Was vor Jahren geschah … - Patricia Vandenberg - E-Book

Was vor Jahren geschah … E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine Sonderausgabe – Dr. Norden Gold Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. »Wunderbar. Damit ist das Geschäft perfekt. Ich glaube, Ihnen kann ich mein Haus für die Zeit meiner Abwesenheit ohne Sorgen anvertrauen, Herr ...«, Lothar Schimpf machte eine Pause und warf einen Blick auf den Namenszug, der in goldenen Lettern auf das dicke, kostbare Büttenpapier gedruckt war. »Herr Barna. Ich hatte nicht wenige Bewerber für diese Aufgabe. Sie waren jedoch der Einzige, der sich mit Pferden auskennt. Das hat den Ausschlag gegeben.« »Ich werde Ihr Vertrauen nicht enttäuschen.« »Das nehme ich an. Woher stammt übrigens dieser ungewöhnliche Name Ricardo Barna? Ein Italiener sind Sie auf jeden Fall nicht«, stellte der Gestütsbesitzer Schimpf mit einem Blick in das kastanienbraune Gesicht seines Gegenübers fest, das nicht eine weiche Linie besaß. Wären nicht die blitzenden, dunklen Augen mit den feinen Falten und das gewinnende Lächeln gewesen, so wäre Lothar Schimpf mit Sicherheit misstrauisch gewesen. So aber konnte er dem kräftigen Mann guten Gewissens die Aufsicht über sein Gestüt und das Wohnhaus überlassen, solange er sich für Geschäfte im Ausland aufhielt. »Ich tippe eher auf Osteuropa«, kehrte er zu seiner Frage zurück. Ricardo verzog die vollen, gutgeschnittenen Lippen zu einem gewinnenden Lächeln. »Sie haben ein feines Gespür«, lobte er zufrieden.

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Dr. Norden Gold – 64 –

Was vor Jahren geschah …

Manche Wunden heilen nie

Patricia Vandenberg

»Wunderbar. Damit ist das Geschäft perfekt. Ich glaube, Ihnen kann ich mein Haus für die Zeit meiner Abwesenheit ohne Sorgen anvertrauen, Herr ...«, Lothar Schimpf machte eine Pause und warf einen Blick auf den Namenszug, der in goldenen Lettern auf das dicke, kostbare Büttenpapier gedruckt war. »Herr Barna. Ich hatte nicht wenige Bewerber für diese Aufgabe. Sie waren jedoch der Einzige, der sich mit Pferden auskennt. Das hat den Ausschlag gegeben.«

»Ich werde Ihr Vertrauen nicht enttäuschen.«

»Das nehme ich an. Woher stammt übrigens dieser ungewöhnliche Name Ricardo Barna? Ein Italiener sind Sie auf jeden Fall nicht«, stellte der Gestütsbesitzer Schimpf mit einem Blick in das kastanienbraune Gesicht seines Gegenübers fest, das nicht eine weiche Linie besaß. Wären nicht die blitzenden, dunklen Augen mit den feinen Falten und das gewinnende Lächeln gewesen, so wäre Lothar Schimpf mit Sicherheit misstrauisch gewesen. So aber konnte er dem kräftigen Mann guten Gewissens die Aufsicht über sein Gestüt und das Wohnhaus überlassen, solange er sich für Geschäfte im Ausland aufhielt. »Ich tippe eher auf Osteuropa«, kehrte er zu seiner Frage zurück.

Ricardo verzog die vollen, gutgeschnittenen Lippen zu einem gewinnenden Lächeln.

»Sie haben ein feines Gespür«, lobte er zufrieden. »Ursprünglich stamme ich aus Ungarn, bin in der Vergangenheit aber viel in der Welt herumgekommen. Jetzt möchte ich mich eine Weile niederlassen und ausprobieren, ob mir das sesshafte Leben gefällt.«

»In dieser angenehmen Umgebung sollte Ihnen das Experiment leichtfallen«, erklärte Lothar und ließ den Blick durch den feudal ausgestatteten Raum schweifen, der eher an einen Saal denn an ein Arbeitszimmer erinnerte.

»Dass ich obendrein auch noch dafür bezahlt werde, den Burgherrn zu spielen, ist ein angenehmes Gefühl.«

Die beiden Männer lächelten sich zu und gaben sich die Hand auf die für beide zufriedenstellende Vereinbarung.

»Dieser Händedruck ist beeindruckend. Es tut mir gut, mein Haus von einem starken Mann bewacht zu wissen.«

»Der von einer ganzen Armada an Personal tatkräftig unterstützt wird«, bestärkte Ricardo das Vertrauen seines Arbeitgebers noch mehr. »Sie können also ganz beruhigt abreisen. Wie vereinbart werde ich mich täglich melden und Bericht erstatten.«

»Sie wissen, dass mir die Gesundheit meiner Tiere sehr am Herzen liegt. Beim kleinsten Anzeichen einer Störung zögern Sie bitte nicht, den Tierarzt zu verständigen. Sämtliche Telefonnummern habe ich für Sie hinterlegt.« Schimpf klopfte auf ein ledernes Telefonbuch auf seinem Schreibtisch.

»Natürlich nicht. Sie können sich wirklich auf mich verlassen«, bestätigte Ricardo zum wiederholten Male und begleitete den besorgten Gutsherrn zur Tür. Die hatten die beiden Männer noch nicht ganz erreicht, als eine Frage auf dem kantigen Gesicht des Ungarn erschien. Er zögerte, die Tür zu öffnen, und sah Schimpf beiläufig an. »Sagt Ihnen eigentlich der Name Mara Kovacs etwas? Sie muss hier in der Nähe irgendwo wohnen.«

Als er diesen Namen aussprach, zogen sich die Augenbrauen von Lothar Schimpf unwillig zusammen. Sein schmales Gesicht mit dem feinen Schnurrbart über dem weichen Mund nahm einen unwilligen Ausdruck an.

»Nicht persönlich und nur vom Hörensagen. Seit ungefähr einem Jahr hat sie das Haus von Goldner gemietet. Ein Wunder, wie sie sich das leisten kann«, ging es Schimpf durch den Kopf. »Ich kann Sie nur warnen. Das ist eine Hexe, die den Männern den Kopf verdreht und sie unglücklich macht. Mit keinem hält sie es lange aus. Glücklicherweise bin ich in einem Alter, in dem ich an den gesellschaftlichen Spielen nicht mehr teilnehme.«

Er machte eine Pause und sah Ricardo forschend in die Augen. »Ich kann Ihnen nicht vorschreiben, was Sie zu tun und zu lassen haben. Aber ich kann Ihnen den guten Rat geben, die Finger von dieser Frau zu lassen.«

Ricardo lächelte vielsagend, erwiderte jedoch nichts. So schieden die beiden Männer voneinander. Wenig später trat Lothar Schimpf aus dem Haus auf den gekiesten Vorplatz seines feudalen Anwesens und stieg in die Stretchlimousine, die ihn ohne Umwege zum Flughafen bringen würde. Längst hatte er das Gespräch über Mara Kovacs vergessen, und seine hoffnungsvollen Gedanken richteten sich auf das, was ihn in den kommenden Monaten erwartete. Jetzt, wo er sein Haus in guten Händen wusste, hielt ihn nichts mehr von der großen Reise ab.

*

Ein eisiger Nordwind fegte über Häuser und Gärten und ließ das welke Laub der Bäume erzittern. Dennoch stand Mara an dem weit geöffneten Fenster ihres Schlafzimmers und starrte hinunter in den von einem bleichen Mond beschienenen Garten. Wie gefangen war sie von Ahnungen einer fernen Vergangenheit, die ihr wie vergessene Träume im Kopf herumspukten, bis eine unwillige Stimme sie aus weiter Ferne zurück in die Gegenwart riss.

»Mach endlich das Fenster zu und komm zurück ins Bett.«

Unwillig wandte sich Mara um und blitzte den fordernden Mann aus ihren eisgrauen Augen an.

»Du kannst mir gar nichts befehlen«, herrschte sie ihn abweisend an.

Norbert seufzte. »Warum fühlst du dich immer gleich angegriffen? Ich will dir nichts befehlen, sondern dich beschützen.« Er war inzwischen aufgestanden und kam ans Fenster. Obwohl ihm eine Gänsehaut auf Armen und Beinen wuchs, zog er den Morgenmantel, den er in Händen hielt, nicht selbst an, sondern legte ihn Mara fürsorglich um die Schultern. »Ist es so besser?«

»Danke«, rang sich die dunkelhaarige, schlanke Frau sichtlich unwillig und ebenso wortkarg einen Dank ab.

Norbert warf einen fragenden Blick aus dem Fenster und schüttelte sich.

»Kannst du mir erklären, was du an diesem grauenhaften Wetter findest?«

»Wenn der Wind des Wandelns weht, beginnen manche, Schutzmauern zu bauen. Andere bauen Windmühlen.«

»Was für ein mystischer Quatsch ist das denn schon wieder? Du weißt doch inzwischen, dass ich für deine Art der Metaphysik nichts übrig habe«, tat er ihre Gedanken mit einer spöttischen Bemerkung ab.

»Bitte, es steht dir frei, zu gehen«, entgegnete Mara kühl und zog den Morgenmantel fester um sich, als eine stürmische Böe an ihrem dunklen, lockigen Haar zerrte.

»Das würde dir wohl gar nichts ausmachen, was?« Mit einer ärgerlichen Bewegung schloss Norbert das Fenster.

Mara sah ihn nachdenklich an und ließ sich Zeit mit der Antwort. Sie schlenderte zurück zum Bett und ließ den Morgenmantel über die weißen Schultern gleiten, ehe sie zurück unter die warme Decke schlüpfte.

»Ich würde deine Fürsorge vermissen, die Art, wie du dich um mich kümmerst. Das Geld, das du für mich ausgibst, den Luxus, mit dem du mich verwöhnst.«

Norbert, der ihr vom Fenster aus fasziniert zugesehen hatte, ärgerte sich maßlos über diesen Kommentar, konnte ihr aber nicht böse sein. Von Anfang an hatte er gewusst, dass er Mara rettungslos verfallen war.

»Für diese Antwort hättest du eine Tracht Prügel verdient«, knurrte er deshalb halb im Scherz, halb im Ernst.

»Kein Wunder, dass dir deine Frau keine Träne nachweint«, entgegnete Mara ungerührt.

Was Norbert auch versuchte, um ihr ein Wort der Liebe abzuringen, war umsonst.

»Was weißt du schon von meiner Frau? Nicht ein einziges Mal hast du mich nach meinem Leben gefragt. Du hast ja keine Ahnung ...«, beklagte er sich bitterlich.

»Erstens habe ich dich nicht gezwungen, für mich deine Familie zu verlassen«, unterbrach Mara ihren Freund hart. »Zweitens habe ich dir von Anfang an gesagt, dass ich kein Interesse an deiner Vergangenheit habe. Du warst unglücklich in deiner Beziehung und ich habe dir eine Chance geboten, daraus zu entfliehen. Dein Glück musst du jedoch alleine finden.«

Seufzend musste Norbert einsehen, dass Mara recht hatte mit diesen Behauptungen. So kehrte auch er schließlich zurück zum Bett und legte sich auf die für ihn bestimmte Seite. Zärtlich wollte er den Arm um Mara legen und sie an sich ziehen. Doch die wandte sich unwillig ab.

»Lass das. Ich will schlafen. Morgen habe ich einen anstrengenden Tag.«

Norbert lachte rau und zog sich gekränkt zurück.

»Deine anstrengenden Tage möchte ich haben! Die größte Mühe bereitet es dir sicher, daran zu glauben, dass das, was du den armen Tieren da einflüsterst, auch tatsächlich hilft«, beleidigte er ihre Arbeit, um sich für die erlittene Kränkung zu rächen.

Mara hingegen war der ständigen Auseinandersetzungen müde und tat so, als hätte sie diese verletzenden Worte nicht gehört. Ihr Atem ging ruhig und tief, und so blieb Norbert schließlich nichts anderes übrig, als sich auf die Seite zu drehen, um ebenfalls nach Schlaf zu suchen.

Die Vorzeichen verdichteten sich, dass seine Zeit unter diesem Dach unweigerlich zu Ende ging. Doch noch wollte er die Wahrheit nicht sehen und presste die Augenlider fest zusammen, um den Schlaf herbeizuzwingen, der Ruhe und Vergessen bringen würde.

*

Der Wind, der Mara stets unruhig machte, ohne dass sie sich die Gründe dafür erklären konnte, hatte sich am nächsten Morgen gelegt. Nur ein leichter Kopfschmerz war ihr davon geblieben, den sie hartnäckig ignorierte, als sie ihren Sohn Nicolai weckte.

»Aufstehen, mein Süßer. Höchste Zeit für die Schule«, flüsterte sie ihm leise ins Ohr und strich über das glatte rabenschwarze Haar, für das sie ebenso wenig eine Erklärung hatte wie für seine deutlich dunklere Hautfarbe und die Augen, die normalerweise wie zwei Kohlen lustig aus dem kantigen Gesicht lachten. Nur an diesem Morgen wollten sie nicht fröhlich sein, sondern versteckten sich unter der Bettdecke, die der Junge missmutig über den Kopf zog.

»Ich will aber nicht. Kann ich nicht ausnahmsweise mal daheimbleiben?«

»Nichts da. Was soll denn da deine Freundin Dési denken?«

Das war genau das richtige Stichwort. Mit einem Grinsen schlug Nicolai die Decke zurück.

»Stimmt! Sie hat mir versprochen, mich heute zur Reitstunde mitzunehmen.«

»Was ist denn daran Besonderes? Immerhin darfst du mich zu meinen Patienten begleiten, wann immer es geht«, wusste Mara diese Neuigkeit nicht zu schätzen.

»Das ist doch langweilig. Die Pferde, die du behandelst, sind krank. Noch nie durfte ich auf einem einzigen reiten.«

»Du musst die Besitzer verstehen. Sie haben Angst um ihre Tiere. Aber findest du es nicht ebensoschön, ein Tier nur zu streicheln und zu beruhigen? Ist es nicht herrlich, die weichen Lippen eines Pferdes, das Zutrauen gefasst hat, auf der Handfläche zu spüren? Den Anblick der blanken, dankbaren Augen, wenn die Schmerzen sich beruhigt haben und ich wieder einmal helfen konnte?«, fragte Mara mit einem verzauberten Leuchten in den Augen, ehe sie sich an ihre Pflichten erinnerte, und aufstand, um nach unten in die Küche zu gehen.

Nicolai folgte seiner Mutter auf bloßen Füßen und verzog verächtlich die Lippen.

»Meine Mitschüler verspotten mich dafür, dass du mit Pferden und allen möglichen anderen Tieren sprichst und sie nur mit deinen Händen gesund machst. Warum kannst du nicht von irgendwas anständigem leben wie alle anderen Leute auch?«, machte er seinem Unmut Luft.

Mara hantierte geschickt in der Küche und lächelte still. Sie war ihrem Sohn nicht böse für seine Bemerkung. Nicolai war sie nie böse.

»Ist es nicht anständig, Lebewesen von Schmerzen zu befreien? Ich ernähre uns von meiner Hände Arbeit«, erklärte sie voller Überzeugung und stellte ein Schüsselchen Futter auf den Boden, damit die maunzende Katze, die eben um ihre Beine strich, zu ihrem Recht kam.

»Und von dem Geld deiner Liebhaber«, tönte aus dem Hintergrund eine Stimme, der ein nervöses Lachen folgte.

Mara fuhr herum und funkelte Norbert zornig an.

»Ich habe dich niemals um etwas gebeten«, fauchte sie und stellte sich schützend vor ihr Kind. »Alles hast du mir freiwillig gegeben.«

»Und ich möchte nicht wissen, wie viele andere das noch tun. Wenn ich mir dieses schöne Haus so ansehe«, ließ sich Norbert nicht aus der Ruhe bringen. »Wie viele andere Männer hast du noch neben mir, die dir diesen Standard garantieren?«, fragte er auf einmal, und das Lächeln erstarrte auf seinem hübschen, aber seltsam konturlosen Gesicht.

»Hör sofort auf damit vor dem Kind«, zischte Mara empört. »Ich hintergehe dich nicht und habe niemals einen meiner Männer betrogen. Aber das gehört nicht an die Ohren meines Sohnes.«

Nicolai, der es gewohnt war, seine Mutter vor allen möglichen Leuten in Schutz zu nehmen, ließ sich von dem eifersüchtigen Mann jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Er schob sich an Mara vorbei und lachte Norbert ins Gesicht.

»Wenn, dann betrügt Mama dich nur mit mir. Mich hat sie nämlich am allerliebsten. Nur damit du’s weißt.«

»Du solltest heiraten und dein Kind anständig erziehen, statt dich ständig auf irgendwelchen Ponyhöfen herumzutreiben«, erklärte er schließlich zu Mara gewandt, als er seine Sprache wiedergefunden hatte. Seine Stimme klang nun überfreundlich, wie immer, wenn er gereizt war und diese Tatsache überspielen wollte. Doch angesichts der Auseinandersetzung mit ihrem Kind hatte Mara die Entscheidung getroffen, die bereits in ihrem Kopf gereift war.

Sie lächelte unverbindlich und blickte an Norbert vorbei, während sie zum Abschied die Arme um seinen Nacken legte und ihn kurz und ohne Gefühlsregung an sich drückte.

»Ich tue, was ich für mein Kind und mich für richtig halte. Das war so, das ist so und das wird so bleiben. Wir brauchen niemanden.«

Unter diesen Worten, deren Bedeutung er gut verstanden hatte, erstarrte Norbert.

»Mara, bitte, nimm das alles nicht so ernst. Wenn ich dich verletzt haben sollte, tut es mir leid. Ich habe schlecht und zu wenig geschlafen heute Nacht. Der Wind hat mich völlig verrückt gemacht«, gestand er leise. Sein Atem streift die Haut hinter ihrem Ohr und verursachte ihr ein unangenehmes Gefühl, dem sie sich jedoch nicht entziehen konnte, so fest hielt er sie. Sie bog widerwillig den Kopf zurück und starrte ihn an, während er weitersprach. »Es tut mir leid, was ich heute Nacht und gerade eben zu dir gesagt habe. Du bist so anders als alle Frauen, die ich bisher kennengelernt habe.«

»Das fasziniert und befremdet dich gleichermaßen, nicht wahr?«, fragte Mara wissend. Wie gut kannte sie diese Situation! Wie oft hatte sie sie in dieser oder ähnlicher Konstellation durchlebt? Sie wusste es nicht mehr und wollte sich auch nicht daran erinnern. Mit einem Mal fühlte sie sich unendlich müde und ausgelaugt.

Norbert warf ihr einen leuchtenden Blick zu.

»Du hast recht. Dieses Exotische an dir ist es, was mich verrückt macht nach dir.«

»Warum willst du mich dann an all die anderen anpassen und kannst mich nicht lassen, wie ich bin?«, fragte sie kühl zurück und nutzte einen unaufmerksamen Moment, um aus Norberts Armen zu fliehen. »Nein, mein Lieber. Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast und die schöne Zeit mit dir, die ich nicht vergessen werde. Ich habe dir viel zu verdanken. Aber jetzt ist es vorbei.«

»Warum so plötzlich? Ich habe mich so bemüht. Und doch scheint mir, ich könnte nur alles falsch machen«, wollte Norbert das Feld nicht kampflos räumen.