Wie ich die Sonne wiederfand - Iwa Kabe - E-Book

Wie ich die Sonne wiederfand E-Book

Iwa Kabe

4,8

Beschreibung

Es geschah mitten unter uns, in Deutschland. Iwa wurde sexuell missbraucht. Erst als sie ihr Elternhaus verließ, kämpfte sie sich aus Wut, Zorn & Verzweiflung heraus und ihre große Liebe Bubu half ihr dabei. Viele Jahre später begegnete sie ähnlichen Personen, wie es ihre Eltern gewesen sind und sie verfiel in eine schwere Depression. Es war viel passiert und sie musste sich erneut aus ihrer schweren Erkrankung herauskämpfen. Dabei begegnete sie Unverständnis, wurde stigmatisiert und musste nun auch um ihre Beziehung kämpfen. Sie nahm den Kampf auf und möchte mit ihrer Geschichte nicht nur mit Stigmata aufräumen, sondern auch Betroffenen Mut machen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 80

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (18 Bewertungen)
14
4
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Vorwort:

Dieses Buch widme ich allen, die in ihrem Leben Depressionen überstehen oder Missbrauch & Gewalt erleben mussten.

Iwa Kabe

Inhaltsverzeichnis:

München, 1980

Auf dem Weg ins Paradies

Die Entstehung der Depression

Bubu und ich

Wynberg, Südafrika

Der Psychopath und die histrionische Chefin

Der Fauxpas

Zurück zu mir

München, Jahr 1990

Kapstadt am 7. Tag

Ursachen der Erkrankung

Akzeptanz und Vergebung

Selbstwert und Selbstbewusstsein

Schritte, zusammengefasst

Privilegien und Dankbarkeit

Wie Oma noch lebte

Die große Liebe

Zurück ins Jetzt

Unsere erste Wanderung

Interkulturelle Kompetenz

Bauchgefühl

Selbstachtung

Walk in my Shoes

Ethik Leben

Rückkehr ins Berufsleben

Entschleunigen/ Dinge los lassen

Menschlichkeit akzeptieren

Ressourcen/

Mobilisierungsphase

Das Leben spüren/Interessen wiederfinden

Bubu und ich

Zurück ans Kap der guten Hoffnung

München, 1980

Ich bin 4 Jahre alt und öffne die Tür zur Küche. Ich lasse einen Schrei los. Ich sehe, wie mein Vater meinen Bruder mit Gegenständen verprügelt. Ich bin zutiefst geschockt….eine der Szenen, die dazu führten, dass ich Gewalt nicht nur verabscheue, sondern dass ich jede Art von grobem Umgang, sei es verbal oder nonverbal nicht leiden kann.

Ich erwische meinen Vater ständig dabei, wie er uns hinter der Tür beobachtet und aushorcht. Er ist paranoid. Nachts reißt mich meine Mutter mit den Worten „Schläfst schon!“ aus dem Schlaf. Beim Essen reden? Schläge. Beim Essen lachen? Schläge.

Mein Name ist Iwa. Ich bin 40 Jahre alt und heute möchte ich darüber berichten, wie ich die Sonne wieder fand. Ich möchte anderen das Verständnis für die Krankheit Depression näher bringen und Erkrankten oder Opfer von Gewalt sagen:

„Wir sind es alle wert zu leben und glücklich zu sein.“ „Ihr seid nicht allein“

Auf dem Weg ins Paradies

Flughafen München

Bubu und ich sind in Eile, denn wir müssen noch zwei Pakete wegbringen. Ich gebe zu, ich hasse es, alles auf den letzten Drücker zu machen.

Bubu ist mein Mann. Wir sind seit 20 Jahren ein Paar.

Nach all dem, was in den letzten Monaten passiert ist, fliegen wir heute in unser Paradies, unsere Insel…..

Kommetjie, Südafrika

Es ist ein wunderschöner Morgen in Kommetjie, einem kleinen verträumten Örtchen in Richtung Kap der guten Hoffnung. Bubu lässt seine Drohne über der Gegend fliegen und macht wundervolle Naturaufnahmen. Wir machen einen Strandspaziergang, ich fühle den weichen Sand unter meinen Füßen. Ich beobachte die vielen Vogelarten. Es ist unser Ort. Ich fühle mich befreit. Wenn ich den Sand unter meinen Füßen spüre, fühle ich mich lebendig. Genau das, was ich nach der Zeit, in der ich mich wie gestorben fühlte, jetzt brauche.

Die Ruhe und die Idylle dieses Ortes, geben mir Frieden. Voller Bewunderung sage ich zu mir: „Wie konnte Gott so eine wundervolle Kulisse schaffen?“ Die Natur malt die schönsten Bilder. Dieser Ort ist ein Geschenk. Ich spüre ihn und sauge ihn auf. Er gibt mir Kraft.

Ich beneide dieses kleine Dorf mit seinen entspannten Menschen. Ich beobachte, wie sie mit ihren Hunden am Strand spazieren gehen. Ich blicke durch die Straßen, auf die vielen, weißen kleinen Häuschen mit ihren Rebendächern.

Wir lassen uns treiben. Bei einer Tasse Kaffee auf der Terrasse, freuen wir uns einfach nur hier zu sein. Eben diese Dankbarkeit und Wertschätzung für die kleinen Dinge und Momente miteinander, möchte ich gerne wieder in meinen Alltag integrieren, auch die Ruhe.

In dieser lauen Sommernacht hören wir das Meeresrauschen, genießen einen gemeinsamen Trink zusammen und lassen den Abend ausklingen. Ich freue mich auf eine wunderbare und friedliche Nacht.

Susi, die nette Besitzerin des Hauses, hat mir eine leichtere Decke gebracht, denn es ist sehr warm zu dieser Jahreszeit. Jedes Mal, wenn wir hier sind, bleiben wir bei ihr. Sie ist eine nette Person.

Wie sich die schwere Depression entwickelte

In Deutschland wird dieses Thema immer noch stigmatisiert.

Eine Depression ist keine Laune, die sich „an- oder abstellen“ lässt. Nein. Im Einzelnen ist eine Depression, die bei jedem Menschen anders ausgeprägt ist, ein Kampf gegen unglaublich starke, negative Emotionen und Symptome.

Ich hörte auf, Sport zu treiben, wurde interessenslos. Bei mir hatten sich Schlafstörungen eingestellt, ich war von Alpträumen geplagt. Ich war müde, teils vom gestörten Schlaf nachts, teils von unverarbeiteten Dingen. Stellen Sie sich vor Sie schlafen nicht. Nach einer Woche, wie wirkt sich das auf Sie aus?

Ich hatte völlig unnötige Schuldgefühle, wegen allem. Ich litt unter Konzentrationsproblemen, innerer Unruhe und Nervosität aber auch eine Art „Apathie“ weil das Gehirn überfordert ist vom „Grübeln“ und abschaltet. Entfremdung zu sich selbst, da ich mich nicht mehr spürte und eine unerklärbare Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit und Suizidgedanken, gehörten ebenso zum Krankheitsbild.

Ich dachte täglich „warum aufstehen“, es fehlte an Kraft und Motivation. Ich dachte „wieso leben“? „Wozu“?

Ich bin dann in einer Firma offenbar in ein System geraten, dass krank ist und von 3 dominanten und stark psychotischen (1) Persönlichkeiten dominiert worden ist. Das hat meine Depression verstärkt.

Wenn Sie in so eine Depression geraten, ist es als erste Maßnahme absolut notwendig, fachärztliche Hilfe aufzusuchen. Je nach dem, was diese Depression auslöst, wird eine entsprechende Behandlung eingeleitet.

Obwohl sich viele Menschen wegen Depressionen umbringen, wird dieses Thema in der Gesellschaft immer noch nicht ernst genug genommen oder missinterpretiert. Auch mir ist das passiert.

Sie sind nicht mehr Sie selbst, Ihre Krankheit steuert Ihr Handeln, nicht Sie. Sie fehlinterpretieren und treffen falsche Entscheidungen.

Leider hatte ich keine Hilfe. So dass alles seinen Lauf nahm.

Meine Ärztin, sie hatte die Lage im November folgerichtig erkannt und mich aus dem Verkehr gezogen, vor allem hat sie mich aus dem kranken „System“ herausgenommen, in welchem ich mich gerade befand. Weg von dem „Psychopathen“, weg von der „Neurotikerin“ oder „Histrionikerin“ (2).

Ich hätte –wenn ich ehrlich bin- in ein Krankenhaus gehört.

Im Dezember habe ich meiner Chefin die Wahrheit über meine Erkrankung gesagt, so dass sie mich dann eiskalt vor die Tür setzte. Vorher spielte sie noch eine Freundin, die sie nie war. Bubu und ich holten sie nachts nach den Anschlägen im OEZ dort verstört ab. Das war der Grund für den persönlichen Umgang mit ihr.

Auch sie stigmatisierte diese Erkrankung, drohte mir sogar im Krankenstand mit dem Geschäftsführer und meinte, „ich solle mir eine Teilzeittätigkeit“ suchen. Sie urteilte, sie bewertete.

Zuvor, hatte sie noch eine unmögliche Situation in der Arbeit geschaffen. Sie hatte mich verleumdet und mit einer Aktion in eine nötigende Drucksituation gebracht, der uns dann auch noch monatelang verleumdete und verfolgte.

Ich floh zuerst zu meinem Onkel und meiner Tante, nachdem meine Krankheit durch einen Zwischenfall Ende November komplett dekompensiert (3) ist. Sie kümmerten sich um mich.

Ich entschloss, ich möchte für so ein krankes System nicht arbeiten. Ich hatte entschieden, dass ich mehr wert bin und dass ich einen gesunden Umgang möchte. Hier wurden Hierarchien ausgenutzt, Abhängigkeiten geschaffen, Manipulation und eine systematische Vorgehensweise waren an der Tagesordnung.

Ich glaube, es war meine Verantwortung die „Segel zu streichen“, denn wenn ich merke, dass mir etwas so schlecht tut oder sich das System so verhält, wie es das in diesem Fall tat, war das notwendig.

Bevor ich an die Auslöser dieser Depression gehen konnte, musste ich erst stabilisiert werden.

Das passiert für jeden individuell und entsprechende Fachärzte und Therapeuten stehen hier mit Rat und Tat zur Seite. Als ich mich stabilisiert hatte, konnten meine Therapeutin und ich die Auslöser angehen.

1 Psychisch auffällig

2 Persönlichkeitsstörung, gekennzeichnet durch eine dramatische Selbstdarstellung, theatralisches Auftreten, Wunsch im Mittelpunkt zu stehen, Suche nach Selbstbestätigung, auffällig verführerisches Verhalten

3 psychische Extremreaktion, Nervenzusammenbruch, Wegfall des Schutzmantels, ggf. Wiederaufleben von Traumaerfahrungen

Wynberg, Südafrika

Wir fahren eine mit Bäumen bepflanzte Allee in Wynberg entlang, dem Ort, in dem der erste Teil unserer Hochzeit stattgefunden hat.

Ich wartete auf Bubu, in meinem weißen Brautkleid, auf diesem wundervollen, romantischen Anwesen in Stellenbosch, der plötzlich zu mir kam und mir einen sanften Kuss auf die Stirn drückte.

Die Hausdamen des Anwesens kamen uns holen, der Fahrer war da, sie trugen meine Schleppe und wir stiegen in ein tolles Auto und wurden von einem sehr freundlichen Fahrer gefahren.

Wir wurden bereits erwartet an der Kirche in Wynberg. Der Pastor klingelte die Glocken. Es war soweit. 11 Uhr. Die Messe begann.

Dieser Tag sollte nie enden. Es war der glücklichste Tag in meinem gesamten Leben.

Jedes Jahr versuchen wir diese Kirche zu besuchen.

Schatten aus der Kindheit

Ich komme aus einem Elternhaus, in dem zwei Suchtkranke, die eine respektlose Ehe führten, uns Kindern das Leben unerträglich gemacht haben. Sie schlugen sich gegenseitig, schrien, warfen mit Gegenständen um sich, weshalb ich ständig auf der Hut sein musste und mein Umfeld daher heute noch sehr schnell erfasse und im Auge behalte.

Nachts hörte ich, wie mein Vater meine Mutter zu Sex zwang. Zugegeben hat es aber niemand der Beiden.

Als ich 9 Jahre alt war, hat mein Vater mich sexuell missbraucht. Mit 11, 13, 15 versuchte er es nochmal, allerdings bedrohte ich ihn, so dass er schnell verschwand.

Später sperrte ich mein Zimmer nachts ab.

Als mein Onkel zu Besuch war, versuchte auch dieser mich sexuell zu missbrauchen. An jenem Abend, versuchten sowohl mein Onkel, als auch mein Vater sich Zutritt zu meinem Zimmer zu verschaffen. Ich musste es absperren und weinte die ganze Nacht.

Sie fühlen sich komplett ausgeliefert. Sie stehen alleine. Sie fragen sich, was sie getan haben? Das alles hat ausgelöst, dass ich heute noch immer wieder versuche Dinge zu steuern, so dass ich eben nichts und niemandem mehr ausgeliefert bin. Das ausnutzen und missbrauchen Schutzbefohlener macht mich extrem aggressiv.