Warum ich nicht mehr glaube - Tobias Faix - E-Book

Warum ich nicht mehr glaube E-Book

Tobias Faix

5,0

Beschreibung

Wie verliert man seinen Glauben? Warum geht es oft jungen Leuten so? Die Autoren lassen Menschen zu Wort kommen, die sich vom Glauben abgewandt haben, und forschen nach Gründen. Sie stoßen auf Erschütterndes genauso wie auf Unverständliches, auf Herausforderndes wie Bedauernswertes. Auch wenn jeder seine eigene Geschichte hat, lassen sich doch bestimmte Leitmotive ausmachen, die zu einer Abwendung vom Glauben beitragen. Ein erhellendes Buch für Pastoren, Jugendleiter etc.

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Stimmen zum Buch

Was ist tragfähiger Glaube, mündiges Christsein, gelingendes Leben, gesunde Theologie? Mit acht sorgfältig gewählten Bohrern behandeln drei Zahnärzte vier wurzelvereiterte Stellen im brüchigen frommen Gebiss: Bibelverständnis, Gottesbild, Theologie, Ethik. Fair gegenüber Zweiflern, heilsam für Gläubige, aufbauend für Gemeinden – ein schmerzhaft notwendiges Buch!

Andreas Malessa, Hörfunk- und Fernsehjournalist, Theologe, Buchautor

Was ich gelesen habe, macht mich betroffen, wütend, ratlos, traurig – und zugleich spornt es mich an, diese Perspektive nicht auszublenden, sondern ehrlich zu fragen, was wir tun können, um solche schmerzlichen Entwicklungen zu vermeiden.

Jörg Ahlbrecht, Willow Deutschland

Fast jeder, der in missionarischer Jugendarbeit engagiert ist, kennt den Schmerz: Junge Menschen finden zum Glauben, aber eines nahen oder fernen Tages verlieren sie den Anschluss, wenden sich ab und lösen sich aus der Gemeinschaft. Die neue Marburger Studie hilft, solche jungen Menschen besser zu verstehen und zu achten. Sie hilft aber auch, Verkündigung, Seelsorge und Leitung in unseren Gemeinden kritisch zu überprüfen, inwiefern sie einen mündigen und widerstandsfähigen Glauben fördern – oder ihm im Weg stehen.

Prof. Dr. Michael Herbst, Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung der Universität Greifswald

Wer sich von diesen – zum Teil dramatischen – Zeugnissen den Spiegel vorhalten lässt, wer sich als Rad im Getriebe der Entkehrung anderer erkennt, der wird vorsichtig im Urteil über Ex-Fromme. Diese Lektüre kann nur zur Buße und zu neuer Empathie mit denen führen, die auf der Strecke geblieben sind, aber vielleicht freier sind als wir, dichter an Gott selbst und seinem Wort. Wir lernen zu verstehen und werden still, ganz still. Und dann setzt vielleicht ein fruchtbarer Lernprozess ein, der im schönsten Fall zu einem versöhnten Treffen der Bekehrten mit den Entkehrten führt.

Jürgen Mette, Theologe und Publizist, arbeitet für die Stiftung Marburger Medien und hat einen Lehrauftrag an der Evangelischen Hochschule Tabor

Die Autoren hören denjenigen zu, die sonst nicht gehört werden. Auf diese Weise hält das Buch den Glaubenden einen Spiegel vor, der blinde Flecken sichtbar macht. Das ist nicht immer angenehm, aber äußerst hilfreich und deshalb für mich ein sehr wichtiges Buch.

Prof. Dr. Miroslav Volf, Yale University, Director, Yale Center for Faith & Culture

Zum Lernprogramm der Gemeinde Jesu in dieser Welt gehört: die Fragen wahrnehmen, die junge Leute haben oder aussprechen oder darstellen. Sie ernst nehmen und lieben und liebevoll ihre Fragen umarmen mitsamt unseren eigenen Fragen. Im Namen des HERRN, der das Fragen kennt, der den Sinn für unser Leben, die Bestimmung für unser Dasein, die Kraft und den Halt für unsere Existenz hat.

Monika Deitenbeck-Goseberg, ev. Pfarrerin in Lüdenscheid,

Gründerin und Vorstand von Gott.net

Glaubensverlust, „Apostasie“ – ein Tabu- und Reizthema aller Zeiten, gerade für fromme Menschen. Dieses Buch ist mutig und ehrlich, weil die Autoren genau hinsehen und hinhören, weil sie eher verstehen und weniger bewerten möchten. Und es ist extrem herausfordernd: Wir „haben“ den Schatz des Glaubens nur in zerbrechlichen, menschlichen „Gefäßen“. Diese Begrenzung verheißungsvoll anstatt niederschmetternd zu (er)leben, genau darum geht es.

Dr. Michael Diener, Präses des Evangelischen Gnadauer

Gemeinschaftsverbandes und ehrenamtlicher Vorsitzender

der Deutschen Evangelischen Allianz

Die Stärke dieses Buches liegt darin, denen einen breiten Raum einzuräumen, die einmal Glaubende waren. Manches daran schmerzt, anderes regt zum Nachdenken, wiederum anderes zum Widerspruch an. In jedem Fall eine absolut notwendige Auseinandersetzung. Jeder, der Interesse an Menschen hat, wird dieses Buch mit Gewinn lesen. Es ist keine Erbauungsliteratur und zum Teil schwer „verdaulich“ – vor allem aber ist es eine herausfordernde und dringende Einladung zum Nachdenken und Diskurs. In diesem Diskurs wird es auch darum gehen, welchen Gott und welchen Glauben wir in unseren Kirchen verkündigen und leben. Denn vieles (nicht alles!), wovon sich die Leute abgewandt haben, war nur eine Attrappe, nicht aber Gott selbst.

Ansgar Hörsting, Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden

Die Autoren wagen den unvoreingenommenen Blick hinter die Biografien von jungen Erwachsenen, die aus christlicher Sicht „gescheitert“ sind, weil sie ihren Glauben verloren haben. Im Perspektivwechsel zeigen sich nüchterne Episoden eines gescheiterten Gemeindelebens, unvorsichtiger Pädagogik, missverstandener Theologie und persönlicher Enttäuschung. Sollte nicht jede Gemeinde froh über derart ehrliches Feedback sein?

Pascal Görtz, Redakteur der Zeitschrift dran NEXT

Der SCM-Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

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ISBN 978-3-417-22710-9 (E-Book)ISBN 978-3-417-26583-5 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

3. E-Book-Auflage 2015 © 2014 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG Bodenborn 43 · 58452 Witten

Internet: www.scmedien.de | E-Mail: [email protected]

Umschlaggestaltung: Johannes Schermuly, Wuppertal

Satz: Christoph Möller, Hattingen

Inhalt

Vorwort zur dritten Auflage

Vorwort von Paul M. Zulehner

Einleitung

1. Annäherungen an ein verdrängtes Thema

Vom neuen Atheismus zum Jüdischen Museum

Die Herausforderung, (Un)Glauben messbar zu machen

Eine schwierige Generation? Junge Erwachsene, ihr Glaube und die Gemeinde

Erste Entdeckungen

Wie wir zu unseren Ergebnissen kamen

Den Gründen auf der Spur

2. Warum ich nicht mehr glaube: acht Lebensgeschichten

„Ich kann an diesen Gott nicht glauben“: Leitmotive der Dekonversion

„Sie sind nicht, wie sie singen“: wenn der Glaube nicht mehr frei macht

Die Eingeengten – Claudia

Die Verletzten – Ines

„Ich zweifle, also bin ich?“: wenn der Glaube nicht wahr sein kann

Die Zweifelnden – Nicolo

Die Grübelnden – Magdalena

„Wer bin ich, wenn ich (nicht mehr) glaube?“: wenn der Glaube zu klein wird

Die Zerrissenen – Frank

Die Entwachsenen – Gregor

„Wo ist Gott?“: wenn Gott enttäuscht

Die Geplagten – Andreas

Die Enttäuschten – Patrick

Fazit der Lebensgeschichten

3. Wenn am Ende der Glaube nicht mehr trägt: weitere Aspekte von Entkehrung

Die anderen sieben: Kurzvorstellungen der übrigen Gesprächspartner

„Es war vollkommen normal zu glauben“: Glaube und Glaubensentwicklung

„… dass Christen einfach nur Menschen sind“: Erfahrungen mit Gemeinschaft

„Ich kam an den Punkt, an dem es keinen Sinn mehr machte“: Gründe für die Dekonversion

„Das war für mich eine Befreiung“: Nachgeschichte

Zwischenbilanz

4. Denkanstöße für Christen und Gemeinden

Der Zusammenhang von Glaube, Zweifel und Identität

Offenheit für die Vielfalt des Glaubens

Macht und Missbrauch

Mündigen Glauben fördern und stärken

Fazit und Ausblick: zehn Fragen

Anhang

Methodisches Vorgehen der Studie

Fragebogen der Online-Befragung

Leitfaden für die Interviews

Dank

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Über die Autoren

Leseempfehlungen

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Vorwort zur dritten Auflage

Warum ich nicht mehr glaube scheint eine Thematik angesprochen zu haben, die bei vielen schon länger unter der Oberfläche schwelte: Drei Auflagen innerhalb eines Jahres (und das bei einem Thema, das nun keinen großen Wohlfühlfaktor verheißt) zeigen, wie groß das Interesse an der Frage ist, warum junge Menschen ihren Glauben verlieren. Denn letztlich ist fast jeder einmal damit konfrontiert, der sich im Umfeld von christlichen Kirchen und Gemeinden bewegt.

Der einen Gruppe von Leserinnen und Lesern mag es so gehen wie uns, als wir unsere Studie vorbereiteten. Wir waren persönlich betroffen von den Lebenswegen einiger Personen aus unserem Freundes- und Bekanntenkreis, die uns ein Stück auf unserem Lebens- und Glaubensweg begleitet, sich aber dann von der Kirche oder Gemeinde zurückgezogen hatten. Wir fragten uns auch, was wohl aus den jungen Menschen geworden war, mit denen wir in verschiedenen Bereichen kirchlicher Jugendarbeit zu tun gehabt hatten und die dann eines Tages fern geblieben waren. Es dominierten Unsicherheit und Schweigen, nur selten kam es einmal zu einem offenen Gespräch; die Hemmschwellen waren offenbar zu hoch. Die andere Gruppe von Lesern hat wahrscheinlich selbst die Erfahrung gemacht, dass der Glaube, der früher zentral im Leben war, an Bedeutung verloren hat, dass er nicht mehr trägt oder schlimmer noch, dass er zerstört wurde.

Zu welcher der beiden Gruppen man auch gehört: Eigene Fragen, Unsicherheiten und Zweifel lassen sich bei der Beschäftigung mit der Frage, warum junge Erwachsene den Glauben verlieren, nicht vermeiden. Leser meldeten uns zurück: „Ich habe ganz Ähnliches erlebt wie Ines …" Oder auch: „Die gleichen Zweifel wie Patrick habe ich auch …" Während die einen dieses Wiedererkennen ermutigt, weil sie merken, dass sie nicht alleine sind, erleben andere hier eine Verunsicherung. Am Ende einer Lesung sagte eine Zuhörerin: „Vielen Dank für die vielen Fragen, die ich heute Abend mitnehme."

In der Tat: Die Lektüre dieses Buches wirft wohl mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Doch gerade darin liegt aus unserer Sicht eine große Chance. Verdrängung ist keine Lösung und Fragen sollten gestellt, bedacht und besprochen werden, damit dann gemeinsam mit anderen Antworten gefunden werden können. Gerade die Fixierung auf eine vermeintlich einzige denkbare Antwort, die nicht zu hinterfragen ist, stellt ja häufig ein großes Problem dar.

Das Ziel unserer Studie und des Buches war vor allem eines: Wir wollten eine Debatte, einen Diskurs, einen Austausch über dieses oft verdrängte Thema anstoßen. Außerdem wollten wir denen, die nicht mehr glauben können oder wollen, eine Stimme verleihen, ihnen die Möglichkeit geben, ihre Geschichte zu erzählen. Es freut uns, dass viele an diesen Geschichten Anteil genommen haben. Wir haben gerade aus der Gruppe der „Entkehrten" viele Rückmeldungen bekommen, dass sie sich wahrgenommen und wertgeschätzt fühlen. Dies hat uns sehr ermutigt.

Schon bei der Durchführung der Studie merkten wir, dass wir mit diesem Thema auf eine ungewöhnlich große Resonanz stießen. Dieser Eindruck wurde im letzten Jahr bei verschiedenen Lesungen in ganz Deutschland bestätigt, ganz unabhängig davon, ob wir auf einem großen christlichen Kongress waren, auf der Frankfurter Buchmesse oder in einer bestimmten Gemeinde: „Mir ist klargeworden, dass unsere Gemeinde an diesem Punkt ähnliche Strukturen aufweist wie beim Beispiel von Y." – „Endlich kann ich meine Cousine Z ein bisschen besser verstehen."

Aber auch die Tragik, die viele Entkehrungen mit sich bringen, kam zutage. So haben sich viele Eltern bei uns gemeldet, deren Kinder nicht mehr glauben und die dies als sehr schmerzhaften Prozess erleben. Viele Fragen, die aus dem ganzen Themenkomplex „Familie und christliche Erziehung" erwachsen sind, müssen in Zukunft noch tiefgreifender bearbeitet werden.

Wir freuen uns auch über die zahlreichen Reaktionen, die gar nicht direkt an uns gerichtet sind, sondern die zeigen, dass das Thema auf verschiedene Weise aufgegriffen wird:

Seien es die vielen Rezensionen und Berichte in den Medien, die das Spektrum von katholisch über evangelisch und freikirchlich bis hin zu säkular abdecken, oder die Veranstaltungen, Studientage und Fortbildungen, die sich mit der zentralen Frage unseres Buches auseinandersetzen. Besonders ermutigt hat uns außerdem, dass das Buch den Weg in den Gemeindealltag gefunden hat. Es war Thema in Gemeindebriefen, Predigten, Jugend- und Hauskreisen; immer wieder wurde diskutiert, wie sich Gemeinde und Kirche verändern müssen, damit sichere Räume entstehen, in denen Zweifel ausgesprochen werden können, Glaube widerstandfähig wird und Strukturen hinterfragt werden dürfen. Auch hier waren alle Konfessionen vertreten, sodass sich unsere Vermutung vom Beginn der Studie bestätigte: Es handelt sich bei der Frage nach dem Glaubensverlust nicht um ein Phänomen, das mit einer bestimmten Ausprägung der Lehre, Liturgie oder religiösen Alltagpraxis zusammenhängt. Zwar mag es einzelne Faktoren geben, die in einer bestimmten Tradition besonders ausgeprägt sind und die einen negativen Einfluss haben können, doch handelt es sich hierbei eher um Phänomene an der Oberfläche. Die tieferen Gründe, also auch die vier in diesem Buch vorgestellten Leitmotive, sind von konfessionellen Besonderheiten weitgehend unabhängig.

Wir möchten an dieser Stelle nicht verschweigen, dass durchaus nicht alle Reaktionen von begeisterter Zustimmung geprägt waren. Die Kritik bezog sich dabei jedoch selten auf unser wissenschaftliches Vorgehen. Häufig drehte sie sich eher um Charakter und Lebensstil einzelner Gesprächspartner oder um vermeintliche theologische Versäumnisse, da im Buch zu wenige Bibelverse vorkämen oder da klare Definitionen von Glaube und Unglaube keine Erwähnung fänden. Manchen war das letzte Kapitel (Konsequenzen für Christen und Gemeinden) zu wenig, anderen schon wieder zu viel. Insgesamt waren wir aber eher positiv überrascht, wie offen und sensibel viele Menschen reagiert haben.

Letztlich können wir nicht genug betonen, dass das Zuhören wohl der entscheidende Schlüssel ist. Einige unserer Gesprächspartner bedankten sich im Nachhinein, dass sie einmal ungestört ihre Geschichte erzählen durften. Zum Zuhören gehört auch der Mut, eine Frage zu stellen, ein vermeintliches Tabuthema anzusprechen und es dann auszuhalten, dass es möglicherweise zunächst keine Antwort oder passende Hilfestellung gibt. Einige ganz direkte Denkanstöße befinden sich am Ende dieses Buches. Sie münden in zehn Fragen für einen Dialog zum Thema Dekonversion auf Seite 217/218.

Mit einer Frage wurden wir im Laufe des letzten Jahres immer wieder konfrontiert: „Was können wir jetzt anders machen?" Damit verbunden war oft der Wunsch, ein paar Maßnahmen vorgestellt zu bekommen, wie man verhindern kann, dass nahestehende Personen den Glauben verlieren. Es wäre der Komplexität und Individualität der einzelnen Menschen und ihrer Geschichte aber nicht angemessen, einfache Ratschläge und Rezepte abzuleiten. Im schon erwähnten letzten Kapitel des Buches ziehen wir trotzdem einige Konsequenzen, die sich für uns aus den Ergebnissen und Geschichten ergeben haben. Was wir hier jedoch nur ansatzweise machen konnten und wollten, wird in einem nachfolgenden Buch mit dem Titel Warum wir mündig glauben dürfen. Wege zu einem widerstandsfähigen Glaubensleben konkreter zur Sprache kommen (erscheint vrsl. September 2015).

Aus diesem Anlass sind wir mit verschiedenen Menschen in Kontakt getreten, die eine neue, vertiefte und inspirierende Sicht auf einige der in diesem Buch behandelten Themen haben. Es wird um praktische und grundsätzliche Fragen aus dem alltäglichen Glaubens- und Gemeindeleben gehen wie z.B.: Wie vermeiden wir Überforderung im Ehrenamt? Kann man sich gemeinschaftlich mit der Bibel beschäftigen, ohne dass jemand aus der Gruppe in die Rolle des Lehrers für alle treten muss, sodass jede Stimme einen gleichberechtigten Beitrag leistet? Wie schlimm sind Glaubenszweifel wirklich? Was ist eigentlich das berühmte „geistliche Wachstum"?

Doch zunächst wünschen wir den Leserinnen und Lesern dieses Buches, dass sie sich von den hier vorgestellten Lebensgeschichten berühren lassen und durch die Beobachtungen und Schlussfolgerungen angeregt werden, manches, was sie bisher für sicher gehalten haben, zu hinterfragen.

Tobias Faix, Martin Hofmann, Tobias Künkler

im Februar 2015

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Vorwort von Paul M. Zulehner

Über Religion, Kirche und Glaube kann in einer (post)modernen Welt trefflich diskutiert werden. Dabei werden wichtige Fragen gestellt wie: Was glauben junge Menschen heute überhaupt? Und: Wenn sie glauben, brauchen sie dazu noch die Kirche? Eine Frage wird dabei meistens vergessen: Was ist mit den Menschen, die in einer Kirche waren und nicht nur ausgetreten sind, sondern gleich ihren Glauben ganz aufgegeben haben? Über diese Gruppe von ehemaligen Gläubigen hört man erstaunlich wenig: warum eigentlich? Was sind die Gründe, dass junge Menschen nicht mehr glauben können oder wollen? Dieser spannenden Frage sind die drei Autoren in diesem lesenswerten Buch nachgegangen. Denn es hat sich einiges geändert. Religion ist heute nicht mehr Schicksal, sondern Wahl. Wählen kann „einwählen“, aber auch „auswählen“ bedeuten. „Dem Leben eine andere Richtung“ geben, das meint das lateinische Wort „vertere“. Dabei gibt es die Variationen „con-vertere“, aber auch „de-vertere“ – und davon abgeleitet die Wörter Konversion und Dekonversion. Bekehrungs- und Entkehrungsmobilität wird in Zukunft immer häufiger, wenn nicht gar zum Normalfall werden. Und das innerhalb von Religionsgemeinschafte – hier geht es um Annäherungen und Entfernungen –, aber auch über deren Grenzen hinaus. Übrigens: Auch Dekonvertierte bleiben in ihrer Weltanschauung mobil. Ein Leben lang?

Für das Wählen braucht es gute tragende Gründe im Leben. Was zieht mich an, was stößt mich ab? Von Irritationen und Gratifikationen, anziehenden und abstoßenden Kräften ist die Rede, die von einer Religion oder – was nur theoretisch gesprochen dasselbe ist – einer Religionsgemeinschaft ausgehen. Das Entscheidende, so neuere Studien1 sind die Gratifikationen, also das, was leben lässt. Sind diese stark, hält jemand auch arge Irritationen aus. So wie ich selbst in meiner katholischen Kirche. Aber was passiert, wenn die Irritationen zu stark sind? Gar unerträglich?

Es ist überaus verdienstlich, dass in dem vorliegenden Buch der Blick auf den sensiblen Prozess der Dekonversion, der Entkehrung fällt. Konkrete Geschichten werden wahrgenommen und auf dem Hintergrund der wenigen vorhandenen sonstigen Studien fachkundig aufgearbeitet. Treibende Kräfte für den langsamen Prozess der Umorientierung werden sichtbar: Zweifel an der Lehre, Probleme mit der Bibel und der neue Atheismus, Mündigkeit und Emanzipation, negative Erfahrungen mit Christen, negative Erfahrungen mit Gemeinde/Kirche, Erkenntnis der Zufälligkeit, negative Auswirkungen des Glaubens, keine Auswirkung des Glaubens, kein Erleben/fehlendes Gefühl, Diskrepanz zwischen Glaube und Leben, Theodizee – Leiden am Leid werden als Gründe genannt, warum sich jemand auf den langen Weg der Entkehrung macht.

Ein solches Buch tut jenen gut, die aufgrund eigener Erfahrungen einen tragfähigen erwachsenen Glauben in einer modernen Welt suchen oder anderen diesen wünschen. Es ist immer ein Glauben, der vom Zweifeln begleitet wird, wie Peter L. Berger in seinem famosen Buch Lob des Zweifels mit dem Philosophen Anton Zijderveld einleuchtend dargelegt hat. Ein wirklich christlich Glaubender hat immer Jesu Frage im Ohr: „Wollt auch ihr gehen?“2

Christliche Kirchen haben von ihrem Gründer den Auftrag, sorgfältig und behutsam Menschen auf der Suche nach dem, was sie glauben oder auch nicht glauben, zur Seite zu stehen. Wer sich dieser Aufgabe verpflichtet fühlt, kann von dem vorliegenden Buch viel lernen. Sehr gut lesbar regt es an, über ein kommendes und wichtiges Thema nachzudenken. Ich wünsche diesem Buch viele aufmerksame und nachdenkliche Leserinnen und Leser unter den Eltern, Religionslehrenden, Amtsträgerinnen aller christlichen Kirchen, aber auch anderer nicht christlicher Religionsgemeinschaften – nicht zuletzt aber unter den religiösen Pilgerinnen und Pilgern. Denn das Buch ist auch eine Ermutigung für Dekonvertierte, denen der erfahrene Studenten- und Akademikerseelsorger im atheisierenden Prag, Tomas Halik, rät, nie zu früh aufzuhören zu fragen.3

So wünsche ich allen ein nachdenkliches Lesen.

Wien, im Herbst 2013

Paul M. Zulehner,

katholischer Theologe, emeritierter Professor für Pastoraltheologie und Religionssoziologe

[Zum Inhaltsverzeichnis]

Einleitung

Wie dieses Buch entstand

„Vielleicht gibt es gar keinen Gott…Vielleicht habe ich am Ende meinen Glauben und mein Leben auf einer menschlichen Erfindung gegründet?“

Patrick

„Sie reden irgendwie von Freiheit. Gott und Glaube machen frei, aber gleichzeitig stellen sie so viele Regeln und Gesetze auf, die man alle einhalten muss, weil man sonst nicht mehr bei Gott ist.“

Claudia

Vor nun gut drei Jahren werteten wir als Team vom „Institut empirica“ eine Studie aus, die junge Christen befragte, ob und warum sie in eine Gemeinde gehen oder auch nicht. Am Rande der Diskussion um die Ergebnisse fragten wir uns, was eigentlich diejenigen umtreibt, die nicht nur in keine Gemeinde mehr gehen, sondern ganz aufgehört haben zu glauben. Unser Gespräch war sehr lebhaft, da jeder solche Menschen kannte, aber uns klar wurde, dass wir nur wenig über ihre Motive und Hintergründe wussten. Wir alle hatten bei engen Freunden und Wegbegleitern miterlebt, dass ihnen der Glaube, den sie einst leidenschaftlich und intensiv gelebt hatten, auf stille und von außen oft nicht nachvollziehbare Weise abhandengekommen war. Zudem fanden wir heraus, dass es kaum Literatur zu diesem Thema gibt. Wir beschlossen daher, dass wir uns intensiver damit beschäftigen wollten. Mit der Zeit geriet die Frage allerdings wieder in den Hintergrund; andere Projekte hatten Priorität und im Arbeitsalltag war zunächst kein Raum für eine intensivere Beschäftigung. Ein knappes Jahr später erschien das Thema wieder auf unserer Agenda, als der SCM R.Brockhaus Verlag anfragte, ob wir nicht Interesse hätten, ein Buch zum Thema „Entkehrung“ zu schreiben– es gäbe da eine interessante Untersuchung aus den USA. Vielleicht würde man sich ja auch in Deutschland dafür interessieren, wie und warum Menschen ihren Glauben verlieren. Durch diese Gespräche begann unsere Arbeit an einem sehr spannenden, aber auch persönlich herausfordernden Thema.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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