Wer hat eigentlich die Ringe? - Thomas Sünder - E-Book

Wer hat eigentlich die Ringe? E-Book

Thomas Sünder

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Beschreibung

Die zehn Gebote für Trauzeugen

Gestresste Brautleute können ein Lied davon singen: Im Vorfeld einer Hochzeit gibt es jede Menge zu tun – wie gut, wenn man Trauzeugen hat, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen! Doch viele haben keinen Schimmer, welche Stolpersteine ein rauschendes Fest im Handumdrehen zum Albtraum machen: Ob vergessene Ringe, Mut antrinken, peinliche Spiele, langweilige Reden oder unpassende Hochzeitsfilmchen – die Liste ist länger, als man denkt. Aber es geht auch anders: In diesem Buch erfahrt Ihr, wie Ihr es Euch garantiert nicht mit dem Brautpaar verscherzt!

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Seitenzahl: 283

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Das Buch

Warum ist es für Trauzeugen, Hochzeitsbegleiter oder auch Zeremonienmeister so schwer, die Wünsche des Brautpaars umzusetzen? Gründe gibt es mehr, als man aufzählen kann: Fehlende Erfahrung erzeugt Unsicherheit, die »bucklige Verwandtschaft« macht hinter den Kulissen Druck oder das eigene Ego treibt einen zu unangebrachter Selbstverwirklichung. Vor allem aber ist die Kommunikation zwischen Trauzeugen und Gastgebern oft denkbar schlecht. Die Enttäuschung auf beiden Seiten ist groß, wenn am Ende keiner mit dem Ergebnis zufrieden ist. Gott sei Dank kann man aus Fehlern lernen, sogar aus den Fehlern anderer. Thomas Sünder benennt die schlimmsten Hochzeitssünden, gibt konkrete Ratschläge und lässt dabei auch den Humor nicht zu kurz kommen – für den garantiert schönsten Tag im Leben des Brautpaars!

Der Autor

Thomas Sünder, Jahrgang 1975, wuchs in einem hessischen Dorf auf und studierte in Marburg alles, was man für den Job eines professionellen Hochzeits-DJ braucht: Neuere Deutsche Literatur und Medien, Philosophie und Kunstgeschichte. Nach einem Volontariat zum PR-Berater machte er sich als Musiker, DJ und Texter selbstständig. Seit der Veröffentlichung von Wer Ja sagt, darf auch Tante Inge ausladen ist er in den Medien ein gern gesehener Interviewpartner zum Thema Heiraten ohne Pannen. Das vorliegende Buch Wer hat eigentlich die Ringe? ist der erste Ratgeber für Trauzeugen und alle Hochzeitsbegleiter. Thomas Sünder hat in zwölf Jahren über fünfhundert Hochzeiten betreut und Brautpaare inhaltlich bei der Planung unterstützt. Er selbst ist verheiratet und lebt mit seiner Frau Sylvia in Hamburg.

Mehr Informationen finden Sie unter: www.thomas-suender.de

Von Thomas Sünder bereits erschienen:

Wer Ja sagt, darf auch Tante Inge ausladenTipps vom Profi für die perfekte Hochzeitsfeier

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Thomas Sünder

Wer hat eigentlich die Ringe?

Tipps vom Profi für alle Trauzeugen

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte sind die Namen aller in den folgenden Anekdoten genannten Personen geändert. Angaben, die eine genaue Identifizierung der jeweiligen Feier ermöglicht hätten, wie etwa Namen von Orten und Locations, wurden teilweise geändert. Die Erlebnisberichte zeigen die Sicht des Autors, und diese muss nicht mit der Wahrnehmung anderer beteiligter Personen übereinstimmen. Erzählungen von Quellen, wie Brautpaaren und Trauzeugen, werden so wiedergegeben, wie sie dem Autor berichtet wurden, abgesehen von Änderungen zur Wahrung der Anonymität.

1. Auflage

Copyright © 2017 by Thomas Sünder

Originalausgabe im Januar 2017 im Blanvalet Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung und -motiv: © Johannes Wiebel | punchdesign, unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com

KW Herstellung: sam

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-19945-6V001www.blanvalet.de

Für meine Eltern und meine Geschwister,

die immer für mich da waren, auch wenn ich unkonventionelle Entscheidungen getroffen habe.

Inhaltsverzeichnis

Intro

Teil 1 Von Freundschaft, Ehrenamt und Erwartungsdruck

Sünde 1: Schweigen

Was müssen die Trauzeugen eigentlich machen?

Offene Gespräche hinter verschlossenen Türen

Sünde 2: Aktionismus

Die Hochzeitssaboteure

Gespielt wird im Sandkasten, nicht auf der Hochzeit

Sünde 3: Schockstarre

Wer den Kopf in den Sand steckt, sieht und hört nichts mehr

Sünde 4: Spätzündung

Die schlechteste Boygroup der Welt

Aktionen auf den letzten Drücker taugen nichts

Sünde 5: Anspruchslosigkeit

It’s Showtime

Für Euer Paar nur das beste Entertainment!

Teil 2 Der Ablaufplan, das Herzstück der Feier

Sünde 6: Überfrachtung

Die glorreichen Fünf – warum zu viele Beiträge keine gute Idee sind

Sünde 7: Planlosigkeit

Der beste Ablaufplan nützt nichts, wenn nur Ihr ihn kennt

Sünde 8: Hochzeitszeitung zur Unzeit

Altes aus der Klatschpresse

Ein Festsaal ist kein Lesesaal

Sünde 9: Zerstreuung

Der Selfie-Magnet

Haltet die Schäfchen beisammen

Sünde 10: Aufgeblasenheit

Je zäher der Ablauf, desto müder die Gäste

Teil 3 Der Junggesellenabschied und warum er nicht peinlich sein muss

Sünde 11: Gesichtsverlust

Das Beben der Uckermark

Penis-Lollis sind nicht süß

Sünde 12: Eile

Warum nicht gleich ein ganzes Wochenende?

Sünde 13: Rudelgeheul

WhatsApp, Alter?

Die Terminvergabe ist Chefsache!

Sünde 14: Fantasielosigkeit

Überraschungsgäste

Bitte kein JGA von der Stange

Die kleine Variante zu zweit

Sünde 15: Vollrausch

Fest verankert

Rauschend, aber nicht berauschend

Teil 4 Von Brautkleidern, Anzügen, Standesämtern und Zeremonien

Sünde 16: Egozentrik

Die Jury

Wo Zurückhaltung angesagt ist

Sünde 17: Vergesslichkeit

Wer hat eigentlich die Ringe?

Alles am rechten Platz

Sünde 18: Blauäugigkeit

Champagner für alle

Ihr seid nicht die Einzigen in der Behörde

Sünde 19: Privat-Paparazzi

Voll im Bilde

Ein einziger Profi hinter der Kamera ist besser als ein Dutzend Amateure

Sünde 20: Fehlende Erste-Hilfe-Ausrüstung

Die Türfalle

Gut ausgestattet

Teil 5 Die Location, Arena der Fallgruben

Sünde 21: Verlassenheit

Gemeinsam einsam

Sichert Euch einen Ansprechpartner vor Ort

Sünde 22: Sachbeschädigung

Für Euch soll’s rote Rosen regnen

Rosenblätter, Reis und andere Tretminen

Sünde 23: Verpatzter Auftakt

Das Windspiel-Domino

Was passiert vor der Feier?

Sünde 24: Diebisches Vergnügen

Geklaut wird, was auf den Tisch kommt

Safety first

Sünde 25: Geldvernichtung

Geschenkt

Ab in den Ofen

Ordnung ist das halbe Leben – und das ganze Geschenk

Teil 6 Die Feier, das Großereignis ohne Generalprobe

Sünde 26: Gemischtwarenhandel

Sie waren noch niemals in New York – aber bald schon

Ein großes Geschenk von allen Gästen

Sünde 27: Beliebigkeit

Film ab

Bitte nur persönliche Beiträge und Reden

Sünde 28: Unsichtbarkeit

Wo ist Kevin?

Dasein ist nicht gleich da sein – was einen guten Zeremonienmeister ausmacht

So führt Ihr als Zeremonienmeister erfolgreich durch das Programm

Sünde 29: Kontrollverlust

Frau Mama läuft Amok

Manche Menschen muss man bremsen

Das Morgen-Grauen

Das Maß der Dinge im Blick behalten

Die Promille lauern im Mix

Sünde 30: Vergessenheit

Nach der Hochzeit

Outro

Danksagung

Anhang

Beispiel für einen Ablaufplan

Intro

Die Stimmen im Hintergrund der Hamburger Weinbar verschwimmen zu einem undeutlichen Brausen, als die zweiunddreißigjährige Ramona das Glas erhebt und ihrer besten Freundin Jule offenbart: »Kai und ich werden nächsten Sommer heiraten!«

Jule stößt einen Freudenschrei aus, der sich mit dem Klang der Rotweingläser beim Anstoßen mischt. Überrascht ist sie von der Neuigkeit allerdings nicht, sie hat bereits damit gerechnet. Kai und Ramona sind seit fünf Jahren ein Paar, und schon lange hatte es das Gerücht gegeben, eine Hochzeit stünde im Raum. Auch der aufgeregte Klang in Ramonas Stimme, als sie ihre Freundin zu diesem »Mädelsabend« eingeladen hatte, war verräterisch gewesen. Kai hatte ihr also endlich den langersehnten Heiratsantrag gemacht! Jule ist begeistert.

Während Ramona einen großen Schluck Wein nimmt, fährt sie fort: »Ich bin überglücklich und würde mich riesig freuen, wenn du meine Trauzeugin wirst! Möchtest du?«

Jule verschlägt es für einen kurzen Moment die Sprache, vor lauter Aufregung verschluckt sie sich an ihrem Wein. Sie kann gerade noch den Rest herunterschlucken, ehe eine Hustenattacke sie durchschüttelt.

Besorgt beugt sich Ramona über den Tisch und klopft ihr auf den Rücken. »Jule, alles gut?«

Jule nickt lachend. »Ja, mehr als gut! Das ist ja toll! Mensch, ich bin ganz gerührt.« Eine Freudenträne kullert über ihre Wange. »Wirklich, ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Außer ja, ja und noch mal ja. Natürlich werde ich total gern deine Treuzeugin!« Sie rutscht um den Tisch herum und fällt Ramona in die Arme. Die beiden kennen sich seit ihrer Kindheit, und nun darf Jule ihre engste Freundin an diesem wichtigen Tag begleiten. So hatten sie sich das schon als Teenager immer vorgestellt. Allerdings fällt Jule in diesem glücklichen Moment ein, dass Ramona vor einiger Zeit aus der Kirche ausgetreten ist. Wohin genau wird sie ihre Freundin also eigentlich begleiten? Vor einen Altar dann ja schon mal nicht. Gibt es auch für Leute, die nicht in der Kirche sind, etwas Vergleichbares?

Mit diesen Überlegungen taucht eine Frage in Jules Kopf auf, die sich plötzlich wie ein schwerer Mantel über ihre Freude legt. Noch in den Armen der angehenden Braut verspürt sie einen Anflug von Panik und fragt sich: Verdammt, was muss ich als Trauzeugin eigentlich alles machen?

Teil 1Von Freundschaft, Ehrenamt und Erwartungsdruck

Sünde 1: Schweigen

Was müssen die Trauzeugen eigentlich machen?

Die wichtigste Frage, die Ihr Euch als angehende Trauzeugen vermutlich stellt, soll hier gleich zu Anfang beantwortet werden. Vielleicht wird Euch die schlichte Antwort überraschen. Rein rechtlich gesehen müsst Ihr nämlich Folgendes tun: nichts.

Tatsächlich sind in deutschen Standesämtern Trauzeugen seit 1998 überhaupt nicht mehr erforderlich1. Ehe Ihr aber nun dieses gerade aufgeschlagene Buch mit einem Seufzer der Erleichterung beiseitelegt und Euch auf die gemütliche Couch verkrümelt, krempelt besser die Ärmel hoch und freut Euch über eine wunderbare Herausforderung! Denn den Brautleuten steht es frei, zwei oder mehrere Trauzeugen zu benennen. Diese große Ehre wird Euch zuteil. Dass Eure lieben Brautleute Euch ernannt haben, zeigt, dass sie Euch wertschätzen und vertrauen. Sie wollen ihren schönsten Tag zusammen mit Euch an ihrer Seite verbringen. Ihr Angebot ist also ein wunderbarer Freundschaftsbeweis! Und natürlich hat das Ganze auch eine praktische Bewandtnis: denn wahrscheinlich hoffen die Heiratswilligen, dass Ihr als Trauzeugen bei der Organisation von dem Junggesell-/innenabschied, der Trauzeremonie und der Hochzeitsfeier aktiv mitwirkt. Nur noch selten findet heutzutage der klassische Polterabend statt, und falls doch, ist die Planung meistens zwanglos. Daher wollen wir hier inhaltlich nicht weiter auf den Polterabend eingehen und uns stattdessen auf die drei zuvor genannten Punkte konzentrieren: den JGA (wie der Junggesell-/innenabschied gern heutzutage abgekürzt wird), die Trauzeremonie und die Feier. Ihr seid diejenigen, die sich dafür einsetzen, dass die Vorstellungen des zukünftigen Brautpaars auch wirklich umgesetzt werden.

Damit sind wir auch gleich bei der wichtigsten Instanz angelangt, mit der Ihr Euch von nun an verbindlich auseinandersetzen müsst: dem Brautpaar. In den nächsten Monaten werden Braut und Bräutigam quasi Eure Teilzeitchefs sein. Wie zwanglos oder tyrannisch sie sich verhalten, wird stark vom Grad ihrer Anspannung und von ihren Ansprüchen abhängen. Ein gewisser Druck wird bei Eurem lieben Paar vermutlich spürbar sein, je näher die Hochzeit rückt. Davon könnt Ihr sie aber bestimmt etwas befreien. Atmet angesichts der Euch übertragenen Aufgabe zunächst einmal tief durch und macht Euch klar, dass nur entspannte Trauzeugen gute Trauzeugen sind. Cool bleiben und den Überblick bewahren, so lautet die Devise. Egal, was auch passiert, verliert niemals die eine wichtige Überzeugung: Alles wird gut! Macht Ihr Eure Sache gut, wird es garantiert ein unvergesslich schönes Erlebnis, Euer liebes Paar in die Ehe zu begleiten.

Euer Job ist ein Ehrenamt mit rein symbolischem Charakter. Ein winziger Teil davon ist Bürokratie: Sofern Ihr im Standesamt als Trauzeugen angemeldet seid oder einer katholischen2 Trauzeremonie beiwohnt, müsst Ihr lediglich im richtigen Moment Eure Unterschrift beisteuern. Damit wäre Eure Mission seitens der Gesetzgebers und der Kirche bereits erfüllt.

Alles andere basiert auf der Absprache mit dem Brautpaar. Und genau hier liegt sie auch begraben, die Wurzel möglicher Enttäuschungen! Sobald es nämlich ums Heiraten geht, steht bei allen Beteiligten ein riesiger Berg an unausgesprochenen Wünschen, Hoffnungen und Erwartungen im Raum. Vor allem bei dem Paar auf dem Gipfel, um das sich alles dreht. Doch keine Sorge, Ihr braucht Euch nicht ihren gesamten Hochzeits-Mount-Everest auf die Schultern zu laden. Denn es gibt Mittel und Wege, effektiv mit der Situation umzugehen.

Offene Gespräche hinter verschlossenen Türen

Klärt unbedingt von Anfang an, was die Brautleute sich von Euch wünschen und was Eurerseits überhaupt machbar ist. Denn wie bei jedem Ehrenamt habt Ihr durchaus das Recht, Aufgaben höflich abzulehnen. Zum Beispiel, wenn Ihr beruflich extrem eingespannt seid oder aufgrund der Erziehung eigener Kinder wenig Zeit habt. Vielleicht wohnt Ihr auch Hunderte Kilometer vom Brautpaar und der Feierlocation entfernt, was die Planung nicht gerade einfacher macht. Kommen wir damit zum ersten und wichtigsten Tipp: Reden hilft!

Sucht das offene Gespräch mit dem Brautpaar, anstatt ihre Bedürfnisse zu erraten. Fragt gezielt nach ihren Vorstellungen und holt Euch Rückendeckung für den Umgang mit anderen Akteuren des Hochzeitszirkus ein, wie zum Beispiel übereifrigen Verwandten und Dienstleistern. Macht bei Bedarf aber bitte auch klar, wo die Grenzen Eurer Möglichkeiten liegen. Denn nichts ist schlimmer als eine unnötige Enttäuschung am Tag der Hochzeit. Sollte die Erwartungshaltung der Brautleute zu hoch sein, holt sie von Anfang an in die Realität zurück. Sie werden garantiert eine bessere Lösung finden, als Euch überzustrapazieren.

Im Übrigen seid Ihr ja möglicherweise nicht allein mit Eurer Aufgabe: Sollte es einen zweiten Trauzeugen geben, und kennt Ihr ihn noch nicht gut, ist es nun an der Zeit, das bei einem persönlichen Treffen zu ändern. Am besten setzt Ihr Euch zunächst zu viert mit dem Brautpaar zusammen, um die Aufgabenverteilung vor und während der Hochzeit zu besprechen. Danach solltet Ihr Euch als Trauzeugen-Team noch einmal ohne die Brautleute treffen, um gemeinsam Ideen zu sammeln für Überraschungen, Beiträge und dergleichen. Im weiteren Verlauf der Planung könnt Ihr Euch gegenseitig einzelne Aufgaben abnehmen, für die der andere gerade nicht die Zeit hat oder die dem einen oder anderen besser liegen.

Ob Ihr vielbeschäftigt seid oder nicht, ob Ihr gelassen seid oder vielleicht doch auch ein bisschen aufgeregt: Sicherlich seid Ihr hoch motiviert und habt große Lust, das Brautpaar zu unterstützen. Dann mal ran an den Speck! Dieses Buch wird Euch helfen, die Fragen zu stellen, die zu den richtigen Antworten führen. Auf den folgenden Seiten werdet Ihr erfahren, welche Katastrophen Euch erwarten können und wie Ihr die Brautleute davor schützt. Darüber hinaus findet Ihr wertvolle Anregungen, wie Ihr eigene Ideen entwickeln und einbringen könnt.

Doch im nächsten Kapitel geht es nun erst einmal darum, wie Ihr es besser nicht machen solltet.

1 Vor 1998 waren zwei Trauzeugen vorgeschrieben. Das ist aktuell auch in Österreich und in der Schweiz der Fall.

2 In der evangelischen Kirche müssen die Trauzeugen nicht zwingend anwesend sein.

Sünde 2: Aktionismus

Die Hochzeitssaboteure

Ein warmer Sommerregen prasselt gegen die Fenster, draußen weht ein scharfer Wind. Leider hat sich bei dieser Hochzeitsfeier Mitte August die Sonne hinter stahlgrauen Wolken versteckt. Der geplante Empfang im Garten der Düsseldorfer Toplocation fällt daher heute buchstäblich ins Wasser. Doch die Brautleute Agathe und Dieter haben für diesen Fall alles bestens geplant: Das Serviceteam hat rechtzeitig alles für den Empfang im Vorraum des Festsaals aufgebaut. An Stehtischen mit weißen Hussen werden Sekt und Fingerfood gereicht. Die Stimmung der rund achtzig Gäste ist gelöst, alle plaudern lebhaft.

Ich mische mich unter die Grüppchen, um zu prüfen, ob die Lautstärke der Hintergrundmusik in Ordnung ist. Ich bin DJ, und es ist für mich die dreiundzwanzigste Hochzeit des Jahres. Bisher war es eine Saison mit vielen schönen Feiern. Was mir hier und heute allerdings Kopfzerbrechen bereitet, ist das Verhalten der beiden Trauzeugen, Emma und Jaques, die selbst auch ein Ehepaar sind. Alles fing damit an, dass sie nicht auf meine E-Mails geantwortet haben. Ich hatte wissen wollen, ob ihrerseits Beiträge geplant waren, um diese mit dem Zeitplan des Brautpaars abzugleichen, über den ich Bescheid wusste. Besonders wichtig ist bei Feiern dieser Größenordnung aus meiner Sicht die Frage, wann und wo Technik von mir benötigt wird, beispielsweise Mikrofone für Reden. Ein Anruf bei Trauzeugin Emma einige Tage vor der Hochzeit hatte mich sehr besorgt zurückgelassen. Sie sagte, sie und Jaques hätten einige Spiele geplant, würden aber spontan entscheiden wollen, wann diese stattfinden sollten. Ich solle den Brautleuten bloß nichts erzählen, das sei eine Überraschung. Mehr war aus ihr nicht herauszubekommen.

Autsch! Schon beim Vorgespräch mit dem Brautpaar – das ich als DJ mit meinen Kunden immer führe, um Wünsche und Erwartungen konkret abzustecken – hatten mir Agathe und Dieter ganz klar zu verstehen gegeben, dass sie Hochzeitsspiele »total furchtbar« fänden und dass sie auf keinen Fall irgendwelche »dämlichen Beiträge« wünschten. Sie hätten das schon auf mehreren Hochzeiten als Gäste miterlebt und sich abwechselnd gelangweilt und fremdgeschämt. Aus diesem Grund würden sie es ganz anders machen wollen. Laut Plan sollte es genau zwei Reden geben: die des Brautvaters und die des Brautpaars. Der Rest der Feier sollte aus einem leckeren Essen mit drei Gängen und einer ausgelassenen Party mit Tanz bestehen.

Als ich mich während des Empfangs am großen Tag also unters Partyvolk mische, komme ich zufällig an einem Grüppchen mit Braut und Bräutigam vorbei und höre, wie Trauzeugin Emma darauf besteht, die Braut müsse mit Sekt anstoßen. Agathe wehrt sich: »Du weißt doch, ich bin schwanger. Ich trinke keinen Alkohol.«

Forsch knöpft Emma ihr jedoch den Orangensaft ab und drückt ihr ein Sektglas in die Hand. Ihr Kommentar: »Papperlapapp! Mit O-Saft kann man doch nicht anstoßen!«

Na, das geht ja gut los. Wenn Emma schon Agathes Bedürfnisse als Schwangere nicht respektiert, wie wird es dann mit ihren Wünschen als Braut aussehen? Mir schwant Übles. Wenig später verfestigt sich mein Unbehagen. Der Bräutigam bittet zum Ende des Empfangs die Gäste vom Vorraum in den Festsaal. Sofort drängen sich die Trauzeugen Emma und Jaques in Richtung Tür und packen ein weißes Bettlaken aus. Darauf ist in unregelmäßigen Strichen ein großes Herz gemalt, in das die Namen der Brautleute gekritzelt sind. Selbst meine fünfjährige Nichte hätte das schöner hinbekommen. Der hässliche Lappen wird von Emma und Jaques vor der Tür aufgespannt. Sie erwarten nun, dass sich das Brautpaar da durch schneidet. Das nötige Werkzeug reicht ihnen Jaques.

Selbstverständlich sind die kurzen Nagelscheren, die nun die Besitzer wechseln, vollkommen stumpf. Agathe und Dieter machen gute Miene zum bösen Spiel und versuchen, sich durch den Stoff zu arbeiten. Quälend langsam verstreichen die Minuten unter dem gelegentlichen Knirschen von reißenden Baumwollfasern. Der Unterhaltungswert dieser Farce ist gleich null. Gelegentliche Kommentare von Jaques wie »Aller Anfang ist schwer, Ihr schafft das, sieht doch gut aus!« helfen weder dem Brautpaar noch unterhalten sie die gelangweilten Zuschauer. Denn es kann außer den Trauzeugen einfach niemand nachvollziehen, warum dieses Herz unbedingt ausgeschnitten werden soll. Ich hoffe, dass die Hochzeitssuppe zur Vorspeise nicht kalt wird. Denn eigentlich hat die Küche die Ansage, um Punkt 18.30 Uhr zu servieren. Nun haben wir schon Viertel vor sieben!

Einigen Gästen wird es zu doof, und sie gehen an dem Laken vorbei durch die Tür. Der geplante gemeinsame Einzug in den Saal, mit dem Brautpaar festlich an der Spitze, hat sich damit erledigt. Als das zerfranste Herz endlich herausgetrennt ist, besteht Emma darauf, die Braut müsse hindurchgetragen werden. Zwar stellt die zierliche Agathe für den robusten Dieter gewichtsmäßig keine Herausforderung dar, doch sie trägt einen ausladenden Reifrock. Wie soll der bitte durch das Herz passen?

Tut er nicht. Die festen Ringe unter dem Stoff bleiben an den Kanten des Herzens hängen. Was folgt, ist eine Dessousschau, die die umstehenden Gäste beschämt wegsehen lässt. Während sich der Rock auf der Vorderseite des Lakens verfängt, ragen die in weiße Nylonstrümpfe gehüllten Beine der Braut auf der anderen Seite in den Raum. Agathe ist knallrot im Gesicht. Emma und Jaques sind die Einzigen, die lachen. Ehe auch noch das Höschen seiner Angetrauten zum Vorschein kommt, bricht Dieter das Manöver ab und startet einen neuen Versuch. Mit dem Rücken voran zwängt er sich und Agathe samt Rock in gebückter Haltung durch das vage herzförmige Loch. Das Laken ist nun endgültig hinüber und wird garantiert nicht als hübsches Andenken behalten. Wir liegen dank dieser sinnlosen Aktion bereits fünfundzwanzig Minuten hinter dem Zeitplan. Der Frust ist dem Brautpaar deutlich anzusehen. Bloß Emma und Jaques scheinen das nicht zu bemerken. Hauptsache, sie haben ihr Ding durchgezogen.

Leider wird es im weiteren Verlauf des Abends nicht besser. Im Gegenteil, das Motto der Trauzeugen scheint zu sein: Schlimmer geht immer. Gleich nach der Suppe war eigentlich nur eine kurze Rede geplant, doch die beiden präsentieren einen Film. Oder versuchen es zumindest. Erst einmal wird der Beamer nicht von ihrem Laptop erkannt. Es folgt eine Viertelstunde mit ratlosem Kabelumstecken, bis endlich ein Standbild erscheint. Jetzt fällt Jaques ein, dass der Laptop für achtzig Zuschauer vielleicht zu leise sein könnte. Womit er absolut recht hat. Aber seine Frage, ob ich das mal eben an meine Musikanlage anschließen kann, muss ich verneinen. Die steht nämlich im Nebenraum, bei der Tanzfläche, wo später nach dem Essen bei einer Cocktailbar die Party stattfinden soll. Selbst wenn ich ein zwanzig Meter langes Kabel dabeihätte und an seinen Computer anschließen würde – hier im Saal würde niemand etwas davon hören. Hätte er rechtzeitig vor der Feier auf meine Mails geantwortet und mich informiert, hätte ich einen Verstärker im Festsaal installiert. Jetzt ist es zu spät.

Als der Film endlich startet, ahnt niemand, dass dies der Auftakt zu über dreißig Minuten gähnender Langeweile ist. Der Zusammenschnitt wackliger Smartphone-Sequenzen zeigt wildfremde Menschen in einer Fußgängerzone, die dem ihnen unbekannten Brautpaar zur Hochzeit gratulieren. Da der Ton miserabel ist, ist das meiste kaum zu verstehen. Als kurze Episode in einem originellen Film hätte das Ganze ein netter Gag sein können, doch als abendfüllende Sensation taugt der Wackelfilm bei Weitem nicht. Die Unruhe im Saal wird größer, immer mehr Leute bestellen die nächste Runde Wein und Bier.

Zwischendurch erscheint der Bankettleiter des Hauses bei mir und fragt, ob ich weiß, wie lange der Vortrag wohl noch dauern wird. Er ist nervös, weil das Fleisch vom Hauptgang langsam beim Warmhalten austrocknet. Leider kann ich seine Frage nicht beantworten, also wendet er sich direkt an die Trauzeugen. Ihre Antwort kann ich nicht hören, doch ich sehe, wie der Bankettleiter kopfschüttelnd von dannen zieht und verzweifelt auf seine Armbanduhr blickt. Das spricht Bände.

Als das Elend endlich ein Ende findet und die Leinwand dunkel wird, servieren die Kellner flink den angetrockneten Hauptgang. Teilweise an leeren Plätzen, denn viele Gäste mussten nach der ermüdenden Zwangsvorführung erst mal auf Toilette oder an die frische Luft. Der Bräutigam hat mittlerweile nicht nur einen Ring am Finger, sondern auch zwei unter den Augen. Die hübsche Braut sitzt apathisch neben ihm und scheint zu resignieren. Das ist schon längst nicht mehr ihr Fest, sondern das von Emma und Jaques.

Zwischen Hauptgang und Dessert folgt auf Geheiß der Trauzeugen das Spiel »Wadenraten«, bei dem die Braut mit verbundenen Augen die nackten Unterschenkel von fünf männlichen Gästen abtasten muss. Auf diese Weise soll sie herausfinden, welcher davon der Bräutigam ist. Es gelingt ihr beim dritten Versuch. Dass fünf gestandene Männer ihre Beinbehaarung entblößen müssen und sich damit zum Affen machen, bringt nicht einen einzigen Lacher. Es ist allen Beteiligten sichtlich unangenehm – denen, die unfreiwillig im Rampenlicht stehen genauso wie denen, die zum Zugucken verdonnert sind. So langsam frage ich mich, ob Emma und Jaques ihre Brillen zu Hause vergessen haben und ganz einfach nicht sehen, was sie da gerade anrichten.

Den hinterhältigsten Sabotageakt in Bezug auf den Ablaufplan haben die beiden zum Nachtisch eingefädelt. An diesem Punkt soll eigentlich die Hochzeitstorte hereingebracht werden, die als Eröffnung des Dessertbuffets festlich angeschnitten werden soll. Dies ist meiner Erfahrung nach der günstigste Zeitpunkt, denn so wird die Party durch eine spätere Torte nicht unterbrochen und die Stimmung dadurch gedämpft. Doch weil Emma und Jaques meinen, eine Hochzeitstorte müsse unbedingt um Mitternacht kommen, haben sie tatsächlich – ohne Wissen des Brautpaars! – hinter den Kulissen eine Umbestellung veranlasst. Das Licht am Dessertbuffet geht an, die Torte ist nicht da, die Brautleute sehen sich ratlos um. Nach einer Weile schnappen sie sich ein Gläschen Crème brûlée und trotten zurück zu ihren Plätzen.

Als Agathe und Dieter über eineinhalb Stunden später als geplant vor der Musikanlage im Nebenraum erscheinen, versuchen wir die Party mit dem Eröffnungstanz in Gang zu bringen. Es geht ganz gut los, anfangs sind die meisten Gäste da und haben auch Lust, sich zu bewegen. Doch kaum herrscht etwas Partyatmosphäre, drängen Emma und Jaques die Tänzer vom Parkett, um zehn Stühle Lehne an Lehne aufzubauen. Offensichtlich soll hier in wenigen Momenten die Reise nach Jerusalem losgehen. Ich frage mich: Warum nicht gleich die Busfahrt in den Kindergarten? Der Bräutigam scheint ähnlich zu fühlen. Rasch verzieht er sich an die Bar neben der Tanzfläche und lässt sich ein extra großes Bier zapfen, um nicht an dem Quatsch teilnehmen zu müssen.

Es folgt das übliche Prozedere: eine Ansage von Trauzeuge Jaques mit dem Mikrofon und sich zierende Gäste, bis irgendwann endlich elf Freiwillige gefunden sind. Dann wandert die Karawane zum Auftakt der Musik lustlos um die Stühle (ich wähle den Song Walk this Way von Run D.M.C. featuring Aerosmith). Jaques hat mich schon instruiert, gelegentlich abrupt auszuschalten, damit sich die Gäste auf die Stühle werfen können. Einer scheidet aus, und so weiter und so fort. Am Ende bleibt dann nur noch ein junger Mann übrig. Der Gewinner bekommt zur Belohnung – nun, gar nichts, denn daran haben die Trauzeugen wohl nicht gedacht.

Ich erinnere mich, dass dieses Spiel an meinem zwölften Geburtstag der absolute Renner war. Aber hier in der Erwachsenenwelt geht das Ganze natürlich weitestgehend spaßfrei über die Bühne. Zum Glück nimmt der Partycrasher nur etwa zehn Minuten in Anspruch – dennoch, als die Stühle weggeräumt sind, ist die Tanzfläche wie leergefegt. Selbst die größten Hits, die ich daraufhin auflege, bleiben wirkungslos, weil die meisten Gäste in den Festsaal oder nach draußen geflüchtet sind. Eigentlich war der Plan, dass die Jüngeren hier im Barbereich abhotten, während das ältere Publikum drüben im Festsaal gepflegte Konversation betreiben kann. Leider wurde die Party aber unterbrochen, ehe sich die Stimmung aufbauen konnte. Es dauert eine halbe Stunde, bis wieder etwas Leben auf dem Parkett herrscht, dann hält die irregeleitete Torte Einzug. Sie muss auf Geheiß der Trauzeugen nebenan bei den Resten des Desserts angeschnitten werden. Allerdings hat das Publikum jetzt weder Lust auf etwas Süßes noch auf eine weitere Unterbrechung. Puff, und schon wieder: Die Stimmung ist weg. Und ich stehe erneut vor einer leeren Tanzfläche.

Nach der Torte verabschieden sich bereits viele Gäste. Die gefühlten fünftausend Kalorien haben ihnen nach der hartnäckigen Vorarbeit durch die langweiligen Beiträge der Trauzeugen den Rest gegeben. Kaum kommt die Party gegen halb eins mit den verbliebenen Gästen wieder halbwegs in Gang, schleifen die beiden Saboteure die nächsten Stühle auf die Tanzfläche. Auf denen soll sich das Brautpaar wohl zum allseits bekannten Übereinstimmungsspiel niederlassen. Doch als Dieter das sieht, platzt ihm endlich der Kragen. Mittlerweile ist er durch diverse Drinks enthemmt und schnappt sich mein Funkmikrofon. Ich mache die Musik leise.

»So, liebe Gäste«, tönt die leicht lallende Stimme des Gastgebers aus den Lautsprechern. »Unsere lieben Trauzeugen, Emma und Jaques, müssen jetzt langsam ins Bett. Danke an alle anderen fürs Durchhalten. Und jetzt wird endlich richtig gefeiert!«

Die Trauzeugen stehen wie begossene Pudel neben den beiden Stühlen. Allein. Das hat gesessen. Ich ziehe den Regler am Mischpult hoch, und unter dem Jubel der Gäste legen die Beastie Boys los: You got to fight, for your right, to paaaaaaaaarty!

Gespielt wird im Sandkasten, nicht auf der Hochzeit

Höchstwahrscheinlich wünscht sich Euer liebes Paar, dass bei seiner Feier keine Hochzeitsspiele oder peinlichen Vorträge stattfinden. Woher ich das weiß? Ich habe in den letzten zwölf Jahren über fünfhundert Hochzeitsfeiern in ganz Deutschland als DJ begleitet. Mit jedem der Paare führte ich vorab ein ausführliches Gespräch, bei dem wir den gesamten Ablauf der Feier durchgingen. Fast alle gaben klar zu verstehen, dass sie Hochzeitsspiele ablehnen und nicht vorhaben, einen Baumstamm durchzusägen oder Bettlakenherzen auszuschneiden. Unter den über eintausend Bräuten und Bräutigamen war kein Einziger, der sich ausdrücklich auf Hochzeitsspiele freute. Einige wenige sagten, sie würden es zur Not über sich ergehen lassen. Aber nur unter der Voraussetzung, es wäre nicht zu viel und würde nicht zu lange dauern. Echte Begeisterung sieht anders aus!

Leider wurden dann trotzdem oft ausgesprochene Spielegegner mit Hochzeitsnonsens konfrontiert und teilweise bis auf die Knochen blamiert. Im Beispiel eben haben die Trauzeugen dem armen Brautpaar das gesamte Fest vermiest. Was haben die beiden Saboteure Emma und Jaques also falsch gemacht? Nun, die Antwort ist denkbar simpel: so ziemlich alles! Angefangen damit, dass sie nicht auf die Wünsche des Brautpaars eingegangen sind. Natürlich hatten Agathe und Dieter ihnen ihre Abneigung gegen Hochzeitsspiele ebenso mitgeteilt wie mir als ihrem DJ. Trotzdem haben ihre Trauzeugen genau das Gegenteil von dem umgesetzt, was man ihnen gesagt hatte. Wie so eine Verdrehung der Bedürfnisse zustande kommt, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Doch leider habe ich es immer wieder miterleben müssen, wenn auch meistens in geringerem Umfang als eben geschildert.

Häufig passiert Folgendes: Die Brautleute sagen vorab klar allen Freunden, Verwandten und natürlich den Trauzeugen, dass sie keine Spiele und Standardbeiträge wollen. Die Trauzeugen signalisieren zwar: verstanden! Heimlich denken sie aber, dass die Gastgeber trotzdem nicht so ganz ohne Spiele davonkommen sollten. Und bauen dann doch irgendeinen störenden Beitrag ein, oft auch auf Druck der »buckligen Verwandtschaft«. Angeblich hat man das ja schon immer so gemacht auf Hochzeiten, und deshalb müsse es hier auch so sein.

Mich erinnert diese halbherzige Haltung an einen bayrischen Landgasthof, auf dessen Karte ich einmal in der Rubrik »Vegetarische Gerichte« einen »Käsetoast mit Schinkenwürfeln« entdeckte. Nach dem Motto: Die paar Schinkenwürfel sind doch kein Fleisch! Mag sein, dass man in diesem Laden schon immer vegetarische Gerichte mit Speck garniert hat. Das dürfte einem ernährungsbewussten Gast allerdings völlig wurscht sein! Ich kenne jedenfalls keinen Vegetarier, der auch nur ein kleines bisschen Fleisch essen möchte. Weniger von einer Sache ist eben doch etwas ganz anderes als nichts davon. Das Gleiche gilt für Hochzeitsspiele.

Eigentlich ist die Anforderung an Euch als Trauzeugen doch ganz einfach. Ich erinnere an den wichtigen Tipp aus dem ersten Kapitel, den ich gar nicht oft genug wiederholen kann: Reden hilft! Trefft Euch mit dem Brautpaar, unbedingt auch mit den anderen Trauzeugen (es können sogar insgesamt mehr als zwei sein), und besprecht die Wünsche der Gastgeber. Diesem Gespräch müssen dann aber auch entsprechende Taten folgen! Wenn Euer liebes Paar sagt, dass es etwas nicht möchte, setzt Ihr alles daran, dass es davon voll und ganz verschont bleibt. Wenn Euch das Paar dagegen mitteilt, dass es etwas Bestimmtes möchte, verhelft Ihr ihm dazu. Es kann durchaus auch den ein oder anderen Hochzeitsbrauch geben, der dem Brautpaar Freude bereitet. Fragt sie rechtzeitig danach!

Manchmal findet beispielsweise das bekannte Übereinstimmungsquiz Anklang, bei dem Braut und Bräutigam Rücken an Rücken Fragen über ihre Beziehung beantworten. Allerdings nicht, wenn hier einfach lieblos Fragen aus dem Internet heruntergerattert werden, die auch jedes andere Pärchen auf der Welt beantworten könnte. Wen interessiert schon, wer von beiden besser einparken kann oder wer morgens länger im Bad braucht? Das hat doch überhaupt nichts mit dem Anlass der Feier zu tun, denn der heißt Liebe! Es geht um echte Gefühle und um das, was das Paar im Herzen verbindet. Wenn Ihr darüber nachdenkt, fallen Euch gewiss bessere Fragen ein.

Damit kommen wir zu einer genaueren Betrachtung der Beiträge, die Emma und Jaques verbockt haben. Ob Herzenschnippeln, Filmgrüße von Fremden, Wadenraten oder die Reise nach Jerusalem: Allen gemein ist, dass sie absolut nichts mit dem Brautpaar zu tun hatten. Diese Beiträge waren in Wirklichkeit gar nicht an Agathe und Dieter gerichtet, sondern an irgendein Brautpaar. Die beiden wurden damit zu Mitgliedern einer schwarz-weiß uniformierten Hochzeitsarmee degradiert, deren Söldner im ganzen Land peinliche Einweihungsriten über sich ergehen lassen müssen.

Es gibt Hunderte Hochzeitsbräuche und -spiele, die irgendwann in der Geschichte der Menschheit vielleicht mal eine Existenzberechtigung hatten. Aber es ist nun mal so, dass die Nachkriegsgeneration noch ganz anders gefeiert hat, als wir das heute tun. Waren es bis vor wenigen Jahrzehnten vor allem Zusammenkünfte von Großfamilien und Dorfgemeinschaften, so setzen sich Hochzeitsgesellschaften heute oftmals aus überregionalen, teilweise auch internationalen Gästen zusammen. Enge Freunde sind ein ebenso wichtiger Bestandteil einer Hochzeitsgesellschaft wie die Familie geworden. Weder das Brautpaar noch die Gäste möchten unfreiwillig verpflichtet werden, sich bei kindischen Beiträgen zum Affen zu machen.

Es geht heutzutage mehr denn je darum, Freunde und Verwandte beider Brautleute zusammenzubringen und ihnen den Raum zu geben, sich kennenzulernen. Ziel ist, dass alle gemeinsam eine gute Zeit haben und dass ein Kreis von Vertrauten etabliert wird, der in den Ehejahren des Paares eine wichtige und stützende Rolle spielt. In der einmaligen Konstellation einer Hochzeitsfeier wird diese Gruppe von Menschen vermutlich nicht so schnell wieder zusammenkommen. Es bleiben letztlich nur wenige Stunden in dieser Besetzung. Diese kostbare Chance sollte nicht damit vertan werden, unpersönliche Bräuche aus dem letzten Jahrhundert durchzuexerzieren. Erst recht nicht, wenn die Brautleute selbst keine Lust darauf haben.

Wir werden später noch dazu kommen, welche sinnvollen Alternativen es zu traditionellen Hochzeitsspielen gibt und was Ihr beitragen könnt. Im nächsten Kapitel geht es zunächst einmal darum, wie Ihr dem Brautpaar helfen könnt, von den geschilderten Sabotageakten verschont zu werden.

Die 5 nervigsten Hochzeitsspiele:

• Kutscherspiel

• Bräutigam füttern

• Wadenraten

• Baumstammsägen

• Bettlakenherz ausschneiden

Sünde 3: Schockstarre

Wer den Kopf in den Sand steckt, sieht und hört nichts mehr

Den ersten großen Fehler haben die Trauzeugen Emma und Jaques im oben geschilderten Beispiel bereits lange vor der Hochzeitsfeier begangen. Sie haben es nämlich nicht für nötig befunden, auf E-Mails von Gästen und Dienstleistern zu antworten. Mindestens die technische Panne mit dem fehlenden Ton des Beamers hätte so vermieden werden können. Aber tatsächlich geht es bei der Kommunikation im Vorfeld der Feier um weit mehr!

Eine ganz wichtige Funktion von Euch als Trauzeugen ist es nämlich, den Brautleuten Dinge vom Hals zu halten, mit denen sie sich nicht befassen möchten und sollten. Der sicherste Weg, unerwünschte Beiträge und Hochzeitsspiele seitens der Gäste zu vermeiden, ist es, Euch auf der Einladungskarte als Ansprechpartner benennen zu lassen.

Dort kann so etwas stehen wie:

Von traditionellen Hochzeitsspielen bitten wir Abstand zu nehmen. Wer dennoch einen originellen Beitrag für uns plant, wendet sich bitte bis zum DATUM (am besten bis einen Monat vor der Feier) an unsere Trauzeugen:

Euer Name

Eure E-Mail-Adresse

Eure Telefonnummer

Nun seid Ihr quasi das Pendant zu Julius Cäsar, der in der römischen Arena den Daumen hebt oder senkt und somit entscheidet, welcher Beitrag die Vorrunde überlebt. Ihr seid sozusagen die Stimme des guten Geschmacks. Doch Vorsicht, es geht hier nicht um Eure eigenen Vorlieben! Bei einer Hochzeit ist nämlich einzig und allein der Geschmack der Brautleute relevant. Vergegenwärtigen wir uns ihre Situation: