Wiedervereinigung oder Dritter Weg? - Die DDR 1989/90 - Michael Vollmer - E-Book

Wiedervereinigung oder Dritter Weg? - Die DDR 1989/90 E-Book

Michael Vollmer

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Politik - Geschichte der politischen Systeme, Note: 1,3, Technische Universität Chemnitz, Veranstaltung: Politische Begriffe in der Kontroverse, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit dem politischen Ende der SED-Diktatur im Herbst 1989 traten Geister aus Ost und West zutage, die aus dem abgewirtschafteten Staat zwischen Ostsee und Erzgebirge ein Musterland jenseits von Kapitalismus und Sozialismus gestalten wollten. Doch welche Zukunft, welche Existenzberechtigung hätte eine marktwirtschaftlich orientierte DDR neben einer kapitalistischen BRD gehabt? „Natürlich keine!“, wie Professor Dr. Otto Reinhold, Mitglied des Zentralkomitees der SED, es am 1. September 1989 in der „Zeit“ formulierte. Und dennoch gab es beiderseits der innerdeutschen Grenze seit jeher Kräfte, die eine bessere, demokratische, entstalinisierte DDR und damit ein wirkliches Alternativmodell zur Bundesrepublik errichten wollten. Die vorliegende Arbeit soll dahingehend die Frage beantworten, ob ein "Dritter Weg" angesichts des "Sturmes" im Herbst 1989 überhaupt ein realistisches Modell gewesen wäre, oder ob es sich dabei nicht lediglich um idealistische Hirngespinste handelte.

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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.3. Quellenlage und Forschungsstand
2. Die Chancen eines Dritten Weges - Die DDR 1989/90
2.1. Der Zusammenbruch
2.2. Der Wille zur Einheit
2.4. Die DDR-Identität - Propaganda oder Wirklichkeit?
2.5. Die Jugend geht ihren eigenen Weg
2.6. Die wirtschaftliche Situation der DDR am Ende der achtziger Jahre
2.7. Die Rolle der Intelligenz während des Vereinigungsprozesses
3. Schlußbetrachtung
4. Bibliographie

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Technische Universität Chemnitz SS 2004

Philosophische Fakultät

Professur: Politische Systeme und Institutionen

Hauptseminar: Politische Begriffe in der Kontroverse

Wiedervereinigung oder Dritter Weg? - Die

DDR 1989/90

Politikwissenschaft (HF) : 6. Semester

Englische Literatur- und Kulturwissenschaft (NF) : 6. Semester

Sozial- und Wirtschaftsgeographie (NF) : 4. Semester

Page 2

1. Einleitung

1.1. Problemstellung

Mit dem politischen Ende der SED-Diktatur im Herbst 1989 traten Geister aus Ost und West zu Tage, die aus dem abgewirtschafteten Staat zwischen Ostsee und Erzgebirge ein Muster-land jenseits von Kapitalismus und Sozialismus gestalten wollten. Doch welche Zukunft, welche Existenzberechtigung hätte eine marktwirtschaftlich orientierte DDR neben einer kapitalistischen BRD gehabt? „Natürlich keine!“, wie Professor Dr. Otto Re inhold, Mitglied des Zentralkomitees der SED, es am 1. September 1989 in der „Zeit“ formulierte.1Und dennoch gab es beiderseits der innerdeutschen Grenze seit jeher Kräfte, die eine bessere, demokratische, entstalinisierte DDR und damit ein wirkliches Alternativmodell zur Bundesrepublik errichten wollten. Nicht selten wurde der antiradikal anmutende Terminus vom „Dritten Weg“, im Munde seiner Wortführer, zum Mittel semantischer Begriffsverwirrung, denn allzu häufig waren deren Visionen abstrakte Hirngespinste, bisweilen ideologisch, nicht selten utopisch und fern von jeglichem ökonomischen Verständnis. Trotz alledem entwickelte sich gerade in der DDR ein Gespür für die Notwendigkeit von Reformen, wenngleich die Mahner dort allzu oft mundtot gemacht wurden. Ihnen bot die Untergrundliteratur der achtziger Jahre den kreativen Raum, den ihr die Lakaien der marxistischen Orthodoxie verwehrten. 1989, nach Jahren der Stagnation, war endlich die Stunde für Veränderungen gekommen. Mit dem jahrelang ertragenen und nun öffentlich zur Schau gestellten Frust wollten die Menschen die kleinbürgerliche Enge durchbrechen.

Was bewegte die Bürger der DDR? Welche Veränderungen wollten sie mit ihrem Protest erreichen? Wieviel Reform konnte der Staat, die Partei, das System überhaupt ertragen? Zunächst soll die Frage beantwortet werden, in welchem Maße die Bürger im emotional aufgeheizten Deutschen Herbst den Ideen eines Dritten Weges zwischen Kapitalismus und Sozialismus zugeneigt waren? Wie veränderte sich diese Haltung mit Fortschreiten des Erosionsprozesses des alten Systems? Ein Dritter Weg wäre ein neuerliches Experiment gewesen, das keinen Erfolgsautomatismus garantieren konnte. Niemand kannte die zu erwartenden Unwägbarkeiten. Aber waren die Menschen überhaupt n och bereit, reformsozialistische Experimente zu erdulden, deren Ausgang nur mehr neue Ungewißheiten bot? Welchen zukünftigen Handlungsspielraum eröffnete die desolate Wirtschaftslage des Staates? Wie verhielt sich die Jugend, der Zukunftsträger des Staates, dem realexistierenden Sozialismus gegenüber? Die Beantwortung dieser Fragen soll den realen Verwirklichungs-

1Hervorhebungenim Original; Vgl. Schorlemmer, Friedrich: Bis alle Mauern fallen. Texte aus einem verschwundenen Land, Berlin 1991, S.

10.

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spielraum, der sich den Anhängern eines Dritten Weges am Ende der achtziger Jahre bot, aufzeigen.

1.2. Aufbau und Vorgehensweise

Die vorliegende Arbeit ist sowohl als deskriptive als auch als analytische Studie konzipiert. Sie versucht nicht nur die Atmosphäre am Vorabend der politischen Wende und den Monaten des deutschen Einigungsprozesses 1989/90 einzufangen, sondern auch die Ursachen der Resignatio n und allgemeinen Unzufriedenheit, deren Konsequenzen zu Wandel und Abbruch des gesamten Systems führten, zu ergründen. Die Exposition des zweiten Kapitels befaßt sich mit der Ausgangssituation der DDR, der politischen Stabilität und der gesellschaftlichen Akzeptanz des Systems. Die Abschnitte 2.1. bis 2.3. sind der gefühlsdominierten Atmosphäre der Endphase der deutschen Teilung gewidmet. Neben dem Zusammenbruch der DDR werden das wachsende Verlangen der Menschen nach einer Wiedervereinigung beider deutscher Staaten sowie die Absage der Bürger an politische Experimente und Zwischenlösungen Berücksichtigung finden. In diesem Zusammenhang greift Abschnitt 2.4. die ungelöste nationale Frage auf, die das Entstehen einer eigenen DDR-Identität zeitlebens und nachhaltig beeinflußte. Zwar basierten kommunistische Strategien stets auf Methoden, die unterschiedliche Wege und Vorgehensweisen zur Erreichung der Pläne zuließen, in ihrer Quintessenz durften diese jedoch niemals Zweifel an der moralischen Überlegenheit des Sozialismus aufkommen lassen. Abschnitt 2.5. ist daher der Rolle der DDR-Jugend gewidmet, die im Gefolge des Entspannungsprozesses der siebziger Jahre ein Eigenleben entwickelte, das negativ auf die Stabilität des Staatsgefüges zurückstrahlte und deren gewachsene Strukturen vor neue, scheinbar unlösbare Herausforderungen stellte. Punkt 2.6., der sich mit der wirtschaftlichen Situation der DDR in der Spätphase der Achtziger befaßt, soll den Fokus auf die ökonomische Realität richten und die Frage beantworten, welche Chancen sich der Umsetzung eines Dritten Weges in einer eigenständigen DDR überhaupt darboten. Abschnitt 2.7. ist der Rolle der DDR-Intelligenz gewidmet, die offensiv als Avantgarde politisch-wirtschaftlicher Dritter-Wegs-Konzeptionen in Erscheinung trat und ebenso häufig die Eigenständigkeit einer entstalinisierten Deutschen Demokratischen Republik forderte. Kapitel 3. wird den Themenkomplex und die gewonnenen Erkenntnisse resümieren und die Frage beantworten, warum der Kampf für einen Dritten Weg, trotz zeitweiliger Sympathien, zum Scheitern verurteilt war. Eine Auswahlbibliographie in Kapitel 4. rundet diese Arbeit ab.