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Die Schweiz im 13. Jahrhundert. Mitten in dem von feindlichen Truppen besetzten Land herrscht der tyrannische Landvogt Gessler, der zu immer grausameren Mitteln greift, um den Widerstand der Bevölkerung zu brechen. Als er Wilhelm Tell, einen besonders kühnen Bogenschützen, zu einer ungeheuerlichen Tat zwingt, beschließt dieser, dem teuflischen Treiben ein Ende zu setzen. Schillers großer Klassiker über den schweizerischen Freiheitskampf liest sich wie eine packende Abenteuergeschichte – vom sagenumwobenen Rütlischwur über Tells spektakulären Apfelschuss bis hin zum Höhepunkt in der hohlen Gasse. Ein faszinierendes Stück Weltliteratur, mit viel Gespür fürs Original nacherzählt von Barbara Kindermann und grandios ins Bild gesetzt von dem bekannten Buchkünstler Klaus Ensikat.
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Seitenzahl: 26
Veröffentlichungsjahr: 2025
WELTLITERATUR FÜR KINDER
Wilhelm Tell
nach Friedrich Schiller
Neu erzählt von Barbara Kindermann Mit Bildern von Klaus Ensikat
Cover
Titel
Wilhelm Tell
Anmerkungen
Impressum
Vor vielen hundert Jahren lebten die Bewohner der drei Schweizer Talschaften Uri, Schwyz und Unterwalden in Frieden und Freiheit. Es war ein unbekümmertes Leben in einer herrlichen Gegend! Über dem hohen Felsenufer des Vierwaldstätter Sees breiteten sich grüne, saftige Wiesen aus und rundherum ragten Bergspitzen auf. Teilweise konnte man sogar bis zu den Eisgebirgen sehen.
Doch plötzlich wurde dieses freie Leben bedroht. Der österreichische Kaiser wollte sein Reich vergrößern und den benachbarten Schweizern ihr Land und ihre Freiheit rauben. Grausame Abgesandte des Kaisers, so genannte Landvögte, fielen in die Täler ein und plagten die Bevölkerung aufs Schrecklichste.
Eines Tages, als sich dunkle Wolken zu einem Unwetter zusammenballten, stürzte der Unterwaldner Konrad Baumgarten ans Seeufer, fiel vor dem Fischer Ruodi auf die Knie und rief völlig außer Atem: »Bindet Euren Kahn los, setzt mich über! Des Landvogts Reiter sind hinter mir her!«
»Landsmann, was habt Ihr?«, fragte Ruodi erstaunt. »Warum verfolgt man Euch?«
»Ein Vogt des Kaisers wollte meiner Frau Gewalt antun«, keuchte Baumgarten. »Sie war in Todesangst! Da wusste ich keinen anderen Ausweg und erschlug den Wüterich!«
»Gott sei Euch gnädig!«, rief der Fischer erschrocken aus.
Unterdessen tobte ein starker Wind und von weitem hörte man Donnerkrachen.
»Schafft mich ans andere Ufer, bitte!«, flehte Baumgarten. »Jedes Zögern ist tödlich für mich.«
Seine Stimme ging im Brausen des nun mit aller Macht wütenden Sturmes fast unter.
Angsterfüllt schrie der Fischer: »Das ist rein unmöglich, Ihr seht doch, wie hoch der See geht! Ich kann nicht steuern gegen Sturm und Wellen!«
»Dann bin ich verloren«, entgegnete Baumgarten verzweifelt.
»Seht, wer da kommt!« Aufgeregt zeigte der Fischer auf den Weg hinter Baumgarten. »Da kommt der Tell! Er kann auch Schiffe steuern, soll er es wagen!«
Als Wilhelm Tell gehört hatte, was geschehen war, rief er entschlossen:
»Nun gut denn, gib her den Kahn! Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt! Ich will es versuchen!« Er und Baumgarten sprangen ins Boot und Tell stieß ab. Kaum waren sie in die turmhohen Wellen eingetaucht, kam auch schon ein Reitertrupp des Vogtes angesprengt. Zu spät: Wütend mussten die Verfolger mit ansehen, wie der kleine Kahn in der tosenden Gischt entschwand.
Tell musste seine ganze Kraft aufbieten, um das Boot sicher durch den Sturm ans andere Ufer zu rudern. Endlich angekommen machten sich die beiden sofort auf den Weg zu Werner Stauffacher, Tells Freund. Dort sollte sich Baumgarten fürs Erste vor seinen Verfolgern verstecken.
Stauffacher, ein weiser und angesehener Bauer, bewohnte in Schwyz ein auffallend stattliches Haus, das nicht wie die meisten anderen aus Holz, sondern aus Stein errichtet war. Als eines Morgens Gessler, ein besonders grausamer Landvogt, hoch zu Ross mit seinem Gefolge an Stauffachers prachtvollem Anwesen vorbeiritt, hielt er an, musterte es voller Neid und sagte herrisch: »Wer bist du, dass du in einem solch vornehmen Haus aus Stein wohnst?«
»Ich bin der Stauffacher, mein Herr«, antwortete dieser ehrerbietig.