Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wir alle sehnen uns irgendwo im Inneren nach Liebe und Geborgenheit, wir wollen gesehen, verstanden und akzeptiert werden. Wir übersehen dabei, dass wir uns einer Illusion hingeben. Denn niemand kann dir Liebe geben, wenn du dich nicht selbst liebst. Die Autorin berichtet über ihre eigenen Erfahrungen, über den Einfluss von sexueller Gewalt auf ihren Selbstwert und ihre Beziehungen sowie darüber, wie sie sich ihre Selbstbestimmtheit zurückgeholt hat. Sie beleuchtet Liebe in all ihren Facetten: als Illusion, Enttäuschung, Schönheit und als das höchste Gut auf Erden, das uns pure Klarheit und Zufriedenheit bringt.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 297
Veröffentlichungsjahr: 2023
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
EftelyaErbasli
WasistLiebe?
DerleichteWegzurückzudir.
10Tipps für mehr Selbstliebe
Eftelya ErbasliTransformationscoach
Lokschuppen, Innocou HubRudolf-Bultmann-Straße 4 H35039 Marburg
Nur wer tief in sich geht, zeitweise sein inneres Wesen spürt und zulässt, kann die in diesem Buch entstandenen tiefen Gedanken und Gefühle verstehen.
EntstandeninLiebezumirselbst,meinenMitmenschenund dem Universum mit all seinen Schönheiten und Wundern
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Meine Geschichte
1DieSuchenachderwahrenLiebe
2DefinitionenvonLiebe
3Dasverwundete Kind
4L(i)eben
5ZwischenSelbstliebeundSelbstmitleid
6DerWegin(Selbst-)Liebe
7Alsichmichselbstzuliebenbegann
8Das Ziel:Selbstliebe
8.1WelcheGedankenhegstdu?–Thinkpositive
8.2Seigutzudir selbst
8.3Verzeihedirselbst
8.4ErkennedeinenSelbstwert
8.5EntscheidungenausSelbstliebe
8.6Kritikannehmen
8.7Grenzensetzen
8.8Kontrolle abgeben
9StolpersteineaufdemWegzur Selbstliebe
9.1Automatisierungsprozesse
9.2UnsicherheitenundÄngste
9.3HinderlicheGlaubenssätze
9.3.1GlaubenssätzeüberErfolg
9.3.2Glaubenssätzeüber Geld
9.3.3Glaubenssätzeüberdie Liebe
9.3.4Emotionen
9.3.5Stillstand–ZeitfürRegeneration
9.3.6SchuldzuweisungenundnegativeWertemuster
9.3.7Gedankenkarussell
10Selbstreflexion für den eigenen Entwicklungsprozess
10.1Deine Wahrnehmungen und Worte über dich selbst
10.2AufopfernalsAktderLiebe?
10.3WerdeDirklardarüber,wasduvonderLiebe möchtest
10.4GedankengängeundErfahrungenaufdemWeg zur Selbstliebe
FremderFreund 03.03.2020
Einfachheit und Glück16.09.2020
Ididit–ausdenFesselnbefreit10.03.2021
11Der Leuchtturm in der Brandung
11.1Sterblichkeit
11.2DasLebenistspannend–jedenTagaufs Neue
12Eigenverantwortung
12.1EigenverantwortungamBeispielsogenannter östlicher Erziehungsmuster
12.2Beobachtungenzusogenanntenwestlichen Erziehungsmustern
13LiebeinPartnerschaften
13.1VonfalschenPartnerschaften undtoxischen Beziehungen
13.210AnregungenfürMenschen,dieinderLiebe enttäuscht wurden
13.3VonPrinzenundPrinzessinnenaufderErbse und Suchenden
13.4GlaubeandieLiebeundmanifestieresie
13.5InnererMonolog
13.6SexualitätalsInstrumentoderheilige Verbindung?
13.7(Keine)Begegnungenaus Liebe?
13.8VonSeelenverwandtschaftenundZwillingsseelen
14Unterstützungsformenaufdeinem L(i)ebensweg
14.1BedienedichderKraftdesUniversums
14.2DiesiebenkosmischenGesetzenachThot
14.2.1DasPrinzipdes Geistes
14.2.3DasPrinzipderEntsprechungenoderAnalogien
14.2.4DasPrinzipderResonanzoderAnziehung
14.2.5DasPrinzipder Harmonie oderdes Ausgleichs
14.2.6DasPrinzipdesRhythmusoderder Schwingung
14.2.7DasPrinzipderPolaritätundderGeschlechtlichkeit
14.3DeinSeelenplan–derGrundfürdein Dasein?
14.4Über die Bedeutung der Krafttiere
14.5BedienedichderKraftderNatur
15Schlussworte
16Quellenverzeichnis
Vorwort
SeitLangemwaresmeinWunsch,meineGefühle,EmotionenundErkenntnisse niederzuschreiben. Neben zahlreichen negativen Erfahrungen gab es auch solche, in denen ich mein Leben wie eine Komödie gesehen habe und ich die Hauptrolle spielte. Über meine Makel zu lachen, drückt für mich heute meine Stärke und die Akzeptanz meiner selbstaus.IchsetztestetshoheAnsprücheanmich.Dochperfektsein zu wollen, wäre unrealistisch und langweilig. Viel wichtiger ist es, zur Imperfektion zu stehen. Meine größte Erkenntnis mit 32 Jahren ist, dass ich aufgrund meinesTraumasbestimmteAspekteinmeinemLebenzuoberflächlich gesehen und dadurch nicht zugelassen habe. In vielen Momenten wollte ich meine angestaute Wut, meine Trauer und das Gefühl des Nicht-verstanden-Werdens rausschreien. Irgendwann habe ich eine Möglichkeit gefunden, damit umzugehen. Da ich ein lebensfreudiger Mensch bin und mir es ein großes Anliegen ist, Freude zu verbreiten, sieht man mir meine Wunden vermutlich nicht an. In manchen SituationenerschienmirpureFreudealsIllusion.Deshalbwarsieauchnicht von langer Dauer. Ich befand mich zwischen Trauer und Freude, auf derSuchenachderidealenFormelfüreinglücklichesLeben.MeinAnspruchwares,dauerhaftstarkundzufriedenzusein.Dochichbegriff, dass es unmöglich und schädlich ist, zu viel von etwas oder jemanden zu wollen. Bereits als kleines Kind stellte ich mir Fragen über die Sinnhaftigkeit des Lebens und welchen Teil die Liebe dabei einnahm. Ursprünglich hatte ich die Idee, bekannte Autoren in meinem Buchzuerwähnen,dieüberdieLiebesprechen.DiesenGedankenhabe ich verworfen, da die Liebe thematisch unerschöpflich ist und häufig wahre Geschichten und Erfahrungen über die Liebe fehlen. Wir alle streben nach Zufriedenheit und Glück, doch wie Liebe eine Haltung ist, so ist dies auch für ein glückliches Leben zu verstehen. Unsere Einstellung und Haltung machen Liebe, Glück und Fülle aus. Und dennoch ist unser Leben mit Höhen und Tiefen versehen. Es wäre langweilig, wenn dies nicht der Fall wäre. Ich habe mich daher dazu entschlossen, meine Impulse für ein Leben in mehr Fülle mit Beispielen aus meinem Leben und Fallbeispielen meiner Kunden zu veranschaulichen.DieBeschreibungenderKundenfällesindausihrem Alltag. Aus Datenschutzgründen wurden die Namen geändert. Das The-ma dieses Buches entstand durch ein Aura-Chakren-Reading, in welchem mir wertvolle Bilder meines Unterbewusstseins vermittelt wurden und ich auf den Titel „Was ist Liebe?” gestoßen bin. Mir wurdebewusst,dassichdahingehendnochetwaszuverarbeitenhatte. Nichtumsonstheißtes,dassjederseineseigenenGlückesSchmiedist. Solange du nicht daran glaubst, dass du das Beste verdient hast, gehst dusteinigeWegeinfalscherHoffnung.Erstwennduanfängst,deinen Ansatz zu überdenken, wird sich deine Situation ändern. Vergeben und Verzeihen ist der erste Schritt auf dem Weg zur Akzeptanz und Anerkennung deiner selbst. IndiesemBucherhältstduwertvolleImpulseaufdeinemWegzu mehrSelbstliebe,Klarheit,SicherheitundGelassenheit.Dulernstdeine bisher mitgetragenen, aber nicht mehr dienlichen Wertvorstellungen und Glaubenssätzekennen,dichmitdeineminnerenKernzubeschäftigen, dich deinen kindlichen Wunden zu stellen und alles anzunehmen, was zu dir gehört. Dabei greife ich bewusst verschiedene Emotionen und Gedankengänge aus meinem Leben auf, um zu signalisieren, dassauch sie als Teil unseres Lebens anerkannt werden dürfen. Zwischen GeschichtensowieZitatenvonberühmtenAutorenundPhilosophen, gebeichfachlicheImpulsefüreinenliebevollenUmgangmitsichselbst. Die Liebe selbst beleuchte ich in all ihren Facetten als Illusion, Mystik,VerbindungundinihrerGanzheit.DuerhältstaußerdemEinblickeübermeineErfahrungenundAngebotesowiewertvolleImpulse ausdemBereichderAlternativmedizinundSpiritualität,diemichnäher zu mir selbst gebracht haben und heute meine Berufung ausmachen. Ergänzend zu diesem Buch empfehle ich dir mein Arbeitsbuch „Was ist Liebe“, das auf all die hier vorliegenden Kapitel abgestimmt ist und viele Übungen für dein Wohlbefinden beinhaltet. Dieses Buch widme ich insbesondere jenen Menschen, die all die JahreihrLeidunterdrücktundgeschwiegenhaben,derälterenGeneration,dieeinvielschwierigeresLebenhintersichhat,meinenElternund Verwandten, allen Menschen, die sich stets als Opfer gesehen haben und der neueren Generation, die sich noch heute mit dem Leid ihrer Ahnenauseinandersetzt.MeineBotschaftenrichtensichanMenschen, die von traumatischen Erfahrungen betroffen sind, jene die sich im Opfer-Täter-Retter-Dreieckbefandenundwiederumjene,diestetsein hohes Maß an Verantwortung tragen, so beispielsweise als Führungskräfte, Unternehmer und als Menschen, die bereits sehr früh für ihre Eltern oder das Außen Verantwortung getragen haben. Mein Ziel ist es, mit diesem Buch all diesen und weiteren Menschen, die wieder zu ihrem inneren Kern, ihrer Intui-tion zurückfinden möchten, die jeweils erforderlichen Ansätze für ein Leben in mehr Liebe und Achtsamkeit mitzugeben. Meine Zeilen widme ich außerdem jenen Menschen, die in der Gesellschaft als „anders“ kategorisiert werden und solchen, die ihreinnerenPotenzialeaufgrundvonunzureichendemZuspruchnicht ausleben. Meinen Besten Dank richte ich an meine Familie; meine Mutter, von der ich mein Schreibtalent geerbt habe; meinen Vater, der mich, auch wenn manchmal durch eine eher forsche Art gelehrt hat stets meinen Zielen nachzugehen; meine Schwester, die mich u.a. in der CovergestaltungunterstützthatundmeineBrüder,diemirmitRatund Tat zur Seite standen. Herzlichen Dank an meine Ausbildende CevahirElhan,diemichdaranerinnerthat,meinPotenzialzuerkennen undmeineErfahrungenineinemBuchniederzuschreiben.Dankeauch an meine Freunde, die immer an mich geglaubt haben.
Mit diesem Buch möchte ich vor allem das Schweigen brechen, dasSchweigenüberLeidunddasSchweigenüberdaswahreSelbst.Ich möchte Frauen und Männer dazu ermutigen, für sich selbst einzustehen, sich nicht länger hinter ihren Masken zu verkriechen, authentisch zuseinundihrerwahrenGrößeundSchöpferkraftbewusstzuwerden. Ich empfehle dir, dieses Buch aufmerksam und ohne Zeitdruck zu lesen,umdasBestmöglichefüreinenachtsamenUmgangmitdirselbst herauszuholen.
NimmdirausreichendZeit,vorallemfürdieHinweiseundTipps.Lege bewusst kleine Pausen ein, um in Selbstreflexion zu gehen oder aber, umdichvonderThematikzudistanzieren.WenndudiesemBuchdeine Zeit widmest, wirst du viele Ideen und Anregungen mitnehmen können.ImbestenFallsiehstdudichbereitsbeimLesenineinemanderen Licht und hast damit eine veränderte positive Selbstwahrnehmung.
ParallelzudiesemBuchkanndirdasArbeitsbuch„WasistLiebe?“ dabei helfentiefgründigere Erkenntnisse über dich selbst zu gewinnen unddeinenAlltagmitmehrSelbstliebe,AchtsamkeitundGelassenheit zumeistern.ImArbeitsbuchgebeichdirpraxiserprobtesWissen aus meinem Methodenkoffer im Bereich der Alternativmedizin und Tiefenpsychologie sowie systemorientierte Ansätze für nahezu jedes Kapitel mit zahlreichen Übungen zur praktischen Anwendung mit. Mein Wunsch ist es, dass du, liebe*r Leser*in, die Erkenntnis darüber erlangst, dass jeder selbst dafür verantwortlich ist, ein Leben in Fülle zu führen. Ich gebe dir den Schlüssel in die Hand, um dein Leben nach deinen Wünschen zu gestalten. Wenn du diesen Schlüssel annimmst,erfährstdudasGeheimnisdarüber,wiedudeinwahresSein als stetiger Gestalter deines Lebens ausschöpfst. In der Hoffnung, dir damit das Beste auf deinen Lebensweg mitzugeben, wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen und Selbstreflektieren.
Meine Geschichte
„Mein Kind, lass dich nicht von der Männerwelt einschränken. Zeige dich immer als starke und unnahbare Frau“. Das waren die Worte meinerOma,alsichnocheinKind war.Alshättesiebereitsindiesem Momentgewusst,dassichmitzunehmendemAlterinsbesondereMänneraufeinhohesPodeststellenwerde.Erstspäterverstandich,wassie mit diesem Satz meinte: „Setze dich stets für dich selbst ein und lasse dir von niemandem deine Selbstbestimmung nehmen.“ „Sei nicht so gutgläubig“,„Dubistzunaiv“u.v.m.warenSätze,dieichmirdanach über Jahre anhören durfte. Denn ich glaubte, in allem und jedem das Gutezusehen.DieUrsachedafürliegtineinerKindheitserfahrung,die mein Leben bis letztes Jahr eher negativ, als positiv prägte und heute mein Dasein ausmacht. Ursprünglich begann ich diese Zeilen mit der Beschreibung eines Mädchens, das sich stets nach Liebe, Zuspruch und Anerkennung gesehnt hatte. Heute springe ich über meinen eigenen Schatten und nehmeeuch,liebeLeser*innen,mitaufmeineReise.DiesesBuchentstandausderIntention,wiederzumirselbstzurückzufinden.Allzuoft ließicheszu,dassmirfremdePersonenKraftraubten.Warichaktivund gut gelaunt, wurde ich daraufangesprochen. Weinte ich, dann bekam ich zu hören: „Wieso weinst du? Anderen geht es doch schlechter“. Ich hinterfragte bereitsmit 12 Jahren die Gründe für meine Erfahrungen und wie bei vielen auch, gab es Momente, in denen ich mir einredete,dassallesungeschehenwarundichesselbstimErwachsenenalter nichtannehmenkonnte.ImAltervon8Jahrenwarichschutzloseinem Mann ausgeliefert, der mich unter dem Vorwand mich zu meinen Eltern zu bringen, entführte. „Schau mal ein Lolly“, sagte er und lockte michdamitan.
Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich in einem verschlossenen Raum vor einem weiteren Mann aufwachte, der sich entblößt hatte. Wie als würde sich das Szenario wiederholen, zeigte er aufseinen Genitalbereich und sagte „Schau mal ein Lolly“.
Für die Situation danach hatte ich lange eine Antwort gesucht,bisichfeststellte,dassKlarheiteherschockierend,alserleichterndsein könnte. Ich erinnerte mich an zwei weitere Szenarien: „Ich sehe mich wie ich geschubst wurde und anschließend mich vor einem Baum in Wohnungsnähe befand und starr in die Gegend blickte“, teilte ich im Erwachsenenalter bei meinem ersten Besuch beim Psychologen mit. WomeineElternzudiesemZeitpunktwaren,weißichbisheutenicht. Nach dieser Situation sperrte ich mich selbst ein und verweigerte jeglichen Kontakt, bis das Missbrauchsthema durch weitere äußere Einflüsse in den Hintergrund rückte.
HierbegannmeineSehnsuchtnachderwahrenLiebe,dieichmit idyllischen Definitionen füllte. Meine Erfahrung teilte ich lange Zeit nur oberflächlich mit. Als Erwachsene erkannte ich, dass es mir mit der Zeit an tiefgründigen Gedanken und Aussagen fehlte. Alles schien präsent zu sein, nur mein innerer Kern, meine Gefühle und meine eigeneMeinungnicht.AlswürdeallesfürdasAußenfunktionieren.Mein Leitsatz war es andere glücklich zu sehen, stets Freude zu verbreiten, egal wie viel Leid ich in mir trug. Andere sollten nichts von meinem inneren Leid erfahren. Ich tat viel, um andere glücklich zu sehen und schöpfte dadurch selbst an Kraft und Mut, insbesondere im Kontext Beziehungen. Manche bezeichneten mich als selbstlos, andere wiederum schätzten meine gebende Ader. Oft fühlte ich mich von meinemUmfeldnichtverstanden.Esschien,alswürdedahingehendwenig Empathievorherrschen.Sokames,dassichlerntemeineeigenenStrategienzuentwickeln:nachaußenhinstarksein,fürdenMenschen,den mangernhat,umjedenPreis„kämpfen“,stetsfüranderedasein,auch wenn dies bedingt sich selbst aufzuopfern. Wie viele traumatisierte Frauen auch, suchte ich nach Rückhalt, einem Menschen, der meine Lücke füllen kann. Gleichzeitig ließ ich aus Angst, dass ich enttäuscht werden könnte, niemanden zu meinem Inneren vordringen. Allzu oft machteichmichaufeineeher fernealsnaheReise,manchmalmitder Intention, vor mir selbst, vor anderen oder vor etwas zu fliehen.
DabeivernachlässigteichhäufigdieBedürfnissemeinesinnerenKindes und handelte stets nach dem Anspruch Liebe und Anerkennung im Außenzuerhalten.Erstspätererkannteich,dassichkeineSchuldhatte füralldas,wasgeschah.WürdeundAnerkennungkonntemirniemand geben, außer ich selbst. Plötzlich verstand ich, dass ich ewig in diesem Trauma verharrt blieb und dadurch Liebe in ihren vollen Zügen nur schwer genießen konnte. All die Zeit war nun vorbei.
EswarinzwischenvielZeitvergangen.Dochnunkannichmeine innere Blockade spüren. Manchmal neigte ich dazu, meine innere Stimme, die gehört werden möchte, zu verdrängen. In meinem Hals staut sich erneut etwas an, vermutlich eine Trauer, die ich zu unterdrücken versuchte. Ich blicke zurück in die Vergangenheit, in meine Liebesbeziehungen.Ichdenkeanjene,dieimEntstehenwarenundan jene, die beendet waren, noch bevor sie überhaupt begonnen wurden. Hatte ich dem Ganzen mehr Wert gegeben als mir selbst? Eine kalte Brise umgibt mich, während ich an diese Momente denke. Es ist die Klimaanlage im ICE, die mich frieren lässt. Vermutlich sind es auch meine Gedanken. In meinem Hals bildet sich ein Knoten und ich spüre ein Gefühl von Ohnmacht. Nahezu jede meiner Beziehungen gingichmiteinerErwartungshaltungan;magsein,dassichdiefalsche Herangehensweise hatte, denn die Enttäuschung blieb nicht aus. Und beiEnttäuschungenhandeltessichinderRegelumTäuschungen,also um nicht erfüllbare Erwartungen.
Als kleines Mädchen lernte ich, dass nicht alles im Leben einfach ist. Einfaches sei stets einfach zu erreichen, wichtig wäre es allerdings,dasSchwierigezuerreichen.DiesenSatzmeinesVatersnahm ichsehrernst.IchwolltedaherimmerdieschwierigenAufgabenmeistern.DasgelangmirinderRegelauch,dennichbinvonNaturaussehr ehrgeizig, zielstrebig und schaffe es immer wieder aus dem Nichts zu schöpfen. Eine Überzeugung, die ich jahrelang mit mir trug, war mein Anspruch, perfekt zu sein, wohlwissend, dass dies unmöglich ist.
Bis ich als junge Frau erkannte, dass ich niemanden etwas beweisen musste. Mein Anspruch an mich war von meiner Fluchterfahrung mit meinenEltern,sexuellenMissbrauchundpermanenterKritikummich herum geprägt. Erst später erkannte ich, dass ich damit versuchte, genügsamzusein,dennichfühltemichoftnichtgutgenug.Um dies zu kompensieren,gabichmeinBestes.
Nach außen hin und auch im Inneren, schaffte ich es immer wieder aufzustehen und stark zu bleiben. Wären da nur nicht diese Gedanken gewesen, die mich in meine Opferrolle zurückversetzten. Heute habe ich meine Erkenntnisse daraus gezogen und blicke voller Zuversicht in meine Zukunft. Als nun erwachsene Frau sehe ich aus dem ZugfensterdenSonnenuntergangundhöre,wiederZuglangsamzum Stoppen kommt.
Wunderschöne Landschaften in purpurfarbenem grün, zwischendurch ein paar Feldwege, Berge und Seen hatten mich während meiner Reise in die Vergangenheit begleitet, bis ich an meinem langersehnten Heimathafen ankomme.
Ich möchte die ersten Zeilen dieses Buches mit der Frage beginnen, weshalb wir der Liebe einen so großen Stellenwert einräumen. Im AbschnittDefinitionenvonLiebegeheichaufAnsätzeein,diedieser Frage bereits nachgegangen sind. Ich möchte dich an dieser Stelle ermutigen, den Stellenwert der Liebe in deinem Leben zu überprüfen.Hierbei kannst du gern deine Erfahrungen in der Liebe hinterfragen: Hast du gesunde oder eher ungesunde Beziehungen hinter dir? WashabendeineErfahrungenmitdirgemacht?Wohastduindeinem Leben mehr Nachsicht gezeigt, als es notwendig war? Die wesentliche Frage lautet doch: Was bedeutet eine Beziehung für dich und welchen Stellenwert hat sie?
Ichladedichbereitshierdazuein,eineSkalazuerstellen,derAnfangspunkt ist eine 0 (gar nicht), der Endpunkt eine 100 (Wichtigkeit von 100 Prozent deiner Zeitaufteilung). Diese Übung mache ich gern mit meinen Kunden, um ins Bewusstsein zu rufen, wie viel Zeit für die wichtigen Themen, wie Liebe, Beziehungen, Partnerschaften, eingeräumt wird. Du kannst dazu drei bis vier weitere Skalen machen, die jeweils mit der Kategorie „Ich“, „Familie“, „Beruf“ und ggfs. „Umfeld“ versehen sind, um dir vor Augen zu führen, wo du aktuell in jedem dieser Bereiche stehst und wo du stehen möchtest (Markierung mit einer anderen Farbe). Während ich nun diese Zeilen hier schreibe, bekommeichein Gesprächmit,in demüber Konfliktein einer Beziehung gesprochen wird. Im Hintergrund ertönt aus einem Auto die Musik“Youshouldletmeloveyou”vonChrisBrown.Wiedereinmal passend zum Thema. Ob es daran liegt, dass ich zumindest in diesem Moment den Fokus aufdie Liebe richte? Ich erinnere mich an das Gesetz der Anziehung. Es besagt, dass du das anziehst, woraufdu dich fokussierst, also deine Energie, Kraft und Aufmerksamkeit richtest. Die Gespräche im Hintergrund gehen weiter:
„Lass
mich
doch
frei
sein.
Lass
mich
doch
meinen Tätigkeiten
nachgehen!”
„Hat
er
dich
so
sehr
eingeschränkt?”
„Er
war
verrückt”.
„Doch
wieso
hast
du
es
für
dich
nicht
erkannt?
Egal,
wie
er aussehen mag, manchmal sieht man die Macken nicht”.
„Es war schon vorhersehbar, dass wir uns trennen. Doch ich wollte
noch
etwas
Zeit
mit
ihm
genießen.
Erfahrung
sammeln”.
„Ist
ein
Jahr
nicht
genug
Erfahrung?”
Etwas später sprach Person A über die Ansichten von Menschen aus ihremUmfeld,dieihreBeziehunginFragestellten.Fragennachdem „Wie“und vor allem nach dem „Warum“ rückten in den Fokus. Wie und warum hast du es so lange ertragen?
Frauen und auch Männer, die aufder Suche sind nach der „wahren” Liebe, suchen neben der Bestätigung des eigenen Wertes zugleich ihre Selbstliebe. Dabei begeben sie sich teilweise unbewusst auf einen Lebensweg mit Höhen und Tiefen. Beide Geschlechter, obgleich sie unterschiedliche Intentionen haben, sehnen sich ab einem gewissen Zeitpunktnachder„wahren”Liebe,diesieihrenErfahrungenentsprechend (um)definieren. MitdemfolgendenGedichtmöchteichauf verschiedeneExtreme, SichtweisenundEmotionenaufderSuchenacheineraufgrundgesellschaftlicher Umstände definierten wahren Liebe aufmerksam machen.
Auf der Suche nach der wahren Liebe hat sie sich anfangs verirrt,in fast jedem Menschen, dem sie begegnet ist, hatte sie sich geirrt.Obgleich alles immer schön erschien,missachtete sie die Wahrheit hinter dem großen Ganzen zu sehen.
Begegnungen mit Menschen, die kommen und gehen,eine Sehnsucht nach Leidenschaft und Geborgenheit,stets war sie auf der Suche nach mehr Klarheit und Wahrheit.
Vor tiefem Kummer und Trauer,verlor sie sich jeden Tag etwas genauer.Illusionen begleiteten sie durch Stürme,und fesselten sie schließlich in Türme.
Bis sie wieder aufstand, aus den Tiefen ihres Bewusstseins,den Tiefen des Ozeans,wohl wissend mit allen Erfahrungen und der Kraft des Seins,um sich wieder zu fühlen ganz, wie einst.
Als Momente der tiefen FreudeTrauer, Kummer und Leid ersetzten,der innere Kern den Sturm der Liebe besetzte.
Denn sie ging den Weg,mehr als es ihr war lieb, manchmal bis von ihr nichts mehr übrig blieb,um wieder zu finden was sie suchte und nach ihr rief.
Bis sie fand ihre Erfüllung in der Liebe,ihre Angst besiegte undsich von ihren Fesseln befreite.Voll Zuversicht blickte sie in die Weite,sie fand den wahren Grund ihres Daseins im Hier und startete so in jeden Tag voller Neugier.
Heute ist sie einfach nur da,rein mit der Liebe,rein mit sich selbst.
(EftelyaErbasli)
AlldieGedankenüberdieWelt,überihrLeben,schienenplötzlichbedeutungsloszuseinundgleichzeitigeinenanderenSinnzubekommen. Denn egal was war, innere Ruhe und Freiheit durchströmte sie nun und das alles nur, weil sie in Akzeptanz mit sich selbst ging, Ordnung schaffte und Klarheit über ihr Leben erlangte.
SoschwermancheMomenteimLebenerscheinenmögen,sie sind Bestandteil unseres Seins. Die Suche nach der wahren Liebe wird hier als ein mühseliger Kampfbeschrieben, geprägt vom Umgang mit
Enttäuschungen. Gleichermaßen erweist sie sich als großes Gut, welchesjederMenschzuerreichenanstrebt.Sieistmysteriösundmagisch. WeshalbscheuensichinunsereraktuellenGesellschaftviele Menschen davor, Liebe in ihrem wahren Kern auszuleben?
Oft scheinensichMenschenmiteinergewissen(negativen)ErfahrungimKontext Liebe eine Umgangsstrategie auszudenken, die zumindest bis zueinembestimmtenZeitpunktvorderLiebeunddensichdahinter verborgenenErfahrungenschützen soll.
Der wahre Kern der Liebe wird dann niemals erkannt und ausgelebt. Vielmehr verharren wir in Illusionen darüber, wie sie zu sein hat. Menschen, die in ihrer Kindheit wenig bis keine Liebe erfahren haben, können dazu neigen, sie zu besitzen. Die Liebe aber ist frei, sie gehört niemandem, sie gehört jedem selbst, jedoch nur dann, wenn Selbst-achtungaufrechterhaltenwird.Unbekanntes,wiedieLiebe,kann gefährlich und reizvoll zugleich sein.
WasmachtdieLiebealsosobesonders?
„EsmussvonHerzenkommen,wasaufHerzenwirkensoll.”
(JohannWolfgangvonGoethe)
Mit der Entwicklung der Gesellschaft hat sich Liebe in verschiedenen Facetten gezeigt. Liebe wird von jedem anders empfunden und ist somit individuell definierbar. Daneben gibt es ein gesellschaftliches Bild vonderLiebe,daskulturbedingtdieeigeneDefinitionvonLiebeverändern oder manipulieren kann. Für jede einzelne Person werden daher die Form und das Ausmaß von Liebe unterschiedlich gewichtet.
ForschungenderUniversitätOldenburghabenergeben,dasseine wirtschaftlicheUntersuchungvonLiebeunmöglicherscheint.
DieLiebeseizweipopulärenMythenausgesetzt:
Liebe zu erklären und zu definieren, sei unlösbar. Bis heute könne niemand sagen, was Liebe ist. Eben weil sie individuell definiert und ausgelebt wird und eine feste Definition dem Ausmaß der Liebe nicht gerecht wird. Liebe ist somit als unsichtbares und deutlich spürbares Phänomen zu betrachten.
Auch wenn das Mysterium der Liebe gelöst werden könnte, sollte dies nicht getan werden. Denn die Liebe bringt magische Momente mit sich. Sie ist einfach nur da und meist unerklärbar. Wenn der Schleier der Liebe enthüllt wird, so befürchten Wissenschaftler, könnte dies zu einer Entzauberung und Banalisierung der Liebe führen.
Meines Erachtens geschieht dies ohnehin schon; spätestens zeigt es sich, wenn Geben und Nehmen im Ungleichgewicht sind. Liebe verlangt nicht, fordert nicht zurück, doch nach den kosmischen Gesetzen bedarf es stets eines Ausgleichs. Erfolgt dies nicht in einer Beziehung, dann spätestens zu einem anderen Zeitpunkt, bei dem alles Glück und Liebe, das du gegeben hast, in Unmengen zu dir fließt.
Laut Erich Fromm zeigt sich Liebe durch „Geben, Fürsorge, Verantwortungsgefühl, Achtung vor dem anderen und Erkenntnis (…) dietätigeSorgefürdasLebenunddasWachstumdessen,waswirlieben.” In diesem Zusammenhang ist es wichtig, stets daraufzu achten, was wir lieben, zu tun, um ein erfülltes Leben zu haben. Zu erkennen, was uns im Herzen erfüllt, ist dabei essenziell. Auch wenn viele Coaching-Programme immer mehr von Selbstliebe sprechen, wird Liebe vermehrt in Verbindung zu Partnerschaften definiert. Hier scheint sie nachwievornichtgreifbarzusein,denninjederBeziehungwirdLiebe unterschiedlich ausgelebt.
DocheswerdengrundsätzlicheWertefürLiebeinPartnerschaften mitgegeben. Die weltweite Coaching-Plattform Greator hat die wichtigen Faktoren für eine langfristige Partnerschaft im Lebensrad Beziehung anhand von acht Säulen zusammengefasst:
Säule: Offene Kommunikation
Säule: Ehrlichkeit
Säule: Unabhängigkeit durch gegenseitiges Verständnis
Säule: Zusammenhalt
Säule: Gemeinsame Ziele
Säule: Freizeitgestaltung
Säule: Romantik
Säule: Sexualität
Bei diesen acht Säulen handelt es sich um Punkte, die wir sowohl für Liebe in Partnerschaften als auch teilweise für mehr Selbstliebe umsetzen können. Wir dürfen offene Kommunikation, Ehrlichkeit, Zusammenhalt etc. von anderen erwarten, gleichzeitig gilt es, offen und ehrlich uns selbst gegenüber zu sein. Die Definition von Greator ist meines Erachtens nur auf Beziehungen zwischen zwei Menschen ausgelegt, es gibt jedoch darüber hinaus die Liebe, die in der Beziehung zur Natur und zum großen Ganzen spürbar ist Für die Liebe im Kontext von Beziehungen möchte ich ergänzen:
In erster Linie sehe ich Respekt und Akzeptanz sowie Toleranz als Grundlage für eine Beziehung. Damit verbunden ist es für ein gegenseitiges Verständnis wichtig (wie in Säule 3), Empathie und Mitgefühl zu empfinden. Als Grundlage für Säule 5 braucht es Erkenntnisse über die eigenen und gemeinsamen Ziele, sowie Verständnis für mögliche Abweichungen.
In diesem Zusammenhang würde ich neben Empathie und Mitgefühl die Komponente Kompromissbereitschaft als weitere Säule heranführen. Offene Kommunikation und Ehrlichkeit können vor allem durch Achtsamkeit und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber entstehen. Für eine langfristige Beziehung können positive Gefühle oder Verliebtheit eine gute Basis darstellen. Freundschaften ergeben sich beispielsweise durch ein gemeinsames Wertesystem, welches für eine Partnerschaft ebenso bedeutend ist. Mit dem Lebensrad der Beziehung ist das Thema Liebe in Partnerschaften aus meiner Überzeugung daher nur oberflächlich aufgegriffen. Denn hier fehlt mir insbesondere die Einbindung von (positiven) Emotionen, die Liebe ausmachen. So füge ich dem eine weitere Säule hinzu: Zuneigung. Denn Beziehungen sind Verbindungen, die wir in der Regel eingehen, weil wir Freude, Zuneigung und Verliebtheit spüren. Für die allgemeine Definition von Liebe fehlt es mir am Bezug zu allem, was ist. So ist Liebe laut Jens Corssen als eine Haltung zu sehen – eine Haltung zu sich selbst, zum Gegenüber und zum Leben.
Wie in Partnerschaften auch, sind es ebenso gegenseitige Gefühle, die die Liebe aufrechterhalten. Liebe ist im Allgemeinen jedoch viel mehr als das: Sie besteht aus mehreren Dimensionen und Graden und unterscheidet sich jeweils in ihrer Intensität. Zugleich ist sie eine unbeschreibliche Form, die uns über Großes im Kleinen lehrt, näher zu uns selbst und unserer Umwelt bringt.
In der allgemeinen Deutung ist Liebe allumfassend. Sie ist unser wesentlicher Kern, der insbesondere durch Empathie für alles, was da ist, gestärkt werden kann. Denn mit ihr können wir die Welt zu unseren Gunsten gestalten. Mit unserem Herzen sehen wir alles Gute und doch alles, was ist in seiner neutralen Weise, ohne zu urteilen. Liebe ist daher rein, wertfrei und bedingt eine Unbefangenheit. Sie zeigt sich in allem, was da ist, wenn wir uns mit Neugierde und Achtsamkeit auf unsere Umgebung einlassen.
Ein blinder Fleck im Kontext der Liebe ist die Frage nach ihrer Vergänglichkeit. Während viele glauben, dass Liebe in Beziehungen vergänglich ist, berichtet Bianca Acevedo, Gesundheitswissenschaftlerin am Weill Medical College der Cornell University in New York, über ihre Untersuchung von Ehepaaren, die 20 Jahre verheiratet waren, mit Paaren, die seit sechs Monaten eine Beziehung hatten. In beiden Fällen konnten in den Hirnaktivitäten ähnliche Ergebnisse gefunden werden. Trotz unterschiedlicher Aktivitätsmuster und Fähigkeiten zeigte sich: Je besser die Teilnehmer bei der romantischen Liebesfähigkeit abschnitten und je mehr sie sich mit ihremGeliebteneinsfühlten,destostärker feuerten ihre Neuronen im Belohnungsschaltkreis, wenn sie das Bild ihresPartnerssahen.DieReaktionderUntersuchtenbeimAnblickdes Partners zeigten sich zudem in den gleichen Arealen wie bei Müttern, die auf ihre Kinder reagieren. Liebe kann also bis zum Lebensende andauern. Bei der Frage nach dem Unterschied zwischen Liebe und Verliebt-sein, zeigen sich laut einer weiteren Studie der Oldenburger Universität sowohl Gemeinsamkeiten als auch gravierende Unterschiede. Als Gemeinsamkeiten wurden die starke Zuneigung zum Partner, die Freude über das Zusammensein sowie Zärtlichkeit charakterisiert. Verliebtsein wird mit dem Verspüren körperlicher Empfindungen durch Schmetterlinge im Bauch, Herzklopfen usw. in Anwesenheit der geliebten Person definiert. In diesem Vorstadium zur Liebe herrschen jedoch noch kein Vertrauen, Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein oder ein offener und ehrlicher Umgang für- und miteinander. All diese Merkmale seien Bestandteile der Liebe.
Viele von uns haben es bereits durchlebt: Wunden aus der Kindheit, die im Erwachsenendasein hochkommen. Auch wenn es manche von unserstspäterkennen,soträgtjederMenschPrägungenausderKindheit mit sich. Dabei handelt es sich überwiegend um solche, in denen wirunsungeliebt,schutzlosoderohnmächtiggefühlthaben.Alsojene Erfahrungen, die sich negativ aufuns ausgewirkt haben, nehmen wir eher in unser Erwachsenendasein mit als solche, in denen wir uns frei fühlten. Gleichwohl gibt es in der Regel stets viele positive Kindheitserinnerungen. Denn als Kind sind wir frei. Wir machen uns weniger Gedankenundliebenes,unsererPhantasiefreienLaufzulassen.Eben diese Eigenschaften gehen nach und nach mit dem Erwachsenwerden verloren, es sei denn, wir behalten unseren kindlichen Blick. Damit ist gemeint, die Welt aus den Augen eines Kindes zu sehen: unbefangen, freudvoll, neugierig und sorglos zu leben. KinderlebenimMoment,imHierundJetzt.Siekönnendadurch schnellzwischenihrenEmotionenswitchen,beispielsweisetraurigsein und im nächsten Moment durch ein kleines Ereignis wieder Freude empfinden. Ohne in einen Zustand der Reflexion über sich selbst zu kommen, finden sie unbewusst Lösungen und Umgangsformen für ihreWunden.DennumimMomentzuleben,brauchteskeineSelbstreflexion.Kinderträumen,durchlebendieschönenMomentedesLebens, gleichzeitig sind sie sehr sensitiv und somit empfänglich für alle FormenvonpositivenodernegativenErfahrungenundEmpfin-dungen ihrerEltern.KinderfühlenallesundzeigenEmotionenwieTrauerund Wut häufig im jeweiligen Moment. Aufgrund ihres jungen Alters und zu ihrem Schutz sind sie oft Entscheidungen von Erwachsenen ausgesetzt und werden vermeintlich in Ihrem Wesen unterschätzt. Dabei sind Kinder viel intelligenter als wir annehmen. Dies ist auch durch zahlreiche Studien bewiesen. Sie spüren bereits ab dem 2. LebensjahrGefühlewieUnsicherheiten,ÄngsteundTrauervonnahestehenden Erwachsenen. Sie bringen somit eine starke emotionale Intelligenz mit, die sich vor allem in der Mutter-Kind-Bindung bemerkbar macht.KinderlehrenunsvielüberdasLebenundunsereHaltungdazu, manchmal in dem sie uns aufhumorvolle Weise den Spiegel zeigen. EbenweilsieinihrensorglosenGedankensindundGrundsicherheiten brauchen, verfällt ihre Welt, sobald sie in ihrem nahen Umkreis fortwährendunsicherenundkonfliktbehaftetenSituationenausgesetzt sind.DieSicherheiten,dieKinderbrauchen,basierenaufihrenGrundbedürfnissen:Urvertrauen,GeborgenheitundZuneigung,Sicherheiten auf der Erlebnis-, Körper- und Gefühlsebene, sowie in Gruppen, in der Kooperation mit anderen und in ihrem Sprachgebrauch. FehlteinoderfehlenmehreredieserSicherheitsfaktorenaufgrund prekärer Verhält-nisse in der Familie, kommt es im späteren Alter zu Problemen in der Selbstdefinition (Wer bin ich? Wieso habe ich das alleserlebt?Wasmachtmichaus?)undimAufbaudesSelbstwerts.Oft bestehteinMangelanSelbstbewusstsein.
Dashängtdamitzusammen, dass beispielsweise Liebe und Geborgenheit zu einem bestimmten Zeitpunkt durch die Eltern nicht gegeben waren und damit einhergehendgrundlegendeWertevorstellungenwie„Ichbinnichtgewollt(bei unbeabsichtigtenSchwangerschaften)“„Ichwerdenichtgeliebt“,„Ich binnichtgeschützt“unddamiteinhergehend„Ichbinnichtgenug“,„Ichkannnicht“,„Ichbinwertlos“,„Ichmussmichbeweisen“u.v.m.entwickeltwerden.EineWundekannunteranderemdurchMomentedesAlleinseins in einem prägenden Moment in der Kindheit, Verletzungen durch die Eltern oder durch passive Beteiligung in einem schlechten Umgang zwischen den Eltern entstehen. Als Kind findet Trauerbewältigung dabei nur bedingt statt. Kinder können dafür unterschiedliche Eigenschaften annehmen, die wir Erwachsene nicht verstehen. Oft auch dann nicht, wenn wir selbst verwundet waren. Denn jedes Kind verarbeitet prägende Erfahrungen unterschiedlich und entwickelt sich damit in eine unterschiedliche Richtung. Eine Form der Verarbeitung findetbeispielsweisedurchehrlichesSprechenüberdieErfahrungen statt. Oft kann dies durch den Erwachsenen selbst spielerisch initiiert werden. Doch der Verarbeitungsprozess für Kinder, die negativen Erfahrungen, Schockmomenten/ Traumata ausgesetzt sind, zeigt sich in den meisten Fällen als ungenügend. Insbesondere dann, wenn Eltern erst spät die Probleme ihrer Kinder erkennen oder selbst keinen geschütztenRahmenbietenkönnen.DiesgiltinsbesonderefürKinderin Haushalten, bei denen geringe bis keine Bildungsressourcen, prekäre Verhältnisse (Armut) vorherrschen und es an sozialen Gegebenheiten mangelt.
Im Erwachsenenalter sprechen wir wiederum viel zu wenig über unsere Erfahrungen. Wir befürchten, verurteilt zu werden. Wenn wir dann diese in uns selbst nicht zu verarbeiten versuchen, verstärken und verdrängen wir unbewusst negative Erfahrungen aus der Kindheit. Diese wiederum verankern sich dann im Unterbewusstsein. Von hier aus sind sie nicht sichtbar und daher nur schwer greifbar. Damit zusammenhängend entwickelt der Körper Verteidigungsstrategien bzw. eine Abwehrhaltung gegenüber Si- tuationen, die an alte Wunden aus der Kindheit erinnern. Zwar zeigen sich diese Strategien bis zu einem bestimmtenZeitpunkt als bewährt, doch spätestens im Übergang zum Erwachsenenalter sind sie überfällig. Dennoch bleiben die damit verbundenen Werte von Beginn an weiterhin im Unterbewusstsein gespeichert. Daher erkennen viele Menschen erst spät, dass bestimmte unerklärliche und sie störende Verhaltensweisen auf ihre Kindheitswunden zurückgehen. Meine Kindheit war sehr früh von Eigenverantwortung geprägt. Ich erinnere mich daran, wie wir am Spielplatz gegenüber unserer Wohnung spielten, alleine auf Radtouren gingen und durch Unfälle lernten, immer wieder aufzustehen. Gleichzeitig übernahm ich sehr früh Verantwortung für meine Eltern – Übersetzungen bei Behördenbriefen, Kellnern, um den Unterhalt zu sichern, waren wenige der Themen, die mich in die Großelternrolle versetzten. Im Erwachsenenalter fragte ich meine Mutter: „Kann es sein, dass deine Eltern ebenso wenig Zeit für dich hatten oder dir nur wenig Zuneigung schenken konnten?“.
„Ja, das stimmt, meine Eltern haben mir keine Liebe schenken können, sie waren zu sehr damit beschäftigt den Unterhalt zu sichern“, erwiderte sie daraufhin.
Von diesem Moment an, wusste ich, dass meine Eltern im Rahmen ihres Erziehungsverständnisses ihr Bestes versuchten. Doch unabhängig davon trägt jeder von uns ein verwundetes Kind in sich, welches nach Aufmerksamkeit schreit, jedoch nicht gehört wird.
In der Psychologie wird hier oft auch vom inneren Kind gesprochen. Das innere Kind ist unser verwundetes Kind, welches sich immer wieder meldet, wenn es an unschöne Situationen erinnert wird, wie Mobbing und Momente, in denen es sich alleingelassen gefühlt hat. Laut PISA-Studie 2018 sind 6 Prozent aller 15-jährigen Schüler*innen häufig Mobbing ausgesetzt, weitere 23 Prozent werden mindestens mehrmals im Monat durch Mitschüler*innen gemobbt. Die Mobbingrate ist auch aktuell sehr hoch, doch oft können Lehrer*innen nicht dagegen vorgehen. Mobbing kann tiefe Wunden hinterlassen, die im Erwachsenenalter nachwirken. Das innere Kind verleitet uns dazu, kreativ zu werden, das Leben mit Leichtigkeit und Humor zu nehmen und sorglos voranzuschreiten. Vor allem in Momenten der Ruhe und Tiefenentspannung kann es sich melden, um auf ein bestimmtes Thema aufmerksam zu machen. Es warnt uns in jenen Augenblicken, in denen wir große Wagnisse eingehen möchten, aus Angst, dass es selbst – und damit auch wir selbst – verletzt werden könnten. Es sucht stetig nach Schutz und Geborgenheit. Auch wenn es schwerfällt, dass wir es uns eingestehen: Jeder von uns hat in bestimmten Momenten nicht die Liebe und Zuneigung erhalten, die er oder sie sich gewünscht oder erhofft hat. In der Regel führt dies dazu, dass fehlende Zuneigung und Geborgenheit im Außen gesucht werden; manchmal so weit, dass wir uns beispielsweise im Beruf mit Aufgaben überhäufen, um ein gewünschtes Ergebnis und eine positive Reaktion im Außen zu erhalten. Die Suche im Außen ist ziellos. Dennoch kann es uns zu zwei Extremen verleiten: Erfolg oder Misserfolg in sämtlichen Lebensbereichen.