Weil ich Dich liebe - Mila Meer - E-Book

Weil ich Dich liebe E-Book

Mila Meer

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Beschreibung

Die Autorin Mila Meer ist Opfer von Organisierter ritueller Gewalt, und war seit ihrer Geburt jeden Tag sowohl schwerem innerfamiliären Missbrauch als auch körperlicher, seelischer und sexualisierter Gewalt durch einen international vernetzten Kult ausgesetzt. Unter Anwendung von Folter und traumabasierter Mind-Control wurde ihre Psyche gezielt aufgespalten und Persönlichkeitsanteile erschaffen, die unter anderem für die Sexsklaverei ausgebildet wurden. Erst im Alter von 28 Jahren gelang ihr die Flucht aus dem Täternetzwerk, doch in Sicherheit ist sie noch nicht. Im ersten Teil dieses Buches beschreibt die Autorin ihr Aufwachsen in einer hochgradig sadistischen Familie, die sexuelle Ausbeutung und den rituellen Missbrauch. Im zweiten Teil folgen allgemeine Erklärungen zu den Themen Organisierte rituelle Gewalt, Zwangsprostitution, Dissoziative Identitätsstörung, Mind-Control und Programmierung. Außerdem werden Hilfestellungen sowohl für Fachmenschen als auch andere Betroffene gegeben.

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Inhaltsverzeichnis

I. Vorwort9

II. Schutzbrief13

III. Triggerwarnung14

Kapitel 1 Erste Lebensjahre17

Kapitel 2 Aufwachsen in einer Kultfamilie30

2.1 Isolation und Einsamkeit30

2.2 Gewalt im Elternhaus37

2.3 Krankheit und Schmerz50

2.4 Unser Körper, ihre Regeln59

2.5 Alltag in Kindheit und Jugend73

2.6 Soziales Umfeld99

Kapitel 3 Schwangerschaften121

Kapitel 4 Aufgabenbereiche und Einsatzgebiete142

4.1 In Amerika142

4.2 Zwangsprostitution, Menschenhandel und Auftragsmord154

4.3 Rituelle Gewalt180

4.4 Hitlerjugend und Elite-Krieger189

4.5 Foltermessen, Gladiatorenkämpfe und Schmerzwettbewerbe199

4.6 Spionage und Diebstahl203

4.7 Der Rote Raum205

4.8 Im Programmierzentrum209

Kapitel 5 Die Täter im Helfernetzwerk218

Kapitel 6 Im Ausstieg244

6.1 Tagebucheinträge265

Kapitel 7 Die Flucht285

7.1 Weil ich Dich liebe285

7.2 Das Leben danach302

Kapitel 8 Rituelle Gewalt324

8.1 Rituelle und pseudo-rituelle Gewalt324

8.2 Organisierte rituelle Täternetzwerke334

8.3 Täter und ihre Opfer344

Kapitel 9 Dissoziative Identitätsstörung364

9.1 Ursachen und Entstehung364

9.2 Aufbau und Hierarchie von programmierten Systemen382

9.3 Innenwelten und Systemebenen427

9.4 Script-Programmierung440

Kapitel 10 Psychologische Konditionierung446

10.1 Die Bedeutung der Eltern in generationsübergreifenden Kulten446

10.2 Urvertrauen und Bindung464

10.3 Grundbedürfnisse467

10.4 Schuld und Scham472

10.5 Das radikal Böse483

10.6 Legitimierung von Gewalt496

10.7 Ekeltraining500

10.8 Sprachmanipulation508

10.9 Talente und Begabungen513

Kapitel 11 Mind-Control und Programmierung523

11.1 Traumabasierte Mind-Control523

11.2 Konditionierung und Programmierung533

Kapitel 12 Grundpfeiler der Programmierung557

12.1 Anti-Hilfe-Programme560

12.2 Anti-Ausstieg-Programme: Weglaufen, Melden, Zurückkehren569

12.3 Schlafprogramme und der Innere Müllhaufen591

12.4 Schweigeprogramme598

12.5 Leugnungsprogramme608

12.6 Bestrafungsprogramme619

12.7 Verzweiflungsprogramme630

12.8 Marionettenprogramm636

12.9 Tödliche Gefahren: Sprengfalle, Suizid, Selbstzerstörung639

IV. Abschlussworte653

V. Danke655

Weil ich Dich liebe

Von Mila Meer

Buchbeschreibung:

Im ersten Teil dieses Buches beschreibt die Autorin ihr Aufwachsen in einer hochgradig sadistischen Familie, die sexuelle Ausbeutung und den rituellen Missbrauch. Im zweiten Teil folgen allgemeine Erklärungen zu den Themen Organisierte rituelle Gewalt, Zwangsprostitution, Dissoziative Identitätsstörung, Mind-Control und Programmierung. Außerdem werden Hilfestellungen sowohl für Fachmenschen als auch andere Betroffene gegeben.

Über den Autor:

Die Autorin Mila Meer ist Opfer von Organisierter ritueller Gewalt, und war seit ihrer Geburt jeden Tag sowohl schwerem innerfamiliären Missbrauch als auch körperlicher, seelischer und sexualisierter Gewalt durch einen international vernetzten Kult ausgesetzt. Unter Anwendung von Folter und traumabasierter Mind-Control wurde ihre Psyche gezielt aufgespalten und Persönlichkeitsanteile erschaffen, die unter anderem für die Sexsklaverei ausgebildet wurden. Erst im Alter von 28 Jahren gelang ihr die Flucht aus dem Täternetzwerk, doch in Sicherheit ist sie noch nicht.

Weil ich Dich liebe

Über das Aufwachsen in Organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt,

und die Hoffnung auf ein Leben danach.

Von Mila Meer

2. Auflage, 2023

© 2023 Alle Rechte vorbehalten.

Mila Meer

c/o autorenglück.de

Franz‐Mehring‐Str. 15

01237 Dresden

epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

978-3-757565-10-7

» in a world where you can be anything, be kind «

Für Mommy – von Deinem Fuchsmädchen.

Für Jonathan, Charlotte, Matteo, Mary und Aaron – Mami liebt Euch.

I. Vorwort

„I swore never to be silent whenever and wherever human beings endure suffering and humiliation. We must take sides. Neutrality helps the oppressor, never the victim. Silence encourages the tormentor, never the tormented.“ (Elie Wiesel)

Was wäre, wenn dies die Geschichte einer jungen Frau wäre, die aufwuchs in einem grausamen familiären Umfeld. Mit einem sadistischen Sexualstraftäter als Stiefvater und einer extrem narzisstischen Mutter. Wenn diese Eltern ihre eigene Tochter bereits als Säugling einem Pädophilenring übergeben hätten. Wenn das kleine Mädchen jeden Tag seines Lebens körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt erfahren hätte, sowohl im Elternhaus als auch im Kinderbordell. Wenn es an einen skrupellosen Zuhälter verkauft worden wäre, und als Teenager, als Jugendliche, als Erwachsene insgesamt fünf Kinder zur Welt gebracht hätte. Wenn sie mit 28 Jahren zwangsverheiratet worden wäre, mit einem hochgradig psychopathischen Mann. Ihrem neuen Besitzer. Würdest Du ihr glauben? Ein Schicksal, das man vielleicht aus der Zeitung kennt, aus den Nachrichten, und immer betrifft es Menschen, die ganz weit weg leben. Es geschieht, aber ganz weit weg. Es ist schrecklich, aber es ist vorstellbar.

Was wäre, wenn diese Geschichte um eine Komponente ergänzt wird? Wenn diese junge Frau nicht nur häusliche Gewalt, nicht nur organisierte sexualisierte Gewalt im Sinne von Zwangsprostitution und Menschenhandel erlebt hat. Sondern Betroffene von ritueller Gewalt ist, von rituellem Missbrauch. Ausgeübt durch einen destruktiven Kult, eine international vernetzte Tätergruppierung. Wenn sie nicht nur eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung, sondern ebenso eine Dissoziative Identitätsstörung, ehemals bekannt als Multiple Persönlichkeitsstörung, entwickelt hat. Wenn sie unter Anwendung von traumabasierter Mind‐Control sowohl konditioniert als auch programmiert wurde. Würdest Du ihr jetzt noch immer glauben?

„Die Öffentlichkeit schützt“, sagen unsere professionellen Helfer:innen, aber wie viel Schutz kann eine Öffentlichkeit bieten, die vielfach nicht an Organisierte rituelle Gewalt und Mind‐Control glauben möchte? Überlebenden ritueller Gewalt wird mit Skepsis oder unverhohlener Feindseligkeit begegnet, die dringend notwendige Hilfe wird ihnen verweigert. Ihre Psychotherapeut:innen setzen sich dem Risiko aus, wegen angeblich unprofessionellen Vorgehens ihrer Approbation entzogen zu werden. Vielleicht sind es nicht die Betroffenen, die von der Öffentlichkeit geschützt werden, sondern unsere Täter.

Unser Stiefvater hielt während unserer Kindheit und Jugend jeden Abend am Esstisch ausschweifende Reden über die Ahnungslosigkeit der Gesellschaft: „Es sind dumme Schafe“, pflegte er zu sagen. „Stehen auf der Wiese, blöken blöde, kauen auf ihren Grashalmen herum und haben keine Ahnung, dass Wölfe sie umzingeln. Dass Wölfe im Schafspelz längst unter ihnen sind.“ Und es folgte ein leidenschaftlicher Vortrag darüber, dass die Gesellschaft blind sei. Blind für die Machenschaften der Bösen. Blind für die Manipulation, für die Gehirnwäsche. „Wir sind überall“, prahlte er. „In den Regierungen dieser Welt. In den Gerichtssälen, den Polizeistationen. Wir sind in den Medien und in den Ärztekammern. Wir sind die Elite. Wir sind Legion.“

Als Kind konnten wir seine Worte nicht verstehen[Fußnote 1]. Die Wahrheit nicht begreifen. Noch nicht. Wir wussten nicht, dass wir rituelle Gewalt erleben, und vor allem wussten wir nicht, dass die Gesellschaft nicht an rituelle Gewalt glaubt. Erst als Erwachsene erinnern wir uns wieder seiner Worte. Konfrontiert mit einer täterunterwanderten Öffentlichkeit, die uns mal als arme Hysteriker, dann wieder als sensationsgeile Lügner bezeichnet. Und die Menschen aus unserem Helfernetzwerk als Spinner, die durch mutwillige Suggestionen unser Leben zerstört haben. Unter dem Banner des Opferschutzes möchte man uns vor diesem weltweiten Kollektiv suggestiv arbeitender Therapeuten retten; möchte man uns erklären, dass wir niemals etwas Schlimmes erlebt haben.

Nachdem der erste Entwurf zu diesem Buch fertig geschrieben war, erhielten wir folgende Rückmeldung: „Es ist zu brutal, die geschilderten Szenen zu grausam. Leser werden automatisch in eine Abwehrhaltung gehen. Sie werden sagen, das könne alles gar nicht wahr sein. Sie werden die Wahrheit nicht glauben, um sich selbst zu schützen.“ Unsere subjektive und die objektive Wahrheit: Wenn Menschen gequält und getötet werden, und wenn Kleinkinder verkauft und vergewaltigt werden, ist das keine Frage der Perspektive. Es ist kein Kunstblut, das im Erdreich versickert, und die Todesschreie kommen nicht vom Tonband. Die Menschen sind tot und kein Unglaube dieser Welt wird sie wieder zum Leben erwecken. „Dieses Buch könnte zu viel, zu schnell sein. Die Gesellschaft ist vielleicht nicht bereit, sich der Wahrheit zu stellen.“ Noch nicht. Oder niemals? Die Wahrheit kann nicht sterben, wenn sie totgeschwiegen wird.

Vielleicht ist dieses Buch zu brutal, zu grausam. Zu viel und zu schnell. Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Menschenleben zu retten? Wie viel Zeit darf man sich damit lassen, hinzusehen und zuzuhören? Was hat man zu verlieren, wenn man sich dazu entscheidet, nicht mehr den Tätern, sondern ihren Opfern zu glauben? Weshalb ist es so wichtig, uns zum Schweigen zu bringen? Warum wird so viel Zeit darin investiert, Reportagen über die Satanic Panic zu drehen oder gegen Psychotherapeut:innen und Psychiater:innen zu ermitteln, die sich auf unsere Seite gestellt haben. Wir existieren. Rituelle Gewalt existiert. Wir sind keine Verschwörungstheorie, unsere Schmerzen sind real. Unser Schicksal ist kein unglücklicher Einzelfall und doch flüchten wir uns in die Einsamkeit. Es scheint sicherer dort.

Unsere Täter hingegen sind weltweit vernetzt und organisiert, arbeiten Hand in Hand, folgen einem gemeinsamen Ziel. Diese Einigkeit und Entschlossenheit brauchen auch wir: Wir Opfer und unsere Helfer. Mit unseren Buchstaben möchten wir Brücken bauen, aus unseren Worten Wege entstehen lassen und allen anderen Betroffenen die Hände reichen. Ihr seid nicht alleine. Wir glauben euch. Wir schreiben dieses Buch, weil wir leben möchten. Weil wir Schutz in der Öffentlichkeit suchen möchten. Zuflucht in den Gedanken der Gesellschaft. Weil wir hoffen, dass man sich an uns erinnern wird. Weil wir durch unsere Geschichte sichtbar werden und hoffentlich nicht mehr verschwinden können.

II. Schutzbrief

Sämtliche in diesem Buch geschilderte Tathergänge geben wir unverfälscht wieder, so wie wir sie heute erinnern. Das Manuskript ist im Zeitraum Juli 2022 – Mai 2023 entstanden.

Wir benennen in diesem Buch an keiner Stelle Täter, Täterorganisationen und Tatorte. Wenn wir Personen namentlich benennen, sind diese Namen größtenteils fiktiv, ausgenommen die Namen unserer leiblichen Kinder oder anderer Kinder, die im Kult gestorben sind. Beschreibungen wurden teilweise leicht verfremdet, damit keine Rückschlüsse auf real existierende Personen oder Orte gezogen werden können.

Diese Informationen befinden sich ausschließlich detailliert in unserem Schutzbrief, der in vielfacher Ausführung an mehreren sicheren und für uns unzugänglichen Orten aufbewahrt wird, und einen genauen Abgleich mit diesem Buch ermöglicht. Dieser Schutzbrief wird automatisch der Polizei übergeben und öffentlich gemacht, sollten wir, unsere Ehefrau oder ihre Familie entführt werden oder eines unnatürlichen Todes sterben (z. B. manipulierte Autobremsen, Gasexplosion, Vergiftung oder Suizid).

Wir werden keine Strafanzeige gegen uns bekannte Täter und Kunden aus der Zwangsprostitution oder unsere Familienmitglieder stellen, weder heute noch in Zukunft, und auch nicht auf Nachfragen antworten, die Hinweise auf die Identitäten unserer Täter preisgeben würden.

Eine Rechtsanwältin ist in sämtliche Vorgänge involviert und hat uns auch bei der Publikation dieses Buches juristisch unterstützt und beraten.

Aus Schutzgründen werden wir weder Leserbriefe annehmen und beantworten noch auf private Kontaktaufnahmen reagieren.

III. Triggerwarnung

Für das gesamte Buch sprechen wir eine deutliche Triggerwarnung für folgende Themen aus:

Körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt.

Rituelle Gewalt, ritueller Missbrauch.

Ideologische Indoktrination, Konditionierung, Mind-Control.

Folter, Foltermethoden.

Mord, Opferungen, Hinrichtungen.

Kannibalismus, Sodomie, Nekrophilie.

Schwangerschaft, Abtreibung und Kindstötung.

Zwangsverheiratung.

Tätersprache, Gaslighting.

Rassismus, nationalsozialistisches Gedankengut.

An einzelnen Stellen setzen wir eine zusätzliche Triggerwarnung für besonders schwerwiegende oder verstörende Szenen. Wir zensieren an keiner Stelle potenziell triggernde Worte. Aussagen, Meinungen und Bewertungen unserer Täter:innen, die sich deutlich von unserem eigenen Empfinden unterscheiden, haben wir größtenteils durch Anführungszeichen gekennzeichnet.

Insbesondere der erste Teil des Buches kann beim Leser Ohnmachtsgefühle hervorrufen. Durch die Schilderungen zwischenmenschlicher Gewalt kann die Gefahr einer Sekundärtraumatisierung des Lesers entstehen, mit Albträumen oder anhaltenden Angstzuständen. Weil wir selbst Opfer dieser Gewalttaten waren und diese zu unserer normalen Lebensrealität gehörten, fehlt uns an dieser Stelle, das richtige Maß abschätzen zu können, welche Erlebnisse als „zu schlimm“ und „zu überwältigend“ wahrgenommen werden könnten. Auch wenn sich die im ersten Teil geschilderte Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit immer weiter zuspitzt, möchten wir hier gleich vorwegnehmen: Heute werden wir geliebt und beschützt. Im Herbst 2020 gelang uns die Flucht. Stand Frühjahr 2023 haben wir keinen Kontakt mehr zu unseren Tätern und dem Kult.

Warnhinweis für Betroffene und Fachexpert:innen

Menschen, die Opfer von Organisierter ritueller Gewalt sind, würden wir tendenziell von der Lektüre dieses Buches abraten, weil die beschriebenen Ereignisse eigene Traumatisierungen aktualisieren und ggf. programmierte Verhaltensweisen antriggern könnten.

Unsere Ideen und Lösungsansätze, wie laufende Programme gestoppt oder täterloyale Innenpersonen zur Mitarbeit motiviert werden könnten, sind nicht als allgemeingültig zu verstehen. Die gebotenen Hilfestellungen ersetzen weder eine Psychotherapie noch Ausstiegsberatung. Wir berichten ausschließlich über unsere eigenen Erfahrungen mit traumabasierter Mind-Control (Jahrgang 1992, in Amerika und Deutschland programmiert, Monarch-Programmierung auf Grundlage von MK-Ultra). Außerdem profitieren wir von dem Fachwissen unseres Helfernetzwerkes und dem jahrelangen Austausch mit anderen Betroffenen. Für den zweiten Teil des Buches haben wir darauf verzichtet, aus Fachliteratur zu zitieren, um alternative Lebensrealitäten von Opfern ritueller Gewalt aufzuzeigen. Daher berichten wir nicht über die Herangehensweise anderer Täternetzwerke, sondern nur über unsere eigenen Erlebnisse. Dieses Buch ist nicht als fachwissenschaftliche Arbeit zu verstehen, weil uns hierfür sowohl die Qualifikationen als auch Quellenangaben fehlen würden. Für weiterführende Informationen zu diesem Thema empfehlen wir folgende Fachlektüre und Internetseiten:

Arbeitskreis Rituelle Gewalt (Hrsg.): Rituelle Gewalt. Das (Un)heimliche unter uns. Dialogverlag, Münster, 2014.

Breitenbach, Gaby: Innenansichten dissoziierter Welten extremer Gewalt. Ware Mensch – die planvolle Spaltung der Persönlichkeit. Asanger Verlag, Kröning, 2011.

Fliß, Claudia et.al.: Befreiung des Selbst. Therapiekonzepte zum Ausstieg aus organisierter Ritueller Gewalt. Asanger Verlag, Kröning, 2018.

Fliß, Claudia und Claudia Igney (Hrsg.): Handbuch Rituelle Gewalt: Erkennen – Hilfe für Betroffene – Interdisziplinäre Kooperation. Pabst Science Publishers, Lengerich, 2010.

Hoffman, Wendy: Die versklavte Königin. Erinnerungen an Stromfolter und Mind-Control. Asanger Verlag, Kröning, 2021.

Miller, Alison: Jenseits des Vorstellbaren. Therapie bei Ritueller Gewalt und Mind-Control. Asanger Verlag, Kröning, 2019.

Miller, Alison: Werde, wer du wirklich bist. Mind-Control und Rituelle Gewalt überwinden. Asanger Verlag, Kröning, 2018.

Vielfalt e. V.: Information zu Trauma und Dissoziation: https://www.vielfalt-info.de [Stand: 10. Mai 2023]

Kapitel 1 Erste Lebensjahre

„Despite what you did to me I still bloomed. Even if I'm not the prettiest flower I still bloomed.“

(Verfasser unbekannt)

Wir kamen am 20. Juli 1992 während eines satanischen Rituals als Kind einer amerikanischen High Society Familiendynastie zur Welt. Hineingeboren in ein international agierendes, organisiertes rituelles Täternetzwerk, einem Illuminati-Kult, der viele verschiedene Zweige der Organisierten Kriminalität bedient, wie zum Beispiel der Handel mit Menschen, Drogen oder Waffen, aber auch politische Spionage und Auftragsmorde.

Unser Lebenslauf stand schon vor unserer Geburt fest: Der Name, der uns gegeben wurde, bedeutet „königliche Anführerin“ und an unserem 30. Geburtstag sollen wir innerhalb der Kulthierarchie aufsteigen, unser Erbe annehmen und zur „Königin“ gekrönt werden. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Im Kult gibt es keine Zufälle. Es ist eine Umgebung, die auf maximaler Kontrolle beruht. Wie viele hunderte Kinder vor und nach uns, sind wir im Rahmen eines Zuchtprogramms gezeugt worden. Unsere Besitzer wollten das perfekte Kind mit den perfekten Genen erschaffen. Ein arisches Kind. Eine perfekte Rasse Mensch. Unser Hauptprogrammierer entstammt einer langen Ahnenreihe von Programmierern, die nach dem Zweiten Weltkrieg von Deutschland nach Amerika ausgewandert sind, um an illegalen Menschenexperimenten wie Operation Paperclip und MK-Ultra teilzunehmen und Mind-Control zu erforschen, unter ihnen auch Josef Mengele, der in Fachkreisen unter dem Namen „Dr. Green“ als Urvater der traumabasierten Mind-Control und sogenannten Monarch-Programmierung gehandelt wird.

Programmierzentrum

Unser erstes Lebensjahr verbrachten wir als unregistriertes Kind in einem amerikanischen Programmierzentrum: eine klinische und sterile Umgebung mit allerhand teuren medizinischen Geräten und herzlosem Personal. Ein Jahr lang unterzog man uns zahlreichen Tests, um zum Beispiel unsere Intelligenz, unsere Kreativität und Vorstellungskraft, unsere Fähigkeit zur Dissoziation sowie unsere Stärken und Schwächen zu erforschen, um herausfinden, ob wir zu den auserwählten Kindern gehören „dürfen“, die im Rahmen von traumabasierter Mind-Control einer umfangreichen Programmierung unterzogen werden und infolgedessen eine Dissoziative Identitätsstörung entwickeln müssen. Uns wurde das Schreien und Weinen abtrainiert, wir lernten Stillschweigen und Gehorsam. In einer unserer frühesten Erinnerungen sind wir mit dutzenden Kleinkindern und Säuglingen in einer großen Halle eingesperrt, Männer mit Gewehren patrouillieren die Reihen. „Wenn einer von euch weint, knallen wir ihn ab. Wenn einer von euch schreit, knallen wir ihn ab. Wenn einer von euch in die Hose pisst, knallen wir ihn ab. Ein Mucks, und wir machen euch tot.“ Ein kleiner Junge fängt leise an zu wimmern. Ein Mann knallt ihn ab. Danach herrscht Stille.

In den folgenden Jahren kehrten wir immer wieder ins Zentrum zurück, unsere Programmierung war erst im späten Jugendalter abgeschlossen. Anschließend wurden wir dazu ausgebildet, ebenfalls im Zentrum zu arbeiten, den erwachsenen Programmierern bei ihrer Arbeit zu assistieren und nun unsererseits Kleinkinder zu spalten und zu programmieren. Wenn wir mit anderen Menschen über unsere Erinnerungen und Erfahrungen sowie die Möglichkeiten von traumabasierter Mind-Control sprechen, reagieren diese sehr schnell mit einem abwehrenden „Das kann gar nicht sein!“ Oder „Das ist physiologisch und neurologisch unmöglich!“ Auch fallen Sätze wie: „Du warst damals noch zu jung, du kannst dich doch gar nicht daran erinnern, das ist nicht möglich!“[Fußnote 2] Kulttätern und insbesondere Programmierern geht es darum, das Unmögliche möglich zu machen, das Unvorstellbare zur Realität. Dieser Anspruch treibt sie an, daraus speist sich ihre Besessenheit. Auf weltweiten Messen stellen sie am lebenden Objekt ihre neuesten Methoden vor, der technologische Fortschritt und neueste Erkenntnisse der Neurowissenschaft spielen ihnen in die Hände. Ein Wort, das in diesem Kontext stetig fällt, ist „Potenzial“: Programmierer wollen das Potenzial des menschlichen Körpers, des menschlichen Geistes und des menschlichen Gehirns voll ausschöpfen. Sie wollen die Grenzen des Möglichen und Machbaren verschieben. Dabei müssen sie sich nicht an Gesetze, nicht an Ethik und Moral halten. Zahllose Kinder verenden während ihrer Experimente, und für nur ein voll funktionstüchtiges Programm sterben hunderte Menschen, bis die Programmierer es bis zur Perfektion gebracht haben. Das, was für die „gute Wissenschaft“ noch Zukunftsmusik ist, haben sie dort längst etabliert. Für einen unvorstellbar hohen Preis. Und auf Kosten der Glaubwürdigkeit ihrer Opfer: Man will sich doch nur wichtigmachen, man will mit seinem Können doch nur angeben. Niemand könne solche Folter überleben, niemand wäre kognitiv zu diesen Leistungen in der Lage. Offensichtlich lügt man, offensichtlich existieren solche Programmierzentren, in denen aus kleinen Kindern Übermenschen mit erstaunlichen Fähigkeiten werden, nicht …

Nach nur einem Jahr konnten wir bereits ohne Hilfe laufen, eigenständig auf die Toilette gehen und erste Sätze sprechen. Außerdem konkrete Aufforderungen verstehen und Befehlen Folge leisten. Todesangst ist ein effektiver Lehrmeister. In den Augen unserer Besitzer waren wir erst jetzt ein menschliches Wesen, das es verdiente, zu leben, wenn auch nur unter den Bedingungen, die sie uns vorgaben. Jetzt hatten wir einen Wert für sie. Kinder, die während dieser Selektion im Programmierzentrum aussortiert wurden, überlebten nicht. Verwendung fand man für sie nur noch in Snuff-Pornografie und im sogenannten „Red Room“, wo Menschen vor laufender Kamera für zahlende Kunden zu Tode gefoltert werden. Oder sie wurden direkt im Zentrum vor den Augen der anderen Kinder umgebracht, damit wir wussten, was mit denen geschieht, die versagen. Wir überlebten. Nun waren wir offiziell geboren und erhielten ein Geburtsdatum für den August 1993.

Zusätzlich erreichten wir in den Testungen so hohe Werte, dass wir zu den wenigen pro Generation „auserwählten Kindern“ gehörten, denen das „Privileg“ zuteilwurde, einen Platz bei einem der wenigen elitären Programmierer Amerikas zu erhalten. Als studierter Genetiker untersuchte er unser Blut und unser Erbgut, betrieb seine eigene Forschung, immer besessen von dem Gedanken, einen Übermenschen zu erschaffen. Gott zu spielen.

Wir konnten alles sein, wir mussten alles werden

In jahrelangen Sitzungen, die bis zu unserer Jugend andauerten, während derer umfangreiche Mind-Control Techniken und psychische, physische und sexuelle Folter angewandt wurden, erschufen unsere Täter ein hochkomplexes Persönlichkeitssystem mit mehreren Systemen, Systemebenen und über 1500 voll ausgebildeten unterschiedlichen Persönlichkeiten: Manche Innenpersonen wurden als Teufel oder Dämonen erschaffen, andere erleben sich als Gott, Erzengel oder eine andere biblische Figur. Auch ägyptische, griechische und römische Gottheiten lassen sich in unterschiedlichen Systemen finden. Es gibt zahlreiche Tiere, aber auch Fabelwesen wie Kobolde, Elfen und Feen. Ebenso haben wir Hexen und Zauberer, Untote und Geister. Wikinger segeln über die Meere unserer Innenwelt. Adolf Hitler harrt gemeinsam mit Eva Braun in einem unterirdischen Bunker aus, wartend auf das Ende des Zweiten Weltkrieges. Manche Innenpersonen haben die Gestalt einer Puppe, das Bewusstsein einer Marionette. Kampfmaschinen, Roboter und Aliens verbreiten Angst und Schrecken und sichern so den Gehorsam aller. Einige Persönlichkeiten sind Gegenständen nachempfunden, wie Spielkarten, Türen, Schränke oder Schallplatten. Wieder andere wurden nach der Vorlage bekannter Comic- und Zeichentrickfiguren erschaffen.

Als wir zehn Jahre alt waren, trafen wir erneut auf unseren Besitzer, der zu dieser Zeit auf seinem Firmensitz in Paris residierte. Gemeinsam mit einigen anderen Kindern wurden wir stolz potenziellen Käufern präsentiert. Als Vorführobjekt wurden wir aufgefordert, im Minutentakt zwischen den verschiedenen Persönlichkeiten zu wechseln, weil unser Besitzer demonstrieren wollte, was bereits alles auf dem Markt ist: Schöne Prinzessin, scheußliches Biest, scheues Reh. Hinterlistiger Teufel, allmächtiger Gott. Das Letzte Einhorn, King Kong. Persönlichkeitswechsel auf Knopfdruck, während Frauen den staunenden Männern diskret Kaffee und Kuchen reichten. Was für eine Show! So viel Potenzial, so viele Möglichkeiten! Anhand unserer Beispiele konnten sich die begeisterten Käufer ein individuell programmiertes, maßgeschneidertes Kind bestellen. Ein Spielzeug. Sündhaft teuer in der Anschaffung, und doch von unermesslichem Wert, wenn man uns nur richtig einzusetzen wusste. Wir konnten alles sein. Wir mussten alles werden.

Unsere durch die Programmierer erschaffenen Innenwelten sind sehr weitläufig, zum Teil basieren sie auf realen Gebäuden und Landschaften. Es gibt auch Gegenden, die als Kopie einer Filmwelt installiert wurden. Manche Persönlichkeiten leben in der leibhaftigen Hölle, in der immer Dämmerlicht herrscht und Blut vom Himmel regnet. Andere wohnen auf weichen Wolken im Himmel. Es existieren Felder und Wiesen, Wälder und Berge, Burgen und Schlösser, Höhlen und Häuser, Strände und Meere. Manchmal scheint die Sonne, meistens regnet es. Es kann stürmen und blitzen, und von Zeit zu Zeit wird, um uns zu bestrafen, unsere Innenwelt durch Erdbeben oder Tornados heimgesucht, die eine ungeheure Zerstörungswucht entfalten. Nichts wurde jemals dem Zufall überlassen, alles folgte einem strengen Plan.

Es wurden unter anderem Glaubenssysteme für die christliche und satanische Ideologie angelegt und ausschweifende Rituale zelebriert. Mal wurden wir mit Satan verheiratet, dann sahen wir zu, wie Jesus Christus ans Kreuz genagelt oder als Hexen gebrandmarkte Frauen auf den Scheiterhaufen geworfen wurden. Wir haben eine Armee von Kriegern und Indigokindern mit scheinbar übersinnlichen Fähigkeiten, die sich auf den Endzeitkrieg und die Neue Weltordnung vorbereiten.

Ebenso wurde der Nationalsozialismus fest verankert: Manche von uns nahmen an der Hitlerjugend teil, in dem Glauben, sie befänden sich im Jahre 1940. Wir wurden in Konzentrationslager verfrachtet und mussten mit ansehen, wie Kinder und Erwachsene vergast und verbrannt wurden. Persönlichkeiten unseres Systems, die sich für führende SS-Generäle hielten und noch keine zehn Jahre alt waren, gaben Befehle für Erschießungskommandos. Es fanden Camps statt, während derer wir mit vielen anderen Kindern zu Soldaten erzogen wurden, im Schießen trainiert wurden, lange Märsche durch Schlamm zurücklegten und unter Maschendrahtzaun robben mussten. Wir wurden glauben gemacht, wir befänden uns im Krieg und müssen bald an der Front kämpfen. Um einem Tag später im sterilen Unterrichtsraum im Rekordtempo verschiedene Fremdsprachen wie Französisch, Spanisch, Lateinisch, Hebräisch und Henochisch oder germanische Runen und ägyptische Hieroglyphen fehlerfrei zu erlernen. Wer versagt, wird bestraft. Wer zu oft versagt, wird nicht überleben. Diese Botschaft dominierte sämtliche Lebensbereiche, vor allem während unserer Kindheit. Danach waren alle „Nieten“ ausgesiebt. Mit uns übrig gebliebenen Kindern hatten unsere Täter das große Los gezogen. Wir waren Gold wert.

Vorbereitung zur Kinderprostitution

Ein weiterer großer Aspekt unseres Lebens war die Kinder- und Zwangsprostitution: Schon im Säuglingsalter wurden wir ausgiebig vaginal und anal gedehnt, damit wir bald das Glied eines Mannes aufnehmen würden können, ohne dass bleibende Schäden und Risse entstehen. Durch orale Vergewaltigungen wurde uns der Würgereflex abtrainiert. Unsere Harnröhre wurde akribisch und professionell geweitet, damit die Männer ein weiteres Loch geboten bekommen, das sie penetrieren können. Die Männer schmierten eine süßlich schmeckende Paste auf ihre erigierten Glieder, und wir lernten, sie bereits als Säugling oral zu befriedigen, indem unser natürlicher Saugreflex ausgenutzt wurde. Teurer Champagner wurde uns bereits mit der Babyflasche gefüttert. Wir erhielten Drogen, damit wir in einen Rausch verfallen und während der ausschweifenden Sexpartys Orgasmen erleben, damit die Männer uns anschließend einreden konnten, uns würde der Sex auch gefallen, er sei etwas sehr Schönes. Vielfach wurden wir zunächst alkohol- und drogenabhängig gemacht, ehe wir in den kalten Entzug geschickt wurden. Mit zwei Jahren[Fußnote 3] waren wir „alt genug“, in die Kinderprostitution verkauft zu werden, wobei wir am Anfang weniger einzelne Kunden hatten, als vielmehr auf Partys in gehobenen gesellschaftlichen Kreisen unterwegs waren, vor allem in Amerika.

Ein System von über 150 Persönlichkeiten, ausschließlich Mädchen oder junge Frauen, wurde auf die unterschiedlichsten Sexualpraktiken und Fetische trainiert. Wir lernten, erwachsenen Männern auf den Schoß zu klettern, uns wie ein Kätzchen an sie zu schmiegen, zu schnurren, sie anzubetteln, Sex mit uns zu haben und sie zu befriedigen. Wir waren ihr kleines Püppchen, ihr blonder Engel, wir waren so unschuldig und niedlich, so aufreizend und verrucht, mit unseren sündhaft rot geschminkten Lippen, dass alle Männer sagten, sie hätten gar keine andere Wahl, als uns zu vergewaltigen. Nackt standen wir mit anderen Kindern auf großen Bühnen, mit Preisschildern behangen. Politiker und Prominente, Medienmogule, Millionäre und Milliardäre aus aller Welt boten absurd hohe Summen, um uns für eine Nacht besitzen zu dürfen. Mit unserer hellen Haut, den blonden Haaren und blauen Augen gehörten wir zu den Favoriten. Kinder mit dunkler Hautfarbe wurden nur ein einziges Mal verkauft. Sie waren Ausschussware. Der Höchstbietende erwarb sich das Recht, seinen Besitz zu ermorden. Wir waren die unbegrenzte Ressource dieses Planeten:

Kinder.

Warmherzigkeit

Ungefähr mit Erreichen unseres zweiten Lebensjahres bemerkten unsere Täter, dass wir trotz „perfekter Gene“ die gleiche „Charakterschwäche“ wie unsere leibliche Mutter aufwiesen: Wir waren zu lieb, zu sanft. Sie nannten es „Warmherzigkeit“ und spien dieses Wort jedes Mal so aus, als sei es etwas Ekelerregendes. Ein ansteckender Virus, eine Seuche, die um sich greift, wenn sie nicht konsequent ausgerottet würde. Wir brachten Schande über die Familie, man sah auch den Erfolg unserer angestrebten Programmierung in Gefahr. Obwohl unsere Mutter niemals verhindern konnte, dass wir misshandelt und missbraucht werden, war ihre Liebe wie ein Schutzschild um unsere Seele.

Den Programmierern gelang es nicht, uns vollständig zu brechen. Und sie mussten uns erst vollständig brechen, ehe sie uns ihren Willen und neue Identitäten aufzwingen und uns nach ihren exakten Vorstellungen formen konnten. Unsere Mommy hatte uns später einmal erzählt, dass sie die gesamte Schwangerschaft über gefoltert wurde, damit sie keine Bindung zu uns aufbaut, die der späteren Programmierung im Weg stehen könnte: „Sie wollten, dass ich dich verlasse. Aber das konnte ich nicht. Ich musste doch bei dir bleiben. Ich hätte dich niemals alleine gelassen.“ Bei unserer Geburt war sie zwanzig Jahre alt gewesen, und obwohl auch sie nie ein anderes Leben kennengelernt hat, als eines, das aus grenzenloser Gewalt und endlosem Schmerz bestand, bewahrte sie sich etwas in ihrem tiefsten Inneren, das ihre und unsere Täter ihr niemals nehmen konnten: Liebe.

Sie liebte uns. Sie liebte die Natur und sie liebte das Meer. „Das Meer ist frei, es ist ungezähmt. Niemand vermag es einzusperren. Ich wünschte, wir beide wären wie das Meer. Aber ich bin ein kleiner Vogel, gefangen in einem goldenen Käfig. Meine geliebte Tochter, werde zum Meer.“ Sie liebte die Fotografie und sie liebte die Malerei. Sie liebte das Reiten und sie liebte ihre Stute. Als sie sich mit 28 Jahren heimlich einer Sterilisation unterzog, die schlimmste Todsünde im Kult, ermordete ihr eigener Bruder zur Strafe ihr Pferd. Er wollte ihr alles nehmen, was ihr lieb und teuer war. Sie weinte und unter Tränen sagte sie: „Du wolltest zerstören, was ich liebe. Aber nur weil du meine Stute umgebracht hast, kannst du mir nicht meine Liebe nehmen. So funktioniert Liebe nicht. Ich liebe sie noch immer, auch wenn sie nicht mehr bei mir ist. Das werdet ihr niemals begreifen.“ Sie liebte Pflanzen und Blumen und bekam von ihrem Vater ein eigenes Gewächshaus geschenkt, wo wir gemeinsam Stunde um Stunde in der Erde buddelten und neue Samen und Setzlinge eingruben. Ihre Lieblingsblumen waren Sonnenblumen, weil sich ihr Gesicht immer der Sonne zuwendet. Doch auch den Löwenzahn liebte sie sehr, wofür sie von ihrer Familie nur Spott und Hohn erntete. Sie nahm uns zur Seite und sagte: „Nur Hohlköpfe halten Löwenzahn für Unkraut. Wusstest du, dass der Löwenzahn die stärkste aller Pflanzen ist? Sie kämpft sich selbst durch Beton und Asphalt, um zur Sonne zu gelangen. Mein geliebtes Mädchen, werde zum Löwenzahn. Du wurdest im Dunkeln geboren, ohne Licht und ohne Wärme. Auch du musst nun ganz stark sein, auch du musst kämpfen. Durchbreche den Beton. Finde den Weg in die Freiheit.“

Mommy

Jeden Tag wurde unsere Mommy von ihrem Bruder bis an den Rand des Todes gefoltert. Und wieder zurückgeholt. Er war besessen von ihr. Besessen von dem Gedanken, ihre starke, strahlende Seele zu brechen. Ihr ihre Liebesfähigkeit ein für alle Mal zu nehmen. Es gelang ihm nicht.

Der Kult schaltete sich ein. Unsere Mommy mit den perfekten Genen, der perfekten Blutlinie, liebte. Warum? Warum konnte man diese vermaledeite „Warmherzigkeit“ nicht ausmerzen? Wer war schuld? Irgendjemand musste der Schuldige sein! Denn nur wenn der Verantwortliche ausfindig gemacht wurde, konnte man diesen Fehler korrigieren. Konnte man wieder Kontrolle über die Situation herstellen. Man musste das Übel direkt bei der Wurzel packen. Und eliminieren. Die Wahl fiel auf ihren Vater: Hatte er ihr nicht ein Gewächshaus gekauft? Hatte er ihr nicht das Reiten beigebracht? Hatte er sie nicht nach Strich und Faden verwöhnt, verhätschelt, verweichlicht? Kurze Zeit später starb er während eines satanischen Rituals den Tod durch Folter. Ihr Gewächshaus wurde durch Feuer zerstört.

Wir sprechen von ihr in der Vergangenheit. So, als wäre sie bereits verstorben. Vielleicht versteckt sich dahinter unser Wunsch, dass sie dem Leben entkommen konnte. Dass ihr im Tod die Flucht gelungen ist. Sie lebt. Nach ihrer Sterilisation hätte sie nach Kultgesetzen hingerichtet werden müssen, doch ihr Bruder hatte andere Pläne mit ihr: „Ich weiß, dass du sterben willst. Ich weiß, dass du nur darauf gehofft hast. Diesen Gefallen werde ich dir nicht tun. Du wirst die Hölle auf Erden erleben. Ich lasse dich nicht sterben. Ich werde dich wieder und wieder aufschlitzen und ausbluten lassen und wenn du glaubst, dass du es endlich geschafft hast, werde ich dich wieder und wieder mit frischem Blut vollpumpen. Und wieder von vorne beginnen. Für dich wird es kein Entkommen geben.“ Ja, sie lebt. Mit ihrem Bruder und ihrer Mutter, die nicht weniger sadistisch ist, auf verschiedenen herrschaftlichen Anwesen in unterschiedlichen Bundesstaaten Amerikas. Von Zeit zu Zeit wird sie mit ihren Leibwächtern in die Stadt geschickt, damit sie in teuren Boutiquen von den Paparazzi beim Shoppen abgelichtet werden kann. Zu gesellschaftlichen Anlässen wird sie ins Rampenlicht gezerrt, um der Öffentlichkeit eine heile Familienidylle vorzugaukeln. Sie lebt und sie liebt uns, und unsere Sehnsucht nach ihr ist so groß, und manchmal wünschen wir uns im Stillen, sie würde nicht mehr leben.

Ein Satz, der im Kult ständig gefallen ist, lautet: „Die Seele ist zum Spalten da.“ Seit dem Tag unserer Geburt erlebten wir körperliche und sexualisierte Gewalt. Der Tod war unser allgegenwärtiger Begleiter und mit ihm die Todesangst. Wir erlitten Hunger und Durst, Isolation und Einsamkeit, Kälte und Dunkelheit. Wir spalteten uns auf, immer mehr Persönlichkeiten entstanden. Hunderte. Konditionierungen und Programme wurden angelegt. Aber unsere Mommy liebte uns und für unsere Seele machte das einen Unterschied. Sie zersplitterte nicht vollends unter den Händen unserer Programmierer. Aus der Angst heraus, wir könnten wie unsere Mommy lieben und aus dieser Liebe Kraft schöpfen, die uns zum Widerstand und eines Tages zur Rebellion befähigen würde, fassten sie den Entschluss, uns ihr wegzunehmen. Man würde uns einer fremden Frau übergeben, weit, weit weg, und uns in dem Glauben lassen, diese sei unsere leibliche Mutter. Die Wahrheit über unsere Mommy aus Amerika, die uns so sehr geliebt hat, kannten nur sehr wenige Persönlichkeiten unseres Systems. Wir anderen kamen mit unserer leiblichen Familie niemals wissentlich in Berührung.

Wechselbalg

Der Plan war, uns in ein möglichst kaltes, grausames Umfeld zu verpflanzen. Unser Kult ist in verschiedenen Ländern dieser Welt vertreten, unter anderem in den USA, Deutschland, England, Frankreich, Spanien und Belgien. Viele Ableger, ein Kult. Ein riesiges Netz, das sie über unsere Welt ausgeworfen haben. Dass Kinder nicht bei ihren leiblichen Müttern aufwachsen, ist sogar eine gängige Kultpraxis: Nichts ist gefährlicher und mächtiger als die aufrichtige Liebe einer Mutter! Nur eine einzige positive Bezugsperson stellt eine Gefahr für die perfekte Programmierung dar, und mit weniger als der Perfektion geben sich unsere Täter nicht zufrieden. „Wechselbälger“ werden diese Kinder genannt. Außerdem verhindert man auf diese Weise an den unterschiedlichen Standorten Inzucht und daraus resultierende Genmutationen. Ein weiterer wichtiger Grund ergibt sich aus der zugrunde liegenden Ideologie der Illuminaten: „Wir sind eine Familie. Wir sind alle Teil dieses gewaltigen, weltumfassenden Netzwerkes, haben unsere Mitglieder in allen einflussreichen Positionen der Gesellschaft. Unser Erbgut, unsere Blutlinien sind auf alle relevanten Industriestaaten verteilt. Wir sind überall.“ Kultpropaganda.

Im Jahre 1995 kamen wir nach Deutschland. Wir erhielten eine neue Geburtsurkunde, eine neue Mutter und einen Vater, der durch Abwesenheit glänzte. Wir seien das Kind eines One-Night-Stands. Jedes Jahr zu unserem Geburtstag erzählte unsere neue Mutter die Geschichte, wie sie uns im August 1993 unter starken Schmerzen geboren habe und dass wir ihr für den Rest unseres Lebens für diese selbstlose Tat zu Dankbarkeit und Unterwürfigkeit verpflichtet seien. Sie schenkte uns das Leben, wir stünden in ewiger Schuld. Ihre Worte stellten wir niemals infrage. Von ihr würden wir keine Liebe erfahren und so hofften unsere Täter, uns unsere Liebesfähigkeit ein für alle Mal auszutreiben. Wir bekamen acht Tanten und sieben Onkel. Jede und jeder von ihnen ebenfalls dem Kult zugehörig, manche als Täter, andere als Opfer. Die Grenzen verschwimmen. Jeder und jede von ihnen übte Gewalt an uns aus. Unsere neue Familie gehörte der Mittelschicht an, war sozial unauffällig. Wodurch sich unsere Mutter und ihre Geschwister auszeichneten, waren besonders hohe Werte in Narzissmus, Psychopathie und Sadismus.

Man vereinbarte, ihr jedes Jahr Geld für ihre Arbeit zu überweisen, an unserem 30. Geburtstag[Fußnote 4] würde sie abschließend eine sehr hohe Summe erhalten, wenn wir bis dahin „rehabilitiert“ wären. So bezeichneten sie unseren knapp 25-jährigen Aufenthalt in Deutschland: Rehabilitation. Wir wurden nicht mehr geliebt, wir durften nicht mehr lieben. Der Kult sagt, Liebe sei Schwäche und Liebe sei Schmerz, aber in Wahrheit wissen auch sie, dass Liebe vor allem Macht bedeutet. Was wir liebten, zerstörten sie. Woran wir unser kindliches Herz hängten, nahmen sie uns weg. Wir waren das perfekte Kind mit den perfekten Genen und endlich hatte man die perfekte Umgebung für uns gefunden.

Wir lebten eine Lüge und wir glaubten jedes Wort.

Kapitel 2 Aufwachsen in einer Kultfamilie

2.1 Isolation und Einsamkeit

„Human beings can withstand a week without water, two weeks without food, many years of homelessness, but not loneliness. It is the worst of all tortures, the worst of all sufferings.“

(Paulo Coelho)

Während unserer ersten Lebensjahre wurde eine solche Vielzahl von Innenpersonen abgespalten, unsere Innenwelten und Programme angelegt, dass die Erinnerungen an diese Jahre stark fragmentiert sind und wir sie nur mit Mühe zu einem kohärenten Bild zusammensetzen können. Damit kollidiert ein Lebenslauf, den unsere neue Mutter in Deutschland niemals müde wurde, uns aufzusagen: „Als Neugeborenes bin ich immer mit dir in diesen Park gefahren, du mochtest die Vögelchen dort!“ Oder: „Als du drei Jahre alt warst, war ich oft mit dir auf dem Spielplatz in der Nachbarschaft, der mit den bunten Wippen und dem großen Sandkasten, erinnerst du dich?“ Nein, wir erinnerten uns nicht, jemals in unserem Leben auf einem Spielplatz gewesen zu sein. Wir erinnerten uns nicht an all die Freizeitaktivitäten, die sie mit uns unternommen haben will. Die farbenfrohen Bilder, die sie von unserer Kindheit malte, trafen nie auf Resonanz. Ihre suggestiven Falscherinnerungen setzten sich nicht fest. Alles, woran wir uns erinnern können, ist das Gefühl von Einsamkeit.

Obwohl wir nun bei einer neuen Familie lebten, verbrachten wir weiterhin viel Zeit bei unserem Programmierer in Amerika, in Programmierzentren und Trainingscamps, unsichtbar für die Gesellschaft. Frühe Erinnerungen an eine Kindertagesstätte tauchen auf und an die Misshandlungen dort: Eine Erzieherin schneidet mit einem Rasiermesser in unseren Arm und zwingt uns, verdorbenes Hähnchenfleisch zu essen. Wir müssen uns übergeben und das Erbrochene essen. Sie schreit uns an, warum unser Arm bluten würde. Verprügelt uns, als wir wahrheitsgemäß antworten, sie hätte uns doch verletzt. Lügen, alles Lügen! Das hätten wir doch selbst getan und wollten es nun ihr anhängen. Sie wäscht uns den dreckigen Mund mit Seife aus. Wieder verschimmeltes Hähnchen. Die Erfahrung wiederholt sich. Und dann, in einer völlig anderen Erinnerung: Wir stehen, einen neuen teuren Rucksack in den Händen haltend, vor der Eingangstür unseres Kindergartens, über beide Backen strahlend! Es ist unser erster Tag dort, Mama sagt, wir seien nun ein großes Mädchen! Wir fühlen Stolz, spüren das Besondere dieser Situation. Endlich dürfen wir in den Kindergarten, eine wunderbare Zeit steht uns bevor! Dieses Bild ist so klar, so greifbar; die Erinnerung daran jederzeit für uns abrufbar. Ihre Farben verblassen nicht, sie leuchten intensiv. Eine Scheinerinnerung. Ein inszenierter Moment, tief ins Gedächtnis eingebrannt, der uns auch noch zwanzig, dreißig Jahre später eine unbeschwerte und normale Kindheit vorgaukeln soll.

In Wahrheit pendeln wir zwischen Amerika und Deutschland, die Flüge verschlafen wir, meistens werden wir zusätzlich als Drogenkurier missbraucht. Auch ins europäische Ausland werden wir verkauft. In Belgien, Österreich und der Schweiz nehmen wir an ausschweifenden Sexpartys teil, missbraucht von Prominenten, Politikern, Prinzen und anderen Millionären. Wir sind beim Kult, erleben rituelle Gewalt, werden in die Ritualfeiertage eingeführt und auf unsere Rollen trainiert. Wir haben keinen geregelten Alltag, niemand vermisst uns oder stellt Fragen, wenn wir wochenlang nicht zu Hause sind. Unsere neue Mutter zieht mehrfach mit uns um, wir schlagen keine Wurzeln. Sämtliche Menschen unseres Lebens sind Teil des Täternetzwerkes. Wir haben keinen Kontakt zur Außenwelt, zur Gesellschaft, zu Menschen, die es gut mit uns meinen könnten. Wir sind alleine.

Ein Keller ist ein Keller

Im neuen Elternhaus gilt die Devise, dass nur ein stilles Kind ein gutes Kind ist. Wenn wir nicht gerade gebraucht werden, sperrt man uns in unser Kinderzimmer oder in den Keller ein. Das prägendste Gefühl unserer ersten acht Lebensjahre ist die Einsamkeit. Stunde um Stunde sitzen wir im Dunkeln, in der Kälte. Eine Ewigkeit für ein kleines Kind: Kommt Mama wieder? Hat sie mich vergessen? Werde ich hier alleine sterben? Und mit der Einsamkeit kommt die Todesangst: die Angst, zu verdursten und zu verhungern, zu erfrieren, nie wieder Tageslicht zu sehen. An unzählige Keller erinnern wir uns, an die Tage in Isolation, gefesselt und geknebelt. Wir könnten nicht sagen, in welchem Haus oder in welchem Land wir uns befanden. Ein Keller ist ein Keller. Manchmal gab es eine Matratze, manchmal nur harten, nackten Beton. Schimmel in den Ecken, Moder in der Luft. Spinnen und Kellerasseln. Und manchmal kam jemand vorbei, die Mutter, eine Tante, ein wildfremder Mensch, ein Tablett mit Kakerlaken in der Hand, und sie sagten: „Wenn du hungrig bist, iss das. Wenn du dich weigerst, dann kann der Hunger nicht so groß sein.“ Und wir, die wir seit vielen Tagen nichts mehr zu essen bekommen hatten, aßen, was auch immer sie uns gaben.

Weder Schutz noch Zuflucht

So oft wir auch unter Menschen waren, die uns quälten und durch Gewalt trotzdem Kontakt herstellten, so einsam fühlten wir uns. Wir wünschten uns einen kleinen Hund oder eine Katze, aber wir seien noch zu jung, um ein Haustier selbst versorgen zu können. Daher schlossen wir innige (und höchstwahrscheinlich sehr einseitige) Freundschaften mit den Stubenfliegen in unserem Kinderzimmer. In unserer Vorstellung war es immer die gleiche Fliege, die während all der Jahre durch unser Zimmer brummte. Sie war nicht nur unser Haustier, sie war unsere Freundin. Wir gaben ihr einen Namen und fühlten uns merkwürdig geliebt und getröstet, wenn sie auf unseren Armen oder Beinen landete, um ein kurzes Päuschen einzulegen. Dann hielten wir ganz still, um sie durch keine ruckartigen Bewegungen zu verscheuchen. Wir sprachen mit ihr, erzählten ihr unseren Kummer und unsere Sorgen, und an Tagen, an denen sie unauffindbar blieb, fühlten wir uns traurig und leer.

Von unserer Mommy hatten wir einen Stoffhasen geschenkt bekommen, den wir über alles liebten und der uns die Welt bedeutete. Mit Happy an unserer Seite verlor die Einsamkeit ein wenig ihrer scharfen Ecken und Kanten. Sie wurde weicher und erträglicher. Deshalb nahm man ihn uns auch sehr oft weg, legte ihn hoch oben auf den Kleiderschrank oder verbannte ihn in den finsteren Keller. Wir weinten bitterlich, weil unserem Häschen dort unten bestimmt fürchterlich kalt war, er sich vor der Dunkelheit fürchtete und sich bestimmt schrecklich alleine fühlte. So wie wir. Für unsere Täter war das Kuscheltier ein perfektes Druckmittel, um uns zur Kooperation zu bewegen oder um uns zu bestrafen, weil wir ein böses Kind waren. Waren wir bereits durch vorangegangene Misshandlungen schwer verletzt und durften unsere Eltern uns keine weiteren Wunden zufügen, war die Wegnahme unseres Häschens die perfekte Methode, psychische Gewalt auszuüben.

Natürlich sprachen wir auch in Gedanken viel miteinander. Nie fühlten wir uns alleine in unserem Körper, in unserem Kopf. Die Stimmen der anderen Innenpersonen wurden für den Einzelnen von uns zu imaginären Freunden. Diejenigen Personen, die uns während der schlimmsten Stunden sanftmütige, zärtlich schöne Worte der Aufmunterung schenkten, waren eines Tages plötzlich verschwunden. Von unseren Tätern im System ausfindig gemacht und eliminiert. Wir waren zwar Viele, durften darin aber keinen Trost finden. Unsere Dissoziative Identitätsstörung war ein Werkzeug, um uns gefügig und kontrollierbar zu halten, sie sollte weder Schutz noch Zuflucht bieten.

Die Saat des Bösen

Als wir fünf Jahre alt waren, änderte sich unser Leben für manche Innenpersonen schlagartig: Wir bekamen einen Freund! Sein Name war Mio, wir waren ungefähr im gleichen Alter. Gebürtig stammte er aus Afrika und war erst kürzlich von einer sehr wohlhabenden befreundeten Familie adoptiert worden. Einen ganzen Sommer durften wir miteinander verbringen! Seine Eltern lebten in einer Villa am Stadtrand. In der weitläufigen Gartenanlage planschten wir im Schwimmbecken, oder er nahm uns mit in sein Zimmer und präsentierte stolz seine elektrische Eisenbahn und die riesige Sammlung an Spielzeugautos. Obwohl wir aufgrund von Sprachbarrieren nicht viel miteinander sprechen konnten, empfanden wir eine tiefe kindliche Liebe füreinander.

Wir wurden zu allerbesten Freunden. Und als eines Tages die Erwachsenen auf uns zukamen und erklärten, heute Abend würde eine besondere Feier stattfinden, wir sollten uns dafür hübsch machen, kicherten wir voller Vorfreude und unermesslichen Glücks. Mio starb noch in jener Nacht während eines Rituals. Kannten wir bisher nur sein unbeschwertes Lachen, so lernten wir nun seine Todesschreie kennen. Mio starb und ein Teil von uns mit ihm. Der Teil, der sich nach Freundschaft und Verbundenheit sehnte. Menschen kamen auf uns zu, redeten auf uns ein: „Das geschieht, wenn du liebst. Du bringst den Tod. Dich umgibt eine böse Aura. Niemand wird vor dir sicher sein. Darum halte dich fern von Menschen, die du liebst. Deine Freunde werden sterben. Alle, die dir etwas bedeuten, werden sterben. Du trägst die Saat des Bösen in dir, du bringst den Tod.“ Wir begriffen, warum wir in Isolation leben mussten. Wir verstanden, dass unsere Einsamkeit ein Schutz war für diejenigen, die durch unsere Liebe sterben würden.

Das grausamste aller Gefühle

Obwohl wir, anders als Mio, zu den offiziell registrierten Kindern gehörten, befanden wir uns die ersten sieben (bzw. acht) Lebensjahre vollkommen unter dem gesellschaftlichen Radar, ehe wir in die erste Klasse kamen und die allgemeine Schulpflicht unsere Täter dazu zwang, uns nicht mehr wochenlang gefangen halten zu können. Bis es so weit war, gab es wiederkehrende Phasen, in denen wir teilweise für Monate in unterirdischen Bunkeranlagen in kleinen Käfigen hausten und nur herausgeholt wurden, wenn man Verwendung für uns hatte. In der Regel waren immer noch weitere Kinder mit uns dort, es war ein Kommen und Gehen, und die meisten kamen eines Tages nicht mehr wieder. Diese Kinder haben niemals das Tageslicht gesehen, noch jemals wärmende Sonnenstrahlen auf ihrer Haut gespürt. Sie haben niemals ein anderes Dasein als dieses kennengelernt. Es waren sogenannte „Wegwerfkinder“.

Wir durften nicht miteinander sprechen, uns nicht miteinander anfreunden. Die Käfige waren nicht nah genug nebeneinander, dass wir uns die Hände hätten reichen, dass sich unsere Fingerspitzen hätten berühren können. Sie durften keine körperliche Nähe spüren, nur körperliche Gewalt. In den Stunden, in denen wir aber ganz alleine gelassen wurden, unterhielten wir uns flüsternd. In aller Heimlichkeit. Einen kleinen Jungen schlossen wir ganz besonders in unser Herz: Sein Name war Pepe, man hatte ihn angeblich seiner spanischen Mutter abgekauft. Die Männer sagten ihm wieder und wieder, seine Mutter wollte ihn nicht haben, weil seine Haut so dunkel war. Seine eigene Mutter habe ihn weggegeben, weil sie sich für ihn geschämt habe. Er war untergewichtig und mangelernährt, sein Körper von eitrigen Wunden und entzündeten Narben übersät. Sein rechtes Bein war mehrfach gebrochen, er konnte nicht mehr richtig laufen. Wenn er langsam war oder stolperte, schlugen unsere Täter auf ihn ein und beschimpften ihn als „elendigen Krüppel“. Dabei waren sie für seine Verletzung und die fehlende medizinische Versorgung verantwortlich!

Wir erzählten Pepe von einer Welt, die er nie kennenlernen durfte. Wir erzählten von der aufgehenden Sonne und dem abnehmenden Mond, von prasselndem Regen und wilden Stürmen. Vom tiefblauen Meer und majestätischen Bergen. Wir beschrieben ihm grüne Wiesen und weizengelbe Felder. Besonders liebte er die Wälder. Immer, wenn wir die Möglichkeit hatten, leise miteinander zu sprechen, bat er uns, ihm mehr über Bäume zu erzählen. Wie es sich anfühlt, über die uralte Rinde zu streichen und hinauf in die üppige Baumkrone zu blicken. Wir beschrieben ihm, so gut wir konnten, wie es ist, barfuß über Moos zu laufen und wie sich Vogelgesang anhört. „Bevor ich sterbe, möchte ich einmal einen echten Wald gesehen haben“, entgegnete er jedes Mal mit vor Aufregung glühenden Wangen. „Bitte, erzähl mir mehr davon! Können Vögel wirklich fliegen? Was glaubst du, wie fühlt es sich an?“ Wir hassten den Keller, die Zellen und die Käfige, und doch verspürten wir eine eigentümliche Freude, wenn man uns hinunterbrachte. Zu Pepe. Mit ihm wurde die Dunkelheit heller, die Kälte wärmer. Mit seiner ungezähmten Neugierde und dem unstillbaren Wissensdurst wirkte dieser zum Tode verurteilte Junge lebendiger, als wir uns jemals gefühlt hatten. Unser Leben war auf wenige Quadratmeter zusammengeschrumpft, doch Pepe war der strahlende Mittelpunkt. Gemeinsam träumten wir von einer besseren Welt als der, die wir vorgefunden hatten. Gemeinsam träumten wir, und aus Träumen erwuchs das grausamste aller Gefühle: die Hoffnung. Und wenn es stimmte? Und wenn er recht hatte? Und wenn wir wirklich eines Tages gemeinsam durch den Wald laufen, auf die höchsten Bäume klettern und die weichen Wolken streicheln werden? Wenn wir frei sein werden wie die Vögel am Himmel? Wir waren blind vor Hoffnung.

Eines Abends wurde Pepe abgeholt. Es war alles wie immer. Er war inzwischen sechs oder sieben Jahre alt. Sein Käfig blieb leer. Wir warteten. Und sein Käfig blieb leer. Irgendwann nahm ein neues Kind seinen Platz ein, ein Mädchen oder ein Junge. Es blieb eine Woche oder einen Monat. Wir erzählten von der aufgehenden Sonne und dem abnehmenden Mond, von prasselndem Regen und wilden Stürmen. Vom tiefblauen Meer und majestätischen Bergen. Nicht von den Wäldern, niemals von uralten Bäumen und der Freiheit der Vögel. Wir schenkten ihnen Träume, aber keine Hoffnung mehr. Sie würden sowieso alle sterben. Und wir bleiben alleine zurück.

2.2 Gewalt im Elternhaus

„I’ve felt as if I didn’t exist, as if I were invisible, miles away from the world, miles away. You can’t imagine how much alone I’ve been all my life.“

(Iris Murdoch)

Der leibliche Vater

Nachdem wir 1995, offiziell zwei Jahre alt, erstmals nach Deutschland kamen, wurden komplett neue Persönlichkeiten erschaffen, die keinen Bezug zu Amerika und unserer leiblichen Familie hatten und vollkommen amnestisch für unsere ersten Lebensjahre waren. Unsere Ziehmutter erzählte uns, unser Vater sei ein vollkommen Fremder, mit dem sie einen einmaligen One-Night-Stand hatte, bei dem wir gezeugt worden sind. Heute wissen wir, dass natürlich auch er dem Kult angehört, und dennoch war er während der viel zu seltenen Treffen gut zu uns, freundlich und sanft in seinem begrenzten Rahmen. Ob er wirklich unser leiblicher Vater ist und Teil des Zuchtprogramms war, wissen wir bis heute nicht. Unser Großvater hingegen war kalt und grausam, oft nahmen er und unser Vater uns mit hinunter in den Keller ihres Hauses. Er experimentierte an uns herum, legte neue Konditionierungsabläufe und Programme an, quälte und vergewaltigte uns. Unser Vater sah zu, und unter ausdrücklicher Aufforderung fügte auch er uns Gewalt zu, doch niemals freiwillig. Anschließend überhäufte er uns mit Geschenken. Sagte uns, wie lieb er uns habe. Er wirkte zunehmend depressiver, trank sehr viel Alkohol. Seine Zuneigung uns gegenüber blieb nicht lange unentdeckt und zwang unsere Täter zum Handeln. So wenig Lust unsere neue Mutter auf ein Kleinkind hatte und jede Gelegenheit nutzte, uns bei unserem Vater abzuliefern, so durfte es doch keine positive Bezugsperson in unserem Leben geben. Nach einem Jahr packte unsere Mutter während einer Nacht-und-Nebel-Aktion unser Hab und Gut zusammen, setzte uns ins Auto und fuhr davon.

Man erzählte uns, unser Vater hätte das Interesse an uns verloren. Er hatte keine Lust mehr auf ein so nerviges, anstrengendes und im Kern bösartiges Kind. Jetzt hätte er erkannt, dass seine Liebe für uns reine Zeitverschwendung gewesen sei. Und als wir kurz darauf unseren neuen Stiefvater kennenlernten, stimmte er einer Adoption selbstverständlich umgehend zu. Mit uns wolle er nichts mehr zu tun haben! Wir glaubten jedes einzelne Wort und erfuhren erst rund 15 Jahre später, dass unser Vater damals vergeblich versucht hatte, uns wiederzufinden, und dass er gezwungen worden war, in die Adoption einzustimmen. Mittlerweile war er schwerer Alkoholiker und arbeitete in einer Kneipe. Sämtliches Geld hatte er verloren, hatte der Kult ihm als Bestrafung genommen, und seither lebt er in einer kleinen Einzimmerwohnung. Wir haben seit Jahren keinen Kontakt mehr.

Der Stiefvater

Unser Stiefvater hat eine diagnostizierte narzisstische Persönlichkeitsstörung, ist hochgradig psychopathisch und sadistisch. Niemand von uns war vor ihm sicher, auch die Alltagspersonen erlebten schwere häusliche Gewalt durch ihn. Sein sehr stark ausgeprägter Narzissmus war in der gesamten Nachbarschaft bekannt. Und obwohl er durchaus charmant und einnehmend auftreten konnte, war er nicht sonderlich beliebt. Zu seinem 40. Geburtstag lud er sämtliche Nachbarn und Familienmitglieder zu einer großen Feier ein und hielt zum krönenden Abschluss eine Rede darüber, welch gütiger und barmherziger Vater er sei. Aus reiner Nächstenliebe habe er uns adoptiert, nachdem unser leiblicher Vater sich so sehr für uns geschämt habe. In der Tat seien wir auffallend geistig minderbemittelt und seiner Großartigkeit gar nicht würdig. Wir seien ausgesprochen beschränkt und in sämtlichen Lebensbereichen zurückgeblieben, unsere Unzulänglichkeiten aber sehr amüsant und wir würden immer für Lacher in der Familie sorgen, ja, unsere Fehler und Charakterschwächen würden uns sogar irgendwie liebenswert machen, wenn man Dummköpfe mag, und im Glanze seiner Perfektion können sogar wir strahlen. Die Familie applaudierte, einige Nachbarn wirkten peinlich berührt. Niemand widersprach ihm; niemand sprach uns auf unseren Stiefvater an; niemand fragte nach, wie es ist, einen Vater mit antisozialer Persönlichkeitsstörung zu haben. Einen Mann, für den es keine moralischen Grenzen gibt und Konzepte wie Einfühlungsvermögen, Verantwortung oder Schuldbewusstsein nur für das niedere Fußvolk gelten – nicht aber für ihn, den Übermenschen.

Unser Stiefvater war sehr aggressiv, verfügte über keine Frustrationstoleranz und konnte jederzeit explodieren. In dem einen Moment lachte er, machte er Scherze, in der Regel immer Witze über uns, dann brüllte er los und prügelte auf uns ein, wenn wir nicht angemessen mitgelacht und seine Genialität gewürdigt haben. „Du verstehst einfach keinen Spaß!“, schrie er uns an und trat zu. Für den Kult war es einerseits ideal, dass er so gewalttätig war, andererseits war unser Stiefvater unberechenbar und unkontrollierbar. Wenn unser Körper von großflächigen Hämatomen überzogen war, beschwerten sich die Kunden aus der Zwangsprostitution, denn sie wollten keine „beschädigte Ware“. Wenn er uns ins Gesicht schlug und mit seiner Faust ein blaues Auge verpasste, hätte jemand aus unserer Schule unangenehme Fragen stellen können. Wir mussten dann ein paar Tage krankgeschrieben werden, bis die dunklen Farben verblassten und wir sie überschminken konnten.

Waren wir jedoch krankgeschrieben, dann nahm er uns mit zu seiner Arbeit in einer großen Bank, wo er uns an seine Arbeitskollegen verkaufte. Unser Stiefvater liebte das Risiko, er war ein Adrenalinjunkie, der schlichtweg keine Angst verspüren konnte. Unzählige Male vergewaltigte er uns direkt in seinem Büro, obwohl jeden Moment jemand hätte hereinkommen können. Wie viel Glück er hatte – und wie viel Pech wir. Es bestätigte das Gefühl, dass es eben unser Schicksal sei, Gewalt zu erleben, wenn keine höhere Macht jemals eingriff und unsere Täter auffliegen ließ. Auch im Elternhaus besaß er ein Arbeitszimmer mit einer großen Fensterfront, die sich zur dicht befahrenen Straße öffnete. Mehrere Male am Tag holte er uns zu sich, legte uns auf seinem gewaltigen Schreibtisch ab und vergewaltigte uns, während jederzeit Menschen von außen hätten hineinschauen können. Wir waren ein kleines Kind, später ein Teenager, die Szene war unmissverständlich deutlich. Niemals wurde etwas bemerkt oder niemand machte sich die Mühe, etwas zu unternehmen.

Vergewaltigungen fanden in jedem Raum unseres Hauses statt, auf allen möglichen Möbelstücken. In der Badewanne oder im Ehebett. Wir mussten Reizwäsche für ihn tragen, roten Nagellack und Lippenstift. Wir waren seine kleine Nutte, und wenn er uns zu Fotografen und Produzenten von kinderpornographischem Material brachte, genoss er es, ebenfalls im Scheinwerferlicht vor der Kamera zu stehen und uns zu missbrauchen. Sein bester Freund übernahm in Deutschland die Ausbildung der Mädchen, die in die Zwangsprostitution verkauft werden sollten. Er trainierte mit ihnen die unterschiedlichsten sexuellen Vorlieben, von erniedrigendem BDSM über schweißtreibendes Kamasutra bis hin zu verschiedenen Rollenspielen oder Fetischen, die Körperflüssigkeiten und -ausscheidungen involvieren. Der Stiefvater war gerne währenddessen anwesend, stellte sich als Trainingspartner zur Verfügung. Nach der Arbeit vergewaltigten sie uns gemeinsam. Nur so zum Spaß.

Er hielt sich für einen Übermenschen und umgab sich nur mit Männern, die diesem elitären Kreis der Auserwählten angehörten. Ständig prahlte er damit, dass er viele wichtige Menschen kenne, die ebenfalls zum Kult dazugehören und mit denen er gemeinsame Sache mache: Einen beliebten Oberbürgermeister, einen berühmten Fußballtrainer, einen Bestsellerautoren, der in seinen Sachbüchern das Geheimnis erfolgreicher Menschen beschrieb. Der Stiefvater sonnte sich in ihrem Glanz, ihr Erfolg war sein Erfolg, sie waren wichtig und er war wichtig, und dann verkaufte er uns an sie zu einem Freundschaftspreis. Wir waren seine Eintrittskarte in eine Liga, deren Pforten andernfalls für ihn verschlossen geblieben wären. Gleichzeitig jedoch hasste er uns dafür, dass wir, ausgerechnet ein kleines, schwächliches Mädchen, für den Kult um ein Vielfaches wichtiger waren als er. Wir gehörten den Illuminati an, er hingegen war nur ein „unbedeutender Freimaurer“, dem gestattet wurde, einmal mit den „ganz Großen mitspielen zu dürfen“. Die Familie mütterlicherseits ließ ihn bei jeder Gelegenheit wissen und spüren, wie unwichtig und unbedeutend er war. Unsere Mutter hätte weit unter ihrer Würde und unter ihrem Stand geheiratet. Die kontinuierliche Demütigung war ein Katalysator für seine Aggressivität.

Er sperrte uns in dunkle Räume ein. Ohne Kleidung, ohne Nahrung, ohne irgendetwas zum Fühlen oder daran festhalten. Manchmal für Stunden, manchmal für Tage, unterbrochen nur von Augenblicken der sexualisierten Gewalt. Er verweigerte uns Essen und Trinken oder zwang uns, Urin zu trinken und Spinnen zu essen. Dann erzählte er uns die Geschichte, wie er als kleiner Junge von seinem Vater in den Außenzwinger gesperrt wurde und dort gemeinsam mit dem Familienhund, einem Rottweiler, leben und aus dessen Futternapf essen musste. „Das hat mir nicht geschadet!“, behauptete er im Brustton der Überzeugung. „Es hat mich zu der starken Führungspersönlichkeit gemacht, die ich heute bin! Leider haben wir keinen Zwinger, es würde dir guttun.“ Wir lebten in einer Region Deutschlands mit heftigem Schneefall im Winter und so oft standen wir dort draußen, mal mit, mal ohne Kleidung, wären so oft fast erfroren, es war ein sehr gefährliches Spiel. Er zog uns an den Haaren über den Flur, bis hinunter zum Hof, warf uns in sein Auto und fuhr mit 200 km/h über die Landstraße. Dabei brüllte er wie von Sinnen: „Ich fahre jetzt gegen einen Baum! Nein, nicht die Augen schließen. Sieh hin. Siehst du die Bäume dort drüben? Ich rase dagegen, du fliegst aus der Windschutzscheibe und deine Gedärme baumeln von den Ästen. Sieh hin!!“ Ganz egal, wie oft er dies wiederholte und nicht gegen einen Baum fuhr, es stellte sich kein Gewöhnungseffekt ein. Jedes Mal dachten wir: Jetzt. Jetzt ist es so weit. Oft nahm er während der Autofahrt auch die Hände vom Lenkrad und hielt sich die Augen zu. Oder er setzte sich unsere jüngere Halbschwester, die damals noch ein Kleinkind war, auf den Schoß und überließ ihr das Lenken. Noch immer hören wir unsere panische Stimme, die ihn anfleht, bitte, bitte langsamer zu fahren, selbst zu lenken, zu bremsen, auf die Strecke zu achten. Auch stellte er uns auf Brücken, auf sehr hohe Mauern, auf Dächern von Häusern, ging mit uns bis an den Rand der Berge, trat hinter uns, unter uns der tödliche Abgrund, und flüsterte uns zu: „Nur einen Schubs von mir und du fällst. Dein Körper wird zerschmettern, dein Kopf über den Asphalt rollen. Sieh nur hin, gleich bist du tot.“

Explizite Triggerwarnung: Leichenschändung, Kannibalismus.

Eines Tages, wir waren acht Jahre alt, kam unser Stiefvater zu uns, die Mutter und Schwester waren außer Haus. In seinen Armen hielt er einen kleinen toten Jungen, den er uns vor die Füße warf. Als Erstes schnitt er ihm den Kopf ab. „Du spielst doch so gerne Fußball“, feixte er und sprach damit die männlichen Innenkinder an. „Hier, ein Ball für dich. Schau nur, wie schön er rollt.“ Wir sollten mit dem abgeschnittenen Kopf spielen, aber weigerten uns. Also schoss er ihn quer durch den Raum, doch anstatt zu rollen, blieb er einfach in einer Ecke liegen. Das Zimmer war beschmiert von Blut und Gehirnmasse. Enttäuscht nahm der Stiefvater ein Messer zur Hand und begann, den Jungen auszuweiden. „So sieht ein Mensch von innen aus“, erklärte er, während er ihn in kleine Stücke zerlegte. Er hielt uns etwas hin, vielleicht war es ein Finger, ein Stück vom Herz, ein Auge. Alles war blutverschmiert. „Iss“, forderte er uns barsch auf. „Du magst doch so gerne Spaghetti Bolognese. Fleisch ist Fleisch. Iss.“ Und wir aßen, weil wir gar keine andere Wahl hatten. Am Ende hätte er es uns sowieso mit Gewalt hineingezwängt. Wir aßen und kauten, gehorsam, und vor allem standen wir unter Schock. Anschließend mussten wir putzen.

Fehler waren im Elternhaus grundsätzlich verboten und meistens wechselten sich unsere Eltern mit den Bestrafungen ab. So mussten wir zum Beispiel schon mit fünf, sechs Jahren lernen, das gesamte Haus zu putzen, Wäsche zu waschen oder Essen zu kochen. Erledigten wir eine Aufgabe nicht zur vollsten Zufriedenheit und entdeckte der Stiefvater noch irgendwo ein Krümelchen Staub, das wir unter einem der Schränke übersehen hatten, setzte es eine gehörige Tracht Prügel. Seine Wutausbrüche kannten keine Grenzen.

Explizite Triggerwarnung: Sexualisierte Gewalt (Flashback).

Wir sind ungefähr zehn Jahre alt, als unsere Mutter uns befiehlt, das Badezimmer zu putzen. Unter ihrem wachsamen Blick müssen wir uns zunächst nackt ausziehen, danach drückt sie uns einen kleinen Lappen in die Hand und weist uns an, auf allen vieren die Bodenfliesen zu schrubben. Dabei tritt sie auf uns ein, bespuckt und beschimpft uns. Wir sind zu langsam, nicht gründlich genug. Zur Strafe schleift sie uns zur Toilette, steckt unseren Kopf hinein und betätigt die Spülung. Dieser Vorgang wiederholt sich viele Male. Irgendwann lässt sie von uns ab, blickt auf ihre Armbanduhr und verkündigt, sie müsse nun los, zu einem Friseurtermin. Der Stiefvater betritt das Badezimmer, lacht und freut sich und bietet großzügig an, er würde die Aufsicht übernehmen. Wir putzen weiter, schrubben und wischen, während er danebensteht, uns beschimpft und beleidigt. Als alles sauber ist, beginnt seine Inspektion: „Hier liegt noch ein Körnchen Staub, und hier und hier.“ Strafe muss sein: Er holt sich eine Rundbürste der Mutter aus dem Regal und penetriert uns damit. Blut tropft auf die frisch geputzten Fliesen. Der Anblick erregt ihn. Dann vergewaltigt er uns. Währenddessen schlägt er unseren Kopf mehrere Male auf die Fliesen. Wir bekommen eine Platzwunde. Noch mehr Blut. Wir werden nicht ohnmächtig, sind inzwischen aber deutlich benommen. Er sinniert darüber nach, dass wir allmählich kein Kind mehr seien. Und bald schwanger werden können. Er fantasiert darüber, dass er uns dann endlich befruchten kann. Dass dann ein Teil von ihm in uns leben wird: „Und dann töte ich dieses Kind.“ Bei diesem Gedanken erreicht er seinen Höhepunkt, alles ist befleckt von Sperma und Blut. „Du solltest doch sauber machen, du Sau! Jetzt ist alles wieder dreckig. Nimm den Lappen und fang von vorne an. Dieses Mal aber gründlich, bevor deine Mutter nach Hause kommt. Wenn es bei der nächsten Kontrolle nicht sauber ist, hole ich meine Peitsche. Dann werden wir beide viel Spaß miteinander haben.“ Zuletzt wirft er uns noch die Rundbürste zu. „Die ist blutig. Mach sie sauber.“

Die Mutter