Widerstandsfähig in Pflege und Betreuung - Nils Weyand - E-Book

Widerstandsfähig in Pflege und Betreuung E-Book

Nils Weyand

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Beschreibung

Sicher durch den Pflegealltag: Selbstschutz und Gewaltprävention in der Pflege In der herausfordernden Welt der Pflege stehen Fachkräfte täglich vor emotionalen und physischen Belastungen. Gewalt in der Pflege ist ein ernstes Problem, das oft im Verborgenen bleibt. In diesem umfassenden Ratgeber teilt Nils Weyand, ein erfahrener Sicherheitsexperte mit über 30 Jahren Erfahrung, seine Erkenntnisse und Strategien zur Gewaltprävention und Selbstschutz in der Pflege. Dieses Buch bietet einen tiefen Einblick in die Ursachen und Formen von Gewalt in der Pflege, beleuchtet Risikofaktoren für Pflegekräfte und Patienten und stellt effektive Sicherheitskonzepte vor. Mit praktischen Techniken zur gewaltfreien Kommunikation, Notwehr und Selbstschutz wird aufzeigt, wie Pflegekräfte sowohl sich selbst als auch ihre Patienten schützen können. Erfahren Sie, wie Sie durch gezielte Schulungen, empathische Kommunikation und die Anwendung bewährter Methoden wie der Vital Pyramid und der 3-AAA-Regel nicht nur Ihre eigene Sicherheit erhöhen, sondern auch ein respektvolles und gewaltfreies Umfeld fördern können. Mit wertvollen Tipps zur Stressbewältigung, Teamarbeit und rechtlichen Aspekten in der Pflege bietet dieses Buch eine ganzheitliche Herangehensweise zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Wohlbefindens aller Beteiligten. Sicher durch den Pflegealltag ist ein unverzichtbarer Leitfaden für Pflegekräfte, die ihre Resilienz stärken und in anspruchsvollen Situationen souverän handeln möchten. Seien Sie vorbereitet und entwickeln Sie das nötige Handwerkszeug, um in kritischen Momenten richtig zu reagieren , für sich selbst und für die Menschen, die Sie betreuen.

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Seitenzahl: 87

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort des Autors

o Einleitung und persönliche Erfahrungen

o Bedeutung von Selbstschutz in der Pflege

o Ziel des Buches

2. Kapitel 1: Gewalt in der Pflege - Ein ernstes Problem

o 1.1 Ursachen für Gewalt in der Pflege

o 1.2 Formen der Gewalt

■ 1.2.1 Physische Gewalt

■ 1.2.2 Psychische Gewalt

o 1.3 Fallzahlen und Dunkelziffer

o 1.4 Prävention und Schutzmaßnahmen

■ 1.4.1 Schulungen und Sensibilisierung

■ 1.4.2 Unterstützungssysteme

■ 1.4.3 Verbesserung der Arbeitsbedingungen

■ 1.4.4 Förderung der Empathie

o 1.5 Fazit

3. Kapitel 2: Risikofaktoren

o 2.1 Bisikofaktoren beim Patienten für Gewaltausübung

o 2.2 Risikoumstände bei Mitarbeitern, die Gewalt auslösen können

4. Kapitel 3: Sicherheitskonzepte für Pflegekräfte

o 3.1 Das Modell der "Vital Pyramide"

■ 3.1.1 Mindset

■ 3.1.2 Tactics

■ 3.1.3 Skills

■ 3.1.4 Kit

o 3.2 Grundregel bei Auftreten von Problemverhalten

■ 3.2.1 Die EVB-Methode

■ 3.2.2 Die 3-AAA- Regel

■ 3.2.3 Die 3-LLL-Regel

o 3.3 Selbstschutztechniken für Mitarbeiter im Pflegeberuf

5. Kapitel 4: Notwehr /Nothilfe

O 4.1 Notwehr & Nothüfe (§ 32 StGB)

o 4.3 Praktische Hinweise für Pflegekräfte

6. Kapitel 5: Gewaltfreie Kommunikation

o 5.1 Der Prozess der gewaltfreien Kommunikation

o 5.2 Einflussgrößen auf die Kommunikation

■ 5.2.1 Die 7-38-55-Regel

7. Kapitel 6: Aggression und Demenz - Ein komplexes Zusammenspiel

o 6.1 Emotionale Veränderungen

o 6.2 Wutausbrüche

o 6.3 sexuell übergriffige Handlungen

8. Kapitel 7: Lösungsmögliehkeiten im speziellen

Pflege- und Betreuungskontext

o 7.1 Klare Routinen und Abläufe

o 7.2 Gutes Schmerzmanagment (Medikation)

o 7.3 Einfühlungsvermögen und gewaltfreie Kommunikation

o 7.4 Sorgfältige Dokumentation normabweichenden Verhaltens

9. Kapitel 8: Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz (PsychKHG)

o 8.1 Ziele des PsychKHG

o 8.2 Keminhalte des Gesetzes

10. Kapitel 9: Stressbewältigung für Pflegekräfte

o 9.1 Strategien zur Stressbewältigung

o 9.2 Die Bedeutung von Achtsamkeit

11. Kapitel 10: Teamarbeit und Kommunikation im Pflegealltag

o 10.1 Die Bolle der Teamdynamik

o 10.2 Feedback-Mechanismen im Team

o 10.3 Kommunikation im Pflegealltag

12. Kapitel 11: Notfallmanagement in der Pflege

o 11.1 Notfallprotokolle und deren Bedeutung

o 11.2 Schulung und Vorbereitung auf Notfälle

o 11.3 Notfallmanagement im praktischen Alltag

13. Kapitel 12: Rechtliche Aspekte in der Pflege

o 12.1 Haftung und Verantwortung

o 12.2 Datenschutz und Schweigepflicht

14. Kapitel 13: Zukunft der Pflege: Herausforderungen und Chancen

o 13.1 Technologische Entwicklungen

o 13.2 Fachkräftemangel und dessen Auswirkungen

15. Kapitel 14: Selbstfürsorge für Pflegekräfte

o 14.1 Die Wichtigkeit von Selbstfürsorge

o 14.3 Praktische Tipps zur Selbstfürsorge

16. Schlusswort

17. Danksagung

VORWORT DES AUTORS

Mein Name ist Nils Weyand. Dieses Buch basiert auf umfangreicher persönlicher Erfahrung im Umgang mit Konfliktsituationen, intensiven Recherchen und zahlreichen Studien sowie meiner langjährigen Tätigkeit im Bereich von Sicherheit und Selbstschutz. Ich bringe 28 Jahre Diensterfahrung bei der hessischen Polizei und mehr als 30 Jahre Erfahrung in Kampfkunst, Kampfsport und Selbstverteidigung mit. In dieser Zeit habe ich Tausenden von Menschen nicht nur die Techniken des Kampfsports, sondern vor allem auch effektive Sicherheits- und Selbstschutzkonzepte vermittelt und mich natürlich mit Fällen von Gewalt beschäftigt.

Die Thematik des Selbstschutzes ist besonders relevant für Pflegeberufe, in denen Fachkräfte häufig in herausfordernde und potenziell gefährliche Situationen geraten. Der Erfolg von Präventionsmaßnahmen ist, wie in vielen anderen Lebensbereichen auch, oft schwer messbar. Niemand kann genau beziffern, wie viele Übergriffe oder Konflikte durch präventives Verhalten verhindert werden. Doch es ist unbestreitbar, dass durch gezielte Schulungen und ein erhöhtes Bewusstsein viele Risiken minimiert werden können.

So wie der Sicherheitsgurt in Kraftfahrzeugen unzählige Leben gerettet hat, können auch die in diesem Buch beschriebenen Konzepte und Strategien zur Selbstverteidigung und zum Selbstschutz in Pflegeberufen einen wertvollen Beitrag leisten. Prävention spielt eine entscheidende Rolle - nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch in der alltäglichen Arbeit mit Menschen.

Ich habe mich sehr früh mit dem Thema Eigensicherung, damals bedingt durch meine Ausbildung und spätere Tätigkeit bei der hessischen Polizei, beschäftigt.

Im Verlaufe vieler Jahre, die ich damit zugebracht habe, in Konfliktfällen zu schlichten oder die Folgen strafrechtlich aufzuarbeiten, wurde mir klar, dass viel mehr Energie darin investiert werden muss, Menschen zu schulen um Konflikte zu vermeiden, beziehungsweise gewaltfrei zu klären und aber auch, mit Selbstschutztechniken verhältnismäßig auf Gewalt zu reagieren.

Vielleicht kennen Sie das englische Sprichwort:

„It’s better to be a Warrior in a Garden than a Gardener in a War".

Es geht nicht darum, Menschen zu „Kampfmaschinen“ auszubilden, sondern darum, sie auf mögliche Herausforderungen vorzubereiten und ihnen das nötige Handwerkszeug an die Hand zu geben, um in kritischen Situationen angemessen reagieren zu können.

Das bedeutet, dass gerade Menschen, die problematischen Kundenkontakt haben Tools benötigen in den Bereichen Körpersprache, Kommunikation, Deeskalation aber auch Selbstverteidigung für Worst-Case-Szenarien.

In der Pflege ist es unerlässlich, ein Bewusstsein für die eigene Sicherheit zu entwickeln. Auch wenn wir in einer Gesellschaft leben, in der die Wahrscheinlichkeit, in Konflikte verwickelt zu werden, gering ist, sollten wir dennoch gut vorbereitet sein. Präventives Verhalten und Selbstschutzstrategien können nicht nur das eigene Wohlbefinden fördern, sondern auch das der Menschen, die wir betreuen.

Es ist unser Ziel, Ihnen mit diesem Buch wertvolle Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, die Ihnen nicht nur in Ihrer beruflichen Rolle, sondern auch im alltäglichen Leben von Nutzen sein können. Wir können nicht alle Gefahren ausschließen, aber wir können uns darauf vorbereiten und lernen, wie wir uns und andere bestmöglich schützen.

Nils Weyand, im Dezember 2024

KAPITEL 1: Gewalt in der Pflege - Ein ernstes Problem

Die Pflege- und Betreuungssituation ist ein sensibler Bereich, in dem tagtäglich zahlreiche Menschen in engem Kontakt zueinanderstehen. Der Umgang mit hilfsbedürftigen Personen, sei es in Altenheimen, Pflegeeinrichtungen oder im häuslichen Bereich, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die nicht nur Engagement und Fachwissen erfordert, sondern auch die Fähigkeit, mit emotional belastenden Situationen umzugehen. Leider kommt es in diesem Kontext nicht selten zu Konflikten, die in Gewalt münden können. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Ursachen, Formen und die Auswirkungen von Gewalt in der Pflege zu verstehen, um geeignete Präventionsstrategien zu entwickeln.

Ursachen für Gewalt in der Pflege

Die Ursachen für Konflikte und Gewalt in der Pflege sind vielschichtig. Pflegekräfte sind häufig mit Patienten konfrontiert, die aufgrund von physischen oder psychischen Erkrankungen oder kognitiven Einschränkungen Schwierigkeiten haben, ihre Bedürfnisse klar zu kommunizieren. Diese Umstände können zu Missverständnissen führen, die in verbalen oder sogar physischen Auseinandersetzungen enden. In vielen Fällen sind Patienten mit Stress, Angst, Schmerz oder emotionalen Belastungen konfrontiert, die ihr Verhalten beeinflussen können. Diese emotionale Instabilität kann sich in aggressiven Reaktionen äußern, die für Pflegekräfte sehr herausfordernd sind.

Ein weiteres zentrales Problem ist die hohe Belastung des Pflegepersonals. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind oft schwierig: Überstunden, Personalmangel und hohe emotionale Anforderungen strapazieren die Nerven der Mitarbeiter. Diese Überlastung kann dazu führen, dass Pflegekräfte weniger Geduld aufbringen, wenn sie mit herausforderndem Verhalten von Patienten konfrontiert werden. In stressigen Situationen können auch bei den Pflegenden selbst Aggressionen oder Frustrationen aufkommen, die zu einem Teufelskreis der Gewalt führen.

Darüber hinaus spielt die körperliche Nähe, die in der Pflege notwendig ist – etwa bei der Körperpflege oder der Mobilisation von Patienten – eine entscheidende Rolle. Diese intime Interaktion kann bei Patienten, die unter psychischen Erkrankungen leiden, zu einem Gefühl der Bedrohung führen und aggressives Verhalten hervorrufen.

Aber auch für psychisch gesunde Personen ist die Pflege als Eingriff in einen sehr intimen Lebensbereich zumindest zu Beginn der Pflege oft sehr unangenehm und führt nicht selten zu Verletzungen des Schamgefühls und infolge dessen auch zu Konflikten. Die Herausforderung, in solchen sensiblen Situationen professionell und empathisch zu reagieren, ist enorm und kann zu einem hohen Maß an Stress für das Pflegepersonal führen.

Formen der Gewalt

Gewalt in der Pflege kann in zwei Hauptformen auftreten: physischer und psychischer Gewalt.

Physische Gewalt

Physische Gewalt umfasst alle Handlungen, die zu Verletzungen führen oder führen könnten. Dazu zählen Schläge, Tritte, Kratzen oder das Werfen von Gegenständen, Festhalten. Solche Übergriffe können sowohl von Patienten als auch von den Angehörigen gegenüber dem Pflegepersonal ausgehen. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn ein Patient einen Pfleger mit einer Tasse bewirft, um eine Behandlung zu verhindern. Diese Formen der Gewalt sind nicht nur körperlich schmerzhaft, sondern können auch psychische Narben hinterlassen.

Es kommt aber auch vor, dass Pflege- oder Betreuungspersonal Gewalt gegenüber Bewohnern oder Patienten anwendet.

Die rechtlichen Konsequenzen für solche Handlungen sind gravierend. In Deutschland können solche Übergriffe als Körperverletzung (§ 223 StGB) oder als gefährliche Körperverletzung (§ 224 StGB) geahndet werden. Pflegekräfte, die Opfer physischer Gewalt werden, haben das Becht, Anzeige zu erstatten und sich rechtlich abzusichern. Die einfache Körperverletzung gemäß § 223 StGB wird nur auf Antrag des Geschädigten verfolgt. Auch der Vorgesetzte kann Strafantrag für die ihm anvertrauten Mitarbeiter stellen.

Anders herum ist natürlich auch damit zu rechnen, dass Pflege- oder Betreuungspersonen oder deren Angehörige Strafanzeige gegen Mitarbeiter erstatten.

Dies kann zu einer massiven Rufschädigung für die gesamte Einrichtung führen.

Psychische Gewalt

Psychische Gewalt ist oft subtiler, aber nicht weniger schädlich. Sie zeigt sich in Form von Beleidigungen, Drohungen oder Nötigungen. Eine Pflegekraft, die von einem Patienten beschimpft oder beleidigt wird, kann stark in ihrer Würde verletzt werden. In vielen Fällen können solche verbalen Angriffe die psychische Gesundheit des Pflegepersonals beeinträchtigen und zu einem hohen Maß an Stress und sogar zu Fehlzeiten und Burnout führen.

Ein Beispiel für psychische Gewalt zum Nachteil von Pflege- oder Betreuungskräften wäre, wenn eine Pflegekraft von einem Patienten mit beleidigenden Worten angegriffen wird, um ihn zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen oder zu manipulieren (gegebenenfalls wird hierdurch der Tatbestand der Nötigung gemäß § 240 StGB erfüllt). Auch Drohungen, sei es in Form von körperlicher Gewalt oder durch das Androhen von Beschwerden bei Vorgesetzten, sind leider keine Seltenheit. Solche Verhaltensweisen können nicht nur die berufliche Integrität der Pflegekräfte gefährden, sondern auch die Qualität der Pflege und Betreuung, die sie leisten. Wird mit der Begehung eines Verbrechens gedroht, zum Beispiel mit den Worten: "Ich bring dich um, dann ist der Tatbestand des § 241 StGB (Bedrohung) erfüllt.

Ein klassisches Beispiel für Gewalt durch Pflege- oder Betreuungskräfte zum Nachteil von Bewohnern, bzw. Patienten ist zum Beispiel das Festhalten bei der Körperpflege, wenn es dem ausdrücklichen Willen der Pflegeperson widerspricht. Hier käme ebenfalls der Tatbestand der Körperverletzung gemäß § 223 StGB zum tragen als auch der Verdacht der Nötigung gemäß § 240 StGB in Betracht.

Fallzahlen und Dunkelziffer