Wie man Eis bricht - Luca Yetter - E-Book

Wie man Eis bricht E-Book

Luca Yetter

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Beschreibung

Nachdem Kenta Toya zum ersten Mal in einer Eishalle sah, ist er völlig besessen von ihm und merkt gar nicht, wie sehr er ihm bereits nach kürzester Zeit verfällt. Immer weiter wird er in dieses Gefühl hineingezogen, bis er sich selber nicht mehr retten kann. Toya scheint gleich zu fühlen und lässt Kenta Dinge spüren, wie keiner zuvor. Doch was hat Kentas Cousin mit Toya zu tun und warum versteht er erst so spät, dass es ein großer Fehler war, ihm zu vertrauen?

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Luca Yetter

Wie man Eis bricht

Für Isabell, da sie mich auf das Lesen und Schreiben aufmerksam machteBookRix GmbH & Co. KG80331 München

Toya auf dem Eis

Es war genau hier, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Wie er so geschmeidig über das Eis glitt. So sicher und stabil. Wie er alles Außenrum ignorierte und sich nur auf seine Füße zu konzentrieren schien. Mir wurde in dem Moment richtig warm ums Herz und ich vergaß die Kälte, die um diese Jahreszeit herrscht. Mitte Januar. Eigentlich mag ich den Winter nicht so besonders, aber seit diesem Tage liebe ich ihn. Ich habe mich definitiv in Toyas Fahrstil verliebt. Eislaufen fand ich zuvor noch nicht einmal ansatzweise toll und hätte meine Cousine am liebsten links liegen gelassen, als sie mit mir in die Eishalle wollte. Allerdings würde ich dann jetzt auch nicht hier sein. Da bin ich nämlich gerade. Auf dem Eis. Mit Schlittschuhen an meinen Füßen, die davor wahrscheinlich schon 100 andere Leute anhatten. Neben mir ein paar weitere Jungs und Mädchen und vor mir Toya. Seinen Namen habe ich nur so nebenbei mitbekommen. Er ist etwas größer als ich, wird aber ungefähr in meinem Alter sein. Seine schwarzen Haare hängen fransig in sein Gesicht und überdecken somit halb seine eisblauen Augen. Das Auftreten seinerseits ist völlig anders, wenn er nicht gerade seine Runden dreht. Die zuvor so zerbrechlich erscheinende Statur stellt sich als recht muskulös heraus. Er ist der Lehrer des Schlittschuhkurses der Eishalle und wie ich gesehen habe ganz zurecht. Nachdem ich ihn auf dem Eis gesehen habe, habe ich mich kurzerhand für diesen Kurs eingetragen. Die Konsequenzen meiner Entscheidung habe ich erst viel später bemerkt und da war es dann schon zu spät. Die kalte Wahrheit ist nämlich:

Ich kann nicht Eislaufen.

Auch Inlinerfahren oder dergleichen kann ich nicht. Mich hier einzutragen ist so ziemlich das Dümmste, was ich jemals gemacht habe. Jetzt werde ich mich vor ihm nur noch mehr blamieren als nötig. Ich hätte ihn doch auch einfach nur so beobachten können. Unmerklich schüttele ich meinen Kopf über meine eigene Dummheit. Ich hoffe, dass es wenigstens noch jemanden in der Gruppe gibt, der genauso oder am besten noch schlechter ist als ich. Völlig in meinen Gedanken verloren bemerke ich gar nicht, wie Toya etwas ankündigt und dann klärend in die Hände klatscht. Der Laute Schall lässt mich wieder aus meinen Gedanken erwachen und ich bemerke, wie alle anderen in irgendeine Richtung los gleiten. Verwirrt schaue ich mich um und werde etwas rot, als ich bemerke, dass ich keine Ahnung habe, was wir tun sollen. Ich werfe kurz einen Blick zu Toya. Der beobachtet die anderen, wie sie auf der Eisfläche eine Runde nach der anderen laufen. Er will sich gerade selber vom Eis abstoßen, als er mich bemerkt. Etwas verwundert starrt er mich an. Er legt den Kopf schief und ich merke, wie meine Wangen ganz heiß werden. Toya läuft geschmeidig in einem Zug auf mich zu und bremst so scharf vor mir ab, dass ich einen Schritt nach hinten weiche. Ungeschickt wie ich bin, verliere ich natürlich das Gleichgewicht und wedele mit meinen Armen, um doch noch irgendwie aufrecht stehen zu bleiben. Ich mache mich schon einmal auf den kommenden Sturz bereit, doch in der letzten Sekunde greift jemand meine Hand und zieht mich wieder auf die Beine. Etwas perplex starre ich meinen Retter Toya an. Meine Gesichtsfarbe dürfte jetzt einer Tomate gleichen und Toya sieht mich nur besorgt an.

„Ist alles okay bei dir?“, versichert er sich mit seiner engelsgleichen Stimme. Er hört sich genauso an wie er Schlittschuh läuft. Ich habe ihn wohl unterschätzt. Er ist noch toller als ich bisher dachte. Fürsorglich, hilfsbereit, freundlich und verdammt gut im Schlittschuhlaufen. Das sind bis jetzt meine ersten Eindrücke. Ich frage mich, ob es überhaupt noch besser geht, was ich aber kaum glaube.

Ich merke, dass ich ihn zu lange anstarre und blicke schnell auf meine Hose. Meine Knie zittern und ich habe das Gefühl, jede Sekunde wieder hinzufallen. Ich huste schnell ein alles okay und blicke dann noch einmal kurz zu Toya. Er sieht mich prüfend an und nickt dann verständlich. Mit einer kleinen Kopfbewegung deutet er auf die Eisfläche und ich nicke zustimmend. Toya wirft mir noch einmal ein kurzes Lächeln zu und läuft dann los. Ich schaue ihm hinterher, wie er sofort alle anderen überholt und elegant durch die Kurve gleitet. Mein Blick wandert zu den Schlittschuhen an meinen Füßen. In meiner Not fasse ich einen Entschluss, der wahrscheinlich besser ist als mich vor den anderen zu blamieren.

So schnell es mit den Schlittschuhen geht, laufe ich zur Toilette und schließe mich dort in eine Kabine ein. Ob Toya sich fragt warum ich nicht wie die anderen loslaufe? Wahrscheinlich hat es ihn einfach nicht interessiert. Ich bin ja nur einer von Vielen, aber vielleicht der Einzige, der sich in einer Klokabine einschließt, um vor der Eisfläche zu entkommen. Das macht es nur noch schlimmer und ich wünsche, ich hätte mich nie eingetragen. Dann würde ich jetzt zuhause sitzen und Toya nur aus der Ferne zu sehen ist allemal besser, als mich vor ihm zu blamieren. Ich seufze und lege meinen Kopf in meine Hände. Meine Ellenbogen stütze ich auf meinen Knien ab und scharre mit den Schlittschuhen am Gummiboden. Ich halte sofort in der Bewegung inne, als ich höre, wie die Toilettentür aufgeht. Ich ziehe meine Füße nach oben und halte meinen Atem an. In Gedanken hoffe ich, dass diese Person, die gerade reingekommen ist, mich nicht bemerkt. Ich höre Schritte. Sie hallen im Takt meines Herzschlages und enden dann genau vor meiner Tür. Durch den Spalt zwischen Tür und Boden sehe ich die Schlittschuhe der Person und weiß auch ganz genau, wem sie gehören. Ich schlucke tief als ich bemerke, dass diese Person absichtlich vor dieser Kabine steht.

„Kenta... wie lange willst du noch hier bleiben?“

 

Toyas Annäherung

Mein Herz rutscht mir bis in die Hose und mein Hals wird ganz trocken. Woher weiß er, dass ich hier bin? Ich höre ein leises Stöhnen, das wahrscheinlich auf meine nicht kommende Antwort gedacht ist.

„Kenta, komm raus, wenn du schon nicht antworten willst...“

Einen Moment lang denke ich daran, einfach die Tür aufzuschlagen und ihm dann mitten in das Gesicht zu schlagen, aber ich glaube kaum, dass meine Nerven das aushalten würden. Vor allem, da ich das auch eigentlich gar nicht will. Langsam bewege ich meine zittrige Hand an das Schloss und drehe es fast schon in Zeitlupe auf. Durch den wenigen Schwung und Kraft brauche ich ein paar Anläufe. Nachdem ich es endlich geschafft habe und das beruhigende Klicken vernehme, öffne ich vorsichtig die Tür und blicke dann in Toyas ernstes Gesicht. Er stemmt seine Arme an seine Hüfte.

„Was machst du hier?“, fragt er streng und zieht eine Augenbraue nach oben. Ich blicke zu Boden. Leugnen bringt jetzt auch nichts mehr. Ich sollte ihm am besten die Wahrheit sagen, besser jetzt als gar nie. Gequält blicke ich zu ihm auf und merke, wie seine Gesichtszüge etwas weicher werden. Ich öffne meinen Mund um etwas zu sagen, doch mir fehlen plötzlich die Worte.

„Ich kann kein Schlittschuhlaufen...“, presse ich dann doch irgendwie in einer komisch hohen Stimmlage heraus und kann gar nicht beschreiben, wie peinlich mir das ist. Ich traue mich nicht im Entferntesten auch nur Toyas Schuhe anzusehen. Was er jetzt wohl denkt? Sicher hält er mich für den größten Idioten.

„Warum hast du dich dann eingetragen? Der Kurs ist nicht für Anfänger.“

Toyas Stimme ist etwas sauer und ich kann völlig verstehen warum. Ich schlucke noch einmal und fasse an meine Wangen. Man könnte Spiegeleier darauf braten so heiß wie sie sind. Ich würde am liebsten im Erdboden versinken und versuche gegen die Tränen anzukämpfen, welche in mir hochkommen. Plötzlich spüre ich eine Hand an meinem Kinn. Die Hand zieht mein Gesicht so nach oben, dass ich direkt in Toyas blicken muss. Seine Augen sind zusammengekniffen und auf seinen Lippen liegt ein leichtes Grinsen. Eher etwas verschwörerisch als fröhlich. Hämisch würde auch zutreffen.

„Etwa wegen mir?“

Ich starre auf Toyas Lippen. Auch ohne Ton würde ich genau wissen, was er gesagt hat. Er zieht mich irgendwie in seinen Bann. Ohne es genau zu wissen, nicke ich leicht und bin selber verwundert über meine Handlung. Toyas Lächeln wird etwas größer und seine Augen werden schlitzförmiger. Er bewegt sein Gesicht näher zu meinem und in diesem Moment hätte ich alles erwartet, nur das nicht. Ich spüre seine sanften Lippen auf meinen. Ich schließe automatisch meine Augen und genieße den Moment, obwohl ich selber nicht weiß wieso. Doch plötzlich durchfährt es mich schlagartig und ich stoße Toya von mir. Etwas verwirrt starre ich ihn an und versuche irgendetwas aus seinem Gesicht zu deuten. Sein Blick ist immer noch gleich und seine Miene hat sich nicht geändert.

„W-Warum...?“, stottere ich und versuche mir irgendeine plausible Erklärung dafür einfallen zu lassen.

„Willst du überhaupt Schlittschuhlaufen lernen?“

Ich überlege kurz und druckse dann ein wenig herum. Eigentlich ja nicht, ich will ihn einfach nur sehen. Ich wende meinen Blick von seinem und versuche so unauffällig wie möglich an ihm vorbei zu schauen. Toya packt wieder mein Gesicht mit seiner Hand und zwingt mich dazu, in seines zu gucken. Er lächelt wieder, doch dieses Mal ganz freundlich und es wird automatisch wärmer um mein Herz.

„D-Doch...“, stammele ich wieder irgendwie und hasse mich kurz darauf selber dafür, weil ich doch eigentlich das Gegenteil sagen wollte. Toyas Lächeln wird größer und er kommt mir wieder ein wenig näher.

„Ich kann es dir beibringen, aber ich verlange auch etwas dafür.“

Mit diesen Worten beugt er sich tiefer zu mir nach unten und berührt wieder meine Lippen mit seinen. Doch bevor ich wieder den gleichen Fehler begehe wie gerade eben, stoße ich ihn sofort von mir und schaue ihn dieses Mal entschlossen in die Augen. Toya weicht verwirrt ein paar Schritte nach hinten und hält sich an der Toilettentür fest.

„Warte mal... du stehst nicht auf Männer?“, fragt er mich verwundert und ich weite meine Augen. Energisch schüttele ich den Kopf. Was sollte diese Frage denn? Toya nickt verständlich und verschränkt dann die Arme vor der Brust.

„Ich geh dann jetzt mal wieder...“, flüstere ich schnell und rutsche neben ihm aus der Kabine hinaus, renne nach unten zur Eisfläche und dort dann direkt zur Umkleide. Hastig ziehe ich meine Schlittschuhe ab und schlüpfe in meine Nike Schuhe. Den Weg konnte ich ohne Probleme hinter mich legen, obwohl ich Schlittschuhe anhatte und war über mich selber erstaunt. Ich stopfe noch meine Jacke in meine Tasche und renne dann wieder nach oben. Auf der Treppe begegne ich Toya, der gerade auf dem Weg nach unten ist. Auch mit Schlittschuhen kann er die Treppe ganz geschmeidig nach unten laufen. Wie toll sogar diese kleine Tätigkeit aussieht! So elegant und fließend. Ich reiße mich von ihm los und steige weiter die Treppe hinauf. Oben angekommen zahle ich schnell für die Stunde und gebe meine Schlittschuhe ab. Kurz darauf bin ich auch schon außerhalb der Eishalle und renne zur Bushaltestelle. Mein Blick huscht über den Fahrplan und ich muss ein paar Mal gucken, bis ich den nächsten Bus finde. Zerknirscht beiße ich auf meine Zähne. Der nächste kommt erst in einer halben Stunde. Das kommt davon, dass die Eishalle einfach mitten im Nirgendwo liegt. Seufzend ziehe ich mein Handy aus der Tasche und wähle Sebastians Nummer. Sebastian ist mein einziger Cousin und schon 23. Er lebt immer noch zuhause und wohnt dort auf die Kosten meiner Tante, was sie aber nicht stört. Ich verstehe mich recht gut mit ihm und er stand bisher immer hinter mir. Seine Schwester Selina ist das komplette Gegenteil und sie war es auch, die mich hier in die Eishalle geschleppt hatte. Nach einem kurzen Telefonat lege ich wieder auf und stecke meine Hände in meine Jackentasche. Sebastian hat gesagt, dass er gleich da ist und ich hoffe das ist er auch.

 

Toya auf Instagram

Ich stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab und schaue aus dem Fenster. Die schneebedeckte Landschaft fliegt nur so an mir vorbei und hypnotisiert mich irgendwie.

„Wie war das Schlittschuh Training?“, fragt mich Sebastian endlich nachdem wir mehrere Minuten geschwiegen haben. Er hat wohl schnell erkannt, dass ich keine gute Laune habe. Ich gebe nur ein Brummen von mir und hoffe, dass Sebastian versteht, was ich damit sagen will. Er nickt verständlich und konzentriert sich dann wieder auf die Straße. Die restliche Fahrt über wechseln wir kein Wort, was ich auch ganz gut finde.

Sebastian setzt mich vor meinem Haus ab und begibt sich dann wieder auf den Weg zu ihm nach Hause. Ich bedanke mich schnell und winke ihm zum Abschied. Ich seufze noch einmal kurz und trete dann den Weg durch unseren Garten zur Haustür an. Ich krame den Schlüssel aus meiner Hosentasche und schließe dann die Tür auf. Drinnen ziehe ich meine Schuhe aus und rufe meiner Mutter, dass ich zuhause bin. Ich bekomme eine leise Antwort aus dem hinteren Teil des Hauses und begebe mich dann auf mein Zimmer. Ich schmeiße meine Jacke einfach irgendwo hin und meine Tasche landet direkt neben ihr in einer Ecke. Ich ziehe mir schnell meine Hose, Socken und Pullover aus. Ich schnappe mein Handy und begebe mich dann nur in Boxershorts aus meinem Zimmer. Ich habe das Bedürfnis mich zu entspannen und steuere spontan auf eines unserer Bäder zu. Ich schließe die Tür hinter mir ab und streife dann auch meine Boxershort von meinem Körper. Langsam lasse ich mich in unsere große Badewanne sinken, welche immer beheizt wird. Ich schalte die Bläschen an meinem Rücken an und merke sofort, wie ich eine Hühnerhaut am ganzen Körper bekomme. Ich nehme mein Handy zur Hand und scrolle erst einmal durch meine WhatsApp Chats. Größtenteils habe ich nur unnötige Gruppenbenachrichtigungen und nichts Wichtiges. Als nächstes öffne ich Instagram. Ich bin der Besitzer einer ziemlich bekannten Seite mit über 80.000 Followern, ich habe aber noch nie ein Bild von mir selber hochgeladen. Ich glaube auch, dass die Meisten gar nicht wissen, dass mir diese Seite gehört. Wie immer schaue ich gelangweilt die neusten Bilder an und schrecke dann plötzlich hoch. Bei den Vorschlägen für Bilder, die mir gefallen könnten, erscheint doch tatsächlich ein Bild von Toya. Ich werde etwas rot und presse meine zittrigen Finger auf das Display. Das Bild wurde vor 10 Minuten hochgeladen und hat schon über 100 likes. Ich staune nicht schlecht und werde etwas neugierig. Ich öffne sein Profil und starre auf mein Handy. 40 Beiträge, 21.253 Follower, 49 folgt er selber. Mit großen Augen lese ich seine Biografie. Taken. Auch wenn ich nicht so gut in Englisch bin, weiß ich ganz genau was das heißt. Dahinter steht irgendein komisches Datum und ich muss schlucken. Wenn er vergeben wäre, würde er doch nicht einfach so jemanden küssen, oder? Ich lese weiter und bemerke, dass Toya wohl doch älter ist als ich. Ich wurde vor 4 Monaten gerade mal 16 und laut Toyas Profil ist er schon 18. Ich überprüfe die Zahl noch einmal, da ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass der schon 18 ist... Sonst steht nichts Weiteres in seiner Biografie. Ich scrolle durch seine Bilder. Viele sind es ja nicht. Ich starte ganz unten und erblicke sofort ein Bild, auf dem er einen anderen Jungen küsst. Ist das etwa sein Freund? Dass er das so öffentlich macht... Aber dann hätte er mich doch nicht geküsst...oder? Ich drücke entschlossen auf das Bild und sehe, dass es bereits vor 20 Wochen hochgeladen wurde. Das hat natürlich nichts zu bedeuten, aber das ist schon etwas länger her. Ich gehe wieder zu seinem gesamten Profil zurück und schaue mir jedes Bild an. Die anderen wurden unmittelbar vor kurzem hochgeladen. Wahrscheinlich löscht er sie immer wieder und lässt nur das Erste da, das habe ich schon oft gesehen. Ich betrachte gerade sein neustes Bild genauer, als mir ein kleines Lächeln über den Mund huscht. Er weiß ja nicht, dass ich das bin. Bestimmend drücke ich auf das Herz und muss etwas lachen. Auch wenn ich es nur ungern zugebe, aber er sieht auf diesen Bildern verdammt gut aus, jedoch noch lange nicht so gut wie in Wirklichkeit. Ich habe gerade gute Laune und like jedes seiner Bilder. Beim Letzten halte ich kurz inne, doch dann drücke ich doch auf das Herz. Zum Schluss folge ich ihm noch und betrachte noch einmal seine Biografie. Dieses Taken fällt mir immer wieder ins Auge. Ich schüttele meinen Kopf und will mein Handy gerade wieder weglegen, als ich eine Instagram Nachricht bekomme. Ich öffne den Chat und sehe, dass es Toya ist. Warum schreibt er mich an? Schöpft er etwa Verdacht? Nein, das ist unmöglich... Ich antworte auf sein Hey und es dauert keine zwei Sekunden, da bekomme ich schon eine neue Nachricht von ihm. Wir führen ein wenig Smalltalk, bis er auf den Follow und das Liken kommt. Er fragt mich, wie er die Ehre bekommt, dass ich ihm folge. Ich muss ein bisschen grinsen und schreibe dann, dass ich seine Bilder einfach toll fand, was ja sogar die Wahrheit ist. Dann kommt nichts mehr. Jetzt muss ich wohl aufgeflogen sein.

Mädchen oder Junge?

Ich lese noch einmal die schwarzen Buchstaben auf dem weißen Untergrund und bemerke, dass ich das gar nicht auf meinem Profil angegeben habe.

Junge.

Schreibe ich der Wahrheit entsprechend und plötzlich antwortet er mir wieder sofort.

Danke :)

Ich bemerke das orange Zeichen mit einer kleinen Person darauf bei meinen Benachrichtigungen und tippe darauf.

toya_ folgt dir jetzt. (erfundener User. Keine Verbindung zu dem echten Besitzer dieses Namen)

Ich muss schmunzeln und bedanke mich dann bei ihm. Das habe ich davor noch nie bei einem Abonnenten getan. Warum auch?

Wir schreiben noch ein bisschen und ich bemerke gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Meine Haut ist bereits verschrumpelt und meine Füße ganz runzelig. Ich steige schnell aus dem Wasser und binde mir dann ein Handtuch um meine Hüfte. Meine Boxershort lasse ich in dem Wäschekorb neben der Tür verschwinden und begebe mich dann wieder auf mein Zimmer. Ich lege mein Handy entschlossen zur Seite und ziehe mich schnell an. Von unten riecht es sehr verführerisch und ich kann mir schon denken, dass unser Hausmädchen Mizuki wieder mein Lieblingsgericht gekocht hat. Von dem himmlischen Geruch geleitet renne ich schon fast dir Treppe hinunter. Meine Konversation mit Toya ist schon fast wieder vergessen.

 

 

 

Toya auf Facebook

Nachdem ich ein leckeres Abendessen mit meinen Eltern gegessen hatte, begebe ich mich wieder auf mein Zimmer. Ich schmeiße mich auf mein Bett und nehme wieder mein Handy zur Hand. Keine neue Nachricht. Meine Mundwinkel ziehen sich leicht nach unten. Ich hatte irgendwie gehofft, dass Toya mir nochmal schreibt. Ich finde es ja doch ganz lustig, ich weiß wer er ist, aber er nicht wer ich bin. Ich stöbere noch etwas durch die neusten Bilder die hochgeladen wurden und halte dann in meiner Bewegung inne. Hat Toya noch weitere soziale Netzwerke? Theoretisch kann ich das doch herausfinden, oder? Nur wie? Ich rappele mich von meinem Bett auf und schwinge mich auf meinen bequemen Schreibtischstuhl, der vor meinem Tisch mit meinem Computer steht. Ich drücke auf den rundlichen Knopf und sofort höre ich das vertraute schnurren meines Lüfters und mein Bildschirm blinkt auf. Ich melde mich schnell bei Facebook an. So weit weg kann Toya ja nicht wohnen. Erst jetzt bemerke ich, dass mir sein Instagram Profil gar nichts bringt. Vor Scham könnte ich mich wirklich selber schlagen. Ich kann das ja nur feststellen, wenn wir befreundet sind und dazu muss ich mich bei Instagram auch erst mal bei Facebook anmelden und das mache ich sicher nicht. Ich stütze meinen Kopf in meine Handflächen und starre auf den weiß/blauen Bildschirm. Ich könnte ja trotzdem versuchen ihn zu finden. Er heißt Toya. Er ist 18. Und ist schwul. Ich glaub aber kaum, dass das bei der Suche ausschlaggebend ist. Vielleicht ist er auch einer dieser Speziallisten die sich bei Facebook nicht nach ihrem richtigen Namen benennen. Obwohl, auf Instagram heißt er ja auch Toya... Das kann dauern bis ich ihn finde... Wenn ich ihn überhaupt finde.