Wie Pferde sterben - Iris Geuder - E-Book

Wie Pferde sterben E-Book

Iris Geuder

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Beschreibung

Pferde gehen nicht nur sehr sozial miteinander um, sondern sind auch ausgesprochen sensibel für die Menschen, mit denen sie engen Kontakt haben. Sie nehmen intuitiv Anteil, wenn diese Menschen nicht mit sich in Harmonie sind, sondern in einem Entwicklungsprozess stecken. Auch sie haben Zugang zum »Weltgedächtnis«, dem gesammelten Wissen über alles Leben – und damit auch über den Tod. So teilen sie den Menschen, die wiederum sensibel für sie sind, auch rechtzeitig mit, wenn »ihre Zeit gekommen ist«. Dann wollen sie so sterben, wie es ihre Art ist. Einen solchen Tod mitzuerleben macht einen Menschen auf wundersame Weise reich und glücklich weit über die Trauer hinaus, dass ein geliebtes Tier für immer gegangen ist.

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Seitenzahl: 47

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Iris Geuder

Wie Pferdesterben

Was wir von Pferdenüber den Tod lernen können

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2021 by R. G. Fischer Verlag

Orber Str. 30, D-60386 Frankfurt/Main

Alle Rechte vorbehalten

Schriftart: Baskerville

Idee und Konzept: Iris Geuder

Herstellung: RGF/bf/SU F1

ISBN 978-3-8301-9473-6 EPUB

Inhalt

Einleitung

2003

2011

2014

2016

Warum erzähle ich diese Geschichte?

Sommer 2018

Spätsommer 2018

Herbst 2020

Winter 2020

Einleitung

Haben Sie sich schon einmal darüber Gedanken gemacht, wie Pferde sterben?

Ich hatte nie vor, mich mit diesem Thema zu beschäftigen. Wie die meisten Menschen hätte ich vor 20 Jahren auf die Frage »Wie sterben Pferde?« geantwortet: »Pferde werden eingeschläfert, alles andere ist Tierquälerei.«

Mein Leben, welches auf wundersame Weise immer intensiver mit dem meiner Pferde verschmilzt, hat mich nun etwas anderes gelehrt. Dies ist ein Werk all der Pferde, die mir bisher begegnet sind.

Ich möchte in diesem Buch Geschichten von Pferden erzählen, die gestorben sind. Ich erwähne mit Absicht keine Namen und Orte, an denen es jeweils passiert ist. Ich erzähle die Geschichten so, wie ich sie erlebt habe. Ich bin kein Arzt, nur ein Beobachter, mit einem vielleicht etwas anderen Blick auf die Dinge, die hier bezüglich unserer Pferde geschehen. Letztlich muss jeder von uns irgendwann einmal gehen, es wäre aber schade, dann nichts davon gehört zu haben, dass das auch auf natürliche Weise und in Frieden ablaufen kann.

Als ich den ersten Pferden in meinem Leben real begegnen konnte, war ich schon erwachsen. Als Kind war das finanziell nicht möglich, während meines Studiums an der Uni hatte ich andere Dinge im Kopf, aber als ich dann genug Geld und Langeweile hatte, erinnerte ich mich daran, dass ich doch schon immer ein Pferd haben wollte. Natürlich habe ich anfangs alles geglaubt, was man mir in dem Stall dort erzählt hat. Also ich zumindest, mein Pferd war da anders. Es wollte mich von Anfang an eines Besseren belehren.

Ich wollte mich nie mit dem Thema »Sterben« beschäftigen und doch habe ich bereits für den Fall meines Todes meine eigene Trauerrede geschrieben. Wieso? Weil ich sicher bin, dass es für mich nicht schlimm ist, dann tot zu sein. Doch was mir dann noch wichtig wäre, ist das »Danke sagen«. Ich will so vielen Danke sagen, dass es wichtig ist, schon jetzt den heutigen Stand dieser Dankesrede festgeschrieben zu haben. Ich will nicht, dass irgendjemand etwas seltsam Trauriges über mich sagt an diesem Tag. Ich bin doch dann nicht mehr wichtig. Mein heutiges »Danke« und das in dieser, dann letzter meiner Reden an alle, die mit mir hier sind und waren, schwingt aber hoffentlich noch lange nach.

Auch bezüglich der Pferde: Das Thema »Sterben« war plötzlich da und kam immer wieder in mein Leben.

Ich erzähle die Geschichten in der Reihenfolge, in der sie geschahen. Die Überschrift ist ungefähr das Todesjahr dieses Pferdes. Beim Schreiben fiel mir auf, dass sich vieles in mir bezüglich dieses Themas im Laufe jener Todeserfahrungen verändert hat. So kamen die ersten Todesgeschehnisse ganz unvermittelt, plötzlich zu mir. Im Laufe der Zeit passierte das so nicht mehr. Ärgerte ich mich bei den ersten Fällen noch darüber, dass Pferde im letzten Atemzug lieber alleine sein möchten, so ist das heute für mich selbstverständlich.

Lassen Sie uns nun in die Welt der Pferde eintauchen.

2003

Jetzt erzähle ich vom ersten Todesfall unter unseren Pferden.

Meine falbe Islandstute war schon über 20 Jahre alt und in Rente. Irgendwie konnte ich das nicht verstehen, warum sie »in Rente« geschickt wurde, denn sie war sehr robust und immer gut gelaunt. Aber ich war auch froh, denn sonst wäre sie nicht zu mir gekommen. Nach zwei Jahren bei mir fing sie an, immer mal wieder zu husten. Ich dachte mir nicht viel dabei, im Notfall hatte ich einen Heilpraktiker, der helfen konnte.

Eines Morgens ging ich wie gewöhnlich in den Stall. Meine Stute lag vor der Futterraufe und atmete schwer. Als ich kam, lebte sie noch und ich rief den Tierarzt und eine Bekannte, die ihr Pferd ebenfalls dort stehen hatte, an. Ich bat sie, beim Pferd auf den Tierarzt zu warten, während ich den Heilpraktiker aufsuchen wollte. Bei meiner Rückkehr war das Pferd tot. Meine Bekannte erzählte mir, sie habe beim Pferd gesessen und es gestreichelt. Da lebte es noch. Als sie kurz ein paar Meter wegging, um zu schauen, ob der Tierarzt sie auch finde und wieder kam, war das Pferd tot.

Was habe ich mich damals geärgert. Ich konnte ihr nicht Lebewohl sagen. Sie stirbt einfach, wenn ich nicht da bin. Ich fand es unfair, nicht bei ihr gewesen zu sein, als sie ihren letzten Atemzug nahm. Dabei sagen doch alle, dass man das Pferd in diesem Moment begleiten und halten soll …

Ich fühlte mich schlecht.

2011

Das Pferd, von dem ich nun erzähle, war ein 33-jähriger Schimmelwallach. Ein ehemaliges Springpferd, in Rente. Er war so gut wie blind, lebte aber trotzdem glücklich mit unseren Pferden zusammen. Unsere Herde war neu in diesen Stall eingezogen. Dieser Schimmel war schon da. Da er nur wenig Chef-Allüren hatte, musste er oft den anderen Pferden ausweichen, was trotz seiner Blindheit erstaunlich gut und unfallfrei funktionierte.

Wir übernachteten immer mal wieder bei unseren Pferden im Stall. Eines Nachts lag der Chef der Herde etwas am Rande des sonst üblichen Schlafplatzes, nahe bei einer unserer Wassertränken. Er schlief tief und fest, als unser fast blinder, großer Schimmel in den Stall kam. Dieser lief direkt auf die Tränke zu, wohl um seinen Durst zu löschen.