Wenn das Wasser kommt - Rutger Bregman - E-Book

Wenn das Wasser kommt E-Book

Rutger Bregman

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Beschreibung

Wenn die Deiche nicht mehr halten - Ein aufrüttelnder Appell von Bestsellerautor Rutger Bregman Eine der spürbaren Folgen der Erderwärmung ist das Ansteigen des Meeresspiegels und die Häufung von Sturmfluten. Gerade Nordeuropa wird damit zu kämpfen haben, und kein Land so sehr wie die Niederlande, denn ein Viertel des Landes liegen unterhalb des Meeresspiegels. Auch in Deutschland leben mehr als zwei Millionen Menschen in überflutungsgefährdeten Gebieten. Rutger Bregman erzählt in diesem aufrüttelnden Essay, wie sich die Niederlande vor Flutkatastrophen schützen und welche Maßnahmen jetzt ergriffen werden müssen, wenn wir die Niederlande und weite Küstenregionen in Deutschland und Nordeuropa nicht verlieren wollen. In gewohnt visionärer und engagierter Art zeigt Bregman, wie der Kampf gegen das Wasser erneut gewonnen werden kann.

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Seitenzahl: 50

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Rutger Bregman

Wenn das Wasser kommt

Ein Essay

 

 

Aus dem Niederländischen von Ulrich Faure

 

Über dieses Buch

«Die Flut, die Flut! Ich kann an nichts anderes mehr denken oder etwas anderes tun.»

 

Dürren, Überschwemmungen, Tornados – in den letzten Jahren häufen sich extreme Wetterlagen und sind doch nur ein Punkt auf einer langen Liste von grundstürzenden Veränderungen, mit denen die Menschheit zu kämpfen hat. Längst geht es nicht mehr nur darum, was wir tun können, um die Folgen des Klimawandels zu verhindern, sondern darum, was wir tun können, um ihnen zu begegnen. In einem aufrüttelnden Essay ruft der Niederländer Rutger Bregman dazu auf, die Augen nicht länger vor dem Unvermeidlichen zu verschließen: Der Meeresspiegel steigt, Sturmfluten werden häufiger, die Küstenregionen Europas, ganze Länder, das Zuhause von Millionen Menschen ist bedroht. Muss es erst zur Katastrophe kommen, damit wir uns mit dem Unvermeidlichen auseinandersetzen? Gewohnt visionär zeigt Bregman, was Menschen erreichen können, wenn sie sich den großen Herausforderungen stellen.

 

«Rutger Bregman ist einer der prominentesten und radikalsten Vordenker Europas.» Stern

Vita

Rutger Bregman, geboren 1988 in den Niederlanden, ist Historiker und einer der prominentesten jungen Denker Europas. Bregman wurde bereits zweimal für den renommierten European Press Prize nominiert. Er schreibt für die Washington Post und die BBC sowie für niederländische Medien. 2017 erschien sein Bestseller «Utopien für Realisten», 2020 folgte «Im Grunde gut», das bisher in 43 Sprachen übersetzt wurde.

Inhaltsübersicht

Wenn das Wasser kommt

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

Nachwort

Quellenhinweis

Wenn das Wasser kommt

Es gibt eine Geschichte, die erzählt werden muss, und sie muss jetzt erzählt werden. Es ist die Geschichte von Johan van Veen. Ingenieur. Vater des Deltaplans. Einer der bedeutendsten Niederländer aller Zeiten.

Und doch kennt ihn kaum jemand.

Ein kleines Denkmal wurde ihm nur in der Gemeinde Uithuizermeeden in Groningen errichtet. Eine graue Büste, die ihm kaum ähnlich sieht. Sie steht zwischen einem Parkplatz und einem Supermarkt (laut Johans Biograph «einer der hässlichsten Flecken der Niederlande»).

Er selbst nannte sich «Dr. Kassandra» nach der griechischen Königstochter, die zwar wusste, dass Troja fallen würde, der aber niemand Glauben schenkte. Johan van Veen war Beamter bei der Rijkswaterstaat, der obersten Straßen- und Wasserbaubehörde der Niederlande, und er prophezeite die Flutkatastrophe von 1953. Nicht ein Mal, sondern wiederholt, zwanzig Jahre lang. «Ja, so etwas kann in den Niederlanden passieren, denn die Menschen haben einfach keine Ahnung», hatte er 1952 einem Journalisten der Wochenzeitschrift Elsevier gesagt. Der Chefredakteur schmiss das Interview daraufhin aus dem Blatt. «Reine Panikmache», seiner Meinung nach.

Johans Geschichte ist die Geschichte der Niederlande. Die Geschichte eines kleinen Landes an der Nordsee, das eigentlich längst in den Fluten verschwunden sein müsste. Ein Land, in dem man sich nie zu weit aus dem Fenster lehnen sollte und in dem Unhöflichkeit zur Tugend erhoben wurde. Ein Land von Kleinkrämern, die klagen und quengeln, nörgeln und meckern, die immer nur «klappt nicht», «darf nicht» und «kann nicht» schreien, bis sie – vollkommen unerwartet – das Unmögliche vollbringen.

Aber dazu muss es erst zu einer Katastrophe kommen.

1

31. Januar 1953. Der Wetterbericht des Königlich-Niederländischen Meteorologischen Instituts (KNMI) in De Bilt sagt wenig Bemerkenswertes voraus: «Stark bewölkt mit Regen, kräftige, ab und zu stürmische, zwischen Südwest und Süd wechselnde Winde.»

Ein Wintertag wie jeder andere. Besser, man bleibt zu Hause. Überall in den Niederlanden rücken die Familien vor dem Ofen zusammen und beraten darüber, ob sie De familie Doorsnee (Die Familie Durchschnitt) von Annie M.G. Schmidt einschalten sollen, ein populäres Radiohörspiel. Gemütlich geht es am Abend auch im Honkoop zu, dem Dorfkrug von Nieuwerkerk aan den IJssel. Es wird gelacht, getrunken und getanzt – bis jemand in die Kneipe gestürmt kommt.

Das Wasser. Das Wasser steht zu hoch. Nieuwerkerk liegt hinter dem Schielands Hoge Zeedijk, einem Deich, der die Bewohner des Polders seit Jahrhunderten schützt. Der Polder liegt fast sieben Meter unter dem Meeresspiegel, und Nieuwerkerk liegt am tiefsten Punkt der Niederlande. Dahinter erstreckt sich ein dicht besiedeltes Gebiet – von Gouda bis Den Haag, von Rotterdam bis Leiden. Mehr als drei Millionen Menschen leben in dieser Region. Wenn der Deich nicht hält, säuft halb Holland ab.

Der Bürgermeister Jaap Vogelaar lässt die Glocken von Nieuwerkerk läuten. Er fordert die Gäste aus dem Honkoop auf, so viele Sandsäcke wie möglich heranzuschleppen. Er selbst läuft im Stockdunkeln den Fluss ab und ruft ihnen zu, wo der Deich verstärkt werden muss. Dutzende Männer packen mit an. Aber sie spüren, wie ihre Stiefel einsacken, und als sie sehen, wie das Wasser über die Krone schwappt, und ihnen klar wird, dass der Deich jeden Moment brechen kann, rennen viele davon.

Unterdessen steigt und steigt das Wasser. Es schüttet wie aus Eimern: Regen, Schnee und Hagel, und ein stürmischer Nordwestwind peitscht das Wasser auf. An manchen Stellen werden ganze Stücke des Binnendeichs weggespült. Und dann geschieht es. Um halb sechs am Morgen sieht der Hilfsmaschinist Kleijbeuker ein Stück Deich von nicht weniger als fünfzehn Metern brechen. Das Wasser rauscht donnernd über den Polder. In Richtung Randstad, das Umland der Städte Amsterdam, Haarlem, Leiden, Den Haag, Delft, Rotterdam, Dordrecht, Gouda, Utrecht, Hilversum und Almere mit insgesamt acht Millionen Einwohnern.[1]

*

Zu diesem Zeitpunkt steht Kapitän Arie Evegroen an Bord seines Lastkahns Twee Gebroeders (Zwei Brüder). Er hat am Abend in Nieuwerkerk festgemacht, in der Hoffnung, dass sein Schiff dort sicher ist. Plötzlich taucht der Bürgermeister auf. Durch das Getöse des Sturms schreit er, Evegroen solle sein achtzehn Meter langes Schiff zum Deich steuern, um das Loch abzudichten.

Evegroen weigert sich. Er steht Todesängste aus. Soll er vielleicht mit dem Schiff und allem Drum und Dran in den Polder hinabstürzen, der Meter tiefer liegt? Erst als der Bürgermeister das Schiff «im Namen der Königin» einfordert, lenkt der Kapitän ein.

Es ist ein aussichtsloser Plan.