Weihnachtsflug ins Glück - Daniela Blum - E-Book

Weihnachtsflug ins Glück E-Book

Daniela Blum

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Beschreibung

Eigentlich hat Isabell alles, was sie sich wünscht. Eine gute Partnerschaft, Liebe, Geborgenheit – und jede Menge Arbeit. Für Familie und Feierlichkeiten haben sie und ihr Freund Andreas keine Zeit. Wie jedes Jahr steht Weihnachten vor der Tür, und wie immer möchte Isabell über die Feiertage arbeiten. Die Stewardess genießt die besondere Stimmung mit den Kollegen und das unweihnachtliche Gefühl in exotischen Ländern. Doch dieses Jahr hat sie ihre Pläne ohne Andreas gemacht. Dieser überrascht sie mit einem Heiratsantrag und dem Wunsch, Isabell an Weihnachten seiner Familie vorzustellen. Dabei ist sie für die mehrtägige Tour Frankfurt-Seoul eingesetzt. Wie soll sie es schaffen, bis Heilig Abend zurück in Köln zu sein, wenn die Uhren gegen sie ticken?

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Veröffentlichungsjahr: 2014

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Der Autor/Die Autorin Daniela Blum, Jahrgang 1981, stammt aus Frechen in Nordrhein-Westfalen. Nach ihrem Abitur verbrachte sie ein Dreivierteljahr als Au-pair in Atlanta, USA, um das Land und die Sprache besser kennenzulernen. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihrem kleinen Sohn und ihrer eigenwilligen Katze Emily in Erftstadt, bei Köln. Daniela Blum schreibt bereits seit ihrer Jugend und hat nach einer längeren Pause vor vier Jahren wieder damit begonnen. Ihre Kurzgeschichte »Erwin der Igel« erscheint 2011 in der Anthologie »Geschichten auf vier Pfoten«, ihr Roman »Strawberry Icing« 2014 bei Forever und seit 2012 ist sie Teil des Bücherblogs www.aislingbreith.de.

Das Buch Eigentlich hat Isabell alles, was sie sich wünscht. Eine gute Partnerschaft, Liebe, Geborgenheit – und jede Menge Arbeit. Für Familie und Feierlichkeiten haben sie und ihr Freund Andreas keine Zeit. Wie jedes Jahr steht Weihnachten vor der Tür, und wie immer möchte Isabell über die Feiertage arbeiten. Die Stewardess genießt die besondere Stimmung mit den Kollegen und das unweihnachtliche Gefühl in exotischen Ländern. Doch dieses Jahr hat sie ihre Pläne ohne Andreas gemacht. Dieser überrascht sie mit einem Heiratsantrag und dem Wunsch, Isabell an Weihnachten seiner Familie vorzustellen. Dabei ist sie für die mehrtägige Tour Frankfurt–Seoul eingesetzt. Wie soll sie es schaffen, bis Heilig Abend zurück in Köln zu sein, wenn die Uhren gegen sie ticken?

Daniela Blum

Weihnachtsflug ins Glück

Eine Love Story

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

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Originalausgabe bei Forever Forever ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Dezember 2014 (1) © Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2014 Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München Titelabbildung: © FinePic® Autorenfoto: © stylelounge-event.de

ISBN 978-3-95818-019-2

Alle Rechte vorbehalten.

Für alle FlugbegleiterInnen dieser WeltOhne euch wäre das Fliegen nur halb so schön

1

»Das erste Mal seit gefühlten hundert Jahren steht einer weißen Weihnacht nichts mehr im Weg, und du wirst es nicht erleben.« Beatrix seufzte theatralisch.

»Bei dir klingt es, als falle ich jeden Moment tot um.« Isabell schüttelte schmunzelnd den Kopf. Die beiden Stewardessen saßen angeschnallt auf ihren Sitzen und warteten darauf, dass der Airbus 320 seine Parkposition am Terminal 1 des Frankfurter Flughafens erreichte.

Beatrix zuckte die Schultern. »Jeder, der an Weihnachten freiwillig arbeitet, hat in meinen Augen nicht mehr alle Lampen am Rollfeld.«

Isabell stöhnte. Den gesamten Dreieinhalbstundenflug aus Tiflis hatte ihre brünette Kollegin und Freundin dieses Thema nicht fallen lassen können. Langsam war sie es leid. »Dann hab ich sie eben nicht mehr alle. Mir doch egal. Ich arbeite gerne über Weihnachten. Ehrlich gesagt, liebe ich es sogar.«

Okay, der letzte Satz war gelogen.

»Wenn du meinst. Andererseits ist Andreas ja auch in Indien.«

Mist. Isabell biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe und begann mit dem Verschluss des Sicherheitsgurts zu spielen. Diese »Kleinigkeit« hatte sie ihrer Freundin in den letzten zwölf Stunden noch gar nicht erzählen können. Doch sobald Beatrix Bescheid wusste, würde die nächste Tirade losgehen. »Er ist nicht mehr dort«, brummte sie.

Beatrix zog überrascht die Augenbraue hoch. »Wo ist er dann?«

Im Passagierbereich standen bereits die ersten Fluggäste im Gang, wuselten an den Gepäckfächern rum und bereiteten sich auf den Ausstieg vor.

»In Köln. Ohne mir etwas zu sagen, hat er sich über die Weihnachtstage freigenommen.« Ihr Lächeln verblasste und sie hörte selbst den leicht vorwurfsvollen Unterton in ihrer Stimme.

»Und du willst trotzdem arbeiten?«

Und auf in die nächste Runde.

»Ich kann schlecht absagen.«

»Hallo? Dein Freund, den du das letzte Mal vor einer Ewigkeit gesehen hast, nimmt sich über Weihnachten frei, überrascht dich, und du gehst trotzdem arbeiten? Was bist du? Ein Stein?«

Grimmig verschränkte Isabell die Arme vor der Brust. »Wie gesagt, ich mache mir nichts aus den Feiertagen und erst recht nichts aus Familienfesten. Da arbeite ich lieber und nutze meinen Urlaub für andere Tage.« Ihre Stimme klang nun bitter. Konnte dieser Vogel nicht schneller zum Gate rollen?

»Welchen Urlaub? Du bekommst regelmäßig die Hälfte deines Jahresurlaubs ausgezahlt, weil er sonst verfallen würde.«

Isabell bekam einen harten Zug um den Mund. Sie mochte es nicht, wenn ihre Freundin sie wegen ihres Privatlebens festnagelte. »Ja und? In der Luft fühle ich mich zu Hause. Ich liebe das Fliegen und alles, was dazugehört. Die exotischen Orte, andere Gebräuche und vor allem die unterschiedlichen Menschen und Kulturen. Sogar den Jetlag und hektische Dienstpläne.« Sie rückte ihr Halstuch zurecht. »Ein Job von neun bis fünf in einem engen Büro, mit immer denselben Kollegen ist nichts für mich.«

»Cabin crew, all doors in park«, gab der Kabinenchef durch.

»Endlich«, murmelte Isabell, schnallte sich ab und stand auf. Hoffentlich beeilte sich Mo mit dem Jetway. Beatrix stellte den Wahlhebel auf »Park«. Anschließend wurde mit viel Gefühl die Gangway an den Flieger angedockt. Eine gefühlte Ewigkeit später klopfte es von außen an das Guckfenster. Als Isabell hindurchblickte, sah sie Mohammed, der grinsend den Daumen hoch zeigte und damit das Zeichen gab, dass die Gangway gesichert war. Hinter ihnen drängelten sich bereits die ersten Geschäftsleute mit ihren Handys am Ohr, doch Beatrix ließ sie nicht vorbei. Stattdessen stellte sie sich an ihre Tür, überprüfte einige elektronischen Einstellungen, bevor sie den Öffnungshebel nach oben stellte und die Flugzeugtür nach außen aufstieß.

»Hallo, Mädels. Willkommen am Terminal 1 in FRA. Wie war TBS?« Mohammed strahlte sie mit seinen zwei Goldzähnen an.

Isabell verdrehte die Augen bei den Worten des Kollegen. »Mo, warum genau begrüßt du uns mit Flughafenkürzeln?«

»Ich liebe die kryptischen Kürzel der Luftfahrt. Nur Insider verstehen sie, und alles klingt wichtig, sogar der Arsch eines Flugzeugs. Findet ihr nicht?«, fragte Mohammed und gab den Jetway endgültig frei.

Mit dem nun folgenden Strom der aussteigenden Fluggäste folgten auch die scheinbar unendlichen »Auf Wiedersehen«, »Fliegen Sie bald wieder mit uns« und auch das ein oder andere »Frohe Weihnachten«.

Isabell lächelte ein Mädchen mit einem Rentiergeweih-Haarreif auf dem Kopf an. Sie mochte Weihnachten, aber wenn sie daran dachte, die Feiertage mit ihrer Familie zu verbringen, lief es ihr kalt den Rücken runter. Auch dafür war ihr Job perfekt, sie konnte der Enge der Familie einfach davonfliegen.

Als das Flugzeug leer war und sie den Lost-and-Found Check durch die Reihen machten, griff Beatrix das Thema wieder auf. »Was ist dein Problem mit Weihnachten? Warum magst du es nicht?«

»Eigentlich liebe ich Weihnachten. Die Musik, die Lichter und sogar die hektische Betriebsamkeit. Es ist für mich die schönste Zeit im Jahr.«

»Dann verstehe ich es erst recht nicht. Wenn du die Weihnachtszeit magst, warum bist du dann über die Feiertage nie zu Hause?«

Isabell schloss für einen Moment die Augen und rieb sich über die Stirn. »Da du ja keine Ruhe gibst: Ich habe keinen Bock auf meine Eltern, okay? Weihnachten bei uns ist Stress pur. Fünf-Gänge-Galamenü, von meiner Mutter extra beim noblen Feinkosthändler bestellt. Kirchgang. Cocktailkleid. Dazu jedes Jahr ein Riesenstreit wegen Nichtigkeiten mit anschließendem aufgesetzten Friede-Freude-Eierkuchen-Gehabe, als wäre nie etwas gewesen. Da verbringe ich Weihnachten lieber in einem einsamen Hotelzimmer mit prasselndem Kaminfeuer aus dem Fernseher, als mit der Familie unterm Baum zu sitzen und darauf zu achten, mit meinem High Heels den geheiligten Teppichboden nicht zu versauen.«

Isabell öffnete die Tür am Heck, damit der Caterer die alte Beladung abholen und das Flugzeug wieder neu mit Essen und Getränken bestücken konnte.

»Aber was hat das alles mit Andreas zu tun?« Beatrix holte ihr Handgepäck aus der Bordküche.

Isabell zog bereits aus ihrer Tasche die Warnweste hervor und streifte sie über. Dann sah sie ihre Freundin an. »Nichts und alles.«

Beatrix hängte sich ihre Handtasche über die Schulter und zupfte an ihrer Weste herum. »Was soll das jetzt wieder heißen? Wer sagt denn, du musst besinnlich unterm Baum sitzen. Weihnachten kann man auch vier Tage im Bett verbringen. Vor allem mit so einem heißen Typen wie deinem.« Beatrix‘ Lachen wurde von der kalten Böe, die die Flugbegleiterinnen beim Verlassen des Flugzeuges erfasste, davongetragen. Gemeinsam gingen sie die Stahltreppe an der Gangway hinab.

»Ich brauche keine halbe Woche Sex am Stück. Weil wir uns selten sehen, erleben Andi und ich unsere gemeinsamen Momente viel intensiver.« Isabell nahm ihr Gepäck vom Loader entgegen und ging auf den wartenden Bus zu, in dem die Kollegen bereits warteten.

Beatrix lachte erneut glockenhell. »Schätzchen, dafür gibt‘s One-Night-Stands.«

Isabell sah ihre Freundin und Kollegin wissend an. Beatrix mit ihren großen runden Augen schaffte es sehr oft, einen aufregenden Flirt an Bord zu haben. Gelegentlich ergab sich daraus mehr. »24B mit dem Dreitagebart und dem Dan-Brown-Roman?«

Beatrix grinste verschmitzt und stieg ein. »Nein. 11F mit der Kopfhörerfrisur. Als ich ihn darum bat, den Sitz aufrecht zu stellen, fragte er: ›Den auch?‹ Hallo? Wenn das mal keine Einladung war.«

Das Klackern der Absätze und das brummende Geräusch der Trolleyrollen hallten durch den leeren Korridor, nachdem der Bus sie am Verwaltungsgebäude abgesetzt hatte.

»Ich habe Weihnachten noch nie mit Andi zusammen verbracht. Und ich werde das Gefühl nicht los, er hat etwas geplant. Er nimmt sich doch nicht ohne Grund einfach mal so über die Feiertage frei. Wir sind seit fünf Jahren ein Paar, und ich soll ausgerechnet an Weihnachten seine Eltern kennenlernen?«

Isabell strich sich eine verirrte weizenblonde Strähne aus dem Gesicht und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Andreas und sie wohnten zusammen, verbrachten aber kaum Zeit miteinander. Wann immer ein Flugzeug am Boden war und nicht weiterfliegen konnte, musste er als A.O.G-Teamleiter für Europa und Asien rund um die Uhr, an sieben Tagen der Woche, verfügbar sein. Egal wann, egal wo. Deswegen war es auch nie ein Problem gewesen, wenn sie Weihnachten nicht zusammen verbrachten. Sie waren das perfekte Paar, und ihre Liebe war stürmisch wie am ersten Tag. Obwohl oder gerade weil sie sich so selten sahen.

»Nur weil du Weihnachten früher als Stressveranstaltung erlebt hast, heißt das nicht, dass es immer so ist. Bei uns zum Beispiel ist es ganz locker. Wir sitzen in Jeans und Shirt oder in Jogginghose unterm Baum, futtern Geschnetzeltes mit Nudeln und packen Geschenke aus. Völlig entspannt.«

Isabell seufzte. Schwer vorstellbar, Weihnachten könnte anders ablaufen, als sie es kannte. Dabei wünschte sie sich nichts sehnlicher als einen lockeren, ruhigen Weihnachtsabend in Jogginghose und T-Shirt mit Erdnussflips, Cola und Andreas an ihrer Seite. Noch eineinhalb Stunden und sie war bei ihm, in ihrer Wohnung in Köln. Seit mehr als zwei Wochen hatten sie sich nicht mehr gesehen, und sie vermisste ihn schrecklich.

Nachdem sie sich von den übrigen Kollegen verabschiedet hatten, verließen Beatrix und Isabell das Verwaltungsgebäude und fuhren mit dem Shuttlebus zum Ankunftsterminal des Tiflisflugs.

Es gab noch etwas, was sie am Fliegen so berauschend fand: die Atmosphäre.

Isabells Blick schweifte wie immer umher und saugte alles wie ein ausgetrockneter Schwamm in sich auf. Familien, deren Kinder aufgeregt auf und ab hüpften. Eine junge Frau mit einem gigantischen »Willkommen«-Luftballon. Ein junger Mann mit einem riesigen Blumenstrauß. Ältere Menschen und Männer in schwarzen Anzügen mit Schildern in den Händen, auf denen die Namen der Personen standen, die sie abholen sollten. Sie alle warteten hinter der Absperrung.

Beatrix blieb stehen. »Schreib mir, sobald du weißt, was Andreas geplant hat.«

»Mache ich.« Isabell nahm sie in den Arm. »Ich wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest. Mit ganz vielen Geschenken und vielen besinnlichen Momenten mit deinen Lieben.«

Beatrix drückte sie an sich. »Ich denke an dich. Ruf an, wenn dir in Seoul langweilig ist.« Sie ging zu einem jungen Mann mit Laptoptasche über der Schulter. Isabell schmunzelte. 11F. Beatrix drehte sich nochmals um: »Frohe Weihnachten! Genieß den Flug und das Hotel in Seoul. Nutz den Aufenthalt zum Shopping!«

Isabell winkte ihrer Freundin. »Frohe Weihnachten!«

Sie sah der Kollegin hinterher, bis sie um die Ecke verschwunden war, dann erst warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr mit den zwei Zifferblättern. Andreas hatte ihr die Uhr zu ihrem fünften Jahrestag geschenkt. Der ICE von Frankfurt nach Köln fuhr in knapp einer Stunde. Vielleicht schaffte sie es noch zum Weihnachtsmarkt am Roncalliplatz am Kölner Dom, für einen Glühwein und eine Tüte gebrannte Mandeln. Allein der Gedanke trieb ihr den Geruch von heißem Rotwein mit Zimt, Sternanis, Nelken und Kardamom in die Nase. Sie machte sich zurück auf den Weg zur Basis. Sie wollte schon mal einen Blick in die Unterlagen für den morgigen Flug nach Seoul werfen. Am Taxisammelplatz gegenüber der Basis blieb sie überrascht stehen. Am Drehkreuz, das in die Basis führte, erkannte sie ein Gesicht. Über den kurzen dunkelblonden Haaren trug er eine Weihnachtsmannmütze und in der Hand hielt er eine einzelne langstielige rote Rose.

Isabells Herz begann vor Aufregung wild zu klopfen. Was tat er hier?

Das Lächeln auf Isabells Gesicht wurde immer strahlender. Sie hatten die letzten Wochen ausschließlich geskypt, SMS geschickt und telefoniert. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis sich Isabell durch die Menschen gedrängt hatte und auf ihn zulaufen konnte.

Andreas breitete die Arme aus und umschloss sie fest, als Isabell endlich bei ihm angekommen war. »Ich habe dich ganz schrecklich vermisst«, murmelte sie an seinem Hals und atmete tief sein Aftershave ein.

Langsam streichelte er Isabell über die Wangen und küsste sie. Auch nach all den Jahren explodierte ein wahres Feuerwerk in ihrem Bauch. Sie schmiegte sich an seine Brust, legte die Hände in seinen Nacken und erwiderte den Kuss mit aller Leidenschaft, zu der sie fähig war. Isabells Lächeln wollte nicht von ihrem Mund weichen. Sie rieb die Nasenspitze an seiner und streichelte mit dem Daumen zärtlich über seine Wangen. Er hatte sich extra für sie rasiert. »Ich liebe dich«, flüsterte sie und drückte ihre Lippen sanft auf seine. Sie passten perfekt aufeinander, als wären sie füreinander bestimmt. Andreas seufzte leise und presste Isabell noch fester an sich. Der Kuss ließ sie alles um sich herum vergessen. Isabell schlang ihre Arme um Andreas‘ Mitte. »Was tust du eigentlich hier?«

Andreas küsste sie auf die Nasenspitze. »Ich habe es keine Minute länger ohne dich ausgehalten.«

Isabell strahlte. »Und da dachtest du, du kommst nach Frankfurt, nur um kurz darauf wieder nach Köln zurückzufahren.«

Andreas nahm ihren Trolley und verschränkte seine Finger mit ihren. »Aber ich fahre mit dir zurück, und das ist der kleine, aber feine Unterschied.«

Sie schlugen den Weg zum Bahnterminal ein.

»Wie kommt es, dass du über Weihnachten frei hast?« Ungewollt klang es etwas vorwurfsvoll.

Andreas blieb stehen. »Ich werde das Gefühl nicht los, du freust dich nicht so wirklich, mich zu sehen.«

Isabell blieb ebenfalls stehen, schlang einen Arm erneut um seine Mitte, dann streichelte sie ihm mit ihrer freien Hand über die Wangen und lächelte. »Doch. Ich freue mich wirklich. Ehrlich. Es ist nur so komisch, weil du noch nie an Weihnachten frei hattest. Haben die anderen vom Team auch Urlaub?«

Andreas‘ Gesicht bekam einen traurigen Zug. »Matthias ist als Einziger in New Delhi geblieben. Seine Frau will die Scheidung. Und das nach zehn Jahren.« Er wirkte ernsthaft bestürzt, während sie wieder Richtung Bahnterminal schlenderten. »Er meinte, ihm würde es nichts ausmachen, Weihnachten in Indien zu bleiben. Er könnte es nicht ertragen, die Feiertage alleine bei seinen Eltern, ohne Frau und Kinder, zu verbringen. Da ist er lieber im Hotel und betrinkt sich.«

Isabell runzelte die Stirn. Sie hatte Matthias und seine Frau nur wenige Male gesehen, aber da wirkten sie wie ein frisch verliebtes Paar. Genauso wie sie und Andreas.

Andreas legte seinen Arm um Isabells Schulter. »Deshalb bin ich mit der nächsten Maschine zurück nach Köln geflogen.« Er küsste sie zärtlich. Isabell genoss die Liebkosung. Der Kuss wurde tiefer und leidenschaftlicher. Andreas‘ Finger zogen die Haarnadeln aus Isabells Hochsteckfrisur und vergruben sich in die weizenblonden dicken Flechten.

»Meine Eltern freuen sich bereits. Es ist das erste Mal seit sieben Jahren, dass ich die Feiertage bei ihnen verbringe. Jetzt fehlst nur noch du.« Er rieb seine Nasenspitze an ihrer, bis er ihr betrübtes Gesicht bemerkte. »Flip, mach dir keine Gedanken. Du wirst den heiligen Abend ganz anders erleben, glaub mir. Nicht alle Familien sind so abgespaced wie deine.«

Selbst wenn sie nicht arbeiten müsste, ahnte Isabell, würde sie es nicht schaffen, mit Andreas‘ Familie Weihnachten zu verbringen. Sie war da einfach ein gebranntes Kind.

Isabell lächelte traurig. »Ja, womöglich.«

Sie gingen einige Meter schweigend nebeneinander her, bis Isabell erneut das Wort ergriff. Die Nachricht von Matthias‘ Trennung ließ sie nicht los. »Ich dachte, die beiden wären so glücklich miteinander. Da frage ich mich, warum man überhaupt noch heiraten sollte, wenn die Ehe anschließend doch wieder geschieden wird.«

Über Andreas‘ Gesicht huschte ein dunkler Schatten. »Ich glaube, es lag nicht am Zwischenmenschlichen. Eher war der Job schuld. Sie hat es gehasst, dass Matthias nie zu Hause war und die Kinder nicht hat aufwachsen sehen.« Andreas rieb mit dem Daumen über Isabells Handrücken. »Uns kann das nicht passieren. Wir arbeiten beide in der Branche. Unsere Dienstpläne sind gleichermaßen hektisch. Außerdem halten wir es bereits seit mehr als fünf Jahren miteinander aus.«

»Stimmt, und wir haben keine Kinder.«

»Was nicht ist, kann ja noch werden.« Andreas zog Isabells Hand an den Mund und küsste glücklich ihre Finger. »Ich hoffe auf ein Mädchen, damit es so niedliche Grübchen beim Lachen bekommt, wie du sie hast.« Zärtlich strich er Isabell über die Wangen.

Sie legte den Finger an den Mund, als dachte sie angestrengt über Andreas‘ Worte nach. »Dann hoffe ich auf einen Jungen. Damit er nicht nur deine rehbraunen Augen, sondern auch die Rutschbahnnase erbt.«

Andreas lachte. »Das ist die Weller-Nase. Dein Wunsch wird mit Sicherheit in Erfüllung gehen. Mein Urgroßvater hat sie an meinen Opa weitergegeben. Der dann an meinen Vater und er schließlich weiter an mich.«

Zaghaft erwiderte Isabell Andreas‘ Lachen. Ihr wurde immer ganz unwohl, wenn sie über »später« sprachen. Das lag alles noch so weit in der Zukunft. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und zog Andreas langsam zu sich herunter. »Um die Kinder kümmern wir uns aber nicht heute«, murmelte sie, dicht an seinen Lippen.

»Nein, nicht heute«, hauchte Andreas und küsste sie innig.

Eine kleine Ewigkeit später hatten sie das Zugterminal erreicht und gingen den Bahnsteig entlang auf der Suche nach einem freien Plätzchen. Der ICE nach Köln ließ noch auf sich warten. Weit am Ende der Plattform blieb Andreas stehen und zog Isabell mit einem Ruck fest an sich. »Weißt du eigentlich, wie scharf du in dieser Uniform aussiehst? Vor allem mit diesem Hut. Mhm …«

Bei der engen Umarmung rann Isabell ein warmer Schauer über den Rücken. Sie schmunzelte und zupfte an seinem Kragen. »Mich macht diese Strickjacke ganz wuschig. Aber wir sind noch nicht zu Hause, Casanova. Also beherrsch dich.«

Die Lautsprecheransage kündigte die Einfahrt des ICE an.

Anzüglich strich Andreas über den weißen Kragen und das Blazerrevers der Flugbegleiteruniform und verweilte mit seinem Finger einen Augenblick länger als nötig auf ihrer Brust. »Meinst du, wir könnten einen Umweg über unser Schlafzimmer nehmen, bevor wir auf den Weihnachtsmarkt gehen?«

Andreas öffnete die Knöpfe des dunkelblauen Blazers und zog Isabells Bluse aus dem Rock. Anschließend ließ er seine warmen Hände darunter gleiten und umfasste ihre Taille. Isabells Körper war erfüllt von einem angenehmen Kribbeln, und sie wünschte sich, mit ihm allein zu sein.

Der Zug rollte ein und kam mit einem ohrenbetäubenden Quietschen vor ihnen zum Stehen. Andreas stellte den Trolley in den Eingang, hielt Isabell die Hand hin und half ihr einzusteigen. »Außerdem habe ich noch eine Überraschung für dich.«

Nach einem kurzen Abstecher in ihre Wohnung, verließen Isabell und Andreas am späten Abend den weihnachtlich dekorierten Hauptbahnhof. Wie Puderzucker wirkte die feine weiße Schicht Pulverschnee, die den Kölner Dom überzog und die im grünbläulichen Licht der Strahler glitzerte. Schneidiger Wind fuhr Isabell unter die dicke Daunenjacke und in die Winterstiefel und ließ sie einen Moment frösteln, während sie die Stufen zur Domplatte erklommen.