Was sie beide verband - Patricia Vandenberg - E-Book

Was sie beide verband E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine Sonderausgabe – Dr. Norden Gold Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. Mit flammenden Augen stand Miriam Morris vor ihrem Bruder André, und ihre Stimme vibrierte, als sie nach einem ganz tiefen Atemzug ihre Vorwürfe fortsetzte. »Ich habe es dir schon mal gesagt, André, die Spielchen, die du mit den Frauen treibst, werden eines nicht mehr fernen Tages höllischer Ernst werden. Deine Abschiedsmethode, wenn du die Nase voll hast, wird zumindest bei Valerie nichts fruchten. Wie es scheint, hat sie auch schon ein Druckmittel, um dich zum Standesamt zu bringen.« André lächelte spöttisch. »Was denn für ein Druckmittel?« »Sie war bei Dr. Leitner, ich habe sie gesehen.« »Und wer ist Dr. Leitner, bitte schön?« »Ein Gynäkologe.« Seine Augenbrauen schoben sich zusammen. »Und was machst du bei einem Gynäkologen?« »Ich war zur Vorsorgeuntersuchung, die soll man auch machen lassen, wenn man erst Mitte zwanzig ist«, erwiderte sie gereizt. »Nun, Valerie kann doch auch zu so einer Vorsorgeuntersuchung gewesen sein«, meinte er lässig. »Sie ist ja auch erst fünfundzwanzig. Spiel dich nicht gleich so auf. Ich brauche kein Kindermäd­chen, das auf mich aufpaßt, Miriam.

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Dr. Norden Gold – 47 –

Was sie beide verband

Patricia Vandenberg

Mit flammenden Augen stand Miriam Morris vor ihrem Bruder André, und ihre Stimme vibrierte, als sie nach einem ganz tiefen Atemzug ihre Vorwürfe fortsetzte.

»Ich habe es dir schon mal gesagt, André, die Spielchen, die du mit den Frauen treibst, werden eines nicht mehr fernen Tages höllischer Ernst werden. Deine Abschiedsmethode, wenn du die Nase voll hast, wird zumindest bei Valerie nichts fruchten. Wie es scheint, hat sie auch schon ein Druckmittel, um dich zum Standesamt zu bringen.«

André lächelte spöttisch. »Was denn für ein Druckmittel?«

»Sie war bei Dr. Leitner, ich habe sie gesehen.«

»Und wer ist Dr. Leitner, bitte schön?«

»Ein Gynäkologe.«

Seine Augenbrauen schoben sich zusammen. »Und was machst du bei einem Gynäkologen?«

»Ich war zur Vorsorgeuntersuchung, die soll man auch machen lassen, wenn man erst Mitte zwanzig ist«, erwiderte sie gereizt.

»Nun, Valerie kann doch auch zu so einer Vorsorgeuntersuchung gewesen sein«, meinte er lässig. »Sie ist ja auch erst fünfundzwanzig. Spiel dich nicht gleich so auf. Ich brauche kein Kindermäd­chen, das auf mich aufpaßt, Miriam. Du solltest heiraten und dir selber Kinder anschaffen.«

»Das werde ich auch tun, und dann kannst du sehen, wie du hier allein zurechtkommst. Aber ich werde dir noch etwas sagen. Valerie wurde von ihrer Busenfreundin Stella abgeholt, und ganz zufällig hörte ich auch, was sie freudestrahlend zu ihr sagte.«

»Ganz zufällig«, spottete An-dré.

»Dir wird der Spott schon noch vergehen. Sie sagte nämlich. Es hat geklappt, jetzt kommt André mir nicht mehr aus.«

André wurde blaß.

Richtig entsetzt blickte er jetzt Miriam an. »Das kann sie doch nicht mit mir machen«, stieß er hervor.

»Es geht noch weiter, du Narr. Sie ist als Frau Morris erschienen.«

»Nein.«

»Doch, und ihre Freundin Stella fragte sie recht anzüglich, was denn der liebe Lutz zu dieser Neuigkeit sagen würde.«

André rang nach Luft und suchte nach Worten. »Sag, daß das nicht wahr ist, Miriam. Du wolltest mich doch nur erschrecken.«

»Das liegt mir fern. Anscheinend hat sich mal eine gefunden, die dich richtig aufs Kreuz gelegt hat. Und ich gönne es dir. Du hast es nicht anders verdient.«

»Jetzt hör doch mal mit diesen Angriffen auf, Miriam. Es war doch schon aus mit Valerie.«

»Hast du gemeint, aber das dikke Ende kommt nach. Nun sieh zu, wie du dich aus dieser Affäre rettest. Du wirst dich hart tun, sie ist ein raffiniertes Luder.«

Es war ein hartes Wort, und solche war er von seiner Schwester nicht gewöhnt. Miriam war noch jung, aber sie war trotzdem eine vollendete junge Dame. Auch dieser Zornausbruch paßte nicht zu ihr. Aber ihm wurde klar, daß es ernst wurde für ihn.

»Sie hat sich also als Frau Morris ausgegeben«, sagte er tonlos, »nun, der Sache werden wir mal nachgehen, Schwesterchen. Wenn du jetzt auch noch so wütend auf mich bist, ich bin dir sehr dankbar für die Moralpredigt.«

»Warum bist du nur so flatterhaft, André?« fragte Miriam traurig. »Ich wäre so froh, wenn du eine Frau finden würdest.«

»Hör auf, ich hatte sie gefunden, aber es war mir nicht vergönnt, sie zu behalten. Ich habe Francesca geliebt, das solltest du doch wissen. Warum mußte sie sterben? Kannst du mir das sagen?«

Miriam schloß die Augen. Jetzt spürte sie den Schmerz in seiner Stimme, sie war auch gleich zornig auf sich, weil sie Francesca vergessen hatte, die schöne, zarte Francesca, die André hatte heiraten wollen. Das Aufgebot war schon bestellt, als sich herausstellte, daß sie an Leukämie litt.

Es lag acht Jahre zurück, aber nun wußte sie, daß André immer noch litt, und daß er bei anderen Frauen Vergessen suchte und es doch nicht fand.

»Es tut mir leid, Bruder«, sagte sie leise. »Ich hoffe, daß du aus diesem Dilemma einen Ausweg findest.«

»Worauf du dich verlassen kannst«, erwiderte er. »Und was ist mit deiner Drohung? Darf ich wenigstens wissen, welchen Mann du dir zum Heiraten ausgesucht hast?«

»Eigentlich müßtest du es längst wissen«, sagte sie. »Für mich gab es doch nie einen anderen Mann als Toni.«

»Toni? Du willst Toni Weinzierl heiraten?«

»Stört dich sein Name?« fragte sie anzüglich.

»Toni ist ein Bauer.«

»Und gerade das gefällt mir. Er ist übrigens ein reicher Bauer, falls das für dich wichtig ist. Für mich ist wichtig, daß er ein guter, ehrlicher Mensch ist und ich ihn liebe. Und was das universelle Wissen anbelangt, dürftest du dich ganz schön anstrengen, um Schritt mit ihm halten zu können.«

»Ich habe ja nichts gegen Toni, aber wenn ich bedenke, was du für Chancen hättest…«

»Hör doch damit auf, die sind alle nicht viel besser als du. Lutz Perkin war auch mal hinter mir her, aber er landete in Valeries Bett. Und leider hat er nicht soviel Geld, wie er ausgibt, dahinter wird sie wohl gekommen sein, um jetzt dich an die Angel legen zu wollen.«

»Du drehst ganz schön auf, Miriam«, sagte André.

»Anders ist dir doch nicht beizukommen«, konterte sie.

Er legte seine Hand auf ihre Schulter. »Hast ja recht, Kleine«, erwiderte er heiser. »Ich habe jetzt zu tun. Ich muß mich auch mal um meine Geschäfte kümmern.«

»Da hast du ja glücklicherweise alles im Griff«, stellte sie fest. »Organisieren kannst du sehr gut, das muß man dir lassen.«

»Das hab’ ich von Papa gelernt, meine liebe Miriam. Und ich verspreche dir, daß du nicht mittellos in die Ehe gehen wirst.«

»Und wenn ich dir nun sage, daß Toni nur mich will und keinen müden Euro sonst?«

»Ihm nehme ich das sogar ab. Beruhigt und wieder versöhnt?«

»Beruhigt schon, versöhnt noch nicht. Und ich werde Valerie auch ablehnen, wenn du sie heiraten mußt.«

»Ich muß überhaupt nichts, damit das klar ist«, erwiderte er.

*

Die André Morris-Geschäfte waren international bekannt. In München gab es zwei, in Paris, London, Kopenhagen und Stockholm je eines. Exclusive Mode mit allem Zubehör wurde angeboten und verkauft. Die Fabrik befand sich außerhalb von München. Dort hatte Großvater Morris ganz bescheiden mit Konfektion für jedermann angefangen. Im Krieg wurden dann Uniformen produziert, aber schon der Vater von André und Miriam war ein fortschrittlicher, in die Zukunft denkender Mann gewesen, der wußte, daß die Ansprüche immer höher steigen würden, da wieder mehr Geld verdient wurde, als der Wirtschaftsaufschwung kam, und man mußte der internationalen Mode, die für manche unerschwinglich war, etwas entgegensetzen.

Seine Idee war erfolgsträchtig, und André, der moderne junge Nachfolger, war der richtige Manager. Er hatte wirklich alles im Griff. Er kannte die Frauen, er kannte auch die Männer. Er wußte, was ankam und nicht als Ladenhüter hängenblieb. Bei ihm gab es keine Ladenhüter. Aber seit er Francesca verloren hatte, gab es auch keine Frau mehr, die ihn gefesselt hätte, im wahrsten Sinne des Wortes.

Er mußte in die Fabrik, weil eine neue Modedesignerin eingestellt werden sollte. Aber mit seinen Gedanken war er schon weiter. Er wollte es schnell hinter sich bringen, unter drei Bewerberinnen die Richtige herauszufinden.

Mit den beiden ersten war er schnell fertig. Sie waren zu sehr von sich selbst überzeugt und hatten noch nichts zu bieten. Die Dritte war das Gegenteil, bescheiden, sogar unscheinbar, aber sie hatte etwas zu bieten. Er sah sie gar nicht richtig an, weil seine Gedanken bei Miriam waren, aber ihre Entwürfe fesselten ihn doch.

Sie war engagiert. Er hatte ihren Namen gar nicht richtig mitbekommen, sagte dem Personalchef, daß er den Vertrag fertig machen sollte, nickte ihr wohlwollend zu und hörte gerade noch ein zittriges Danke. Dann war er schon wieder draußen, denn er wollte schleunigst zur Leitner-Klinik fahren.

André Morris war ein cleverer Mann. So leicht konnte man ihn doch nicht aufs Kreuz legen. Auch in kritischen Situationen ließ ihn sein Verstand nicht im Stich, und er konnte kombinieren.

Wenn Valerie sich als Frau Morris ausgegeben hatte, hatte er jedenfalls auch das Recht, sich nach dem Untersuchungsbefund zu erkundigen. Seit der schweren und unheilbaren Krankheit seiner über alles geliebten Mutter, wußte er Bescheid, wie das in den Kliniken funktionierte.

Also fuhr er zur Leitner-Klinik, und hinterher wollte er mit Dr. Norden sprechen, der seine Mutter lange Zeit behandelt hatte.

Er hatte eine gehörige Portion Wut im Leib, und außerdem war es ihm nahegegangen, wie Miriam mit ihm umgesprungen war. Er war nicht so hart, wie er anderen erschien und auch scheinen wollte.

Er war in mancher Beziehung sogar sehr empfindsam, und vor allem was Miriam anbetraf, mit der er nach dem Tod der Eltern sehr eng verbunden war, ging ihm alles sehr nahe. Er zeigte es nicht. Man sollte ihn ruhig falsch einschätzen, aber niemand sollte ihm ins Herz schauen können. Nur Miriam kannte ihn genau.

Er blieb noch eine Weile im Auto sitzen, als er die Leitner-Klinik erreicht hatte. Gerade kam ein junges Paar mit einem Baby im Arm des Mannes heraus, und es war ein herzerfreuender Anblick, wie glücklich sie das winzige Wesen anblickten.

André hatte nicht lange zu überlegen brauchen, was er hier sagen wollte. Und sein Auftreten war wie stets so überzeugend, daß niemand auf den Verdacht kommen konnte, er wollte jemandem von vornherein eine heilsame Lehre erteilen.

Dr. Leitner, der gerade eine etwas schwierige Geburt zu einem glücklichen Ende gebracht hatte, war auch bereit, ihm Auskunft zu geben.

»Ihre Frau ist bereits im dritten Monat schwanger, das wird sie Ihnen wohl gesagt haben«, erklärte er zurückhaltend. Da stutzte André schon. »Der genaue Untersuchungsbefund ist jetzt auch schriftlich fixiert. Sie könnten ihn gleich mitnehmen. Es wäre sehr gut, wenn Ihre Frau bald zu einer weiteren, noch gründlicheren Untersuchung erscheinen würde. In diesem Stadium kann man mit Ultraschall nicht alles feststellen.«

»Gibt es Komplikationen?«

Dr. Leitner musterte ihn mit einem merkwürdigen Blick. »Ihre Frau wollte Ihnen eigentlich noch nichts sagen, weil sie meint, daß Sie sich zu sehr aufregen.«

»Ich rege mich nicht auf. Ich möchte nur alles genau wissen.«

»Es ist wegen des Rhesusfaktors. Sollte Ihre Frau schon mal eine Fehlgeburt gehabt haben, müßte sie das ganz offen sagen.«

»Ich weiß davon nichts, aber ich werde mit ihr sprechen. Sofort«, erklärte André, und seine Stimme klang so grimmig, daß Dr. Leitner sich Gedanken machte. Er wußte es ja nicht anders, als daß Valerie die Ehefrau dieses Mannes sein sollte.

Dr. Leitner war zwar mit Dr. Norden gut Freund, und sie arbeiteten auch in vielen Fällen eng zusammen, aber es hätte doch zu weit geführt, wenn sie sich über jeden ihrer Patienten oder Patientinnen unterhalten hätten.

So wußte er auch nicht, daß André mit Daniel Norden auf einem guten Fuß stand, obgleich sie zwei grundverschiedene Männer waren.

Er gab André arglos den Umschlag mit dem Untersuchungsbefund und sagte ihm noch einmal eindringlich, daß er seine Frau bald zu der genauen Untersuchung schicken solle.

»Das werde ich tun, aber ob sie kommt, ist die andere Frage«, erwiderte André mit einem sarkastischen Lächeln, das Dr. Leitner, der ein sehr guter Menschenkenner war, sehr zu denken gab. Wie ein glücklicher werdender Vater sah André Morris jedenfalls nicht aus.

Und Dr. Daniel Norden konnte André dann auch noch ganz anders erleben.

Daniel stand gerade bei Dorthe im Empfangsraum, als André hereingestürmt kam. Einen anderen Ausdruck konnte man für diesen Auftritt nicht finden.

»Ja, wo fehlt es denn, Herr Morris?« fragte Dr. Norden verwundert, denn er kannte André nur ganz gelassen.

»Ich muß Sie unbedingt sprechen, es dauert nicht lange. Und mir fehlt noch gar nichts, aber vielleicht kriege ich bald einen Koller«, sagte André.

»Wenn es nicht lange dauert, gehen wir doch ins Labor. Ich muß sowieso etwas kontrollieren«, schlug Dr. Norden vor.

»Danke, bedanke mich vielmals«, sagte André mit einer höflichen Verbeugung zu Dorthe. Frauen wie ihr zollte er Respekt. O ja, er machte Unterschiede, und er war keineswegs arrogant, wenn es sich um Frauen in abhängiger Stellung handelte.

»Was ist los, André?« fragte Daniel, da sie nun allein waren. Da wurde er dann auch persönlicher.

»Ich brauche den Rat eines Arztes, der Menschenverstand hat. Es ist eine diffizile Geschichte. Was kann ein Mann unternehmen, wenn eine schwangere Frau sich seines Namens bedient, wenn sie sich die Schwangerschaft bestätigen läßt, ohne mit ihm verheiratet oder verlobt zu sein. Und wenn dazu die Schwangerschaft schon im dritten Monat ist, was gar nicht der Fall sein könnte.«

»Nun, das ist eine ganz einfache Sache. Wenn der Mann überzeugt ist, nicht der Vater sein zu können und Beweise dafür hat, sollte er am besten die Frau darauf aufmerksam machen. Wenn sie sich jedoch seines Namens und falscher Angaben bedient, macht sie sich strafbar. Mehr kann ich dazu nicht sagen, André. Betrifft es Sie persönlich?«

»Sonst würde ich nicht mit Ihnen reden. Ich koche. So was kann man doch nicht mit mir machen, nicht mit mir!«

»Manche Frauen versuchen es halt, aber es wäre besser, man würde sich vorher im klaren sein, mit welcher Art Frau man sich einläßt. Das ist nur ein guter Rat, sonst nichts.«

»Meine Abreibung habe ich schon von Miriam weg«, erklärte André in aller Offenheit. »Und seit heute werde ich in mich gehen.«

»Was gar nicht übel wäre«, sagte Dr. Norden lächelnd. »Es gibt sicher immer wieder mal eine, die Sie festnageln möchte. Und dann könnte es tatsächlich mal anders laufen, als erwünscht ist.«

»Ich werde es beherzigen. Aber eine Bitte habe ich noch. Miriam war bei Dr. Leitner zur Vorsorgeuntersuchung. Jetzt mache ich mir Sorgen, daß ihr was fehlen könnte. Würden Sie bitte mal nachhaken?«

Da konnte Dr. Norden Rückschlüsse ziehen. Miriam war bei Dr. Leitner. André hatte erfahren, daß eine Bekannte von ihm schwanger war, also war diese wohl auch bei Dr. Leitner gewesen. Und André hatte es erfahren.

»Ich kann mir nicht denken, daß Ihrer Schwester etwas fehlt denn ich kenne ja ihreWerte, aber ich werde mal nachhaken. Ich hoffe, daß es für Sie keine Schwierigkeiten gibt, aber ich hebe doch mahnend den Zeigefinger. Es gibt auch andere Gefahren als eine ungewollte Schwangerschaft.«

»Ich habe jetzt restlos die Nase voll«, sagte André.

Aber in ihm brodelte es. Und weil er nie etwas auf die lange Bank schob, fuhr er gleich zu Valeries Wohnung.

Er sah einen Wagen vor dem Haus parken, den er recht genau kannte, aber ihn hätte nichts mehr aufhalten können.

Er läutete nicht bei Valerie, sondern bei anderen Mietern, und der Summer ertönte. Er konnte im Lift gleich einsteigen, weil er mit offener Tür unten stand. Er fuhr zum dritten Stock empor und drückte dort auf die Klingel.

Es dauerte ziemlich lange, bis Valeries immer etwas schläfrige Stimme fragte: »Wer ist da?«

»Ich, Valerie, André. Mach schon auf.«