Warum Chefs immer recht haben und Mitarbeiter nicht mitdenken sollten - Oliver Tissot - E-Book

Warum Chefs immer recht haben und Mitarbeiter nicht mitdenken sollten E-Book

Oliver Tissot

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Beschreibung

Wer traut sich, dem Chef die Wahrheit zu sagen? Oliver Tissot ist der Hofnarr des deutschen Unternehmensadels: Wo andere den Finger in die Wunde legen, kitzelt er lieber einen Lacher heraus – bis es wehtut. Seine tiefe Kenntnis der deutschen Wirtschaft, von der höchsten Führungsetage bis in den Materialkeller, macht ihn zu einem einzigartigen Insider. Sein größtes Alleinstellungsmerkmal aber ist sein Wortwitz: Mit Lachverstand schildert Tissot, was in Betrieben getrieben wird und was Angestellte so anstellen, um umzusetzen, was ihnen Vorgesetzte vorgesetzt haben. Vieles, was Werktätigen an Wahnsinn widerfährt, bekommt durch Tissots Blick eine neue Perspektive, manchmal auch eine zweite Bedeutung. Ob Kommunikation didaktisch, faktisch, kritisch, idiotisch oder richtig schiefläuft: Im Kern geht es immer um Wertschätzung. Mit Humor kann Oliver Tissot aussprechen (und schreiben), was andere nur denken. »Je schwächer die Leistung, umso größer die Selbstüberschätzung. Das klingt irgendwie logisch, da man ja kompetent sein müsste, um zu erkennen, dass man inkompetent ist.« Oliver Tissot

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Warum Chefs immer recht haben und Mitarbeiter nicht mitdenken sollten

Die Autoren

Oliver Tissot, geboren1963 in Nürnberg, studierte Kommunikations-Design und Soziologie. Nach dem Design-Diplom, Ideenmanager-Diplom und einer Soziologie-Magisterarbeit schrieb er an der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg seine Doktorarbeit über Humor in Zeiten der Wirtschaftskrise. Oliver Tissot hält Seminare zu den Themen Motivation und Kreativität, fasst humorvoll Firmen-Events zusammen und tritt als Kabarettist auf. Bekannt wurde er durch seine Auftritte in der TV-Sendung Fastnacht in Franken des Bayerischen Rundfunks.

Dirk Meissner lebt und arbeitet als freier Cartoonist in Köln. 1988 veröffentlicht er seine erste Postkartenserie beim Weitzdörfer Cartoonverlag. Nach einem VWL-Studium erschienen seine ersten Cartoon-Bände mit dem Titel Managerat work und später drei Bände mit den Titeln Der letzte Leistungsträger, Läut alles bestens Chef und Unterwegs in höherer Mission. Seit 2006 arbeitet er wöchentlich für die Süddeutsche Zeitung. Meissner wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem 2. Preis beim Deutschen Karikaturenpreis 2009. Seit 2015 ist er Mitglied der International Society for Humor Studies. 2019 erschien sein Buch: Sagen Sie jetzt nicht, das ist Kunst... Zuletzt waren seine Arbeiten im Museum für gegenstandsfreie Kunst in Otterndorf und im Sommerpalais Greiz zu sehen.

Oliver Tissot und Dirk Meissner

Warum Chefs immer recht haben und Mitarbeiter nicht mitdenken sollten

oder warum Chefs nicht immer recht haben und Mitarbeiter immer mitdenken sollten

Ullstein

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© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2023Alle Rechte vorbehaltenUmschlaggestaltung: total italic, Thierry WijnbergSämtliche Abbildungen: © Dirk Meissner 2023Autorenfotos: Oliver Tissot: © Thomas LotherDirk Meissner: © Dirk Meissner 2023Redaktion: Gerd König, BerlinE-Book powerded by pepyrusISBN 978-3-8437-3012-9

Emojis werden bereitgestellt von openmoji.org unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.

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Inhalt

Titelei

Die Autoren / Das Buch

Titelseite

Impressum

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Ein-Schätzung: »Die Arbeit ist etwas Unnatürliches.« (Anatole France)

I. WERTSCHÄTZUNG

Wertschätzung: Ein Roundtable-Gespräch

Unterlassene Lobesleistung

Dumm führt gut?

Warum der Führungsstil keine Stilfrage sein sollte

Cholerisch statt kollegial

Schrullige Chefs und schrottige Entscheidungen

Chefallüren: Kündigen statt küren

Balance Bullshit

Warum nicht gemacht wird, was gut wär’

Bei Anruf Mord(gelüste)

Blödsinn bauen beim Teambuilding

WC-Tür für Betriebsräte

Ausgezeichnet!

Many mails a day keep the To-dos away

Neues hinterlistiges Imitieren

Wer zuletzt kommt …

Zu Hause arbeiten: Home? Oh, fies!

II. WERTE

Werte: Ein Roundtable-Gespräch

Management by …

Warum Whistleblower die Wissensweitergabe lieber abblasen sollten

Compliance macht es komplizierter

Mehr Schein als Sein

Gauner, Ganoven, Geschäftemacher

Wie man Bilanzen aufhübschen kann

Indiskutabel inkompatibel

Hinterlistige Heroen und schlitzohrige Schlawiner

Auf Sicht

Dick im Geschäft

Doktorheiten

Total abgehoben

Beste Verkäuferschulung der Welt

Hidden Champions hinter den sieben Bergen

Wer nicht wirbt, stirbt

Der Stoff, aus dem die Albträume sind

Metaphysisches für die Maloche

Da können Sie Gift drauf nehmen

Was lange währt, wird schließlich nichts

III. SCHÄTZUNGEN

Schätzungen: Ein Roundtable-Gespräch

Zukunft, Auskunft, Unvernunft

Disruptive Dysfunktionen

Agil, fragil, fragwürdig

Scrumbled Eggheads

Berater, die grauen(haften) Eminenzen

Fusionen und Konfusionen

Chefchen ins Trockene bringen

Mein Ding? Dein Ding? Meeting!

Anleitung zur Abkürzung ausufernder Unterredungen

Bloß nicht verzetteln bei dem, was man sich sparen kann

Videokonfusion aus dem Homeoffice

Denglisch klingt’s schöner

Logo! Es geschehen noch Zeichen zum Wundern

Das Blaue vom Himmel: Die Bildmarke der Deutschen Bank

Bitte warten, bitte warten … Das Logo der Telekom

Krieg die Sterne: Das Symbol der Mercedes-Benz AG

Streifendienst: Woran man Adidas erkennt

Kreuzweise: Das Signet der Bayer AG

Heißes Eisen: Der SAP-Amboss

Mit gestutzten Flügeln: Das Logo der Allianz

Rückschläge bezüglich Vorschlägen

Parklistige Täuschung

Grund zum Feiern

Kann ein Verband heilen?

Zwitscher ab!

Bunkern, was das Budget hergibt

Erneuerbare kriminelle Energie

Kummerhappen statt Hummerkrabben

Produktivität und Prokrastination

Schlussbemerkung und schlüssige Scherzwertung: Humor hilft, Krisen zu meistern

Anhang

Quälende Quellen und Links bezüglich Rechthabereien

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

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­

Ein-Schätzung: »Die Arbeit ist etwas Unnatürliches.« (Anatole France)

Ein anständiges Business-Buch beginnt mit einem schlauen Zitat. Warum also nicht auch ein unanständiges? Sei es der Chef bei der Mitarbeiterversammlung, die Managerin bei der Produktpräsentation, der Mitarbeiter in der Teamsitzung oder die Jubilarin bei ihren ersehnten letzten Worten: Jede im Berufsleben stehende Person zitiert, wenn den Mund zu öffnen sich nicht vermeiden lässt, gern Aphorismen, um sich und ihre Worte in gedankliche Nähe kluger Köpfe zu bringen. Wirkungsvoll ist das natürlich nur, wenn man auch im Publikum den Zitierten kennt. Aber wer, bitte schön, ist der Schöpfer obigen Zitats, also Anatole France? Ein Franzose oder Anatole? War Anatole nicht eine griechische Göttin?

Man sieht: Papier ist geduldig und das Publikum vergesslich. Keiner kennt mehr Anatole France, obwohl er zu Lebzeiten Berühmtheit erlangte. Immerhin hat er 1921 den Literaturnobelpreis bekommen, und sein Gesamtwerk wurde vom Vatikan auf die Liste der verbotenen Bücher gesetzt. Der Mann muss also die Wahrheit gesagt haben. Hatte er aber recht mit der Behauptung, es widerstrebe der Natur des Menschen, zielgerichtete Aufgaben auszuführen und etwas Vernünftiges zu schaffen? Wenn man dieses Buch zu Ende gelesen hat, wird man den Eindruck gewinnen können, dass dem so sei.

Ist Arbeit unnatürlich? Schlimmer noch: Geht es oftmals gar nicht darum, ob etwas unserer Natur entspricht, sondern vielmehr darum, wer recht hat? Natürlich geht es bei der Arbeit darum, wer recht hat. Vor allem in Deutschland. Rechthaberei-Fachmann Prof. Hans Ulrich Gumbrecht, ein renommierter deutsch-amerikanischer Publizist, meinte in einem Interview mit der Welt: »Es gibt eine Unfähigkeit, sich vorzustellen, dass man irgendetwas aus einer anderen Perspektive sieht, weil Positionen im Deutschen immer Positionen substanzieller Wahrheit sind. Was fehlt, sind die Fähigkeit und die Bereitschaft, zu sehen, dass es Menschen gibt, die bestimmte Dinge anders sehen als man selbst.« Pointierter: »Die Deutschen nerven mit ihrer Rechthaberei.«

Machen wir uns also an die Arbeit, nachzuschauen, wer jetzt recht hat. So leicht lässt sich das beim Thema Arbeit übrigens gar nicht feststellen. Es ist viel komplizierter, komplexer, konfuser und komischer, als sich das ein Nobelpreisträger mit einem albernen Aphorismus oder ein Publizist mit einer provokanten Phrase auszumalen vermag. Die Wirtschaft hat, gerade bei uns in Deutschland, ja ganz andere Probleme als die Durchdringung der Frage nach Wissen, Wahrheit oder Widernatürlichkeit: Das Wachstum dümpelt, die Digitalisierung schreit nach radikalen Veränderungen, der Fachkräftemangel bremst Expansionspotenziale aus, dringende Infrastrukturmaßnahmen werden verbummelt. Und als ob das alles noch nicht existenziell genug wäre, erdrücken in einer ruinösen Krisenkaskade Klimawandel, Corona, Krieg und Knappheit an Energie und Ressourcen alles, was nicht vorher schon in die Mangel genommen worden ist.

Wir Deutschen verharren blöderweise stets in dem Dilemma, dass bürokratische Schwerfälligkeit auf der einen Seite und politische Dumpfbackigkeit auf der anderen so gut wie jeden Anflug von kreativer Krisenbewältigung und mutiger Aufbruchstimmung lähmen. Das alles ist nicht nur nichts Unnatürliches im Wirtschaftsleben, sondern liegt in der Natur der Sache – zumindest wenn man die darüber reden hört, die tagtäglich zur Arbeit gehen. Mit dem brachialen Brexit und angedrohten weiteren nationalen Rückzügen innerhalb der EU-Gemeinschaft, zunehmend protektionistischen Tendenzen und zoll-kühnen Alleingängen bekommen wir zu allem Überfluss obendrein eine völlig unnötige Konjunkturdelle zu spüren. Als wäre das nicht genug, wollen sich zur Unzeit neue Player alte Pfründe sichern, sorgen Disruptionen für Irritationen und Plattformen im Internet machen formidable Industriezweige platt. Schließlich ist zu befürchten, dass für eminente CO2-Emittenten der Ofen sowieso bald aus ist.

Man sollte meinen, dass in Wirtschaftsunternehmen, die den Ernst dieser Lage erkannt haben, alle an einem Strang ziehen, bevor ihnen andere einen Strick daraus drehen. Stattdessen wird zusätzlich Energie für fragwürdige Fusionen, kindische Machtkämpfe und absurde Prestigeprojekte verschwendet – oder man verquasselt weiterhin unnötig viel Zeit in noch mehr Meetings, statt einfach mal was zu machen. Alle sollten zur Abwechslung auf ein Kommando hören. Aber auf wessen? Das des Chefs oder das der Mitarbeitenden?

Halt! Manche Manager würden hier schon einwenden, dass ich alles in einen Topf werfe und Äpfel mit Birnen vergleiche. Ja, mag sein, aber es sollte bei unternehmerischen Anstrengungen schließlich ums Kerngeschäft gehen. Kerne aber, und das weiß nun wirklich jeder, der sich durchbeißt, sind unverdaulich und werden ausgeschieden. »Freisetzen« heißt das dann meist in der Sprache des Human Resource Managements.

Wie kommt man gedanklich vom Apfelkern zum Arbeitsplatz, fragen Sie sich jetzt? Damit wären wir beim Thema dieses Buches angekommen, nämlich der Tatsache, dass sich irgendwie jeder veräppelt fühlt. So zweifelt laut Umfragen mehr als jeder zweite Arbeitnehmer an den Fähigkeiten seines Chefs. Selbige halten sich wiederum zu beinahe hundert Prozent für richtig gute Führungskräfte. Wie sehr Wunsch und Wirklichkeit, Fantasie und Fakten auseinanderklaffen, habe ich hier anhand von aberwitzigen und absurden, abenteuerlichen und absonderlichen, amüsanten und aufregenden Fallbeispielen aus der Welt der Arbeit zusammengetragen.

Ertragen habe ich all das allerdings nicht als Mitarbeiter oder Manager, sondern aus erster Hand erzählt bekommen oder mit eigenen Augen erlebt. Seit Jahren trete ich als Kabarettist und moderner Hofnarr für Firmen und Organisationen auf. Unter dem Stichwort »Business-Comedy« habe ich in den letzten zwanzig Jahren über 3000 Auftritte absolviert – bei Konzernen, Mittelständlern und Kleinbetrieben genauso wie auf Wirtschaftsforen, Symposien und Kongressen. Darunter waren auch exotische Engagements in Benediktinerklöstern, bei Millionärsclubs oder in Europas größtem Puff (für eine steife Gesellschaft von Geschäftsfreunden anlässlich eines Jubiläums).

Als besonders interessant erweisen sich immer wieder Auftritte unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Bei betriebsinternen Veranstaltungen erfährt man Dinge, die man nicht für möglich hält. Was wirklich im Firmenalltag passiert, ist aufschlussreicher als tausend Worte aus Presse- und Geschäftsberichten, Bilanzen oder Imagebroschüren. Die Wahrheit erfährt man nicht aus den wohlklingenden, hohlen Phrasen über Kunden-, Qualitäts- und Innovationsorientierung, die von Werbetextern zu austauschbaren Sentenzen zusammengeschustert werden. Man erfährt sie aus den originellen, originären und auch ordinären Anekdoten, Bonmots und Kalauern, die in Vorbesprechungen für Auftritte ausgeplaudert werden oder die man bei Firmenveranstaltungen selbst erlebt.

Auf den nachfolgenden Seiten werde ich aus meinem reichhaltigen Schatz an Unerhörtem und Unglaublichem erzählen. Das Geschilderte entspringt also nicht meiner Fantasie, auch wenn der Verdacht die geneigten Lesenden immer wieder beschleichen mag. Es handelt sich durch die (Werk-)Bank um reale Begebenheiten aus deutschen Unternehmen.

Aufgrund meiner humoristischen Rolle habe ich sicher eine Außenseiterperspektive auf vieles, was ich erlebe und hier wiedergebe. Daher mag sich für manche die Frage stellen, ob ich als externer Lachverständiger überhaupt in der Lage bin, Beobachtetes in seiner wahren Bedeutung und Tragweite richtig reflektieren und entscheiden zu können, ob nun Chefs oder Untergebene recht haben. Nun, ich bin ein- und ausgebildeter promovierter Geisteswissenschaftler. In dieser Eigenschaft verweise ich gerne auf den Oxford-Gelehrten Mark Forsyth, der in der Einleitung zu einem Fachbuch gestanden hat, dass er überhaupt nicht wisse, worum es sich beim Thema seines Buches eigentlich dreht: »Wenn sich Autoren durch Kleinigkeiten wie etwa Unkenntnis vom Schreiben abhalten lassen würden, wären die Buchhandlungen leer. Ich würde aber sagen, dass ich zumindest grob weiß, worum es geht.« Dieser Haltung und Einstellung möchte ich mich mit diesem Machwerk anschließen. Besagtes Buch von Forsyth heißt übrigens Eine kurze Geschichte der Trunkenheit. Womit bewiesen wäre, dass man nichts geleert haben muss, um sich als Gelehrter an einem Thema berauschen zu können.

Mit ähnlich beschwingter Fahne halte ich die Feder hoch – halt, umgekehrt! –: Mit beschwingter Feder halte ich die Fahne hoch, und behaupte, dass meine Methode der teilnehmenden Beobachtung, wie sie die Feldforschung im Übrigen seit etwa hundert Jahren in den Sozialwissenschaften praktiziert, auch hier relevante Ergebnisse hervorgebracht hat. Mit hermeneutischer und humoristischer Herangehensweise hinterfrage ich, was Angestellte so anstellen, um umsetzen zu können, was Vorgesetzte ihnen vorgesetzt haben. Typische Top-Tagungsthemen werden dabei genauso genüsslich zitiert wie flaue Floskeln aus versemmelten Versammlungen. Ob Vorstandsdramen um Vorzimmerdamen oder Ausschüsse (kompetente Köpfe) und Ausschuss (komplett Kaputtes), hier kommt alles auf den Tisch: Didak-tisch, fak-tisch, kri-tisch und manchmal auch idio-tisch!Um Struktur in die Unmenge an Unglaublichem zu bringen, habe ich meine Beobachtungen in drei Hauptteile untergliedert, damit der Schinken verdaulich wird. Apropos Schinken: Es war Francis Bacon, englischer Philosoph des 16. Jahrhunderts und Wegbereiter des Empirismus, auf den das geflügelte Wort zurückgeht: »Wissen ist Macht.« Macht nix, wenn Sie’s nicht wussten. Bacon war jedenfalls der Meinung, es gäbe »Menschen, die an Unklarheiten ihr Gefallen haben und es als lästig empfinden, wenn sie sich auf eine Begriffserklärung festlegen sollen«. Um alle Klarheiten zu beseitigen, wählte ich deshalb wissentlich Überschriften für meine übergeordneten Teile, die nicht wirklich weiterhelfen, Verwirrungen zu entwirren, aber die aufzeigen, worum es in der Wirtschaft geht und gehen sollte, nämlich: Wertschätzung, Werte, Schätzungen – und eine abschließende Scherzwertung.

Ich hoffe, das macht Sie jetzt schon mächtig neugierig – oder versetzt Sie mindestens in das Sentiment, das Francis Bacon meinte, als er mutmaßte: »Nichts macht den Menschen argwöhnischer, als wenig zu wissen.«

Wenn alle ihr Fett wegkriegen, tritt auch der Humorist ins Fettnäpfchen. Es geht um die richtigen Endungen, also die Pflicht und Kür, geschlechtergerecht Frauen, Männer und Diverse gleichermaßen anzusprechen. Wohl nicht grundlos endet Endung auf Dung. Es dünkt mir, dass man dabei viel Mist machen kann. Es unversucht zu lassen, macht es nicht besser, eher schlechter. Vielleicht heißt es deshalb ja Geschlechter. In der Wirtschaftswelt geht es ungerecht zu, wie dieses Buch zeigen wird. Der Anteil an Frauen in den Vorständen der DAX-Konzerne liegt bei lächerlichen 14 Prozent. In den unteren Etagen ist es nicht sehr viel besser. Nur knapp jede dritte Führungskraft ist weiblich. Deswegen möchte ich vor allem auf den verantwortlichen Alphamännern in der Hackordnung herumhacken und sie explizit nennen – weswegen ich oft die männliche Endung verwende, um den Sündenbock ins Visier nehmen und das Testosteron im Unterton deutlich machen zu können.

PS: Sollte ich Sie mit dem Geisteswissenschaftler-Geschwafel verschreckt haben, keine Sorge: Ich quäle Sie nicht mit Quellen, obwohl ich des Öfteren, wenn ich Gehörtes nicht glauben konnte, auch mal nachgeschlagen habe, um schlagende Beweise in den Händen zu halten, bevor ich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen habe. Es kommen also durchaus immer wieder mal aktuelle Zahlen vor, und bei der einen oder anderen Story wird es Ihnen die Schuhe ausziehen. Da braucht’s nicht noch eine Fußnote. Die Note, die Füße verströmen, ist ja meist nicht sehr dufte. Wollen Sie dennoch mehr wissen, schreiben Sie mir. Oder dem Verlag! Die verlegen viel, und was mal verlegt ist, findet keiner mehr so leicht. Ich hoffe, Sie finden es trotzdem gut.

I. WERTSCHÄTZUNG

Wertschätzung: Ein Roundtable-Gespräch

Gut ist, wenn man Einblick in Zusammenhänge gewinnt dank des Durchblicks anderer. Dafür werden gern Interviews geführt. Wörtlich übersetzt heißt das »Zwischenblick«, womöglich ein Blick zwischen die Zeilen. Das ist zumindest nie verkehrt. Beherzigt man dabei, dass ein Bonmot mehr sagt als tausend wortreiche Erklärungen, versteht sich von selbst, warum ich zum Zwecke dieser Ausführungen nicht Gespräche geführt habe, sondern zu klugen Aphorismen und bestehenden Originalzitaten, die es schon gab, nachträglich Fragen hinzugedichtet habe, um so verdichtet ein ideales Interview zum Thema Wertschätzung zusammenstellen zu können. Woher bekäme man sonst schließlich genau die Antworten, die man haben will?

Frage: Einer Headline der Fachzeitschrift Landwirt Bio habe ich kürzlich entnommen, worunter das ganze System leidet: »Es mangelt an Wertschätzung!« Müsste man da nicht mehr tun?Steve Jobs: »Ich bin genauso stolz auf das, was wir nicht tun, wie auf das, was wir tun.«Frage: Aber wäre es nicht wichtig, seinem Gegenüber Dankbarkeit zu zollen, zumindest seinen Kunden? Immerhin verdient man mit denen das ganze Geld. Sollten nicht wenigstens die zufrieden sein?Bill Gates: »Deine unzufriedensten Kunden sind deine größte Lernquelle.«Frage: Gut, aber eine Befragung in Deutschland ergab, dass auch die Mitarbeiter unzufrieden sind. 55 Prozent haben schon Geringschätzung am Arbeitsplatz erfahren. Müsste sich da nicht gehörig was verändern?Mahatma Gandhi: »Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.«Frage: Ja ja, aber ich erreiche doch nicht mehr Wertschätzung, wenn ich zuerst meinen Chef dafür geringschätze, dass er zu wenig wertschätzt. Wenn ich ihm das auch noch sage, verbrenne ich mir doch nur die eigenen Finger.Augustinus: »Nur wer selbst brennt, kann ein Feuer in anderen entfachen.«

Unterlassene Lobesleistung

Die Aussage vieler Arbeitnehmer, dass ihr Chef sie krank mache, wird bestätigt durch den Fehlzeiten-Report vom Wissenschaftlichen Institut der AOK, der jährlich veröffentlicht wird. Vorneweg und rundheraus: Mitarbeiter stehen drauf, wenn man hinter ihnen steht und noch mehr, wenn manchmal der Vorgesetzte vor ihnen steht und sie lobt. Mehr als zwei Drittel aller Befragten finden Loyalität (78 Prozent) und Lob (69 Prozent) richtig wichtig. Jedoch erlebt nur die Hälfte derselben selbiges, nämlich Zusammenhalt und Zuspruch. Die anderen fünfzig Prozent beklagen Duckmäusertum und Desinteresse.

In der Differenz von Wunsch und Wirklichkeit liegt das Dilemma. Wo wenig Respekt gezollt wird, müssen mehr Rezepte geschrieben werden; wo kein gesunder Menschenverstand herrscht, wird man krank. Je weniger der Rücken gestärkt wird, umso mehr schmerzt er. Wenn Angestellte in einem Unternehmen mit einer guten Unternehmenskultur rechnen dürfen und sich dann noch Loyalität und Lob dazu addieren lassen, kann man eine einfache Rechnung aufmachen: Die Rate physischer und psychischer Beschwerden im Beruf reduziert sich um die Hälfte. Bei schlechten Unternehmenskulturen hingegen fühlen sich zwei Drittel aller Befragten auch gesundheitlich schlecht – übrigens zu gleichen Teilen aufgrund physischer und psychischer Beschwerden. Verrückt, was?

Unverrückt ist dennoch bei vielen Vorgesetzten die Vorstellung, dass Lob schädlich für die Arbeitsmoral sei. »Nicht getadelt ist genug gelobt.« Lob könnte ja zur Selbstüberschätzung des Gelobten führen. Dann begehrt der womöglich auf oder will mehr. Blöd nur, dass sich der Nichtgelobte, bevor er überhaupt auf den Gedanken käme, sich nach der Decke zu strecken, lieber unter der Bettdecke verkriecht. Fast jeder Dritte hat in schlecht bewerteten Unternehmen mehr als zwei Wochen im Betrieb gefehlt, bei den guten war es nur jeder Sechste. Halb so wild also? Nee, halb so krank! Einziger Trost für die Lobverweigerer und Betriebsdiktatoren unter den Chefs: Beschäftigte in mies bewerteten Unternehmen gehen häufiger auch krank zur Maloche, selbst wenn ihnen der Arzt davon abrät. Fiese Chefs mag das anstacheln: Zusammenscheißen kann auch zusammenschweißen.

Insgesamt gesehen steigt die Fehlzeitenrate übrigens von Jahr zu Jahr leicht an. Das lässt die Hypothese zu, dass immer weniger gelobt wird, was wiederum die Mitarbeiter immer mehr kränkt und kranker macht.

Auch wenn vielen Führungskräften die Zeit fehlen dürfte, Studien zur Mitarbeitergesundheit anzustellen oder wenigstens zu überfliegen, sollte Sie folgender Gesundheitsgrundsatz beflügeln: Es lohnt sich immer, drauflos zu loben. Rechnen Sie im gegenteiligen Fall mit dem Schlimmsten: Die krankheitsbedingten Kosten pro Arbeitnehmer liegen laut einer Studie von Booz & Company bei circa 3600 Euro pro Jahr. Die Studie liegt leider ein paar Jahre zurück. Vielleicht hatte aufgrund von Krankheitsausfällen seitdem keiner mehr Zeit, eine neue zu machen. Es dürfte aber wohl nicht bei den 3600 Euro geblieben sein. Das summiert sich in Deutschland zu volkswirtschaftlichen Kosten durch Produktivitätsausfälle in Höhe von mindestens 225 Milliarden Euro auf. Sollten Sie also im Kalkül gehabt haben, dass ein paar Krankentage schon nicht ins Gewicht fallen, haben Sie sich verkalkuliert. Klopfen Sie lieber Schultern statt Sprüche und zollen Sie stets höchste Anerkennung. Das kostet Sie gar nichts, außer einem müden Lächeln vielleicht.

Dumm führt gut?

Kennen Sie Vorgesetzte, die sich aufplustern, ohne eine Ahnung zu haben, worum es eigentlich geht? Die herumtoben, nur um Macht zu demonstrieren, statt konstruktive Beiträge zu komplizierten Prozessen zu liefern?

Manchmal erinnern mächtige Firmenlenker an tumbe Trampel, wenn sie gepflegte Umgangsformen über den Haufen werfen und sich dabei auch noch so fühlen, als wären sie die besten Anführer, die man je gesehen hat. Direktoren-Dickschädel führen sich oft auf wie die sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen und wähnen sich als geniale Dealmaker, wenn sie ganz undiplomatisch und unempathisch so reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist: laut, polternd, fordernd.