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Ein inspirierender Bestseller von Simon Squibb, der die Leser dazu ermutigt, ihre Träume zu verwirklichen, und junge Gründer dabei unterstützt, sich ihr Traumunternehmen aufzubauen. Schon früh wird uns beigebracht, dass es nur einen richtigen Weg gibt – gut in der Schule sein, einen geregelten Job finden und Misserfolge vermeiden. Und wir sind so sehr damit beschäftigt, diesen Weg zu verfolgen, dass wir nie innehalten und uns fragen: Was erfüllt mich wirklich? Gründer Simon Squibb hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen dabei zu helfen, ihre wahre Leidenschaft zu entdecken, diese zu verfolgen und ihr Traumunternehmen zu gründen. Er lässt die Leser teilhaben an seinem Werdegang vom obdachlosen Teenager zum erfolgreichen Unternehmer und bietet jungen Entrepreneuren wertvolle Einblicke in die Welt des Unternehmertums. Squibb geht auf die häufigsten Fallstricke ein, die einem den Weg versperren – wie das Festhalten an Zielen, die keine wahren Träume sind, oder Ängste, die uns davon abhalten, aktiv zu werden – und verrät, wie man diese überwindet. Mit einer praktischen Schritt-für-Schritt-Anleitung erklärt er etwa, wie man sich eine Gemeinschaft von Superfans aufbaut, das Risikoniveau richtig einschätzt oder seine Kundenzahl wirkungsvoll erhöht. Ein Muss für alle, die ihre beruflichen und persönlichen Ziele erkennen und auch erreichen möchten!
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Seitenzahl: 423
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.
1. Auflage 2025© 2025 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbHTürkenstraße 8980799 MünchenTel.: 089 651285-0
© 2025 by Simon Squibb. All rights reserved.
Erstmals veröffentlicht unter dem Titel What‘s Your Dream? im Jahr 2025 von Century, einem Imprint von Cornerstone. Cornerstone ist Teil der Unternehmensgruppe Penguin Random House.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Weise für das Training von Technologien oder Systemen der künstlichen Intelligenz verwendet oder vervielfältigt werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.
Übersetzung: Jordan WegbergRedaktion: Christiane OttoUmschlaggestaltung: Marc-Torben FischerSatz: Christiane Schuster | www.kapazunder.deeBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-86881-815-4
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96267-657-5
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.redline-verlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de
What’s Your Dream?
Folge deiner Leidenschaft.
Liebe, was du tust.
Finde deine Erfüllung.
SimonSquibb
TikToker und Gründer
Für Aidan, meine Inspiration, um die Welt zu verbessern
1.Mythen über das Leben
2.Warum ein Traum wichtig ist
3.Warum es auf den Sinn ankommt
4.Sieben Stufen
5.Drei Fragen
6.Befreie dich
7.Ein Schiff bauen
8.Klein anfangen
9.Reich werden
10.Herausragende Mitarbeiter suchen
11.Einen Risikomuskel aufbauen
12.Weitermachen
13.Verkaufen und neu anfangen
Wenn ich Leuten begegne, die sagen, sie wären aufrichtig glücklich mit ihrem Leben, lasse ich sie in Ruhe. Ich frage sie nicht, ob sie einen Traum haben, denn ich weiß, dass sie ihn bereits leben. Ich beglückwünsche sie und lege mein Mikrofon weg.
Falls das dich beschreibt, dann leg dieses Buch beiseite. Es ist nichts für dich. Es wird dir nicht helfen und könnte sogar das Gegenteil bewirken.
Doch solltest du irgendeinen Zweifel verspüren, irgendein Gefühl, dass es noch etwas anderes in deinem Leben geben könnte oder dass du dir mehr wünschst, dann lies weiter. Ich habe es für dich geschrieben. Für die Menschen, deren Traum noch vor ihnen liegt. Und besonders für jene, die noch gar nicht wissen, dass sie einen haben.
»Ein ungewöhnliches kleines Grundstück, oder?«
Ich war zum ersten Mal bei einer Immobilienversteigerung, aber es war der Mann mit dem Hammer, der irritiert klang. Er war dabei, die Versteigerung nicht eines Hauses, eines Bürogebäudes, eines Wohnkomplexes oder einer Ladenzeile zu eröffnen, sondern eines Treppenhauses. Vier Stockwerke hoch und mit vier schmalen Fenstern, grau von innen wie von außen – dieses Gebäude war ein Waisenkind. Der Häuserblock, dem es einst gedient hatte, war saniert worden, und jetzt stand es einfach da, eine sprichwörtliche Treppe ins Nirgendwo, und wartete auf den Abriss.
Ich hatte am Vortag davon erfahren, als ich beim Autofahren mit halbem Ohr Radio gehört hatte. »Und es steht ein Treppenhaus zum Verkauf«, hatte die Stimme des Nachrichtensprechers in aufsteigendem Tonfall mit hörbar hochgezogenen Augenbrauen gesagt. Denselben Tonfall nahm ich auch jetzt, am folgenden Tag, bei dem Auktionator wahr, während ich mit meinem sechsjährigen Sohn Aidan und meinem Team in der ersten Reihe saß, eine Bieterkarte in der Hand, und darauf wartete, mein erstes Gebot abgeben zu können.
Die meisten Leute betrachteten es als Witz, aber mir war es ernst. In dem Moment, da ich von dieser sonderbaren zum Verkauf stehenden Immobilie gehört hatte, wusste ich, dass ich sie haben wollte. Als ich 15 gewesen war, war mein Vater plötzlich gestorben. Er hatte direkt vor meinen Augen einen Herzanfall. In den folgenden Wochen gab es zwischen meiner Mutter und mir immer wieder Krach – zwei Menschen voller Schmerz und zwei sture Persönlichkeiten, die nicht wussten, wie man nachgibt. Nach einem besonders schlimmen Streit sagte sie mir, ich solle verschwinden, und ich nahm sie beim Wort. Ich nehme an, jeder von uns dachte, der andere würde nur einen Witz machen, aber keiner war bereit, sich zu entschuldigen oder einzulenken. Ich ging und kehrte niemals zurück.
Ein paar Wochen lang, ehe ich ein Zimmer in etwas fand, das die Bezeichnung »Unterschlupf« kaum verdiente, hatte ich keinen Schlafplatz. Ein paar Nächte verbrachte ich bei Freunden auf dem Sofa, einige auch im Freien. Ich lief die Hauptstraße von St Neots entlang, bis ich aus dem Ort raus war, und dann wieder zurück: alles, um die Winterkälte zu vertreiben, alles, um die Zeit vergehen zu lassen. In einer dieser Nächte, lange nach Einbruch der Dunkelheit und als die Stille verriet, dass alle, die ein Bett zum Schlafen hatten, sich hineingelegt hatten, fiel mir ein schmaler Streifen Licht ins Auge, während ich die Straße entlangging. Eine Tür war nur angelehnt, und ich schob sie auf. Im schwachen Licht drinnen erkannte ich die Schilder für einen Notausgang. Ich betrachtete die Treppe vor mir und wusste: Dies war das Beste, was ich tun konnte: Mehr Obdach würde ich in dieser Nacht nicht finden. Also wickelte ich mich in meinen großen Mantel, legte mich hin und schlief.
Das war so lange her, doch diese Meldung im Radio brachte mich zurück zu der kleinen Zuflucht, die ich gefunden hatte. Ich wusste, dass ein Treppenhaus, selbst wenn es nirgendwo hinführt, eine Bedeutung haben kann. Es kann der erste Schritt zu etwas viel Größerem sein.
Die Versteigerung begann mit 20 000 Pfund. Das kam mir absurd vor: so viel Geld für ein Gebäude, das keinerlei Zweck diente. Grundsätzlich kaufe ich nicht gern Immobilien und rate den Leuten sogar von solchen Investitionen ab. Doch hier saß ich nun und wurde in einen Bieterwettstreit hineingezogen für etwas, das aus logischer Sicht wertlos war. Der Preis schraubte sich langsam höher, von 21 000 auf 22 000 Pfund, und da hob ich erstmals meine Bieterkarte. Immer noch kamen Gebote von Leuten herein, die nicht anwesend waren: 23 000 Pfund, 24 000 Pfund. Als ich meine Hand bei 25 000 Pfund erneut hob, war ich mir unsicher, wie hoch das noch gehen würde. Aber nun hatte ich angefangen zu bieten, und ich würde nicht damit aufhören.
»Fünfundzwanzigtausendfünfhundert?«
Der Auktionator fragte zweimal, erhielt jedoch keine Antwort. Die Onlinebieter waren raus. In dem halb leeren Raum herrschte Stille. Dann fiel der Hammer mit einem satten Klicken. Ich schwang Aidan in die Höhe und jubelte.
»Wir haben es!«
Das nachfolgende nervöse Lachen machte mir klar, dass man sich so im Auktionshaus normalerweise nicht benahm. Aber das war ja keine normale Immobilie. Selbst der Auktionator räumte ein, dass er so etwas noch nie verkauft hätte. Fast augenblicklich erhielt ich Anrufe von der BBC, der New York Times und anderen, die fragten, warum ich so etwas Verrücktes gemacht hätte.
Innerhalb weniger Minuten hatte ich einen Vertrag unterzeichnet und eine Anzahlung gemacht und war nun unwiderruflich Eigentümer des sonderbarsten Gegenstands, den ich je kaufen werde: des wahrscheinlich hässlichsten Bauwerks von Twickenham. Eine Taxifahrt später standen wir davor. Ein Gebäude ohne eigene Adresse, ohne Briefkasten, ohne echte Existenzberechtigung. Grau und schmuddelig ragte es hinten aus einem Wohnblock heraus, links davor parkten Autos, und rechts standen riesige Müllcontainer. Wir hatten noch keinen Schlüssel, doch wie vor all diesen Jahren war die Tür offen. Ich schob sie auf, und uns bot sich ein bizarrer Anblick: Jeder nur erdenkliche Abfall war hier abgeladen worden, darunter Fahrräder, Bettgestelle und Feuerlöscher. Es sah nach heillosem Durcheinander aus. Ich wusste sofort: Es war perfekt.
Das Treppenhaus war nicht bloß eine Reise in die Vergangenheit. Es sollte entscheidend werden für das Unternehmen, das ich kurz vor meinem Ausflug ins Auktionshaus gegründet hatte und das vermutlich das wichtigste Vorhaben meines Lebens sein wird. Es heißt HelpBnk und hat sich zum Ziel gesetzt, zehn Millionen Menschen dabei zu unterstützen, kostenlos ein Unternehmen zu gründen und ihren Traum zu verfolgen. Die Idee ist unglaublich simpel: Man registriert sich auf einer Plattform und bittet entweder um Unterstützung bei seinem Gründungsvorhaben oder hilft anderen bei ihrem. Ich habe sie ins Leben gerufen, weil ich in über 30 Jahren als Unternehmer so oft Hilfe oder Anleitung brauchte, sie aber nicht bekam oder mir nicht leisten konnte. Ich habe nie vergessen, wie das war, mit 15 mein erstes Geschäft zu betreiben und einen ortsansässigen Entrepreneur um Hilfe zu bitten. Er wollte Geld dafür, und ich hatte keins. Ich bat ihn, mir trotzdem zu helfen. Und er lächelte, schüttelte den Kopf und sagte etwas, was ich seither immer mit mir herumtrage: »Wer nicht bezahlt, passt nicht auf.« Ich wusste immer schon, dass das nicht stimmt, aber ich habe 35 Jahre gebraucht, um ihm seinen Fehler nachzuweisen. Das ist der Grund, warum ich HelpBnk geschaffen habe: eine Plattform, die es Menschen ermöglicht, anderen Menschen zu helfen und den Rat, die Unterstützung, das Fachwissen oder die Betreuung anzubieten, die jemand benötigt, um seinem Traum zu folgen. Das ist mein Traum: eine Welt, in der wir alle die Freiheit besitzen, einander kostenlos und ohne Hintertürchen zu helfen – zu geben, ohne etwas dafür zu erwarten.
Eine Zeit lang hatte ich diese Idee des #GiveWithoutTake, also geben, ohne zu nehmen, im Alleingang beworben, gestützt von meinen großartigen Mitarbeitern. Falls du mich überhaupt kennst, dann wahrscheinlich als den Typen auf TikTok, der Leute auf der Straße fragt, ob sie einen Traum haben, und ihnen manchmal Geld anbietet, damit sie ihren Job kündigen und ihren Traum verfolgen können. Je mehr ich das tat, umso überzeugter wurde ich davon, dass ganz viele von uns diesen Traum bereits haben. Wir wissen bloß nicht, wie wir ihn umsetzen sollen. Wir haben Angst, ins kalte Wasser zu springen, vertrauen unseren Fähigkeiten nicht oder sind unsicher, welches die ersten Schritte sein sollten.
Es gibt Millionen von Träumen in den Köpfen der Menschen, die auf den Funken warten, der sie zum Leuchten bringt. Ideen mit so viel Potenzial, das Leben der Leute zu verbessern. Sie brauchen nur ein bisschen Hilfe. Einen Menschen, der an sie glaubt. Ich weiß das, denn wenn ich Leute anspreche, die in Supermärkten arbeiten, in Fast-Food-Restaurants, auf Bahnhöfen und Baustellen, können ganz viele von ihnen es kaum erwarten, mir, einem völlig Fremden, von der Marke zu erzählen, die sie erschaffen wollen, den Ländern, die sie bereisen, und der Wirkung, die sie in der Welt erzielen wollen. Von ihrem Traum, Menschen aus der Obdachlosigkeit herauszuhelfen, Krebspatienten zu unterstützen oder Kleidung für Personen herzustellen, die belastende Operationen hinter sich haben. Das heißt nicht, dass sie ihre Arbeit hassen, sie glauben einfach nur, dass es mehr gibt, was sie mit ihrem Leben anstellen wollen.
Dieses ganze Potenzial ist da. Stell dir vor, was passieren könnte, wenn wir es freisetzten! Schon darüber zu schreiben, erfüllt mich mit Freude, und deshalb sind Träume so eine mächtige Kraft.
So sollte auch das Treppenhaus seine Bestimmung finden. Ursprünglich hatte ich gedacht, es könnte ein Pop-up-Begegnungsort werden, an dem Menschen sich Rat holen können – ein Ladenlokal für HelpBnk. Dann hatte Dudley, einer meiner Mitarbeiter, eine noch bessere Idee.
Er verwies auf etwas, das dieses Gebäude ohne Namen, Briefkasten oder Adresse ebenfalls nicht hatte: eine Türklingel. Wir konnten eine Türklingel mit Videokamera installieren und Leute einladen, herzukommen und ihren Traum vorzustellen. Wir würden sie alle aufzeichnen, online stellen und Wege finden, um ihnen zu helfen. Bisher hatte ich willkürlich Menschen angesprochen und gefragt, ob sie einen Traum hatten. Jetzt konnten Menschen, die ihren Traum bereits kannten, zu dem Treppenhaus gehen und klingeln.
Und das taten sie auch. Die Videos begannen hereinzuströmen: Jemand taggte mich sogar in einem Post, in dem er sagte, er mache sich jetzt auf die sechsstündige Fahrt von Schottland nach London, um an der Tür zu klingeln. Wenn ich dich jetzt dorthin mitnähme, zu dem komisch aussehenden Gebäude in der Hauptstraße von Twickenham, würden wir etwas sehen: Jemanden mit einem Blatt Papier, der seinen Traum in den Händen hält und ihn sich selbst noch einmal vorsagt. Wir könnten zusehen, wie er oder sie zögert, noch ein letztes Mal probt und dann auf die Klingel drückt.
Auf diese Weise sind Hunderte Menschen zu dem Treppenhaus gekommen und haben den ersten wichtigen Schritt zur Verwirklichung ihres Traums getan – ihn laut auszusprechen und jemandem zu sagen, dass sie es tun werden. Wir haben diese Treppe ins Nirgendwo verwandelt in die unwahrscheinlichste Traumfabrik der Welt.
Ich habe die Türklingel installiert, weil ich glaube, eins der wichtigsten Dinge, die man für jemanden tun kann, ist es, ihn zum Erzählen seines Traums aufzufordern, diesen ernst zu nehmen und ihm dabei zu helfen, ihn zu verwirklichen. Ich möchte Menschen die Hilfe und Ermutigung geben, die ich mit 15 verzweifelt gebraucht hätte, aber nicht bekam, als ich obdachlos und abgebrannt war. Ich möchte, dass mehr Menschen die Gelegenheit erhalten, ihren Traum umzusetzen und den ersten Schritt zu tun, der zu vielen weiteren führt.
Dieses Buch ist der nächste Schritt des Prozesses. Es ist meine Argumentation dafür, warum jeder auf diese Türklingel drücken sollte – selbst wenn die Türklingel nur in deiner Vorstellung existiert –, und ein Leitfaden für die nächsten Schritte. Es ist alles, was ich beim Gründen, Führen und Investieren in Dutzende Unternehmen während meiner Laufbahn gelernt habe, ebenso wie aus den Gesprächen mit Tausenden zufällig ausgesuchten Menschen darüber, wie man seine Träume findet und verfolgt.
In diesem Buch zeige ich, warum wir überhaupt einen Traum brauchen und wie er zu einer magnetisierenden Kraft in unserem Leben werden kann, wenn wir ihn lassen. Ich spreche darüber, wie du deinen eigenen Traum entdecken kannst, und ich verspreche dir, dass er existiert, wenn du nur weißt, wo und wie du danach suchen sollst. Und ich beschreibe, was zu tun ist, sobald du ihn hast: die praktischen Schritte, die du tun kannst, um eine kühne Vision zu einer machtvollen Realität zu machen.
Ich stütze mich dabei auf meine Erfahrung als Entrepreneur, von der Gründung meines ersten Geschäfts als 15-jähriger Obdachloser in Cambridgeshire bis zum Aufbau von Fluid, einer digitalen Kreativagentur in Hongkong, die schließlich an PricewaterhouseCoopers verkauft wurde – etwas, das meine Frau Helen und ich aufgrund der Idee auf der Rückseite eines Bierdeckels geschaffen und zu einem Unternehmen gemacht haben, das von einer der größten Consultingfirmen der Welt aufgekauft wurde. Ich teile Erkenntnisse aus meinen vielen Begegnungen mit Unternehmensgründern auf diesem Weg, von denen manche sehr bekannt sind und manche nicht. Und ich zeige, wie Menschen mit nicht viel mehr als einer Idee angefangen und diese dann in etwas Unglaubliches und Lebensveränderndes verwandelt haben.
Meine Hoffnung ist, dass dein Traum am Ende des Buches kein ferner Wunsch mehr ist, sondern vielmehr eine Realität, die du anfassen kannst. Durch sorgfältige Lektüre, das Umsetzen meiner Ratschläge und die intensive Suche nach der in dir schlummernden Zweckbestimmung kann dieses Buch die Eintrittskarte zu dem Leben sein, von dem du immer geträumt hast.
Doch zuerst will ich noch eine Frage beantworten, die einige von euch ganz sicher stellen möchten. Warum spielt das alles eine Rolle? Warum mache ich so ein Theater um Träume und Türklingeln? Ganz einfach: Wenn du einen Traum hast und wenn du ein Ziel identifiziert hast, verändert das dein Leben. Alles ergibt plötzlich einen Sinn, weil du nicht mehr nach den Regeln von jemand anderem spielst. Deine gesamte Arbeit dient einem sinnvollen Grund, der sie lohnenswert macht. Kein Zählen der Stunden mehr. Kein gequältes morgendliches Aus-dem-Bett-Kämpfen mehr. Kein Arbeiten zum Vorteil von jemandem mehr, den du nie kennenlernen wirst. Du hast die einzige Form von Motivation, die zählt – eine, die aus dir selbst kommt.
Ein Traum ist etwas Machtvolles und Notwendiges. Er ist auch ein ernst zu nehmendes Geschäft. Wir reden hier nicht von vagen Vorstellungen oder müßigen Tagträumereien, sondern von einer soliden Grundlage: von etwas, auf dem du dein gesamtes Leben aufbauen kannst. Du brauchst Klarheit darüber, wie du über deinen Traum denkst, Disziplin darin, wie du ihn definierst, und Beharrlichkeit, wenn du ihn erreichen willst. Du musst der Falle von Erwartungen entgehen, die keine echten Träume sind, den Ausflüchten und populären Mythen ausweichen, die uns am Verfolgen unserer Ziele hindern, und lernen, mit Angst umzugehen, deinen Risikomuskel zu trainieren, auch bei Schwierigkeiten hartnäckig zu bleiben und den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, um auszusteigen und weiterzuziehen.
Die gute Nachricht ist, dass man all das lernen kann. Das sind keine speziellen Fertigkeiten oder magischen Kräfte. Ich habe es selbst gemacht, viele Male, und Hunderten anderen geholfen, dasselbe zu tun. Einen Traum zu definieren und zu verfolgen, ist kein Luxus, sondern etwas, das wir alle brauchen und das jeder Einzelne von uns erreichen kann. Tu es, und du wirst niemals zu deinem vorherigen Leben zurückkehren wollen.
Die Frage zu stellen, ist nur der Anfang. Erst, was danach kommt, hat die Kraft, alles zu verändern. Deshalb frage ich dich: Wovon träumst du? Und willst du wissen, wie du es erreichen kannst?
Warum träumen?
Träume, Ziele und was ihnen im Wege stehen kann
Mythen über das Leben
Die längste Zeit meines Lebens habe ich gar nicht über einen Traum nachgedacht. Ich wusste nicht, dass ich einen brauchte. Genau genommen war ich schon über 40 und hatte ein Unternehmen aufgebaut und verkauft, ehe mir dämmerte, welche vitale Bedeutsamkeit das hat.
Seit ich mit 15 von zu Hause weggegangen war und mein erstes Geschäft gegründet hatte – das Erledigen von einfacher Gartenarbeit –, hatte ich mich in einer Tretmühle befunden: tagtäglich viele Stunden arbeiten, jedem Anhaltspunkt hinterherjagen, neue Ideen produzieren. Nun, nachdem ich mein Unternehmen für Millionen verkauft hatte, konnte ich alles tun, was ich wollte. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben völlige Freiheit. Es dauerte nicht lange, bis mir klar wurde, dass ich es scheußlich fand.
Zuerst merkt man gar nicht, was einem fehlt. Man gibt einen Teil des Geldes aus, das man verdient hat: ein schönes Haus, das Auto, das man immer haben wollte, der große Urlaub, den man aus geschäftlichen Gründen immer aufgeschoben hat. Man spielt Golf, sitzt in der Badewanne und sagt sich, dass so das wahre Leben aussieht. Eine Zeit lang glaubt man daran.
Dann dämmert es einem. All die Leute, die immer gesagt haben, dass Geld nicht glücklich macht: Sie hatten recht. Ich hatte immer gefunden, das höre sich abgedroschen an. Als jemand, der mit nichts angefangen hatte, hatte ich gearbeitet und gearbeitet, bis der Punkt erreicht war, an dem ich sowohl reichlich Geld als auch die damit einhergehende Freiheit besaß. Ich sagte mir, finanzielle Sicherheit und der Ruhestand mit 40 wären das, was ich wollte. Jetzt erkannte ich die Wahrheit: Geld zu verdienen, hatte mich erfüllt, es zu haben, erfüllte mich nicht. Ich schuf nichts mehr, sondern hielt an dem fest, was ich hatte.
Jetzt hatte ich alle Freiheit der Welt und genügend Geld, um nie wieder arbeiten zu müssen, aber was wollte ich? Während ich darüber nachdachte, wurde mir deutlich, dass mir niemand je diese Frage gestellt hatte. Schlimmer noch, ich hatte sie mir selbst nie gestellt. In der Schule hatte die Annahme bestanden, dass wir eine handwerkliche Arbeit aufnehmen und nichts weiter anstreben würden. Dann, als ich mein Zuhause verlassen hatte, blieb mir nichts anderes übrig: Ich musste Arbeit finden und Geld verdienen, um zu überleben. Das habe ich seither auf die verschiedensten Arten getan.
Ich hatte endlos darüber nachgedacht, wie ich die Unternehmen schaffen sollte, die ich erfolgreich leitete. Aber ich hatte nie einen einzigen Gedanken daran verschwendet, was es für mich bedeutete, erfolgreich zu sein. Was ein gutes Leben war. Was zu Glück und Erfüllung führen würde. Mein Blick war auf einen einzigen Punkt gerichtet gewesen, und der Rest des Bildes war mir entgangen.
Der Anstoß kam, als ich meiner einen kontinuierlichen Verpflichtung nachging: meinen Sohn zum Kindergarten zu bringen und wieder abzuholen. Auf der Suche nach einer Gemeinschaft hatte ich mit Social Media experimentiert und eines Morgens, nachdem ich ihn abgesetzt hatte, ein Video gepostet. Darin erzählte ich, was mir durch den Kopf ging – dass es der beste Teil meines Tages sei und dass ich mich jetzt gerade wie der glücklichste Mann der Welt fühlte. Ich lebte einen Traum, musste nicht mehr arbeiten und konnte so viel Zeit mit meinem Sohn verbringen, wie ich wollte. Das kam mir wie ein Erfolg vor.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur ein sehr kleines Publikum von ein paar Tausend Followern. Aus irgendeinem Grunde ging das Video viral, womit es mein erstes war, dem das gelang. Bald traf eine Flut von Kommentaren ein, was ich seinerzeit gar nicht kannte. Manche waren humorvoll (»Ich bin pleite und muss das unbedingt auch mal machen«), andere waren kritisch. Besonders einer fiel mir ins Auge.
»Hör auf, so einen Scheiß zu posten. Es kann nicht jeder einen Traum haben.«
Zuerst ärgerte mich der Kommentar, aber bald faszinierte er mich. Warum denn nicht? Warum sollte nicht jeder einen Traum haben? Oder besser gesagt: Sollte nicht jeder einen haben?
Da begann es an mir zu nagen. Hatte ich einen Traum? Hatte ich je einen gehabt? Und war es das hier? So froh es mich auch machte, mich um Aidan zu kümmern und ihn zu erziehen, ich wusste doch, dass es nicht ewig dauern würde. Schon bald würde er erwachsen sein und sein eigenes Leben haben. Er würde mich nicht mehr brauchen. Also, was war mein Traum – etwas, mit dessen Verfolgung ich mein restliches Leben zubringen konnte?
Ich konnte den Kommentar einfach nicht so stehen lassen, und als ich wieder zu Hause war, tippte ich eine Antwort. »Hast du einen Traum? Wovon träumst du?«
Wovon träumst du?
Es ist eine trügerische Frage, die einfach aussieht, aber tatsächlich schwer zu beantworten ist, die unschuldig erscheint, aber zugleich zutiefst provokativ ist. Sie zu stellen, kann naiv klingen, aber deine Antwort ist unglaublich aufschlussreich in Bezug darauf, wo im Leben du stehst.
An diesem Morgen und mit dieser Reaktion stellte ich die Frage zum allerersten Mal. Manche Menschen sagen, dass sie von ihren Eltern inspiriert wurden, andere von Geschwistern, einem Lehrer oder Mentor. Bei mir war es ein Internet-Troll. Also danke, zufällige TikTok-Person. Wenn dir nicht gefällt, was du lesen wirst, gib den anderen die Schuld.
Ich erhielt nie eine Antwort von jenem unglücklichen Kommentator. Doch seine Worte blieben mir im Gedächtnis. Wenn ich die ganze Zeit keinen Traum gehabt hatte, was hatte ich dann eigentlich gemacht? Wie hatte ich mein Unternehmen zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht, und hatte ich es auf die richtige Weise getan?
Es brachte mich dazu, zum ersten Mal darüber nachzudenken, was Erfolg wirklich ist und wie wir ihn erreichen können.
Ich dachte an die Firmen, die ich aufgebaut hatte, die Erfolge und Misserfolge, die Geschichten, die ich mir damals erzählt hatte, und wie ich jetzt auf sie zurückblickte. Bei diesem Prozess wurde mir etwas klar. Wir haben ein paar schräge Vorstellungen davon, was Erfolg ist und wie man ihn erzielt. Mythen und Missverständnisse, die bedeuten, dass wir oft die falschen Dinge anstreben und sie auf falsche Art verfolgen. Dinge, die einem echten Traum im Wege stehen.
Als ich mit der Erkenntnis des Rückblickenden über mein Leben nachdachte, erkannte ich, dass ich zwar nach allen objektiven Maßstäben erfolgreich gewesen war, aber auch sehr viel falsch gemacht hatte. Ich hatte nicht nur Fehler begangen, sondern auch Dinge missverstanden. Ich hatte mich von Mythen irreführen lassen und war blind gewesen für einige grundlegendere Wahrheiten.
Meine Reise zum Verständnis der Wichtigkeit eines Traums begann damit, dass ich diese Mythen und die Rolle, die sie in meinem Leben gespielt hatten, erkannte. Ich glaube, das sollte deine Reise auch tun. So wie ein Gärtner den Boden vorbereitet, ehe er Rasen aussät, oder ein Maler die Wand abschleift, ehe er zum Pinsel greift, brauchst du eine saubere Oberfläche, auf der dein Traum haften kann: eine, die frei ist von den Vorstellungen, die ihn höchstwahrscheinlich zersetzen werden.
Das ist wichtig, denn diese Mythen sind überall, und sie sind mächtig. Sie beginnen mit dem, was uns häufig in der Schule beigebracht wird, und werden unser ganzes Leben hindurch immer weiter bestärkt. Diese Mythen sind so verbreitet, dass man leicht sein ganzes Leben an ihnen ausrichten kann.
Ehe wir uns richtig mit der Vorstellung des Traums auseinandersetzen, müssen wir erst einmal diese ganzen Hindernisse aus dem Weg räumen. Wir müssen uns von einigen der meistverbreiteten – und oft schädlichsten – Gedanken lösen, die uns eingebläut wurden. Jene, die wir niemals hinterfragen sollen (was erklärt, warum eins meiner Lebensmantras lautet, dass man alles hinterfragen sollte – und dazu gehört auch das, was ich dir hier erzähle). Diese Mythen töten deinen Traum, es sei denn, du lernst, sie zu identifizieren, sie abzulehnen und zu überwinden.
Mythos Nummer 1: Je schwerer ich arbeite, umso mehr Glück habe ich
Den ersten Mythos habe ich erst erkannt, als ich auf meine Karriere zurückblickte. 15 Jahre lang hatte ich mir eingeredet, dass das Unternehmen gut lief, weil ich und alle anderen schwer arbeiteten. Aufgrund langer Tage, durchgearbeiteter Nächte und der Bereitschaft, immer noch einen weiteren Anruf zu machen, statt es für heute gut sein zu lassen. Wir haben das alles schon mal gehört – je schwerer man arbeitet, umso mehr Glück hat man. Das ist doch sinnvoll, oder?
Und ich hatte schwer gearbeitet. Im Vergleich zu den brillanten kreativen Begabungen meiner Frau Helen, mit der ich das Unternehmen aufgebaut hatte, war fleißiges Arbeiten meine einzige wirkliche Qualifikation. Das war die Vereinbarung gewesen, als wir damals kurz nach unserem Kennenlernen die Idee gehabt hatten, eine Kreativagentur namens Fluid zu gründen. Sie sollte die Designarbeit machen und ich den Verkauf. Das hat sich in all den folgenden Jahren, während wir einen Stamm von Mitarbeitern um uns scharten, eigentlich nie geändert.
Schwer zu arbeiten, war notwendig gewesen, doch es war nicht der einzige Grund für unseren Erfolg. Für sich genommen erklärte es rein gar nichts. Ich war lange genug im Geschäft, um eine Menge Menschen zu kennen, die ihr ganzes Herz und ihre Seele in Projekte gesteckt hatten und dann damit gescheitert waren. Ich hatte erlebt, wie Entrepreneure ausbrannten, während sie ihr Geschäft in Gang zu bringen versuchten, weil sie jahrelang nie Pause machten oder sich Urlaub nahmen. Als ich aufhörte, darüber nachzudenken, wusste ich, dass intensives Arbeiten ebenso viel mit Scheitern gemeinsam hat wie mit Erfolg.
Doch in all der Zeit, da wir das Unternehmen aufbauten, hatte ich nicht darüber nachgedacht. Ich hatte es für selbstverständlich genommen, dass der Erfolg sich einstellte, weil wir schwer arbeiteten. Dass unser Wachstum in erster Linie das Produkt von Fleiß war. Diese Sichtweise wurde noch bestärkt durch das, was die Leute sagten, wenn wir erfolgreich waren. »Gut gemacht, ihr habt ja auch intensiv dafür gearbeitet.« Als wäre Mühe der einzige Grund für das, was wir gerade erreicht hatten – nicht Qualifikation, Urteilsvermögen, Kreativität oder Glück.
Warum lassen wir uns alle so von dieser Vorstellung des fleißigen Arbeitens verführen und nutzen sie unbeirrt, um unsere Errungenschaften zu erklären? Warum hält sich dieser Mythos so hartnäckig?
Ein Grund dafür ist Bescheidenheit. Wenn Menschen gefragt werden, was sie erfolgreich gemacht hat, rühmen sie oft andere dafür: Sie hatten gute Eltern, gute Lehrer, tolle Mitarbeiter. Und wenn sie dann wirklich gedrängt werden, führen sie fleißiges Arbeiten ins Feld. Die meisten Menschen finden es einfacher, zu sagen: »Ich habe schwer gearbeitet«, oder: »Ich hatte Glück«, als zu sagen: »Ja, ich hab das gut gemacht«, oder: »Wir waren klüger als die Konkurrenz.« Schwere Arbeit ist eine annehmbare Erklärung für Erfolg, die bedeutet, dass man seine eigene Fähigkeit nicht eingestehen muss und kein großes Gewese aus dem macht, was man richtig gemacht hat. Wir sagen und hören es so oft, dass wir mittlerweile daran glauben. Deshalb ist es eine so verbreitete Lüge: Die Leute erkennen nicht mal, dass sie lügen.
Dennoch kann falsche Bescheidenheit allein diesen Mythos nicht erklären. Wir bewundern schwere Arbeit für sich genommen aktiv. Das ist eine der grundlegenden Überzeugungen, die uns von Anfang an beigebracht wird.
Denk mal an die Schule zurück. In den ersten Jahren hat sie Spaß gemacht. Malen, zeichnen, Geschichten, singen, tanzen, Spiele. Dann, im fortgeschrittenen Alter von sieben oder acht, veränderte sie sich. Wir mussten aus all diesen herrlichen kreativen Dingen herauswachsen. Sie als kindische Vorhaben abtun, die nur was für kleinere Kinder sind. Jetzt mussten wir es anders machen: auswendig lernen, Prüfungen ablegen, bestehen und durchfallen. Je mehr du dir merken und wiederholen konntest, umso besser warst du. Wir lernten zum ersten Mal im Leben, dass Erfolg mit Plackerei verbunden war. Arbeite fleißig in der Schule, dann bekommst du eine gute Arbeit. Arbeite fleißig in deinem Beruf, dann kannst du dir ein Haus kaufen. Arbeite fleißig, um für deine Kinder zu sorgen und dir ein größeres Haus zu kaufen. Arbeite weiterhin fleißig, damit du später eine gute Rente bekommst. Egal, was du tust, vergiss niemals, fleißig zu arbeiten.
Das Problem bei dem Ganzen ist nicht, dass fleißiges Arbeiten etwas Schlechtes wäre. Wir müssen es alle machen, und wenn wir einen Traum verfolgen, gelingt uns das auch.
Das Problem ist, dass fleißiges Arbeiten zum Endziel gemacht wird. Dass man sagt, dass, wenn du dich darauf einlässt, du unweigerlich erfolgreich sein wirst. Dass man die Vorstellung verbreitet, Erfüllung gäbe es nur aufgrund fleißiger Arbeit und nicht aufgrund der Arbeit an deinen Träumen.
Diese Einstellung sagt dir, dass du nicht denken sollst. Dass du einfach die Klappe halten und mit deiner momentanen Aufgabe weitermachen sollst. Arbeite fleißig, und alles andere kommt dann schon.
Das ist Bestandteil einer präskriptiven Lebensauffassung, die besagt, dass du vernünftig, realistisch und vorsichtig sein sollst. Kündige nicht deine Stelle, um ein Unternehmen zu gründen. Schlage nicht eine Laufbahn ein, die nicht verlässlich ist. Probiere nicht Sachen aus, die deine Umgebung nicht versteht oder zu denen sie keinen Bezug hat.
Deshalb habe ich in erster Linie ein Problem mit der Legende von der fleißigen Arbeit. Deshalb halte ich sie für einen gefährlichen Mythos. Weil sie uns auffordert, NICHT zu träumen. Nicht unseren größten Ideen und tiefsten Wünschen zu folgen, wenn ein Element von Risiko damit verbunden ist. Nicht aus dem Hamsterrad auszusteigen und darüber nachzudenken, was wir uns wirklich vom Leben wünschen.
Stattdessen sollen wir weitermachen, denselben Weg gehen wie unsere Eltern und unseresgleichen, schön in der Spur bleiben und darauf vertrauen, dass unsere fleißige Arbeit (im Allgemeinen für jemand anderen und überwiegend zum Vorteil von jemand anderem) belohnt wird. Und wir sollen uns unsere Träume als eine Form fleißiger Arbeit vorstellen, die zu schwer ist – unerreichbar, unrealistisch und sogar egoistisch.
Das ist eine eingeengte, selbst verleugnende Weltsicht. Und ich weiß, dass sie eine Lüge ist, denn obwohl ich in meinem Leben eine Menge geschuftet habe, kam mein größter Erfolg, als ich nicht am »schwersten« arbeitete. Meine besten geschäftlichen Ideen hatte ich im Urlaub, wenn meine Gedanken nicht mit der Firma beschäftigt waren. Am meisten Geld verdiente ich in den letzten Jahren von Fluid, als wir die Geschäftsführung jemand anderem übergeben hatten und ich in die zweite Reihe getreten war. Und bei jedem von mir geführten Unternehmen wurden die Ergebnisse besser, wenn ich lernte, wichtige Aufgaben an gute Leute zu delegieren. Je weniger ich mich an den Mythos klammerte, dass fleißiges Arbeiten gleichbedeutend ist mit Erfolg, umso besser ging es mir und meinen Unternehmen.
Darin liegt eine Lektion: Wir gelangen nicht zum Erfolg, indem wir uns zwingen, wie zur Strafe schwer zu arbeiten. Tatsächlich erreichen wir am meisten, wenn wir klug arbeiten und wenn wir an etwas arbeiten, das wir wirklich tun wollen. Wenn wir einen Traum verfolgen, der uns beflügelt und vorantreibt, statt mit dem Kopf durch die Wand des fleißigen Arbeitens zu wollen – nur um seiner selbst willen. Darum ist der erste Schritt zum Erfolg, diesen Mythos in den Schulbüchern zu lassen, wo er hingehört.
Mythos Nummer 2: Scheitern ist eine Katastrophe
Wenn ich Leute frage, ob sie einen Traum haben, schließe ich immer noch eine zweite Frage an. Nachdem jemand mir erzählt hat, wovon er träumt, beglückwünsche ich ihn zunächst. Und dann frage ich: Warum hast du noch nicht damit angefangen?
Die Menschen liefern eine Vielzahl von Begründungen, und etwas später sehen wir uns diese Hindernisse genauer an und überlegen, wie sie überwunden werden könnten. Doch jene eine Begründung, die mir wirklich im Gedächtnis geblieben ist, umfasst vier Wörter und wird im Allgemeinen etwas leiser vorgetragen als die zuvor genannten.
»Vielleicht funktioniert es nicht.«
Von all den Mythen, die uns die Gesellschaft und die traditionelle Erziehung mitgeben, ist diese Angst vor dem Versagen womöglich die schädlichste. Man lehrt uns, zu glauben, dass es falsch ist, sich zu irren. Dass Scheitern eine Peinlichkeit ist – ein schmutziges Geheimnis, über das man nicht spricht. Der Beweis, dass wir dumm sind und es uns an Talent mangelt. Dass wir niemals gut genug sein werden. Es ist eine allgegenwärtige und zerstörerische Vorstellung, die uns veranlasst, unsere Träume aufzugeben, ehe wir es auch nur probiert haben.
Genau wie der Glaube an schwere Arbeit beginnt das in der Schule. Im Unterricht wird uns oft beigebracht, dass es richtige und falsche Antworten gibt oder dass wir unsere Antworten auf eine ganz bestimmte Weise geben müssen, um gute Prüfungsnoten zu erzielen. Das setzt sich fort, wenn wir weitere Prüfungen bestehen, einen Studienplatz oder einen Ausbildungsplatz bekommen wollen. Eine angesehene Stelle und danach eine weitere. Beförderungen und Leistungszuschläge. All das sind Dinge, bei denen wir entweder erfolgreich sind oder scheitern. Du hast es geschafft oder nicht. Du bist oberhalb der Grenze oder darunter. Erfolg ist der Himmel, und Scheitern ist die Hölle.
Das Problem bei dieser Überzeugung ist, dass sie praktisch keinen Bezug dazu hat, wie Menschen tatsächlich Dinge erreichen und was dafür nötig ist. Versuch mal, eine erfolgreiche Entrepreneurin zu finden, die nicht Dutzende Misserfolgsgeschichten erlebt hat: die gescheiterten Unternehmen, die Ideen, die zu nichts führten, und die Entscheidungen, die sie bis heute bereut. Versuch, einen Investor zu finden ohne eine Liste gescheiterter Prototypen, die so lang ist wie ein Wörterbuch. Versuch, eine Schauspielerin zu finden, die niemals bei einer Probe versagt hat, oder einen Sportler, der noch nie aus der Mannschaft geflogen ist.
Nehmen wir Jamie Oliver. Nach allen Maßstäben ist er fantastisch erfolgreich. Er ist einer der meistverkauften britischen Autoren aller Zeiten (übertroffen nur von J. K. Rowling und Julia Donaldson, der Autorin von Der Grüffelo). Er ist einer der größten Fernsehstars. Und er hat durch seine Kampagnen zum Thema gesunde Ernährung einen enormen gesellschaftlichen Einfluss.
Er hatte allerdings auch einen der katastrophalsten geschäftlichen Misserfolge der vergangenen Jahre. Im Jahr 2019 brach sein Unternehmensimperium zusammen. Er musste seine Firma einer Insolvenzverwaltung übergeben und 22 Restaurants schließen, wodurch 1000 Beschäftigte ihre Arbeit verloren. Am schmerzlichsten war jedoch, dass er das erste Restaurant schließen musste, das er je eröffnet hatte, »Fifteen«, in dem die gesamte Belegschaft aus jungen Menschen aus benachteiligten Verhältnissen oder mit schwierigen Lebenswegen bestand. Fast 20 Jahre lang hatte er das Leben aller Personen verändert, die in diesem Restaurant arbeiteten (und in seinen Filialen im ganzen Land). Es war ein herausragendes Unternehmen mit dem Zweck, vulnerable junge Menschen zu rehabilitieren, ihnen eine zweite Chance und einen beruflichen Lebensweg zu geben. Nun musste er aufhören. Im Verlaufe dessen verlor er 25 Millionen Pfund seines Vermögens bei dem gescheiterten Versuch, seine Restaurantkette zu retten und die Insolvenz zu vermeiden. »Als alles schiefging, war es wie ein Nudelsieb: Das Unternehmen war voller Löcher, und wir konnten nichts tun, um sie zu stopfen«, sagte er später.
Es war ein gigantischer Misserfolg, er wurde in der Presse schlechtgemacht und weinte im Fernsehen, als er dazu interviewt wurde. Doch dieses Scheitern war auch relativ. Es minderte nicht all das, was er bereits erreicht hatte. Und es hielt ihn auch nicht von einem Comeback ab. Bis 2023 erzielten seine Unternehmen wieder Multimillionengewinne, er eröffnete wieder Restaurants und erweiterte seine Kochschule. Er schwor sich, nicht zu dem übersättigten Markt der Restaurantketten zurückzukehren und nicht wieder ein so rasches Wachstum anzustreben wie zuvor. Er hatte aus seinem Scheitern gelernt und ließ sich davon nicht abhalten, erfolgreich zu sein. Tatsächlich scheint es, dass der Misserfolg ihn zum Weitermachen motivierte, um das Verlorene wiederaufzubauen und es beim zweiten Mal besser zu machen. Ich wette, wenn du ihn fragst, würde er sagen, dass er aufgrund des enormen Versagens und des finanziellen Verlustes, den er erlitten hat, zu einem besseren Unternehmer geworden ist.
Das mag ein extremes Beispiel sein, aber es transportiert eine universelle Botschaft. Wir werden vielleicht nicht alle bei einem geschäftlichen Misserfolg Millionen verlieren, aber wir werden alle Misserfolge erleben, die sich katastrophal anfühlen. Das müssen wir akzeptieren und dafür bereit sein. Mehr noch, wir sollten jene Momente begrüßen. Statt den Mythos zu übernehmen, der das Scheitern als etwas betrachtet, das vermieden werden muss, sollten wir es als etwas sehen, das wir zu unserem Vorteil nutzen können. Wir müssen unsere Träume verfolgen im vollen Bewusstsein dessen, dass wir auf dem Weg dorthin Misserfolge haben und infolgedessen besser werden, statt uns von der Gefahr des Scheiterns davon abhalten zu lassen, es überhaupt zu versuchen.
Das sage ich dir als jemand, der viele Vorhaben hat scheitern, aber ein paar auch hat gelingen sehen. Du lernst aus jeder einzelnen Erfahrung, und du wirst besser, weil du gescheitert bist. Du bist dadurch besser gewappnet, um beim nächsten Mal Erfolg zu haben. Dir sind die Schwachstellen besser bewusst, und du wirst weniger überrascht von Ereignissen, die zunächst unerwartet zu sein scheinen, mit zunehmender Erfahrung aber besser vorhersehbar werden. Durch Misserfolge sammelst du Fakten und entwickelst Einsichten, die du anders nicht hättest erhalten können. Auf diese Weise gewinnst du Kenntnisse, schärfst deine Instinkte und verwirklichst letztlich einen ehrgeizigen Traum.
Einer meiner bedeutendsten Misserfolge fand in einem ungewöhnlichen Bereich statt – Comics. Während ich Fluid führte, begann ich ein Joint Venture mit einem prominenten Entrepreneur in Hongkong. Wir planten, in alles Mögliche zu investieren, von Konzeptrestaurants bis zu großen Sportereignissen in der Stadt. Unser erstes Projekt war eine Graphic Novel. Zu jener Zeit hatte das Marvel Cinematic Universe gerade Fahrt aufgenommen und Superhelden wurden zu einem Big Business. Unsere Idee war einfach: Was wäre, wenn Batman in China landete oder Superman in Indien geboren wäre? Was wäre, wenn wir für den Osten tun könnten, was Marvel und DC für den Westen getan hatten? Das Ergebnis war DevaShard, ein Comic über zwei Brüder, der von der Mahabharata inspiriert war, einer Versdichtung auf Sanskrit, die auf das 3. Jahrhundert vor Christus zurückgeht. Es war erfrischend, von einer Mischung aus lokalen Künstlern und Branchengrößen wunderschön produziert und weckte unmittelbar Aufmerksamkeit.
Die Rückmeldungen waren überwältigend positiv und es sah so aus, als hätten wir einen Treffer gelandet. Besonders als sich große Produktionsfirmen dafür zu interessieren begannen, unseren Comic zu verfilmen – was ihn von einem Nischenprodukt zu einem weltweiten Hit hätte machen können. Zweimal dachten wir, wir hätten einen Abschluss erzielt. Beim zweiten Mal unterzeichneten wir einen Vorvertrag mit einer großen Filmproduktionsgesellschaft, und die Presse berichtete, dass sie DevaShard als 80-Millionen-Dollar-Film im Maßstab von DerHerr der Ringe herausbringen würden.1
Voller Vorfreude und Zuversicht investierte ich immer mehr in DevaShard, fügte bessere Produktionswerte und weitere talentierte Beschäftigte hinzu für die nachfolgenden Auflagen. Doch das Filmbusiness ist langsam, und Zusicherungen gehen hier den Sicherstellungen weit voraus. Allmählich wurde deutlich, dass die Schlagzeilen und Vorverträge niemals auf irgendetwas hinauslaufen würden. Bis auch der zweite Vertrag platzte und wir akzeptierten, dass der Traum einer Verfilmung von DevaShard gestorben war, hatten wir 1,5 Millionen Dollar hineingesteckt. All dieses Geld hatte ein wunderschönes Produkt bezahlt, das von den Fans geliebt wurde, aber als seriöses Geschäft hatte es keine Zukunft. Wir waren gezwungen, den Verlust hinzunehmen und die Sache zu beenden.
Es war ein gewaltiger Rückschlag. Nie zuvor und niemals danach habe ich geschäftlich so viel Geld in den Sand gesetzt. Aber da ich über meine anfängliche Enttäuschung hinwegkam, habe ich nie bereut, dass ich es getan habe. Trotz des finanziellen Verlusts war dies der lohnenswerteste Misserfolg meines Lebens. Es war toll, etwas über Branchen zu lernen, von denen ich keine Ahnung gehabt hatte, zum Beispiel als ich nach San Diego reiste, um DevaShard bei der Comic Con vorzustellen. Noch immer liegt mir das Produkt am Herzen, das unser herausragendes Team geschaffen hat, und ich glaube, dass seine Zeit womöglich eines Tages kommen wird. Diese Erfahrung hat auch einige geschäftliche Lektionen verfestigt, vor allem, nicht auszugeben, was man nicht hat, und kein Geld auf der Grundlage vager Versprechungen in ein Vorhaben zu investieren. Ich hatte so vieles gelernt, das ich zuvor nicht gewusst hatte, und wurde durch die Erfahrung ein besserer Entrepreneur. Einige Jahre später fand ich noch einen weiteren Grund, um für diesen Misserfolg dankbar zu sein. Einer der Produzenten, der DevaShard hatte verfilmen wollen, war Harvey Weinstein. Er hatte Interesse an dem Comic gezeigt und wollte einen Film rund um eine seiner Figuren entwickeln. Die Bedingungen hatten für uns nicht gestimmt und wir waren aus den Verhandlungen ausgestiegen. Als das Geschäft scheiterte, schien dieses »Nein« eine extrem kostspielige Angelegenheit gewesen zu sein. Ich sah es als eine verpasste Gelegenheit und ärgerte mich. Viel später wurde mir klar, dass wir vermutlich glücklich davongekommen waren. Es stellte sich heraus, dass »Nein« letztlich die richtige Antwort gewesen und der Misserfolg das richtige Ergebnis gewesen war. Eine der wichtigsten Lektionen, die ich dir mit auf den Weg geben kann, ist, keine Geschäfte mit den falschen Leuten zu machen.
Meine Erfahrung mit DevaShard überzeugte mich, dass man lernen muss, mit dem Scheitern zurechtzukommen. Man muss es akzeptieren, die Lehren daraus ziehen und einsehen, dass ein Misserfolg häufig der Preis des Risikos ist. Vor allem darfst du dich davon nicht unterkriegen lassen.
Das heißt nicht, dass wir die Angst vor dem Scheitern verschwinden lassen. Es ist normal und gesund, dass man die Dinge nicht in den Sand setzen will. Doch dies ist eine unerfüllbare Hoffnung. Wenn du oft genug die richtigen Risiken eingehst, wirst du in deinem Leben große Misserfolge erleben. Wichtig ist, wie du darauf reagierst. Wie gut du dich darauf trainieren kannst, mit dem Scheitern zu leben und daraus zu lernen. Je besser du mit dem Versagen zurechtkommst, umso besser wirst du im Eingehen von Risiken, die sich auszahlen – Risiken, die notwendig sind, um einen Traum zu verwirklichen.
Ehe du deinen Traum ernsthaft verfolgen kannst, musst du dich mit jeglicher Versagensangst auseinandersetzen, die du möglicherweise empfindest. Mein Rat ist, das Problem zu definieren. Hinter dem allgemeinen Gefühl der Angst steckt noch eine tiefere, konkretere Empfindung, die du identifizieren musst. Fürchtest du, pleitezugehen, von anderen verurteilt zu werden, zurückgewiesen zu werden oder dass jemand sich in seiner negativen Einstellung dir gegenüber bestätigt fühlt? Benenne die Angst, schreib sie auf und versuche, ihre Quelle zu finden.
Vielleicht ist die Angst materieller Natur: kein Geld mehr zu haben und deine Familie nicht mehr ernähren zu können. Das ist eine praktische Angst mit einer praktischen Lösung: Du kannst deine Ausgaben kürzen, etwas für schlechte Zeiten sparen und dir eine gewisse Absicherung gegen das Scheitern verschaffen, ehe du es wagst. Oder deine Angst wurzelt in der Vorstellung, was andere über dich denken könnten. Das ist eine psychologische Angst und du kannst dich darin schulen, sie zu überwinden. Erinnere dich daran, dass die Urteile und die Kritik anderer Leute oft eine verdrehte Form des Respekts sind. Sie wünschen sich den Mut, um das zu tun, was du versuchst, und indem sie dich kritisieren, lenken sie von ihren eigenen Unzulänglichkeiten ab. Unter solchen Umständen ist deine Angst lediglich eine Spiegelung ihrer eigenen. Wenn du das verstehst, kannst du es viel leichter überwinden.
Lass andere Leute niemals definieren, was es für dich bedeutet, Erfolg oder Misserfolg zu haben. Schaff dir keine Illusion dessen, wie andere deiner Meinung nach reagieren werden, und lass dieses selbst errichtete Gefängnis dich nicht davon abhalten, deinem Traum zu folgen.
Wenn ich ein großes Projekt oder ein neues Geschäftsvorhaben angehe, stelle ich mir immer dieselbe Frage: Rechtfertigt die Mission das Risiko? Wenn ich mich davon überzeugen kann, dass dies der Fall ist, weiß ich, dass ich meine Ängste unter Kontrolle bringen kann und jedes daraus hervorgehende Scheitern akzeptieren werde.
Mythos Nummer 3: Es ist in Ordnung, Schwieriges zu vermeiden
Unsere Vorfahren mussten jagen gehen. Das war anstrengend, aber es gab ihnen eine Zielsetzung – sich um ihre Lieben zu kümmern und für sie zu kämpfen. Jetzt hat die Welt sich verändert, und die meisten von uns kaufen ihr Essen eher im Supermarkt, als ihm durch den Wald hinterherzulaufen. Das Leben ist unendlich viel leichter geworden, und dafür sollten wir dankbar sein. Wir müssen aber auch erkennen, was wir verloren haben – wie der Wegfall unseres täglichen Überlebenskampfes unsere Sinne abgestumpft und unsere Risikofreudigkeit gedämpft hat und uns vor allem zurückschrecken lässt, was schwierig ist.
Heute leben wir in einer Welt, die auf Bequemlichkeit und sofortige Belohnung ausgerichtet ist. Es werden Buttons angeklickt und Dinge an die Haustür geliefert. Man kann zu Hause arbeiten, sich die meisten Dinge nach Hause liefern lassen, und tatsächlich ist es einfacher als je zuvor, einfach zu Hause zu bleiben, wenn es regnet und du keine Lust auf die Welt hast.
Bis zu einem gewissen Grad ist das alles prima. Wer liebt die Bequemlichkeit schließlich nicht? Als jemand, der in erster Linie durch Social Media arbeitet, bin ich der Letzte, der eine Rückkehr in die Steinzeit fordern würde.
Doch wir sollten wissen, wohin all das führen kann, wenn wir uns nicht daran anpassen. Wir müssen uns der Gefahr bewusst sein, dass die Auswahl uns dazu bringt, uns für die einfachere Option zu entscheiden, dass aus der Bequemlichkeit Faulheit wird und dass Komfort zu einem Mangel an Ehrgeiz führt. Die ganze uns zur Verfügung stehende Technik ist ein wunderbares Instrument, wenn wir sie gut nutzen, aber ein zerstörerischer Einfluss, wenn wir es nicht tun. Sie kann uns dazu anspornen, nicht zur besten, sondern zur schlechtesten Version unserer selbst zu werden.
Das größte Risiko bei alldem ist, dass wir anfangen, die Dinge zu vermeiden, die schwierig sind – genau jene, die wir brauchen, um irgendwelche sinnvollen Träume zu verwirklichen. Unsere moderne Lebensweise kann die Vorstellung fördern, dass Schwieriges zu viel Mühe kostet, wenn es doch immer auch eine einfachere Option gibt.
Wenn wir das akzeptieren, verlieren wir gerade das, was uns zu etwas Besonderem macht. Als Menschen lernen wir durch Erfahrung und wachsen an Schwierigkeiten. Die schwierigsten Phasen unseres Lebens sind oft jene, die uns wirklich formen. Wir wollen nicht, dass das Leben die ganze Zeit schwer ist, aber manchmal muss es schwer sein. Ohne solche Härten wachsen wir als Menschen nicht, entwickeln nicht die Zuversicht, die aus Resilienz entsteht, und bereiten uns nicht darauf vor, die wichtigsten Herausforderungen unseres Lebens zu bewältigen. Mehr noch, das »Schwierige« ist in unserer Vorstellung oft so viel schwerer als in der Realität. Je länger wir diese Dinge vor uns herschieben, umso beängstigender wird die Aussicht darauf. Wenn wir uns dagegen zwingen, sie anzugehen, entdecken wir meistens, dass unsere Ängste unbegründet waren.
Daran habe ich mich erinnert, als ich vor gar nicht so langer Zeit jemandem in Hongkong begegnete. Wir waren mit Dreharbeiten beschäftigt, und erst als ich diesen Typen angesprochen und nach seinem Traum gefragt hatte, wurde mir klar, dass ich ihn kannte. Er hatte vor über 20 Jahren mal für mich gearbeitet. Das war nicht gut gelaufen: Beim Bewerbungsgespräch hatte er mir gesagt, er sei erfolgshungrig, doch innerhalb eines Monats war klar geworden, dass dies nicht der Fall war. Es war nicht die richtige Stelle für ihn zu diesem Zeitpunkt seines Lebens gewesen und er war nicht bereit gewesen, das zu tun, was für den Erfolg nötig gewesen wäre. Um das Leiden für uns beide nicht weiter zu verlängern, hatte ich ihm gesagt, dass wir ihn vor dem Ende der Probezeit entlassen würden. Jetzt, über 20 Jahre später, lachte er und sagte, sein Traum sei es, erneut mit mir zu arbeiten. Denn obwohl er mit seiner Karriere im Bankwesen finanziell erfolgreich gewesen war, fühlte er sich unausgefüllt. Er war nicht genügend Risiken eingegangen, hatte von einer Stelle zur anderen gewechselt und, wie es der Zufall wollte, auch von einer Ehe zur anderen, denn er war dreimal geschieden.
Ich glaube, ich tue diesem Mann nicht Unrecht, wenn ich sage, dass er nicht erreicht hatte, was er wollte, weil er immer ein möglichst leichtes Leben anstrebte und das Schwierige umschiffte. Er hatte es vermieden, sich das Leben selbst schwer zu machen, und infolgedessen fühlte er sich jetzt ein bisschen leer.
Darin liegt eine einfache Lektion: Was auch immer du im Leben erreichen willst, was auch immer dein Traum sein mag, ich kann dir versichern, dass es schwierig sein wird. Einen Weg zu verfolgen – sei es im Beruf, beim Führen eines eigenen Unternehmens, in der Ehe oder in einer Beziehung –, ist schwer. Um das zu tun, musst du dich als Mensch anpassen, wachsen und weiterentwickeln. Wer bereit ist, das Schwierige anzugehen, wird das tun, und wer es vorzieht, auf dem Sofa zu sitzen und die einfache Option zu wählen, wird es für gewöhnlich nicht tun.
Deshalb müssen wir mit dem Mythos aufräumen, dass es in Ordnung sei, das Schwierige zu vermeiden und sich das Leben so leicht wie möglich machen zu wollen. Nur wenn du bereit bist, dir das Leben zumindest manchmal schwer zu machen, wirst du wachsen, vorankommen und deinen Traum erreichen.
Mein Rat ist dieser: Leg dieses Buch kurz beiseite und schreib eine Liste. Nenn sie »Das Schwierige«. Du wirst es bereits kennen. Ein Besuch, den du schon lange vor dir herschiebst, eine Stelle, für die du dich gern bewerben würdest, ein Vorhaben oder Projekt, mit dem anzufangen du dir vorgenommen hast. Schreib alles auf und wähle eines aus, um sofort damit anzufangen. Ich garantiere dir, dass du dich besser fühlst, sobald du den ersten Punkt auf deiner Liste umgesetzt hast. Du wirst aufhören, diese Dinge als »schwierig« (und somit unerreichbar) zu betrachten, und sie stattdessen als notwendig akzeptieren: Dinge, die dein Leben besser machen, Schritte, die du auf dem Weg zu deinem Traum gehst.
Das war die Erfahrung einer Frau, die mir erzählte, ihr Traum sei es, reich zu sein. Ich sagte, das klinge toll, aber sie würde das Verkaufen lernen müssen – die Nummer eins aller Qualifikationen im Leben und etwas, das wir alle tun müssen, ob es zu unseren beruflichen Aufgaben gehört oder nicht. Doch sie hatte noch nie irgendetwas verkauft. Für sie war diese grundlegende Fähigkeit eine der schwierigen Sachen im Leben, die sie ihrer Meinung nach besser mied.
Ehe sie mir all die Gründe nennen konnte, warum sie nicht gut darin wäre, zog ich einen Füller aus der Tasche und bot ihr 100 Pfund, wenn sie ihn innerhalb der nächsten 60 Sekunden jemandem auf der Straße verkaufen könnte. Es gab keine Schulung, kein Motivationsgespräch, keine Planung. Sie ging einfach auf Passanten zu und fing ein Gespräch mit ihnen an wie ein Profi.