Wild Rebels - Gefangen: Die Rocky-Mountain-Reihe Band 1 - Nicole Jordan - E-Book
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Wild Rebels - Gefangen: Die Rocky-Mountain-Reihe Band 1 E-Book

Nicole Jordan

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Beschreibung

Er darf sie nicht lieben – doch sein Begehren ist stärker: Die historische Romanze »Wild Rebels – Gefangen« von Nicole Jordan als eBook bei venusbooks. Die Rocky Mountains, 1886. Die schöne Cat ist fassungslos, als Jake McCord plötzlich wieder vor ihr steht: Der Mann, dem sie einst ihr Herz schenkte – und der es für immer brach, als er ihren Bruder tötete. Seitdem gilt Jake als Geächteter, als Anführer einer Bande Gesetzloser. Doch nun ist er zurückgekehrt, fest entschlossen, seine Unschuld zu beweisen – und nicht zu ruhen, bis Cat ganz und gar ihm gehört. Schon bald sind beide in einem gefährlichen Spiel aus Leidenschaft und dunklem Begehren gefangen. Aber kann ihre Liebe wirklich stärker sein als all das, was zwischen ihnen steht? »Nicole Jordan ist das neue große Talent der Historischen Liebesromane!« Affaire de Coeur Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der historische Liebesroman »Wild Rebels – Gefangen« von Bestseller-Autorin Nicole Jordan ist der Auftakt ihrer Rocky-Mountains-Reihe über die unwiderstehlichen McCord-Brüder. Lesen ist sexy: venusbooks – der erotische eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 451

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Über dieses Buch:

Die Rocky Mountains, 1886. Die schöne Cat ist fassungslos, als Jake McCord plötzlich wieder vor ihr steht: Der Mann, dem sie einst ihr Herz schenkte – und der es für immer brach, als er ihren Bruder tötete. Seitdem gilt Jake als Geächteter, als Anführer einer Bande Gesetzloser. Doch nun ist er zurückgekehrt, fest entschlossen, seine Unschuld zu beweisen – und nicht zu ruhen, bis Cat ganz und gar ihm gehört. Schon bald sind beide in einem gefährlichen Spiel aus Leidenschaft und dunklem Begehren gefangen. Aber kann ihre Liebe wirklich stärker sein als all das, was zwischen ihnen steht?

»Nicole Jordan ist das neue große Talent der Historischen Liebesromane!« Affaire de Coeur

Über die Autorin:

Nicole Jordan wurde 1954 in Oklahoma geboren und verlor ihr Herz restlos an Liebesromane, als ihre Mutter ihr zum ersten Mal aus »Stolz und Vorurteil« vorlas. Nicole Jordan eroberte mit ihren historischen Liebesromanen wiederholt die »New York Times«-Bestsellerliste und wurde mehrmals für den begehrten RITA Award nominiert. Heute lebt Nicole Jordan in Utah.

Nicole Jordan veröffentlichte bei venusbooks auch ihre historischen Liebesromane »Die Leidenschaft des Ritters« und »In den Fesseln des Piraten«.

Außerdem veröffentlichte sie in der »Regency Love«-Reihe:

»Die Küsse des Lords«

»Die Sehnsucht der Lady«

»Die Versuchung des Marquis«

Und in der »Rocky Mountain«-Reihe:

»Wild Rebels – Gefangen«

»Wild Rebels – Entführt«

»Wild Rebels – Ausgeliefert«

***

eBook-Neuausgabe April 2020

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Buch erschien bereits 1998 unter dem Titel »Der Geächtete« bei Heyne.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1996 by Anne Bushyhead

Die amerikanische Originalausgabe erschien 1996 unter dem Titel »The Outlaw« bei Avon Books.

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1998 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2020 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Lizenzausgabe 2020 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Langenbuch & Weiß Literaturagentur, Hamburg/Berlin.

By arrangement with Spencerhill Associates

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock / anetta / Atomazul / Galyna Andrushko / Mariabo2015 / Anton Watman

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-9-5885-743-8

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des venusbooks-Verlags

***

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Nicole Jordan

Wild Rebels – Gefangen

Roman

Aus dem Amerikanischen von Traudi Perlinger

venusbooks

Für Gin (Lyn) Ellis,

meine Seelenverwandte und eine supercoole Lady.

Wer will Liebenden befehlen?

Liebe gehorcht eigenen Gesetzen.

BOETHIUS

Prolog

Colorado, August 1882

Die Sommersonne tauchte das enge Gebirgstal in goldenen Schein und glitzerte auf den gebräunten Schultern des Mannes im eiskalten Wasser. Caitlin sah gespannt zu, wie er aus dem steinigen Teich stieg. Und beim Anblick seines nackten, in der Sonne glänzenden Körpers stockte ihr der Atem.

Seine makellose Schönheit paßte an diesen verzauberten Ort, an den sie sich zurückzog, um ihren Träumen nachzuhängen. Das verwunschene Fleckchen Erde in den Ausläufern der Rocky Mountains, verborgen hinter hohen Tannen, war ihr Zufluchtsort, ihr sorgsam gehütetes Geheimnis, das niemand kannte, nur Jake McCord. Ein von Schmelzwasser gespeister Wildbach, der sich in einem tosenden Wasserfall über die schroffen Granitfelsen ergoß, hatte den Stein zu einem Becken ausgehöhlt, tief und breit genug, um darin zu schwimmen, wenn man die Kälte nicht scheute. Farne, Moose und Gebirgsblumen gediehen in üppiger Pracht, deren würziger Duft die klare Bergluft erfüllte, berauschend wie schwerer Wein.

Atemlos beobachtete Caitlin den Geliebten, wie er das felsige Ufer erklomm und nackt vor ihr stand. Wassertropfen liefen in glitzernden Rinnsalen seinen sehnigen Körper entlang, hingen funkelnd im goldschimmernden Kraushaar seiner Brust und Lenden.

Während sie ihn beobachtete, legte Jake die Hände an die schmalen Hüften, spreizte die langen muskulösen Beine in selbstbewußter, ein wenig hochmütiger Haltung und lächelte träge.

»Gefällt dir das, was du siehst, Cat?«

Und ob es ihr gefiel. Die Schönheit seiner Gestalt, seine männliche Kraft faszinierten sie. Er war hochgewachsen und gertenschlank mit schmalen Hüften, breiten Schultern und muskelbepackten Schenkeln und Armen. Sein Körper war durchtrainiert und gestählt von zahllosen Stunden, die er beim Viehtreiben im Sattel verbrachte.

»Vielleicht gefällt es mir«, entgegnete sie schnippisch. »Doch das behalte ich lieber für mich, sonst schwillt dir nur der Kamm.«

Um seine grünen Augen bildete sich ein Kranz feiner Lachfältchen, die Caitlin bezaubernd fand und über die sie sich gelegentlich ärgerte.

»Wenn du mich weiter so ansiehst, schwillt mir gleich etwas ganz anderes.«

Bei seiner unverblümten Andeutung wanderte ihr Blick magisch angezogen über seinen nassen, glänzenden Körper nach unten, wo sein Brusthaar sich zu einem schmalen Streifen verengte, den flachen Bauch entlang zog und zwischen den Schenkeln wieder weitete. Sie konnte den Blick von seiner Männlichkeit nicht wenden. Caitlin spürte die Hitze, die ihr in die Wangen stieg, und wußte, daß Jake sie absichtlich neckte, um sie zum Erröten zu bringen. Er bewegte sich völlig selbstverständlich in seiner Nacktheit, ungeniert wie ein gesundes Tier, für das der Geschlechtstrieb so natürlich war wie die Luft zum Atmen. Jake hatte sich vorgenommen, den Liebesakt für Caitlin ebenso natürlich zu machen. Er wollte, daß sie ihre Scheu verlor, die ihr von Kindheit an beigebracht wurde.

Dabei war sie kein prüdes oder schüchternes Mädchen. Die Tochter einer Schauspielerin wurde von den gesitteten Matronen der Gemeinde Greenbriar gern als freche Range bezeichnet. Und sie hatte ein aufbrausendes Temperament. Jakes Freizügigkeit aber machte sie befangen.

Sie war auch nicht zimperlich. Es war nur alles so neu für sie. Sie hatte sich ihm erst dreimal hingegeben. Dies war der dritte Nachmittag, den die beiden im Liebesspiel miteinander verbrachten und Jake sie in die Geheimnisse der körperlichen Liebe einweihte.

Dieser Mann, der ihr Feind sein sollte, war nun ihr Geliebter. Eine ganze Generation lang waren ihre Familien in einen tödlichen Kampf verstrickt ‒ das Rinderimperium gegen das Königreich der Schafzucht. Jedesmal, wenn sie an diesen Felsteich kam, glaubte Caitlin, Verrat an ihrem Vater zu begehen. Obwohl es zu Blutvergießen, Haß und Zerstörung gekommen war, hatte sie sich in Jake verliebt. Bereits zwei Sommer lang belog sie ihren Vater und traf sich heimlich mit Jake an diesem verschwiegenen Teich im Wald. Und schließlich war sie der feurigen Leidenschaft erlegen, die sich zwischen Jake und ihr zu einer explosiven Spannung aufgestaut hatte ‒ ein Ergebnis, das Jake Monate zuvor vorhergesagt hatte.

Als sie heute zum Wasserfall gekommen war, hatte Jake bereits ungeduldig gewartet, hatte ihr, noch ehe sie richtig vom Pferd gestiegen war, das Mieder aufgeknöpft und die Bluse hochgezerrt, um ihre Brüste seinen hungrigen Lippen zu entblößen. Auf seine Bitte hin trug sie kein Korsett, wenn sie zum Stelldichein kam, obwohl das für ein junges Mädchen aus gutem Hause höchst unschicklich war.

Nun zogen seine Lippen sich zu einem verwegenen Lächeln hoch, seine unverschämt grünen Augen blitzten herausfordernd im hellen Kranz der Lachfältchen.

Sie fühlte sich geschmeichelt, wenn er sie wie eine seltene Kostbarkeit ansah, wenn er andachtsvoll ihre Schönheit bewunderte. Dabei war sie im herkömmlichen Sinn gar nicht wirklich schön. Sie war erst achtzehn und noch nicht voll entwickelt. Sie würde es wohl nie zu üppigen Formen bringen. Mit ihren kleinen Brüsten und schmalen Hüften sah sie in Hosen beinahe wie ein Junge aus. Jake schien das nicht zu stören, der Hingabe nach zu schließen, mit der er den Liebesakt mit ihr vollzog. Er gab ihr das Gefühl, die einzige Frau auf der Welt zu sein, die ihm etwas bedeutete.

Sein glühender Blick löste ein köstliches Prickeln in ihrer Leibesmitte aus. Die heiße Sonne brannte auf ihrer nackten Haut, trocknete die Wassertropfen, die nach dem Schwimmen noch an ihr hingen. Doch die Sonnenstrahlen waren nichts im Vergleich zu Jakes heißem Blick. Er betrachtete ihren hellen Körper begehrlich lauernd wie seine Beute, als überlege er, wie er sie am besten verschlingen sollte.

»Ich finde nichts dabei zu gestehen, daß mir das, was ich sehe, ausgesprochen gut gefällt«, meinte Jake sinnend. »Du hast schöne Brüste. Rosig und fest. Und sie flehen mich an, an ihnen zu nuckeln.«

»Jake!« Caitlins Wangen übergossen sich mit Röte.

Er grinste frech. »Du bist bald meine Frau. Ich darf dich bewundern, wenn mir danach ist.«

»Noch sind wir nicht verheiratet! Und du darfst nicht so unanständige Dinge sagen.«

»Dein Hinterteil gefällt mir auch«, meinte er anerkennend, ohne auf ihren Protest zu achten. »Auch wenn er kaum groß genug ist, um in meine Hände zu passen. Und diese Rosenknospe zwischen deinen Schenkeln …« Er leckte sich genüßlich die Lippen wie ein Kater, der an der Sahne genascht hatte.

»Jacob McCord, hör auf damit!«

Seine blitzenden Augen luden sie ein, an dem Spiel teilzunehmen. »Tja Cat, dafür ist es nun zu spät.«

Ja, es war wirklich zu spät. Entzückt und befangen zugleich sah sie, wie seine nackte Männlichkeit schwoll und sich zwischen seinen Schenkeln hochreckte.

Caitlin schüttelte den Kopf, ließ ihr rabenschwarzes Haar ins Gesicht fallen, um ihre flammenden Wangen zu verbergen. Jake war schamlos. Und er verleitete sie dazu, ebenfalls schamlos zu sein. Beim Anblick seiner Erektion stieg Hitze in ihr auf; eine bebende Sehnsucht, eine kribbelnde Spannung zog sich in ihrer Mitte zusammen.

Er nannte sie Cat, seine Katze, dabei war er es, der einer Katze glich … ein geschmeidiger Berglöwe mit goldener Mähne und leuchtendgrünen Augen.

Wie ein Puma kletterte er mit faszinierender Geschmeidigkeit den sonnigen Felsen herauf, auf dem sie lag, blieb vor ihr stehen und präsentierte ihr seine mächtig erregte Männlichkeit mit Stolz und blitzendem Schalk in den Augen. Dann beugte er sich vor, schüttelte sein langes nasses Haar und bespritzte ihre heiße Haut mit Wassertropfen.

»Jake!«, japste sie.

Lachend legte er sich neben sie. »Zu dumm, jetzt muß ich das Wasser ablecken.«

Zuerst liebkoste er ihre linke Brust, und Mund und Zunge saugten an der rosigen Knospe. Caitlin bäumte sich in süßer Wonne auf, und er mußte ihr die Schultern nach hinten drücken, damit ihm ihre Brust nicht entglitt. Als er sich auf sie legte, entfuhr ihr ein kleiner Schrei bei der Berührung seiner kalten Haut.

»Jake! Du bist eiskalt.«

»Ich weiß. Wärme mich, Cat«, raunte er mit belegter Stimme und seine kantigen Gesichtszüge wurden weich und zärtlich.

Er ließ ihr keine Zeit zu protestieren, seine Härte drängte sich zwischen ihre Schenkel. Seine Finger in die ihren verschränkt, hob er ihr die Hände über den Kopf. Dann umfingen seine Lippen ihren Mund zu einem langen, innigen Kuß.

Sie ließ es willig geschehen. Jake löste seine Finger und streichelte sie. Sie liebte das Gefühl seiner schwieligen Hände auf ihrer zarten Haut. Sie liebte es, seine weichen Lippen zu spüren. Vor Jake hatte sie nicht gewußt, zu welch heftigen Empfindungen sie fähig war; wie sehr sie es genoß, begehrt zu werden. Ihr Körper gehörte nicht mehr ihr. Jake hatte ihn mit seinen Zärtlichkeiten vereinnahmt und in Beschlag genommen.

Seine Lippen bewegten sich auf ihrer sonnendurchglühten Haut zur Kehle, das Schlüsselbein hinunter zu den nackten, bebenden Brüsten. Caitlin keuchte, als seine Zunge eine rosige Brustspitze umkreiste, die sich ihm entgegenreckte. Sie spürte, wie ihre Knospen im süßen Schmerz sich zu harten Spitzen aufrichteten.

»Ja, meine Wildkatze«, murmelte er liebevoll an ihrer Haut. »Ich bringe dir das Schnurren bei.«

Er knabberte und lutschte noch immer an ihrer Brustspitze, während seine Hand nach unten glitt und seine Finger sich in das seidige Kraushaar zwischen ihren Schenkeln gruben.

Caitlin wimmerte leise. Jake schien alles über den Körper einer Frau zu wissen; er fand jede empfindsame Stelle, jede Vertiefung und Erhebung; er wußte, wie er sie vor Wonne zum Jauchzen brachte. Ihr Puls hämmerte, sie klammerte sich an seine nackten Schultern, ihre Finger krallten sich in seine harten Muskeln, als seine Lippen und seine Zunge sich im Kuß im langsamen, erregenden Rhythmus seiner Finger bewegten.

»Ja, so ist es gut … schnurre für mich, Cat …«

Ihr Blut kochte, sie fieberte der Erlösung aus der köstlichen Folter zwischen ihren Schenkeln entgegen.

»Jake …« Sein Name war ein gehauchtes Flehen.

Sie schluchzte vor Glück und Gier, als er sich endlich auf sie legte. Seine Lippen bedeckten ihr erhitztes Gesicht mit Küssen, seine Finger strichen ihr das schimmernde Haar aus der Stirn.

Doch sie wollte keine Zärtlichkeit. Sie wollte kein Zögern. Als er an der Pforte ihrer Weiblichkeit verharrte, wölbte sie sich ihm entgegen … drängte sich an ihn, bis er in sie glitt, tief eindrang, sie mit seiner Erektion ausfüllte … sich endlich völlig in sie senkte und ihr weiches Fleisch seine Härte zuckend umschloß.

Caitlin seufzte wohlig, als sie ihn in sich aufnahm.

»Halt mich fester, Cat …«

Auf seine heisere Bitte schlang sie die Beine um seine schmalen Hüften, wie Jake es ihr beigebracht hatte und genoß seinen harten Schaft in ihrer glatten, samtweichen Weiblichkeit. Sie spürte, wie seine Gesäßbacken sich zusammenzogen, als er sich in langsamen, rhythmischen Stößen in sie trieb.

Die Flammen der Leidenschaft schlugen höher, sie nahm ihn tiefer in sich auf, sehnte sich nach den unbeschreiblichen Wonnen, die sie hoch hinauf zu den Sternen trugen, wenn sie in der Vereinigung ineinander verschmolzen. Mit erneuter Heftigkeit hob sie ihm ihren schlanken Leib entgegen, stieß ihre Hüften vor, paßte sich seinen harten rhythmischen Stößen an.

»Langsam, Liebes, langsam«, flüsterte Jake heiser an ihrem schweißbedeckten Hals. Er keuchte schwer, da ihn ihre kreisenden Hüftbewegungen maßlos erregten. Und dann konnte sie nicht mehr an sich halten.

Entfesselt kreiste sie die Hüften, stieß sich ihm entgegen; seine Lippen tranken ihr wildes Stöhnen. Sie erbebte, Schauer durchzuckten sie, sie zerbarst in schwindelnden Spiralen, schrie seinen Namen, krallte sich wie eine Ertrinkende an seinen nackten Rücken, während die Wogen der Verzückung durch sie pulsierten.

Jake stieß tief in sie, als sie das Bewußtsein allmählich wieder erlangte. In lustvoller Benommenheit hörte sie sein wildes Stöhnen, seine heiser gestammelten Worte ‒ »Cat, oh Cat…« Sein Körper spannte sich in ihren Armen und entlud sich in heftigen Zuckungen. Sie genoß die Gewalt seiner Explosion, kostete jeden Pulsschlag seiner berstenden Entladung und spürte seinen heißen Samen tief in ihren Leib strömen.

Ihren Mund an die feuchte, seidige Haut seiner Brust gepreßt, lächelte Caitlin erschöpft und beglückt, ihren schönen Geliebten in solche Höhen ungezügelter Leidenschaft getragen zu haben. Sie genoß es, als er ermattet über ihr zusammenbrach und sein Gesicht an ihrem Hals barg.

Nach langen, köstlich trägen Augenblicken hob er sich von ihr, rollte auf den Rücken und seufzte tief.

»Geht’s dir gut?«, fragte er leise.

»Mmmm.« In wohliger Zufriedenheit schmiegte Caitlin sich an ihn und genoß den Schwebezustand der Glückseligkeit. Nackt, von der Sonne gewärmt, von einer leichten Brise umspielt, vom Moschusduft des Liebesaktes berauscht… all die überwältigenden Gefühle von Zärtlichkeit, Nähe und Gemeinsamkeit genießend. Wenn sie nur immer so mit ihm liegen könnte.

Auch er kostete das beseligende Glück dieser zärtlichen Momente. Caitlin wunderte sich noch immer, warum Jake sie gewählt hatte; er, der jede Frau haben könnte. Die Brüder MacCord waren sehr beliebt bei den Frauen. Jake und sein älterer Bruder Sloan waren verwegene Teufelskerle, wobei Jake der wildere von beiden war. Ein schwarzes Schaf, wenn es je eins gegeben hatte ‒ wobei er es nicht gern hörte, wenn man ihn so nannte, dachte Caitlin mit einem schläfrigen Lächeln. Kein Rinderzüchter, der etwas auf sich hielt, wollte etwas mit Schafen zu tun haben, die für ihn nur stinkende Wollknäuel waren.

Die Verwegenheit, die Jake ausstrahlte, übte eine magische Anziehungskraft auf die Damen aus. Mit seinem Teufelslächeln verdrehte er jeder Frau den Kopf. Und jede Frau wäre gerne die Erwählte, die den wilden, rauhen Naturburschen zähmte.

Caitlin wußte in der ersten Sekunde, als er sie in ihrem Versteck überraschte, daß es mit ihm nur Ärger geben würde.

Auf der Suche nach ein paar verlaufenen Kälbern hatte Jake ihr verwunschenes Plätzchen entdeckt, wohin sie sich zurückzog, um ihren Träumen von der Karriere einer berühmten Schauspielerin nachzuhängen … und um Texte großer Frauenrollen zu deklamieren.

Beim ersten Mal hatte sie die Flinte auf ihn gerichtet, da sie dem Sohn des Erzfeindes ihres Vaters tiefes Mißtrauen entgegenbrachte. Doch Jake hatte ihren Argwohn rasch mit seinem Charme zerstreut, er hatte sogar geklatscht über ihre Darbietung der Julia aus Shakespeares Drama Romeo und Julia. An jenem Nachmittag hatte sich eine verbotene Freundschaft angebahnt, die schließlich zu etwas weitaus Schönerem anwachsen sollte.

Verboten war ihre Freundschaft wegen der Feindschaft zwischen ihren Familien. Adam Kingsly und Ben McCord waren Besitzer von angrenzenden Ländereien in den Ausläufern der Rocky Mountains in Colorado. Beide waren Anführer und Befehlshaber in einem Grenzstreit, einem Krieg zwischen Schafzüchtem und Rinderzüchtern, einem Krieg, der im Lauf vieler Jahre Tod und Vernichtung über das Land gebracht hatte.

Caitlin wünschte sich sehnlichst, die zwanzig Jahre sinnloser Streitigkeiten zwischen den Familien auslöschen zu können. Sie hätte alles darum gegeben, wenn das Blutvergießen aufhören würde. Sie verabscheute die Vorstellung eines ewigwährenden Kampfes zwischen den benachbarten Ranchern. Nicht zuletzt deshalb träumte sie davon, dem Haß und der Bitterkeit zu entfliehen und sich im Osten niederzulassen.

Jake teilte ihre Träume. Sie erstrebte eine Bühnenkarriere wie ihre Mutter, die eine berühmte Schauspielerin werden wollte wie Moira Flynn, bevor Adam Kingsly sie nach Colorado schleppte, wo er eine Schafzucht gründete, damals im Goldrausch des Jahres 1859.

Auch Jake liebte das Abenteuer. Er fieberte danach, den Wilden Westen zu erobern, wollte auf eigenen Beinen stehen. Ihn hielt nur seine Liebe zu seinem Vater und seinem Bruder zurück, und die große Rinderranch, auf der seine Arbeitskraft gebraucht wurde. Und jetzt Caitlin. Er sagte häufig, Cat und er seien vom selben Schlag, oft hatten sie dieselben Gedanken ‒ so wie jetzt. Sie wußte, was er sagen würde, bevor er den Mund aufmachte.

»Wann willst du es deinem Vater beibringen?«, hörte sie Jakes leise Stimme.

Er lag auf der Seite, langgestreckt wie ein Puma in der Sonne. Doch seine grünen Augen waren wachsam und ernst.

»Bald«, antwortete sie ausweichend. Sie hatte Angst, ihrem Vater zu gestehen, daß sie einen McCord liebte. Papa würde ihr das nie vergeben. Sie fürchtete, daß er Jake etwas antun könnte, wenn er die Wahrheit erfuhr.

»Ich will nicht länger warten, Cat. Ich verabscheue diese Heimlichkeiten.« Jake furchte die Stirn, spielte zerstreut mit einer ihrer feuchten Haarsträhnen, die an ihrem Busen klebte. »Ich hätte Lust, heute zu euch hinüberzureiten, und ihm die Wahrheit zu sagen.«

Caitlin schüttelte den Kopf. »Das darfst du nicht, Jake. Wenn Pa erfährt, was wir tun, bringt er mich um und dich auch. Auf jeden Fall wird er mir verbieten, dich zu heiraten.«

»Na und? Dann brennen wir eben durch, suchen uns einen Prediger, der uns traut, dann kann dein Vater nicht mehr über dich bestimmen. Dann bist du keine Kingsly mehr sondern eine McCord. Wir leben auf unserer Ranch gemeinsam mit meinem Vater und Sloan.«

»Was ist, wenn die beiden das nicht wollen?«

»Sie haben nichts dagegen.«

»Wie bitte?« Caitlin blieb der Mund offen stehen. »Du hast deiner Familie von uns erzählt?«

Jake zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Ich mußte erklären, warum ich mich so oft vor der Arbeit drücke. Und ich wollte meinen Vater darauf vorbereiten, daß es bald eine Hochzeit in der Familie geben wird.«

»Wie … wie hat dein Vater es aufgenommen?«

»Gar nicht schlimm, wenn man die Umstände bedenkt.« Jake grinste säuerlich. »Ich habe ihm keine Gelegenheit gegeben, mit mir zu streiten. Sloan scheint sich für mich zu heuen ‒ er brachte sogar einen Trinkspruch auf uns beide aus. Aber mein Vater … trotzdem mache ich mir keine Sorgen. Er wird dich lieben, wenn er dich erstmal kennt.«

»Jake …«

Bei ihrem ängstlichen Gesichtsausdruck legte er einen Finger an ihre Lippen. »Du wirst doch jetzt keinen Rückzieher machen, Cat? Ich dachte, du empfindest wie ich.«

»Das schon. Aber du verlangst von mir, meine Familie zu verlassen, Jake. So einfach ist das nicht. Stell dir vor, ich würde von dir verlangen, deine Familie zu verlassen und mit mir und meinem Vater zu leben.«

Jake schnitt eine Grimasse. »Du weißt, ich würde für dich durchs Feuer gehen, Cat. Aber es gibt Grenzen. Mit deinem Vater unter einem Dach zu leben oder mich mit dämlichen Schafen abzugeben, nein, das ginge zu weit.«

»Schafe sind nicht dämlich! Auch nicht dämlicher als deine blöden Kühe.«

»Rinder«, verbesserte er automatisch, wollte sich aber nicht auf den uralten Streit einlassen. Er sah sie forschend an, sein Blick tauchte in die blauen Tiefen ihrer Augen. »Du könntest schwanger werden, hast du daran gedacht? Würde es dir nichts ausmachen, ein Kind von mir zu bekommen, ohne zu heiraten?«

Auch sie hatte an diese Möglichkeit gedacht, hatte sogar lange darüber nachgedacht. Ehrlich gestanden war das sogar einer der Gründe, warum sie Jakes Drängen schließlich nachgegeben und mit ihm den Liebesakt vollzogen hatte. Wenn sie von Jake ein Kind bekäme, könnte ihr Vater die Zustimmung zur Heirat nicht länger verweigern. »Ich sag es ihm schon rechtzeitig.«

»Na, dann bin ich ja beruhigt«, antwortete Jake mit einem sarkastischen Unterton. »Glaubst du, du könntest dich dazu noch in diesem Jahr aufraffen?«

Caitlin verstand seine Ungeduld; ihr ging es nicht anders. Es blieb nicht mehr viel Zeit für ihre heimlichen Treffen. Jake nutzte seine letzten freien Tage vor dem herbstlichen Viehtrieb. Ab Mitte September würde er einen Zwanzig-Stunden-Tag haben, bis die Rinderherden der McCords zum Verladebahnhof nach Denver getrieben waren. Und danach setzte bald der Winter ein.

»Ich mache mir Sorgen um dich, Cat«, sagte Jake leise und eindringlich. »Dein Vater ist ein verbitterter, gefährlicher Mann, und mir gefällt es nicht, dich in Reichweite seiner Fäuste zu wissen, wenn er wieder einen Jähzornsanfall bekommt, weil er getrunken hat.«

Ihr gefiel der Gedanke ebensowenig, doch sie hatte gelernt, Adam Kingsly aus dem Weg zu gehen, wenn er in eine seiner düsteren Stimmungen verfiel und zur Flasche griff. »Er wird mir nichts tun.«

»Das will ich ihm auch geraten haben.«

Caitlin seufzte. Jakes Beschützerinstinkt wärmte ihr das Herz, obschon sein ausgeprägtes Besitzdenken und seine dominante Art ihr gelegentlich zu schaffen machte. Er sprach nie von Liebe. Er hatte sie nie gefragt, ob sie ihn heiraten wolle. Er hatte ihr lediglich gesagt, daß er sie heiraten werde. Punktum. Wie konnte sie wissen, ob er mehr für sie empfand als nur Fleischeslust, mehr als körperliches Verlangen. »Neal wird mich beschützen. Pa hört auf ihn.«

Jake schnaubte verächtlich. »Dein Bruder ist nicht besser als dein Vater.«

Caitlin wandte das Gesicht ab. Ihr Bruder Neal hatte ein liebevolles, sanftes Wesen ‒ zumindest als Junge, bevor er von der Bitterkeit und dem Haß seines Vaters angesteckt worden war; ehe ihm die Gedanken an Vergeltung eingetrichtert worden waren. Neal würde alles tun, um seine kleine Schwester zu beschützen.

»Ich dachte, wir hätten abgemacht, nicht über die leidige Fehde zu sprechen. Und außerdem ist Neal nicht so schlecht wie du denkst.«

»Von wegen.« Jakes Gesicht verfinsterte sich. »Ich weiß, was er mit den hundert Stück Vieh auf unserer Südweide gemacht hat.«

»Dafür gibt es keine Beweise. Neal war nicht an der Sache beteiligt. Im übrigen hat dein Vater bittere Rache genommen.«

»Du hast recht, wir sollten lieber nicht darüber reden. Weil du dich blind und taub stellst für das, was dein Bruder und dein Vater tun.«

»Ich bin nicht blind! Ich bin nur …«

»Loyal. Ich weiß.«

Sie nickte traurig. Sie fühlte sich zwischen der Loyalität zu Vater und Bruder und ihrer Liebe zu Jake hin und her gerissen. Neal hatte seine Schwester nach dem Tod ihrer Mutter praktisch großgezogen. Er hatte sich um sie gekümmert und sie beschützt, wenn ihr Vater einen seiner Ausfälle im Rausch hatte. Er war ihr Bruder und Vater zugleich, ihr schützender Hafen der Liebe. Doch auch er war in den tödlichen Kampf verstrickt wie jeder Mann in der Gegend, einschließlich Jake.

Caitlin schluckte die Kränkung hinunter, schaute zum Himmel, wo die Sonne bald hinter den bewaldeten Bergen sinken würde. »Ich muß gehen. Pa wird sich Sorgen machen, wenn ich zu lange fortbleibe.«

»Was ist mit uns? Wirst du es ihm sagen?«

»Ja. Ich muß nur den richtigen Zeitpunkt abwarten.«

»Beeil dich«, sagte Jake, und seine Stimme klang rauh. »Ich will dich in meinem Bett, jede Nacht… und jeden Tag. Komm, Cat. Ich will nicht, daß du im Groll gehst.«

Caitlins Puls beschleunigte sich bei seiner lüsternen Stimme und dem begehrlichen Feuer seiner Augen. Sie wußte, was dieser fiebrige Blick bedeutete.

Jacke zog sie in die Arme und küßte sie hungrig, und ihre Abwehr schmolz.

Nach seiner leidenschaftlichen Umarmung konnte er sie nicht gehen lassen. Er liebte sie noch einmal, zärtlich, langsam, genußvoll, ehe er endlich von ihr ließ. Beim Anziehen war er ihr eher hinderlich als behilflich, da er darauf bestand, jeden Zentimeter ihrer nackten Haut noch einmal zu küssen.

Er trug nur Hosen, als er sie zum Pferd begleitete und gab ihr einen letzten heißen Kuß, bevor er sie in den Sattel hob. Caitlin lächelte zum Abschied, konnte den Blick nicht von ihm wenden. Jake war barfuß, die Hände in die Hüften gestemmt, mit zerzaustem Blondhaar, ein prachtvoller, stolzer Mann.

Ihr Körper glühte noch von seinen Liebkosungen. Sie zwang sich, das Pferd zu wenden und den Heimweg anzutreten. Sie warf Jake einen letzten Blick über die Schulter zu. Als sie um eine Wegbiegung ritt, verschwand er aus ihrem Blickfeld. Caitlin begann den langen Abstieg ins Tal.

Jake schaute ihr noch eine Weile nach, bevor er zum Ufer des Felsenteichs hinabstieg, die Hose auszog und noch einmal in die eisigen Fluten sprang, zum Wasserfall tauchte und sich unter die tosende Gischt stellte, um einen klaren Kopf zu bekommen. Nicht nur, um sich von Cats Leidenschaft abzukühlen, sondern auch, um seinen Zorn gegen ihren sturen Vater abflauen zu lassen. Adam Kingsly war ein Trunkenbold, der die Treue nicht verdiente, die seine Tochter ihm entgegenbrachte. Wenn Cat das nur einsehen würde. Doch Blutsbande waren stark. Und Jake wußte auch, daß er weniger Achtung vor ihr hätte, wenn sie ihrer Familie den Rücken kehren würde. Aber er wollte unbedingt, daß sie ihr bisheriges Leben aufgab und ihren Bruder verließ, den sie liebte. Er mußte Geduld aufbringen … und das fiel ihm verdammt schwer.

Jake blieb lange im Wasser. Erst als sein Körper vor Kälte taub war, stieg er ans Ufer. Das kalte Bad hatte Caitlin nicht aus seinen Gedanken vertrieben. In letzter Zeit dachte er Tag und Nacht an sie. Besonders nachts, wenn er von ihr träumte, an ihre schlanken Beine dachte, die sie um seine Hüften schlang … Jedenfalls erwachte er oft genug mit einer schmerzhaft prallen Erektion.

Er hatte nicht damit gerechnet, sich in die Tochter seines Erzfeindes zu verlieben. Bevor er Cat begegnete, hatte er vorgehabt, in die Welt zu ziehen, um ferne Länder, fremde Menschen kennenzulernen und seine Freiheit zu genießen. Er hatte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, sich mit einer Frau niederzulassen. Aber mit ihr war alles ganz anders. Cat gehörte zu ihm wie ein fehlendes Stück in einem Puzzlespiel. Wenn sie bei ihm war, hatte er nicht den Wunsch, in die Welt zu ziehen. Und im übrigen, falls er losziehen würde, würde Caitlin mit ihm gehen. Vielleicht war das ohnehin der einzige Weg, sie aus den Klauen ihrer Familie zu befreien. Im Moment hätte Jake freilich nicht mit Sicherheit sagen können, für wen sie Partei ergreifen würde, wenn sie vor die Wahl gestellt wäre.

Er zog sich den zweiten Stiefel an, in Gedanken bei Cat, als er über dem Tosen des Wasserfalls das Knirschen von Stiefeln auf steinigem Grund hörte. Bevor er nach dem Revolvergurt greifen konnte, der auf seinem Hemd lag, hörte er ein zweites unverwechselbares Geräusch: das unheilvolle Klicken eines Revolverhahns, der gespannt wurde.

Jake erstarrte. Mit leicht angewinkelten Armen und offenen Händen drehte er langsam den Kopf. Ein sechsschüssiger Colt war in Brusthöhe auf ihn gerichtet. Hinter dem Lauf fixierten ihn die kalten blauen Augen von Caitlins Bruder Neal.

Weder Vater noch Bruder waren zu Hause, als Caitlin auf das stattliche Ranchhaus zuritt, das Adam Kingsly vor fünfzehn Jahren erbauen ließ.

Er hatte den Bauplatz gut gewählt. Die Ranch schmiegte sich an die östlichen Ausläufer der Rockies, umgeben von saftigem Weideland und mehr als genügend Wasservorkommen; zwei Bedingungen, ohne die eine Schafzucht unmöglich wäre. In der Ferne, hinter dem Haus, den Stallungen und Pferchen ragten die majestätischen Berggipfel auf, deren Hänge mit prächtigen Tannen und Fichten bewachsen waren. Caitlin liebte dieses Land, auch wenn sie die Streitigkeiten haßte.

Die Abwesenheit ihres Vaters beunruhigte sie keineswegs. Die Männer ritten vermutlich in den Hügeln die Schafweiden ab.

Schafzucht war schwieriger als Rinderzucht, da die Tiere regelmäßig geschoren und durch Desinfektionsbäder getrieben werden mußten. Außerdem brauchten sie Schutz vor Raubtieren und im Winter vor Kälte und Schnee. Und ständig bestand die Gefahr, daß sie sich verirrten. Sie waren wirklich dämlich, wie Jake behauptete, obwohl Caitlin eher eine Handvoll Pfefferschoten gegessen hätte, ehe sie ihm zugestimmt hätte.

Die Kingslys beschäftigten für die etwa tausend Schafe einige Dutzend Schäfer, vorwiegend Basken aus Nordspanien. Die Männer verbrachten Tag und Nacht bei ihren Herden und schliefen in Schäferkarren oder roh gezimmerten Schuppen; die einzige Gesellschaft waren ihre Hunde. Ein einsames Leben, einsamer noch als das der Cowboys, und selbst das gab Anlaß zu Streitereien zwischen Schafranchern und Rinderzüchtern.

Seufzend betrat Caitlin ihr Schlafzimmer im hinteren Teil des Hauses. Ihr ganzes Leben war von dem Nachbarschaftskrieg überschattet. Beide Seiten brachten nicht das geringste Verständnis füreinander auf, sondern waren nur von erbittertem Haß beherrscht.

Vielleicht würde Caitlins Ehe mit Jake einen Weg öffnen, um Frieden zu schließen. Vielleicht würden Adam Kingsly und Ben McCord die Vergangenheit hinter sich lassen, wenn ihre Kinder eine gemeinsame Zukunft ins Auge faßten. In einem Punkt hatte Jake recht. Sie mußte all ihren Mut zusammennehmen und es ihrem Vater sagen ‒ und zwar bald, das bestätigte ihr ein Blick in den großen Drehspiegel.

Das Haar hing ihr in zerzausten Strähnen ins Gesicht. Sie sah aus wie eine junge Frau, die ausgiebig geliebt worden war. Ihre blauen Augen leuchteten, ihre Wangen glühten rosig, ihre Lippen waren von leidenschaftlichen Küssen geschwollen, ihre harten Brustspitzen zeichneten sich durch den dünnen Stoff ihrer Bluse geradezu anstößig ab. Schuldbewußt brachte sie ihre Erscheinung in Ordnung. Wenn ihr Vater sie in diesem Zustand sähe, müßte sie ihm nichts mehr über ihren Liebhaber sagen. Er wüßte Bescheid.

Sie hatte begonnen, das Abendessen in der Küche zuzubereiten, als sie draußen laute Stimmen hörte. Beunruhigt wischte Caitlin sich die mehligen Hände an der Schürze ab und trat ans Küchenfenster mit den gelben Chintzvorhängen. Aus der Schlafbaracke rannten einige Männer zum Pferdekorral. Drei Reiter kamen von den Hügeln herunter geritten. In einem erkannte sie die wuchtige, untersetzte Gestalt ihres Vaters. Er schien etwas quer über den Sattel vor sich liegen zu haben.

Caitlins Magen krampfte sich zusammen. Nicht schon wieder. Wie oft hatte Adam Kingsly ein totes Schaf nach Hause gebracht, vergiftet oder erschossen von den feindlichen Cowboys! Doch diese Last sah nicht aus wie ein Schaf. Es sah eher aus wie ein … Mensch.

Kälte kroch in ihr hoch, ein schales Gefühl von Übelkeit breitete sich in ihrer Magengrube aus. Caitlin hastete blindlings zur Tür und trat auf die hintere Holzveranda.

Der Sommerabend war ungewöhnlich warm, obgleich die Sonne bereits hinter den Beigen gesunken war. Vielleicht lag es an der Hitze, daß sie so kurzatmig war und ihr Herz bis zum Hals schlug.

Zitternd, in unerklärlicher Beklommenheit hielt Caitlin sich am Geländer der Holzveranda fest, es war ihr unmöglich, einen Schritt weiterzugehen.

Ihr Vater ritt den kräftigen Kastanienbraunen im Schritt auf sie zu; es dauerte eine Ewigkeit, ehe er an den Verandastufen Halt machte. Sein sonnengebräuntes Gesicht war schmerzverzerrt, seine staubbedeckten Wangen wiesen helle Tränenrinnsale auf.

Das aber nahm Caitlin kaum wahr. Ihr Blick heftete sich auf die Last in den Armen ihres Vaters, auf das Blut, das aus dem Rücken des Baumwollhemdes sickerte.

»Er ist tot!«, sagte Adam so heiser und gepreßt, daß sie ihn kaum verstehen konnte.

Caitlin mußte nicht fragen, wer der tote Mann war, der mit dem Gesicht an der Brust ihres Vaters lag. Sie erkannte das schwarze Haar, ein Vermächtnis ihrer irischen Mutter.

Sie weigerte sich, die Wahrheit zu erfassen. Ihre Kehle war zugeschnürt. Die Worte, die sie nicht aussprechen konnte, kreischten in ihrem Kopf. Nein, bitte lieber Gott … Neal … nein …

Schwankend hielt sie sich mit einer Hand an der Brüstung fest; mit der anderen, zur Faust geballt, schlug sie sich gegen die Brust, als wolle sie dem brennenden Schmerz, der ihr Inneres zerfraß, Einhalt gebieten. Schwindel und Übelkeit drohten sie zu übermannen, sie fürchtete, das Bewußtsein zu verlieren. Ein abgehacktes Stöhnen kam aus ihr, sie erkannte in den tierischen Lauten ihre eigene Stimme nicht wieder. Nein, das durfte nicht sein. Jeden Augenblick würde sie aus diesem Alptraum erwachen. Das war nicht der blutgetränkte, leblose Körper ihres Bruders. Lieber Gott, nein.

Die Tränen liefen ihr heiß über die Wangen und erstickten sie beinahe. Starr und verschwommen suchte sie das Gesicht ihres Vaters.

»Was …« Das Wort war nur ein heiseres Krächzen. Sie rang nach Atem, gegen die bleierne Schwere in ihrer Brust, sie schluckte und versuchte es von neuem. »W… was ist passiert?«

Adam riß den Kopf hoch und starrte sie an. Seine rotgeränderten Augen brannten vor Zorn. »Jake McCord, das ist passiert! Der Hurensohn hat deinen Bruder umgebracht.«

»Nein.« Ihre Stimme klang hohl. »Das darfst du nicht sagen.«

»Und ob ich das darf, verfluchtes Weib! Er hat deinen unbewaffneten Bruder kaltblütig erschossen. Und nur wegen dir.«

Aschfahl im Gesicht schüttelte sie mechanisch den Kopf. Ihr Vater hatte vor Trauer um den Tod seines einzigen Sohns den Verstand verloren. Er beschuldigte jeden und alles, allen voran seinen Erzfeind, er ging sogar auf seine Tochter los. »Ich glaube es nicht. Jake würde nie …«

»Es gibt Zeugen. Shorty und Placido haben es beide gesehen.«

Wie in Trance wandte Caitlin ihr starres Gesicht den beiden anderen Reitern zu. Shorty Davis grinste schief. Sie mochte den drahtigen, wettergegerbten Rancharbeiter nicht, auf den ihr Vater große Stücke hielt. In Shortys Gegenwart fühlte sie sich unbehaglich, und seine lüsternen Blicke ekelten sie. Nun wich sie unter dem hämischen Funkeln seiner unsteten, kleinen Augen zurück.

»Es stimmt, Miß Kingsly. Der Hurensohn knallte ihn einfach ab. Neal hatte keine Chance.«

»Das ist unmöglich. Sie irren sich. Sie lügen.«

Shortys herablassendes Feixen verursachte ihr Brechreiz. »Es war glatter Mord. Fragen Sie Placido, wenn Sie mir nicht glauben.«

Caitlin wandte sich hilflos an den dritten Reiter, ihr Blick ein inständiges Flehen. Der dunkle Baske Placido Flores war ein altgedienter und erfahrener Schäfer, den sie seit ihrer Kindheit kannte. Er hatte ihr geholfen, ihr erstes von der Mutter verstoßenes Lämmchen mit der Flasche großzuziehen. Sie vertraute ihm, er würde ihr die Wahrheit sagen.

»Placido, das ist nicht wahr«, flüsterte sie heiser. »Jake McCord hat meinen Bruder nicht getötet.«

Der baskische Schäfer saß bleich und stumm im Sattel, trügerische Hoffnung kroch in ihr hoch. »Si, Senorita, es ist wahr.« Er wandte den Blick. Doch Caitlin bemerkte die Tränen in seinen Augen, hörte das Beben in seiner Stimme. »Es stimmt, was Ihr Vater sagt.«

»Hast du es gesehen?«

»Si, ich war dabei.«

Die Knie drohten unter ihr wegzusacken, sie klammerte sich am Geländer fest. Nein!, schrie ihr Herz. Der Mann, den sie liebte, konnte ihren Bruder nicht umgebracht haben. Wie aber sollte sie die wachsende Beweislast entkräften?

Sie zitterte haltlos und wiegte mechanisch den Kopf hin und her. »Warum? Warum sollte er das tun?«

Shorty antwortete für den Schäfer, in seiner Stimme schwang wieder dieser hämische Ton. »Weil Neal ihm sagte, er solle seine dreckigen Pfoten bei sich behalten, und McCord etwas dagegen hatte, sich befehlen zu lassen. Er zog einfach seine Kanone und schoß.«

Adam Kingsly mischte sich zornentbrannt ein. »Dein Bruder wollte dich beschützen, das ist alles, du verfluchtes Miststück!«

Caitlin hörte nicht, was ihr Vater sagte. »Jake … wo ist er?«

Sie mußte mit ihm reden, irgendwie mußte sie die Wahrheit herausfinden.

»Er ist abgehauen«, antwortete Shorty. »In die Berge geflohen.«

Ihr Vater ballte die Fäuste, seine Schultern bebten vor Wut. »Aber ich finde den Kerl, bei Gott! Ich stelle einen Suchtrupp zusammen, da mag der idiotische Marshal sagen, was er will. Ich bringe Jake McCord an den Galgen, das schwöre ich!«

Caitlin schüttelte wieder den Kopf, sie konnte es immer noch nicht fassen. Der Schock betäubte ihren Körper und ihren Verstand. Sie empfand keinen Schmerz. Aber sie folgte einem Impuls, ihren Vater zu trösten, zwang sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen, stieg die Stufen hinunter und ging mit ausgestreckten Händen auf ihren Vater und den leblosen Bruder zu.

Der alte Kingsly fuhr zurück, hielt seinen toten Sohn an sich gedrückt. »Bleib mir vom Leib! Faß ihn nicht an, Schlampe! Du bist nichts weiter als eine Hure!«

Caitlin zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen und blieb wie angewurzelt. Sie war fassungslos.

»Ich weiß Bescheid, Hure! Verräterin! Es ist deine Schuld. Wenn du dich nicht mit dem Bastard eingelassen hättest, wäre mein Sohn noch am Leben.«

»W … was … meinst du damit?« preßte sie heiser hervor.

»Neal wäre dem Mordbuben nie nachgegangen, wenn du nicht mit ihm gehurt hättest. Er wollte dich nur beschützen.«

Sie hob eine zitternde Hand an die Schläfe. Sie beschützen? Hatte Neal von ihrer Affäre mit Jake gewußt? Hatte er Jake zur Rede gestellt und war getötet worden, weil er ihre Ehre verteidigte?

Ein entsetzlicher Verdacht kroch plötzlich in ihr hoch. Ihr Bruder war zu einem solchen Akt der Ritterlichkeit fähig. Der Gedanke war unerträglich, daß Neal wegen ihr sterben mußte.

Sie sah in gelähmtem Schock, wie Adam Kingsly die Leiche einem der stumm danebenstehenden Rancharbeiter aushändigte und vom Pferd stieg. Ihr Vater wirkte älter als achtundvierzig. Seine starken Hände zitterten, als er seinen toten Sohn wieder in die Arme nahm und die kostbare Last ins Haus trug.

Als Caitlin ihm folgen wollte, fuhr Adam herum und brüllte sie an. »Du hast in meinem Haus nichts zu suchen! Geh! Geh zum Teufel und komm mir nie wieder unter die Augen. Du bist nicht mehr meine Tochter, hast du verstanden?! Fahr zur Hölle!«

Seine Worte trafen sie wie Peitschenhiebe, stachen ihr wie Dolche ins Herz. Sie taumelte rückwärts, eine Hand vor den Mund gepreßt, um nicht laut zu schreien. Der grausame Schmerz schwoll in ihrer Brust wie ein bösartiges Geschwür, als sie zusah, wie ihr Vater mit ihrem toten Bruder Neal im Haus verschwand.

Sie wankte, ihr Atem ging stoßweise, keuchend. Sie zuckte zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Placido war vom Pferd gestiegen und sah sie traurig an. Seine dunklen Augen waren voll Trauer und Besorgnis.

»Senorita, sind Sie in Ordnung?«

Ein unartikuliertes Wimmern entrang sich ihrer Kehle. Nein, sie würde nie wieder in Ordnung sein, nie wieder. Ihr war, als hätte man ihr das Herz aus der Brust gerissen. Ihr Bruder war tot, und sie trug die Schuld an seinem Tod. Neal hatte angenommen, sie brauchte Schutz und war erschossen worden, weil er sie verteidigen wollte. Sie hätte ihm von Jake erzählen müssen, hätte ihm von ihrer Liebe zum Erzfeind der Familie erzählen müssen.

Caitlin wandte sich brüsk ab, unfähig, den Trost des Hirten anzunehmen. »Bitte … lassen Sie mich doch in Ruhe.«

Sie nahm nicht mehr wahr, wie er sich entfernte und die Pferde in den Korral brachte. Sie wußte nur, daß sie allein mit ihrem Schmerz war.

Jake, wo bist du?, schrie es stumm aus ihrem wunden Herz.

Tränen verschleierten ihren Blick, als sie zu den Bergen hinüberschaute, wo sie noch vor wenigen Stunden unendlich glücklich war. Sie konnte nicht glauben, daß Jake ein kaltblütiger Killer war. Vielleicht hatte es einen Kampf gegeben, in dem er ihren Bruder erschossen hatte, aber er war kein Mörder. Er würde nie ein unschuldiges Leben auslöschen. Auch wenn Placido dachte, er sei Zeuge eines Mordes gewesen, es mußte eine andere Erklärung geben. Sie mußte mit Jake sprechen, sie mußte seine Version der Tragödie hören. Sie mußte die Wahrheit aus seinem Munde hören, bevor ihr wutschnaubender Vater ihn ausfindig machte …

Erneutes Grauen krampfte Caitlins Magen zusammen, als sie an den Schwur ihres Vaters dachte, er wolle einen Suchtrupp zusammenstellen und Jake aufspüren. Sie mußte ihn vorher finden. Sie mußte ihn in den Hügeln suchen und warnen …

»Jake, ich weiß, daß du es nicht getan hast«, flüsterte sie tonlos und ging wie in Trance zur Koppel, um ihr Pferd zu holen.

Sie konnte nicht an seine Schuld glauben, sie ließ es nicht zu. Sie liebte ihn. Er würde nie und nimmer ihr Glück mutwillig und herzlos zerstören … Oder doch?

Kapitel 1

Colorado, Juni 1886

Das Fahndungsplakat im hintersten Winkel des Gemischtwarenladens von Greenbriar war schon vergilbt und an den Ecken eingerissen, gab aber ein wahrheitsgetreues Abbild des Mannes wider, den sie einst geliebt hatte. Gegen ihren Willen hob Caitlin die Hand und berührte das verblichene Plakat mit behandschuhten Fingerspitzen.

Ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen, als sie die Linien des markant schönen Gesichts nachzog, das ihr einst so vertraut war. Sie hatte geglaubt, vier Jahre hätten ausgereicht, um Jake zu vergessen, hatte gehofft, ihr Kummer und ihre Wunden seien verheilt oder zumindest vernarbt. Sie hatte sich geirrt. Sein Konterfei brachte alles wieder zurück.

Bilder zogen an ihr vorbei, Erinnerungen. Jake, die Hände in die Hüften gestemmt, lächelte sie herausfordernd an. Jake neckte sie mit seinen lachenden grünen Augen. Jake, der sie in die Arme nahm und küßte, bis sie atemlos war. Jake, der ihre Familie zerrüttete …

Er hatte ihr Herz geraubt, hatte es zerbrochen und war ohne ein Wort aus ihrem Leben verschwunden.

Hör auf damit!, befahl Caitlin sich stumm, doch die grausamen Erinnerungen, die sie vor Jahren aus ihrem Gedächtnis verbannt hatte, ließen sich nicht verdrängen. Sie hatte verzweifelt darauf gewartet, Jakes Version der Tragödie zu erfahren, hatte fest an seine Unschuld geglaubt und hatte inständig gehofft. Aber er war nie gekommen, hatte nie etwas erklärt, hatte sie im Stich gelassen, und schließlich blieb ihr nichts anderes übrig, als das Schlimmste anzunehmen. Ihre Trauer und Verzweiflung über den Tod ihres Bruders waren durch das Verbrechen Jakes, der diesen kaltblütigen Mord begangen hatte, ins Unermeßliche gewachsen.

Jetzt konnte er ihr nichts mehr anhaben, sie war vor ihm sicher. Caitlin, deren Herz sich beim Anblick des vergilbten Bildes so schmerzlich verkrampft hatte, gab sich einen Ruck. Jake würde nie wieder nach Colorado zurückkehren, nachdem eine Belohnung auf seinen Kopf ausgesetzt war. Er würde nicht riskieren, an den Galgen zu kommen.

Er würde nie wieder mit ihr scherzen und lachen. Sie würde nie wieder die sengende Berührung seiner Lippen spüren, die ekstatische Verzückung, wenn er sich in ihr bewegte. Nie wieder würde sie seine heiser geraunten sündigen Worte hören, wenn er sich mit ihr vergnügte und sie in die berauschenden Sphären sexueller Erfüllung trug. Nie wieder würde sie eine ähnliche Geborgenheit wie mit ihm finden, nie wieder die unendliche Zärtlichkeit seiner Liebe.

Sie würde ihn nie wieder im Leben sehen. Und sie wollte ihn nie wieder sehen.

Jake McCord war auf der Flucht, ein Verbrecher, der im Staat Colorado gesucht wurde. Er hatte einen unbewaffneten Mann erschossen. Und in den folgenden Jahren war aus ihm ein Revolverheld geworden, ein gesetzloser Killer, ein Mann, den Caitlin aus tiefstem Herzen verachtete. Dem Vernehmen nach hatte er mehr als ein Dutzend Männer in Texas und im Arizona Territory erschossen.

Nach all den Jahren hatte Jake immer noch die Macht, sie zu quälen und in Aufruhr zu versetzen. Sein Gesicht auf dem Fahndungsplakat hatte alte Wunden aufgerissen, die nie ganz verheilt waren. Der qualvolle Schmerz, die bitteren Selbstvorwürfe stürmten erneut auf sie ein. Sie hatte Jake vertraut, ihn aus tiefster Seele geliebt, und er hatte sie betrogen, sie verlassen, hatte ihrem unschuldigen Bruder, den sie liebte, das Leben genommen …

Ein Räuspern holte Caitlin aus ihren wehmütigen Grübeleien. Sie drehte sich um. Die Verkäuferin beobachtete sie mit einem seltsamen Blick, in dem sich Argwohn mit Mitleid mischten.

»Tut mir leid, daß es so lang gedauert hat. Am Donnerstag ist sonst nie so viel los. Was kann ich für Sie tun, Miß Kingsly?«

Caitlin lächelte matt. »Danke, Sarah. Aber ich heiße nicht mehr Kingsly. Ich heiße Hughes. Mrs. Hughes. Ich bin Witwe.«

»Ach ja … davon habe ich gehört. Sie haben geheiratet, nachdem sie nach St. Louis gezogen sind. Eine kurze Ehe, wie ich hörte.«

»Ja. Mein lieber Gatte ist kurz nach der Hochzeit verschieden.«

»Wie furchtbar.«

»Ja, das war es.« Um das Thema zu wechseln, setzte sie hinzu: »Ich würde mich freuen, wenn du mich wie früher Caitlin nennen würdest.«

»Ja, natürlich … Caitlin. Also … ich freue mich, dich wiederzusehen. Es ist so lange her.«

»Ja, \da hast du recht.«

»Tut mir leid wegen deines Vaters. Es ist wirklich furchtbar.«

Caitlin zwang sich zu einem Lächeln über Sarah Baxters unaufrichtige Beileidskundgebung. Die junge Frau wollte nur höflich sein. Wie viele Leute aus der Gegend hatte auch sie zweifellos erleichtert aufgeatmet, als Adam Kingsly im vergangenen März ums Leben gekommen war, auch er war ein Opfer des Nachbarschaftskrieges ‒ nach allem, was man so hörte. Er war bei einer Schießerei zwischen verfeindeten Cowboys und Schafhirten tödlich verwundet worden.

Von Kingslys Tochter wurde Trauerkleidung erwartet. Also trug Caitlin ein schlichtes Kostüm aus schwarzer Seide. Doch nach vier Jahren trauerte sie um ihren Bruder immer noch mehr als um den kürzlich verstorbenen Vater. Neal war nur eine Schachfigur in einem zerstörerischen, sinnlosen Krieg gewesen. Ein sanfter, liebenswerter Junge, von der Bitterkeit und dem Haß seines Vaters angesteckt und verblendet.

Caitlin empfand kein Bedauern darüber, daß ihr Vater nicht mehr lebte und den Krieg nicht weiterführen konnte. Die Gegend war endlich von seiner Tyrannei und seinem blindwütigen Jähzorn befreit. Genau wie seine Tochter. Sie hatte die grausame Vergangenheit hinter sich gelassen und sich ein neues Leben in St. Louis aufgebaut. Dorthin war sie einen Monat nach der Tragödie allein und mittellos gezogen, um bei ihrer Tante Winifred zu leben.

Ihr Vater hatte sie in jener Nacht nicht, wie angedroht, von seiner Ranch gejagt. Sie hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seinen bitteren Vorwürfen möglichst rasch zu entkommen. Betäubt von Trauer und Verzweiflung fehlte ihr die Kraft, seine Wutausbrüche länger zu ertragen, ebensowenig wie die Klatschmäuler und das Getuschel hinter ihrem Rücken. Niemand hatte etwas von der Liebesaffäre zwischen ihr und Jake gewußt, doch nach dem Mord an ihrem Bruder schwirrten die Gerüchte und Verdächtigungen.

Nach ihrer Verheiratung verstummten die Gerüchte und mit ihrer Witwenschaft wuchs Caitlins Ansehen wieder. Es war endlich Gras über die leidige Angelegenheit gewachsen.

»Hast du vor zu bleiben?«, fragte Sarah.

»Nein, ich will nur das Geschäftliche nach dem Tod meines Vaters regeln«, antwortete Caitlin wahrheitsgetreu. »Ich will einen guten Preis für unsere Wolle erzielen. Und ich möchte die Ranch verkaufen. Jetzt nach der Schafschur habe ich Zeit, mich nach einem Käufer umzusehen. Wenn du von einem Interessenten hörst, laß es mich bitte wissen.«

»Aber sicher. Hast du nicht einen Sohn?«

Caitlin lächelte. »Ja. Ryan ist mein ganzes Glück. Ich habe ihn bei meiner Tante in St. Louis gelassen. Während der Schafschur hätte ich keine Zeit gehabt, mich um ihn zu kümmern. Bei ihr ist er in guten Händen und in Sicherheit …«

Ihre Jugendfreundin Sarah nickte seufzend. »Ja, unsere Gegend ist immer noch gefährlich.«

Wie auf ein geheimes Zeichen blickten beide Frauen zum Plakat hinüber. »Mein Mann will nicht, daß ich es abnehme«, entschuldigte sich Sarah. »Ich glaube, er war eifersüchtig auf Jake. Alle Frauen waren auf seiner Seite, ich auch. Ich habe nie an Jake McCords Schuld geglaubt. Er könnte niemanden umbringen, wie die Leute behauptet haben.«

Caitlin wand sich innerlich. Sie hatte es auch nicht glauben wollen. Selbst die blutige Leiche ihres Bruders und die Berichte der Augenzeugen hatten sie nicht völlig überzeugt. Tief in ihrem Herzen glomm ein Hoffnungsschimmer, daß alles ein tragischer Unfall und Jake unschuldig sei. Aber sie war damals blind vor Liebe gewesen.

Sarah betrachtete das Plakat nachdenklich. »Wer hätte je gedacht, daß aus Jake einmal ein Revolverheld wird? Ein Gesetzloser? Er soll auch in New Mexico gesucht werden wegen Mord an einem Bankangestellten bei einem Raubüberfall.« Sie schüttelte den Kopf. »Er soll mehr als ein Dutzend Menschen getötet haben. Weißt du, warum er zum Verbrecher wurde?«

Caitlin spürte Sarahs forschende Blicke. »Nein, nicht wirklich«, antwortete sie gequält. »Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit … seit er meinen Bruder getötet hat.«

»Oh Gott … tut mir leid. Es war ja Neal, den er damals erschossen hat… Ah … also, was darf’s denn sein?«, fragte Sarah plötzlich geschäftsmäßig, um ihre Taktlosigkeit zu überspielen.

Caitlin verdrängte die peinigenden Erinnerungen und reichte Sarah ihre Liste. Auf der Ranch fehlte es beinahe an allem, da das Haus seit Monaten nicht bewohnt war. Auch die Vorräte für die Hirten und Arbeiter gingen zur Neige, nach den anstrengenden Wochen der Schafschur, dem Verpacken der Wolle und dem Verladen der Ballen, die mit der Bahn nach Osten transportiert wurden. Am Morgen war Caitlin mit dem leichten Einspänner in die Stadt gefahren, um Vorräte einzukaufen. Sie wollte nicht bis zum Markttag am Samstag warten, wenn alle Straßen und Läden voll sein würden mit Cowboys, Ranchern und Minenarbeitern, die den langen Weg aus den Bergen in die Stadt machten.

Eine kluge Entscheidung, stellte sie beklommen fest. In der entfernten Ecke des Ladens saßen ein paar alte Männer um ein Gurkenfaß herum und beäugten sie in einer Mischung aus Neugier, Argwohn und Feindseligkeit. Adam Kingslys Tochter war bei diesen Farmarbeitern nicht gern gesehen, auch nicht nach der Abwesenheit von vier Jahren.

Vor einem solchen Empfang hatte sie sich gefürchtet, hatte sich gescheut, nach Colorado zurückzukehren, an den Ort, wo sie so großes Leid ausgestanden hatte. Vor drei Wochen war sie angekommen, und das nur aus einem einzigen Grund: Um das Erbe für ihren Sohn sicherzustellen, um die Kingsly Ranch für den kleinen Ryan zu verkaufen.

»Dann wollen wir mal …« murmelte Sarah und studierte die Liste. »Hundert Pfund Mehl… zwei ganze Schinken … Ich hole Baxter, damit er dir alles zum Wagen bringt.«

Caitlin achtete nicht auf die zudringlichen Blicke der alten Männer in der Ecke und schaute sich im Laden um. Nachdem ihre Einkäufe auf dem Wagen verstaut waren, bezahlte sie. Ohne noch einmal einen Blick auf das Fahndungsplakat mit Jakes vergilbtem Konterfei zu werfen, nahm sie die restlichen Tüten von der Theke und wandte sich zum Gehen.

»Ich helfe dir raustragen«, bot Sarah an, und beide Frauen verließen den Laden.

Vor dem Einspänner blieb Caitlin wie angewurzelt stehen. Auf der anderen Straßenseite vor dem flachen Ziegelbau, in dem das Gefängnis und das Büro des Marshals untergebracht waren, standen zwei Männer im Gespräch. Einer davon war der County Marshal. Der andere war Jakes Bruder Sloan McCord.

Caitlins Herz machte einen Satz. Sie sah Sloan zum ersten Mal nach vier Jahren wieder, seit sein Bruder ihren Bruder erschossen hatte.

Ungebeten drängte sich ihr eine Erinnerung auf. Jakes leise Stimme an jenem letzten verzauberten Nachmittag in ihrem Versteck. Sloan schien sich für mich zu freuen ‒ er brachte sogar einen Trinkspruch auf uns aus.

Damals hatte Sloan ihre Heirat gebilligt, erinnerte Caitlin sich wehmütig. Der ältere der beiden McCord Brüder galt schon damals als etwas Besonderes. Beinahe so wild wie Jake, war er stets eigene Wege gegangen und hatte sich nicht um die Meinung anderer gekümmert. Er hatte sogar ein Indianermädchen vom Stamm der Cheyenne geheiratet. Jakes Erzählungen zufolge hatte Sloan sich nur widerstrebend an dem Nachbarschaftskrieg beteiligt. Doch das war, ehe Jake zum Gesetzlosen geworden war.

In den letzten drei Wochen hatte Caitlin einiges über die Entwicklung der Auseinandersetzungen während ihrer Abwesenheit erfahren. Die Fehde hatte sich nach Jakes Verschwinden verschärft. Es waren nicht nur ungezählte Schafe und Rinder bei den Übergriffen auf beiden Seiten getötet worden, es floß auch viel Menschenblut. Jakes Vater Ben McCord lebte nicht mehr; man hatte ihn vor einem Jahr tot im Wald aufgefunden. Im letzten Winter war Sloans indianische Frau bei einem Überfall ermordet worden; sie hinterließ eine zwei Monate alte Tochter, die Sloan nun allein großziehen muß. Dem Hörensagen nach hatte Adam Kingsly persönlich den Überfall auf Sleeping Doe angeführt. Es hieß auch, Sloan habe Adam aus Rache für seine Frau getötet. Doch keine der Anschuldigungen konnte bewiesen werden. Zutreffend war allerdings, daß Sloan die Position seines verstorbenen Vaters übernahm und den Krieg weiterführte, und es nicht das geringste Anzeichen gab, daß irgendwann Frieden herrschen würde.

Caitlin hätte vor Entsetzen und Wut schreien mögen, als ihr Freund Vernon die grausigen Vorfälle schilderte. Es war alles so sinnlos und zerstörerisch. Und ihr Vater trug eine große Mitschuld an der Barbarei.

Als spürten die Männer auf der anderen Straßenseite ihre Gegenwart, unterbrachen sie das Gespräch und drehten ihr die Gesichter zu. Caitlin erschrak über Sloans harten Blick. Trotz der Entfernung spürte sie den eisigen Haß in seinen blauen Augen.

Plötzlich wünschte sie, Vernons Angebot angenommen zu haben, sie in die Stadt zu begleiten. Als Schullehrer des Ortes war Vernon Whitfield seit jeher bemüht, eine neutrale Haltung im Grenzkrieg einzunehmen, und er wußte ziemlich genau, welches Risiko er damit einging.

Sarah neben ihr versteifte sich. »Direkt unheimlich, wie Sloan dich ansieht.«

Caitlin nickte. Sloan McCord vermittelte ihr den Eindruck, als bereitete es ihm einen Riesenspaß, ihr bei lebendigem Leibe die Haut abzuziehen. »Ich kann es ihm kaum übelnehmen, nicht wenn das wahr ist, was ich über seine Frau gehört habe. Wenn mein Vater wirklich verantwortlich für ihren Tod ist, so muß Sloan jeden hassen, der den Namen Kingsly trägt.«

»Aber du hast doch nichts damit zu tun gehabt.«

»Nein«, antwortete Caitlin traurig. Doch wie viele Unschuldige hatten in diesem verfluchten Krieg gelitten! Sie hatte sich geschworen, daß ihr Sohn nichts damit zu tun haben sollte.

Nichts und niemand durfte Ryan je etwas Böses antun. Sie würde kämpfen wie eine Löwin, und sie würde töten,