Was Zeit passierte, als Willkür im Netztunnel war - Winnie Radke - E-Book

Was Zeit passierte, als Willkür im Netztunnel war E-Book

Winnie Radke

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Beschreibung

Willkür kann kaum glauben, was in den wenigen Sekunden passierte, als sie bei der Arbeit im Netztunnel war. Als Willkür und Karma von ihrer Reise durch Europa zurückgekehrt sind, treffen sich die beiden im Bürokomplex. Zeit wacht eines Tages auf und befindet sich in einem anderen Körper. Er glaubt, dass er nun die Liebe seines Lebens, Karma, erobern kann. Doch seine Kräfte und der Alltag im Instanzenleben machen ihm zu schaffen. Karma macht sich große Sorgen, um ihre Freundin Zeit, die eines Tages spurlos verschwunden ist. Sie sucht Trost bei einer anderen Instanz, die plötzlich in ihr Leben tritt. Dieses Prequel ist eine Becoming-an-Instanz story.

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Seitenzahl: 104

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Winnie Radke

Was Zeit passierte, als Willkür im Netztunnel war

Winnie Radke

Was Zeit passierte,

als Willkür im Netztunnel war

Gesellschaftsroman/Fantasy

Impressum

Texte: © 2025 Copyright by Winnie Radke

Umschlag:© 2025 Copyright by Winnie Radke

Bilder:© 2025 Copyright by Winnie Radke

Verantwortlich

für den Inhalt:Winnie Radke

Am Wiesengrunde 15

99089 Erfurt

[email protected]

Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Inhalt

Figuren

Willkommen zurück im Bürokomplex

Prolog

Erster Teil – Das zweite Leben

Zeit wacht auf

Karma in der Netztunnelbahn

Zeit geht duschen

Karma unter Freunden

Zeit geht nach draußen

Karma alleine

Zeit geht einkaufen

Karma geht shoppen

Zeit in der Bürokratie

Karma in der Prüfungswelt

Instanzikusion

Bürokomplex

Zweiter Teil – Ein neues Leben

Zeit zieht um

Karma macht sich Sorgen

Zeit im Studinstanzleben

Karma verabredet sich

Zeit geht tanzen

Zeit fragt Karma

Karma in Gedanken

Zeit in Gedanken

Karma trifft auf Zeit

Zeit hält ein Referat

Bürokomplex

Dritter Teil – Das richtige Leben

Rad verrät Zeit

Karma sucht Rat

Karma klopft bei Zeit an

Zeit auf der Wache

Traum-Zeit

Ausgeträumt

Erwachen

Zustandsänderungen

Wieder im Bürokomplex

Epilog

ENDE

Karma sagt:

„Niemand sollte die Realität vor lauter Romantik vergessen und keiner sollte die Romantik vor lauter Realität vergessen.“

Figuren

Willkür – Instanz zur willkürlichen Geschichtserstellung

Karma – Instanz zur Verteilung von Balancen

Zeit – Instanz zur Kontrolle der Zeit, halb Mensch, halb Instanz

Maya – Instanz, beste Freundin von Karma

Dukha – Instanz, fester Freund von Maya

Brahman – Instanz, Kumpel von Dukha

Frann Müller – Verwaltungsinstanz

Verwaltungsmau – Verwaltungsinstanz

Ordnung – Koordinatorinstanz des Teams für Angelegenheiten

des Unbemerkbaren

Assistenteninstanz – ?

Oberkontrollwache – Instanz, Vorgesetzter Instanzwache

Instanzwachen – Mitarbeitende der Instanzwache

Willkommen zurück im Bürokomplex

Willkür und Karma sind von ihrer Reise durch Europa zurückgekehrt. Sie haben erst Österreich, die Schweiz und Deutschland besichtigt und sind sich schließlich in Italien nähergekommen. Aus den Freunden war ein Paar geworden und 72 schöne Wochen, etwa 6 Jahre auf der Erde, waren sie auch zusammen und sind durch viele andere Länder Europas gereist. Das Willküren-Wandertheater war ein voller Erfolg.

Karma blieb im Hintergrund und koordinierte Willkürs Auftritte. In Norwegen haben sie sich schließlich getrennt, weil Willkür noch eine alte Rechnung mit Schicksal offen hatte und Karma sich an Zeit binden musste, der sie aus dem Netztunnel zurückrief. Sie blieben aber beste Freunde.

Willkür ist mit dem Instanzentourbus alleine weiter durch Osteuropa gefahren, Polen, Bulgarien, Ungarn und andere osteuropäischen Länder hat sie bereist. Schließlich fuhr sie sogar nach Georgien, bevor sie wieder durch den Netztunnel in den Bürokomplex zurückkehrte. Der Vorgesetzte Ordnung brummte ihr sofort Arbeit auf. Die 36 Perspektiven solle sie mal bitte überarbeiten.

Die Menschen haben viele Techniken zur Willkürabwehr entdeckt, während Willkür sich ja unbedingt die Auszeit mit Karma im Instanzentourbus nehmen musste – bei dem Wort Auszeit zieht Ordnung die Augenbrauen hoch.

Was nun? Alles überarbeiten? Willkür hasste Überarbeitungen. Sie konnte Dinge sehr gut neu machen, aber überarbeiten, das war einfach eine Quälerei.

Nach der Berührung mit der Menschin Elsa hatte diese ihre Karriere als Sprachwissenschaftlerin an den Nagel gehängt und sich zum Glück aus der Welt der Wissenschaft wegbegeben. Ihr Text über die 36 Perspektiven war damals das Exposé für ihre Doktorarbeit mit dem Titel „Perspektivenschaft in der willkürlichen Ordnung einer chaotischen Zeit des Karmaglaubens“ gewesen. Sie brach ihre Dissertation ab und diese ging der wissenschaftlichen Welt verloren - und verlor auch für sie selbst an Gültigkeit. Die Begegnung mit Willkür hatte sie zum Umdenken gebracht. Sie wurde Klimaaktivistin und arbeitete als Projektleiterin für ein queeres Zentrum.

Willkür schaute sich den Text von Elsa noch einmal an und erkannte nach den 72 Wochen beziehungsweise 6 Jahren auf der Erde, warum er eine Überarbeitung brauchte.

Der Schwerpunkt des Textes war super. Es war der Versuch eine linguistische Gegenüberstellung von menschlichen Perspektiven zu ermöglichen, um mehr Empathie und Verständnis in zwischenmenschlichen Beziehungen zu erwirken. Elsa hatte sich auf egoistische Ichs, vereinte Wirs, gegenübergestellte Dus und Ihrs konzentriert. Aber die Forschungsmethode anhand einer vorgefertigten Pronomentabelle war veraltet.

Die Perspektiven, die benutzt wurden, um über jemanden zu reden, waren mit dabei und geschlechterabhängig. Willkür wusste aber aus der abgebrochenen Dissertation, dass auch Elsa mit der willkürlichen Ordnung bei der Benutzung der Pronomen-Tabelle unzufrieden war. Er, Sie, Es und auch Sie2 wurden chaotisch benutzt, um über Leute zu lästern und schließlich den angeblichen Fluch von Karma auf sie zu legen.

Könnte man diese Form von Pronomen nicht einfach komplett streichen und durch Namen und Gruppenbenennungen ersetzen? Nein, das ging leider nicht, denn niemand wusste immer, wie jemand hieß oder wie sich eine Gruppe identifizierte und ob wirklich jeder Angehörige einer Gruppe sich mit der gewählten Gruppenbenennung auch identifizierten konnte.

Also musste es eine Erweiterung ohne Geschlechtsspezifikation geben. Personen, die sich nicht mit den genannten Pronomen identifizieren konnten, wurden in der bisherigen Tabelle nicht bedacht, sie wählten zum Beispiel Xier/Sier oder They/Dem oder auch gar kein Pronomen. Es gab auch noch andere Möglichkeiten, diese sollten in der Pronomentabelle ergänzt werden.

Willkür sah eine Menge Arbeit auf sich zukommen. Würde auch nur ein einziges Pronomen ergänzt werden, müsste sie anstatt 36 Arbeitspaketen ganze 45 bearbeiten, in einer normalen 8-Tage Woche. Sie brauchte eine Assistenz. Sie würde Ordnung um das Ausschreiben einer Stelle im Team für Angelegenheiten des Unbemerkbaren bitten.

Aber nicht alles heute. Erstmal wollte sie sich in der Mittagspause mit Karma treffen. Diese wollte ihr dringend erzählen, was mit Zeit passiert war, als Willkür auf Elsa traf und durch den Netztunnel zurückkehrte und vor allem, warum alle Instanzen Budget von Zeit gekürzt bekamen. Vor der Abfahrt von Willkür und Karma hatte Zeit ihr Pronomen zu er gewechselt, soviel wusste Willkür schon. Aber wie das passierte, erzählt die folgende Geschichte.

Prolog

Zeit legte sich endlich ins Bett. Die Stunden dieses Tages waren unmöglich an einem Abend zu überdenken, geschweige denn aufzuschreiben. Sie hatte Karma endlich mitteilen können, was sie für sie empfand, in einem Brief, denn sie war nicht mutig genug, es ihr zu sagen. Das Antwortschreiben Karmas war alles andere als gut gewesen, aber immerhin hatte sie geantwortet.

Ein langes Gespräch über Freundschaft und was getan werden könne, hatten sie nicht geführt. Sie hatten sich vielmehr über andere Dinge unterhalten und beide stillschweigend festgestellt, dass sie immer noch diese Freundschaft wollten. Die Wiedersehenspläne, die Schicksal für die beiden vorgesehen hatte, wurden neu interpretiert. Eine Umarmung und dann zwei unterschiedliche Blicke nach vorn, um die geplanten neuen Wege einzuschlagen, so war der Abschied gewesen. Schicksals überarbeiteter Plan für die beiden sollte allerdings noch ein anderer bleiben...

Karma studierte an der „Akademie für spirituelle Instanzenbildung“ und lebte ihr Leben. Zeit selbst würde ihr eigenes Leben an der „Hochschule für physikalische Instanzengrößen“ in Angriff nehmen - hoffentlich! Bald würde es genug zu tun geben und damit genug Ablenkung von den Gedanken an ihre beste Freundin.

Nur das Wörtchen später machte ihr Angst, wenn sie sich wieder eingelebt hatte, wenn alles nicht mehr neu und aufregend war, sondern normal und langweilig. Dann würde wahrscheinlich die Grübelei anfangen, die zu nichts führen würde, außer zu Traurigkeit und mit dieser ging Zeit verschwenderisch um. Selbst Dinge, auf die sie sich sonst absolut konzentrieren konnte und die sonst jegliche Gedanken ausschlossen, wurden von Erinnerungen an Karma unterbrochen.

Zum Beispiel das Üben der halbjährlichen Zeitumstellungsanpassung und die Unterscheidung der Zeitzonen auf der Erde. Sie machte alles falsch dabei. Das konnte nicht so weitergehen. Sie betrachtete den Zeitstein, den ihr Karma letztes Jahr zur Instanzenweihnachtsfeier geschenkt hatte und rollte ihn in der Hand auf und ab.

Die Ziffern auf dem digitalen Zeitglas ihrer Übungsuhr bewegten sich auf Zeits persönliche Lieblingsangabe zu. Sie hatte die Regel aufgestellt, dass Menschen sich in dem Augenblick, in dem auf einer Uhr Stunde, Minute und Sekunde die gleiche Zahl zeigten, etwas wünschen durften. In dem Moment wo nun die Zahlen 22:22:22 auf ihrer eigenen Uhr erschienen, schloss sie die Augen, glitt mit ihren Zeigerfingern über ihren Uhrenkörper und drückte auch die Übungsuhr fest.

Hatte es in diesem Moment draußen geblitzt? Sie lauschte eine Weile, ob ein Geräusch zu hören war, aber ein vermeintlicher Donner blieb aus. Wetter war eigentlich im Urlaub und würde in der Automatikschleife keine gravierenden Wetterphänomene spielen lassen. Wahrscheinlich war es nur eine defekte Uhrenmechanik oder eine Spiegelung des Übungsuhrenglases gewesen.

Heute hatte Zeit als Datum den 22. festgelegt, das würde die Wirkung der Menschenwünsche vielleicht sogar verstärken, dachte sie. Sie öffnete das Zifferblatt ihres Körpers nochmal kurz, um zu schauen, ob alles okay war, bevor sie endgültig einschlief.

Erster Teil – Das zweite Leben

Zeit wacht auf

Er wachte auf. Ein Handgriff zu seiner Übungsuhr…was war das? Ihre Hand mit den Zeigerfingern war es jedenfalls nicht mehr, da sie nun zu ihm zu gehören schien. Sie war nun kräftiger, größer und etwas behaart.

Behaart? Behaaaaaart?

Er betrachtete den Rest seines Uhrenkörpers, der zu dem eben entdeckten Erscheinungsbild seiner Hand zu passen schien. Der Anblick im Spiegel schien ihn nicht mehr zu erschrecken. Wer war er jetzt? Wer war der junge Mau im Spiegel? Das war eine wichtige Frage, aber vielleicht nicht die richtige.

Wer war er gewesen? Und die wichtigste Frage, die er sich immer wieder stellen musste: warum war ihm das passiert? Es waren immer die gleichen Fragen. Er durchdachte sie sogar jedes Mal in der gleichen Reihenfolge. Und das seit 12 Tagen. Für ihn war es jetzt bereits eine Routine, sie sich zu stellen und doch keine Antworten zu finden.

Am ersten Morgen konnte er sich durch die Annahme beruhigen, es sei ja doch alles nur ein Traum. Die weiteren Tage waren am schlimmsten, da er jeden Abend noch hoffte, dass dieser lange, für seinen Geschmack zu realistische Traum am nächsten Tag enden würde. Zum Glück waren gerade Semesterferien.

Seine Mitbewohner, Licht, Masse und Länge würde er die nächsten Wochen nicht antreffen. Heute war also der zwölfte Tag in Folge, an dem er mit diesem angeblichen Traum aufgewacht war. Er konnte seiner Mutter, Mama Minuta nicht mehr die Ausrede in einer E-Mail präsentieren, dass er sein Netztunnelhandy verloren hatte. Er musste unbedingt etwas unternehmen! Selbst wenn es nur ein Traum war, er hatte Hunger und Durst und alle anderen Instanzenbedürfnisse. Der Kühlschrank war bereits leer. In diesem Körper fühlten die Bedürfnisse sich ein wenig anders an.

Er hatte alles Mögliche in dieser Instanzenform ausprobiert, war aber nur bedingt erfolgreich. In diesem Körper fühlte er sich etwas schwächer als vorher, fast kränklich.

„Stell dir vor, du würdest auf einmal in einem anderen Körper aufwachen!“ So hatte er sich den Anfang eines Gesprächs mit seiner Schwester Sekunda vorgestellt. Sie konnte er mit solchen Reden vielleicht eher von der Wahrheit überzeugen als Mama Minuta. Die fremde Stimme war das einzige Problem, das ihn bisher aufgehalten hatte.

Aber das war auch erst der zweite schwierige Schritt für heute, wenn er ihn überhaupt vollziehen würde. Einfach zu verschwinden war vielleicht eine bessere Erklärung. Doch zunächst musste er einkaufen, etwas essen und Kleidung benötige er auch.

Geld war für ein einfaches Verschwinden seinerseits eigentlich ein Hindernis. Seine Familie, die Tempos, würden höchstwahrscheinlich sofort sein Instanzenkonto sperren lassen. Er verscheuchte das Problem aus seinen Gedanken und wollte sich fertig machen, um hinauszugehen.

Seine Klamotten waren natürlich zu klein, denn sie gehörten praktisch gesehen jemand anderem. Die letzten Tage hatte er sich nur notgedrungen in den Bademantel gedrängt, der sonst immer viel zu groß war und ihm nun passte. Er musste lange suchen, um Kleidung aus einem anderen Zeitendasein seines Instanzenlebens zu finden.

Alles musste zusammengesucht werden, in diesem nächsten Leben. Er wollte ein Ziel erreichen und glaubte auf einmal durch die Chance seinen Uhrenkörper verändert zu sehen, dass es möglich war. Es war ein lang ersehnter Wunsch, den es zu verwirklichen galt, egal ob er jemals aus diesem kuriosen Traum aufwachen würde.

Karma in der Netztunnelbahn

Karma war auf dem Nachhauseweg in der Netztunnelbahn und dachte über den Abend mit Zeit nach. Obwohl eine komische Distanz zwischen beiden lag, war es eigentlich sehr lustig gewesen. Sie hatten sich getroffen und Karma hatte Zeit ein wenig durch ihre Stadt geführt.

Mit Zeit konnte man viel Blödsinn machen, aber auch intime Gespräche führen, das war das Gute an dieser Freundschaft. Tiefere Gedanken über soziale Beziehungen oder andere Probleme im Allgemeinen passten mit den Gedanken der jeweils anderen Freundin zusammen. Sie konnten sich stundenlang über die Angelegenheiten des Instanzenlebens austauschen und wieder und wieder neue Seiten eines Themengebietes diskutieren, ohne dass es langweilig wurde.