Wenn Glaube krank macht - Frank Sacco - E-Book

Wenn Glaube krank macht E-Book

Frank Sacco

4,9

Beschreibung

Frank Sacco ist Doktor der Medizin, internistisch tätiger Arzt in freier Praxis und Psychotherapeut. Der Autor betreibt mit dem Begriff des Sacco-Syndroms einen Versuch, den in Kreisen von Psychiatern und psychologischen Psychotherapeuten so ungeliebten Komplex der kirchenbedingten, "ekklesiogenen" Neurose neu in der Medizin zu etablieren. Er erweitert ihn um eine Reihe weiterer glaubensbedingter Erkrankungen: Depressionen, Psychosen, ADS, Zwangs- und Suchtkrankheiten. Die im vorliegenden Buch besprochenen, oft tief verdrängten religiösen Ängste, kommen heute wieder "durch alle Ritzen", so ein Artikel in der Zeitung "Die Zeit" vom 31.3.2010. Oft sind sie die eigentliche Ursache eines Suizides. Mit der sog. EAT stellt der Autor eine Gesprächstherapie vor, die eine aufwendige Psychoanalyse oft vermeidbar werden lässt.

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Inhalt

Vorwort

Einführung

Autismus

Definition Sacco – Syndrom

Im christlichen Kindergarten

Borderline-Erkrankung

Im Kindergottesdienst, ab dem 2. Lebensjahr

Im Religionsunterricht

Fernseelsorge

Das kollektive Unbewusste nach Sacco

Schizophrenie

Depression

Das Gott-Ich

Ein abgelehnter Hilferuf

Psychiater schweigen zur Religion. Warum?

Das Gesangbuch der evangelischen Kirche von 1994-2034

Panzerlieder (lässt unsere evang. Kirche über Vierjährige rollen)

Die Unheilige Bibel

Die zehn Gebote

Hypnose und kirchlicher Gottesdienst

Der Anhang meines ev. Gesangbuches von 1994

Die Zeit vor 1918 (die Aufklärung)

Die Hölle und ihre schrecklichen Teufel

Aids und Mission in Afrika

Krankheitsbilder in psychoanalytischer Sicht, Beispiele

Schizophrenie

Autismus

C.G.Jung und Sigmund Freund

Eine Zwangsneurose

Psychosomatik, Beispiele

ADS-Ursachen. Das Drama ADS in Würzburg

Die sog. »Endogene« Depression

Kierkegaard

Der Kierkegaard-Test

Schopenhauer und die Depression

Hölderlin

Van Gogh

Nietzsche

Rainer Maria Rilke, geb. 1875

Martin Luther und »meine« Religion

Marilyn Monroe

Allgemeiner Teil

Diese Erde / Der Mensch

Mögliche Wirkung der Bibel auf die kindliche Psyche

Das Samui – Phänomen

Mögliche Wirkungen von Musik auf Kinder

Mein Leserbrief in einer Zeitung (Hamburger Abendblatt), zum Artikel

Gedanken zum Sacco – Syndrom

Einiges aus Bibel und Kirche

Der Streichholzschachteltrick

Gott-redet-Tricks

Das Kreuz in Realität und Symbol

Das Glaubensbekenntnis und Allmachtphantasie

Intelligenz und Angst

Wer ist Gott wirklich?

Buddhismus

Das Mensch-Syndrom

Das Hitler – Phänomen

Gewalt und Delinquenz-Entstehung

Die Neue Religion (Die Religion nach Auschwitz)

Therapie des Sacco-Syndroms.

Die EAT (Ekklesio-Adversative Therapie)

Die Laien-EAT

Ausblick

Anzeigen

Gedichte

Vorwort

Die größte Angst des Menschen ist naturgemäß die vor Folter. Die allergrößte Angst ist die vor ewiger Folter. Nicht jedes Kind aber verträgt die offene Androhung ewiger Feuerqual. Unsere Religion hält durch ihre Höllenandrohungen »ihre Angehörigen in permanentem Schrecken«, so Ursula Nuber in Psychologie heute compact, Heft 30, 2012, Seite 3. Ein ebenso seltenes wie wahres Statement. Dass diese Folterandrohung und damit dieser unser Glaube krank macht, ist kaum bekannt und nur wenigen Bürgern überhaupt bewusst. Sind auch unsere Psychiater davon krank? Verkennen oder Verneinen sie gar wahnhaft den schädigenden seelischen Druck, den unserer beiden Großkirchen speziell auf Kinder ausüben? Warum sprechen sie, wie sie es selbst zugeben, nicht mit ihren Patienten über Glaubensfragen und deren Kranksein durch ihren Glauben? Warum »überweisen« sie nach eigenem Bekunden Patienten, denen ärztliche Gesprächstherapie ja zusteht und die dafür bezahlen, mit kirchenbedingten Erkrankungen zum Theologen, also im Prinzip zu den Vermittlern und damit Verursachern jenes krank machenden Glaubens? Die geforderte ärztliche Qualitätskontrolle unterbleibt in diesem System vollständig. Hinter der oben genannten Verfahrensweise verbirgt sich der größte Kunstfehler in der Psychiatrie mit einem immensen volkswirtschaftlichen Schaden. Dieses Buch geht darauf speziell ein.

Ca. 40 % unserer Psychiater sollen stoffgebunden abhängig sein, ca. 15 % waren einmal oder öfters stationär. Sie bringen sich oft um. Viermal mehr als wir. Größtenteils ist ihnen Supervision zur Pflicht gemacht, eine »Behandlung« quasi, die sie vor übertragbaren seelischen Krankheiten schützen soll. Sie haben oft aufgrund einer frühkindlichen Kränkung ein schlechtes Selbstwertgefühl – hinter einer Maske vermeintlicher Stärke. Wenn man sie dann kritisiert, reagieren sie nicht situationsangepasst. Unsere Psychiater brauchen also Hilfe, sie brauchen dieses Buch. Tiefenpsychologen neigen dazu, ihre Kritiker wie auch Kritiker der christlichen Religion als paranoid, also als wahnkrank zu beurteilen. Paranoia oder Wahn ist eine Trugwahrnehmung von Wirklichkeitscharakter.

Paranoid zu sein ist im Grunde gar nichts Besonderes. Sigmund Freud dazu: »Es wird behauptet, dass jeder von uns sich in irgendeinem Punkte ähnlich wie der Paranoiker benimmt, eine ihm unleidliche Seite der Welt durch Wunschbildung korrigiert und diesen Wahn in die Realität einträgt.« Natürlich ist dem so. Wer diese Welt mit der dunklen Seite ihrer Realität uneingeschränkt wahrnimmt und nichts verdrängt, verfällt in Depression oder Manie und bringt sich in aller Regel um. Seit Schopenhauer, einer der ehernen Ausnahmen dieser Regel, wissen wir, dass es so ist. Wahn und Halluzination sind primär keine Erkrankungen. Sie sind immer nur Symptome und stellen eine Möglichkeit unserer normalen Hirnfunktion dar. Im Traum halluzinieren wir ja alle. Der Schizophrene hat als Angstkranker soviel Angst, dass das Hormon Dopamin im Überfluss vorliegt. Die Folge ist das Halluzinieren. Luther halluzinierte den Teufel. Sein Tintenfass traf aber nur die Wand. Da war kein Teufel. Da war nur zuviel Dopamin im Angstpatienten Luther.

Ich bin aktives Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirche und stamme aus einer religiösen Familie. Hannah Arendt lehrte uns, dass in Auschwitz die Religion an einen Endpunkt geraten ist. Ich spreche in diesem Buch von einem neuen Ausgangspunkt der Religionen, der Religion nach Auschwitz. Eingestreut in die Texte sind Gedichte von mir. Sie sind in den letzten 20 oder 30 Jahren entstanden.

Liebe, du nicht

Liebe,

du hast es nicht getan:

Mit Flut die Welt ertränkt.

Die Kinder, die Unschuldigen,

die Schwangeren.

Liebe, du nicht:

Gefoltert Hiob. Verlangtest nicht

das Sohnesopfer von Abraham.

Hölle – nicht deine Idee.

Liebe,

es war nicht dein Wille:

Seine Folter am Kreuz.

Krebs / Aids:

Es ist nicht dein Wille.

Du warst nicht im Urlaub: 1933 bis 45

Zur Erläuterung: Die jüdischen Gefangenen im KZ sagten manches Mal, um Gott keinen direkteren Vorwurf machen zu müssen, »Er ist im Urlaub.« Er war es aber nicht. Er hätte gern geholfen. Er konnte nur nicht. Gott selbst ist ohnmächtig. Auschwitz ist der ausdrückliche Beweis seiner Ohnmacht. Ich sage immer: Wir sind seine Hände. Eine Hilfeleistung in den KZs, die im Rahmen der Fürsorgepflicht eines Schöpfers an dieser Stelle seine ausdrückliche Pflicht gewesen wäre, wurde also nicht mit Absicht unterlassen. Verzichten wir also bitte in Zukunft auf die überflüssige Frage: Warum lässt Gott das zu?

Vielleicht ist dieses Buch, in dem es um die Abschaffung des Höllengedankens geht, nichts für Sie, lieber Leser. Es ist nicht Ihr Thema, es langweilt Sie oder es ist Ihnen vielleicht zu deutlich in seiner kirchenreformerischen Ausrichtung. Lesen Sie dann hier einfach nicht weiter. Schließen Sie sich meiner Religionskritik auch nicht vorschnell an. Fragen Sie erst einmal ihr Unbewusstes, ob Sie Schuldgefühle bekommen, wenn Sie selber »Gott«- Kritik üben. Haben Sie Geduld.

Einführung

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielleicht haben Sie ein Kind, eine Tochter, oder einen Sohn in einer geschlossen Abteilung, oder gerade mal wieder daheim. Und es kann sich kaum richtig bewegen. Wegen starker Medizin. Es kann kaum sprechen. Es leidet unter den Medikamenten. Und Sie denken immer: Warum gerade dieses Kind, das niemandem etwas zuleide tun kann. Und Sie denken vielleicht oft, was ist dieses Kind gläubig? Eigentlich schon komisch gläubig. Viel gläubiger, als Sie es sind. Aber vielleicht ist es auch ganz »ungläubig«. Sie fragen sich: Warum ist mein Kind nur so lieb, fast schon krankhaft lieb? Und sagt niemals »nein«. Und der Psychiater Ihres Kindes sucht und »findet« den Schuldigen an dieser Krankheit: In der Verwandtschaft, der Bekanntschaft, oder sogar bei Ihnen. Oder gar beim Erkrankten selbst. Er sucht nur nicht an der richtigen Stelle. Er glaubt vielleicht, dort nicht suchen zu dürfen.

Aber vielleicht hat Ihr Kind ja ein Sacco–Syndrom, eine kirchenbedingte, chronische psychische Erkrankung. Warum müssen die beiden Großkirchen, und nur um die geht es zunächst hier, unseren Kindern derartige Angst machen? Unendliche Angst vor einer ewigen Hölle? Auf welchem Stern leben wir denn? Was ist das nur für ein Stern? Vielleicht konnte Ihr Kind den Wahrheitsgehalt meines bis 2034 gültigen Gesangbuches nicht anzweifeln, in dem es dort heißt: »dein Seel und Leib dort (in der ewigen Hölle) brennen muss«. Die unbedingte Toleranz bezüglich derartiger, dazu noch nach Art 1 GG verbotener (weil entwürdigender) Drohungen sollte eigentlich jeder Deutsche nach Auschwitz zu einem gehörigen Teil abgelegt haben, auch wenn sie von seiner Kirche kommen. Aber die Praxis lehrt uns anderes.

Warum lassen die Kirchen Gott und Jesus keinerlei Würde und stellen beide vor in die Kirchen zitierten Zweijährigen als folternde Personen, als Rachegötter dar? Warum dichten sie ihnen in Ökumene ganz offiziell das Betreiben einer angeblich schon heute bestehenden und funktionierenden Folterhölle an? Die öfters belächelten Zeugen Jehovas kennen dagegen keine Hölle. Sie lassen ihre Kinder damit in Ruhe. Meine Kirche jedoch, die so genannte »evangelische« (Evangelium bedeutet ja eigentlich »frohe« Botschaft), gibt keine Ruhe. Im Gegenteil. Sie radikalisiert sich.

Und darüber, über das Thema seelische Kirchengewalt und ihre Folgen, handelt dieses Buch. Gemeint ist bei mir immer nur die katholische und die evangelisch-lutherische Kirche. Übrigens und vorweg: Eugen Drewermann machte bei seiner Arbeit ebenso wie ich abgründige Erfahrung des Leides derer, die an der Kirchendoktrin der Hölle »zerbrachen«. Ich bin mit meinen Verbesserungsvorschlägen also nicht alleine. Jedes fünfte Kind ist heute psychisch auffällig (Psychologie Heute, März 08). Die zuständigen Kliniken sind »überschwemmt«. Nicht die Kinder seien krank, sondern die Gesellschaft, eine Gesellschaft, die augenscheinlich völlig die Kontrolle über ihre Kirchen völlig verloren hat. Sie gibt ihnen an unseren Gesetzen vorbei die unbeschränkte Freiheit, unseren Kindern mit ewiger Folter zu drohen. Wie keine andere Instanz verletzen unsere Kirchen damit das Urvertrauen und die Würde unserer Kleinen.

Im Februar 2010 las ich im Gemeindebrief der evangelischen St. Peter-Paul Kirche in Hermannsburg (Südheide), was ein Kind schmerzlich empfindet bei dem Kirchenlied »O Haupt voll Blut und Wunden«. Und, weil es ausnahmsweise gefragt wird, es auch ausspricht: »Wenn ich diese Strophe lese, bekomme ich ganz dolleAngst. Ich fühle mich wie ein ganz böser, schlechter Mensch. Ich lese nur von Schuld und Zorn und erdulden.« Im besagten Lied müssen unsere Kinder singen:

»Herr, was du (am Kreuz) erduldet, ist alles meine Last, ich hab es selbst verschuldet, was du (am Kreuz, der Verf.) getragen hast.«

Hier werden unsere Kinder nicht nur zu Mittätern an Jesu Kreuzigung gemacht, ihnen wird gar mit dem Wort »alles« die Gesamtschuld am Kreuzestod gegeben. Sie werden an unseren Gesetzen vorbei zu Tätern, im Rahmen einer priesterlichen Opferideologie hier gar zu Mördern und Mörderinnen gemacht Wie soll ein solches Kind Zufriedenheit mit seinem Selbst finden, wie soll es sich o.k. finden? Der Gemeindebrief ist der Beweis, dass Kirchenlieder nicht, weil sie »alt« sind, harmlose Traditionen darstellen. Sie sind aktuell, werden als Wahrheit erfasst und sind damit hoch pathogen. Die Lieder und damit die Kirchen missbrauchen unsere Kinder. Und hier präsentiert die Hermannsburger Kirche uns den seelischen Missbrauch sozusagen selbst auf dem Tablett. Die Lieder sind durch nichts zu entschuldigen. Die Kirchen sind an diesem Punkt durch nichts zu entschuldigen. Eine Anzeige wurde gestellt.

Das Kind fühlt sich schlecht und wird vielleicht schwer erkranken, weil ihm unvermittelt und in völlig unberechtigter und juristisch unerlaubter Weise die Täterschaft an einem Foltertod in die Schuhe geschoben wird, der 2000 Jahre her ist. Ganz auf meiner Seite ist da Papst Benedikt XVI. Er verwirft gottlob den sog. Sühnegedanken vollständig. Ein derartiger Gedanke entwürdige den lebendigen Gott, mache er doch den Vater zum Verantwortlichen an der Kreuzigung des eigenen Sohnes (in »Einführung in das Christentum«). Die Kirchen sollten hier schon auf den Papst hören – auch meine, die evangelische Kirche. Er nimmt hier seinen missbrauchten Gott in Schutz und verlangt Änderung. Ich hingegen sorge mich in meiner Funktion als Arzt vielmehr um die missbrauchten Kinder. Sie brauchen viel mehr Schutz als ein Gott.

Um diesen seelischen Kindesmissbrauch, um unverantwortliches Schuldgeben und um die Angst vor Strafe geht es hier. Um Angst vor Höllestrafe, denn das Kind soll ja den Sohn des eigenen Gottes am Kreuz in »Mittäterschaft« gefoltert haben. Es geht um ein Tabu. Es geht hier auch um die Etablierung einer angstfreien »Neuen Religion«, einer Religion eines eigenverantwortlichen Gutseins. Ich werde in diesem Buch eine Religion nach Auschwitz beschreiben, in der für eine Hölle kein Platz mehr ist, weil eine Hölle, auch eine Gott- gemachte, immer ein Verbrechen darstellt. Es gibt keine gerechte Folter. Die eingeredete »Schuld« implantiert Massivangst in unsere nach § 19 StGB in Wirklichkeit ja strafunmündigen Kinder. In beiläufiger Weise geben unsere beiden Großkirchen ihnen Schuld an einem Foltertod, der vor 2000 Jahren stattfand. Im Kirchenlied Nr. 88 »Jesu, deine Passion« (ev.) müssen sie zu allem Übel singen, dass sie mit einer Sünde Jesus möglicher Weise erneut foltern: »Jesus,  …hilf, dass ich mit Sünde dich, martre nicht aufs neue.« Der Gipfel aller Geschmacklosigkeit ist hier erreicht: Die Kirchen geben hier symbolisch unseren Kindern den Hammer und die Nägel als Zeichen ihrer angeblichen heutigen und aktuellen Täterschaft direkt in die Hand.

Hier begegnet uns die Auferstehung, die, hätte sie denn stattgefunden, ja ein Wunder gewesen wäre, in einem völlig neuen Blickwinkel. Helmut Schmidt und ich glauben indes nicht an Wunder und sind doch Christen. »Auferstehen« musste Bibeljesus, damit er erneut gefoltert werden kann, damit erneut schwerste Schuld in unschuldige Kinder hineingeredet, hineingesungen werden kann. Statthaft, so wurde mir von der Hannoverschen Staatsanwaltschaft auf meine Anzeige hin geschrieben, seien die Verhaltensweisen der Kirchen, weil diese »sozialadäquat« seien. Dabei spielt es dem Anschein nach keine Rolle, ob dieses Verhalten Krankheiten oder gar Suizide bewirkt. Ist bis hin zum Suizid führender Kindesmissbrauch tatsächlich sozialadäquat? Ist nicht im Gegenteil das Einhalten unserer Gesetze sozialadäquat? Hier kommt der Paragraph 19 für Sie: Schuldunfähig ist, wer bei Begehung der Tat noch nicht vierzehn Jahre alt ist. Man ist, wenn man schuldunfähig ist, natürlich auch aus den gleichen Gründen sündenunfähig. Die Kirchen sind ja Körperschaften öffentlichen Rechtes und kennen den Sinn von Gesetzen.

Während einer Sitzung der Niedersächsischen Ärztekammer über Glaubensfragen am 17.11.2009 (s.u.) wurde mit dem beisitzenden Juristen herausgearbeitet, dass Gesetze schon ihren Sinn haben. Der Gesetzesgeber möchte zum einen, dass Kinder nicht bestraft werden, da keine umfassende Einsicht in ihre Tat besteht, zum anderen sollen Erwachsene, die als unschuldige Kinder eine Tat begangen haben, nicht lebenslang unberechtigte Schuldgefühle ertragen müssen und dadurch depressiv werden. Dass sich Bürger lebenslang, ob nun bewusst oder unbewusst, mit der Schuld, jemanden gekreuzigt zuhaben, belasten müssen und dadurch schwer krank werden, ist nicht der Wille unseres Staates. Den Kirchen gelingt dieser Trick der Schuldimplantation perfekt, perfekt seit 2000 Jahren. Der o.g. Jurist hatte Glück: Als Kind empfand er, wie er mir sagte, die Geschichten der Bibel als »Märchen«. Ob das wirklich so war, sei dahingestellt. Es meisten Kinder glauben diese »Märchen« und sind damit missbraucht.

Eine moderne Kirche sollte sich aber schon an das Strafgesetzbuch halten. Sie muss es neuerdings sogar. Eigentlich muss sie es schon seit 1950, seit der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten, Art. 9 (2). Bedrohung mit Hölle, mit Folter in einer Hölle, ist nach § 241 StGB und Art. 1 GG in Deutschland streng verboten. Unser oberster früherer VerfassungsschützerProf. Papier formulierte es so: Die Kirchen hätten zwar Religionsfreiheit, das dispensiere aber nicht davon, sich wie alle Bürger an die Gesetze zu halten. Die modernen Kirchenreformer kommen also aus der Justiz, wenngleich es dort aber auch Kräfte gibt, die die Kirchen massiv in Schutz nehmen. Das dem Strafgesetzbuch entgegenstehende Verhalten der Kirchen sei angeblich sozialadäquat und damit doch erlaubt. Sozialadäquat ist jedoch ein Handeln, welches sich im Rahmen der geschichtlich entwickelten Sozialordnung bewegt. Als Beispiele werden gern Autofahren und der Betrieb technischer Anlagen genannt, natürlich nur jeweils im Rahmen der geltenden Rechtsvorschriften. Autofahren darf als potentiell gefährliche Angelegenheit dennoch vollzogen werden. Ist das Strafgesetzbuch keine Rechtsvorschrift? Gilt es für unsere Kirchen etwa nicht?

Kirchliche Folterandrohung produziert Angsterkrankungen und Aggressionsphänomene, da Kinder sie für Ernst nehmen, sie glauben. Psychiater, die dies negieren, sind nach dem Psychiater Dr. M. Lütz (s.u.) selbst geschädigt, selbst angstkrank und es kostet sie einen enormen Verdrängungsaufwand, alles, was sie über Kinderseelen wissen, an diesem Punkt zu verdrängen. Unsere Kirchen produzieren also schwerste Angsterkrankungen. Schwerkranke. Arbeitsunfähige Bürger in geschlossenen Abteilungen möchte unser Staat aber nicht. Er hat mit Bedacht ein uns alle schützendes Grundgesetz verfasst.

Der Ruf nach einer Kirche, die sich an die Gesetze hält, wird immer lauter. In der Zeitung »Die Welt« vom 30.11.2010 schreibt Alan Posener sinngemäß, im Gegenzug zur Religionsfreiheit verlange der demokratische Staat von den Religionen, dass sie auch »jene Gesetze achten, die ihnen nicht einleuchten«. Sie sollen auf den Versuch verzichten, »den Staat nach ihrem Bilde umzuformen«.

Fanatismus beginne mit der religiösen Rechtfertigung von Unrecht, so Ulrich Ladurner in der Zeitung »Die Zeit« vom 10.3.2011 und er spricht die Opfer religiös begründeter Gewalt an. Kirchenkritik werde gern als Religionsfeindschaft von »gewissen Amtsträgern« missverstanden. Kirchenkritik sei in Deutschland eben »nicht des Teufels«. »Es ist für eine Gesellschaft existenzbedrohend, wenn Religion zur Rechtfertigung von Gewalttaten missbraucht wird.« Fundamentalisten wollten ihre Kritiker mundtot machen. Auch darum gehe es »jetzt darum, die seriösen Religionskritiker zu hören.«

In seiner Rede in Ankara äußerte Christian Wulff als Landesvater, er trete jedem religiösen Fundamentalismus entgegen. Diese Äußerung kam ihm teuer zu stehen. Von der Kanzel wurde er danach verteufelt.

Auch für die französische Philosophin Elisabeth Badinter wird eine Religion in dem Moment »zur Gefahr für die Freiheit« wenn sie sich gegen die laizistischen Gesetze eines Landes auflehnt. »Hier ist doch nicht Afghanistan«, schimpft sie (Quelle Die Welt, 16.4.2011).

Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück sagt uns dazu im Hamburger Abendblatt vom 22.04.2010: » …aber wo staatliche Gesetze verletzt werden, müssen staatliche Behörden tätig werden.Die Kirche kann nicht über staatlichen Strafgesetzen stehen …Insofern wird es auch eine Zäsur im Verhältnis zwischen Staat und Kirche geben müssen.« Glück ist zum Glück (2010) auch Präsident des Ökumenischen Kirchentages.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider äußert sich über kirchlichen Missbrauch: »Wir brauchen eine staatliche Aufklärung«. Nötig sei »ein geordnetes Justizverfahren«. Die werden jetzt häufiger kommen. In seinem Buch »Von Erdenherzen und Himmelsschätzen« schreibt Schneider übrigens kommentarlos, wer nicht Liebe gebe, der komme nach dem Richterspruch Jesu in dessen ewiges Feuer. Bezüglich seines Satzes ist nun die Justiz gefragt. Wir haben den Bischof angezeigt.

Im selben Zeitungsartikel (»Die Welt« vom 6.4.2010) sagt auch der damalige Bischof Walter Mixa noch, er habe nie Heimkinder geschlagen. Das ist inzwischen widerlegt. Ein Priester müsse »gewaltlos sein«, so Mixa. Er habe sich »immer daran gehalten«. Mit »gewaltlos« meint Mixa natürlich immer auch die viel schwerwiegendere seelische Gewalt. Offene Feuerandrohung ist eine solche.

Papst Benedikt XVI. räumt in Hinblick auf kirchenbedingte Erkrankungen ein: » …es gibt empfindsame, schon fast kranke Seelen, die man ganz schnell in die Angst hinabstößt« (also in die psychische Erkrankung). Die müssten »aus der Furchtzone herausgeholt werden«. Bei dieser Arbeit des Herausholens befinden wir uns gerade in diesem Buch. »Und es gibt Dickhäuter, bei denen man auch schon draufschlagen muss«, so der Papst wörtlich im Buch »Salz der Erde«. Wir hoffen da nur, dass alle Theologen auch ein abgeschlossenes Psychologiestudium absolviert haben, um so die Unterscheidung treffen zu können, ob sie einen Kranken vor sich haben oder einen derartigen Dickhäuter, den sie schlagen müssen. Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang, an den Papstbruder Georg, der diese Aufforderung des Draufschlagens allerdings schon bei seinen dünnhäutigen Regensburger Domspatzen wörtlich nahm. Heute wissen wir: Ein Geistlicher sollte überhaupt nicht schlagen. Selbst dickhäutige Elefanten sind seelisch dünnhäutig und vergessen nie, wer sie schlug. Das körperliche Schlagen wird vom geschlagenen Kind so aufgefasst, als wenn Gott es schlägt, das gravierendere seelische Schlagen sieht so aus, dass den betreffenden Kindern mit ewiger Feuerhölle gedroht wird und dem Verlust der Gnade Jesu. Hier muss Abhilfe geschaffen werden. Die bayrischen Bischöfe sind sich da längst einig: Alles in ihrer Macht stehende wollen sie tun, um Gewalt künftig zu verhindern, so in ihrer Freisinger Erklärung März 2010 (Quelle »Die Welt 11.2.2011). Helfen wir ihnen jetzt dabei.

Körperliche Gewalt ist also, vom Geistlichen angewendet, immer auch seelische: Kinder sehen Geistliche als verlängerten und autorisierten Arm Gottes. Deren Schläge sind für sie, als wenn Gott sie schlägt, zu Recht schlägt.Die resultierenden Schuldgefühle sind daher immens. Ein Patient von mir verspätete sich als Kind ohne eigene Schuld beim Unterricht in der Kirche. Er wurde vom Priester geschlagen und beschimpft. Für ihn war das tatsächlich so, als ob Gott geschlagen hätte. Er ist heute ekklesiogen schizophren. Seine diversen Psychiater haben ihn niemals über seine Negativerlebnisse mit Kirche und Glauben befragt. Als Vorbilder wurden ihm als Kind vom Geistlichen die Märtyrer dargestellt: Denen habe man die Haut bei lebendigem Leibe abgezogen. Daher kämen sie auf keinen Fall in die Hölle oder das quälende Fegefeuer. Das mag sein, aber solche Worte machen Kindern starke Angst, besonders, wenn man ihnen einen allmächtigen Gott einredet, der dieses Hautabziehen leicht hätte verhindern können, es aber nicht tat. Die ekklesiogen erkrankten Psychotiker, die Hölderlins von heute, leben und toben nicht mehr vierzig Jahre eingesperrt in einem Turm am Neckar, sie werden lebenslang mit Medikamenten künstlich bis zur Persönlichkeitsumformung ruhig gestellt. Über das eigentliche Trauma wird von Psychiaterseite eisig geschwiegen. An diesem Punkt lässt sie die Schwerkranken in Stich. Das wird sich jetzt ändern.

Beat Faller, ein Schweizer, sagt uns zu diesem Thema im »Tagesanzeiger«, story 19455560, www.tagesanzeiger.ch: »Ich musste nackt in die Klause des Paters. Er nannte mich einen Sauhund und schlug mich mit einem Bambusstock, immer auf den Penis und die Hoden.« Die Schwestern und der Pater schmierten ihm seinen Kot ins Gesicht. Faller: »Ich dachte damals, ich sei schuld an dieser Behandlung …. Zur Schuld kam die Scham …« Da das Schuldgefühl und damit die Höllenangst mit Absicht von den Kirchen immer wieder (Sonntagspredigen, Medien) »aufgefrischt« wird, gibt es m. E. auch keinerlei Verjährung von körperlichem Missbrauch, solange Kirchen am Höllenglauben, an diesem Teil ihres Missbrauchs, weiterhin festhalten. Es wird ja kirchlicherseits dafür gesorgt, dass die Schädigung nicht aufhören kann. »Je mehr Ängste wir unseren Kindern ersparen,  …umso mehr werden sie zu gesunden und frohen Persönlichkeiten heranwachsen«, so Dr. med. Gisela Eberlein in »Ängste gesunder Kinder, Econ. Länger dauernde Angst bewirke eine schwere Störung und führe die Kinder in einen Teufelskreis. Die Eltern trifft keine Schuld. Sie glauben ihr Kind in einer Kirche gut aufgehoben. Das Gegenteil ist der Fall.

Das Sprechen über den bis vor kurzem wie bekannt weitgehend tolerierten sexuellen Missbrauch der Geistlichen ist der Wegbereiter zu diesem Buch. Daniele Dell´ Agli sagt uns dazu in der Zeitung Die Welt: » …blicken wir zuversichtlich dem Tag entgegen, da man in ähnlicher Breite und Schärfe über den Missbrauch metaphysischer Bedürfnisse durch die so genannten Religionen diskutieren wird.« Auf geht´s also.

Falls Sie oder Ihr Kind, schuldkrank und angstkrank sind, wird es Ihnen nach der Lektüre dieses Buches hoffentlich besser gehen. Und: Als kleiner Nebeneffekt wird unser Gott, der ja die bedingungslose Liebe ist, erst einmal sauber gewaschen. Von den ganzen kirchenerfundenen Unwahrheiten wie Sintflut, Sodom und Gomorrha, Geschehnissen also, die die Kirchen immer als völlige Wahrheit und niemals als Symbol verkaufen. Und natürlich wird auch ihre Lieblingserfindung, die Erfindung Hölle, von Gott abgewaschen. Er kann sich ja gegen die Unterstellungen nicht wehren, er ist ja stumm. Auch, wenn Papst Benedikt XVI. sagt, Gott rede zu ihm. Der wahre Gott, die bedingungslose Liebe nämlich, kann sich nur durch Sie wehren, lieber Leser, mit Ihrer Hilfe. Und natürlich durch mich: Frank Sacco, den Analytiker der Psychoanalytiker und der Kirchen.

Unsere beiden Kirchen gehen also mit grenzenloser seelischer Gewalt, nahezu unbeachtet von unserer sonst so kritischen Gesellschaft und ihrer Psychiatrie, eineinhalb Jahrzehnte über unsere Kinder hinweg, wohl wissend, dass die Kleinen alles glauben, was man ihnen über die beiden grausamsten der bisherigen 8 Millionen Götter in Kirchen erzählt oder bildlich zeigt. Die Auflösung schwer krank machender Gottesbilder hat ihren Stammplatz in der Psychoanalyse heutzutage leider verloren. Das 1994 neu aufgelegte evangelische Gesangbuch sagt unseren Kindern schon alles über die Hölle dieses ihres »Gottes«: » …dein Seel und Leib dort brennen muss«. Ewig, versteht sich. So steht es im hochoffiziellen Lied »So wahr ich lebe, spricht dein Gott …«. Er spricht aber nicht, der wirkliche Gott. Nicht der Gott, der die Liebe ist. Und so wahr ich lebe, hat Gott auch diesen schrecklichen Satz nicht gesagt. Eine Strafanzeige wurde wegen des Liedes gestellt. Unsere Kirchen drohen also ganz offen mit Bibelgottes Hölle, diesem seinen angeblichen Feuer-KZ. Von der Hölle als »KZ« spricht übrigens auch Thomas Hürlimann in der Zeitung »Die Zeit« am 31. 3.2010. Hören wollen die Kirchen sein Wort KZ allerdings gar nicht gern. Warum eigentlich nicht? Warum sind sie an der Stelle nur so empfindlich? Sie wollen auch nicht hören, dass die Sintflut, wäre sie denn gewesen, der erste Holocaust war und ein Lehrstück der Kirchen in angeblich »erlaubter« Gewalt noch heute. Völlig unverständlich, aber menschtypisch ist es, wenn viele die Verbindung Sintflut / Holocaust in Nachkriegsdeutschland nicht herstellen. Ein solches Lehrstück war diese Flut aber und sie wird es sein für alle noch kommenden Holocaustveranstalter. Dagegen lernten wir im Deutsch- oder Ethikunterricht: Ein Holocaust ist nie gerecht, selbst dann nicht, wenn ihn eine Autorität veranstaltet. Die Kirchen etablieren hier ein in die Irre führendes »Gerechtigkeitsempfinden«. Im deutschen Deutsch- bzw. Religionsunterricht wird konträres Recht gelehrt. Das hatte und hat weitreichende Folgen. Wo Gott seine Gnade nicht hergibt, dort wird er alles rächen. Das behaupten unsere Kirchen noch heute. Dass »Rache« kein ethisches Gut ist und es nie war, haben sie noch nicht begriffen. Damit wird es weiter Kriege und sonstiges Grausames im Namen Gottes geben können und dürfen.

Jetzt wissen wir aber, warum die Außerirdischen keine besondere Lust verspüren, mit uns in Kontakt zu treten. Schwere Angstmacherei und etwas Suggestion reichen aus, uns Menschen vollends den Teil unseres Verstandes zu rauben, der mit Humanität besetzt ist. Schon die Kreuzritter glaubten fest, es sei ethisch am göttlichen Verbot der Tötung vorbei vertretbar, mit brachialer Gewalt einen kranken Glauben zu verbreiten, der eine ewige Feuerhölle und unser aller Kreuzesschuld in finanziellem Eigennutz predigt. Und unsere Psychiater meinen zum Großteil immer noch, man könne unter Suggestion stehend keine Verbrechen begehen. Die Praxis beweist das Gegenteil.

Kirchenbedingte seelische Erkrankungen werden in unserer Gesellschaft nicht erkannt, und wenn doch, meist totgeschwiegen. Führend in diesem Totschweigen ist unsere Psychiatrie. Natürlich sind aber nicht alle Psychiater gleich. Immer gibt es Ausnahmen einer bzw. jeder Regel! Nach dem anders gearteten Analytiker Tilmann Moser ist kirchenvermittelter Glaube für Millionen (!) Kinder, wie er schreibt, die schwerste Kinderkrankheit, »in vielen Fällen unheilbar, ansteckend vor allem für Kinder und Kindeskinder.« Das ist so. Denn Angst führt zu Angstkrankheiten. »Die Psychoanalyse zeigt dass alles Unheil der menschlichen Psyche der Angst des Menschen entstammt«, so Drewermann. Die Angst, die im Menschen liegt, sei grenzenlos. Moser ist in der Äußerung dieser Tatsache eine der wenigen Ausnahmen im Heer unserer Therapeuten. Auch Jutta Schütz, Psychotherapeutin, findet gottlob handfeste kirchenkritische Worte in ihrem Buch über Suizide bei Kindern»Ihr habt mein Weinen nicht gehört«, Herder. Sie zitiert die Bücher Salomo aus der Bibel, wo Eltern aufgefordert werden, Kinder zu kasteien und zu züchtigen. Das sei ein Freibrief für Eltern. Gewalt gegen Kinder bewirke Krankheit: »körperlich, seelisch und sozial«. Den Kirchen wurde ihr Freibrief zum Krankmachen jetzt aber von Juristenseite, und zwar vom Verfassungsschutz entzogen. Jetzt wird es also ernst.

Ich habe Belege und Beispiele dafür, dass auch der Autismus und das verwandte Aspergersyndrom, beides anerkannte Angsterkrankungen, von kircheninfundierter Angst herrühren, also kirchenmitbedingt sind. Natürlich ist für diese größten Angstkrankheiten des Kindes, die kindliche »Schizophrenie«, neben einer möglichen Erdenqual, der es ausgesetzt ist und die es fürchtet, die als Kirchenreklame ihm eingeredete transzendente Ewigkeitsfolter in einer Hölle maßgebend. Eher wenige Kinder halten die Androhung ewiger Folter aus. Dass Höllenangst (und nicht die Gene) die maßgebliche Ursache der Schizophrenie darstellt, wusste schon der große C. G. Jung. Lesen Sie Jungs Buch »Psychogenese der Geisteskrankheiten«, Rascher Verlag Zürich. Auch Eugen Drewermann weiß um diese Zusammenhänge.

Erzbischof Becker, Paderborn, zitiert über die Eltern schriftlich schon die Zweijährigen in seinen Hauptgottesdienst (!), damit sie sich schon mal »an die Liturgie gewöhnen«, wie er schreibt. Manche sagen dazu in eigenartiger »Naivität«: »Kinder begreifen ja noch gar nichts.« Sie begreifen doch! Heute wissen wir: Kinder begreifen sogar schon intrauterin. Darum holt Erzbischof Becker sie sich ja in seinen Paderborner Dom. Sie sollen auch das Bild des Margarethenaltars begreifen und dafür eine »besondere Sensibilität« entwickeln. Es zeigt einen sich Menschen kochenden »Jesus«! Nachdem Becker auf einen kritischen Brief, der zu diesem Bild Stellung nahm, in der gesetzten Frist nicht antwortete, habe ich ihn in Konsequenz der wegweisenden und für uns alle verbindlichen Worte Prof. Papiers wegen Kindesmisshandlung angezeigt. Das traf die Kirche hart. Die zuständige Staatsanwaltschaft nahm den Bischof mit wenigen Worten in Schutz. Er muss nicht ins Gefängnis. Das Kirchenbild darf also weiterhin Zweijährige erschrecken und krank machen. Kurze Zeit später wurde aber Bischof Robert Zollitsch, Leiter der katholischen Bischofskonferenz, zitiert, seine Kirche wolle die Hölle nicht mehr thematisieren. Zu Ostern 2012 schreibt er uns in der Zeitung »Die Welt«, völlige Gottesferne gebe es im Jenseits nicht. Er ringt demnach auch wie ich um die Abschaffung der Hölle. Er ist ein Mann, der jetzt Hilfe von allen Seiten benötigt.

Im Buch »Grundformen der Angst«, Reinhardt-Verlag, wird vom Psychoanalytiker Fritz Riemann eindrucksvoll die psychologische Bedingtheit der Schizophrenien dargelegt. Leider nennt er als Ursachen zu oft die Eltern und nicht die eigentlich Schuldigen: Die Kirchen. In eigentümlicher Naivität meint er, »der Mensch früherer Zeiten« hätte Angst vor rächenden Göttern gehabt. Immerhin betont Riemann immer wieder die Wichtigkeit eines unbedingten Geborgenheitsgefühles ab dem Säuglingsalter. Doch schon ein Embryo, das wissen wir heute, kann seelisch krank sein. Präsentiert man Kindern einen strafenden Gott, wird man mit einem oftmals kranken Kind »bestraft«. Denn dieser ausgedachte »Gott« kennt in Jenseits nur zwei Strafen: Hölle und Fegefeuer. Den Klaps auf den Po kennt er nicht.

Autismus

Die Therapie der Autismusstörungen ist zunächst eine Behandlung der Eltern bzw. der engsten Kontaktpersonen. Diese haben oft unbewusst Ängste oben genannter Art, die sie aufs Kind übertrugen. Sie haben diese Ängste wiederum allermeist von ihren Eltern. Hier spielen schon biochemische Prozesse (plazentagängige Botenstoffe) und Embryo-Erlebnisse intrauterin eine Rolle. Heute weiß die Forschung schon sehr viel über den Intellekt des Ungeborenen und seine Teilnahme am Leben. Es hat bei der Geburt schon ein Erinnerungsvermögen von einem Monat. Embryos empfinden Wut und Trauer und können weinen. Natürlich nehmen sie Musik wahr. Eine Liebesmelodie von Chopin beruhigt sie. Laute Kirchenglocken oder auch Orgelmusik, die nach dem Willen des Komponisten Schuld und Höllenangst ausdrücken sollen, verängstigen Ungeborene. Die Angst der graviden Mutter wird und ist auch ihre. Bekannt ist bei Autisten wie Schizophrenen sehr häufig eine schwere eigene Geburt in der Krankenvorgeschichte. Für das Kind ist ein derartiges Erlebnis ein großer seelischer Schock. Das Gehirn bleibt morphologisch in aller Regel intakt: Autisten und Schizophrene haben sogar meist einen überdurchschnittlichen hohen IQ und verstehen so intensiver als andere Kinder den Inhalt der Predigten Geistlicher.

Wir Ärzte leben immerhin in einer Zeitepoche, in der wir im Deutschen Ärzteblatt aufgeklärt werden: »Wenig beachtet wird in der Literatur und auch in der Öffentlichkeit, dass auch seelische Misshandlungen existieren, die häufig dieselben schwerwiegenden Folgen haben wie körperliche Misshandlungen.« Die Folgen bei derart missbrauchten Kindern seien posttraumatische Belastungsstörung, Neurosen, Essstörungen, Alkohol- , Drogen- und Medikamentenmissbrauch, Depressionen, Borderline-Störungen, Suizide, Sexualstörungen und Spuren in der Hirnstruktur, so Prof. Dr. Dr. Remschmidt, Marburg, Dt. ÄB, April 2011. Das ist beinahe die ganze Palette seelischer Störungen! Kirchengewalt bewirkt diese ganze furchtbare Palette.

Das Freimachen der entsprechenden Kontaktperson von ihren Ängsten heilt das autistische Kind im Idealfall gleich mit. Sie wird angstfrei, frei von Höllenangst, und überträgt dieses neue Gefühl der Zuversicht auf das Kind, ebenso, wie sie früher die Angst übertrug. Den eigentlichen Grund für den kindlichen Autismus stellt die Kontaktperson nicht dar. Es sind die berechtigten Ängste vor dieser Welt und die unberechtigten Ängste vor einer Ewigkeitsfolter, dem kirchlich eingeredeten Gedanken ewige Hölle.

Die Theorie von der sog. schizophrenogenen Mütter führte über Selbstvorwürfe, eine schuldhaft falsche Erziehung getätigt zu haben, zu etlichen Suiziden dieser Frauen. Das Risiko für eine schizophrene Mutter, ein ebenfalls derart krankes Kind zu haben, liegt allerdings tatsächlich 12-mal höher als bei gesunden Müttern. Hier ist ein Zusammenhang also gar nicht wegzuleugnen. Es sind aber nicht bewiesener Maßen die Gene, die dies bewirken, es ist der seelische und meist kirchliche Missbrauch an den Müttern, als diese noch Kinder waren. Die Schizophrenie ist also oft eine posttraumatische Belastungserkrankung mit Gewalterfahrung durch angstvoll erlebten Terror der Kirchen mit deren Androhung einer möglichen ewigen Grausamkeit. Mit dieser Folter drohen sie ja ganz offen. Sie gehört ganz fest zu ihrem heutigen Dogma. Ende Autismus.

Ich werde Beispiele anführen. Eines kommt jetzt:

Die Hölle ist wieder in aller Kirchenmund. Ganz Würzburg stand im Jahr 2010 im Zeichen der Hölle, der End-Zeit. »Alle deine Gerichte sind gerecht«, ruft eine Würzburger Kirche dem Täter der Sintflut und dem Herrn der Hölle, ihrem Bibelgott zu. Da weinte ein Kind in Reihe drei. Ich muss Ihnen nicht sagen, warum. Ich war der einzige Anwesende, es zu trösten. Für das ständige Zugegensein von Psychologen hatte man in der Kirche nicht gesorgt. Ich bat meine Ärztekammer, für eine Veränderung der Ausstellung zur sorgen. Man sei »nicht zuständig«, teilte sie mir nach ca. 9 (!) Monaten schriftlich mit. Nun, sind wir bei Kindesmissbrauch nicht alle zuständig? Und speziell eine Ärztekammer? Das Würzburg 2010 hat die Weichen für zahllose schwere Erkrankungen gestellt. Was Kinder in Kirchen sehen, das glauben sie, so unser Pastor. Eltern sagen ihnen nicht bzw. nicht oft genug, dass sie Lügen im Eigennutz gesehen und gehört haben.

Die Gesellschaft nimmt derartige Ausstellungen in Kirchen nicht als Kirchengewalt wahr. Das kollektive Unterbewusste blockiert diese Art von Wahrnehmung. Das Kollektiv sieht die Kirche in paradoxer Weise oft als einen Ort des Friedens und heiterer Nachmittage im Gemeindegarten. Aber eigenartig: Ganz viele aus meiner Gemeinde denken anders als das Kollektiv. Ändert sich das Kollektiv gar? Kommt gar eine neue Zeit? Ja.

Zum Glück ist jetzt bereits durch die Diskussion des anerkannt schädlichen sexuellen Missbrauches ein Umdenken eingetreten. Das Kollektiv hört heute auch bereits vonseelischem Missbrauch: Im Spiegel stand es: Ein Priester vergriff sich sexuell während der Beichte, während eines Sakramentes an einem Jungen. Dessen Mitschüler wiesen das Kind darauf hin, es würde nun im Status der Todsünde leben. Einem Status, der nach der Doktrin direkt in die ewige Hölle führt, es sei denn, Gegenmaßnahmen, sog. Sakramente, werden von der Kirche eingesetzt (Taufe, Beichte oder Krankensalbung, siehe www.kathpedia.com/index.php). Der sexuelle Umgang mit einem Priester wird nach Kirchenlehre ohne die angesprochenen Gegenmaßnahmen doppelt bestraft: Mit einem Priester darf man auch als Kind nicht sexuell verkehren und für ein männliches Kind ist es gar eine homosexuelle Handlung. Und die ist laut Bibel Jungs strengstens untersagt. Beichten, also öffentliche Teilnahme an einem Losgesprochenwerden von der Hölle, kann ein solches Kind nicht. Es ist an der Stelle stumm. Man spricht von einem »Sprachloch«. Heiner Mühlmann, Kulturtheoretiker mit Lehramt in Karlsruhe sagt uns dazu: »In dieser Geschichte rangiert die Entweihung des Sakraments noch über dem Delikt des pädophilien Missbrauchs.« Fazit: Das Kind leidet demnach am seelischen Missbrauch mehr als am sexuellen. Es hat als Opfer nach Kirchendoktrin »ein Sakrament missbraucht«. Es bekommt sogleich ins Unbewusste verschobene Höllenangst und kann diese nicht verbalisieren, geschweige denn durch Beichte loswerden. Sex über sich ergehen zu lassen ist furchtbar, aber nicht so arg wie das Ertragen von Höllenangst.

Das Kollektiv zeigt meist ganz erstaunliche Reaktionen, wenn man Hölle, Höllenangst und entsprechende Kirchenkritik anspricht. Es zeigt Abneigung und Widerwillen, aber auch Heiterkeit oder Verwunderung. Warum dem so ist, wird im Kapitel »Das kollektive Unbewusste« erklärt. Ich begegne diesen Themen mit gelassenem rationalem Objektivismus und einer angemessenen Portion Emotion.

Unter Mitarbeit der evangelischen Kirche formulierte das Parlament der Weltreligionen 1993 in Chicago als»unverrückbare Weisung«seinen allerersten Leitspruch: »Die Verpflichtung auf eine Kultur derGewaltlosigkeit«. Gemeint war damals auch die seelische Gewaltlosigkeit.Ich verstehe dies auch als Verpflichtung der Kirchen für sich selbst, an die eigene Adresse. Wie weit ist die Bibel mit ihren beiden »Göttern«, wie weit sind die christlichen Kirchen von diesem Grundsatz entfernt!

Im Juli 2010 las ich »Der Gotteswahn« von Richard Dawkins. Zum Titel: Unsere jetzige Religion hat tatsächlich viel mit Wahn zu tun. Sie zeichnet Gott als Wahnsinnigen, einen Wahnsinnigen mit einer unglaublichen, bisher unerreichten und unvergleichbaren Brutalität. Weil diese Brutalität aber geglaubt wird, produziert sie wiederum über wahnsinnige Angst Krankheiten mit dem Symptom Wahn. Allen Psychiatern fällt zwar auf, dass schizophrene Patienten äußerst religionsassoziiert sind, weil aber theologische Probleme nicht mehr (Prof. Leuzinger-Bohleber, s.u.), und wenn, dann nicht fachgerecht von der Psychiatrie besprochen werden, konnte in Vergessenheit geraten, dass Gottangst tatsächlich ursächlich den Hauptentstehungsfaktor der psychischen Krankheiten einschließlich der Schizophrenie darstellt. Nietzsche, Freud und Jung hatten diese Erkenntnis aber schon längst und wussten, was heute ignoriert wird, dass Schizophrenie durch Gespräche gegen die Angst heilbar ist. S. Freud: »Der Traum ist also eine Psychose … und wir lernen an ihr, dass selbst eine so tief greifende Veränderung des Seelenlebens rückgängig werden  …kann.« Wir lernen also, Schizophrenie rückgängig zu machen. Unsere Psychiater müssen hier wieder erneut auf die Schulbank. Wie krank die Psychiatrie ist, zeigt ein Beispiel: Ein Psychiater untersagte mir unter Zeugen, ich dürfe mich als Arzt nicht mit Patienten über Religion unterhalten. Das könne Patienten beeinflussen! Hier könne ich meinen Stand als Arzt missbrauchen! Ich sollte also seine Neurose ebenfalls ausleben. Er hatte mir zuvor eröffnet, kirchengeschädigt zu sein: Zu viele Geistliche seien in seiner Familie gewesen.

Spezielle Kongresse über Höllenangst, die größte Menschenangst, oder gar ekklesiogene Erkrankungen (z.B. die ekklesiogene Neurose) gibt es bei Psychiatern und Hausärzten nicht. Man verschweigt diese Krankheit auch im verbindlichen Diagnoseschlüssel ICD-10. Damit ist sie offiziell »abgeschafft«. Angst z.B. vor Tieren, Donner, Dunkelheit und vor dem Betreten großer Plätze wird dagegen im ICD-10 erfasst und mit F40.2 als Phobie verschlüsselt. Die Gottphobie fehlt. Am 7.12.2010 habe ich das zuständige Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information gebeten, die Gottangst als Phobie in den Schlüssel aufzunehmen.

Dawkins ist meiner Meinung, dass der seelische Schaden durch die kirchliche Erziehung den Schaden, den sexueller Missbrauch anrichtet, übertrifft. Natürlich ist dem so. Das äußerte er in einem Vortrag vor Dubliner Intellektuellen und erntete begeisterten Applaus. »Kindesmisshandlung« sei das richtige Wort für die Drohungen der Kirchen mit Hölle, dem »ewigen Höllenfeuer«. Dawkins: » …alle diese Höllenfeuer-Fans teilen offenbar die hämische Schadenfreude und Selbstgerechtigkeit derer, die genau wissen, dass sie selbst zu den Erretteten gehören.« Diese Freude kann man auch bei Geistlichen entdecken. Sie glauben zumeist an die Hölle und geben dieses »Wissen« an die zu ihnen geschickten Kinder weiter.

Dawkins zitiert in dem Zusammenhang den heilig gesprochenen Thomas von Aquin, der den Heiligen eine besondere Freude im Himmel eröffnet: »Damit die Heiligen ihr Glück und die Gnade Gottes besser genießen können, ist es ihnen gestattet, der Bestrafung der Verdammten in der Hölle zuzusehen.« Also, ich hätte ihn nicht heilig gesprochen, den unchristlichen Thomas. Und woher hatte er überhaupt sein Wissen? Hatte er gar mit Gott telefoniert? Das stille racheähnliche Glücksgefühl, dass es die Hölle für andere gibt, entschädigt anscheinend viele sog. demütige Gläubige für ihre Opfer und Enthaltsamkeiten hier auf Erden. Hier ziehen sie in erbärmlicher Weise Gewinn aus ihrer erstarrten Gläubigkeit.

Auch nach Papst Benedikt XVI. gehöre zur »frohen« Botschaft das Jüngste Gericht mit seinem Richten (und der Bestrafung) der Unrechttäter. Das sei ja gerade die frohe Botschaft für die Unterdrückten, diese späte Rache Gottes, eine Rache, die selbst zu nehmen den Unterdrückten wegen Bibeljesu Forderung der Feindesliebe nicht erlaubt war. Die säumige Beglückung der Opfer soll also nach offizieller Lehre in der Rache und im Zorn Gottes liegen. Das Auge um Auge, Zahn um Zahn gelte in diesen Fällen also nach wie vor. Das ist unchristliches Heidentum, das ist fernab jeder wirklichen Religion und jedes wirklichen Evangeliums, wie es der reale Jesus gemeint hat, der, der daeinst in der Krippe lag. Im Neuen Testament (Lukas 17, 26-32) gibt Bibeljesus persönlich und wörtlich die Straftaten Sintflut und Sodom seines Vaters zu, stellt sie nicht als ungerecht hin und kündigt eigene identische Strafen für die Zukunft an mit den Worten:

» …da (in Sodom, der Verf.) regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie alle um. Auf diese Weise wird´s auch gehen am dem Tage, wenn der Menschensohn (also Bibeljesus, der Verf.) wird offenbar werden.«

Damit ist er nicht besser als sein Terror – Vater. Der Apfel fällt hier nicht weit vom Stamm. Der richtige Jesus, die Liebe, würde sich im Grabe umdrehen. Sie sehen, lieber Leser, auch an das Wunder Auferstehung glaube ich nicht und schließe mich Helmut Schmidt an (»Religion in der Verantwortung«). Gott kann keine Wunder, sonst würde er hier auf Erden gegen die schlimmsten Arten der Folter immer angehen, ja angehen müssen. Es wäre nebenbei einem lebendigen Mensch Jesus in Deutschland auch gar nicht erlaubt, mit Folter zu drohen – und vor Kindern schon gar nicht: Deutschland unterschrieb die Europäische Menschenrechtskonvention, die »jegliche Form … von Androhung von Gewalt« streng verbietet. Auch Götter dürfen so etwas nicht tun, denn weder die Konvention noch Art. 1 GG (Würde) sieht Ausnahmen für Götter vor.

Dawkins wird wegen seiner fundierten Religionskritik angefeindet. Er soll aber in der Hölle brennen: Ann Coulters: »Ich fordere alle, die wie ich Religionsanhänger sind, ausdrücklich auf, mir zu versichern, dass sie über den Gedanken, dass Dawkins in der Hölle brennt, nicht lachen.« Tatsächlich lache ich an dieser Stelle nicht. Ann Coulters glaubt wirklich an die Hölle und wünscht Dawkins in unchristlicher Weise in ein Feuer. Pfui! Sie wünscht ihn im ewigen KZ Hölle zu sehen und hat damit viel mit einem Verbrecher gemein: Brennen will sie ihn sehen. Zum Glück gibt es aber keine Hölle, sie ist Coulters Wunschgedanke. Sie ist und war immer eine Kirchenreklame zum Geldverdienen. Gott hat an Folterungen spätestens seit Auschwitz kein besonderes Interesse. Die Kirchen meinen, Jesus sei auch in Auschwitz gewesen. Die Vorgehensweisen dort wird er schon nicht für appetitlich gehalten haben. Er war nicht dort, um sich bezüglich Foltermethoden fortzubilden.

Den Begriff der ekklesiogenen Neurose scheint Dawkins, von Beruf Evolutionsbiologe, nicht zu kennen. Es mag auch sein, dass ich das übersehen habe bei meiner speziellen Art des Lesens. Auch englische Psychiater scheinen also diesen Begriff aus der öffentlichen Diskussion verbannt zu haben. Selbst »Word« kennt den Begriff anscheinend nicht. Mein PC unterstreicht ihn jedes Mal rot. Die vielen Zuschriften, die Dawkins erhält, zeugen jedoch von dem immensen Ausmaß kirchenbedingter seelischer Störungen. Das Sacco-Syndrom ist ebenso allgegenwärtig wie die Drohungen von Seiten der Kirchen. Kein Wunder: Nahezu alle von uns werden eineinhalb Jahrzehnte mit dem Glauben an eine Hölle von den Kirchen und in Schulen erzogen. Wir sind nahezu alle Geschädigte. »95%« von uns, so meinte eine Arzthelferin in meinem Sprechzimmer. Sehr naiv sind z.B. getaufte Psychiater, wenn sie sich nach dem Hören einiger Vorlesungen über Sigmund Freud vorschnell zu Atheisten oder Agnostikern erklären. Der Dichter Rilke sagt dazu in einem Brief an Eva Solmitz: »…es gibt kein Weggehn für die, die einmal einen, den Anfang eines Gottes, aus sich gehoben haben …« So kommt es, dass Dostojewski keinen Atheisten kannte. Er hat in seinem Leben einfach keinen getroffen. Sie sind zu selten. Vielleicht sind Atheisten auch der harte Kern der Gläubigen. Oftmals christlicher als konventionell Gläubige sind sie auf alle Fälle: Sie sind nicht moralisch, weil sie es sein müssen, sondern weil sie aus Einsicht hinter ihrer Moral stehen. Nicht aus Angst, nein, aus freiem Willen sind sie moralisch.

Joachim Armbrust erklärt uns Wesentliches in dem Buch »Kinder bewältigen ihre Angst«, Urania: »Die Angst (also auch Höllenangst, der Verf.) muss angenommen und erkannt werden, damit sie sich verwandeln kann. Nur wenn wir unsere Ängste bejahen und verstehen lernen, können wir auch unseren Kindern helfen, Ängste zu überwinden und daran zu wachsen. Wir sind von Ängsten umlauert, die uns häufig – vor Angst – gar nicht bewusst werden. Es bedrückt das Kind, wenn es sich der Liebe der Eltern nicht gewiss sein kann.«

Das gilt umso mehr für die Liebe des Gottes für ein Kind. Leider behaupten unsere Kirchen unseren Kleinen gegenüber, Gottes Liebe sei höchst ungewiss. Was passiert nun dem Kind ohne ein Urvertrauen in diese Erde und in den Gott dieser Erde? Martin E. P. Seligmann sagt es in »Kinder brauchen Optimismus«, Rowolt New York 1999:

»Fast ein Drittel der heute Dreizehnjährigen zeigen deutliche depressive Symptome, und bei Beendigung der High School haben fast 15 % bereits eine Phase schwerer Depressionen hinter sich. Mit 30 hatten über sechzig Prozent von ihnen bereits schwere Depressionen hinter sich.« Das klingt nicht gesund. Das ergibt volle Wartezimmer bei unseren Seelenärzten. Essstörungen bei den Kindern füllen die Sprechzimmer der amerikanischen Diabetologen. Über 50 % der Amerikaner »glauben« die Bibel wörtlich. Das führt zur amerikanischen Esssucht und damit zu Adipositas und Diabetes. Wer ohne Filter aus der Bibel trinkt, wird wahnsinnig, weiß der Dichter G. Bernhard Shaw. Fast zwei Millionen Deutsche sind tablettensüchtig. Zusätzlich sind 1,7 Millionen in dieser Richtung gefährdet (Medical Tribune am 26.2.2010). Unsere Jugend trinkt sich samstags ins Koma.

Der Theologe und vom Vatikan suspendierte Priester Prof. G. Hasenhüttl ist ein Vorläufer einer modernen Religion wenn er sagt: »Heilig ist allein die Liebe zum konkreten Menschen …« Diese Liebe hat uns der echte Jesus, der mit dem der Bibel nicht identisch ist, vorgelebt. Niemand dürfe einer Autorität gehorchen, die gegen die Nächstenliebe verstoße, so Hasenhüttl. Der Theologe schreibt mir am 9. 1. 2013, er unterstütze alle meine Aktionen, die von mir beschriebenen Missstände abzuschaffen. Leider unternehme keine Partei etwas gegen die ideologische Eigengesetzlichkeit der Kirchen. Keiner hat das Recht zu gehorchen, lehrt Hannah Arendt.

Ich präge im Verlauf dieses Buches den Begriff der ekklesiogenen Psychose. Gemeint sind damit die schweren Erkrankungen der ekklesiogenen (halluzinatorischen) Schizophrenie und die ekklesiogenen Autismus-Spektrum Erkrankungen. Sie sind im Kern meist neurotischen, also entwicklungsbedingten Ursprungs. M. Kleeberg ist ein Vertreter vieler moderner Gläubiger oder Ungläubiger. In der Rubrik »Das Wort zum Sonntag« in der Zeitung »Die Welt« vom 22. 11. 2010 weiß er: »Das Neue Testament bietet genügend Stellen, die jeden Gläubigen  … in die Schizophrenie treiben …« Es ergibt sich die Frage, wo Schizophrenie anfängt. Tatsächlich gibt es fließende Übergänge vom völligen »Gesundsein« bis hin zum Vollbild der Krankheit. Es sind dies die meist ebenfalls religionsbedingten Borderline – Psychosen. Wir alle kennen aber auch den lieben Freund in uns, der uns regelmäßig in das Vollbild der Halluzination trägt: Den Schlaf. Das Wesen von Schlaf und Sinnestäuschungen ist völlig ungeklärt. Wenn wir am Schlaf gehindert werden, halluzinieren wir irgendwann im Wachzustand. Das ist normal.

Die beiden Großkirchen unternehmen es gerade, sich in ihrer Doktrin zu radikalisieren. Meine evangelische Kirche führte das Kinderabendmahl mit 4 (!) Jahren ein. Das ist ein Skandal. Ich konnte das Unglück nicht verhindern, aber meine Kirche lenkte nach einer Strafanzeige etwas ein: »Ab dem 9. Lebensjahr und nach einem Gespräch mit den Eltern«, heiß es nun. Unsere Kanzlerin setzt sich im Jahr 2011 für »mehr Christentum« ein. Was meint sie damit? Sicher nicht dieses verfrühte Schuld-Abendmahl. Sie meint wohl eher einen verstärkten Zusammenhalt aller. Die schleichende Rechristianisierung der Politik läuft unserer »Verfassung zuwider«, so Horst Isola, ehemaliger Landsvorsitzende der Bremer SPD und aus einem katholischen Elternhaus in der Zeitung »Die Zeit« vom 28. Okt. 2010. »Ein weltanschaulich neutraler Staat muss zwischen religiösen Fragen einerseits, ethischen Fragen andererseits präzise unterscheiden. Erinnert sich noch jemand, dass Demokratie gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft wurde?« Und Isola weiter: »Menschenwürde ist eben keine Erfindung des Christentums.« Sie geht z.B. auch auf die Stoiker zurück. Auch die Liebe und die zehn Gebote sind beileibe keine Erfindungen der Bibelschreiber. Mo-ti stellte in China lange vor Christus den Wert »Nächstenliebe« heraus. »Atheisten« erwiesen sich in einem Experiment als fürsorglicher und hilfsbereiter als gläubige Christen.

Neben dem größten Kunstfehler unserer Psychiatrie deckte ich einen zweiten Skandal auf, dessen Ursache unsere Kirchen sind: Sie verkaufen Kleinkindern in Suggestion und unter Angstmacherei den Völkermord Sintflut als eine völlig gerechte Angelegenheit und gebieten den Kleinen, den Täter dieses Holocausts dazu noch anzubeten, ja ihn sogar zu lieben. Das ist bei uns nach § 131 StGB und nach dem Jugendschutzgesetz, JÖSchG, 5 c, d. verboten.

Immerhin: Bezüglich der bekannten Lebendigverbrennungen sind unsere Kirchen heute insofern schon fürsorglich, als dass sie ihrem Gott diese jetzt überlassen. Im Jenseits. Bilder wie dieses, die das langsame Garen eines vermeintlichen Sünders zeigen, gehören hier auf Erden also erst einmal der Vergangenheit an. Gott sei Dank. Heute verbrennt man auf Erden und in Kirchen nur noch die Seelen unserer Kleinen.

Der Deutsche Olympische Sportbund DOSB trifft mit jedem nominierten Sportler die Athletenvereinbarung, »jeder Form von Gewalt entschieden entgegen« zu treten. Hier machen unsere Sportler unseren Psychiatern noch etwas vor.

Definition Sacco – Syndrom

Das Sacco-Syndrom ist ein Erkrankungskomplex, hervorgerufen durch eine fundamentalistische, auf seelischem Gebiet Gewalt anwendende Religion, die mit den Begriffen Sünde, Strafe, Teufel, Hölle und mit einem totalitären Gott operiert, dem sich der Patient bewusst oder unbewusst ausgeliefert fühlt. Wenn von Kirchen die Rede ist, sind immer nur unsere beiden Großkirchen gemeint.

Das Syndrom, im Prinzip Gott- oder Höllenangst, ist eine neurotische, also erlebnisbedingte Depression, die sich in psychiatrischen Bildern wie (endogener) Depression, Manie, Autismus, Schizophrenie, ADS, Zwängen und Süchten zeigt und die durch analytische Aufdeckung der religionsbedingten Ursache und Klärung der neurotischen Begleitphänomene Besserung oder Heilung erfahren kann. Hier sind auch diverse psychosomatische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Hautprobleme, Migräne, Adipositas, chronische Gastritis und der alimentär bedingte Diabetes einzuordnen. Früher gab es noch den Begriff der ekklesiogenen Neurose. Neu bzw. wieder neu (u.a. Nietzsche und C. G. Jung wussten es schon) ist nur, dass ich die Erfahrung einbringe, dass auch Psychosen und andere Krankheitsbilder im Prinzip oft neurotischen, kirchenneurotischen Ursprungs sind (siehe im Kapitel Nietzsche). Aber auch Eugen Drewermann erwähnt sie schon: Die kirchenbedingte, im Prinzip also neurotischePsychose. Ich nenne sie die ekklesiogene Psychose und führe sie hiermit als Internist in die psychiatrische Terminologie (vielleicht erneut) ein. Den Begriff der ekklesiogenen Neurose brachte bezeichnender Weise ein Frauenarzt (E. Schaetzing, 1955) bei den Psychiatern ein. Ihnen und Seelsorgern ist er ein Dorn im Auge und man will ihn loswerden: E. Dieterich:  … Der Begriff sollte »besser nicht gebraucht und statt dessen von seelischen Störungen gesprochen werden«. Hier und so werden Kirchenschäden zum Kirchenschutz wegbagatellisiert bzw. wegdiagnostiziert. Offen Kindern mit ewigem Feuer zu drohen, ist aber keine Bagatelle. Es ist ein Verbrechen, weil es krank macht. Hier ist ein Lernprozess notwendig.

Bezüglich eines christlichen Fundamentalismus verweise ich auf die einschlägige vielfältige Literatur. Beispiel: Buch »Fundamentalismus«, Autorin Kirsten Bauer, Heyne Bücher, Seite 75: »Die Direktiven des seit 1978 amtierenden Papstes Johannes Paul II. lassen die katholische Lehre jedoch wieder hinter die vom zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965, der Verf.) erreichte Modernisierung zurückfallen.«

Oliver Roy schreibt uns in der Zeitung Die Welt vom 14.Okt. 2010, warum der Fundamentalismus der Religionen eine Herausforderung für den demokratischen Staat ist:

»Die Säkularisierung hat das Religiöse nicht ausgelöscht. Sie hat das Religiöse aus unserer kulturellen Umwelt herausgelöst und lässt es gerade dadurch rein in Erscheinung treten … Die Moderne bringt das Religiöse hervor, aber sie führt nicht notwendigerweise in ein neues Zeitalter der Religion.« Diese verbleibt im Mittelalter. Menschen in einem Mittelalter nahmen und nehmen sich übrigens immer als moderne Menschen wahr, selbst wenn sie Hexen mitsamt ihrer rothaarigen Kinder lebend verbrannten und eine »Wasserprobe« machten. Wolfgang Welsch macht im Buch »Unsere postmoderne Moderne« den Versuch, dieses unser heutiges Mittelalter in ein modernes Zeitalter umzudeuten. Er muss scheitern. Das religionspsychologisch einzig Moderne an unserer Gesellschaft ist, dass sie sich für modern hält.

Der Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, EZW, Reinhard Hempelmann, hält die Verwendung des Begriffes Fundamentalismus für gerechtfertigt: Religiöse Hingabebereitschaft könne »missbraucht« werden ( Idea Spektrum 3o/31,2010). Nun, sie, die Hingabebereitschaft und damit unsere Kinder, werden täglich missbraucht. Vom seelischenKindesmissbrauch spricht auch explizit Ludger Lütkehaus in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Erwin-Fischer Preises an Karlheinz Deschner. Lütkehaus wusste, was er da allen sagte. Und alle haben ihn verstanden.

In der »Begründung« meiner Approbationsbehörde für einen eventuellen Entzug meiner Arbeitserlaubnis wurde mir vorgeworfen, ich hätte behauptet, die Kirchen seien fundamentalistisch. Nun, sie behaupten es selber. Auch Eugen Drewermann behauptet es. Behörden sollten nur da urteilen, wo sie auch das entsprechende Wissen haben. In Deutschland gilt aber leider »derjenige, der auf Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als derjenige, der den Schmutz macht«, so Kurt Tucholsky. Ist das auch nach 1945 noch so? Hier? Ein Psychotherapeut zeigte mich an. Er fragte die Polizei, ob ich Waffen hätte oder Jäger sei. Dazu fällt mir nicht mehr viel ein.

Am 17. 11. 2009 wurde ich von meiner Ärztekammer zu einem »Gespräch« eingeladen. Es ging um Glaubensgrundsatzfragen und um meinen Internet-»auftritt«, wie man sich ausdrückte. Die mit anwesende Vizepräsidentin der Deutschen Ärztekammer, Frau Dr. C. Goesmann, pflichtete meiner Kirchenkritik vollends bei! Wegen der von mir beschriebenen seelischen Grausamkeiten der Kirchen sei sie »aus der katholischen« Kirche ja auch ausgetreten! Es tut gut zu wissen, in der Bundesärztekammer einen so großen Rückhalt zu haben. Der beisitzende protokollierende Jurist weigert sich aber bis heute vehement, dieses Statement Goesmanns in das offizielle Protokoll aufzunehmen. Warum nur?

Falls sich in diesem Buch Textstellen oder Hinweise wiederholen, so bitte ich um Entschuldigung. Es ist technisch bedingt. Lesen Sie dann einfach darüber hinweg.

Im christlichen Kindergarten

Vielen auch ungetauften Eltern sei die Taufe für ihr Kind wichtig. »Sie erhoffen sich Kraft und Schutz durch den Segen, den sie mit der Taufe verbinden«, so Drewermann. Mit diesem Sakrament liefern sie aber heute noch ihr Kind schutzlos den Kirchen aus. Was alles im christlichen Kindergarten mit den Kleinen erarbeitet wird, entgeht den Eltern. Was ist nun Thema dort? Wie beginnt alles? Wie beginnt der Kindesmissbrauch? Doch zuvor einige einleitende und sehr vernünftige Worte:

Martin Baierl, Psychologischer Psychotherapeut in der LWL Klinik Hamm, schreibt uns über unsere Kleinen: Liebe und Geborgenheit und Sicherheit seien die Dinge, die ein Kind am meisten braucht. Diese Sicherheit bekommt es, wie Sie, lieber Leser, sehen werden, in seiner christlichen Erziehung leider nicht. Es bekommt das gerade Gegenteil. Baierl: »Vorhersagbarkeit, Berechenbarkeit und Kontrollierbarkeit helfen Ihrem Kind dabei, Sicherheit zu gewinnen«. In einer Kirche heutiger Art werden diese fünf Dinge brutal zerstört. Hier ist das Kind dem Kirchenkonstrukt Bibeljesus mit dessen nur eventuellen Gnade bzw. mit seiner möglichen Ungnade (= Hölle) ohnmächtig ausgeliefert. In der Erziehung sei »klare Ablehnung von Gewalt« wichtig, so Baierl. Wie verträgt sich das mit den ganz offiziellen Statements unserer Kirchen, dass es die ewige Hölle gibt, und mit dem offiziellen, noch erlaubten evangelischen Kirchenlied 234, in dem Gott angeblich »persönlich« spreche »Dein Seel und Leib dort brennen muss …«? Dieses Lied soll mindestens bis zum Jahr 2034 in diesem Buch stehen bleiben! Hier protestierte ich offiziell. Kirchenleute und Psychiater bagatellisieren dieses Lied, unser Verfassungsschutz jedoch nicht!

Die Psychoanalyse geht davon aus, dass viele Erlebnisse vom Kind als »überwältigend bedrohlich« erlebt werden, ohne dass es die Bedrohung effektiv abwehren kann. »Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um echte Bedrohungen handelt oder um Fehleinschätzungen des Kindes … Die ins Unbewusste abgeschobenen Bedrohungen bleiben aber … aktiv … ein Leben lang«, so M. Baierl. »Ausschlaggebend ist dabei der subjektive Grad der Bedrohung. Bei Jüngeren kann dies auch durch Geschichten …, die als real erlebt werden, geschehen … Das Trauma wird oft nicht als zusammenhängendes Ereignis erinnert, sondern als unzusammenhängende Einzeleindrücke (Fragmentierung) … Dies führt dazu, dass über das Erlebte manchmal nicht gesprochen werden kann, Erinnerungen fehlen …« Die moderne Hirnforschung belege, »dass  …fast die komplette menschliche Informationsverarbeitung unbewusst geschieht«. Jetzt aber zur konkreten pseudochristlichen Lehre, zum konkreten kirchlichen Missbrauch:

Rolf Krenzer: Die Osterzeit im Kindergarten, Edition Kemper, ein Lehrbuch für Kindergärtnerinnen im aktuellen Bestand zahlloser Kindergärten. Hier werden Texte und Liedervorschläge gemacht. In »einfacher Sprache«, wie es heißt. Das »Auffassungsvermögen« der Kinder wird angesprochen. Die Kinder sollen auffassen können, was ihnen da beigebracht wird. Darum ist die Sprache so »einfach« gehalten. Die Zeiten sind also vorbei, wo Kindergärtnerinnen, Geistliche, Psychiater oder Lehrer sagen können: Die Kinder sind ja noch »zu jung«, um das, was wir ihnen beibringen, begreifen zu können, sie sind schon »zu alt«, um auf das, was wir ihnen predigen, hereinfallen zu können, sie sind »zu dumm« oder »zu intelligent«, um uns zu begreifen. Die Zeiten sind vorbei, wo sie sagen können, »Kinder brauchen ja auch Märchen«, daher kann Grausames in Kirchen ihnen nie so schaden, dass sie sich nicht pudelwohl fühlen können«. Das alles sind Intellektualisierungen mit dem Ziel, Schuld der Religion, eigene Mitschuld und damit eigene Grausamkeit zu bagatellisieren.

Ein Gebetsvorschlag wird von Krenzer gemacht: »Jesus, wir haben von deinem Leiden gesprochen …, der Weg, der dich leiden ließ und dich schließlich ans Kreuz führte, bis zum Tod. Du bist für uns gestorben … wie können wir dir danken? Amen.«

Im Lied »Freud Euch« (Osterlied) wird zahllosen Kindern eben nicht Freude, sondern das Bild eines übergrausamen Gottes vermittelt, der seinen Sohn statt ihrer den Kreuzestod erleiden ließ. Ein tiefes Dankbarkeitsgefühl soll auf diese Weise vermittelt werden:

»2. Strophe : Jesus war ans Kreuz geschlagen, hat für uns den Tod ertragen … 3.Strophe: Jesus trug für uns die Schmerzen, und wir danken ihm von Herzen …« Hier werden kleinste Kinder in fundamentalistischer Weise missbraucht.

Auf Seite 119 wird vorgeschlagen, den Kleinen nach dem Lied »Jesus lädt uns alle ein« bereits ein Abendmahl zu reichen: Wein (Saft) und Brot (Gebäck) sollen ausgegeben werden.

Das Lied »Ihr Freunde lasst euch sagen« führt die Kinder in die Kreuzestrauer und Kreuzesschuld: » …sie haben ihn geschlagen, sie schlugen ihn so sehr. Er hat das Kreuz getragen. Das Kreuz war hart und schwer. Er ist ans Kreuz geschlagen. Uns ist das Herz so schwer. Ach hört doch auf zu klagen, denn in den nächsten Tagen weint ihr bestimmt nicht mehr.« Leider »weinen« Kinder als spätere Psychiatriepatienten wegen »ihrer« (eingeredeten) »Schuld« an diesem höchst grausamen Kreuzestod ihr ganzes weiteres Leben – teilweise in geschlossenen Anstalten unter ständiger Neuroleptikagabe und nicht kausal mit Gesprächen von den zuständigen Psychiatern behandelt! Zuhause äußert sich ein missbrauchtes Kind nicht. Der Missbrauch führt zu einem »Sprachloch«, das sich mit den Jahren noch vergrößert, so der Schriftsteller Bodo Kirchhoff in der Zeitung Die Welt vom 16.3.1010. Die Beschädigten machen sich oft gar noch zum Verteidiger der den Missbrauch Ausführenden.

Kleine grausamste Rollenspiele schlägt Krenzer vor: Erstes Spiel: »1.Sprecher: Erzähl, was dann mit Jesus geschah. 3. Sprecher: Sie quälten und folterten ihn da. 7. Sprecher: Er starb am Kreuz von Golgatha. 8. Sprecher: Er hat für uns sein Leben gegeben …« Dass Jesus zur Vergebung ihrer Sünden am Kreuz starb, bringen Bischöfe bereits Zweijährigen in ihren Hauptgottesdiensten bei, so das Beispiel Bischof Becker in Paderborn.

Osterspiel. Spieldauer 20 erbarmungslose Minuten! »4. Mann: Gefoltert? 1. Handwerker: Sie haben ihm eine Krone aufgesetzt. Eine Krone aus Dornen. 2. Handwerker: Er hat geblutet. 1. Handwerker: Sie haben ihn angespuckt. Frau: Sie haben ein Kreuz aufgestellt. So groß und mächtig, dass sie ihn dort aufhängen konnten. Sie haben ihn mit Nägeln an das Kreuz angenagelt.«

In einem aktuelleren Buch von Krenzer: »Wir feiern fröhlich Ostern«, 2002 Lahn Verlag, gedruckt auf »umweltfreundlichem Papier«, heißt es bei Karfreitag: An diesem Tag feiert die Kirche den Kreuzestod Jesu Christi und die Erlösung von ihrer Schuld. In einer Geschichte bekommt das Kind Hilde nach dem Religionsunterricht Alpträume in denen sie das Kreuz sieht. In der Schule hatte sie sich beim anhören der Kreuzigungsgeschichte die Ohren zugehalten, wurde aber belehrt: »Du darfst dir nicht die Ohren zuhalten, weil dir was nicht gefällt.« Es dauerte noch »ein paar Jahre«, bis Hilde die Passionsgeschichte »richtig verstanden« habe. Ich fürchte nur, Hilde hat die Story von Anfang an völlig richtig verstanden. Sie bezahlte mit ein paar Jahren innerer Bedrücktheit. Auch Jonathan schossen die Tränen in die Augen: »Ich halte das nicht aus«, sagt er auf Seite 101.

»Wie können wir dir danken?«, müssen die Kinder beten. Und: »Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt, erbarme dich unser.« Erbarmen muss sich ein Gott aber nur, wenn Schuld auch wirklich gegeben ist. Mit jedem »erbarme Dich unser« wird kindliches schwerstes Schuldgefühl gezielt vermittelt und Angst erzeugt. Jesus sterbe »für die Welt«, heißt es dann.

»Aber es soll geschehen, was du willst, nicht was ich will« wird der todesängstliche Jesus zitiert, nachdem er zuvor seinen Vater anrief: »Mein Vater, du kannst alles! Erspare mir dieses furchtbare Leid.« (Seite 73). Kein Kind kann seinen Gott nach so einer Lektion noch verstehen.

Auf Seite 120 wird die traurige Sintflutgeschichte, die Geschichte der ersten Endlösung umdeklariert in eine »wunderbare Geschichte von der großen Flut und Noah …«. Hier wird ein Holocaust verherrlicht. Wir Deutschen wissen aber schon länger: Es gibt keinen gerechten Holocaust. Es gibt da nichts zu feiern. Ein derartiges Feiern ist nach § 131 StGB strengstens und zu Recht in Deutschland verboten.

Im Buch von Norbert Collmar, Neukirchener Verlagshaus »Wenn dich dein Kind fragt«, Arbeitsbuch zum Erzählen und Aneignen von biblischen Geschichten in Kirchengemeinde, Jugendarbeit und Religionsunterricht, 2005, wird von Frieder Grau die Leidensgeschichte Jesu als Kernerzählung des Glaubens extra hervorgehoben. Grau: »Man gewinnt zuweilen den Eindruck, die Leidensgeschichte sei ihnen (Theologen und Theologinnen, der Verf.) eher peinlich, man solle daher nach dieser »göttlichen Panne«, wie es heißt, schnell zur Ostergeschichte … übergehen. Jedenfalls: Das »für uns« des Kreuzes »muss