Warum französische Frauen jünger aussehen - Mireille Guiliano - E-Book

Warum französische Frauen jünger aussehen E-Book

Mireille Guiliano

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Beschreibung

Französische Frauen haben nicht nur bis ins hohe Alter Esprit und Charme, sie sehen auch unverschämt jung aus. Und das ganz ohne sündhaft teure Anti-Aging-Cremes, aufwändige Gesichtsbehandlungen oder sich gar unters Messer zu legen. Wie einfach und dabei elegant man mit seinem wahren Alter umgeht und dabei blendend aussieht, zeigt Mireille Guiliano in ihrem neuen Buch: Sie gibt unschlagbare Tipps, wie man gutaussehend und würdevoll durch die besten Jahre kommt – voll geheimer Schönheitstricks, Witz und cleverer Ratschläge.

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MehrüberunsereAutorenundBücher:www.piper.deÜbersetzung aus dem Amerikanischen von Monika BaarkVollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe 1. Auflage 2014ISBN 978-3-492-96684-9© 2013 by Mireille GuilianoTitel der Originalausgabe: » French Women Don’t Get Facelifts «, Hachette Book Group, New YorkDeutschsprachige Ausgabe: © Piper Verlag GmbH, München 2014

Covergestaltung: Mediabureau Di Stefano, Berlin

Covermotiv: R. Nichols/art department

Datenkonvertierung: Fotosatz Amann, MemmingenAlle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Personnen’estjeuneaprèsquarantemaisonpeutêtreirrésistibleàtoutâge.

Nachvierzigistniemandmehrjung,abermankanninjedemAlterunwiderstehlichsein.

Coco Chanel (1883–1971)

OUVERTÜRE: ALTERN ALS HALTUNG

Letzten Sommer in der Provence sagte mein kleiner Freund – ein hübscher, aufgeweckter Wirbelwind von einem dreieinhalbjährigen Kerlchen, halb Franzose, halb Inder – zu mir: »Du bist alt.« »Ja, das bin ich«, sagte ich. Was hätte ich auch sagen sollen? Natürlich ist für ein Kind schon jemand mit vierzig alt. Sein Vater war entsetzt und entschuldigte sich bei mir, aber ich habe die sechzig erreicht und weiß, wie ich im Spiegel aussehe. Wenn ich mit dem französischen Schnellzug TGV reise, kaufe ich mir jetzt ein Seniorenticket. Dabei bin ich keine Spur langsamer geworden.

Denn es ist so: Im Geiste komme ich mir nicht alt vor. Eigentlich denke ich gar nicht über das Alter nach, auch wenn ich es manchmal spüre … und sehe. In Gedanken bin ich irgendwie alterslos oder zumindest in dem Alter, das ich mir in den Bildern der Erinnerung zuordne. Wenn ich mir alte Fotos ansehe, bin ich tatsächlich eine Zeitreisende, ich schlage der Zeit ein Schnippchen und lebe innerhalb dieser Fotos in der Gegenwart.

Unterwegs im TGV geht mir jedoch auf, dass ich so glücklich bin wie nie zuvor. Und das ist überraschend. Die Leute haben einen Horror davor, alt zu werden oder sich alt zu fühlen, aber heutzutage gilt neunzig als alt, nicht sechzig, nicht mal siebzig. Und ich bin nicht die Einzige, die allmählich dahinterkommt, dass das Älterwerden allerhand Vorteile mit sich bringt. In der Hinsicht bin ich wie die meisten französischen Frauen meines Alters. Als Gruppe sind wir am glücklichsten zwischen fünfundsechzig und siebzig. Das muss man sich mal überlegen. In meinem Fall stimmt es. Fachleute behaupten, es habe mit unserer Reife zu tun, die dazu beiträgt, dass wir gute Entscheidungen treffen, um zufrieden zu sein mit dem, was wir haben – und das gilt für Frauen wie für Männer. Gewiss geht es uns im Alter nicht mehr so sehr ums Werden als vielmehr um das Sein. Wir müssen uns nicht mehr beruflich verändern oder Karriere machen, wir haben unser festes soziales Umfeld, wir haben gelernt, unsere Vorlieben und Grenzen zu akzeptieren. Und wir müssen uns nicht mehr mit Regel und PMS herumschlagen.

In Amerika lebe ich in einer Kultur von Jugendwahn und Leistungsdruck. Alt zu sein hat oftmals einen negativen Beigeschmack. Unsere Multitaskingfähigkeiten lassen nach, und wir sehen dabei auch noch weniger gut aus. Ist das ein Nachteil? Ich habe eine vierundneunzigjährige Freundin, die hin und wieder zu mir sagt: »Altwerden ist das Letzte.« Ah, aber dasselbe sagen manche über ihre Teenagerzeit. Immer wieder dienen mir die ganz Alten als Ansporn, darüber nachzudenken, was ich jetzt tun kann, um besser auf die kommenden Stadien meines Lebens vorbereitet zu sein und sie wirklich genießen zu können. Von den Ökonomen über die Soziologen bis hin zu den Psychologen: Sie alle versuchen herauszufinden, was Zufriedenheit ausmacht – jene von den Franzosen bevorzugte, mildere Ausprägung von »Glück«. Ich habe nicht schlecht gestaunt über Studien, die belegen, dass wir zwischen zwanzig und fünfzig gar nicht so glücklich sind, wobei Menschen zwischen fünfundvierzig und fünfzig vielleicht ihre am wenigsten glückliche Zeit verleben, während danach die Zufriedenheit bis in die Siebziger hinein immer mehr wächst. Also sehen Sie zu, dass Sie Ihren fünfzigsten Geburtstag gebührend feiern. Er markiert einen Neubeginn.

Als ich in meinen Dreißigern und Vierzigern war, habe ich überhaupt nicht ans Älterwerden oder Altsein gedacht. Ich lebte vor allem in der Gegenwart, ich war beschäftigt und wollte mein Leben in vollen Zügen genießen. Allerdings habe ich immer auf eine gesunde Lebensweise geachtet. Und in meinen vier Büchern – von denen sich drei damit befassen, wie man ein positives Verhältnis zum Essen und zu sich selbst entwickelt – gebe ich viele meiner langjährigen Erfahrungen weiter. Aber sie sind nur ein Teil dessen, was Lebenskunst und joiedevivre ausmacht.

Genetisch gesehen könnte ich sehr lange leben, und ich will wissen, wie man das Älterwerden anpackt, um wirklich das Beste daraus zu machen. Und ich weiß, ich bin nicht allein. Meine Freundin hätte sich niemals erträumt, vierundneunzig zu werden, und sie hatte sich auf ein so hohes Alter nicht vorbereitet, anders als ich es tun werde. Dabei denke ich gar nicht so sehr an ein langes Leben, sondern vielmehr daran, in den kommenden Jahrzehnten gut auszusehen und mich gesund zu fühlen.

Unsere Welt ergraut: Europa altert, Amerika altert, China und andere Nationen altern. Ich gehöre zur Babyboomergeneration, und die Realität sieht so aus, dass tagtäglich über siebentausend Amerikaner ihren fünfundsechzigsten Geburtstag feiern. Im Jahr 2030 werden achtzehn Prozent der amerikanischen Staatsbürger Senioren sein, schon heute sind es zwölf Prozent. Dieser Trend gilt für die Mehrheit aller Nationen. Im Jahr 2025 wird ein Drittel aller Japaner fünfundsechzig oder älter sein.

Wegen meiner Ratgeber und vielleicht auch deshalb, weil ich als Französin zur Welt gekommen bin, werde ich immer wieder um Tipps zum Thema »Altern mit Würde« gebeten, ein Ausdruck, der mir nicht gefällt. Ich glaube vielmehr an das »Altern mit Haltung«.

Da ich in zwei Ländern lebe, in meinem Geburtsland Frankreich und in meiner Wahlheimat Amerika, und dazu auch noch ständig in der Weltgeschichte herumreise, sehe ich manchmal die Vorteile (und Dummheiten) jeder Kultur besonders klar, und ich tausche mich gern mit anderen Frauen darüber aus, was gut zu funktionieren scheint – und was nicht. Nehmen wir zum Beispiel Facelifting und Schönheitschirurgie.

Schönheitschirurgie ist auf der ganzen Welt beinahe zu einer Art Religion geworden, und viele gehen zum Arzt wie andere in die Kirche, bis ihre Haut so gespannt ist wie eine zu enge Bluse und sie ein eingefrorenes Lächeln im Gesicht haben. Frankreich, ein Land, in dem weibliche Schönheit hochgehalten wird und in dem auch nicht mehr ganz junge Frauen für Begehren, Eleganz und Verführungskunst stehen, ist kein Faceliftingland wie etwa Südkorea oder Amerika. Französische Frauen streben nach einem natürlichen Look und Körpergefühl, sie kaufen sich Cremes und Peelings und, na gut, greifen vielleicht auch mal zu Botox oder anderen Faltenauffüllern, aber sie achten darauf, was sie essen und anziehen, bevor sie sich unters Messer begeben. Und wenn sie dann doch etwas nachhelfen, ist Fettabsaugen die favorisierte Option.

Natürlich ist die Schönheitschirurgie ein Dauerbrenner; sie wird sogar immer wichtiger werden, und ich habe bestimmt nicht vor, gegen Windmühlen zu kämpfen. Laut Statistik sind die Asiaten, um nur eine Bevölkerungsgruppe zu nennen, geradezu verliebt in Schönheits-OPs. Ähnlich wie wir uns an Klimaanlagen gewöhnt haben (siebenundachtzig Prozent aller Haushalte in den USA besitzen eine) und wir weniger über das Ausschalten nachdenken als über den effizienteren und klügeren Umgang damit, werden die Menschen auch die Schönheitschirurgie nicht einfach ausschalten, die es seit über viertausend Jahren gibt. Aber sie wird uns weder jünger machen, noch wird sie uns ein längeres Leben schenken. Für manche gehört sie einfach zum Leben dazu. Um mit Haltung zu altern, finde ich es jedoch besser, den Lack von innen nach außen aufzutragen, statt umgekehrt.

Im Hinblick auf die zweite Lebenshälfte ist es gut, einen Plan zu haben, eine Strategie, die auf Selbsterkenntnis, gesundem Menschenverstand und Lebenslust basiert. Für mich geht es darum, sich durch alle Episoden und Stadien des Lebens hindurch in seiner Haut wohlzufühlen – êtrebiendanssapeau. Sie und ich haben nicht dieselben Gene, wir leben nicht am selben Ort, wir haben nicht dieselben Ressourcen, und dennoch können wir dieselbe Grundeinstellung haben: das Ziel, uns wohlzufühlen in unserer Haut. In unserer individuellen Haut. Wir sind alle einzigartig, und es gibt kein Patentrezept. Ein individueller Plan ist das A und O, also werden Sie ein paar Hausaufgaben machen müssen, die Ihnen keiner abnehmen kann. Und ein Plan ist vor allem ein gedanklicher Ansatz und setzt eine innere Einstellung voraus.

Die Bilder, oft von Prominenten, die heutzutage weltweit durch die Medien geistern, haben die Sache nur verschlimmert. Ja, wir leben länger, aber der Jugendwahn lässt Frauen immer mehr an sich selbst zweifeln, und wir sind besessen davon, jünger auszusehen, als wir sind. Aufgeben scheint oft der einfachste Ausweg. Zu viele Frauen über vierzig lassen sich gehen – selaissentaller. Sehen Sie sich nur um: Verfettung wird auf beängstigende Weise gesellschaftlich akzeptabel; ebenso die Angewohnheit, sich zwanglos, schlecht und ohne Stil (auch »bequem« genannt) zu kleiden. Dann sind da die in Talkshows, Frauenzeitschriften und Blogs angepriesenen Hauruckdiäten und die von »Experten« aller Art erfundenen Rezepte, Tricks und Promitipps. Mir scheint, dass amerikanische Frauen zu beiden Extremen neigen: Beim Thema Abnehmen gilt zum Beispiel »alles oder nichts«, was, wie ich glaube, auch der Einstellung mancher Frauen zum Älterwerden entspricht. Sie wollen sich als jung und makellos sehen, aber dann erkennen sie, dass es mit dem Alter unweigerlich bergab geht. Fühlen sie sich erst einmal alt, geben viele auf. Warum? Es ist doch alles eine Frage der Einstellung. Unsere psychische und emotionale Verfassung hat einen gewaltigen Einfluss auf unser Aussehen.

Woche für Woche schießen neue Rezepte, neue Diäten, neue Produkte wie Pilze aus dem Boden, die angeblich jung, schlank oder schön machen. Wer glaubt denn eigentlich daran? Entwickeln Sie also für die kommenden Jahre ein System mit ein paar Ritualen, etwas Spaß und Spontaneität, etwas Feintuning und Neuerfindung – nichts Drastisches und nichts, was wehtut –, und je früher Sie damit anfangen, desto besser, aber spätestens mit vierzig sollten Sie loslegen. Das ist das sichere Startsignal der Natur. Wenn Sie über vierzig sind, auch kein Problem, aber beeilen Sie sich und springen Sie mit an Bord.

Was folgt, ist eine bunt gemischte Sammlung von Mitteln und Wegen, mit denen man ab vierzig die Gestaltung des Älterwerdens in Angriff nehmen kann, um so über die zweite Lebenshälfte hinweg das Leben in vollen Zügen zu genießen. Sie sind fünfzig? Genau das richtige Alter, um mitzumachen. Für Erkenntnisse und gute Ratschläge ist es eigentlich nie zu spät. Das Buch bietet praktisches Wissen sowie die neuesten Tipps und Tricks, um sich ein individuelles Erfolgsrezept zusammenzustellen. Wie es meine Art ist, habe ich Geschichten und Anekdoten aus meinem Leben eingestreut, die Ihnen hoffentlich Spaß machen und sinnvoll erscheinen werden. Man kann keinen Jungbrunnen zwischen zwei Buchdeckel pressen, dazu ist das Thema zu vielschichtig. Aber eine Grundeinstellung und einen systematischen Ansatz schon. Dieses Buch – das sich an Frauen, aber im weiteren Sinne auch an Männer richtet – soll Ihnen als Lesern helfen, eine Formel zu finden, um Ihr Äußeres und Ihre Gesundheit zu optimieren, mehr Freude am Leben zu haben und sich in jedem Alter wohlzufühlen in Ihrer Haut. Es ist auch ein Aufruf zum Kampf gegen die Widrigkeiten des Älterwerdens. Es bietet alles, um sich körperlich und geistig zehn Jahre jünger zu machen.

Und nun, wie wir auf Französisch sagen: Attaquons!

KAPITEL 1Das Feststellen der Schwerkraft

Solange ich denken kann, hatte mein Mann einen blonden Schnurrbart. Eines Tages, vor nicht allzu langer Zeit, kam er jedoch zu mir und sagte: »Sieh dir das an, mein Schnurrbart ist ganz weiß.« So ist es tatsächlich und war es wohl schon seit gut drei Jahren, bevor es ihm auffiel.

Ich weiß nicht, was eine Fliege beim Anblick ihres Spiegelbilds denkt … Doch um das Älterwerden im Griff zu haben, müssen wir in den Spiegel schauen und uns wirklich sehen, innerlich wie äußerlich. Viele von uns machen sich etwas vor. Wir sehen nicht die Person, die wir jetztsind. Wir sehen die Person, die wir malwaren. Oder wir sind geblendet durch die Person, die wir sein wollen oder zu sein glauben.

Nur wer sich wirklich kennt, kann gut altern, sich wohlfühlen in seiner Haut und eine gesunde, realistische und positive Einstellung zum Älterwerden entwickeln.

Um mit Haltung zu altern, müssen wir uns unbedingt in regelmäßigen Abständen sehr genau im Spiegel ansehen.

Auf was sollte man dabei achten? Man kann zu diesem Thema kein Buch und keine Zeitschrift aufschlagen, man kann im Fernsehen oder im Radio keine Sendung hören, ohne dass darin die immer wiederkehrenden Themen mit den »üblichen Verdächtigen« auftauchen: Gesundheit, Aussehen, Bewegung, Ernährung, Lebensstil, medizinische Wundermittel (zu denen ich als Unterkategorie die Schönheitschirurgie zählen würde) und Beziehungen.

Und zwecks Selbsteinschätzung und gegebenenfalls ein wenig Selbstmodifikation möchte ich als eigene Kategorie hinzufügen:

Haltung.

Zu den spezifischeren Fragen, die man sich beim Blick in den Spiegel stellen könnte, kommen wir später. Lassen Sie uns trotzdem von Anfang an die Macht der richtigen Grundhaltung hervorheben. Sie ist ein Wundermittel. Und nach Zaubertränken gegen das Altern suchen die Menschen wahrscheinlich schon, seit es Menschen gibt.

DieHaltungderfranzösischenFrauen

Die Schwerkraft funkioniert in Frankreich genauso wie in der restlichen Welt, vor allem, wenn man in seine Sechziger und Siebziger kommt, manchmal sogar schon früher. Französische Frauen sehen das Älterwerden aber anders als die Frauen in den meisten anderen Kulturen. Der größte Unterschied zwischen französischen Frauen und den meisten anderen besteht nicht in Fragen der Körperpflege, Kleidung, Ernährung, Gesichts- oder Hautpflege, sondern in der Einstellung. Das fängt damit an, dass französische Frauen das Wort »alt« anders definieren. Eine jüngere, multinationale Studie hat gezeigt, dass sich Französinnen am wenigsten Gedanken um das Altern machen, und ein lässiges Drittel war der Ansicht, »alt« beginne erst mit achtzig.

Natürlich gilt in Frankreich eine Frau in ihren Vierzigern und Fünfzigern noch immer als attraktiv und begehrenswert. Sie spürt das und verhält sich entsprechend, wobei sie keineswegs so tut, als wäre sie alterslos. Sie ist mit sich im Reinen. Sie ist gepflegt, achtet meist auf Gewicht und Erscheinung, versucht aber nicht, wie zwanzig auszusehen. Amerika und viele andere Kulturen sind Jugendkulturen, Frankreich dagegen nicht. Nehmen Sie die bekanntesten französischen Schauspielerinnen. Sie alle strahlen eine Anmut und betörende Schönheit aus, die weder makellos ist noch an ihre Jugendjahre oder Zwanziger erinnert. Juliette Binoche? Geboren 1964. Catherine Deneuve, nach wie vor eine Ikone. Geboren 1943. Selbst Enddreißigerinnen wie Marion Cotillard wirken »reif« und strahlen Ausgeglichenheit und Erfahrung aus.

In französischen Filmen gibt es jede Menge junge Frauen, aber auch sie sind keine ewigen DreiEngelfürCharlie. Denken Sie an die herzensgute, flachbrüstige Amélie (Audrey Tautou). In Filmen haben Frauen in ihren Fünfzigern nicht selten einen (jüngeren) Liebhaber. Im Film wie im Leben können Frauen im Beruf zwar kleinliche Bürokraten (eine typisch französische Eigenschaft) oder das Objekt diskreter Begierde sein, doch in ihrem Privatleben jenseits der Leinwand huldigen sie im Kleinen wie im Großen dem Intellekt. Französische Frauen können noch aus der Schulzeit Rousseau und Descartes zitieren und wollen immer alles diskutieren, vom Essen auf ihrem Teller bis hin zum jüngsten politischen Skandal. Erwachsen zu sein bedeutet, sich entwickelt zu haben. Und erwachsen zu sein heißt auch, manch eine Unsicherheit abgelegt zu haben, zum Beispiel, sich allzu sehr von der Schwerkraft verrückt machen zu lassen. Das Leben einer nicht mehr ganz jungen Frau hat viel damit zu tun, offensiv in der Gegenwart zu leben.

Sie kennen den Spruch »Fünfzig ist das neue Vierzig«. Ich habe mal geschrieben, Neunundfünfzig sei bisweilen das neue Sechzig. Und im NewYorker gab es eine traurige Karikatur mit dem Spruch: »Fünfundsiebzig ist das neue gar nichts«. Das hoffe ich zwar nicht, aber immerhin legt es nahe, dass man sich in seinen Siebzigern nicht zurückzuhalten braucht … wozu auch? Übrigens auch nicht in seinen Sechzigern und Fünfzigern àlafrançaise. Also, carpediem.

EintollesGefühl

Wie oft haben Sie Sprüche gehört wie »Man muss nur wollen« oder »Denk bloß nicht mehr drüber nach, das macht dich nur krank« oder »Sie hat sich aufgegeben«? Das sind alte Hüte.

Neu jedoch ist – wenn man nach fünfzig Jahren noch von neu sprechen kann –, dass die Macht des Geistes inzwischen wissenschaftlich erwiesen ist und eine eigene wissenschaftliche Disziplin darstellt. Das Feld hat sogar einen hochtrabenden Namen: Psychoneuroimmunologie. Der Glaube kann medizinische Wunder wirken.

Der Placeboeffekt ist Ihnen sicherlich ein Begriff. Je mehr ein Mensch an eine Behandlung oder ein Medikament glaubt, desto wahrscheinlicher ist es oft, dass er eine Verbesserung seines Gesundheitszustands erfährt. Placebos helfen mitunter gegen Ängste, Schmerzen, Depressionen und diverse andere Störungen. Vor wenigen Jahrzehnten wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass das Immunsystem mit dem Gehirn verknüpft ist und zwischen Hormonen und Neurotransmittern ein komplexer Informationsaustausch stattfindet.

Wenn dies auch keine rundherum probate Anti-Aging-Pille ist, so können doch mit bewusstem Glauben wie auch mit unbewusster Konditionierung körperliche Abläufe gesteuert werden, Immunreaktionen zum Beispiel und das Freisetzen von Hormonen. Klebt man einem Kind ein Pflaster auf, ist das Kind getröstet und fühlt sich besser, ohne dass es einen klaren medizinischen Grund dafür gibt. Wir wissen, dass ein starkes soziales Netzwerk Krebskranken bei der Genesung hilft. Das mag nun vielleicht kein Placeboeffekt im engeren Sinne sein, aber immerhin ein klares Indiz dafür, dass das Hirn für die körperliche und somit für die geistige Gesundheit eine entscheidende Rolle spielt. Durch Meditation zum Beispiel befreien wir uns von Selbsttäuschung und Stress und können dadurch inneren Frieden finden. Meditationstechniken wirken bekanntlich blutdrucksenkend und schmerzlindernd und sind imstande, Veränderungen in verschiedenen Hirnbereichen sowie allerhand andere Körperfunktionen auszulösen.

Der Punkt ist: Es liegt in unserer Hand, uns besser zu fühlen. Das muss man sich erst einmal klarmachen. Und dass wir das können, ist einfach großartig.

Sich realistische Ziele stecken, Optionen abwägen und dann in die Wege leiten, was wir über die verschiedenen kommenden Lebensabschnitte hinweg tun können und sollten: Das ist unsere wirkmächtige mentale Medizin, mit der wir einige unserer Leiden kurieren und für mehr Lebensfreude sorgen können. Ist das nicht ein tolles Gefühl?

Darfichvorstellen:Yvette,Ü-Achtzig

Ich bin in Lothringen aufgewachsen und hatte damals ein Kindermädchen, das praktisch zur Familie gehörte. Jeden Sommer wurde ich beispielsweise für ein bis zwei Monate zu meiner Großmutter auf den Bauernhof geschickt, und Yvette übernahm das Kofferpacken und vermittelte jeden Tag zwischen mir und meiner strengen Großmutter … jahrein, jahraus. Irgendwann heiratete Yvette und bekam selbst einen Sohn und eine Tochter, und ich ging von zu Hause weg, zunächst auf die Highschool in der Nähe von Boston, dann zum Studieren nach Paris und später mit meinem Mann nach New York. So blieben wir hauptsächlich über meine Mutter in Kontakt und trafen uns hin und wieder auf eine Tasse Kaffee. Trotzdem waren wir uns immer sehr nahe. Als meine Mutter schließlich »in den Ruhestand« nach Südfrankreich ging, war es Yvette, die nach ihr sah und zuverlässig Bericht erstattete. Und nach dem Tod ihres Mannes zog auch sie nach Südfrankreich in den Ruhestand, und zwar nach Toulon an der französischen Riviera (die Heimat des Airbus). Sie hat einen wunderbaren Gefährten gefunden und genießt als über Achtzigjährige mit ihm zusammen das Leben. Die beiden besitzen sogar einen Luxus-Caravan und gehen auf einem Wohnwagenplatz eine halbe Fahrstunde von ihrer Stadtwohnung aus »campen«. Jedes Jahr im Sommer kommen sie mich in meinem Haus in der Provence besuchen, und ich freue mich immer riesig darauf.

Letzten Sommer kam Yvette in Begleitung ihres charmanten Gefährten und ihres Sohnes Claude, der ganz im Norden von Frankreich lebt. Bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Tropézienne, dem köstlichen Kuchen, dem Brigitte Bardot seinen Namen gab (ja, Yvette und ich sind immer noch richtige gourmandes, auch wenn wir uns etwas mehr zurückhalten als früher), kamen wir auf das Thema New York zu sprechen – ihr Sohn war vor ein paar Jahren mit seinen drei Töchtern dort gewesen, und alle vier hatten sich in die Vereinigten Staaten verliebt. Yvette sagte: »Weißt du, Mireille, ich bin auch hier, um mit dir über New York zu reden, denn ich möchte dich wirklich gern mal dort besuchen, um zu sehen, wie du lebst.« Und mit Nachdruck fügte sie hinzu: »Und zwar avantdevieillir (bevor ich alt bin).« Wenn das mal kein Altern mit Haltung ist!

Wir einigten uns sogleich auf die erste Novemberwoche für einen einwöchigen Besuch, und dass wir das taten, ist bezeichnend für die Lebensfreude und Spontaneität, die mit dem Alter kommt. Nachdem sie uns wieder verlassen hatte, bemerkte eine zweiunddreißigjährige Frau, die ebenfalls bei mir zu Gast war, dass Yvette viel jünger wirke, aber vor allem benehme sie sich überhaupt nicht ihrem Alter entsprechend. Und das stimmt. Yvette hat eine so angenehme Art, einem zu begegnen, ihr Blick hat etwas Verschmitztes, und man sieht ihr sofort an, dass sie das Leben liebt und jede Sekunde genießt.

Wenige Monate später mailte ich ihrem Sohn und bat ihn um ein paar Tipps, um Yvettes Besuch so angenehm wie möglich für sie zu machen, und ihr Sohn bestätigte mir, dass sie topfit, voller Elan und Neugierde sei und nie ihren Sinn für Humor verliere. Sie esse alles, nur kleinere Portionen als früher, und auch wenn sie vielleicht ein paar Pfund abnehmen könnte, fühle sie sich gesund und wohl in ihrer Haut. Ich fragte ihn, was sie denn machen wolle, außer sehen, wie ich lebte? Ins Musical und in die Oper gehen, verriet er mir. Ein paar Wochen später kam noch ein Profibasketballspiel dazu. Vielleicht ist an der Behauptung etwas dran, dass Madison Square Garden die berühmteste Arena der Welt sei (und ich dachte immer, es sei das Kolosseum in Rom). Ob sie irgendwelche körperlichen Beeinträchtigungen habe, fragte ich. Sie sei prima zu Fuß, erfuhr ich, nur das Treppensteigen falle ihr schwer. Halleluja. Ich wies ihn darauf hin, dass wir einen Fahrstuhl haben, der bis zu uns in den fünfzehnten Stock fährt!

Darfichvorstellen:Jack

Jack besiegte den Krebs. Und er hat immer gern gegen die Schwerkraft gekämpft. Jack kannte ich seit den Anfängen meiner Berufsjahre in New York. Er war unser Drucker und kam zweimal pro Woche in unserem Büro vorbei, um mit mir an diversen Projekten zu arbeiten. Ich habe ihn nie nach seinem Alter gefragt, aber er war damals bestimmt schon in den Siebzigern, wobei er mir eher wie vierzig vorkam. Eines Tages erzählte er mir von seiner Liebe zu Frankreich, und ich fragte ihn freiheraus nach seinem Erfolgsrezept für seine Lebensfreude, Energie und Vitalität, von seiner Herzenswärme und Heiterkeit ganz zu schweigen. Da erfuhr ich, dass er in seinen Fünfzigern an Krebs erkrankt war und dass die Krankheit sein Leben verändert hatte. Seine Behandlungen in New York hatten nicht angeschlagen, worauf er sich der alternativen Heilkunst zuwandte und sich außerhalb der Vereinigten Staaten medizinisch versorgen ließ. Ich erinnere mich, dass Mexiko zu seinen Stationen zählte. Was er im Ausland fand, war ein Lebensstil, bei dem Yoga und ganzheitliche, gesunde Ernährung eine entscheidende Rolle spielten. Es war eine lange Reise gewesen für diesen koboldhaften Mann mit der Halbglatze aus Brooklyn.

Was war also sein Erfolgsrezept? Seine Antwort lautete: »Ich mache jeden Morgen Yoga, vor allem einen zwanzigminütigen Kopfstand … und ich esse gesund.« Die Verblüffung war mir wohl ins Gesicht geschrieben, denn ehe ich mich’s versah, hatte er sich zu meiner absoluten Fassungslosigkeit mitten in meinem Büro auf den Kopf gestellt. »Seit ich Mitte fünfzig bin«, erklärte er, als er wieder richtig herum vor mir stand, »esse ich weniger. Ich esse einmal die Woche Fleisch oder Fisch und hauptsächlich Getreide, Eier, Obst und Gemüse, und gutes Brot, das ich jeden Samstag selbst backe.« (Also kein schwammiges Industrietoastbrot.) »Backen beruhigt die Nerven, aber vor allem esse ich ganz oft Suppen mit Kräutern und Gewürzen, und Joghurt« (für französische Frauen das Grundnahrungsmittel par excellence), und zwar selbst gemachten, denn er weigere sich, den »Dreck« (O-Ton) aus dem Supermarkt zu kaufen. Zugegeben, es war noch die Zeit, bevor man im Supermarkt auch naturbelassenen, vernünftigen Joghurt bekam. Dafür haben wir heute Hunderte von Joghurts, die Jack und ich, ohne zu zögern, dem Junkfood zurechnen würden, weil sie viel zu viel Zucker enthalten und teils auch noch den üblen Maissirup, pappsüße Fruchtzubereitungen und reichlich Konservierungsstoffe.

In seinem vorigen Leben müsse er entweder Buddhist oder Franzose gewesen sein, scherzte ich. Er war wirklich eine vollendete Mischung, und er versicherte mir, seit er mit Mitte fünfzig den Krebs besiegt habe, sei er fit wie nie zuvor in seinem Leben. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er in Anzug und Krawatte seinen Kopfstand machte, und stelle mir vor, was passiert wäre, wenn genau in dem Moment jemand in mein Büro gekommen wäre. Jedes Mal muss ich bei dem Gedanken lachen. Ich war immer ein großer Fan von Jack und habe mich stets auf seine Besuche gefreut.

Kann man bei Jacks Genesung von einem Placeboeffekt sprechen? Zum Teil vielleicht schon, aber es funktionierte, weil er den Willen hatte zu leben. Es war seine innere Einstellung. Dass er auf Yoga und gesunde Ernährung kam, liegt nahe, denn beides sorgt erwiesenermaßen für ein langes Leben, und das hatte Jack tatsächlich.

Darfichvorstellen:Denise

Seien wir mal ehrlich: Wir kennen doch alle jemanden, bei dem wir uns insgeheim fragen, ob er oder sie beim Blick in den Spiegel die Augen aufmacht.

Ich habe eine alte Schulfreundin namens Denise, mit der ich in meinen Zwanzigern bis Anfang dreißig viel Zeit verbrachte. Inzwischen sehen wir uns nur noch etwa einmal im Jahr. Und jedes Mal macht mir ihr Aussehen Sorgen. Denise müsste wirklich mal richtig in den Spiegel schauen. Müssen wir das nicht alle? Wenn wir – obwohl kein Halloween ist – aussehen, als gingen wir auf ein Kostümfest, nun, dann wird es Zeit, noch einmal genauer hinzuschauen.

Manchmal frage ich mich, ob ich ihr nicht ein paar Frisuren- oder Make-up-Tipps geben soll. Wir können so viel tun, um Körper und Geist bei der Stange zu halten und einen gesünderen und glücklicheren Marsch in Richtung des Unabwendbaren anzutreten. Ich müsste meine Hinweise einfach nur in freundliche Worte kleiden. Oder ist sie etwa glücklich mit ihrem Aussehen?

Nein, glücklich wirkt sie nicht. Im Gegenteil, sie scheint sich aus einem mir nicht ersichtlichen Grund »aufgegeben« zu haben. Vielleicht wissen Sie, was ich damit meine. Meine Freundin trägt immer nur Schwarz oder dunkle, unvorteilhafte Kleidung. Den dezenten Lippenstift und den Lidschatten von früher lässt sie heute weg. Ihre Frisur ist altmodisch und steht ihr nicht. Für mich sieht sie aus wie auf einem Foto aus den 1940er-Jahren. Ich will so nicht denken, aber ich kann nicht anders. Und sie ist im Grunde noch gar nicht alt, denn ihrer Familiengeschichte und Veranlagung nach hat sie noch einige Jahrzehnte vor sich.

Jahr für Jahr betrübt es mich mehr, dass die Kluft zwischen unserer jeweiligen »Haltung« immer größer wird. Ich habe beschlossen, mit einer positiven Einstellung, beherzt und mit Selbstachtung älter zu werden. Sie dagegen scheint eine Verfechterin des Prinzips »Altern mit Apathie« zu sein.

Bin ich überkritisch? Wahrscheinlich ja, aber ich bin dennoch realistisch genug, um auch einmal das Negativbeispiel einer Frau ins Spiel zu bringen, die sich nicht selbst sieht und ohne Haltung altert. Ich habe hart daran gearbeitet, um das Älterwerden positiv anzugehen, und ich will meine Position verteidigen. Wenn sich Frauen (und Männer) in unserem Umfeld aufgeben, hat es etwas Deprimierendes, mit ihnen zusammen zu sein!

Ist es möglich, meine alte Freundin aus ihrer Lethargie aufzurütteln? Wenn sie nur ein paar Vorschläge aus diesem Buch annähme, würde es schon Wunder wirken. Vielleicht merkt sie sich ja wirklich das eine oder andere. Aber das würde voraussetzen, dass sie sich selbst sieht, und manchen Frauen fällt es offenbar schwer, sich dem, was sie im Spiegel sehen, zu stellen.

Frauenfreundschaften sind etwas sehr Wichtiges im Leben, aber gerade in späteren Jahren ist es entscheidend, dass wir uns mit positiv denkenden Menschen umgeben – Menschen, die eine ähnliche Sicht auf die Dinge haben wie wir selbst. Denken Sie an den alten Spruch »Man ist immer so alt, wie man sich fühlt«. Suchen Sie die Gesellschaft von Menschen, die im Herzen jung sind und sich körperlich und geistig fit halten … und schauen Sie mal, was passiert. Ich verspreche Ihnen, es macht einen Unterschied!

VergessenSiedieSphinx

Wie richten wir also unser Denken und unser Verhalten so aus, dass wir mit Haltung altern können? Ich sage, vergessen Sie das Rätsel der Sphinx, vergessen Sie das Gehen am Stock, und hören Sie auf, das Alter als »drittes Lebensalter« zu betrachten; das zieht einen nur runter und bringt einen auf falsche Gedanken. Stattdessen stelle ich Ihnen nun die organisatorische Gliederung in drei Teile vor, mit der ich das Altern mit Haltung in Angriff nehmen will: Das Mentale, das Physische und das Optische (wobei ich bei Letzterem vor allem an unsere persona denke, unsere Maske, die wir aufsetzen, um anderen zu begegnen). Wie sehen wir aus, wie wirken wir auf uns selbst und andere? Wie fühlen wir uns körperlich, also gesundheitlich, und darüber hinaus? Was ist in unserem Kopf los?

Natürlich stellen das körperliche, geistige und das äußerliche Altern keine parallelen Entwicklungslinien dar. Nicht selten sind die drei Faktoren eng miteinander verknüpft. Hautpflege zum Beispiel schafft einen gesunden rosigen Teint, und das gibt einem ein gutes Gefühl. Auf jeden Fall wirkt sich Gesundheit auf die äußere Erscheinung und Einstellung aus, und umgekehrt.

Es gibt allerhand Fragen, die wir uns stellen müssen, wenn wir im Lauf des Älterwerdens einen Blick in den Spiegel werfen … allgemeine wie spezifische Fragen.

Fragen Sie sich erst mal ganz allgemein: GefälltmirmeinÄußeres? Gibt es etwas, das Sie tun könnten, um Ihr Äußeres zu optimieren? Wollen Sie das? Manche Dinge, die Schwerkraft zum Beispiel, lassen sich nur mühsam ändern, aber ihre Auswirkungen können entschärft werden. Wie steht es mit Ihrer Gesundheit? Könnten Sie mehr für Ihre Gesundheit tun? Wollen Sie das? Und weiter. Wie steht es mit Ihrer Einstellung zu sich und dem Älterwerden? Könnten Sie etwas tun für eine bessere Einstellung? Weiter geht’s. Irgendwann kommt die Zeit, da müssen Sie Ihren Bikini in Rente schicken. Ist das vielleicht jetzt? Und wie sieht es mit Ihren High Heels aus? Und mit Sex?

NeuesJahr,neuesIch

So sicher, wie die Sonne im Osten aufgeht, kommt jedes Jahr der Januar und damit die Zeit der großen Werbefeldzüge für Selbsthilfe-Aktionsprogramme. Fitnessclubs verkaufen vergünstigte Mitgliedschaften, aber annullieren sie dann wieder, weil die Leute die Gymnastikkurse und Trainingsgeräte nach ein paar Monaten doch nicht mehr nutzen. In Zeitschriften, Büchern und auf Videos wimmelt es nur so von Wunderdiäten. Und Ratschläge, wie man in Schule und Beruf neu durchstartet, schwirren umher.

Gewiss stellt der Beginn eines neuen Jahres eine günstige Zeit für gute Vorsätze dar (wobei man genauso gut heute oder morgen damit anfangen kann, einen Zwölfmonatsplan aufzustellen). Die Realität hinter all den guten Absichten sieht jedoch so aus, dass sie schnell wieder aufgegeben werden, weil sie illusorisch und unhaltbar sind. Der Jo-Jo-Effekt im Anschluss an die vielen Diäten, die im Januar, Mai und Juni (vor der Freiluftsaison) und in dem Monat vor einem großen Ereignis wie einer Hochzeit gestartet werden, ist beklagenswert. Ja, es ist möglich und durchaus machbar, innerhalb eines Monats fünf, ja sogar zehn Pfund abzunehmen. Und dann kommt das Jo-Jo ins Spiel … Wie wahrscheinlich ist es, dass man diese Pfunde am Ende des Jahres für immer losgeworden ist? Wenig wahrscheinlich, und das wiederum ist der Grund, warum uns jedes Jahr im Januar wieder irgendeine neue Wunderdiät verkauft wird.

Und deswegen glaube ich von ganzem Herzen, dass im peuàpeu der Schlüssel zu allen Verwandlungen liegt. Drastische Veränderungen sind selten von Dauer. Die Dinge schrittweise anzugehen heißt, dass man allmählich ans Ziel kommt, und wenn man vom Weg abkommt, fällt die Umkehr nicht schwer. Das wird dann nicht unter Scheitern, sondern unter Umweg verbucht. Ebenso glaube ich daran, dass man eine Vorgehensweise braucht, die das Positive hervorhebt, nämlich das, was man tun kann, und nicht das Unmögliche. Ja, man kann Schokolade essen und ein Glas Wein trinken und dabei nicht dick werden.

Mit einer positiven Grundeinstellung vermehren Sie Ihr Leben um viele gute Jahre, aber das allein ist noch kein Plan für Ihre zweite Lebenshälfte. Altern mit Haltung heißt, einen individuellen Plan zu machen für ein paar mentale, physische und optische Neuausrichtungen im kommenden Jahr – und in Hinblick auf das, was am Horizont liegt. Wenn Sie beim Lesen dieses Buches auch nur ein halbes Dutzend Ideen finden, die Sie für sich annehmen und im Lauf des nächsten Jahres umsetzen können, werden Sie Ihrem Leben gute und hoffentlich auch viele Jahre hinzufügen. Vielleicht würden Sie sogar noch mehr hinkriegen, aber nehmen Sie sich nicht zu viel auf einmal vor, sonst verlieren Sie den Fokus und schaffen eher weniger als mehr. Ein paar kleine wie große Vorschläge werden Ihnen hoffentlich direkt ins Gesicht springen. Wenn es Ihnen so geht wie mir und Sie gern mal den ein oder anderen Posten aus dem Blick verlieren, wäre es ratsam, sich hin und wieder ein paar Notizen zu machen. Das ist ein guter Anfang. Schon nach den ersten Schritten in Ihrem »Altern mit Haltung«-Programm werden Sie sich gesünder und rundherum besser fühlen, und von heute an gesehen in einem Jahr werden Sie allzeit bereit sein für den nächsten Blick in den Spiegel, um weiterhin der Schwerkraft zu trotzen. Legen wir also los!

KAPITEL 2Wie man sich stilvoll und mit Haltung kleidet

Quellecoquette! Das ist ein schönes Kompliment für eine Frau. Es ist nicht ganz leicht zu übersetzen, da es, wie so oft im Französischen, immer auch auf die Intonation ankommt, aber grundsätzlich bezeichnet es eine Person, die um ihr Äußeres bemüht ist – was ja zunächst eine gute Sache ist, biensûr –, es bezeichnet eine Person, die ein Händchen für Mode hat, aber auch bewundert werden, gefallen, flirten oder verführen will oder, je nachdem, alles zusammen. Geschieht das auf eine bestimmte Art und Weise – und ich sehe dabei immer eine ungezwungene Frau mit einer gesunden Selbsteinschätzung vor mir –, fällt es auf. Ebenso, wenn es zu forciert wirkt. Balzac schrieb einmal sehr treffend: »La coquetterie ne va bien qu’à une femme hereuse.« (Coquetterie steht nur einer glücklichen Frau.)

Ich bin inzwischen überzeugt, dass Stil die Manifestation einer Haltung ist und der persönliche Stil einen wichtigen Teil dessen verkörpert, wie man zu sich selbst und seinem Umfeld steht.

Wenn wir uns anziehen, um Eindruck zu machen, geht Stil automatisch mit coquetterie einher. In Frankreich liegt die Betonung auf Verführung, da soziale Interaktion für die gesamte Nation schon immer auf der Kunst der Verführung basierte. Und dazu gehört es, coquette zu sein. Französinnen kleiden sich, um zu verführen, aber nicht in dem Sinne, jemanden ins Bett zu kriegen (nun gut, zumindest nicht in erster Linie). Zudem ist es etwas, was französische Frauen in späteren Jahren nicht mal im Traum aufzugeben bereit wären, denn das ist es, was sie inspiriert … zu dem inspririert, was sie anziehen, wie sie denken und wer sie sind. Schauen Sie in den Spiegel. Wenn Sie nicht coquette aussehen, fragen Sie sich mal, woran das liegt. Einige meiner Freundinnen würden sagen: »Stirb nicht, lebe!«

Damals im Beruf musste ich eine Zeit lang halbjährliche Gewinn-und-Verlust-Rechnungspläne höchstpersönlich bei Bernard Arnault abliefern, dem Vorsitzenden von LVMH und dem reichsten Menschen Frankreichs (in manchen Jahren war er auch nur der Zweitreichste). Ich weiß noch genau, wie ich ihm zum ersten Mal anlässlich einer dieser Präsentationen begegnet bin.

Er ist ruhig und zurückhaltend, obwohl er gnadenlos direkt sein kann, und er ist dafür bekannt, mit seinem scharfen Verstand und ausgesprochenen Sinn für Ästhetik – vor allem in Bezug auf Kunst, Musik und Stil –, Arbeitsprozesse mit Präzision zu kombinieren. Davon abgesehen ist er ein französischer Mann.

Als er mich zum ersten Mal in Empfang nahm, ganz der Franzose, musterte er mich unverfroren und im Zeitlupentempo von oben nach unten und von unten nach oben. Es fühlte sich endlos an. Ilm’adéshabillée, wie man auf Französisch sagt (er hat mich mit Blicken ausgezogen). WasgehtihmgeradedurchdenKopf?, fragte ich mich. Ich werde es nie erfahren, aber ich erinnere mich an einige alberne Unsicherheiten, die sich prompt bei mir auftaten. Ich weiß noch, wie ich dachte: IchtragenichtsvonDior (Dior gehörte ihm). Zudem hatte ich eine Bottega-Veneta-Mappe dabei und keine von Louis Vuitton. Auweia. Er gab mir die Hand und sagte: »Bonjour, Madame Guiliano.« C’esttout. Das war erst einmal alles.

Es besteht wenig Zweifel, dass wir einen Menschen nach seinem Äußeren beurteilen. Unser Erscheinungsbild liefert unserem Gegenüber wirksame Argumente hinsichtlich unserer Person. Offensichtlich wusste Monsieur Arnault bereits vor unserem Treffen einiges über mich, unter anderem, dass mein Team exzellente Ergebnisse erzielte, aber mich alsPerson kannte er überhaupt nicht.

Was sagte ihm meine Erscheinung? Was sagt es den Menschen, denen ich heutzutage im Flugzeug, auf dem Wochenmarkt, auf einer Party begegne? Es kommt natürlich immer darauf an, was man anhat und was Gesicht und Körper ausstrahlen. Und das sind Dinge, die Sie und ich in der Hand haben. Es ist alles eine Frage des Stils.

UnseregrößteAngst

Während wir Frauen älter werden, ist unsere größte Angst vermutlich die, unsere Attraktivität einzubüßen, unsere Präsenz schlechthin. Wir sorgen uns plötzlich um Fältchen, einen schlaffen Po, dünnere Haare, dickere Taillen, und, ach, einen Hängebusen. Und es wird nicht besser. Hörgeräte sind ein Kreuz (wobei sie heutzutage glücklicherweise schon fast unsichtbar sind), hinzu kommt, dass wir auch noch zwei bis drei Zentimeter schrumpfen … und wir nehmen die gefürchtete Körperhaltung einer gebeugten alten Dame an. Kurz gesagt, wir fürchten, alt zu wirken.

Die französische Grundhaltung zu dieser Angst sieht etwa so aus: »Ich sehe mich im Spiegel als das, was ich bin. Ich akzeptiere es, und ich bin mit mir im Reinen; dennoch werde ich tun, was in meiner Macht steht, um die Botschaft, die ich aussende, zu beeinflussen. Und dann werde ich mich nicht darum scheren, was die Leute denken. Ich werde auf mich aufpassen und ein Image kultivieren, das mich in meinem jeweiligen Bestzustand zeigt, und werde weiterhin am Leben teilhaben.«

So stehen Französinnen zum Thema Stil und zum Älterwerden. Es ist eine angeborene, positive Haltung zu sich selbst und seinem Äußeren, zu seiner Individualität – das heißt, eine Frau zu sein mit einem klaren inneren wie äußerlichen Stil, der sowohl »tragbar« als auch charakteristisch ist. Und wenn französische Frauen irgendetwas sind, dann individualistisch in dem, wie sie sich präsentieren. Ihr Auftreten strotzt vor Stil und innerer Schönheit und einer Grundhaltung, die Nonchalance signalisiert (was oft sogar stimmt, und trotzdem machen sich Französinnen chic, um morgens ihr Baguette zu holen).

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