Herzblut geboren, das Projekt vollendet. Die Euphorie über den Verkaufserfolg löst sich zeitgleich mit jener der Residenzbesitzer über die Neuanschaffung eines weiteren Luxusguts auf. Was bleibt, ist der luftleere Raum der Ernüchterung und die wiederkehrende brennende Frage nach dem Glück. Zwar kurzfristig beflügelt von der Leistung, mit neuen Kompetenzen versehen und in jeder Hinsicht bereichert, ziehe ich trotz dem Stolz über den erwirtschafteten Unternehmensgewinn persönlich bittere Bilanz. War es diese Erkenntnis, vor der mich Madame Belle Epoque zu warnen versuchte? Werte wie Erfolg, Prestige und Besitz machen nur kurzfristig glücklich. Mein Selbstbewusstsein ist neu genährt, das Ego gestreichelt von der Wertschätzung der Käufer und des Verwaltungsrates. Dennoch macht sich Katerstimmung breit.
Ich lasse den Workshop Revue passieren und denke an die Worte des Referenten, die sich tief in mein Bewusstsein einprägen: »Vergeuden Sie nicht Ihre Zeit im Wartesaal des Lebens, love it or leave it!« Der aktuelle Geschäftsbericht liegt vor mir. Ich verweile in Gedanken in der langjährigen Hotelgeschichte, deren Geburtsstunde in der Belle Epoque liegt. Über Generationen zeigten die Verantwortlichen Pioniergeist und trotzten den Krisen im schwierigen Umfeld, getragen von einer gemeinsamen Vision, die sich der Zukunft verspricht. Das einzig Beständige ist die Veränderung. Ein neues Direktionsehepaar tritt an und schnell wird klar: Ihre berufliche Gedankenwelt geht nicht in Resonanz mit meinen Idealen. Unsere definierten Werte sind nicht konform, während ihre Vision mich nicht erreicht. Mein Arbeitsfeld, früher Spielwiese der Selbstentfaltung, kann nicht mehr energetisiert werden, es kommt einem Minenfeld gleich. Zeit, das Feld zu räu men, wäre nicht endlich der richtige Zeitpunkt für die natürlichste Sache der Welt gekommen. I leave it. Ich habe mich bereits einer anderen Zukunft versprochen.
Das einstige Dilemma zwischen dem Wunsch nach beruflicher Erfüllung und der tiefen Sehnsucht nach einem Kind hat ein Ende und weicht einer tiefen Gewissheit: Hier ist nicht Mutter Natur, die ihre Tribute fordert – triebhaften Reproduktionsanspruch stellt. Dieser über Jahre gewachsene und tief analysierte Kinderwunsch ist keine Kopfgeburt, sondern Herzenswunsch. Der Bauchentscheid für das Kind gibt den Startschuss für das neue Projekt, die Lebensumstände und der Zeitpunkt sind ideal.
Beschwingt nehme ich an der Abschlussfeier das Diplom des Unilehrgangs zur Unternehmensführung entgegen, während mein ganzes Sein bereits einer neuen prickelnden Unternehmung entgegenfiebert. Ich spüre eine grosse Vorfreude auf das Mutterglück. Meine Vision ist klar und hängt vor meinem geistigen Auge duftig in rosa Kleidchen am Horizont – der Himmel voller Geigen.
Die Planungsphase abgeschlossen, nehme ich gut vorbereitet das neue Projekt unternehmerisch in Angriff und folge leidenschaftlich dem Leitfaden zum Kind. Alle wichtigen Untersuchungen und Impfungen sind vorgenommen. Der Körper ist entschlackt, mit Folsäure und den wichtigsten Mineralien angereichert, der Alkohol ein Tabu, um die Voraussetzung für gesundes Leben zu schaffen. Mein ganzes Frauenleben ist dem Kinderwunsch geweiht, dem der Gynäkologe seinen Segen gibt. Die Sinnlichkeit beweihräuchert, weckt die Lust im Becken und macht mich für die erwartete Kindstaufe empfänglich. Während die Kraft des Geistes die Vision energetisiert, spreche ich ein neues Glaubensbekenntnis: »Ich glaube an Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Ich glaube an die Empfängnis. Ich glaube an die Liebe:« Credo.
Der Temperaturanstieg fiebert dem Eisprung entgegen und lässt jeden noch so attraktiven Freizeitevent für das übergeordnete Ziel aus dem Kalender streichen. Das amouröse date, das sich blind dem Leben verspricht, weckt die Erotik und bahnt den Weg zum begehrlichen Erfolg.
Auch bei diesem verheissungsvollen Projekt ist Know-how und perfektes Timing alles. Sämtliche Zahlen und Berechnungen stimmen. Während sich genau berechneter Zyklus periodisch an Zyklus reiht, finden die geplanten Höhepunkte aller Akrobatik zum Trotz keinen erfolgreichen Abschluss. Die definierten Monatsziele nicht erreicht, platzt die Hoffnung und weicht blutender Ernüchterung. Grund, den Akt und das Prozedere des Liebesspiels einem fachlichen Assessment zu unterziehen. Das Consulting durch den Gynäkologen optimiert den Prozessablauf mit empfänglicherer Stellung. Der Höhepunkt endet mental zentriert, unsportlich in der Kerze, ohne dass sich das Licht der Empfängnis entzündet, nur die Sehnsucht entflammt. Die Gründe dafür liegen im Dunkeln.
Ein Jahr leidenschaftlicher Betätigung am ehelichen Wirkungsfeld ohne Erfüllung des Kinderwunsches liegt gemäss Rücksprache mit dem Gynäkologen noch in der Norm und ist kein wirklicher Grund zur Besorgnis. Dennoch breitet sich gleich der beruflichen, auch auf der privaten Spielwiese allmählich Unlust aus. Die Nerven angespannt, mutiert die Übung zur ehelichen Pflicht, die das Eheleben strapaziert. Das Pflichtenheft erfüllend, wächst die Frustration und es erwacht die Erkenntnis, entgegen meiner Machernatur an einem unliebsamen Ort angekommen zu sein: im Wartesaal des Lebens. Bin ich keine Kerze, so geht mir trotzdem langsam ein Licht auf: Das Heft liegt nicht mehr in meiner Hand.
Der Versuch Zeugungsakt gleicht einem Marathonlauf, während mich auf dem steinernen Weg meine Freundinnen mit Leichtigkeit überholen und mich die freudige Botschaft ihrer Schwangerschaft ereilt. Atemlos und restlos überspannt, möchte ich nur noch schreien: »WANN?«
Ich schaue in die tiefgründigen Augen meiner Freundinnen, die angekommen sind. Nehme einen neuen besonderen Blick wahr, der nur schwangeren Frauen anzuhaften scheint. In der Tiefe ihres Blicks sehe ich die Nabelschnur zum Himmelreich. Ich atme tief durch, zentriere mich und stelle die brennende, mich umtreibende Frage. Welcher Zyklustag führte letztlich zu diesem glatten Ergebnis? Mein vertieftes Nachfragen zum Auslöser dieses begehrten Volltreffers löst bei den angehenden Müttern lediglich Schulterzucken, Ahnungslosigkeit und Unverständnis aus. Die Antwort, kurz und schlicht, macht mich sprachlos und ist vernichtend: »Wir hatten einfach unverhüteten Sex nach Lust und Laune.«
Die Folsäure und das Leben nach Plan hängen mir langsam zum Halse raus. Es ist Herbst, ein herrlicher Tag wie aus dem Bilderbuch – Altweibersommer. Das Wort alarmiert und lässt mich kritisch in den Spiegel blicken. Bestürzt nehme ich neue Falten wahr. Im Anflug von leichter Panik erkenne ich neben den Spuren des unübersehbaren Alterungsprozesses nun noch einen weiteren unliebsamen Begleiter im Raum – die Fruchtbarkeitsfrage. Wie ein Schreckensgespenst legt es sich über mein allmählich düster werdendes Gemüt und flüstert: »Die Uhr tickt, Schönheit ist vergänglich, Fruchtbarkeit auch. Im Alter von 34 Jahren ist der Zenit der natürlichen Empfänglichkeit bereits überschritten.« Täusche ich mich, oder sind auch meine Zähne mit den Jahren dunkler geworden? Lässt sich hier gar ein Altersfleck erahnen? Meine Hand zittert. In meiner Gedankenwelt sehe ich eine schrumpfende Gebärmutter vor mir, die niemals Leben empfing, eine Frau, der das Mutterglück versagt geblieben ist. Während meine Falten allmählich übergross in Erscheinung treten, wächst proportional dazu meine Angst vor dem Älterwerden, ohne sich reproduziert zu haben. Sie wird mit einem neuen Wort befruchtet: Unfruchtbarkeit – ein Horrorszenario.
STOPP – ich gebiete diesen Hirngespinsten sofortigen Einhalt. Ich verlange mir ein aufmunterndes, wenn auch müdes Lächeln ab. Habe ich nicht schon andere Aufgaben bewältigt? Hier ist Handlungsbedarf gegeben, bevor dieser beginnende Wahnsinn weitere Formen annimmt. Mein Mann und ich werden uns einem Fruchtbarkeitstest unterziehen, um Klarheit zu gewinnen. Ich nehme das Leben ab sofort wieder in die Hand. Jetzt widme ich mich dem Lektorat des »Gut zum Drucks« des neuen Hotelprospekts, den ich durch meinen Text zum Leben erwecke. Meine Laune verbessert sich schlagartig. Ich schweife, den Blick durchs Fenster gerichtet, gedanklich ab und ersetze das unattraktive Wort Altweibersommer mit Indian Summer. Schon bin ich in einer anderen Jahreszeit angekommen, die in meinem Spiegelbild im Fenster Ausdruck findet und mein Gemüt erhellt: Sommer. Die Blüte des Lebens erweckt in mir den Vorsatz: Bevor der Sommer die Kraft verliert, werden meine neu erwachten Lebensgeister mit Strategie mein Kind ins Leben rufen. Mässig konzentriert wende ich mich wieder dem Prospekttext zu. Die Buchstaben hüpfen und formatieren sich zu zwei neuen Wörtern: Sehnsucht Kind. Ich vernehme einen Ruf, den Urtrieb der Natur, der in mir Echo findet, dem zu folgen mein ganzes Sein schreit.
In Gedanken bei der bevorstehenden Marketingsitzung verweilend, spüre ich, während ich über die bekieste Hoteleinfahrt zum Luxus Resort fahre, jede Unebenheit des Waldweges. Es meldet sich der Mittelschmerz in gewohnter Heftigkeit – der Vorbote des nahenden Eisprungs, der grünes Licht gibt. Ich verfluche in Gedanken den Unterhaltschef für diese mir in den Weg gelegten Stolpersteine, welche in mir womöglich noch einen verfrühten Eisprung auslösen und mein ganzes Timing Schlag auf Schlag zerstören. Kaum gedacht, muss ich schon über die Absurdität des Gedankens schmunzeln.
Die Sitzung beginnt, die Auslastung, die Statistik zu den Umsatzzahlen und das Budget verschwimmen vor meinen Augen. Mein Fruchtbarkeits-Monitoring erscheint auf der Bildoberfläche und verdrängt die Unternehmensdaten, während ich nicht den Break Even Point analysiere, sondern meinen Zyklus berechne. Mir ist bange zumute. Heute erwarte ich die Auswertung des Hormontests. Der Gynäkologe hat mich zwar im Vorfeld dahingehend beruhigt, aufgrund der bisherigen Untersuchungen keine grossen Überraschungen zu erwarten, dennoch spüre ich eine immer stärker werdende nervliche Anspannung. Ich kann mich kaum mehr auf die Sitzung konzentrieren, schweife immer wieder ab, finde Zuflucht im Körper, indem ich die Fertilität in voller Intensität spüre, die mir Sicherheit und Beruhigung gibt. Sehe förmlich meine Eizellen heranreifen. Der Follikelsprung naht und weckt damit die Hoffnung, meinem Lebensziel näher zu kommen. Ich mache Notizen für den noch zu erarbeitenden Marketing-Aktivitätenplan und bin gedanklich aufgrund der natürlichen Dringlichkeit schon wieder bei meiner persönlichen To-do-Liste, welche das Marketing nicht tangiert, jedoch den Duty Dienst des Ehemannes vermerkt.
Mit zitternden Händen wähle ich in der Sitzungspause die Telefonnummer des Gynäkologen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, während mir der Arzt attestiert, was mir mein Körper sagt: Meine Hormone tanzen nicht aus der Reihe, der Eisprung findet vorbildlich gemäss Lehrbuch statt. Er ermahnt mich zur Gelassenheit und verschreibt Geduld. Ich spüre eine grenzenlose Erleichterung und empfinde im Wissen um die Unsinnigkeit dieses Gefühls, Glückseligkeit darüber, dass mich der Gynäkologe mit seiner Auswertung in meinem Frausein bestätigt. Kurz schrillen noch die Alarmglocken auf, ob des noch zu erwartenden Ergebnisses des Spermiogramms meines Mannes. Dem gebe ich jetzt kein Gewicht. Der Eisprung wird den Quantensprung ins Leben schaffen. Mein Hormontest macht mich unbesiegbar und lädt meine Eizellen magnetisch auf. Die Vision ist energetisiert und stark.
Das Testergebnis des Spermiogramms ist da. Die Prognose des Urologen ist vernichtend: Die Spermien sind viel zu langsam, was den Eintritt einer Schwangerschaft erheblich erschwert, fast unmöglich macht. Dieses unbewegliche Ergebnis deckt sich mit unserem Erfahrungswert, wie der Arzt mehr sich selbst versichert und ständig wiederholt, was wir nicht hören wollen: »Es wird schwierig. Üben, üben und nochmals üben« lautet der einzige ärztliche Rat. »Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend. Etwas Glück kann den müden Spermien auf die Beine helfen und dazu beitragen, dass sich letztlich, aller widrigen Umstände zum Trotz, die Natur doch noch durchsetzt. Dies braucht Zeit und Geduld.«
Ich begehre innerlich auf. Mein Geduldsfaden ist hinsichtlich der natürlichen Thematik schon lange gerissen, während die biologische Uhr tickt. Seine zögerlichen Worte, die jeglicher Überzeugungskraft entbehren, bringen mich vollends aus der Fassung. Ich bin nahe dran, aufgrund des schwierigen natürlichen Milieus aus der Haut zu fahren. Wütend möchte ich nicht der Natur, sondern diesem »Dottore« auf die Sprünge helfen, damit er nicht nur Pessimismus verbreitet, sondern mit einem heilbringenden Erfolgsrezept aufwartet. Nicht deckungsgleich übertreffen die Spermien meines Mannes bei weitem die Geisteshaltung des Facharztes in der Beweglichkeit. Während ich seit Jahren auf »Deckung« warte, möchte ich, dem Übungsfeld überdrüssig, diesem nur noch entfliehen. Die Übung macht uns nicht zum Meister, den wir vergeblich im Urologen suchen.
Haben wir diesem beim Erstgespräch nicht ausführlich von der Odyssee der vergangenen Jahre berichtet? Dem Lehrpfad und Zeitplan strikt gefolgt, kommt unser Liebesleben mit den verbundenen Emotionen seit Jahren einer Achterbahn gleich. Ich spüre eine höllische Wut auf diesen Unmensch Urologen, der an Gedankenlosigkeit nicht zu übertreffen ist. Hat dieser Mann auch nur ein Fünkchen Empathie und im Entferntesten eine Ahnung davon, was wir alles durchgestanden haben? Ich bin versucht, ihn anzuschreien: »WIR haben alles richtig gemacht! Sie machen hier lediglich Ihren Dienst, können nicht mal mit einer Arznei aufwarten, während wir jahrelang das Pflichtenheft vollumfänglich erfüllt haben.«
Die Praxis verlassen, bin ich ausser mir, hadere mit der Natur und dem Leben. In meiner Gefühlswelt zieht ein heftiges Gewitter auf. Die Vision Familie gerät ins Wanken. Unser Lebenskonzept droht wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen, während ich vollends durch den Wind bin. In Tränen aufgelöst, laufe und laufe ich ziellos in der Natur umher, um der seelischen Düsternis, der Fruchtlosigkeit, zu entrinnen. Das Leben wird durch die Vorstellung der Kinderlosigkeit karg. Eine unglaubliche Schwere breitet sich aus und legt sich auf meine Brust. Die Seele schmerzt. Ich sehe für die Zukunft schwarz. Mein Mann läuft mir entgegen und nimmt schweigend meine Hand.
Ich brüte über dem erworbenen Samenbuch, vergleiche und ordne unser Testergebnis ein, um Klarheit zu gewinnen. Endlich habe ich wieder Kraft, zu meiner ursprünglichen Lebensphilosophie zurückzufinden und beschliesse: Das Glas ist halb voll, wenn auch die Samen schlapp. Wie ein Ertrinkender halte ich mich an den Worten des Urologen fest: Es ist nicht ausgeschlossen.