Werde kreativ! - Jordan Raynor - E-Book

Werde kreativ! E-Book

Jordan Raynor

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Beschreibung

Wir sind von einem unendlich kreativen Gott geschaffen worden, um seine Liebe und seinen Charakter in der Welt widerzuspiegeln. Das tun wir unter anderem, indem wir seine kreative Arbeit fortsetzen. In diesem energetischen Buch hilft der Entrepreneur und Bestsellerautor Jordan Raynor Künstlern, Entrepreneuren, Schriftstellern und anderen Kreativschaffenden, ihre Arbeit ganz neu als Dienst an Gott und am Nächsten zu begreifen. Er geht dabei auf wichtige Fragen ein: Ist meine Arbeit als Kreativschaffender so wichtig wie die eines Pastors oder Missionars? Wie kann ich etwas produzieren, nicht um mir einen Namen zu machen, sondern um Gott zu verherrlichen und anderen zu dienen? Wie kann ich meine Arbeit nutzen, um Jesu Auftrag, Jünger zu machen, zu erfüllen Wird das, was ich mache, in der Ewigkeit von Bedeutung sein? Das Buch enthält fesselnde Berichte von über 40 christlichen Entrepreneuren, darunter die Gründer von TOMS Shoes, Charity: Water, Chick-fil-A, In-N-Out Burger, Guinness, HTC und Sevenly sowie von ungewöhnliche Entrepreneuren wie C. S. Lewis, Johann Sebastian Bach und J. R. R. Tolkien.

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„Kreativität ist keine Option, nicht wenn es uns ernst damit ist, dem Bild Christi zu entsprechen. Kreativität ist das natürliche und übernatürliche Nebenprodukt eines geisterfüllten Lebens. Ich bin so dankbar, dass Jordan dieses Buch geschrieben hat, um die Gemeinde herauszufordern, Kreativität und Unternehmertum als Mittel zur Verherrlichung Gottes und zur Liebe zu anderen zu nutzen!“

Mark Batterson, New York Times-Bestsellerautor von The Circle Maker und leitender Pastor der National Community Church

„Ob du ein Geschäftsinhaber, ein unternehmerischer Angestellter, ein Student, der etwas in der Welt bewirken will, der Gründer einer gemeinnützigen Organisation, eine Mompreneurin, ein Fotograf, ein Maler, ein Musiker, ein Autor oder ein Koch bist – Werde kreativ! wird dir helfen zu erkennen, wie deine kreative Arbeit ein Akt der Anbetung Gottes sein kann. Es gibt keine Hierarchie der Berufungen, in der nur Pastoren oder Missionare das Werk des Herrn tun. Gott hat uns alle berufen, und in Werde kreativ! räumt Jordan mit dieser schlechten Theologie auf und bietet christlichen Kreativschaffenden eine inspirierende, biblisch begründete Einladung, Kreativität als Mittel zum Dienst an Gott und anderen zu begreifen.“

Mark Russell, PhD, Gründer von Elevate Publishing und Autor von Our Souls at Work, Work as Worship, und The Missional Entrepreneur

„Die Gründung eines gewinnorientierten Unternehmens oder einer gemeinnützigen Organisation kann eine der besten Möglichkeiten sein, das Evangelium zu leben und anderen Menschen zu dienen. Dieses Buch wird dich zum Handeln und zur Veränderung inspirieren und herausfordern.“

Scott Harrison, Gründer und Geschäftsführer von Charity: Water

„Werde kreativ! ist ein Buch, das die Seele erwärmt und ein Feuer im Herzen entzündet. In diesem Buch hat Jordan einen Aspekt von Gottes Charakter ans Licht gebracht, der sowohl schön als auch fesselnd ist. Seine Worte werden dich dazu inspirieren, deine kreative Arbeit – was auch immer sie sein mag – als einen Akt der Anbetung und als ein Spiegelbild Gottes selbst zu betrachten. Werde kreativ! bestätigt deine kreative Arbeit und fordert dich auf, diese Tätigkeit als Dienst an der Welt um dich herum fortzusetzen. Du wirst dazu motiviert, etwas Schönes zu erschaffen und die Berufung deines Herzens auszuleben. Werde kreativ! ist ein Buch, das dir Mut macht, zu sagen: ‚Meine Arbeit ist wertvoll‘. Es ist ein Muss für alle christlichen Kreativschaffenden, egal ob du bereits gestartet bist oder noch davon träumst.“

Krystal Whitten, CEO von Krystal Whitten Studio und Autorin von The Lettering Prayer Journal

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

Copyright © 2017 by Jordan Raynor Originally published in English under the title Called to Create by Baker Books, a division of Baker Publishing Group, Grand Rapids, Michigan, 49516, U.S.A. All rights reserved.

Wenn nicht anders angegeben, wurde der Bibeltext der Schlachter Version 2000 verwendet.© 2000 Genfer Bibelgesellschaft Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

© 2023 Permission Verlag GmbH, Lage [email protected]

Übersetzung: Debora Hübler Lektorat: Melissa Löwen Satz: HMDpublishing Druck und Bindung: arkadruck.pl

1. Auflage 2023ISBN: 978-3-949998-18-8 eBook ISBN: 978-3-949998-19-5

Wir bedanken uns herzlich bei der Hanseatische Handel und Consulting GmbH für die Unterstützung bei der Herausgabe dieses Buches.

Bei Anmerkungen oder Rückmeldungen zu diesem Buch freuen wir uns über eine Email an: [email protected]

Für den, der mich zum kreativen Erschaffen berufen hat.

inhalt

einleitung

berufungder erste entrepreneurarbeit ist gut wie wir unsere berufung herausfindenkreativ seinwarum wir kreativ sindwas wir erschaffenwie wir erschaffenherausforderungenvertrauen, tatendrang und ruhepausenmit misserfolgen umgehenUnseren Sinn erneuernauftragbeauftragt zu jüngern zu machender sinn und zweck von profitfür gottes reich erschaffen

danksagungen

über den autor

einleitung

Gott war der erste Entrepreneur1. Er ließ etwas aus dem Nichts heraus entstehen. Er brachte Ordnung in das Chaos. Er schuf zum Wohle anderer. Noch bevor in der Bibel erklärt wird, dass Gott liebevoll, heilig oder barmherzig ist, erfahren wir, dass er kreativ ist.

Wir wurden nach dem Bilde dieses ersten Entrepreneurs geschaffen; wenn wir seinem Ruf folgen und Unternehmen oder Hilfsvereine gründen, oder Kunstwerke, Musik, Bücher und andere Produkte erschaffen, dann tun wir damit nicht nur etwas Gutes, sondern etwas, das Gott ähnlich ist. Damit folgen wir der tiefen Sehnsucht unserer Seele, etwas zu erschaffen, zu gestalten und etwas Neues ins Leben zu rufen.

Wenn du jemals das Gefühl hattest, deine Arbeit als Entrepreneur oder Kreativschaffender sei kein gottähnlicher Dienst, dann ist dieses Buch für dich. Wenn du dir schon immer gewünscht hast, dass deine Arbeit eine Berufung und nicht nur ein Job zum Geldverdienen ist, dann ist dieses Buch für dich. Wenn du dich schon immer einmal mit christlichen Entrepreneuren und Kreativschaffenden zusammensetzen wolltest, um besser zu verstehen, wie man den Glauben mit der Arbeit verbinden kann, dann ist dieses Buch erst recht für dich.

Dieses Buch entstand durch eine Reihe von Fragen, die ich über die letzten Jahre gesammelt habe. Ich habe mich gefragt, wie ich meinen christlichen Glauben noch mehr in meine Arbeit als Entrepreneur und Kreativschaffender integrieren kann. Statt mir all diese Fragen selbst zu beantworten, habe ich fast zwei Jahre damit verbracht, sie im Rahmen meiner Recherchen einer Vielzahl gläubiger Entrepreneuren und Entrepreneurinnen in persönlichen Gesprächen zu stellen. Die Geschichten dieser Männer und Frauen machen den Großteil dieses Buches aus.

Blake Mycoskie, der Gründer von TOMS Shoes, zeigt uns, wie wir Menschen dienen können, ohne unsere Leidenschaft fürs Entrepreneurship aufzugeben. Krystal Whitten, die Erfinderin des Lettering Prayer Journal (dt.: Handlettering-Gebetstagebuch), setzt sich mit den Schuldgefühlen auseinander, die viele Mütter haben, die sowohl ihrer Berufung als Kreativschaffende als auch dem Ruf Mutter zu sein folgen. C. S. Lewis, Arthur Guinness und Scott Harrison von Charity: Water demonstrieren uns, wie wir Produkte erzeugen können, die Gottes Charakter verdeutlichen und von Nächstenliebe zeugen. Die Gründer von In-N-Out Burger, Chick-fil-A und Sevenly erklären, wie die Unternehmensführung in jeder Hinsicht vom Evangelium beeinflusst werden kann. Nicole Baker Fulgham, Gründerin des gemeinnützigen The Expectations Project (dt.: das Projekt der Erwartungen), zeigt auf, wie man die Spannung zwischen Gottvertrauen und dem Streben nach Wachstum der eigenen Organisation bewältigen kann. Der Liedermacher und Unternehmer Horatio Spafford ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Kreativschaffende im Angesicht von Unglück und Versagen reagieren können. J.R.R. Tolkien und die Gruppe The Inklings führen vor, wie eine christliche Gemeinschaft dabei helfen kann, unsere Gedanken und unseren Geist während des Schaffensprozesses zu erneuern. HTC-Mitgründerin Cher Wang demonstriert, wie vielfältig der Sinn und Zweck von Profit ist, während wir am Beispiel von PayPal-Mitgründer Peter Thiel eine Vision des Himmels entdecken, die unserer Schaffenskraft sowohl heute als auch in der Ewigkeit einen tiefen Sinn verleiht. Dies sind nur ein paar der Geschichten, die du auf den folgenden Seiten finden wirst.

Wer ist ein Entrepreneur?

Im letzten Jahrhundert hat das Thema Entrepreneurship in der Gesellschaft erheblich an Bedeutung gewonnen. Die Anzahl der Erwähnungen des Wortes Entrepreneurship in amerikanischen Büchern hat seit 2010 stark zugenommen.2 Es ist ein Wort, das häufig verwendet wird, aber es ist schwierig zu definieren. Was genau ist Entrepreneurship und was versteht man unter einem Entrepreneur?

Das Wort Entrepreneur tauchte erstmals 1723 in einem französischen Wörterbuch auf als Beschreibung für eine Person, die eine Aufgabe mit finanziellem Risiko übernimmt.3 Zeitgenössische Wörterbücher definieren einen Entrepreneur ähnlich. Dictionary.com bezeichnet einen Entrepreneur als „eine Person, die irgendeine Unternehmung, vor allem ein Geschäft, organisiert und managt, meist einhergehend mit beträchtlicher Eigeninitiative und Risiko“4. Im Merriam-Webster-Wörterbuch wird ein Entrepreneur definiert als „einer, der organisiert, managt und das Risiko eines Geschäfts oder einer Firma eingeht“5.

Diese Definitionen sind zwar gut, lassen jedoch einen Aspekt außen vor: den Schaffensakt von etwas Neuem, den viele Menschen mit der Arbeit eines Entrepreneurs verbinden6. Wenn wir heute das Wort Entrepreneur hören, denken wir zuerst an Leute wie Steve Jobs, Oprah Winfrey und Mark Zuckerberg. Es stimmt zwar, dass diese Personen ihre Firmen „mit beträchtlicher Eigeninitiative und Risiko organisiert und gemanagt haben“, allerdings machen sie nicht nur diese Eigenschaften zu großen Entrepreneuren. Wir bezeichnen diese Menschen als Entrepreneure, weil sie etwas Neues geschaffen haben. Sie haben etwas aus dem relativen Nichts erschaffen, Ordnung ins Chaos gebracht. Außerdem haben sie mit ihren Werken vielen Menschen Liebe erwiesen und ihnen gedient.

Ich erlaube mir daher, als Leitfaden für den Rest des Buches, eine erweiterte Definition des Entrepreneurs vorzuschlagen:

Ein Entrepreneur ist eine Person, die ein Risiko eingeht, um etwas Neues zum Wohle anderer zu erschaffen.

Jobs, Winfrey, Zuckerberg und andere, die typischerweise als Entrepreneure bezeichnet werden, entsprechen für viele dieser Definition. Aber nicht nur diese naheliegenden Kandidaten qualifizieren sich anhand meiner Definition als Entrepreneure. Diese Definition umfasst auch Kreativschaffende mit unterschiedlichem Bekanntheitsgrad, Vermögen, Herkunft, Position, Unternehmensgröße und Branche. Dazu gehören unternehmerische Angestellte, Gründer von gemeinnützigen Organisationen, „Mompreneure“, Studenten, die etwas in der Welt bewirken wollen, Kleinunternehmer und eine wachsende Anzahl Kreativschaffender: Fotografen, Maler, Musiker, Autoren, Etsy-Shop-Besitzer, Designer, Architekten und Köche-sie alle riskieren finanzielles und soziales Kapital, um etwas Neues zum Wohle anderer zu erschaffen.

Als jemand, auf den sowohl die traditionelle Definition des Entrepreneurs als auch die des Kreativschaffenden zutrifft, gab es für mich schon immer eine klare Verbindung zwischen Entrepreneurship und Kreativität. Aus meiner Sicht ähnelt die Gründung eines neuen Unternehmens dem Komponieren eines Liedes. In beiden Fällen geht es darum, etwas nicht Dagewesenes zu erschaffen, Ordnung in das Chaos zu bringen und etwas Gutes für andere ins Leben zu rufen.

Ich denke, Steve Jobs verstand diese Verbindung. Jobs, der wohl visionärste und erfolgreichste Entrepreneur des zwanzigsten Jahrhunderts, liebte Musik. Schon lange vor der Veröffentlichung des iPods verband Jobs Musik mit seiner Arbeit als Technologieentrepreneur. 1988 brachte Jobs seinen mit Spannung erwarteten NeXT-Computer auf den Markt. Berühmt für seine Detailversessenheit bei jeder Produkteinführung, war es nicht von ungefähr, dass Jobs die Louise M. Davies Symphony Hall in San Francisco als Veranstaltungsort für die Vorstellung seines neuesten Geräts wählte. In Aron Sorkins Filmbiografie über Jobs wird ein hitziges Gespräch zwischen Jobs und seinem Apple-Mitgründer Steve Wozniak dargestellt. Beide stehen im Orchestergraben der Symphony Hall zwischen lauter Instrumentenständern und Wozniak sagt zu Jobs: „Was tust Du? Du bist kein Ingenieur, Du bist kein Designer, Du kannst nicht mal ‘nen Nagel in die Wand schlagen. Ich habe die Platine gebaut, die Grafikschnittstelle ist geklaut. Wie kommt es also, dass ich zehnmal am Tag lese ‚Steve Jobs ist ein Genie‛? Was tust Du eigentlich?“ Jobs erwidert: „Musiker spielen ihre Instrumente, ich spiele das Orchester.“7 Um seine Arbeit als Entrepreneur zu beschreiben, verwendet Jobs eine Metapher aus der Musik. Ob du dich nun als Entrepreneur oder als Kreativschaffender identifizierst, dieses Buch ist für dich. Für Jobs und für mich sind die Bezeichnungen im Wesentlichen ein und dasselbe.

Meine Geschichte

Ich habe mich nicht immer als Entrepreneur gesehen, aber wenn ich auf mein kurzes Leben zurückblicke (ich bin dreißig, während ich dies schreibe), ist diese Bezeichnung wahrscheinlich die beste Art, mein lebenslanges Verlangen nach Kreativität zu beschreiben. Ich gründete mein erstes „Geschäft“ mit neun Jahren, als ich Baseballkarten aus meinem Kinderzimmer heraus verkaufte. Es war ein miserables Geschäft, weil meine Strategie zur Kundengewinnung vollkommen von der Gastfreundschaft meiner Eltern abhing. Mit den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2000, ich war damals in der achten Klasse, bekam mein Unternehmergeist eine andere Richtung. Ich war gefesselt von der Dynamik, die eine Präsidentschaftskampagne von Anfang bis Ende begleitet. Diese Wahl war der Startschuss für meine politische Laufbahn. Im Alter von siebzehn Jahren nahm ich meinen ersten „richtigen“ Job an. Ich leitete eine Wahlkampagne in meiner Heimatstadt Tampa, Florida. Nach dem Wahlsieg dachte ich, ich sei süchtig nach Politik, aber nach weiteren politischen Jobs im College und einer unglaublichen Erfahrung im Weißen Haus wurde mir klar, dass es nicht die Politik und die Kampagnen waren, die ich liebte. Es war die Idee, etwas ganz Neues zu erschaffen und zu gewinnen. Ich liebte Entrepreneurship.

Nach meinem Abschluss an der Florida State University im Sommer 2008 lagen zwei Jobangebote auf meinem Tisch: an John McCains Präsidentschaftskampagne mitzuarbeiten oder die Leitung eines aufstrebenden politischen Tech-Start-ups zu übernehmen. Die Wahl fiel mir leicht. Ich schlug den Weg des Unternehmers ein und habe es nie bereut. Nachdem ich anderthalb Jahre das Unternehmen eines anderen geleitet hatte, war es an der Zeit, mein eigenes zu gründen: eine Online-Marketing-Agentur, die politische Kampagnen, Organisationen und Gesellschaften betreute. 2011 wurde meine Firma von einer „mega interaktiven Agentur“ aus Washington, D.C., aufgekauft. Nachdem ich etwas mehr als ein Jahr bei der Erwerbergesellschaft geblieben war, war ich wieder bereit etwas Neues zu gründen. 2012 starteten meine Mitgründer und ich Citizinvestor, welches heute der größte Anbieter von Crowdfunding-Software für Großstädte in den Vereinigten Staaten ist.

Während ich Citizinvestor aufbaute, fing ich ernsthaft an, meine Berufung zu hinterfragen und ob ich dem Herrn diente durch das, was ich zu jener Zeit als „weltliche“ Arbeit betrachtete. Ich wuchs in einer Gemeinde auf und ging auf eine christliche Schule, wo jeder Pastor oder Sprecher davon überzeugt zu sein schien, wenn ich den Herrn wirklich liebte, wenn ich mich wirklich für Christus entschieden hätte, dann würde ich in den sogenannten Vollzeitdienst gehen oder in einer Lehmhütte Tausende Kilometer weg von zu Hause leben. Gleichzeitig wurde ich von meinem Vater und meinem Großvater geprägt, die ihren Glauben durch ihre Arbeit als Unternehmer zum Ausdruck brachten. Ich war, gelinde gesagt, im Zwiespalt. Im Sommer 2014 fing ich an, mich aus den tagtäglichen Geschäften von Citizinvestor herauszunehmen und war mir, wie du im Buch noch lesen wirst, nicht sicher, wohin Gott mich im nächsten Kapitel meines Lebens rufen würde.

Einerseits war mir klar, dass Gott mir eine Leidenschaft für Entrepreneurship gegeben hatte, mich in diesem Bereich befähigt hatte und mir eindeutige Chancen gab, diese Gabe auszuleben, um andere zu lieben. Andererseits fragte ich mich, ob es Gott nicht mehr ehren würde und mehr von Bedeutung für die Ewigkeit wäre, meine Zeit, Leidenschaft und Fähigkeiten in einen offenkundig evangelikalen Kontext einzubringen, wie z.B. eine Gemeinde zu gründen. Nach vielen Gebeten, dem Studieren von Gottes Wort und dem Austausch mit anderen Gläubigen beschloss ich, den Weg weiterzugehen, auf den der Herr mich bereits geführt hatte, und der Berufung etwas zu erschaffen zu folgen. 2014 gründete ich eine neue Firma, um andere Entrepreneure bei der Gründung und Entwicklung ihrer eigenen Unternehmen zu unterstützen. Ich nannte diese Firma Vocreo, eine Kombination aus den lateinischen Wörtern vocatio und creo, was „zur Kreativität berufen“ bedeutet. 2016 nahm ich mir eine unbefristete Auszeit von der Firma, um in einem sehr schnell wachsenden Unternehmen aus dem Portfolio von Vocreo als Geschäftsführer zu arbeiten: ein durch Venture Capital finanziertes Technologie-Startup namens Threshold 360.

Was du von diesem Buch erwarten kannst

Dieses Buch ist das Ergebnis von fast zwei Jahren Recherche. Im Zuge meiner (und hoffentlich auch deiner) Fragen, habe ich viele Gespräche mit anderen christlichen Entrepreneuren darüber geführt, was es bedeutet, zum kreativen Schaffen berufen zu sein. Ich habe ihnen Fragen gestellt wie zum Beispiel:

Wie befähigt mich Gottes kreativer und unternehmerischer Charakter ihn nachzuahmen?Ehrt meine Arbeit als Entrepreneur und Kreativschaffender Gott wirklich genauso wie die eines Pastors oder Vollzeitmissionars?Was sind die richtigen Fragen, die ich stellen muss, um herauszufinden, wozu Gott mich berufen hat?Wie kann ich etwas erschaffen, nicht um mir selbst dadurch einen Namen zu machen, sondern um den Einen zu verherrlichen, der mich dazu berufen hat, etwas zu erschaffen und andere zu lieben?Wie verändert die Betrachtung meiner Arbeit als Berufung Gottes meine Motivation für den Schaffensprozess, was ich erschaffe und wie ich es erschaffe?Was sind die speziellen oder besonders akuten Herausforderungen für diejenigen, die zum kreativen Erschaffen berufen sind, und wie gehe ich am besten damit um?Was ist der Sinn und Zweck von Profit?Wie kann ich meine Arbeit als Entrepreneur nutzen, um Jesu Auftrag zu erfüllen, Menschen zu Jüngern zu machen?Während meine Arbeit heute vielleicht von Bedeutung ist, werden meine Kreationen und Errungenschaften auch in der Ewigkeit bestand haben?

Mit diesem Buch verfolge ich eher einen Ansatz des Zeigens als des Erklärens. Ich nähere mich den Antworten auf diese Fragen, indem ich die vielfältigen Geschichten von mehr als vierzig Männern und Frauen erzähle, die dem Ruf Gottes, etwas zu erschaffen, gefolgt sind. Dies ist kein Anleitungsbuch. Es ist eine Sammlung packender Geschichten, die ein Bild davon zeichnen, was es bedeutet, zum kreativen Erschaffen berufen zu sein.

Das Buch ist in vier Teile gegliedert. In Teil 1 geht es um das Thema Berufung, in der heutigen Kirche ein aufgeladener und meist verwirrender Begriff. In diesem Teil werden wir einen tieferen Blick auf Gottes schöpferischen Charakter werfen, erkunden was in der Bibel über die guten Eigenschaften der Arbeit steht und eine Reihe von praktischen Fragen stellen, die uns helfen, unsere Berufung zu erkennen.

In Teil 2 werden wir untersuchen, wie unsere Motivation für das kreative Erschaffen sowie die Produkte, die wir erzeugen, davon beeinflusst werden, wenn wir unserer Berufung folgen. Wir werden sehen, was es bedeutet, das Evangelium ganzheitlich in unsere Unternehmen zu integrieren, angefangen damit, in allem, was wir tun nach Exzellenz zu streben und Menschen Vorrang vor Profit zu geben. Wie wir sehen werden, kann unsere Arbeit nur dann eine Berufung sein, wenn jemand uns dazu ruft und wir um der Berufung willen arbeiten und nicht um unserer selbst.

In Teil 3 geht es um die speziellen oder besonders ausgeprägten Herausforderungen für den christlichen Entrepreneur, wie zum Beispiel die Spannung zwischen Gottvertrauen und dem Streben nach Wachstum des Unternehmens, oder den Umgang mit Widrigkeiten und Misserfolgen. Und es geht darum, dass wir als Christen beständig unseren Geist erneuern müssen, indem wir regelmäßige Gemeinschaft mit Gott, unseren Partnern und anderen Gläubigen haben.

In Teil 4 werde ich diejenigen von uns, die zum kreativen Erschaffen berufen sind, auffordern danach zu fragen, wie wir mithilfe unserer Unternehmen Menschen zu Nachfolgern Jesu machen können, wie wir Profit betrachten sollten und wie das, was wir heute hervorbringen, in der Ewigkeit Bestand haben kann, wenn wir unsere Kreationen zu den Füßen des ersten Entrepreneurs legen, während er sein letztes Meisterstück erschafft – einen neuen Himmel und eine neue Erde.

Wenn du dieses Buch liest, wirst du dir unweigerlich etwas Zeit nehmen wollen, um die Prinzipien jedes Kapitels zu durchdenken, wie sie auf deine eigenen unternehmerischen Tätigkeiten anzuwenden sind. Um dir dabei zu helfen, habe ich ein kostenloses Begleitheft zu Werde kreativ! entwickelt, das zu jedem Kapitel anregende Fragen zum Nachdenken und reichlich Platz für deine Notizen enthält. Du kannst dieses Begleitheft in Form einer PDF-Datei herunterladen auf permissionverlag.de/products/werde-kreativ-studienheft.

Bist du bereit, in die Geschichten von vielen christlichen Entrepreneuren und Kreativschaffenden einzutauchen? Bist du bereit, Gottes Ruf zum kreativen Erschaffen in deinem Leben zu folgen? Bist du bereit, tiefer darüber nachzudenken, was es bedeutet, dein kreatives Schaffen in den Dienst dessen zu stellen, der dich dazu berufen hat? Fangen wir an!

1 Anm. d. Red.: Warum wir uns für die Verwendung von „Entrepreneur“ statt „Unternehmer“ entschieden haben, wird auf den Seiten 9 ff. erklärt.

2 Vgl. „Entrepreneurship“. In: Google Ngram Viewer, 2019; URL: https://books.google.com/ngrams/graph?content=entrepreneurship.

(In deutschen Büchern erreichte die Verwendung von „Entrepreneurship“ laut selbiger Quelle ihren vorläufigen Höhepunkt im Jahr 2008, Anm. d. Red.)

3 Vgl. „Entrepreneur“. In: Dictionary.com, 2022; URL: http://dictionary.reference.com/browse/entrepreneur.

4 Ebd.

5 „Entrepreneur“. In: MerriamWebster, 2022; URL: http://www.merriam-webster.com/dictionary/entrepreneurship.

6 Anm. d. Red.: So schreibt auch Prof. Günter Faltin über die Begrifflichkeit „Entrepreneurship“ im deutschsprachigen Raum: „Der Begriff Entrepreneurship betont den Aspekt der Innovation, betont Alleinstellungsmerkmale im Gegensatz etwa zu Existenzgründung oder Selbständigkeit.“ Und weiter: „Will man diese Konstellation und die ihr innewohnende Dynamik zutreffend beschreiben, ist der Begriff „Unternehmertum“ untauglich, weil er die unterschiedlichen Interessenlagen nicht ausreichend differenziert.“ In: entrepreneurship.de, 2023; URL: https://www.entrepreneurship.de/artikel/entrepreneurship-vs-unternehmertum.

7 Diese großartige Szene kann man auf YouTube anschauen. URL: https://www.youtube.com/watch?v=iKsjGnjUADk&ab_channel=Boxoffice%7CDieBestenFilmmomente (Stand: 06.04.2023).

Teil 1:

berufung

1.

der erste entrepreneur

Hast du schon einmal eine Predigt gehört, die dich so sehr angesprochen hat, dass du 16 Stunden gefahren bist, um dem Pastor persönlich dafür zu danken, weil seine Worte dein Leben verändert haben? Kristin Joy Taylor hat das getan. 2008 war Jerry King, ein Pastor aus Mansfield, Ohio, als Gastprediger in Taylors Heimatgemeinde in Tampa, Florida. Von der Kanzel aus predigte er:

Gott zeigt sich in der Bibel zuallererst als Schöpfergott. Er hätte seine Geschichte auf vielerlei Weise beginnen können, aber das, was er sich aussuchte, um zu sagen, „Menschen, so bin ich, ich möchte, dass ihr das als erstes über mich wisst“, lautet: Ich bin der Schöpfergott. Und so entfalten sich in den allerersten Kapiteln der Genesis die Geschichten eines handelnden Gottes, der aus dem Nichts erschafft und Schritt für Schritt, Tag für Tag, alles Existierende ins Leben ruft. Wenn du jemand bist, der vor Kreativität strotzt, hast du einen Platz am Tisch von Gottes Volk und in dieser Welt. Du bist wertvoll. Tritt vor. Zeig, was du draufhast. Wage es nicht, es zurückzuhalten. Duck dich nicht weg in arrogantem Stolz, sondern bring was du hast in gesunder Demut. Andere Menschen brauchen dich.8

Diese Worte versetzten Kristin Joy Taylor in Aufruhr und trieben ihr die Tränen in die Augen. Als Entrepreneurin, Malerin und Fotografin war Taylor immer schon kreativ gewesen, aber vor dieser Predigt war ihr nicht bewusst gewesen, dass sie ihren Schöpfer nachahmte, wenn sie etwas kreativ gestaltete. „Mein ganzes Leben lang habe ich gewusst, dass ich kreativ bin, aber es gab für mich keinen Anhaltspunkt dafür, dass meine kreative Arbeit auch eine Berufung Gottes ist. Kreativität war immer nur wie eine Randerscheinung“, erzählte sie. „Diese Predigt gab mir eine tiefe innere Gewissheit, dass Kreativität keine Nebensache ist, sondern von entscheidender Bedeutung und unschätzbarem Wert, weil wir als Ebenbilder Gottes geschaffen worden sind.“

Einige Tage nach der Predigt berichtete Taylor einer Freundin davon, wie sehr sie von diesen Wahrheiten berührt worden war und auch ihre Freundin war tief bewegt von Pastor Kings Worten. Die beiden Frauen beschlossen, dass, ebenso wie King ihnen Gewissheit gegeben hatte, sie auch ihn in seinem Dienst bestätigen wollten. Daher baten sie die Mitglieder ihrer Gemeinde Briefe zu schreiben und ihm darin mitzuteilen, welchen Einfluss seine Worte auf ihr Leben hatten. Mit den Briefen in der Hand sprangen sie in Taylors Honda Civic und fuhren 16 Stunden von Tampa, Florida nach Mansfield, Ohio, um ihm die Dankesbriefe persönlich zu überreichen.

Warum rief diese Predigt solch eine radikale Reaktion dieser beiden Frauen hervor? Ich denke, es hängt damit zusammen, dass wir in der Gemeinde oft hören, dass Gott liebevoll, gnädig und treu ist. Aber wir hören nur selten, wenn überhaupt, dass Gott kreativ und unternehmerisch ist. Jedoch sind das, wie King herausstellte, die ersten Charaktereigenschaften Gottes, die in der Bibel offenbar werden!

„Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Die Erde aber war wüst und leer, und es lag Finsternis auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht“ (1Mose 1,1-3). Wenn es dir so geht wie mir, dann hast du diesen Abschnitt schon so oft gelesen, dass du das Ausmaß dessen, was hier geschieht, leicht übersiehst. Am Anfang war „die Erde wüst und leer“ (Vers 2). Erst als Gott tätig wurde, begann sich diese formlose Leere zu füllen. Gott ließ etwas aus dem Nichts entstehen. Er brachte Ordnung in das Chaos. Gott war der erste Entrepreneur.

Der erste Entrepreneur

Wie wir in der Einleitung festgestellt haben, ist ein Entrepreneur jemand, der das Risiko eingeht, etwas Neues zum Wohle anderer hervorzubringen. Nach dieser Definition qualifiziert sich der Schöpfer des Universums definitiv als erster Entrepreneur. Laut 1. Mose kreierte Gott ganz eindeutig etwas Neues. In sechs Tagen erschuf er das Universum, die Erde, Licht, Abend, Morgen, Himmel, Land, Meer, Pflanzen, Sonne, Mond, Sterne, Tiere und Menschen. All das war vollkommen ursprünglich, denn die Erde war „wüst und leer“, bevor Gott diese Dinge in ihre Existenz rief. Davon malt uns C. S. Lewis ein Bild in Das Wunder von Narnia. Dabei erleben die Leser aus erster Reihe mit, wie Aslan (der gottähnliche Löwe) das Land Narnia ins Leben singt. Als die Figuren das nagelneue Narnia betreten, bemerkt eine von ihnen: „Dies ist eine leere Welt. Dies ist Nichts“. Lewis fährt fort:

Und tatsächlich, es kam ihnen sehr wie Nichts vor. Es gab keine Sterne, und es war so dunkel, dass sie sich gegenseitig nicht sehen konnten, egal ob sie die Augen zu oder auf hatten. […] Und dann erstrahlte die Schwärze über ihnen ganz plötzlich vor lauter Sternen […]. Sie kamen nicht einer nach dem anderen zum Vorschein wie an einem Sommerabend. Eben noch war da nichts als Schwärze gewesen; im nächsten Moment sprangen Tausende von Lichtpunkten hervor – einzelne Sterne, Sternbilder und Planeten, heller und größer als alle, die es in unserer Welt gibt.9

Gott schuf nicht nur etwas Neues, sondern, was genauso wichtig für unsere Definition vom Entrepreneurship ist, er schuf etwas zum Wohle anderer. Hast du dich schon einmal gefragt, warum Gott die Welt und uns Menschen geschaffen hat? Er hätte das sicherlich nicht nötig gehabt. In gewisser Hinsicht scheint Gott aus purer Freude geschaffen zu haben. Wenn man 1. Mose 1 durchliest, kann man nicht anders, als sich vorzustellen, dass Gott sich darüber freut, alles ins Leben zu rufen, die Sterne am Himmel erscheinen zu lassen und die Meere in Bewegung zu setzen. Gott erschuf, weil er es wollte. Aber warum wollte er? Der große Theologe Jonathan Edwards sagte einmal: „Das Ziel, das Gott bei der Erschaffung der Welt verfolgte, war die Mitteilung seiner selbst, die er in aller Ewigkeit beabsichtigte.“10 Wenn Gott die Quelle alles Guten ist, dann ist die Offenbarung seiner selbst und seines Charakters das Liebevollste, das er tun konnte. So scheint Gott zum Wohle anderer erschaffen zu haben, indem er seinen Charakter offenbart, aber 1. Mose verweist noch auf einen zweiten Weg, auf welche Art der erste Entrepreneur andere durch seine Schaffenskraft liebte. In 1. Mose 1,26 wird das Wort unser zum ersten Mal in der Bibel verwendet. Hier wird deutlich, dass der Gott der Bibel ein dreieiniger Gott ist, der den Vater, Sohn und Heiligen Geist umfasst. Bevor Gott die Welt schuf, genoss die Dreieinigkeit vollkommene Gemeinschaft, ordnete sich einander unter, liebte einander und diente einander von jeher. Jesu Gebet vor seiner Kreuzigung gibt uns einen wunderbaren Einblick in die Beziehung der Dreieinigkeit:

Dies redete Jesus und hob seine Augen zum Himmel empor und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, damit auch dein Sohn dich verherrliche-gleichwie du ihm Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch, damit er allen ewiges Leben gebe, die du ihm gegeben hast. Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Ich habe dich verherrlicht auf Erden; ich habe das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tun soll. Und nun verherrliche du mich, Vater, bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. (Joh 17,1-5)

In der Dreieinigkeit wird deutlich, wie sich die Gottheit am anderen orientiert. Gott ist selbstlos und unterwirft sich ständig jedem der anderen Mitglieder der Dreieinigkeit. Es liegt also nahe, dass einer der Hauptgründe für Gottes Schöpfungshandeln darin bestand, diese vollkommene Liebe, welche die Dreieinigkeit seit aller Ewigkeit erfahren hat, mit uns Menschen zu teilen. Sein Schaffen war eine Möglichkeit, uns zu dienen: Er schuf uns als sein Ebenbild, damit wir einen Schimmer der Freude erfahren können, die er schon von jeher erlebt hat.

Gott hat zwar eindeutig etwas Neues zum Wohle anderer geschaffen, aber ist der allmächtige Gott bei seiner Schöpfung wirklich ein Risiko eingegangen? Wie Pastor Timothy Keller11 zu einer Gruppe christlicher Entrepreneuren sagte:

Man kann die Risiken und Kosten von Anfang an sehen: Gott schuf die Welt mit lauter Menschen nach seinem Bilde und mit freiem Willen. Also machte Gott die Welt in dem Wissen, was es ihn kosten würde. In dem Wissen, was wir tun würden. Er wusste, dass sein Sohn in die Welt kommen und erleben musste, was er erlebte.12

Eins der entscheidendsten Merkmale des Entrepreneurships ist das Risiko. Wenn wir die Schöpfung auf eine frische neue Art und Weise gestalten, um daraus etwas Neues hervorzubringen, ist das mit einer enormen Unsicherheit verbunden. Wir sind nicht allwissend und wissen daher nicht, ob unsere Kreationen scheitern oder gelingen werden. Aber Gott ist allwissend. Er weiß alles. Als Gott die Menschheit schuf, wusste er genau, welches Risiko er auf sich nahm und dennoch schuf er aus dem Wunsch heraus, seine Liebe mit uns zu teilen.

Es gibt noch einen anderen Unterschied zwischen Gottes schöpferischem Schaffen und unserem, der erwähnenswert ist, bevor wir fortfahren. In 1. Mose 1,1, als zum ersten Mal geschrieben steht, dass Gott „schuf“, steht dort im Urtext das hebräische Wort bara, was „schaffen“ bedeutet, im Sinne von etwas aus dem Nichts zu erschaffen. Als Gott im Schöpfungsbericht zu handeln beginnt, war die Erde „wüst und leer“, sodass es nichts gab, aus dem Gott etwas hätte erschaffen können. Auch wenn das Lied „Beautiful Things“ korrekt ist, in dem es heißt, dass Gott schöne Dinge aus Staub macht, so ist Gott der Einzige, der wunderschöne Dinge aus absolut nichts heraus entstehen lässt.13 Das unterscheidet sich von der Art und Weise wie Menschen etwas erschaffen, sie schichten Rohstoffe und Ressourcen (Geld, Zeit, materielle Güter, etc.) um, um etwas Neues hervorzubringen. Aber wie Andy Crouch, geschäftsführender Direktor der Zeitschrift Christianity Today und Autor des Buches Culture Making, aufzeigt:

Der Unterschied ist nicht so groß wie man meinen könnte. Denn jeder Schöpfungsakt beinhaltet, etwas ins Leben zu rufen, das vorher nicht da war – jede Kreation ist ex nihilo, aus dem Nichts, selbst wenn sie die Welt als Ausgangspunkt hat. Bei jedem Herstellungsvorgang wird etwas hinzugefügt. Das ist im Bereich der bildenden Künste am deutlichsten, wo die Rohstoffe für Pigmente und Leinwand zu mehr werden als man je hätte vorhersagen können. Selbst die Fingermalerei eines Fünfjährigen ist mehr als das Ergebnis von Papier und Farbe. Aber Kreation, die wunderbare Herstellung von mehr als vorher da war, geschieht auch, wenn ein Koch ein Omelett macht, wenn ein Tischler einen Stuhl herstellt, wenn ein Kleinkind einen Schneeengel macht.14

Der Schöpfungsbericht zeigt Gott als unendlich kreativ und unternehmerisch. Aber Gott offenbart uns diese Charaktereigenschaften nicht nur in 1. Mose. In der gesamten Bibel zeigt Gott uns seinen unternehmerischen Charakter durch jedes Mitglied der Dreieinigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Der Geist

Gleich nach dem Schöpfungsbericht des ersten Entrepreneurs in 1. Mose, begegnen wir im nächsten Bibelbuch einem Mann namens Bezaleel. Bezaleel wird vom Geist Gottes erfüllt, um die Stiftshütte, eine Wohnstätte Gottes auf Erden, zu bauen. Der Schreiber von 2. Mose führt aus:

Und der HERR redete mit Mose und sprach: Siehe, ich habe Bezaleel mit Namen berufen, den Sohn Uris, des Sohnes Hurs, vom Stamm Juda, und ich habe ihn mit dem Geist Gottes erfüllt, mit Weisheit und Verstand und Erkenntnis und mit Geschicklichkeit für jede Arbeit, um Kunstwerke zu ersinnen und sie auszuführen in Gold und in Silber und in Erz, und um Edelsteine zum Besatz zu bearbeiten, und um Holz zu schnitzen, sodass er Kunstwerke aller Art ausführen kann. (2Mose 31,1-5)

Bezaleel war ein Entrepreneur und Künstler, der von Gott selbst beauftragt wurde. Doch bevor Bezaleel die gestalterische Arbeit mit Rohmaterialien wie Gold, Silber, Bronze, Stein und Holz beginnen konnte, um daraus etwas Neues zu erschaffen, musste Gott ihn noch mit seinem Geist erfüllen. Warum? Weil Gott der erste Entrepreneur und der Ursprung aller Kreativität und Genialität ist. Damit Bezaleel die Stiftshütte des Herrn bauen konnte, musste er Gott noch ähnlicher werden.

Um voll und ganz begreifen und würdigen zu können, was in diesem Bericht in 2. Mose passiert, müssen wir beachten, dass die Stiftshütte eine physische Repräsentation des „Universums wie es sein sollte“15 darstellte, mit Gott im Zentrum. Die innere Ausgestaltung der Stiftshütte wies die Anbetenden auf das Allerheiligste hin, den innersten Raum. Die Israeliten glaubten, dass Gott darin leibhaftig existierte. Die Stiftshütte war im Wesentlichen eine eigene Welt, in der sich alles auf Gott zentrierte. Als Gott Bezaleel dazu beauftragte, die Stiftshütte zu bauen, lud er ihn damit ein, seine Schöpfung auf Erden nachzuahmen und ihn durch die Nachahmung seines kreativen Geistes zu ehren.

Der Zimmermann

Fast 1500 Jahre nachdem Bezaleel mit seinen gottgegebenen handwerklichen Fähigkeiten eine Wohnstätte für Gott baute, kam Gott selbst als Mensch auf die Erde. Mit ähnlichen Fähigkeiten wie Bezaleel, verbrachte er 85 Prozent seines Arbeitslebens damit, ein kleines Unternehmen zu führen.

In der Bibel steht ziemlich wenig über Jesu Leben im Alter zwischen 12 und 30 Jahren, bevor er schließlich seinen öffentlichen Dienst begann. Ein Detail, das über diese bedeutende Zeitspanne angegeben wird, ist, dass er in seiner Umgebung als Zimmermann bekannt war (vgl. Mk 6,3). Das ist erstaunlich! Das Einzige, was uns die Bibel über die Hälfte von Jesu Leben verrät, ist, dass er arbeitete. Aber Jesus tat nicht nur irgendeine Arbeit; als Zimmermann war er ein Gestalter und Entrepreneur und offenbarte uns damit diese wichtige Charaktereigenschaft seines Vaters und in der Tat, der Dreieinigkeit.

Viele Christen wissen zwar, dass Jesus als Zimmermann arbeitete, unser heutiges Verständnis von diesem Beruf entspricht jedoch nicht der Arbeit, die Jesus wirklich tat. Wie der Bibelwissenschaftler Dr. Ken Campell ausführt, würde man den griechischen Begriff téktōn, der in Markus 6,3 in den meisten Bibeln mit „Zimmermann“ übersetzt wird, heute genauer als „Baumeister“ übersetzen, jemand, der mit Stein, Holz und manchmal auch Metall gearbeitet hat, um etwas Neues zum Wohle anderer zu schaffen.16 Jesus betrieb mit seinem irdischen Vater Joseph ein kleines Familienunternehmen, was solche Aufgaben umfasste, wie „das Aushandeln von Angeboten, die Beschaffung von Material, die Durchführung von Projekten und einen Beitrag zum Lebensunterhalt der Familie zu leisten“17. In der jüdischen Kultur des ersten Jahrhunderts waren Kunsthandwerker und Handwerker wie Jesus „das frühere Äquivalent von kleinen, selbstständigen Geschäftsleuten“18 und würden von uns heute als Entrepreneure oder Unternehmer bezeichnet werden.

Von Anbeginn der Zeit wusste Gott, dass Jesus auf die Erde geschickt werden würde, um von Maria und Joseph großgezogen zu werden, der ein kreativer Handwerker und Entrepreneur war. In Anbetracht des Lebensweges Jesu und des eigentlichen Ziels, für das er auf die Erde kam, sollte uns diese Tatsache sehr zu denken geben. Dr. Klaus Issler, Professor für Theologie an der Biola University, denkt darüber folgendermaßen:

Es hätte dem Messias wichtig sein können wie der Prophet Samuel und Johannes der Täufer in einem priesterlichen Haushalt aufzuwachsen. Er hätte viele Tage dem Gebet und dem Studium der Schriften widmen sowie täglich Zugang zum Tempelgelände haben können. Oder der Messias hätte, wie es bei Apostel Paulus der Fall war, in einem Pharisäerhaushalt aufwachsen können.19

Doch Gott entschied sich dagegen, Jesus in einen Priester- oder Pharisäerhaushalt zu schicken. Er sandte Jesus in das Haus einer Familie, die Inhaber eines kleinen Unternehmens war, wo er 20 Jahre lang Gottes Charakter (seinen Charakter) als Entrepreneur, der neue Dinge zum Wohle anderer erschafft, widerspiegeln würde.

Im Neuen Testament spricht Jesus durchgehend von seinem Wunsch, Gott den Vater zu verherrlichen. Verherrlichen ist ein Wort, das in der Gemeinde so oft benutzt wird, dass dessen Bedeutung oft durcheinandergebracht wird. Gott zu verherrlichen, heißt laut Pastor John Piper einfach, seine Größe widerzuspiegeln oder seine Eigenschaften anderen zu offenbaren.20