Wellenreiten - Stephano - E-Book

Wellenreiten E-Book

Stephano

0,0
0,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Du kannst dich vor der Liebe nicht verstecken. Joschi ist auf der Flucht. Vor allem vor sich selbst. Denn auf der Abifeier hat er mit seinem besten Freund Tom rumgemacht und seitdem sprechen die beiden kein Wort mehr miteinander. Auf einer kleinen Insel in der Nordsee hofft Joschi, zur Ruhe zu kommen. Blöderweise trifft er hier auf den sexy Surfer Cem, der mit seinen Freunden auf der Insel Urlaub macht. Ein erotisches Abenteuer ist jedoch das Letzte, was Joschi jetzt braucht. Oder? „Eine süße Kurzgeschichte, die sich um Joschi und seine ersten Erfahrungen in Sachen ‘Liebe’ dreht. Sich Hals über Kopf verlieben, Eifersucht, Unsicherheiten und Hoffnung …“ Trag dich auf Stephanos Website in die GayLetters ein. Warum mögen Stephanos Leser.innen seinen Newsletter? - Weil sie kostenlos eine prickelnde Novelle bekommen. - Weil sie sofort von den aktuellsten Neuerscheinungen erfahren. - Weil sie nur dann eine Nachricht bekommen, wenn es wirklich Wichtiges zu berichten gib

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Autor
Die Insel
Der Surfer
Der Junge
Die Strandparty
Erkenntnisse
Baden
Der Zeltplatz
Der Tag danach
Ernüchterung
Flucht
Leseprobe NEUSTARTEN
Die Gaystorys
Neustarten
Turbulenzen
Summertime
Vorurteile
Dorfidylle
Kretische Reise
Die Karte ist nicht das Gebiet
Impressum

Stephano

Wellenreiten

Kurzgeschichte

 

Der Autor

 

Stephano wuchs in Niedersachsen auf, bevor er zum Studium nach Köln ging. Germanistik, Skandinavistik und Philosophie stand auf dem Plan. Seit 2007 schreibt er. Heute lebt er mit seinem Mann in Köln. Wenn du mehr über ihn erfahren willst, dann findest du ihn hier:

 

Website: www.stephano.eu

Die Insel

An Bord der Fähre vom Festland auf die kleine ostfriesische Insel schloss Joschi die Augen und atmete die frische Seeluft tief ein. Die Frühlingssonne wärmte seine Haut und verdrängte für einen Moment die Erinnerungen an die vergangenen Tage. Ruhe breitete sich in ihm aus. Doch eine kreischende Möwe, die dicht an seinem Ohr vorbeiflog, führte ihm die Bilder, vor denen er auf der Flucht war, sofort wieder vor Augen.

»Scheiße«, murmelte Joschi und schlug mit der Faust auf die Reling.

Er konnte nicht rückgängig machen, was geschehen war. Dabei war diese kleine Fummelei mit Tom im Grunde nichts Dramatisches gewesen. Aber vielleicht hätten sie sich nicht gerade auf der Abifeier darauf einlassen sollen. Und dann auch noch im Fahrradkeller der Schule. Sie waren beide besoffen und bekifft gewesen. Und sie hatten völlig ungeplant eine Grenze überschritten. Seitdem schnitt ihn sein bester Freund. Jeden Versuch, darüber zu reden, blockte Tom konsequent ab. Und das tat Joschi verdammt weh.

Die Fähre schob sich in die rauen Wellen der Nordsee. Sie schaukelte auf und ab, schlingerte, wenn sich die Wogen aus unterschiedlichen Richtungen überkreuzten, während vor ihm die Insel schon klar erkennbar war. In einer halben Stunde würde er da sein, um sich eine Woche lang vom Rest der Welt abzuschotten. Nur Strand, Sonne, Bücher. Er wusste genau, dass er hier Ruhe finden würde, denn er war in den letzten Jahren oft mit seinen Eltern auf dieser Insel gewesen. Die Saison hatte noch nicht richtig begonnen, Schulferien standen gerade nicht an und daher erwartete Joschi nur wenige bekannte Gesichter.

Hatte er sich verliebt? Seit ein paar Tagen schwirrte Joschi genau diese Frage durch den Kopf. Hatte er sich tatsächlich in Tom verknallt und mit einer besoffenen Fummelei die Freundschaft kaputtgemacht? Das war so dumm. Er wusste doch genau, wie schüchtern Tom war. Tom, der sich sofort zurückzog, sobald jemand über Mädchen, Beziehungen oder gar Sex sprach. Immer wieder hatte Joschi mit ihm über seine Gefühle zu Jungs sprechen wollen. Doch Tom hatte das Thema jedes Mal sofort abgeblockt. Ganz so, als wüsste er längst, dass Joschi auf Jungs stand und er darin eine Gefahr für ihre Freundschaft sah. Aber warum war Joschi das so wichtig? Hatte er sich doch verknallt?

Nein. Das war es nicht. Joschi fand Tom durchaus attraktiv. Und auf freundschaftlicher Ebene liebte er ihn sogar. Aber er wollte nicht mit ihm zusammen sein. Er konnte auch gar nicht mit ihm zusammen sein, denn Tom war hetero. Darin war sich Joschi mittlerweile sicher.

Die Insel kam jetzt zügig näher und Joschi konnte schon die ersten Details im Hafen erkennen. Natürlich hatte Karin angekündigt, ihn abzuholen. Er hatte zwar nicht viel Gepäck dabei, aber der Empfang am Hafen war Tradition. Als die Fähre den Bogen zum Anleger einschlug, entdeckte Joschi sie neben ihrem Fahrrad. Sie hatte die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und scannte das Deck nach ihm ab. Joschi hob die Hand und als Karin ihn sah, lächelte sie breit. Sie winkte zurück und rief ihm etwas zu, was er wegen des Windes nicht verstand.

Joschi liebte diese kleine autofreie Insel, die ihn schon so oft aus der Unruhe und Hektik der Schule gerissen und wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht hatte.

Neben Karin lehnte ein Junge in Joschis Alter mit verschränkten Armen an der Kaimauer, der offenbar ebenfalls jemanden von der Fähre abholte und den Blick über die Fahrgäste schweifen ließ. Als er Joschi sah, nickte der Junge ihm kurz zu, ganz so, als würden sie sich irgendwoher kennen.

 

Natürlich bemerkte Karin, dass irgendwas mit Joschi nicht ganz stimmte, aber sie fragte ihn nicht danach. Und der war ihr dafür sehr dankbar. Er schnallte seine Tasche auf den Gepäckträger ihres Fahrrads und gemeinsam schlenderten sie ins Ostdorf, wo sich die reetgedeckten Häuser tief zwischen die Dünen duckten. Joschi erzählte vom gerade bestandenen Abitur und dem damit verbundenen Stress, Karin berichtete von den kleinen Skandalen, die die Inselbewohner den Winter über beschäftigt hatten, und bald erreichten sie das Haus, in dem Karin fünf Gästezimmer an Touristen vermietete. In diesen Tagen war er allerdings der einzige Gast.

»Soll ich uns später etwas zu essen machen?«, fragte sie, als Joschi mit seiner Tasche ins Haus trat. Dabei musste er aufpassen, dass er sich nicht an der niedrigen Tür den Kopf stieß. »Ich könnte Spaghetti machen. Und Salat.«

»Ja, gerne«, antwortete Joschi und stieg die schmale Holztreppe hinauf.

Sein Zimmer war klein, gemütlich und der Geruch weckte Kindheitserinnerungen in ihm. Dieses Haus und Karin waren immer ein fester Bestandteil der Ferien gewesen. Seit Karins Eltern gestorben waren, führte sie die Pension alleine. Joschi fragte sich heute zum ersten Mal, warum sie eigentlich Single war. Karin war Mitte dreißig, intelligent und attraktiv. Aber vermutlich war die Auswahl an passenden Männern auf der Insel zu klein. Irgendwann würde er sie mal danach fragen. Aber heute wollte er das Thema lieber nicht anschneiden, denn das hätte vermutlich dazu geführt, dass Karin ihn ihrerseits fragen würde, wie es denn bei ihm mit einer Beziehung aussah. Dazu war er nach den Erlebnissen auf der Abifeier noch nicht bereit.

Der Surfer

Nachdem er seine Tasche aufs Bett gestellt hatte, beschloss er, an den Strand zu gehen, um die Wassertemperatur zu testen. Vermutlich war es noch zu kalt zum Schwimmen, aber er wollte zumindest mit den Füßen ins Wasser und den Sand zwischen den Zehen spüren. Er setzte seine Sonnenbrille auf und marschierte los.

Als Joschi die Dünen erreichte, zog er seine Schuhe aus und ging barfuß weiter. Der feinkörnige Sand kribbelte unter seinen Fußsohlen und löste wohlige Erinnerungen in ihm aus. Er kraxelte den unbefestigten Weg hinauf, erreichte den Kamm und vor ihm breitete sich die Nordsee bis zum Horizont aus. Der Wind blies kräftig von Westen und wühlte das Meer auf. Die Flut war nach ihrem Höchststand gegen Mittag schon wieder auf dem Rückzug und die Ebbe legte allmählich eine immer weiter werdende Fläche trocken, auf der sich nur direkt bei den Dünen ein paar Strandkörbe ausruhten. Joschi atmete die frische Luft tief in seine Lungen und ließ die Gedanken an die zurückliegenden Tage fallen. Er war am Meer und hatte ein paar Tage ganz für sich allein. Nur das zählte jetzt.

Vereinzelte Urlauber spazierten übers Watt, rechts saß ein Paar im Windschatten eines Strandkorbes auf seinen Badetüchern und auf dem Wasser kurvten zwei Kitesurfer durch die Wellen. Ihre Lenkdrachen schwebten weit über ihnen am Himmel und zogen sie durch die Wogen. Links bereitete gerade ein dritter Surfer sein Board und den Drachen vor. Joschi beobachtete ihn eine Weile bei seinen Bemühungen, gegen den Wind anzukommen, dann rannte er die Düne auf der Meerseite in großen Schritten herunter. Er wollte so schnell wie möglich ans Wasser.

Er lief über den Strand, erreichte das Watt, spurtete über den feuchten Sand auf die Wellen zu. Das Wasser war wie erwartet noch ziemlich kalt und spritzte unter Joschis Schritten in alle Richtungen. Er stoppte, schloss die Augen und breitete die Arme weit aus.

---ENDE DER LESEPROBE---