Wie Leben gelingt - Marco Richard - E-Book

Wie Leben gelingt E-Book

Marco Richard

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Beschreibung

Mit diesem Buch erarbeiten Sie sich in einfachen und praxisnahen Action Steps Ihren persönlichen Lebensplan. Sie wissen danach, wer Sie sind, was Sie wollen und auch wie Sie dahin kommen. Sie definieren, welche Werte Ihnen wichtig sind, was Sie in Ihrem Leben erleben und erreichen wollen. Das Buch behandelt aber auch, wie Sie mit Krisen und Widerständen umgehen und wie Sie unlösbare Situationen durchstehen. Dabei greift der Autor in seinen persönlichen Wissensschatz von Lebenserfahrung, wissenschaftlichen Methoden aber auch persönlichen Überzeugungen. Das Buch ist sicherlich ein starkes Werkzeug für Ihr Leben, aber vor allem ist es auch ein ermutigendes Motivationsbuch, voller Liebe, welche für Sie bereitsteht. Aufgerundet werden die Inhalte mit einer Vielfalt inspirierender Zitate. Seien Sie positiv gewarnt, nach diesem Buch sind Sie nicht mehr dieselbe Person.

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Seitenzahl: 349

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Danksagung

Vorwort

Einleitung

Vorspiel

Lassen Sie sich limitieren?

3.1 Identifizieren Sie Ihre Glaubenssätze

3.2 Identifizieren Sie Ihre Ausreden

3.3 Ersetzen Sie die Lügen in Ihrem Leben durch Wahrheiten

Schaffen Sie bleibende Werte im Leben

4.1 Veränderung ja, aber bitte nicht alles aufs Mal

4.2 Seien Sie sich der Schlüsselloch-Perspektive bewusst

Setzen Sie Ihre Emotionen gewinnbringend ein

5.1 Fürchten Sie sich nicht

5.2 Sorgen Sie sich nicht

5.3 Nutzen Sie Ihren Schmerz und wandeln Sie ihn um

5.4 Überwinden Sie Ihren Verlust

5.5 Vermehren Sie Freude

5.6 Bauen Sie auf Hoffnung

5.7 Säen Sie Liebe

5.8 Üben Sie sich in der Gelassenheit

Wählen Sie die richtige Einstellung

6.1 Alles Maslow oder was?

6.2 Wählen Sie Ihre ethischen Werte bewusst aus

6.3 Tugenden und Prinzipien, die wir nie vergessen sollten

6.4 Erfolg ist nicht gleich Glücklichsein

6.5 Denken Sie in Assets

6.6 Ihre Worte entscheiden über Leben und Tod

Wer sind Sie?

7.1 Das Modell der Lebensdekaden

7.2 Die Aussenwirkung

7.3 Die Innenwirkung

7.4 Überlassen Sie die Identität nicht dem Zufall

7.5 Entdecken Sie, wer Sie sind

7.6 Ihre Stärken und Schwächen

7.6.1 Feedbackbogen

7.7 Die SWOT-Analyse für Sie

7.8 Definieren Sie, wer Sie sein möchten

7.9 Zusammenfassung

Halten Sie die 7 Lebensbereiche im Visier

8.1 Körper

8.2 Seele

8.3 Geist

8.4 Finanzen

8.5 Beziehung

8.6 Beruf

8.7 Zeit

8.8 Zusammenfassung und Action Step

Setzen Sie sich Ziele

9.1 Was wollen Sie erreichen?

9.2 Erwarten Sie Grosses

9.3 Entscheiden Sie sich für einen höheren Sinn

9.4 Bauen Sie inneren Druck auf

9.5 Prüfen Sie Ihre Ziele

9.5.1 Der fünffache Filter

9.5.2 Der innere Frieden

9.5.3 Das Gebet und die Meditation

9.5.4 Fasten

9.5.5 Pragmatische Prüfung

9.6 Erstellen Sie 10-Jahresziele und daraus Jahresziele

9.7 Unterteilen Sie Jahresziele in machbare Schritte

9.8 Machen Sie eine einfache Risiko-Analyse

9.9 Die Kaizen Methode: Viele kleine Schritte tun

9.10 Betreiben Sie einen KVP

9.11 Werden Sie in etwas richtig gut

9.12 Zusammenfassung

Reflexion: Seien Sie ehrlich zu sich selber

Werden Sie zu einem Überwinder

11.1 Unlösbare Situationen aushalten können

11.2 Verarbeiten Sie Krisen

11.3 Wagen Sie den Schritt der Versöhnung

11.4 Eliminieren Sie lebensverneinende Muster

11.5 Wie Sie mit diffusen Gedanken umgehen können

11.6 Seien Sie mutig

11.7 Setzen Sie den Fokus immer wieder bewusst

Und zum Schluss: Fangen Sie einfach an

12.1 Packen Sie die Chancen am Schopf

12.2 Machen Sie trotz suboptimalen Voraussetzungen das Beste aus sich

12.3 Kommunizieren Sie weise

12.4 Massnahmenplanung: Werden Sie konkret

Nachspiel: Wie ich mich selber organisiere und orientiere

Anhang

Pyramidenmodell nach Robert Dilts

Quellenangabe

Abbildungsverzeichnis

Endnoten

Danksagung

Meinen Eltern.

Meiner Partnerin und ihrem Sohn, sowie der erweiterten Familie.

Meiner ehemaligen Frau und ihrer Familie.

Meinen Freunden Danijel, Marcus, Marc und Daniel.

Meinem Bruder und seiner Frau.

Meinen Patenkindern Victoria und Romeo.

Den Freunden, welche mich ermutigt haben, dieses Buch herauszubringen und mir inhaltliches Feedback gegeben haben: Erika Müller, Manuela Richard, Markus Engeler, Stefan Gedamke, Dani Linder, Claudio Naegeli und Marc Sandmann. Michèle Gmünder für das Korrektorat.

Marcus & Janine, Marc & Alix, Rejhan & Silvii, Manuel & Sheryl, Stefan & Jenni, Aga & Joyce, Phibe & Sibylle, Tobi & Stephi, Detlef & Salome, Reinhard & Priska und weiteren Freunden. Meinen Freunden in Zürich, Winterthur und Berlin.

Es ist schön euch zu kennen und mit euch verbunden zu sein.

Vorwort

Ehrlich gesagt war ich schon etwas überrascht, als mich Marco Richard eines schönen Tages – wir hatten uns über eine längere Zeit weder gesehen noch gesprochen – kontaktierte und mir mitteilte, dass er gerade ein Buch geschrieben habe. Nicht, dass ich ihm das nicht zugetraut hätte. Nur habe ich das von ihm nicht erwartet. Umso erfreuter und gespannter war ich, als er mich anfragte, das Buch vorab zu lesen und meinen Kommentar dazu abzugeben. Für mich war das einmal mehr die Bestätigung für zwei meiner tiefsten Überzeugungen. Erstens: Der Sinn des Lebens ist »Beziehung». Denn alles im Leben gründet sich in und folgt aus Beziehung. Und zweitens: Der Schlüssel für lebendige, erfüllende Beziehungen zu anderen Menschen liegt darin, wie ehrlich, wahr und klar wir uns selber gegenüber sind und wie wir uns dementsprechend unserem Gegenüber präsentieren. Geht es mir mehr um »Schein» als um »Sein»? Genau dieser thematische Faden zieht sich durch das ganze Buch hindurch und dient als belastbares Fundament aller Handlungsempfehlungen.

Mit schonungsloser Offenheit, anspornender Direktheit und der nötigen Sensibilität zeigt Marco Richard – gespickt mit sehr persönlichen Erlebnissen – in kompakter und fundierter Form auf, wie er mit sich den Weg aus einer zermürbenden Opferhaltung hin zu gesunder Selbstbestimmung aus Eigenverantwortung fand. Und das mit einem ganzheitlichen Ansatz, der Körper, Seele und Geist gleichermassen im Blick hat, aber je spezifisch behandelt. Die Betrachtung des Menschen in seiner Ganzheit macht für mich dieses Buch methodisch so wertvoll und hebt es wohltuend von anderen Ratgebern ab, die nur das eine oder andere thematisieren. Aus den Erfahrungen meiner eigenen Beratungstätigkeit bin ich überzeugt, dass nur eine Vorgehensweise, die den Menschen in seiner Interdependenz von Körper, Seele und Geist erfasst und entsprechend unterstützt, nachhaltig ist. Dieses Buch enthält die Instrumente dazu.

Aus meiner langjährigen Freundschaft mit Marco Richard weiss ich, dass gerade Nachhaltigkeit ein zentraler Antrieb seines Handelns ist. Seine Lebensreise, seine Überzeugungen und die Auswahl seiner Methodiken, die er in diesem Buch so leidenschaftlich und lebensnah vertritt, legen ein beredtes Zeugnis davon ab. Möge es Ihnen, verehrte Leserschaft, auch auf Ihrem weiteren Lebensweg zum Segen werden!

Im Juni 2018

Dr. Daniel Linder

1 Einleitung

Regelmässig treffe ich einen langjährigen Freund, um zusammen Sport zu machen, danach essen zu gehen und uns auszutauschen. Über die Jahre ist eine vertrauensvolle Freundschaft entstanden. Wir trafen uns neulich wieder zum Training und hatten danach tiefe und ehrliche Gespräche. Ich erzählte ihm von diesem Buch, welches ich gerade am Schreiben war. Er fragte mich für wen das Buch geschrieben sei und was ihm selber denn das Buch bringen würde, respektive was er daraus lernen könnte. Ich erzählte ihm davon, wie jeder Mensch, der Veränderung in seinem Leben herbeiführen möchte, diese auch tatsächlich herbeiführen kann. Egal welchen Lebensbereich es betrifft, jeder Mensch kann aus einem Minus ein Plus machen.

Ich erzählte ihm von der Methodik, wie wir unsere Identität festigen, in dem wir die Werte definieren, welche wir erleben wollen, wie wir dank der 7 Lebensbereiche eine Art Steuerungs-Cockpit erhalten und wie wir uns über Ziele nach vorne orientieren. Dabei erwähnte ich die Techniken der Grabrede, Kaizen und wie wir über Krisen hinwegkommen und zu Überwindern werden.

Plötzlich schaute er mich traurig an. Er erklärte, dass er sich oft nicht getraue, sich zu fragen, was er eigentlich gerne ändern würde, denn ihn könnten vielleicht verpasste Chancen plagen. Er empfand die Fragen, die ich stelle, als sehr gefährlich. Ich gab ihm Recht, ich stelle gefährliche Fragen. Und ich versicherte ihm, dass jemand, der mein Buch durcharbeitet, danach garantiert nicht mehr dieselbe Person sein werde, die er oder sie vorher war.

Dieses Buch geht also einigen lebenswichtigen Fragen nach und hilft Ihnen, diese für sich zu beantworten:

Wie werde ich glücklich?

Was ist wertvoll für mich?

Was möchte ich in meinem Leben alles erreichen?

Wie erreiche ich meine Ziele?

Wie überwinde ich Krisen?

Wie setze ich Ambitionen um, ohne auszubrennen?

Wenn Sie solche Fragen beschäftigen, liegen Sie mit diesem Buch richtig. Die Fragen werden mit Beispielen, persönlichen oder biografischen Geschichten, Metaphern, Zitaten und auch belegbaren Fakten untermauert. Dieses Buch geht aber weiter, als nur die Fragen für sich zu beantworten. Es stellt Sie mitten in Ihren realen Kontext und macht daraus das Beste für Sie, aber auch Ihr Umfeld. Durch das Buch haben Sie einen Leitfaden in der Hand, der Sie Stufe für Stufe die Treppe hochführt und am Schluss haben Sie Ihr Rüstwerk beisammen, um solide durchs Leben zu gehen.

Bei jedem Schritt, den Sie erarbeiten, bleibt aber immer eine Entscheidung bei Ihnen. Glauben Sie daran oder nicht? Mit dieser einfachen Frage entscheidet sich so manches in unserem Leben. Haben Sie den Glauben, dass Sie etwas erreichen können oder nicht? Lassen Sie den Zweifel als ständigen Begleiter neben sich hergehen oder schieben Sie dem Zweifel einen Riegel vor? Ich möchte Sie ermutigen, sich bewusst zu machen, dass in dieser kleinen Frage »Glauben Sie daran?« eine unglaubliche Wunderwaffe liegt. Sobald Sie diese Frage mit einem inneren »Ja« beantworten können, werden in Ihnen Kräfte freigesetzt, mit denen wahrlich Wunder möglich sind. Ich glaube daran, weil ich es selbst erlebt habe und möchte Sie damit ermutigen, sich auf den Weg zu machen, um es selbst zu erfahren.

Bitte verstehen Sie die Beispiele in diesem Buch nicht als Richtschnur! Einige sind meine privaten Erlebnisse, andere habe ich gewählt, weil sie mich persönlich begeistern. Sie müssen jedoch Ihre eigenen Ideen, Werte und Lebensgeschichten finden und definieren. Den Inhalt bestimmen Sie alleine. Mein Anspruch ist niemals Recht zu haben, sondern Sie dazu anzuregen, Ihre eigene Geschichte zu schreiben.

Ich empfehle Ihnen parallel zum Lesen dieses Buches ein liniertes Tagebuch zu führen. Denn Sie halten einen ganzheitlichen Ratgeber in der Hand, welche praktische Analysen, Entscheidungsfindungen und Action Steps für Sie bereithält, damit Ihr Leben gelingen kann. Ebenfalls richtet das Buch sein Augenmerk darauf, wie Sie aus einer Schwäche eine Stärke machen können – also wie Sie aus einem Minus ein Plus machen können. Wenn Sie diese Tools und Methoden durchlaufen, werden Sie am Schluss des Buches nicht mehr dieselbe Person sein. Denn Sie werden sich immer wieder entscheiden müssen, was Sie wollen und was nicht. Wenn Sie dies schriftlich dokumentieren, hat dies viel mehr Kraft, als wenn Sie die Entscheidungen und Erkenntnisse bloss »denken«. Sie haben am Schluss den Plan für Ihr Leben in den eigenen Händen und zwar Schwarz auf Weiss.

Bevor Sie nun beginnen, möchte ich Ihnen noch einen praktischen Tipp mitgeben: Machen Sie nur die Übungen, die Sie im Moment ansprechen. Haben Sie Mut zur Lücke. Verstehen Sie das Buch als eine Art Vitaparcour1. Wenn Sie beim Vitaparcour alle 15 Übungen durchführen wollen, sind Sie vermutlich spätestens nach der sechsten Übung völlig k.o. und haben keine Lust mehr weiterzulaufen. Darum lassen Sie einfach ein paar Übungen aus. Sie können die Übungen auch an einem anderen Tag machen. Sie sind deswegen kein schlechter Mensch, wenn Sie nicht alles exakt nach Vorgabe absolvieren.

Die empfohlenen Methoden sind zwar wichtig, aber sie sind nicht die Lösung. Sie helfen lediglich, um Ihre persönliche Lösung heraus zu schälen. Oder mit anderen Worten: »Die Suppe ist nicht dann gut, wenn sie nach Rezept gekocht wird, sondern dann, wenn Sie sie als lecker empfinden«.

Nun wünsche ich Ihnen viel Freude und Inspiration beim Lesen und Entdecken Ihres eigenen Ichs.

2 Vorspiel

»Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, wo wir lieben.«

Wilhelm Busch, Dichter und Zeichner, 1832 – 1908

Es ist ein wundervoller Frühlingstag. Ich bin jetzt 39 Jahre alt und sitze gerade in einem guten Züricher Café an der Sonne. Der leichte Wind streicht mir über die Haut und die Sonnenstrahlen wärmen mich. Man kann bereits in Shorts und T-Shirt draussen verweilen ohne zu frieren. Ich trinke wie üblich einen doppelten Espresso mit etwas Milch und ein Glas mit Wasser. Ich geniesse die Atmosphäre, beobachte die vorbeigehenden Leute, höre wie sie reden und was sie beschäftigt. Es ist ein farbenfrohes Treiben. Frühling liegt in der Luft – es riecht nach Aufbruchsstimmung.

Ich habe Zeit und sinne über die guten Dinge meines Lebens. Ich habe ein schönes Leben. Ich habe eine tolle Familie, eine spannende Liebesbeziehung, einen guten Job, habe einen trainierten Körper und braungebrannte, schöne Haut. Ich bin beliebt und geschätzt bei meinen Mitmenschen. Ich kann sagen, dass ich glücklich bin.

Das war nicht immer so. Darum Szenenwechsel: Vor wenigen Jahren organisierte ich zusammen mit einer Kollegin eine Klassenzusammenkunft. Ich war erstaunt, dass viele ehemalige Kameraden noch ähnlich aussahen wie am letzten gemeinsamen Schultag vor 18 Jahren. Viele von der Klasse haben einen soliden Beruf gelernt und sind der Richtung treu geblieben. Ein Schulkamerad verunfallte tragischerweise tödlich, ein anderer sass gerade im Gefängnis und ein dritter wollte sich nicht finden lassen. Eine Kollegin wollte vorerst nicht an die Feier kommen, weil sie dem Lehrer noch immer nachtragend war. Unter uns: Sie war ja selber auch nicht gerade die Einfachste. Sie kam dann aber trotzdem an das Treffen.

Es war ein sehr schöner Abend. Auffällig war jedoch, wie die alten Settings und Muster ohne vorherige Absprache sofort wieder aufflammten. Es war beinahe fast wie früher in der Klasse, wie wenn sich nichts verändert hätte. Es sassen die gleichen Personen in Gruppen beieinander, wie früher. Die Rollen schienen unverändert geblieben zu sein: Der Sprücheklopfer war der Sprücheklopfer, der Dicke war der Dicke, der Scheue blieb der Scheue, der Italiener …, also gut, ich gebe es zu, der Italiener hatte sich verändert und wurde vom geschätzten Klassenclown zum geachteten und disziplinierten Offizier bei der Schweizer Armee.

Und ich? Ich war alles andere als der Gleiche. Ich muss zugeben, dass ich in der Schulzeit nicht gerade beliebt war. Ich gab das Bild eines gross gewachsenen, milchigen, eher schwachen und kränklichen (ich hatte starke Neurodermitis) Jungen ab. Oft brauchte ich wegen der Krankheit eine Sonderbehandlung. Ich war weder cool noch besonders schlau. Zudem war ich verträumt. Durch meine Grösse, sah man mich schon von weitem. Und man sah auch meine Ekzeme auf der Haut, das war kein schönes Bild. Ich konnte mich also kaum verstecken und stand jeweils ungewollt im Mittelpunkt.

Das einzige was mir damals Spass machte war mein Sport, der Radsport. Ich gehörte in der Schweiz zu den besten Rennfahrern meines Jahrgangs. In der Schule war Radsport allerdings verpönt. Fussball, Eishockey und Basketball waren angesagt. Die Stimmung an der Schule war zudem aggressiv, es gab regelmässig Schlägereien. Das war gerade während des jugoslawischen Bürgerkrieges. An unserer Schule gab es dann auch gerne stellvertretende »Prügeleien«, manchmal auch mit Waffen. Man musste immer auf alles gefasst sein. Ich war es nicht, ich träumte ja gerne vor mich hin. Man traute mir nicht viel zu und man lachte gerne über mich. Ich wurde in Schubladen gesteckt wie »unsportlich«, »zu dünn«, »schwach und krank« oder »Opfer«. Kurzum, ich wurde als Looser abgestempelt und limitiert.

Die Schule war für mich einem Albtraum nahe. Das wusste ich damals natürlich nicht. Ich hatte ja keinerlei Referenzerlebnisse. Hätte ich nicht eine grundlegende Veränderung durchgemacht, wäre ich vielleicht heute nachtragend, wie eben eine meiner Kameradinnen. Vielleicht hätte ich aber auch eines Tages resigniert, die Lügen geglaubt und mich ebenfalls minderwertig betrachtet. Ich glaube, viele meiner ehemaligen Schulkameradinnen und –kameraden haben resigniert, das lebensfrohe Feuer in den Augen habe ich bei vielen nicht mehr gesehen.

Ich hatte früh die Fähigkeit, mich und die Situationen um mich herum zu reflektieren. Vielleicht nicht so strukturiert wie heute. Aber ich machte mir bereits damals Gedanken, was ich will und was nicht. Und ich entschied mich, dass mein Leben nach der Schule anders verlaufen würde. Entschied ich mich nie wieder ein Looser zu sein? Wäre wohl verständlich, aber stimmt nicht ganz: Ich entschied damals das erste Mal, dass ich mich nicht limitieren lassen werde.

Die Klassenzusammenkunft war übrigens ein Highlight, alle freuten sich sehr einander wiederzusehen. Die Stimmung war gut und die Gespräche waren spannend. Ich freute mich vermutlich fast am meisten, alle wiederzusehen. Denn ich war stolz darauf, dass ich aus einem Minus im Leben (so hatten mich die Klassenkameraden und – kameradinnen in Erinnerung), ein grosses Plus machen konnte. Ich hatte denen vergeben, die mich diffamiert hatten und war inzwischen ein reich gesegneter Mann geworden.

»Kritikern hat man noch nie ein Denkmal gebaut,

den Kritisierten dagegen schon oft.«

Glenn W. Turner, Unternehmer, geboren 1934

3 Lassen Sie sich limitieren?

»Wenn du dein Leben nicht selbst änderst,

kann dir nicht geholfen werden.«

Hippokrates, Arzt, 460 – 375 v. Chr.

Wie oft hören wir jeden Tag Sätze wie »Das kannst du nicht!«, »Dafür bist du zu jung oder zu alt!«, »Das ist ausserhalb deiner Kompetenzen!«, »Das hast du doch nicht gelernt!«, »Dafür hast du kein Talent!«, »Du bist zu dick oder zu dünn!« und so weiter. Wir limitieren uns auch oft selbst, in dem wir solche und ähnliche Sätze in der ich-Form denken und aussprechen: »Ich kann das nicht!«, »Ich bin zu alt!«, »Ich bin zu dick!«, »Ich bin einfach unsportlich!«, »Ich bin zu wenig intelligent!« und so weiter. Wenn wir solche Sätze aussprechen, leiten wir quasi eine selbst erfüllende Prophezeiung ein. Und wir tun das häufig.

Falls Sie Lust auf ein Experiment haben, können Sie 30 Tage lang aufschreiben, mit welchen Sätzen Sie sich limitieren. Sie werden vermutlich staunen, denn mit hoher Wahrscheinlichkeit können Sie jeden Tag mindestens eine Limitierung identifizieren. Das wären dann 365 Limitierungen im Jahr. Ich rede nicht von gesunden Limitierungen, wie beispielsweise »Ich kann nicht vom Haus springen.« oder »Die roten Ampeln im Verkehr hindern mich die ganze Zeit.«. Logischerweise haben diese Limitierungen oder Regeln einen Schutzzweck, welchen Sie nicht ignorieren dürfen. Nein, ich rede von Limitierungen, welche sie im Alltag einschränken, dies aber nicht so sein müsste. Denn diese Limitierungen kosten Energie.

Jede dieser Limitierung bedeutet also ein Energieabfluss, denn eine Limitierung gibt’s nicht gratis. Sie kostet Ihre Energie. Wenn Sie sich zu viel limitieren, kann Sie das sogar Ihre Lebensenergie kosten.

3.1 Identifizieren Sie Ihre Glaubenssätze

Ich habe mir mal eine halbe Stunde Zeit genommen, die Sätze aufzuschreiben, welche mir Personen mit auf den Weg geben wollten. Vielleicht bewusst, vielleicht unbewusst. Zum Teil waren es Feinde, zum Teil Freunde, Familie, Lehrer oder Vorgesetzte. Egal, es sind Sätze die vielleicht nur in einem kurzen Augenblick unbedacht ausgesprochen wurden. Zum Teil sind es aber auch Sätze, die vorsätzlich und gezielt ausgesprochen wurden. Das entscheidende liegt darin, was ich oder Sie mit diesen Sätzen machen. Nehmen Sie sie mit auf Ihren Weg oder lassen Sie sie liegen? Ich staune manchmal, welchen Schrott wir uns eigentlich aufladen lassen. Denn Glaubenssätze sind die Bausubstanz worauf wir ein Haus – unser Identitätshaus – bauen. Solche inneren Sätze, werden Glaubenssätze genannt. Weil wir aus irgendwelchen Gründen daran glauben und uns danach orientieren. Manchmal bewusst oder eben unbewusst. Schauen Sie, welche limitierenden Sätze ich bei mir entdeckte:

»Schau mal wie du aussiehst! Du bist so ein Looser!«

»Igitt, du bist krank! Hast du Aids? Oder Lepra?«

»Du hast Allergien. Du kannst nicht so leben, wie alle anderen.«

»Du wirst die (Lehrabschluss-)Prüfung nicht schaffen.«

»Das bist doch gar nicht du.«

»Du begreifst die Mathe einfach nicht.«

»Dir fehlt das Talent, du bist unsportlich.«

»Als Künstler bringst du keinen Nutzen.«

»Du bist ein Einzelgänger. Du wirst nie eine Familie haben.«

»Das ist nichts für dich.«

»Du kannst dich nicht tätowieren lassen, du hast ja Angst vor Nadeln.«

»Diese Schule schaffst du nicht. Du bist zu wenig intelligent.«

»Du hast Angst.«

»Du wirst kein Kilo Muskeln aufbauen können.«

»Ich werde dafür sorgen, dass du scheiterst.«

»Ich werde das Vorhaben boykottieren.«

Action Step: Nehmen Sie sich doch nun ebenfalls einen Augenblick Zeit und schreiben Sie die Limitierungen auf, welche über Sie ausgesprochen wurden. Verwenden Sie nicht mehr als 15 Minuten für diese Übung (siehe Tabellenvorlage in Kapitel 3.3).

Wenn Sie sich der Festlegungen über Ihrem Leben bewusst werden, können das zum Teil sehr emotionale Momente sein. Ebenfalls gut möglich, dass Ihnen innert der 15-minütigen Übung nicht alle Glaubenssätze einfallen. Das macht nichts, Sie können diese Übung auch später immer wieder einmal wiederholen.

Es ist nichts Anderes als natürlich, dass wir negative Glaubenssätze verdrängen aber trotzdem glauben, insbesondere dann, wenn sie mit Autorität ausgesprochen wurden. Stellen Sie sich beispielsweise vor, wenn Sie Eltern gehabt hatten, die nur das Schlechte in Ihnen gesehen haben und Ihnen ungefiltert all Ihren Frust in Form von Limitationen mit auf den Weg gaben. Oder auch Kinder untereinander können zum Teil regelrecht grausam sein. Ab Teenager-Alter kann das dann sogar bis zu gezieltem Mobbing ausarten. Wenn in irgendeinem solchen Setting, sei es von Ihren Liebsten, den Eltern, Lehrern, Freunden, Bekannten, Vorgesetzten, Vorbildern oder auch fremden Personen Sätze über Sie ausgesprochen wurden, wie die nachfolgenden, wäre es wichtig, diese zu erkennen und zu ersetzen (siehe Tabellenvorlage in Kapitel 3.3):

»Du kannst nichts.«

»Du bist nichts wert.«

»Keiner liebt dich.«

»Du wirst nie einen Partner finden.«

»Du siehst nicht gut aus.«

»Du bist hässlich.«

»Ach wärest du bloss ein Junge/Mädchen geworden (je nach Geschlecht).«

»Alle anderen sind sowieso viel besser als du.«

»Du schaffst das nicht.«

»Ich finde dich blöd.«

»Du wirst nie ein Mann/eine Frau.«

»Deine Ideen sind völliger Blödsinn.«

»Du wirst es nie zu etwas bringen.«

»Du bist zu nichts nutze.«

»Wärest du doch nie geboren.«

»Du darfst nur das, was ich dir sage.«

»Man kann dich nicht gebrauchen – du bist nicht vermittelbar.«

Die Beispiele sind selbstverständlich nicht abschliessend, es handelt sich um ein paar wenige Beispiele. Wenn Sie selber Ihre Liste mit den Limitierungen beisammen haben, lesen Sie bitte jeden Satz durch und überlegen Sie, ob Sie diese Limitierung glauben, sprich danach leben oder nicht. Danach leben bedeutet, dass Sie sich von diesem Glaubenssatz einschränken lassen. Es kann auch sein, dass Sie alles in der Welt tun, damit das nicht der Fall wird. Das kann dann genau so ungesund sein.

Hand aufs Herz, haben wir irgendwo in unserem Leben falsche oder gar zerstörerische Glaubenssätze abgelegt, werden wir Strategien entwickeln, diese innerlich zu umsegeln, und äusserlich zu überspielen. Das ist eine Art von Kompensation. Eine der entscheidenden Fragen ist, ob Sie aus der Kompensation leben oder frei sind? Ich glaube fest daran, dass einer der grossen Vorteile im Leben darin liegt, sich nach und nach frei zu machen von Lebenslügen und destabilisierenden Glaubenssätzen. Denn was gibt es kostbareres als physisch, seelisch, geistig, finanziell und zeitlich frei zu sein?

»Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen.«

Henry Ford, Automobilhersteller, 1863 – 1947

3.2 Identifizieren Sie Ihre Ausreden

»Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen.«

Robert Lembke, Journalist und Fernsehmoderator, 1913 – 1989

Wer sich nicht limitieren lassen will, muss bereit sein, sich aus seiner Komfortzone zu bewegen. Nachvollziehbar, dass das nicht alle Menschen möchten. Die meisten Menschen mögen Veränderungen nicht. Vor allem dann nicht, wenn sie einschneidend sind. Dann kommen uns externale Limitierungen gut gelegen. Sie liefern uns Material für Entschuldigungen. Natürlich nehmen wir das nicht so wahr, wir würden nicht zugeben, dass wir uns insgeheim aus der Affäre reden.

Warum ist das so? Jede Veränderung führt eine gewisse Art von Schmerz mit sich. Gewohnheiten werden plötzlich weggelassen, neue Wege werden beschritten, man fühlt sich dabei unsicher, manchmal fast blossgestellt, man weiss nicht, was einem auf dem Weg begegnen wird und man weiss nicht, ob man erfolgreich sein wird. Spüren Sie die lähmenden Gedanken? Ich verstehe alle, die das vermeiden möchten. Es liegt in der Natur des Menschen, Schmerz tunlichst vermeiden zu wollen.

Es gibt für all jene, die Mühe haben, sich aus einer Komfortzone zu begeben, eine frohe Botschaft! Es gibt verschiedene Vorgehensweisen, eine Veränderung herbeizuführen. In diesem Buch, machen wir uns mit diversen Methoden vertraut. Aber grundsätzlich ist das ein bisschen wie im Geschäftsleben. Dort unterscheiden wir grundsätzlich zwischen Projekten und dem KVP2. Also den ausserordentlichen Vorhaben versus der kontinuierlichen Verbesserung. Projekte sind Vorhaben für eine ganz bestimmte Zeit, mit einem bestimmten Ziel, mit einem bestimmten Aufwand. Der Zustand danach ist garantiert anders als der Zustand zuvor. Das sind quasi einschneidende Veränderungen, wo Ihr Leben plötzlich anders ist. Denken Sie zum Beispiel an einen Umzug an einen fremden Ort, eine grosse Aus- oder Weiterbildung, einen Jobwechsel in eine fremde Branche, eine Trennung oder der Umgang nach einem Todesfall, das Antreten eines grossen Erbes, sich selbständig machen, heiraten und oder eine Familie gründen. Die einen Vorhaben haben eine längere Vorlaufzeit als andere. Zum Beispiel dauert eine Schwangerschaft in der Regel circa 9 Monate wohingegen ein Todesfall unmittelbar eintreten kann.

Dann gibt es wie erwähnt oft einen KVP, sprich einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Das ist meist eine gute Sache. Denn hier spricht man in der Regel von kleinsten Veränderungen, die die Abläufe der Organisation verbessern. Oft praktizieren die Unternehmen bewährte Methoden wie zum Beispiel Kaizen3. Mit dieser Methode lassen sich aber nicht nur Organisationen laufend verbessern. Kaizen ist bestens geeignet, um im persönlichen Leben Veränderungen ohne grosse Einschnitte Realität werden zu lassen. Faszinierend nicht wahr? In einem späteren Kapitel lernen wir die Kaizen Methode kennen (siehe Kapitel 9.9). Kaizen ist die frohe Botschaft für alle, die Angst vor Veränderungen haben, denn Sie werden die Veränderungen kaum spüren. Es ist als ob Sie einen Marathon laufen und die Anstrengung gar nicht merken.

Zurück zum Thema. Wir lassen uns manchmal gerne limitieren. Wir haben in diesem Kapitel unsere negativen Glaubenssätze identifiziert. Was wir nun machen müssen, sind die eigenen Barrieren aufdecken. Mit Barrieren meine ich Ausreden. Warum gerade Ausreden? Fühlen wir uns nicht in der Stimmung oder Lage, eine Veränderung herbei zu führen, lassen wir uns gerne von aussen limitieren. Uns wird nicht zugetraut, dass wir morgen früh aufstehen können, um hart zu arbeiten. Uns wird nicht zugetraut, einen wohlgeformten Körper anzutrainieren. Uns wird nicht zugetraut, einen Universitätsabschluss zu absolvieren. Darauf kann ich mich gemütlich ausruhen. Warum sollte ich mich anstrengen, wenn ich es doch eh nicht schaffe? Es wäre ja auch unbequem, diesen Weg zu gehen. Nein, ich bleibe lieber in meinem kuscheligen Versteck, keiner sieht mich und ich kann tun und lassen, was ich will. Ich machs mir dann mal bequem.

Wenn das dummerweise nicht klappt, sprich, wir haben keine Leute um uns herum, welche uns limitieren, dann kommt Plan B zum Zug: Wir limitieren uns selber. Wie stellen wir das an? Indem wir Ausreden konstruieren. Ich staune immer wieder, wie erfinderisch wir Menschen dann manchmal sind. Fast weltmeisterlich und virtuos bedienen wir uns an Möglichkeiten, warum es nicht möglich ist, einen Zustand der Veränderung herbei zu führen. Kombiniert mit der Schiebe-Technik (Dinge verschieben, bis es nicht mehr möglich ist) ergibt dies eine absolut erfolgreiche Strategie um lebenslang seinen Allerwertesten keinen Millimeter bewegen zu müssen. Gratulation!

Action Step: Schreiben Sie bitte die Ausreden auf, welche Sie gerne benutzen. Nehmen Sie sich dafür maximal 10 Minuten Zeit.

Haben Sie das? Dann machen Sie sich bewusst, dass diese Ausreden – das können ebenso Glaubenssätze sein – Sie auch künftig immer wieder abhalten werden, eine Veränderung in Angriff zu nehmen. Wollen Sie das? Wenn nicht, sind Sie gezwungen einen Weg zu finden, diese Barrieren zu sprengen oder abzubauen. Der Einfluss auf Ihr Leben darf nicht mehr so gross sein, wie bisher. Vielleicht müssen Sie sich auch Hilfe holen. Ich denke dabei an grosse Verpflichtungen, wie zum Beispiel »Ich kann unmöglich noch mehr von Zuhause weg bleiben (beispielsweise für Sport) wegen meines sensiblen Wellensittichs«. Meistens sind es zwar ein Hund oder eine Katze. Manchmal auch ein Kind. Das sind tolle Ausreden, dass man zur Couchkartoffel mutiert. Lösungsansätze können beispielsweise sein: Ein Fitnessstudio mit Kinderbetreuung, nicht mit dem Hund spazieren gehen, sondern mit dem Hund joggen gehen. Der Katze ein Fenstertürchen bauen, damit sie selber raus und rein kann. Dem Wellensittich den Fernseher oder seine Lieblingsmusik anstellen, damit ihm nicht langweilig wird. Sich mit gleichgesinnten Personen so organisieren, dass immer jemand auf seine Lieblinge aufpasst und die anderen ihren Sport, Kurs, Date, Beratung oder beliebigen Termin wahrnehmen können. Es gibt meistens eine Lösung und nur selten gibt es keine Lösung. Und noch seltener bleiben solche ausweglosen Situationen bestehen.

Darum motiviere ich Sie: Gehen Sie aus der Komfortzone in die Trainingszone. Viel Spass und viel Erfolg!

3.3 Ersetzen Sie die Lügen in Ihrem Leben durch Wahrheiten

»Lügen laufen Sprints, aber die Wahrheit läuft einen Marathon.«

Michael Jackson, Sänger, Komponist, Tänzer und Entertainer, 1958 – 2009

Lassen Sie es nicht zu, dass Sie in Ihrem inneren »Konfigurationssystem« Lügen dulden. Sie haben nun negative Glaubenssätze und Ausreden identifiziert. Diese Sätze sind wie Autofahren mit angezogener Handbremse oder wenn Sie das Navigationssystem fehlleitet. Es macht keinen Spass und es fühlt sich alles schwerfällig an. Und das Auto geht natürlich auch schneller kaputt.

Wenn Sie sich entscheiden, dass Sie diese Lügen aus Ihrem Leben eliminieren wollen, geht das am besten, wenn Sie sie durch konstruktive und positive Sätze substituieren (ersetzen). Sich selbst einfach nur einreden (Autosuggestion oder Proklamation), dass man das nicht mehr glaubt, hilft erfahrungsgemäss nur kurzfristig. Denn dort wo dieser Satz in Ihrem inneren Konfigurationssystem eingebaut war, entsteht ein Vakuum. Schon die Bibel kannte diese Wahrheit. Einer der Autoren der vier Evangelien, nämlich der Arzt Lukas, schrieb eine Erklärung die gemäss biblischer Schrift von Jesus stammte, wie folgt auf:

»Wenn er (ein Dämon4) zurückkommt, findet er seine frühere Wohnung (eine Person) sauber und ordentlich, aber leer. Dann sucht er sich noch sieben andere Dämonen, die schlimmer sind als er selbst. Sie ergreifen zusammen Besitz von dem Menschen, der nun schlimmer dran ist als vorher« (Lukas 11, 25 – 26).

Das entspricht einer gewissen Logik. Stellen Sie sich vor, Sie wollen aufhören zu rauchen. Sie denken »Rauchen ist doch eigentlich ungesund. Ich höre jetzt am besten auf«. Nach zwei Wochen des Nicht-Rauchens empfinden Sie plötzlich eine wahnsinnig grosse und unbändige Lust wieder zu rauchen. Sie erinnern sich kaum noch, welche Emotionen Sie zu dem Entscheid des Aufhörens gebracht hatten. Der Entscheid ist nicht mehr so stark und bekräftigend wie noch vor zwei Wochen. Und schon greifen Sie wieder zur Zigarette. Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht gerade tödlich und auch die »acht Dämonen« sind nicht sofort erkennbar.

Schauen wir aber mal genauer hin, was in der Gedankenwelt des »rauchenden Wiederholungstäter« passiert ist. Der nächste Versuch mit Rauchen aufzuhören wird garantiert schwerer sein, denn in seinen Gedanken weiss er »ich habe es nicht geschafft aufzuhören, warum sollte es beim nächsten Mal klappen? Besser also, wenn ich gar nicht erst aufhöre«. Spüren Sie nun die acht Dämonen? Seine neue Einstellung ist doch massiv stärker als vor seinem ersten Versuch, mit Rauchen aufzuhören. Wenn der Raucher seine Gewohnheit nicht durch etwas Konstruktives ersetzt, ist die Wohnung einfach leer. Sorgen Sie dafür, dass Sie die Wohnung mit etwas gutem, positiven und genügend Starkem füllen. Der Raucher könnte beispielsweise mit leichten Sportübungen beginnen, oder einen tollen Hund kaufen und mit ihm regelmässig spazieren oder joggen gehen.

Für Personen, welche beziehungsorientiert sind und daraus eine positive Verpflichtung ableiten, könnte auch ein »Accountability Partner»5 eine tolle Sache sein. Ein Accountability Partner ist empfohlenerweise ein guter Freund, welchem man Rechenschaft ablegt und welcher einem hilft, die gesteckten Ziele zu erreichen. Man stellt sich selber in die Verpflichtung, jemandem zu erzählen, was gelang und was nicht. Man überträgt somit auch ein gewisses Mass an Kontrolle und Überwachung. Deswegen ist mein Ratschlag, dieses Mandat nur jemandem anzuvertrauen, der es gut mit einem meint.

Wenn der Raucher sich also für eine oder mehrere dieser Massnahmen entscheidet, dann konfiguriert er seine Gedanken eher wie folgt »Ich lebe gesund, also bewege ich mich täglich an der frischen Luft« oder »ich bin ein Sportler und kein Raucher« oder »weil ich jetzt nicht mehr aus dem Mund stinke, küsst mich meine Frau viel lieber, deswegen haben wir nun öfter Sex als früher«. Der Dämon ist weg, die Wohnung sauber und ordentlich und mit neuem Leben gefüllt – und damit basta!

Action Step: Listen Sie die aufgedeckten negativen Glaubenssätze und auch die Ausreden untereinander in eine Liste. Daneben lassen Sie die Spalte frei, denn dort sollen Sie im Laufe des Buches immer mehr die wahren Glaubenssätze und Lösungssätze aufschreiben, welche Sie für sich entdecken oder definieren.

Abbildung 1: Liste mit Glaubenssätzen

Die selbe Liste können Sie nun für Ihre Ausreden auslisten:

Abbildung 2: Liste mit Ausreden

Wenn Ihnen auf Anhieb keine positiven Glaubenssätze oder Lösungssätze in den Sinn kommen, ist das im Moment nicht weiter schlimm. Oftmals muss man sich zuerst seines Sinns, seiner Identität und seiner Werte wirklich bewusst werden, bevor man diese konstruktiven Sätze benennen kann.

Sie müssen sich ebenfalls bewusst sein, dass ein positives Ersetzen nicht unbedingt die Ursache löst. Sie sollten also nach der wahren Ursache forschen und erst dann die positiven Glaubenssätze konstruieren. Sonst laufen Sie Gefahr, dass Sie sich selbst bemogeln und die neuen positiven Glaubenssätze nur einen Make-up-Effekt erbringen, die Wunde aber nicht heilen.

Dazu möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen von einer Frau, welche mir ihre persönliche Geschichte erzählte. Diese Frau hatte seit vielen Jahren Panikattacken und konnte deswegen beispielsweise nicht mehr in die Ferien fliegen. Ein Auslöser für die Attacken konnte eine beklemmende Situation sein, wie sie möglicherweise in einer Gondel, einem Zug oder einem Flugzeug entstehen können. Sie litt keineswegs an Klaustrophobie, die Ursache war etwas ganz Anderes. Die Panikattacken beschäftige die Frau sehr, denn neben den Angstzuständen und den extremen Stresssituation führten die Attacken zum körperlichen Gefühl, dass sie unbedingt auf die Toilette muss und zwar sofort. Stellen Sie sich vor, Sie wären in dieser Situation. Nicht nur genug, dass Sie mit einer akuten Panikattacke fertig werden müssen, sondern Sie erfahren dann noch die Scham, zu meinen, dass Sie in die Hose stuhlen. Diese Frau ist ausgebildete Therapeutin und besucht selber auch professionelle Beratung. Seit zehn Jahren probierte sie herauszufinden, wie sie diese höchst belastenden Situationen in den Griff bekommen könnte. In einem Therapiegespräch kam ihr plötzlich folgende Kindheitserinnerung in den Sinn.

Es war an einem Silvestermorgen (Silvester ist in der Schweiz das Schulende vor Weihnachten und die Kinder verüben morgens gerne Streiche, wie beispielsweise bei Häusern klingeln oder Autos mit Rasierschaum einseifen), als sie und einige Freundinnen morgens um 5.00 Uhr nach Hause zu der Freundin liefen, bei der sie übernachtet haben. Die Kinder waren ungefähr elf Jahre alt. Als sie an einem Haus vorbei liefen sahen sie, dass das Auto vor dem Haus komplett mit Rasierschaum und Senf verschmiert war. Prompt in diesem Augenblick kam der Besitzer aus dem Haus und wollte wohl zur Arbeit fahren. Er erblickte sein verschmiertes Auto und daraufhin die Mädchen. Sofort zog er daraus den Schluss, dass er diese Mädchen wohl auf frischer Tat ertappt habe. Er rastete total aus vor Wut und schrie die Mädchen an: »Wenn ich euch erwische, dann erlebt ihr etwas!« und rannte los, um den Mädchen an den Kragen zu gehen.

Die Freundinnen waren völlig überrascht und rannten davon, obwohl Sie keine Schuld hatten an dem verschmierten Auto. Die Mädchen hatten dermassen Angst vor diesem schreienden Mann, dass sie quasi um ihr Leben liefen. Zuhause angekommen war die Tür verschlossen. Sie klingelten Sturm. Die Eltern der Freundin hatten aber die Klingel für Silvester ausgeschaltet, so hörten sie das Sturmgeläute nicht. Die Kinder polterten in Panik an die Türe und schrien was die Stimmbänder hergaben. Der Mann kam immer näher und drohte mit dem Schlimmsten. Im letzten Moment öffnete der Vater der Freundin völlig verschlafen die Türe und der heranbrausende Mann ging schnurstracks auf den Vater los und zerriss ihm sogar das Pyjama. Die Kinder hatten Todesangst, sogar so sehr, dass meine Bekannte damals in die Hose machte. Welche Scham und Peinlichkeit sie erleben musste, kann man nur erahnen.

Meine Bekannte identifizierte nun Jahre später deren 21 negative Glaubenssätze, welche Sie mit diesem Erlebnis verknüpfte. Unter anderem waren das Sätze wie »Ich bin alleine.«, »Ich muss mich selber beschützen.«, »Es kommt mir niemand zu Hilfe.«. Nun immer dann, wenn sie solche Gefühle hatte, konnte das der Auslöser für eine Panikattacke sein.

Meine Bekannte erforschte genauestens die Ursache ihres Problems, erstellte eine Liste mit den negativen Glaubenssätzen und schrieb neben jeden Satz einen stärkeren positiven Satz hin. Weil Sie gläubig ist, bediente sie sich an biblischen Glaubenssätzen, weil diese Sätze für sie eine starke Autorität besitzen. Diese Liste ging sie dann jeden Morgen nach ihrem 7-Minuten-Fitnessprogramm durch, quasi als seelisches 10-Minuten-Fitnessprogramm. Ich finde das eine unglaublich gute und konsequente Strategie. Und es wirkte! Seither ist sie frei von den Panikattacken.

4 Schaffen Sie bleibende Werte im Leben

»Sokrates: – Streiten wir uns doch nicht um Worte – wir wollen uns

nicht einmal um Begriffe streiten. Sie wissen ganz genau, was ich

meine: die Sache, die grosse Sache – das Dasein des Menschen. Alles

steht auf dem Spiel! Zwei Weltkriege haben die sogenannte Moral der

Menschen vollständig ruiniert.«

Aus dem Theaterstück »Synchronisation in Birkenwald«,

Diskussion zwischen Sokrates, Immanuel Kant

und Baruch de Spinoza, 1948.

Viktor E. Frankl, Neurologe und Psychiater, 1905 – 1997

Unsere Werte bestimmen, welche Fertigkeiten und Verhaltensweisen wir an den Tag legen. In der schnelllebigen Zeit von heute finden deswegen immer mehr kurzfristige Lösungen Anwendung. Diese kurzlebigen Methoden gleichen Pflaster, um kurzfristig eine Wunde zu bedecken. Wir nehmen uns aber nicht die Zeit, nach den Prinzipien zu fragen, welche konstant bleiben und Wunden heilen. Wir nehmen uns nicht die Zeit, diese Prinzipien von Grund auf zu implementieren. Die schnellen Methoden sind wie ein fertiger Plastikbaum, den man kaufen kann und sofort allen Leuten zeigen kann. Prinzipien sind aber wie eine Saat, die man in den Boden steckt und dann die Pflanze natürlich wachsen sieht. Am Anfang ist das unpopulär, weil Sie nur einen Topf voll Erde sehen. Eines Tages ist diese Pflanze aber grösser und mächtiger als die Plastikpflanze. Und der grosse Unterschied ist nicht nur das visuelle, sondern die natürliche Pflanze trägt Früchte. Diese Prinzipien heissen beispielsweise Vision haben, Verantwortung übernehmen, fair spielen, ehrlich sein, Respekt haben, bescheiden sein oder einen Beitrag leisten.

Heute schreit alles nach sofortiger Erfüllung, Spass haben, sich etwas leisten können, erfolgreich sein in Arbeit, Sport und Beziehungen – und zwar alles gleichzeitig und gratis. Oder erfolgreich sein bei der Arbeit und Vergnügen haben, einen sexy Körper haben und die Schokoladentorte nicht missen, das teure Auto kaufen, aber kein Eigenkapital auf der Seite – ich will beides, lautet das Motto. Das hab ich mir verdient oder das bin ich mir wert. Sie kennen diese Slogans ja selber wie »Work hard, party hard!«. Ich sage nicht, dass nicht beides geht, aber es ist sicherlich eine Frage des Timings (alles zu seiner Zeit) und auch eine Frage, aus welcher Saat diese Ernte entsteht. Denn wenn Sie kontinuierliche Veränderung zum Besseren möchten, sollten Sie auf bleibende Werte (Prinzipien) setzen und nicht auf kurzfristige Lösungen (Methoden).

Wir alle kennen Personen – oder gehören sogar selbst zu ihnen – die schon Veränderungen herbeiführen wollten, aber den veränderten Zustand nicht halten konnten. Ein klassisches Beispiel ist das Aufhören mit dem Rauchen. Ich weiss nicht, wie oft ich das schon gehört habe, dass es nicht klappte. Oder jemand teilte mit, dass er aufgehört habe zu rauchen und kaum etwas später begegnet man derselben Person in Begleitung eines Lungenbrötchens. Oder wie oft haben wir uns schon vorgenommen, mehr Sport zu machen? Ein Fitnessabo wurde gekauft, aber nach drei Besuchen hat man dann plötzlich ganz viele Ausreden beisammen, dass ein weiterer Fitnessbesuch unmöglich wird.

Egal, was Sie schon probierten und dann scheiterten. Offensichtlich haben wir in diesen Vorhaben eine falsche Strategie gewählt. Oder sind Sie der Meinung, Sie hätten sich einfach mehr anstrengen müssen? Ist durch pure Anstrengung denn alles möglich? Die Frage ist doch vielmehr, wie können solche Veränderungen nachhaltig sein, so dass Sie sich dennoch treu bleiben können?

Abbildung 3: Eigene Grafik nach Robert Dilts

(Eine grössere Darstellung der Abbildung finden Sie im Anhang.)

Hierbei stütze ich mich gerne auf das Pyramidenmodell nach Robert Dilts6. Es zeigt ganz simpel, nach welcher Hierarchie ein Subjekt funktioniert. Das kann ein Unternehmen oder ein menschliches Individuum sein. Zuoberst steht die Sinn-Frage. Das kann eine Vision sein, ein Ziel wonach Sie streben. Es kann aber auch etwas Höheres sein. Etwas, was Ihnen Sinn vermittelt, wie etwa der Glaube oder sich für Waisenkinder oder misshandelte Tiere einzusetzen. Vielleicht kennen Sie das Ikigai7-Modell, welches in der japanischen Kultur eine wichtige Bedeutung hat? Das Ikigai-Modell, vorzugsweise mit oval anstatt rund gezeichneten8 Kreisen, sucht die Antwort auf »wofür es sich zu Leben lohnt« und involviert dabei die Fragen:

Worin bin ich gut?

Was bringt dir Geld?

Was liebe ich?

Was sind die Bedürfnisse der Welt?

Wenn Sie eine möglichst hohe Schnittmenge auf diese Antworten haben, sind Sie vermutlich Ihrem Lebenssinn oder auch Ihrem Traumjob schon recht nahe auf den Fersen. Es gibt vielerlei Wege, den höheren Sinn und Zweck oder die eigene Vision zu entdecken oder zu erarbeiten. Wichtig ist aber folgendes zu wissen: Der höhere Sinn und Zweck hat unmittelbare Auswirkung auf Ihre Identität. Wofür Sie sich ausrichten, so werden Sie und schlussendlich sind Sie so. Hier findet also eine neuronale »Programmierung« statt.

Wir reden hier davon, neue Gewohnheiten zu schaffen. In der psychologischen und seelsorgerlichen Beratung werden unterschiedliche Zeitangaben genannt, in welcher sich eine Gewohnheit schaffen lässt. Oft hört man, dass unser Denkmuster sich ab 21 Tagen zu ändern beginnt und dass es rund 40 Tage dauert, eine Gewohnheit zu bilden. Im European Journal of Social Psychology wurde 2009 eine Studie9 veröffentlicht, welche herausfand, dass es durchschnittlich 66 Tage braucht, bis sich eine Gewohnheit gebildet hat, die Dauer aber sehr unterschiedlich sein kann, ganz Abhängig vom Individuum. Die einen brauchen vielleicht nur 21 Tage, andere vielleicht 210 Tage. Ich finde den Durchschnittswert von 66 Tagen sehr sympatisch. Aber das muss jeder selber wissen. Wichtig ist nur, dass man es ernst nimmt, wenn man eine neue Gewohnheit schaffen will und nicht klein beigibt wenn man mal gestrauchelt ist.

Ihre Identitätsebene definiert nun in der nächsten Ebene, welche Werte Ihnen wichtig sind, beziehungsweise welche Glaubenssätze Sie verankern. Auch dies ist keineswegs dem Zufall zu überlassen. Werte oder genau genommen handelt es sich um Wertvorstellungen, bezeichnen im allgemeinen Sprachgebrauch erstrebenswerte oder moralische Eigenschaften und Qualitäten, welche als positiv betrachtet werden.

Action Step: Falls Sie sich noch nie Ihrer Werte bewusst gemacht haben, sollten Sie das gleich jetzt in einer 10-minütigen Analyse tun:

Nehmen Sie Ihr Tagebuch oder ein Blatt Papier und schreiben Sie einfach wild drauflos welche Werte Ihnen wichtig sind.