Water Lines - Entdecke das Wasser in dir - Maximilian E. Grau - E-Book

Water Lines - Entdecke das Wasser in dir E-Book

Maximilian E. Grau

0,0
5,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Water Lines – Entdecke das Wasser in dir
Myofasziale Raumintegration für somatische Selbstwahrnehmung

Heilung geschieht nicht durch Kontrolle oder Leistung – sondern durch das Wiedererlernen von Verbindung: im Körper, im Raum, in der Zeit, im Selbst.

Dieses Buch ist keine Methode. Es ist eine Einladung:
den Körper neu zu spüren – jenseits von Fitness und Funktion. Water Lines eröffnet einen poetischen Erfahrungsraum, in dem sich Anatomie, somatisches Erleben, Trauma-Verständnis und energetische Bewegung miteinander verweben.
Der Körper wird zur Landschaft, die Wahrnehmung zum Kompass, das Spüren zur Sprache.
Du lernst, deine Faszien als Resonanzräume zu begreifen, Bewegungen wie Wellen durch dich fließen zu lassen – und in den Spannungsfeldern von Schwerkraft, Atem und Bewusstsein Halt zu finden.
Maximilian Grau verbindet persönliche Transformation mit fundierter Körperarbeit.
Was hier entsteht, ist mehr als ein Fachbuch: Es ist ein gelebtes Gewebe aus Philosophie, Praxis und Erfahrung.
Für alle, die …

  • in der Tiefe verstehen wollen, was es heißt, im Körper „anzukommen“
  • somatische Arbeit, Yoga, Therapie oder Körperbewusstsein vertiefen möchten
  • mit Trauma, Spannung, Dissoziation oder innerer Unruhe arbeiten – ohne Druck, sondern mit Weichheit und Wahrhaftigkeit

Mit über 80 Übungen, Impulsen und poetischen Passagen.
„Fließen heißt nicht aufgeben. Es heißt, zu antworten – mit Bewegung, mit Atem, mit dem, was du bist.“

Wichtiger Hinweis für Leser:innen:
Dieses Buch ist kein klassischer Ratgeber. Es richtet sich an Menschen, die sich auf einen poetisch-philosophischen Zugang zur Körperwahrnehmung einlassen möchten. Die Übungen zielen nicht auf Leistung, sondern auf feine Selbstwahrnehmung. Wer schnelle Ergebnisse oder lineare Anleitungen sucht, könnte enttäuscht sein.
Entstanden ist dieses Buch aus meiner eigenen Erfahrung mit komplexer PTBS. Es versteht Heilung nicht als Ziel, sondern als Weg – über Sprache, Vorstellungskraft und eine tiefe Verbindung zum eigenen Körper.
Ein zentrales Element sind geometrische Bilder wie Spiralen, Linien oder Sphären. Sie dienen nicht der Theorie, sondern der Orientierung im inneren Raum. Anatomische Vorkenntnisse können hilfreich sein – wichtiger aber sind Offenheit, Geduld und die Bereitschaft, sich selbst zuzuhören.

Was dieses Buch ausmacht:
  • poetisch-philosophischer Zugang zur Körperwahrnehmung
  • Übungen, die auf innere Erfahrung statt auf Leistung zielen
  • Bilder und Begriffe aus Anatomie, Geometrie und Bewegung
  • für Menschen mit offenem, forschendem Blick
Dieses Buch ist in vollständiger Eigenregie entstanden – mit über 500.000 Zeichen gelebter Erfahrung, poetischer Tiefe und körperlicher Forschung. Der Einstiegspreis versteht sich als Möglichkeit zum frühen Mitlesen – nicht als Rabatt, sondern als Zeichen der Offenheit.
Wenn dieses Buch dich berührt oder begleitet – umso schöner. Ich freue mich, wenn du dich auf den Weg machst.

 

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Water lines

Myofasziale Raumintegration - Entdecke das Wasser in dir

Ein Handbuch über das Spüren, das Fließen und das Verstehen.Dieses Buch lädt dich auf eine Reise ein – nicht durch Orte, sondern durch deinen Körper. Es zeigt Wege auf, wie du dich selbst in deiner Tiefe wahrnehmen kannst: über Faszien. Bewegung. Atmung. Stille. Die WaterLines sind Linien der Verbindung – nicht nur anatomisch, sondern energetisch, emotional, erfahrbar. Sie geben dir Werkzeuge, deinen Körper als Landschaft zu begreifen, deinen Geist als Bewegungsimpuls, deine Wahrnehmung als inneren Kompass.Maximilian Grau verbindet in diesem Werk somatische Praxis mit philosophischer Tiefe. Entstanden aus persönlicher Erfahrung. Yoga-Ausbildung und der Hingabe an das Spüren, bietet dieses Buch Impulse für alle, die nicht nur wissen, sondern verstehen wollen. Es richtet sich an Körpertherapeut:innen. Bewegungsmenschen. Yoga-Praktizierende und alle, die ihrem Körper eine Stimme geben wollen.Lies es langsam. Spüre. Und beginne zu fließen.Für Annette, Anni, meine Familie, M.R., für die Liebe zur Veränderung, dem Leben.

"The biggest sin in the world would be if I lost my love for the ocean."

Laird Hamilton

Wellenreiter

„Das göttliche Bewusstsein ist ein lebendiger Strom, der nicht im engen Gefäß eines ‚Ich‘ gefangen werden kann, denn seine Natur ist die endlose Bewegung des Fließens. Das gewöhnliche Bewusstsein jedoch beschränkt sich auf den engen Kreis zeitlicher Ziele und Wünsche, sodass der große Fluss gehemmt, abgelenkt und seine Energie vergeudet wird.“

* Lama Anagarika Govinda, geboren als Ernst Lothar Hoffmann

Vorwort

Worte als Gewebe

Die Worte in diesem Buch sind weder zur Verbesserung noch dazu gedacht, etwas zu wollen. Sie sollen wirken, geschrieben für Interpretation und zum Nachdenken.

Geschrieben, um Entscheidungen herbeizuführen.

Sie sind aus dem Moment heraus entstanden und nur bedeutungsvoll, wenn du etwas fühlst: Leichtigkeit einer Feder und zugleich Fülle aus Gedanken – mitten bei mir, doch dennoch beim anderen. Ein Gewebe, wenn man so will, das im Ganzen ein Muster offenlegt.

Lege deine Fingerspitzen ganz leicht an den Raum in der Tiefe deines Brustkorbs, dort, wo dein eigener Herzschlag sich am ruhigsten anfühlt. Spüre, wie bei jeder Einatmung dein Atem von außen nach innen strömt und diesen Ort sanft ausfüllt. Mein Anliegen ist es, dich immer wieder einzuladen, diesen ruhigen Mittelpunkt in dir zu finden und dich im Fluss von Atmung und Ruhe zu verankern.

Gerne würde ich dich immer wieder einladen, diese Öffnung zu spüren und aus ihr in Ruhe und Geborgenheit zu kommen.

Herz, Verstand und der Ruf nach Freiheit

„Auch das Herz hat Ohren und Augen. Vor allem hat es aber eine Stimme – und die möchte gehört werden.“

Es will handeln, ohne regiert zu werden.

Unser Gehirn lebt von Vielfalt. Es besteht aus vielen „Inseln“: Kreativität, Sprache, Emotion, Wissen. Sie funktionieren am besten, wenn keine dieser Inseln den Thron beansprucht.

Auch bei Geist und Herz gilt: Ohne Zwang finden sie ihren eigenen Rhythmus, so wie der Tag dem Licht folgt.

Halte kurz inne und führe eine Hand an den inneren Teil deines Unterarms, dort, wo eine feine Wärme entsteht, wenn dein Geist zur Ruhe findet. Spüre, wie ein sanfter Druck diesen Raum beruhigt und Herz und Verstand zu einem leichten Tanz einlädt, wodurch du in Gelassenheit getragen wirst.

Über das Denken in Gegensätzen

Der Geist liebt Trennung. Er analysiert und zerlegt, sortiert in Schubladen – und verliert dabei oft das Ganze aus dem Blick. Er greift zu, wenn ihm etwas gefällt, und lehnt ab, wenn es ihm fremd ist. So erlebt er sich selbst und die Welt.

Dualistisches Denken teilt die Welt in Gegensätze („Gut vs. Böse“, „Ich vs. Andere“, „Körper vs. Geist“). Nondualismus bedeutet dagegen, diese Trennung aufzuheben: Alles ist Teil einer Einheit, und die scheinbaren Gegensätze sind nur unterschiedliche Aspekte derselben Wirklichkeit.

Entsteht dualistisches Denken dadurch, dass wir uns durch die ständige Suche nach der Frage „Wer bin ich?“ fortwährend damit beschäftigen, ob uns etwas schadet oder guttut?

Sobald wir uns als Person in den Hintergrund stellen – ohne Konzepte, ohne verschärfte und verzerrte Wahrnehmung, ohne falsche Informationen und ohne den Drang, alles in Worte fassen zu wollen – stellt sich die Frage: Gibt es dann überhaupt noch Gut oder Böse?

Oder war am Ende alles lediglich Verwirrung und die dadurch hervorgerufene Abgrenzung zu uns und der (Mit-)Welt nur die Folge dieses Handelns?

Wachsamkeit und innere Sanftheit

Wenn du aufhörst, Herz und Verstand zu steuern – wenn du sie nicht mehr lenkst, sondern wachsen lässt – geschieht Veränderung von selbst, wie ein sanftes Rühren, das tief im Dunkeln erwacht.

Die Verzierungen des Geistes, wie das Leben gestaltet sein sollte, und die Vorstellungen des Egos, was alles nötig ist, um glücklich zu sein, sind dabei die größten Hindernisse. Zu viel „regieren“ zerstört die Eigendynamik, nur so bleibt man auch in Katastrophen handlungsfähig: durch innere Sanftheit, aufrichtige Neugier auf das eigene Denken und Erleben und – ganz wichtig – das ständige Bejahen der eigenen Person.

Erst, wenn wir aufhören, uns zu vergleichen oder besser sein zu wollen als andere und Mut zur Individualität haben, kann das Herz auch für unseren Kopf schlagen.

Es ist die Grenze zwischen Unwissenheit und einem so feinen Eingreifen, dass weder Verstand noch Herz es bemerken – so, wie ein weiser Lenker eines Volkes handelt.

„Du richtest deine Aufmerksamkeit auf die Geschäftsleute – vielleicht, weil sie nehmen, was sie kriegen können. Auch die Heiler siehst du – viele geben, doch empfangen wenig. Schau hin zu jenen, die im Verborgenen dafür sorgen, dass das System weiterläuft. Aber vergiss vor allem die Bauern nicht – denn sie nähren das Leben deines Volkes.“

Du wirkst aus einem Ort heraus, der von außen kaum erreichbar scheint. Leicht entsteht der Eindruck, dein Tun bleibe unbemerkt – und doch entfaltet es Wirkung.

Wenn wir darauf achten, Absicht und Aktion verschmelzen zu lassen, umgehen wir sprichwörtlich den Teufel, denn er weiß nie, was wir als Nächstes tun. Wenn wir im Moment handeln, sodass wir erst bemerken, dass wir eine Entscheidung trafen, nachdem wir bereits gehandelt haben, sind wir dem Strömen schon sehr nah.

Eigendynamik heißt, Fehler explizit willkommen zu heißen. Ein System, das keine Fehler zulässt, kann sich niemals aus sich selbst heraus weiterentwickeln.

„Herz und Verstand folgen einer Fährte, deren Geheimnis mir keine Karten verraten.“

Diesen Satz wiederholst du innerlich – so oft wie möglich. Mit einem Lächeln. Grinsend vor allem, weil du nachgibst: Es spielt keine große Rolle.

Das heißt nicht, dass du „irgendwas“ machst. Und es heißt auch nicht, dass du dem Herzen ignorant gegenüberstehst.

Es heißt, dass du dich der Spur überlässt, ohne Anspruch auf Kontrolle. Herz und Verstand – sie folgen einer Fährte. Keine Karte kennt sie.

Weil du nicht hinguckst, gibst du deinem Körperfeld die Möglichkeit zur Entfaltung. Du reagierst nicht mehr aus dem Muster heraus, sondern in feinen, klugen Rückkopplungssystemen. Das macht dich nicht nur „frei“, sondern erlaubt es dir, immer wieder neu und federleicht auf die Bedingungen deiner Umwelt zu antworten. Du wirst unberechenbar.

Strukturierte, geometrische Bewegungsmuster – Spiralen, Loops, Dreiecke – erzeugen verlässliche Rückkopplungsschleifen, die unser Nervensystem in kohärente Rhythmen führen und den Parasympathikus aktivieren. Durch das bewusste Formen und Ordnen entsteht ein innerer Bezugsrahmen, der dem Körper Orientierung gibt. Geometrie wird dabei nicht nur gedacht, sondern gespürt – als innere Architektur, die Halt gibt, als Resonanzraum, in dem Heilimpulse landen und sich entfalten können.

Wenn du mit diesen Formen arbeitest, trittst du in feine Rückkopplungssysteme ein. Du beginnst, nicht mehr aus dem alten Muster heraus zu reagieren, sondern aus einem Moment bewusster Modulation. Weil du nicht hinguckst, gibst du deinem Körperfeld die Möglichkeit zur Entfaltung – jenseits der gewohnten Kontrolle. Das Nervensystem erlebt dadurch echte Wahlfreiheit: Es reguliert sich selbst, findet neue Wege im Umgang mit Spannung, Richtung und Kontakt.

Solches Üben fördert neuronale Plastizität und lädt dich ein, dein Erleben nicht mehr als festgelegte Reaktion, sondern als fließenden Dialog mit deiner Umwelt zu erfahren. Geometrie liefert dabei die stille Ordnung hinter dem Sichtbaren. Sie spannt dich auf, richtet dich aus, erlaubt dir ein präzises Spüren deiner Lage im Raum. Und sie hält dich – nicht als starres Raster, sondern als offenes Möglichkeitsfeld. Du wirst nicht nur „frei“, sondern federleicht und unberechenbar in deiner Antwort auf die Bedingungen deiner Umwelt. Eingebunden in ein lebendiges System aus Beziehung, Bewegung und Rückmeldung.

Dies ist keine Schattenarbeit.

Es ist keine Arbeit am Trauma selbst, sondern an den Räumen, die das Trauma hinterlassen hat. Für den direkten Dialog mit dem Trauma braucht es eine andere Reife – ein Erwachsenwerden, ein weiter Horizont, ein Wachsen über sich selbst hinaus.

Wenn wir in Kontakt treten mit unseren verschlossenen Räumen, dann nicht, um das Trauma direkt zu bearbeiten, sondern um in der Weite des Jetzt anzuknüpfen. Diese Räume wurden durch das Trauma verschlossen und im Körper gespeichert. Das Berühren dieser Räume bedeutet nicht, in den Schmerz zurückzukehren, sondern die Spuren zu erkennen, die er hinterlassen hat.

Sobald wir diese neuen Möglichkeitsfelder anerkennen, erhält unsere Geschichte Gültigkeit. Wir werden befähigt, auf Weisen zu handeln, die vorher nicht möglich waren. Wenn diese Räume wieder spürbar sind, können wir Rückkopplungssysteme entwickeln – feinere Wahrnehmung, differenzierte Reaktionen, ein neues, lebendiges Handeln. Fließen bedeutet hier, in Anerkennung und Austausch mit diesen, ich nenne Sie auch Echokammern, zu treten – nicht um das Trauma zu lösen, sondern um das Leben wieder fließen zu lassen.

Die Vorstellung von Geometrien bringt Ordnung in dieses System. Verschiedene Formen helfen uns, Richtungen zu erkennen. Sie ermöglichen es, falsch gefaltete Raum-Zeit-Achsen im Körper auszumachen. Es geht nicht um das Vertrauen in die Menschheit an sich – sondern um den eigenen inneren Raum, der neu geordnet werden darf.

Achtsamkeit in sozialen Systemen

Achte ganz besonders darauf, wie du dich sogenannten sozialen Medien hingibst – genauso wie Nachrichten, Menschen, die nicht zuhören, oder Orte, die steif und kalt sind. Denn in solchen Systemen herrscht Gleichschaltung, wie bei einem Zellverband, dessen Zellen ihre Autonomie verloren haben – sie wuchern, verkleben und werden rigide. Bleibe wachsam, wenn Unterhaltung einseitig wird, wenn Meinungen anderer Mitmenschen in dir unangemessene Emotionen wecken oder aber du begegnest Menschen, die in Blasen leben – bleibe bei dir selbst.

Wir können diese Menschen genauso wenig verändern, wie sie uns verändern können. Gleichzeitig können wir jedoch lernen, für uns selbst Verantwortung zu übernehmen und unsere eigene Haltung zu wahren. Wir freuen uns über jeden Menschen, der anders ist als wir, und umarmen das Neue und Unsichere. Wenn wir jedoch erstarren, handeln wir erst, wenn wir wirklich bereit sind, und lassen zu, dass die Ordnung Oberhand gewinnt.

Fließen lernen: Wie Wasser sein

Wenn wir fließen, vertrauen wir dem Wind, der unser Segel steuert. Wir versuchen nicht mehr, den Wind zu kontrollieren, weil wir uns nur noch ausrichten.

Am Rande des Chaos zu sein, ist der Zustand des Entfaltens. Das ermöglicht Dynamik und erlaubt es, die einzelnen Komponenten des Selbst und des Herzens so sein zu lassen, wie sie sind. Wir bejahen ganz klar die gewünschte Komplexität unseres Daseins und bejahen freundlich, dass wir nicht zu jederzeit Zugriff auf alles haben.

Wir suchen aktiv nach neuen Möglichkeiten, unsere Komplexität aufrechtzuerhalten. Jede empfundene Sicherheit birgt auch Stillstand. Hier geht es nicht um Bewertung oder darum, sich von allem Sicherheitsempfinden zu befreien, sondern darum, es anzuerkennen und eine Entscheidung für das eine oder andere zu treffen. Das bedeutet, wir wägen präzise ab, ob wir Sicherheit brauchen oder nicht, dann aber, nach der Entscheidung, lassen wir uns treiben.

Gebe dich der Formlosigkeit deines Daseins hin und habe keine Angst vor dem scheinbaren Verlust deiner Persönlichkeit. Definiere dich nicht mehr durch die übermäßigen Reize und Erwartungen der anderen oder durch die Ansprüche unserer Zeit.

Wenn ich meinen Geist betrachten kann, muss es etwas geben, das in der Lage ist, ihn zu betrachten und darüber zu philosophieren. Wenn diese Instanz, dieses Medium, eine Wasseroberfläche wird und dessen Eigenschaft annimmt, befreie ich mein Selbst, weil ich aufhöre, zwischen Gut und Schlecht zu unterscheiden.

Vielleicht geht es hier nicht um Verlust, sondern um das Loslassen der Idee von Besitz:Wenn ich wie Wasser bin,bin ich nicht der, der gibt.Nicht der, der nimmt.

Wasser hält nichts fest.Es speichert nicht.Es lässt sich nicht greifen.Es spiegelt, es trägt, es löst – und dann geht es weiter.

Ich werde zum Segler, der den Wind nutzt und sich ohne große Anstrengung fortbewegt. Ich werde leicht wie eine Feder, weil ich dorthin wehe, wo mich meine Beine hintragen. Meine Augen lassen mich sehen, was sie sehen möchten. Meine Ohren hören zu, wenn sie es wollen. Sobald ich gehe, gehe ich. Wenn ich atme, atme ich. Wenn ich liebe, liebe ich.

Wenn mein Körper sich bewegt, ist es, als bewege er sich von selbst. Wenn ich ihn kaum spüre, spüre ich umso mehr, sobald ich einen kurzen Blick auf ihn werfe, nur um dann wieder loszulassen.

Die Muskulatur ist weich, weil sie und ich nichts festhalten müssen.

Im Innern regt sich etwas – nicht laut, nicht sichtbar. Aus dem Wechsel von Nachgeben und Halten wächst ein Rhythmus, dem ich mich anvertraue.

Mich durchströmen sanfte Flüsse, welche miteinander zusammenwirken, einander geben und nehmen.

Meine Bewegung spiegelt die Eigenliebe und Fürsorge wider, sie zeigt meine innere Haltung.

Ich unterscheide nicht zwischen verschiedenen Richtungen, weil ich weiß das jede Richtung richtig ist. Mein Körper pendelt zwischen den Extremen und spielt mit der Mitte wie zwei Tänzer.

Mein Körper fließt wie das Jahr zwischen den Jahreszeiten; mal ruhend, mal wachsend, manchmal erhitzend und manchmal kühl wie die Nacht.

Kurz gesagt: Ich fließe in den WaterLines.

Wie du dieses Buch lesen kannst

Dieses Buch ist kein Ratgeber.

Es ist keine Methode. Keine Theorie. Kein Heilversprechen.

Es ist ein Gewebe.

Eine Einladung.

Du kannst es von vorn bis hinten lesen – wie einen Weg.

Du kannst aber auch springen – von Wort zu Wort, von Übung zu Impuls.

Es ist erlaubt, sich zu verlieren.

Denn dieses Buch ist kein System –

Es ist eine meine Idee, wieder in Beziehung zu treten.

Du wirst nicht alles sofort verstehen.

Manches wird dich überfordern.

Manches wird dich berühren – dort, wo du nicht gesucht hast.

Lies nicht, um besser zu werden.

Lies, um dich zu erinnern, dass du verbunden bist.

Und vielleicht:

beginnt dein eigenes Netz genau hier.

Persönliche Note: „Auch das Herz hat Ohren.“

Die Kunst des Nicht-Steuerns

Das Wasser hatte immer schon eine magische Wirkung auf mich. Für mich ist es wichtig, dass es fließt, rein ist und nähren kann.

Unabhängig davon, ob ich im Meer schwamm, neben einem Fluss wanderte oder einen Wasserfall beobachtete: Das Wasser war nicht nur magisch, sondern auch für mich das Gefühl von Zuhause. Wasser gab mir schon immer Sicherheit.

Eine Schlüsselerfahrung in einer Zeit tiefer Verlorenheit hatte ich auf der Insel Kreta: In einer stillen Nacht legte ich mich ins Mittelmeer, die Füße nur leicht vom Wasser umspült. Vor mir lag der dunkle Schleier der Nacht, hinter mir die kaum sichtbaren Umrisse der Berge – über mir der Sternenhimmel. Meine Hände hatten noch Kontakt zum Meeresboden, die Wellen ließen meinen Körper sanft auf und ab schwappen, die Luft war rein.

Im Nachhinein – und erst durch dieses Buch – begriff ich, dass in diesem Moment, als ich mit dem ganzen Körper sanft über der Wasseroberfläche trieb, die Grenzen zwischen mir, den Sternen und dem Wasser spontan verschwanden. Jede einzelne Fackel des Firmaments und das sanfte Mondlicht schienen zu mir zurückzublicken. Mit den Augen nach oben gerichtet, wanderte der Blick meines Geistes zurück zu mir.

Dieser Augenblick war keinesfalls fremd. Es war das Gefühl von tiefem Frieden und Ankommen. Vielleicht war es einer jener Auslöser, die mich letztlich getrieben haben, dieses Buch zu schreiben. Jeder Seite war letztlich ein Prozess meines eigenen Selbst. Es wollte geschrieben werden, ohne den Wunsch, dass es jemand lesen müsste. Manchmal versteht man sich erst, wenn man es aufschreibt. Vielleicht, weil es dann „real“ wird, oder auch greifbar. Plötzlich ist es in der Welt, ich kann etwas damit machen, wie ein Ball, den ich schubsen oder drehen kann.

„Für mich bedeutet das: Ich bin nicht einfach mein Körper – ich bin auch das Wasser, die Beziehung, die Erinnerung, die Bewegung.“

Früh schon, als Yoga-Lehrer, spürte ich, dass die Frage nach dem Sein mich tief bewegte – stets verbunden mit einem Gefühl der Andersartigkeit. Von vielen als „Öko“ gesehen, empfand ich es als meine Natur – die Erde fühlte sich mir näher an als ich selbst.

Für mich operieren, organisieren und strukturieren sich Planet und Universum genauso komplex wie ein vernetztes Gehirn. Ob groß oder klein, sichtbar oder unsichtbar, erfahrbar und doch unbeschreiblich – immer wieder drängte sich die Frage auf: Wer ist der Erlebte? Wer erlebt – und wer ist der Erlebende? Die Fragen „Warum?“ und „Wie?“ blieben stets präsent.

„Verbundenheit ist das gleiche wie kollektives Bewusstsein. Harmonie ist nur ein Synonym für Verbundenheit. Zwischen den Körperzellen und den Atomen verbirgt sich eine Wahrheit ohne Anfang und Ende.“

Für mich ist diese Frage so wahnsinnig spannend, weil sie mich immer wieder zum Wasser führte. Das Wasser scheint ebenfalls eine Art Geist zu haben, davon bin ich überzeugt. Es ist das Bindeglied zwischen Materie und dem Nicht-Greifbaren. Nehmen wir die Eigenschaften von Wasser an, können wir beginnen, uns von zugefügten Verletzungen, falschen Erinnerungen, der Identifikation mit unserer Person und irreführender Sprache zu lösen.

In Zeiten, in denen wir unsere Meinung durch ein „Daumen hoch“ oder ein „Daumen runter“ geben, vergessen wir, das Sprache keine binäre Funktion im Leben besitzt, sie nicht aus Nullen und Einsen besteht.

Was ich damit sagen will, ist: Wir sind nie isoliert. Wir sind immer Teil eines größeren Feldes – und dieses Feld können wir spüren.

Wir spüren uns verbunden – doch oft nur mit uns selbst.Wenn das Gefühl der Resonanz zur Bestätigung unserer eigenen Deutung wird, kann sich Verbundenheit in sich selbst verschließen. Was ich sagen will, ist: Es geht nicht darum, uns in unserem eigenen Bild zu bestätigen – sondern offenzubleiben für das, was anders ist. Für das, was uns herausfordert. Für das, was wir nicht gewählt haben.

Vielleicht ist die tiefere Form der Verbundenheit nicht das Spüren, sondern das Antworten.In Beziehung treten mit dem, was wir nicht gewählt haben. Auf das, was uns irritiert. Auf das, was uns widerspricht.

Wie Wasser will ich durchfließen.

Water Lines lädt nicht dazu ein, sich zu bestätigen, sondern fragt: Worauf bin ich bereit zu reagieren – und worauf nicht?

In einem Feld der Knoten – dieses lebendigen Gewebes aus Berührung, Kultur, Moral und Körper – kann keine Wahrheit monologisch entstehen. Die Wahrheit entsteht dort, wo eine Verbindungsstelle nicht nur auf Spannung geht, sondern auch aufhört zu wissen.

Nicht jeder Impuls aus meinem Inneren ist wahr. Aber jeder kann ein Anfang sein.

Und vielleicht ist das Ich kein Zentrum, sondern ein Übergang. Kein Besitz, sondern ein Prozess. Ein Werden – genährt von allem, was uns begegnet.

Auch das Gehirn ist Teil dieses Feldes. Nicht sein Ursprung. Nicht seine Grenze.

Das Gehirn ist nicht das Ich – aber das Ich kann nicht ohne das Gehirn.

Wenn wir in Resonanzlinien eintauchen, berühren wir diese Plastizität: die Veränderbarkeit des Körpers, des Nervensystems, des Bewusstseins. Aber Veränderbarkeit ist keine Garantie für Wahrheit. Auch ein Trugbild kann sich tief anfühlen.

Im Water Lines-Kontext sind Resonanzlinien (oder Resonanzkammern) energetische Bahnen oder Bewegungsmuster, in denen Faszien, Muskeln und Flüssigkeiten harmonisch mitschwingen. Man kann sie sich vorstellen wie Klangräumen im Körper, in denen Schwingungen (Atem, Bewegung) besonders deutlich zu spüren sind.

Darum beginnt jeder neue Schritt in diesem Buch mit einer Frage – nicht mit einer Behauptung.Und jeder geometrische Raum, den du spürst, ist nicht dazu da, dich zu beruhigen, sondern dich zu befragen:

Wohin fließe ich gerade – und was antwortet in mir?

In diesem Handbuch begegnen dir Faszien nicht nur als physische Netzwerke, sondern als Behälter unseres Erlebens – auch in der Zeit. Wenn wir Trauma erfahren, bleibt nicht nur die Erinnerung in Gedanken, sondern in der Tiefe unseres Bindegewebes gespeichert. Dieses Konzept von Embodied Time führt uns vor Augen, dass die Zeit des Traumas im Körper fortbesteht, bis sie (wieder) ins Fließen gebracht wird.

Sprache als Brücke zur Vielschichtigkeit des Ich

Die Welt, in der wir leben erscheint, freilich dualistisch (Tag, Nacht / Gut, Böse). Unsere Sprache ist ein herrliches Geschenk, wenn wir sie nutzen.

Unsere Fähigkeit zu sprechen macht es uns erst möglich, komplexe Sachverhalte zu verstehen und vor allem, und das ist mir sehr wichtig zu transportieren, unser Gegenüber zu begreifen. Ohne Schubladen-denken oder Nischendenken.

Erst durch sie werden wir uns unserer Komplexität bewusst, mit ihr können wir verstehen, was vorher undenkbar war.

Sprache ist der Herzschlag unserer Zivilisation – sie macht es erst möglich, dass wir uns als Gemeinschaft begegnen, in einer Welt, in der oft das Überleben des Einzelnen im Vordergrund steht.Sie ist das Werkzeug, mit dem wir die Grenzen zwischen Gut und Böse hinterfragen – und vielleicht sogar auflösen können.

Treten wir miteinander in Beziehung – in echtem Kontakt zu uns selbst und dem anderen – dann werden wir ein Freund der Gegensätze und gerade deshalb gelingt es uns, auch über uns zu lachen. Was gibt es Schöneres?

Mit Bewusstsein ist es übertragener Weise wie unter Wasser zu sein. Wie können wir beschreiben, was unsichtbar ist, aber dennoch fühlbar? Keine Farbe oder Geschmack besitzt? Und auch unser Dasein als Mensch lässt sich zwar durch Psychologie. Physiologie und Anatomie mitsamt der schulmedizinischen Erkenntnisse unglaublich konkret und unterstützend erklären, aber wer wir sind, können die Fachgebiete selbst in ihrer Gesamtheit nicht erleuchten.

Nenne mir die drei schlimmsten Ereignisse deines Lebens und ich vermag nicht im Ansatz zu erklären, wer du bist.

Wenn die Welt vereinfacht wird, drohen auch wir Gefahr uns zu vereinfachen. Insbesondere das „einfachere Bewusstsein“, dass, was wir als das „Ich“ aus Kindheit erlernt haben, beruht zu oft auf die Reflexion unserer Umwelt, welche wir auf uns selbst projizieren.

Was bin ich, wenn mich niemand anderes wahrnimmt und da ist? Bin ich jemand, wenn mich jemand anderes nicht erkennt? Bin ich immer noch, der ich jetzt bin, wenn ich einen Arm verliere oder nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen kann?

Beobachter um uns herum – damit sind Dinge gemeint, die auf uns Bezug nehmen – sind schlichtweg Messungsvorgänge.Unsere Welt besteht aus Variablen und ihren gegenseitigen Beziehungen.Jene Systeme, die aufeinander Bezug nehmen, gleichen verwobenen Spinnennetzen.Die Systeme – also jene Punkte, in denen Variablen aufeinander Bezug nehmen – sind lediglich Umlenkungsbahnen.

Wenn wir flirren und vibrieren, enttarnen wir das Ego und es verliert seine Gestalt als eigenständiges System in einer „Um-Welt“.

Wir erleben uns stattdessen als Wesen, welches kontinuierlich Informationen aufnimmt und abgibt, wir werden wir als Knotenpunkt einer „Mit-Welt“.

Selbst die Dinge um uns herum, die konstant erscheinen, wie der Stuhl auf dem ich sitze, sind immer in Bewegung in Schwingung. Konkret will ich damit sagen: nur weil ich das Gefühl habe, der Stuhl ist fest, weil ich auf ihm sitzen kann, mein physikalischer Körper also Bezug auf ihn nimmt, bedeutet dies nicht, dass dies die eine Wahrheit ist.

Wenn ich zum Beispiel sage, dein Hemd ist blau, dann ist das nicht ‚die Wahrheit‘ – sondern nur die Art, wie ich Licht, Sprache und Erfahrung zusammenbringe.

Genauso verhält es sich mit dem Dasein, unserer Existenz, die mehr ist, als wir glauben und in ihrer Gänze eben nur mit dem Maß begriffen werden kann, welches uns zur Verfügung steht.

All die Eigenschaften, die ich einem Objekt zuordne (Dicke. Farbe. Größe. Länge. Festigkeit, etc.) ergeben sich nur aus der Relation von mir als System zu jenem System, auf welches ich Bezug nehme.

Was wir oft als Realität wahrnehmen, ist aber nur Teil der Wahrheit. Wir neigen jedoch dazu uns durch Beschreibungen anderer, beispielsweise Kleidung, zu definieren. Es erklärt aber rein gar nichts über mich. Eine Beschreibung über ein Individuum ist weder falsch noch richtig, sie ist aber limitiert, der Sprache unterworfen und abhängig vom Beschreibenden.

Somatische Poesie als Brücke zwischen Zeitgeist und Mystik

Somatische Poesie ist die Sprache einer verkörperten Seele. Sie spricht mit den Bildern des Körpers, aber meint die Welt dahinter. Sie führt nicht aus – sie lässt erleben. Sie ist kein Stil, sondern ein Zugang: zum Nervensystem, zum Gewebe, zur Erinnerung – und zur Weite, die entsteht, wenn das Ich sich nicht auflöst, sondern endlich mit allem in Resonanz tritt. Warum das funktioniert: Der Zeitgeist sucht nach Traumaheilung, Körperintelligenz und Selbstregulation.

Was hier entsteht, ist nicht gemacht – es ist geschehen.

Eigenschaften sind essenziell immer nur eine Bezugnahme. Anders formuliert: deine Augenfarbe ist das Ergebnis von Melanin in deiner Iris (die, die Menge an absorbierten Licht festlegt), der Fähigkeit meiner Augen einen kleinen Teil von Strahlung (Licht) aufzunehmen, diese in meiner rückwärtigen Hirnrinde zu verarbeiten und mit einer Farbe, dessen Name mir beigebracht wurde, zu beschreiben. Es sind Variablen, die Verbindungen, die das Leben so spannend machen.

Warum sonst ist es so schön, wenn wir über ein Thema lachen können oder plötzlich heraus völlig banal handeln. Ist es nicht wunderschön, über etwas scheinbar völlig ernstes einfach lächeln zu können? Ist es nicht noch so viel schöner, wenn du etwas, in das du dich verbissen hast (zum Beispiel ein Problem), einfach anzulächeln?

© Nasa

Cassini schickte uns dieses unglaublich wertvolle Foto. Der leuchtende blaue Punkt, seitlich rechts der Bildmitte, ist unser Planet.

Die Zerbrechlichkeit und Einzigartigkeit der Erde wird auf faszinierende Weise dargestellt.

Die Sonde und unser Planet trennen in diesem Moment 1,44 Milliarden km.

Sie reist weiter, untersucht den äußeren Bereich unseres Sonnensystems und wird theoretisch unendlich weit durch das Vakuum des Weltalls reisen und mit etwas Glück und Zeit neue Erkenntnisse in der Astrophysik und der Wissenschaft der Erde bescheren.

Wenn wir die Angst vor dieser schieren Größe zulassen, die Furcht vor der gewaltigen Dunkelheit ablegen und akzeptieren, wie „klein“ wir eigentlich sind – ohne dabei unseren eigenen Wert oder den des anderen infrage zu stellen –, dann erkennen wir: Wir sind alle gemeinsam hier.

Wenn wir den kleinen Punkt aus der Distanz betrachten, wird aus dieser Weite heraus deutlich, dass es wenig Sinn ergibt, das Leid des Einzelnen vom Schmerz der Vielen abzugrenzen.

Jeder Verlust, jedes Grauen. Hungersnot. Leid und alles andere ist in diesem kleinen, blauen, hell leuchtenden Punkt. Was ich sagen will, wir sind im selben Boot. Viele Dinge, die ständig um uns herum normal erscheinen, wie Landesgrenzen. Regierungen und Geld erscheinen plötzlich wie sie sind, im Grund genommen: leer. Sie existieren nur, weil wir uns entscheiden, dass sie existieren.

Wir Menschen neigen dazu, etwas Bedeutung zu geben, auch wenn es dies gar nicht hat, solange wir uns sicher, besser, befriedigter fühlen. Oft geben wir sogar bewusst den Dingen Bedeutung, die uns glauben lassen, besser situiert sein als die anderen. Doch wohin führt uns das?

Wir können zu dem werden, was wir sind – wenn wir uns nicht in den Gefühlen verlieren, zu klein oder unbedeutend zu sein, während wir den kleinen blauen Punkt betrachten.

Stattdessen können wir uns entscheiden, den Verbindungen und Bedeutungen, Vorrang zu geben.

Schwerkraft ist kein Ziehen – sie ist ebenfalls eine Antwort.Eine leise Reaktion der Erde auf unser Sein.Sie bindet uns nicht nur –sie hält uns,sie empfängt uns,sie erkennt uns als Teil ihres Raumes.

Jedes Mal, wenn wir aufstehen,beginnt ein neuer Dialog.Zwischen dem Boden und unserem Körper.Zwischen Masse und Bewusstsein.Zwischen Schwerkraft und Atem.

Ich liebe meinen Balkon im Sommer, beobachte wie das Leben im Frühling geweckt wird, wie alle Farben zum Leuchten beginnen. Die architektonische Schönheit und vollendete Perfektion von Blumen und wie sie mit der Erde über Pollen und Insekten interagieren. Verliert dies jetzt an Bedeutung, weil die Menschheit technologisch voranschreitet, weil es einfach „da ist“ oder weil es gerade „wichtigere Dinge“ gibt? Wenn du siehst, siehst du oder schaust du?

Das Geheimnis und die wahre Größe des Universums sind in dir. Du bist eingebettet zwischen dem Großen und Kleinen mit Atomen im Körper wie Sterne in der Dunkelheit.

Das, was du bist, ist zunächst das, was du nicht beschreiben kannst, keinen definierten Ort im Körper besitzt, dir die Möglichkeit gibt, diesen Text zu lesen und damit in Kontext zu gehen. Das, was dich Dinge vorstellen lässt, als ob du da wärst. Was dich fliegen lassen kann.

Wenn man sich dem Thema Bewusstsein widmet, darf man nie vergessen, dass man immer noch der bleibt der man ist. Die Unsicherheiten und Ängste brauchen ebenso viel Beachtung wie die Täuschung des Egos, das sich in der Wahrnehmung des Bewusstseins als erhaben empfindet – frei von Schmerz und Trug.

Trotz der Größe des "Omni-Bewusstseins" bleibt der Mensch – mit all seinen Ängsten, Erinnerungen und Prägungen – wie ein Anker im Meeresboden. Diese Erdung kann uns zurückholen, wenn wir uns in der Weite verlieren.

Es liegt an uns, Verantwortung nicht länger abzugeben. Wir müssen selbst Antworten finden – nicht in den Händen anderer, sondern in uns.

Wir als Spezies können die Angst vor der unendlichen Größe des Universums loslassen, wenn wir uns auf unsere innere Größe besinnen – auf die Verbindungen, die uns mit anderen Menschen, der Natur und dem Leben vereinen.

Dazu gehört auch, den Tod nicht zu verdrängen, sondern anzuerkennen: Die Angst vor dem Tod hindert uns oft daran, wirklich präsent zu sein. Sie treibt uns an, ständig etwas zu tun, etwas zu erreichen, etwas nicht zu verpassen – und genau das verhindert oft inneren Frieden.

In diesem Prozess wird immer klarer, dass man die Brille ablegen muss, durch die wir sehen. Unsere Perspektive ist immer die aus dem Menschen heraus. Auch wenn wir reines Bewusstsein sind, bleibt der Blickwinkel immer menschlich, in etwa so, als würden wir etwas aufschreiben.

Wie können wir diese Brille ablegen, wie können wir unsere Eindrücke ungefiltert wahrnehmen? Wie werden wir den Notizblock los?

Zwischen Materie und Nicht-Materie gelingt es uns, ein Schlupfloch zu entdecken. Gehen wir an diesen Ort, durchströmt uns weißes Licht.

Frieden ist nicht nur ein Wort oder Zustand frei von Krieg. Es ist der Ursprung von allem, das Auflösen und Entstehen von Dualität. Das Zentrum des Whirlpools. Jene Stelle, an denen die gegenläufigen Spiralen des Lebens ineinander laufen und voneinander weg.

Als ich das Wasser näher und näher beleuchtete, entstanden Sprossen in meinen Gedanken empor, sie entwickelten sich zu Pflanzen, verbündeten sich. Es tat sich immer mehr auf, dass unser Geist doch letztendlich die gleichen Qualitäten von Wasser besitzt. Dieser ist ebenfalls schwer greifbar, nimmt verschiedene Qualitäten an (stockend, fließend, stotternd, rein oder trüb). Wasser und Geist sind sich verwandt – beide fließen der Materie entgegen, als wäre sie der notwendige Widerstand, in dem sich ihre Bewegung formt.

Das Wasser greift nach dem Leben und ist zugleich Schöpfer. Es gehört aber auch zur anderen Seite – dem Nicht-Greifbaren, dem Feinstofflichen. Werden im Geiste flüssig, schlängeln wir zwischen dem Groben und Feinen, zwischen allem und nichts, zwischen den Anderen und uns Selbst.

Lass uns kurz über das Ego reden.

Keine Sorge – das hier wird kein Appell, dein Ego zu „besiegen“. Das Ego ist nicht dein Feind. Und es ist auch nichts, was du loswerden musst, um weiterzukommen.

Stell dir das Ego eher wie ein Betriebssystem vor. Es hilft dir, dich im Alltag zu orientieren, Entscheidungen zu treffen, deinen Platz zu finden. Es ist nützlich. Es will dir nicht schaden – es will dir helfen.

Wenn wir im Zusammenhang mit den Water Lines davon sprechen, das Ego loszulassen, meinen wir nicht, dich aufzulösen oder abzuschalten. Es geht nicht um Dissoziation oder Kontrollverlust. Es geht darum, weicher zu werden. Beweglicher. Nicht mehr so fest an einem Bild von dir zu kleben.

Denn je mehr Beweglichkeit du im Körper findest, desto mehr Möglichkeiten öffnen sich auch im Denken, Fühlen und Handeln. Mehr Freiheitsgrade. Mehr Verbindungen im Gehirn. Mehr Spielraum.

Du wirst nicht weniger du – du wirst freier. Und das genügt.

Was ist das „Ich“, und was ist es nicht?Was ist real, was bloße Einbildung?Wenn wir den Geist durch Meditation erforschen, wenn wir das „Ich“ in seine Bestandteile zerlegen und Subjekt von Objekt trennen, beginnt dieses „Ich“ zu schrumpfen – wie ein schmelzender Gletscher.

Meditation bedeutet: sich mit der Realität beschäftigen – mit dem, was ist.Nicht in Fantasien flüchten, nicht in Gedanken verheddern, sondern wahrnehmen, was tatsächlich geschieht – in dir, um dich herum, im gegenwärtigen Moment.

Ohne diese Realität zu reduzieren, sie zu verunglimpfen oder ihr überlegen sein zu wollen, werden wir uns bewusst: bewusst für den Zeitgeist, in dem wir leben, und für uns selbst – inmitten der soziokulturellen und familiären Glaubenssätze, die uns prägen.

Und erst jetzt, aus dieser Klarheit heraus, können wir beginnen, kritisch zu hinterfragen.

Es wird viel verloren gehen, bis nur noch das Wahrnehmbare empfunden wird. Geschieht dies, wird die Wasseroberfläche des Geistes spiegelglatt und durchsichtig. Der Schlick des Egos, das, was dich nachts wach hält, dir Angst macht, dich besorgt und wünschen lässt, wird zwar noch da sein, jedoch wird es kraftlos. Das Ego ist wie ein verängstigtes und wütendes Kind, wir sollten uns darum kümmern, wenn wir heilen wollen.

Wir müssen mit uns umgehen, wie wir es mit unserem eigenen Kind täten: mit viel Geduld, Liebe und Hingabe.Wollen wir Eltern sein, die Spielzeuge wegnehmen, weil sie uns nicht gefallen?Oder wollen wir unserem Kind das geben, was ihm hilft, über sich hinauszuwachsen – in die Weite, die es selbst entdecken möchte?

„Was, wenn das, was ich als „du“ sehe, eigentlich ein „ich“ in anderer Form ist?Was, wenn Elemente, Liebe, Licht und Musik nicht verschieden sind, sondern dieselbe Bewegung – gespiegelt durch unterschiedliche Schleier?Was, wenn das Universum nicht „da draußen“ ist – sondern wir mittendrin, mit Haut, Herz und Atem?”

Wie bei einem Kind gestalten wir die Welt wie auch die Welt um uns herum selbst. Erschaffen wir eine trockene Wüste mit Staub und rollenden Büschen im Wind, oder eine satte grüne Wiese mit Morgentau und Sonnenschein? Je weniger wir bieten, je härter wird das Herz. Nur wir entscheiden, wie viel Licht dieses erreichen darf, damit das Harte weicht.

Unter der Wasseroberfläche wirst du das Tor zu deinem Herzen erkennen und vor allem, das Gefühl, welches mit diesem verbunden ist: Liebe und Frieden.

Ich lade dich ein, dich mutig hinauszutrauen – und vielleicht zu spüren, dass im Loslassen von alten Teilen kein wirklicher Verlust liegt. Ganz im Gegenteil: Wenn du dich aufzulösen scheinst, gleicht es dem Tropfen, der ins Meer zurückfindet – auch wenn sich zuerst ein Sturm erhebt.

Wenn die inneren Stimmen verstummen und der herumspringende Affe in uns zum Schweigen kommt, erklingt deine eigene Melodie, eingebettet ins musikalische Gewebe des gesamten Universums.

Beobachte jeden Tag, das was sieht. Setze dich hin und richte den Blick nach innen. Eines Tages wird sich dir eine Reflexion zeigen, doch auch sie wird schließlich vergehen. Es ist eine wunderschöne und tief veränderliche Erfahrung, wenn der der Fokus auf das eigene Selbst gerichtet wird. Welche Welt zeigt sich dir, wenn du dein inneres Auge auf deine Welt richtest?

Als Person glaube ich an das Gute im Menschen und an die gleichberechtigte Co-Existenz aller Lebewesen. Vor allem möchte ich daran glauben, dass wir als Menschheit zu einem Kollektiv werden können ohne es zu wollen, einfach nur, weil wir wieder zulassen und loslassen können. Ich glaube auch daran, dass dies der einzige Weg ist dauerhaft zu existieren, da Heilung nur in Gesamtheit und Fülle möglich ist.

Wir können als Menschheit emporsteigen, wenn wir verstehen, dass wir alle einen Schmerz haben, den wir gemeinsam teilen. Trauma gehen uns alle an. Gerne würde ich an dieser Stelle auf ein wichtiges Thema eingehen:

Was bedeutet Dissoziation in der Praxis?

In der Praxis heißt Dissoziation oft: Du funktionierst – aber du fühlst nicht. Du bist da – aber irgendwie auch nicht. Du lachst vielleicht sogar – aber es kommt nicht bei dir an. Und du fragst dich: Bin ich das noch? Oder: Warum spüre ich nichts? Genau darin liegt die Schwierigkeit – und die Chance.

Worauf können wir stoßen?

Wenn wir beginnen, uns wieder zu spüren, kann alles auftauchen: Leere. Angst. Scham. Manchmal ein diffuses Unwohlsein, das keinen Namen hat. Der Körper zieht sich zusammen oder wird schwer. Alte Muster melden sich: Rückzug, Ablenkung, Vermeidung.

Manche empfinden auch plötzlich Schmerz, den sie lange nicht gespürt haben – somatisch oder emotional. Das ist kein Rückschritt, sondern ein Zeichen: Da ist etwas in Bewegung.

Wie gehen wir damit um – im Alltag, allein?

Nicht mit Druck. Nicht mit Gewalt. Sondern mit einem inneren Okay. Mit Atem und bei dir selbst sein. Manchmal reicht es, eine Hand auf den Bauch zu legen. Oder zu merken: Gerade spüre ich meine Füße nicht. Und dann zu warten, ob sie sich wieder zeigen.

Im Alltag bedeutet das: Pausen machen, auch wenn es unlogisch erscheint. Kleine Signale ernst nehmen – wie ein aufziehender Nebel oder das Gefühl, sich zu verlieren. Und: dich nicht dafür verurteilen.

Allein – oder mit Begleitung?

Beides ist möglich. Allein heißt: Du beginnst, dir selbst zuzuhören. In Mikro-Momenten. Das kann kraftvoll sein. Aber manchmal braucht es auch eine zweite Person – die dich hält, wenn du den Boden noch nicht spürst. Kein Retter. Keine Lösung von außen. Nur: Präsenz. Die Anwesenheit einer anderen neutralen Person kann deine Ausgangsstellung maßgeblich verändern und ein komplett neues Fundament herbeiführen.

Dissoziation ist nicht nur psychisch, sondern findet ihren Widerhall in den Faszien. Ein Teil von uns hat sich zeitlich aus dem Jetzt ausgeklinkt, um dem Traumaschmerz zu entgehen. Wenn du also merkst, dass du dich taub fühlst, beginne mit der sanften Faszienberührung (z. B. sanftes Streichen über Unterarm, begleitet von bewusstem Ein- und Ausatmen). So realisierst du: ‚Ich bin noch da – mein Körper existiert im Jetzt.‘ Erst danach können Mikrobewegungen folgen, mit denen die Faszien langsam eingeladen werden, aus der Zeitkapsel herauszukommen. Ich bitte dich, das ernst zu nehmen.

Jedes Wort soll letztendlich darauf hinweisen, das „Sein“ fließt, sich austauscht und aneinander braucht.

Der Wunsch diesen Weg zu gehen ist bereits die erste Sackgasse, auf die ich dich aufmerksam machen will. Du läufst bereits auf diesem Weg, nur dein Gepäck ist noch etwas zu schwer, der Blick zu sehr im außen. Der Weg ist dabei unabhängig von dem drumherum. Schlichtweg geht es nicht mal auf den Weg, auf den du läufst. Es ist jeder Schritt, jeder Atem, das Gefühl. Das was wahrnimmt, ohne Körper, ohne Kopf.

Lasse den Weg einfach zu dir kommen und umarme dich selbst.

Fließen heißt: Bewegung zu verstehen

Wir als Menschen bestehen aus Materie und Resonanzkammern. Du beginnst zu verflüchtigen, hineinzufallen, sobald du beginnst in die Leere zu schauen. Richte den Fokus nicht auf die Negativität oder Gedanken, sondern beobachte die Bewegung.

Erkenne die Kraft hinter genau diesen Bewegungen des Geistes.

Dann eröffnet sich dir ein strahlend blauer Himmel und du erkennst, dass dort nie etwas anderes war.

Materie schwirrt, bewegt, ist nie starr, auch wenn sie so wirkt, ist immer in Bewegung.

Nun, also, wenn deine Gedanken Wolken sind, was ist dann der Wind, der diese formt, hält, auf und absteigen, verschwinden lässt?

Alles, was dich behindert, ist nicht das wahre Selbst. Alles, was nach außen verknüpft und in Bezug nimmt, ist ebenfalls nicht das wahre Selbst. Das was hinter dem Pulsieren liegt wie ein körperloses Auge, dies ist das Selbst. Das Herz ist dabei das Leuchtfeuer. Es ist das Gefühl des allem Erfahrenden und der rote Faden hinter dem was den fleischlichen Sinnen verborgen bleibt.

Lass und nicht den Fokus auf das lenken, was uns einschränkt, sondern darauf, was wir vermeiden.

Wenn wir uns entfalten, können wir das Gefühl des Herzens in jede unserer Körperzellen erwecken. Scheint das Herz durch die Wasseroberfläche des ruhigen Geistes, wird auch jede Bewegung federleicht, sie geht in sich selber auf wie aufeinander treffende Wellen. Der Körper und der Geist gehen wieder in Bezug aufeinander. Der Körper kann zu einem gleitenden Flugzeug werden. Auch wenn es nicht mehr perfekt fliegt, herrscht das Gefühl von Leichtigkeit vor.

Was verletzt wurde, gehört der Vergangenheit.Doch was dich ausmacht, bleibt still.Jenseits von Handlung, jenseits von Schmerz –dort liegt, was du bist.Nie erschaffen, nie zerbrochen.Nur überlagert – und jetzt wieder spürbar.

Spürst du, wie ein einzelner Akkord dich aus dem Alltag holt und in vergessene Erinnerungen zurückführt? Musik kennt keine Zeit und lässt dich für einen Moment in längst vergangene Augenblicke eintauchen. Ein ruhiges Klavierstück erinnert mich an den Augenblick, als alles zum ersten Mal bewusst wurde, und ein langsamer Rhythmus beim Tanzen bringt mich ins Hier und Jetzt, als würde ich neue Seiten an mir entdecken. Genauso im Yoga, wenn sich bei jeder Dehnung ein Teil der Anspannung löst, oder im Sport, wenn jeder Muskel wahrnimmt, wie er sich bewegt: Mein Körper wird zur Landkarte, die Musik zum Wegweiser. Obwohl ich physisch am selben Ort bleibe, weitet sich der Raum in mir. Meine Erinnerungen kann mir keiner wegnehmen. Selbst wenn ich sie vergesse, sind sie in mir – in jeder Faser meines Seins, für immer.

Dann schüttele ich alte Gedanken ab wie abgestorbene Blätter, die nur noch Platz wegnehmen. Es braucht keinen Schlüssel, um mich zu befreien – es genügt das bewusste Loslassen. Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich verstanden habe, dass ich mich an meine Ketten klammere – sie wurden zur Bedingung, Sucht, und ja, auch zu einem falschen Freund. Nun sehe ich, wie die Sorgen aus mir herausgleiten wenn ich bereit bin abzugeben. Wenn ich mich dem Heilungsprozess hingebe, ist es wie das Pflanzen eines Kräuterbeets: Zuerst lege ich Samen für Ruhe, Trost und Klarheit. Täglich wächst ein neues Blatt, bis sich eines Morgens ein ganzes Blumenfeld in mir zeigt und mich in seiner Stille umfängt.

Und dann gibt es diesen Moment, in dem ich nicht mehr lange überlege, sondern einfach loslege. Ob ich mich dem ersten Ton hingebe, den ich höre, oder barfuß durch den Wald gehe – jeder Schritt, jeder Atemzug setzt etwas in Bewegung. Zweifel werden leiser, wenn ich nicht länger nach Gründen suche, sondern meinem Impuls folge. “Tu es einfach”, sage ich mir, und gebe mich dem Augenblick hin.

Widerstand kann sich anfühlen wie eine Mauer in der Brust, die mich festhält. Doch manchmal ist genau diese Mauer mein Boot, auf dem ich schaukle: Als würde ich ins Meer eintauchen und für einen Augenblick schwerelos schweben, statt zu sinken. Oder ich trete in den Wald, wo jeder Atemzug mich mit dem Duft feuchter Erde reinwäscht – und die Schwere einfach abfällt. Diese Orte leben in mir, selbst wenn ich sie gerade vergesse. Immer wenn ich mich verloren fühle, weiß ich: Mein Körper ist mein Zuhause. Sein Puls trägt mich, selbst wenn ich weit gereist bin. Vielleicht bin ich deshalb oft unterwegs gewesen. Ich suchte nach einem Ort, bis ich erkannte, dass mein Zuhause nie ein Ort war, sondern immer in mir lag. Mein Körper war der Zugang zu all den Orten, die ich finden wollte.

Deshalb lasse ich mich fallen: in die Musik, in die Bewegung, in die Stille eines Waldes. In diesen Momenten darf mein Körper einfach sein – darf sich selbst zur Ruhe kommen lassen. Ein einziger Ton, eine bewusste Bewegung, ein tiefer Atemzug, und ich setze mich in Bewegung durch Raum und Zeit. Jeder Schritt, jeder Klang und jeder Atemzug formt mich neu. Dort, wo Musik, Bewegung und Natur zusammenkommen, liegt eine Weite, die alles enthält. Und ich muss nur einen Schritt tun, um mich darin fallen zu lassen.

Hinweis:

Vorübungen

Wir gehen ab nun direkte Wege in verschiedene Übungsfelder. Die Bild des offenen Labyrinths zeigt dir, hier passiert was.

Water Lines: Kein Dogma, sondern Wegweiser Sie sind kein „richtig“, kein neues Gesetz.Sie sind ein Zugang – ein Stern in einem unendlichen Übungsfeld von Möglichkeiten.

Du kannst ihnen folgen wie einer Spur im Sand,aber du darfst auch daneben treten,innehalten, abbiegen, weitergehen.

Sie sind mein Weg, mein Versuch in Kontakt zu treten –nicht auf alles, sondern auf das, was mich gefragt hat.

Bist du bereit, die Landschaft deines Körpers zu entdecken?Ungezähmt und rau, aber voller Schönheit.

Hier beginnt deine Reise

Hat dein Körper Sehnsucht nach dir?

Der Körper ist ein Wunderwerk – ein komplexes System, das sich aus einer einzigen Zelle entwickelt. Diese trägt den Bauplan in sich, um durch Zellteilung Organe. Gewebe und ganze Körpersysteme entstehen zu lassen.

Ich möchte dir nur eines deutlich machen: Die Wissenschaft unterscheidet einzelne Körperbestandteile nur, um den Körper für uns verständlicher zu machen.

Ist eine Muskel-Band-Einheit vielleicht dasselbe, nur in unterschiedlicher Verdichtung? Und der Knochen ist er nicht wiederum durch die Ausrichtung seiner Knochenbälkchen ebenfalls ein Teil davon?

Wo beginnt dein Arm? Wo endet er? Ist er – über funktionelle Muskelschlingen – nicht nur eine Verlängerung des großen Hüftstreckers? Vielleicht sind deine Arme gar nicht zwei, sondern eine Einheit. Ihre Nähe zueinander, verbunden über Schulterblätter und Wirbelsäule, lässt sie wie eine gebogene Schlange wirken, die sich mühelos durch Raum und Körper windet.

Verstehst du deinen Organismus als „Wasserwesen“ mit sich übereinander liegenden Organen, die über Faltungen von Faszien sich aneinander schmiegen, mit einem Nervensystem und Gehirn welches in Gelenken die in Gelenkflüssigkeit in sich selber schwimmen?

Wie schaust du auf deinen Körper? Was erhoffst du dir von Bewegung? Wer führt – dein Kopf oder dein Körper selbst?

Dieses Handbuch versteht den Körper und den Geist als eine Einheit. Deine Perspektiven und Assoziationen formen nicht nur deinen Geist, sondern deinen Körper gleich mit.

Was du denkst, formt dich – in diesem Fall trifft es genau ins Schwarze.

Wasser trägt Veränderung in sich. Es spiegelt uns, klärt uns, öffnet unser Herz. Ich glaube an diese Kraft – sie ist in uns.

Schluss: Eine Einladung zum Abenteuer

Danke, dass du dieses Buch liest. Lasse alles was passiert, passieren und lebe das Abenteuer. Habe keine Angst zu fühlen, dies wäre der größte Verlust. Sei der Held deiner eigenen Geschichte. In Verbundenheit, Max.

Die Geheimnisse der Water Lines

Lüfte die verborgene Philosophie, die dein Denken sprengt und Körper und Geist neu verbindet.

Nun möchte ich dich einladen, dieses Buch mit einem offenen Herzen zu lassen. Empfehlenswert ist die chronologische Reihenfolge. Bei den Übungen mache alles, was dich anzieht und dich bewegen lässt. Es gibt kein Falsch oder Richtig.

Inspiration selber fand ich bei Patanjali, dem Yoga-Sutra, der Baghavad-Gita, Osho, RamanaMaharshi, AlanWatts, den Lehren aus Tibet, das Dàodéjīngund jenen Menschen, die mir erlaub(t)en, sie kennen(zu)lernen zu dürfen.

Dieses Buch versteht sich also als kleines Handbuch und als Kollektiv von Erfahrungen. Manchmal stellt es alles infrage, manchmal ist es sehr direkt. Manchmal ist es trocken, ab und zu darf man träumen.

In den Übungen geht es vor allem um das leibhaftig, fühlbare Auf und Absteigen lassen von Körperteilen in verschiedenen Ebenen und Tiefen, die Umverteilung von Raum im Körper, anders formuliert, dem Gefühl von fliegen lassen.

Einladung zur Entdeckung

Manchmal soll sich die „Haut unter Haut“, den Faszien, anfühlen wie gleitendes Wasser einer sich aufbauenden Welle, nur um sie dann wieder loslassen zu können.

Was sind Faszien?Faszien sind dünne, zähe Bindegewebsschichten, die Muskeln, Organe und Knochen im Körper umhüllen. Man kann sie sich wie ein hauchdünnes Netz vorstellen, das jede Körperstruktur miteinander verbindet.

Es geht auch immer bei Vorliegen von Schmerz um die Frage, wie man lernt, dorthin zu „gleiten“, wo Schmerz verschwindet und überdehnte Körperregionen entlastet werden.

Auch wie wir zu Schmerz stehen ist elementar. Schmerz ist real, aber auch lässt er sehr viel Spielraum zur Interpretation und wir machen etwas daraus, was es nicht ist, bis es uns regiert.

Auf der Gegenseite geht es auch darum zu spüren, wo Stauung (Druck) vorhanden ist, damit der Körper wieder mit der Atmung oszilliert, und dort wieder Austausch von Stoffen stattfinden kann.

Mit der Wirbelsäule als Zentrum jeder Bewegung geht es vor allem darum, Gewahrsam für den Moment und den eigenen Körper zu schaffen, damit die inneren Welten anschließend ruhiger werden.

Viele Übungen lassen sich durch Hebelwirkung von Gliedmaßen, wie im Hatha-Yoga, deutlich leichter lernen.

Alle Übungen und meine Seelenregungen sind Einladungen. Diese Niederschrift versteht sich als Gedankenkomplex und lebt von vielen kleinen Inseln. Es soll dort geben, wo es kann. Fragezeichen deinerseits sind willkommen, sie lassen dich lernen. Aufkommende Wut oder Ärger sind ebenfalls gerne gesehene Gäste, weil dort oft wichtige Arbeit auf dich wartet. Es ist eine heilsame Erfahrung, dass die Energie dieser beiden Kräfte nicht mit Anstrengung bekämpft werden müssen.

Einer meiner Wege zu mir selbst war Anatomie und Achtsamkeit, die Liebe zum Leben und die Erinnerung an unseren wunderschönen ‚palebluedot‘ – den kleinen blauen Punkt.

Nach jahrelangen Ausflügen ins Hatha-Yoga, Ashtanga-Yoga, Bikram-Yoga und vielen verschiedenen Systemen, war für mich der richtige Weg der Weg von Spontanität im Kreislauf von Mobilität.

Resonanz und die Kunst der Bewegung

Seitdem ich nicht mehr darauf achte, wie ich etwas machen soll, gehe ich in einen Dialog mit meinem Körper. Gedanken sind dabei nur Ausdruck meines Tuns.

„Der Schlüssel zu den Resonanzlinien ist die Fähigkeit zur Antwort (Resonanzfähigkeit).“

Nicht Form.Nicht Technik.Nicht Funktion.

Sondern die Bereitschaft, auf das, was in uns schwingt, nicht nur zu lauschen,sondern wirklich zuzulassen –mit Berührung, mit Raum, mit Zeit, mit Wahrhaftigkeit.

Was du tust, ist keine Methode.Es ist eine Erinnerung daran, dass der Körper nicht geführt werden will –sondern wieder ins Gespräch treten möchte.Dass Trauma keine Störung ist –sondern ein eingefrorener Ruf nach Beziehung.Dass wir nicht manipulieren müssen –sondern mitfühlen lernen.

Und dass die Water Lines nicht nur Linien sind,sondern Antwortwege.

In verschiedene Richtungen zu gleiten, achtsam jeden einzelnen Wirbel zu betrachten, meine Faszien als zweite wässrige und gleitende Haut über dem Muskel und in der Tiefe wahrzunehmen und eng mit der Atmung zu verknüpfen, öffnet mein Denken und Handeln.

Erkenne die Richtungen, die das Leben dir bietet. Geh in die Erfahrung, während du schreitest.

Menschen springen von hier nach da, denken nicht in geraden Linien. Nirgendwo hin, überall hin – ausgeliefert ihren Gefühlen.Ob wir unseren eigenen „Mist“ in uns selbst vergraben und Schuld empfinden, oder ihn vergraben und in Hass ausleben, macht keinen Unterschied.Erst die Dankbarkeit hilft uns, das angelernte Gefühl von Schuld überhaupt wieder zu fühlen.

Bedeutet: Bewusst zu sein heißt, sowohl die eigenen Ängste als auch die kleinen Illusionen des Egos nicht zu übersehen.

Ob auch dieser Weg zu dir findet, wird sich zeigen. Die Antwort verbirgt sich im Zusammenspiel aus Bewegung durch Geist und Körper in jene Richtungen, die dich neugierig machen, aufwecken und Lust auf mehr erzeugen.

Du findest am Ende dieses Buches. Dort findest du vor allem Übungen, die sich mit dem Spiel mit der Form ergeben. Water Lines verstehen sich als Bewegungen, sanfte Leitungsbahnen bis hin zu tosenden Wellen. Ziel ist immer die Schaffung von neuen Netzen im Körperkosmos, oder dessen Umverteilen, das Zusammenbringen innerer Leichtigkeit mit Elastizität und verformbaren Geweben im Zusammenarbeit mit der richtigen Einstellung. Vergiss nie, das du das anziehst, was du ausstrahlst.

Die Art wie dein Körper sich bewegt, synchronisiert deinen Geist, denn auch er kann geschmeidig werden. Der Geist lebt in jede deiner Zellen, es lohnt sich überall einen Besuch abzustatten.

Nehme so viel mit, wie geht, um deine Haltung zu verbessern, jedoch wird dich das Buch an vielen Stellen einladen tätig zu werden: über Urteil, Interpretation, Meditation, Achtsamkeit und Stille.

In deinem eigenen Zeitstrom anzuhalten und zu schauen, was wirklich da ist.

Am Du findest jedoch einen, der nochmal einzelne Begriffe zugänglicher macht.

Wenn dieses Buch ein Atemzug wäre, dann wäre der theoretische Teil der aufnehmende – der Ausatem hingegen das Praktische.

Die Geometrie des Körpers – ein Überblick

Einführung: Der Körper als lebendige Architektur

Betrachte deinen Körper nicht als starres Gerüst, sondern als ein dynamisches Netzwerk aus Spannung, Schwingung und Widerhall. Er lebt in einem Feld aus Gegensätzen – Zug und Druck, Ausdehnung und Sammlung, Bewegung und Ruhe.

Diese lebendige Architektur zeigt sich in geometrischen Mustern:

Hexagone: Muster der Effizienz, die Stabilität und Flexibilität vereinen.

Dreiecke: Stabilisierende Spannungsfelder, die Orientierung bieten.

Sphären: Resonanzräume zwischen Gelenken, die Bewegung ermöglichen.

Ellipsen und Spiralen: Wege der Bewegung, die Dynamik und Fluss ausdrücken.

X-Muster und Kreuzungspunkte: Spannungspfade, die verschiedene Körperbereiche verbinden.

Diese Formen helfen uns, Bewegung nicht nur als Technik, sondern als Ausdruck von Beziehungen zu verstehen.

Platonische Körper im Inneren

Geometrische Formen wie Hexagone, Tetraeder und Oktaeder sind nicht nur abstrakte Mathematik, sondern lebendige Orientierungssysteme im Körper. Sie helfen, Spannungen zu verteilen, Bewegungen auszubalancieren und den Energiefluss zu optimieren:

Das Sechseck (Hexagon):In der Körpermitte (etwa um Becken und Lendenwirbelsäule) sorgt die sechseckige Anordnung von Faszienzügen dafür, dass Kräfte gleichmäßig in alle Richtungen geleitet werden. Dieses „Hexagon“ bildet ein stabiles Zentrum, das Stabilität und Elastizität vereint.

Der Kuboktaeder (Cuboctahedron):Stell dir ein Modell vor, bei dem jede Ecke und jede Kante deines Körpers durch ein Netzwerk aus Zug- und Druckbahnen verbunden ist. Der Kuboktaeder verteilt solche Kräfte gewissermaßen „rundum“, ohne dass eine Achse dominanter wäre. So entsteht eine gleichmäßige Spannung, die den ganzen Rumpf mit wenigen Nervenzellen oder Muskelketten synchronisiert.

Das Oktaeder (acht gleichseitige Flächen):Wenn du im Stehen deine Achse aufrichtest, bilden Schulterblätter, Hüften und Becken in der Vorstellung eine achteckige Spannstruktur. Jede Linie zwischen diesen Punkten ist gleichwertig gespannt, was ein Gefühl echter Balance ohne Hierarchie erzeugt: Egal, ob du nach vorne lehnst oder dich drehst – das Oktaeder hält dich in einem gleichmäßig ausbalancierten Spannungsverhältnis.

Die Mandorla (Mandel):Immer dort, wo zwei Körpersphären oder -räume überlappen (zum Beispiel Brustkorb und Beckenraum), entsteht eine mandelförmige Zone. Diese „Mandel“ symbolisiert einen Integrationsraum: Dort können Reize aus beiden Bereichen (etwa Atembewegung und Beckenboden-Aktivität) miteinander verschmelzen. In der Praxis bedeutet das: Wenn du Atem und Beckenboden synchronisierst, entsteht in der Mitte dieses mandelförmige Spannungsnetz, das Bewegungen geschmeidig miteinander verbindet.

Wie diese Formen das Bewegen erleichtern

Kraftverteilung

Anstatt dass einzelne Muskeln oder Gelenke isoliert arbeiten, verteilen die hexagonalen und oktaedrischen Spannungsnetze die Lasten so, dass keine Stelle überlastet wird. Wenn du dich bückst, senken oder drehst, wirken die Kräfte nicht nur punktuell auf die Wirbelsäule, sondern fließen durch das gesamte Gewebe in einem gleichmäßigen, dreidimensionalen Geflecht. Das verhindert lokale Verspannungen.

Dauerhafte Stabilitätdie Kombination aus Druck-Elementen (Knochen) und Zug-Elementen (Faszien, Muskeln) in oktaedrischen und kuboktaedrischen Anordnungen ermöglicht deinem Rumpf eine einzigartige Balance: Er bleibt stabil genug, um dich aufrecht zu halten, und gleichzeitig elastisch genug, um sich beim Gehen, Heben oder Neigen automatisch an unterschiedliche Spannungen anzupassen. So ist dein Körper weder starr noch instabil – sondern lebendig und anpassungsfähig.

Fließende Übergängedie Mandorla-Zonen zwischen zwei Sphären – etwa dem Becken und dem Oberbauch – ermöglichen sanfte Übergänge von einer Bewegung in die nächste. Hebst du zum Beispiel das Bein, verschieben sich Spannungen von der Beckenkapsel über die Mandorla in Richtung Brustkorb, ohne dass du bewusst einzelne Muskeln anspannen musst. Dein Körper bewegt sich automatischer, weil diese mandelförmigen Schnittstellen eine Art „Pufferzone“ bilden.

Optimierte Resonanz, wenn all diese geometrischen Strukturen (Hexagon, Oktaeder, Kuboktaeder, Mandorla) in deinem Fasziennetz zusammenwirken, entsteht im Inneren ein Resonanzfeld, das auf kleinste Impulse reagiert. Schon ein leichter Impuls der Zunge, ein sanftes Heben des Kopfes oder ein tiefes Einatmen löst eine Kaskade von mikrofeinen Spannungsänderungen aus, die dich geschmeidig und effizient in der Bewegung halten.

Spannung, Zug und Druck: Die Logik von Biotensegrity

Der Körper funktioniert wie ein Zelt aus Seilen und Stangen, also wie ein Raumspannungs-Gewebe. Druck-Elemente (Knochen) und Zug-Elemente (Faszien) spannen sich dabei gegenseitig auf. Bewegung entsteht nicht durch starre Hebel, sondern durch gegenseitiges Tragen.

Anders formuliert:Statt die Knochen nur wie Hebel zu betrachten, zeigt Biotensegrity, dass das Gewebe insgesamt in einer dynamischen Spannung steht.

Spiralige Spannungen verbinden Punkte auf unterschiedlichen Höhen, z. B. Becken, Brustkorb, Kopf.

Jede Bewegung ist eine Antwort auf diese Spannungsverhältnisse.

Water Lines: Bewegte Geometrie

Die Schwingungsbahnen sind keine fixen Bahnen, sondern gerichtete Spannungsverläufe, die durch Bewegung spürbar werden:

Sie verlaufen spiralig, schwingend und gleitend – wie Wasser, das sich an Hindernissen vorbei schmiegt.

Sie verbinden Polpunkte: vorne und hinten, oben und unten, innen und außen.

Sie erzeugen elastische Bögen, Kreise, X-Formen – keine Linie ist isoliert.

Beispiele (Wiederholung):• Ellipse: zwischen Brustbein und Kreuzbein.• Schraube: zwischen Schädelbasis und Becken.• Sichel: zwischen Schultern und Hüften.• X-Linie: zwischen Becken, Schultern und Füßen

Diese Linien sind dynamisch und passen sich den Bewegungen des Körpers an.

Geometrie als Sprache des Spürens

Dein Körper ist ein Ort der Muster – aber diese Muster sind nicht starr. Sie sind Antworten auf Bewegung:

Ein Dreieck wird zum Trägerfeld, wenn es Spannung hält.

Eine Spirale entsteht, wenn Gegensätze sich verbinden.

Eine Sphäre wird zum

Resonanzraum

, wenn du sie spürst.

Die Geometrie des Körpers ist keine Theorie – sie ist fühlbar.

Abschluss:Einladung zum eigenen Spüren

Atem: Jeder Ein- und Ausatem wird zum Pulsieren eines Kosmos in dir. Du spürst, wie die Luft sich formt, wie sie deinen Raum belebt und wieder verlässt, ohne dass du sie zwingen musst.

Inneren Mitte: In diesem Zentrum verankert sich dein Bewusstsein. Dort begegnen sich Spannung und Weichheit, Bewegung und Stille. Du erkennst, wie sich aus sich kreuzenden Linien ein stiller Punkt ergibt – deine unverrückbare Mitte. Ihr Standort ist variabel.

Zum Raum um dich herum: Dein Körper ruht nicht isoliert in der Leere, sondern ist immer im Dialog mit dem Außen. Die Bögen deiner Arme erzeugen Resonanzen im Raum, die Spirale deiner Wirbelsäule schwingt mit dem unsichtbaren Puls des Umfelds mit.

Die Geometrie ist keine Technik, sondern ein Feld des Erlebens.

Ab hier trifft Theorie Praxis.

„In mir wütet ein Sturm,der meine Seele quält… Unscharf, wie alte Fotos –Gesichter verblassen,Worte, die nie gesagt wurden,schweben als Staubkörner im Licht. Zwischen den Rissen,zwischen dem, was fehlte,öffnet sich ein Spalt.

Ein Ereignishorizont,sanft und still,in dem der Atem leichter wird,in dem du nicht gesucht,sondern gefunden wirst.“

Wie könnte deine Praxis aussehen? Ein lebendiges Beispiel.

Einleitungdiese etwa zehnminütige Übung lädt dich ein, dich dynamisch und zugleich bewusst zu bewegen – inspiriert von Elementen des integralenYoga, Osho’s dynamischer Meditation und der poetisch-somatischen Praxis der Water Lines. Gleichzeitig fließen jetzt in die Übung heilsame Verse, die dein Erleben vertiefen und dich sanft begleiten.

Suche dir einen ungestörten Ort – drinnen oder draußen – an dem du dich frei bewegen und tönen kannst.Stelle dich locker auf, die Füße etwa hüftbreit geöffnet. Spüre den Boden. Richte dich langsam auf, Wirbel für Wirbel, wie ein atmender Baum – verwurzelt und wach.

Atme tief ein.Komme ganz bei dir an.Dein Körper ist eine Landschaft. Dein Geist: ein sanfter Impuls. Deine Wahrnehmung: ein innerer Kompass. Jede Bewegung ist eine bewusste Handlung – ein Gebet in Bewegung.

Mache dir auch gerne ein Musikstück an, welches dich jedes Mal berührt, wenn du es anhörst.

Bevor du beginnst, lasse deine Lippen sich weich öffnen und höre innerlich schon den Klang dieser Worte:

Liebe ist das unendliche Wasser,Göttlichkeit fließt, reines Leben.Der freie Fluss ist mein Blut,Mein rotes Blut ist der Weg.

Spüre, wie sich beim Aussprechen dieser Zeilen ein sanftes Pulsieren in deinem Brustkorb entfaltet. All dies geschieht ohne Hast: ein freundliches Eintauchen.

Wichtig: Überfordere dich nicht. Alles ist Einladung, nichts Zwang. Wenn es zu intensiv wird, erlaube dir Pausen. Es gibt kein Richtig, nur das ehrliche Spüren.

Atem – die wilde Lebendigkeit wecken (ca. 2 Minuten)Beginne mit chaotischem, lebendigem Atmen – unregelmäßig, durch die Nase, mit Fokus auf das Ausatmen. Das Einatmen geschieht von selbst.

Steigere das Tempo schrittweise. Lass deinen Oberkörper mitgehen, beuge und strecke die Knie im Rhythmus. Du fächerst dein inneres Feuer an.

Spüre, wie dein Körper sich belebt: Herzklopfen, Wärme, vielleicht ein Kribbeln – alles darf sein. Wenn Gedanken auftauchen, lass sie ziehen wie Wolken. Du bist jetzt nichts als Atmen in Bewegung.

Während du atmest, fließen leise diese Zeilen mit:

Für mein Leben bin ich dankbar,Du gibst mir Kraft, weiterzugehen.Höre mich, ich rufe dich,Großer Geist, Ahnen, vergessene Stimmen, vergangene Sonnen.

Erlaube diesen Worten, mit jedem Ausatmen tiefer in dein Bewusstsein zu sinken. Spüre, wie sie dir Halt geben und deinen Atem leiten.

Stimme und Bewegung – freier Ausdruck (ca. 3–4 Minuten)Aus dem Atem heraus komm in Bewegung. Schüttle dich aus – Arme, Beine, Schultern. Springe, trete kraftvoll aber sanft zu dir den Boden, wirbele.

Und töne kontinuierlich in deine Bewegungen hinein:

Ein

kraftvolles

Aaah

“ beim Ausatmen.

Ein

weiches

Ohm

“, wenn die Wirbel sich lösen.

Ein

spontanes

Lachen oder Seufzen, wenn es gerade passt.

Erlaube deinem Körper, sich zu befreien. Bleibe dabei bewusst: achtsam, gegenwärtig. Mit geschlossenen Augen – oder offen, wenn du Farben, Licht und den Raum um dich wahrnehmen willst.

Inmitten dieser Klangexplosion wiederholen sich sanft die Verse:

Mein Atem ist mein Gebet,Mit dem Wasser der Liebe komme ich an.Deine Flüsse fließen in meinen Adern,Mein Blut und Fleisch ist der Weg.

Lasse diese Worte zum Mantra werden, das dich trägt. Vertraue deinem Körper. Er weiß, wie er sich lösen will. Jede Silbe wird Teil deines Ausdrucks, jeder Laut bringt dich tiefer in die Wahrnehmung deines inneren Flusses.

Tanz – fließende Freiheit (ca. 2–3 Minuten)Lass die Bewegung in einen Tanz übergehen. Ohne Plan. Ohne Form. Nur dein Körper im Fluss. Vielleicht ist es weich, kreisend wie Wasser. Vielleicht wild, rhythmisch, pulsierend. Vielleicht nur kleine Wellen in den Fingern.

Wenn Musik läuft: Lass dich tragen. Höre den Rhythmus der Trommeln oder Klänge. Wenn nicht: Tanze zum Rhythmus deines Atems oder Herzschlags. Tanze, als würde dich niemand sehen. Spüre den Boden, während dein Körper fließt. Lasse dich ganz von deinem Inneren führen.

Zwischen deinen Bewegungen singe innerlich oder laut:

Wir singen zum Mond und zur Mutter Erde,wir singen, wenn wir uns um die Sonne drehen.