Wir Kinder vom Kornblumenhof, Band 1: Ein Schwein im Baumhaus - Anja Fröhlich - E-Book

Wir Kinder vom Kornblumenhof, Band 1: Ein Schwein im Baumhaus E-Book

Anja Fröhlich

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Beschreibung

Sieben Ferkel auf einen Streich! Wollschweinmama Fräulein Stinkewitz ist restlos überfordert. Natürlich helfen Mai und die anderen Kinder vom Kornblumenhof nur allzu gern mit, die wuscheligen Winzlinge zu versorgen. Doch dann taucht der doofe Abraxas mit seiner Jungsbande auf und will eines der Ferkel haben! Schweinerei!, finden Mai und ihre Cousinen und schmieden im geheimen Baumhausquartier einen Plan, um die Jungs zu vertreiben. Auf dem Kornblumenhof duftet der Heuboden nach Abenteuer und die köstlichen Schokotörtchen aus dem Hofladen schmecken nach Glück! "Bullerbü" für Kinder von heute – auch wunderbar zum Vorlesen geeignet! Alle Abenteuer der Kinder vom Kornblumenhof: Band 1: Ein Schwein im Baumhaus Band 2: Zwei Esel im Schwimmbad Band 3: Kühe im Galopp Alle Abenteuer mit den Kindern vom Kornblumenhof: Band 1: Ein Schwein im Baumhaus Band 2: Zwei Esel im Schwimmbad Band 3: Kühe im Galopp Band 4: Eine Ziege in der Schule Band 5: Krawall im Hühnerstall Band 6: Ein Lama im Glück

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Seitenzahl: 90

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2019 Die Print-Ausgabe erscheint in der Ravensburger Verlag GmbH Postfach 2460, D-88194 Ravensburg © 2019 Ravensburger Verlag GmbH Text © 2019 Anja Fröhlich Originalausgabe Cover- und Innenillustrationen: Ulla Mersmeyer Logodesign: Anna Rohner & Ulla Mersmeyer Lektorat: Jo Anne Brügmann Alle Rechte dieser Ausgabe vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbHISBN978-3-473-47941-2www.ravensburger.de

Darf ich vorstellen: Familie Schluckewitz. Dass wir alle so heißen, ist leider kein Witz. Papa hat uns diesen Nachnamen eingebrockt. Damals, als Mama und Papa geheiratet haben, wollte er ihn unbedingt behalten. Obwohl wir genauso gut Mamas früheren Namen hätten haben können. Die hieß mal Verwesel.

Doch Papa hat gesagt: „Da schluck ich lieber einen Witz, als für immer ein Esel zu sein!“

Mama lächelt nur, wenn Papa blöde Witze macht. Sie lebt nach dem Motto: Der Klügere gibt nach. Für sie ist das bequem. So ist sie selbst immer die Klügste und gleichzeitig braucht sie mit niemandem rumzustreiten.

Vielleicht ist das der Grund, warum Mama und Papa sich so gut verstehen.

Angeblich wussten sie schon beim allerersten Treffen, dass sie zusammengehören. Sie haben sich übrigens bei einer Kostümparty kennengelernt. Weil sie vergessen hatten, sich zu verkleiden, mussten sie das einzige Kostüm nehmen, das noch irgendwo rumlag: ein Pferd.

Mama war das Vorderteil und durfte aufrecht stehen. Papa war das Hinterteil und musste sich den ganzen Abend vorgebeugt an Mamas Hüften festhalten. Aber sie waren angeblich ein tolles Team.

Ein Jahr später haben sie geheiratet. Und sie wollten zusammen die tollsten Kinder der Welt bekommen. Außerdem sollten ihre Kinder die schönste Kindheit aller Zeiten haben. Das haben sich Mama und Papa fest vorgenommen. Und darum haben sie kurz nach der Hochzeit diesen riesigen alten Bauernhof gekauft. Zusammen mit Papas Bruder, Mamas Schwester und Papas Eltern.

„Du wusstest doch gar nicht, was für Kinder ihr mal bekommt“, habe ich zu Mama gesagt, als sie uns das neulich beim Mittagessen erzählt hat. „Wir hätten auch ganz anders sein können. Fernseh-Kinder zum Beispiel. Wir hätten auch allergisch sein können. Gegen Tierhaare oder gegen Gras.“

„Ich bin all-ärgerlich gegen Schweine-Kaka“, meinte Lolli. Sie geht noch in den Kindergarten und liebt Pipi-Kaka-Gespräche über alles.

Aber Mama hat behauptet, sie wäre sich damals schon ganz sicher gewesen, genau uns drei Kinder zu bekommen.

„Bullshit!“, rief mein Bruder Henry, der schon in die fünfte Klasse geht und gerade an seinem neuen Handy herumfummelte. „Gar nix habt ihr gewusst. Ihr wolltet den Hof, weil ihr Landeier seid!“

„Bullshit ist Kaka von Bullen“, erklärte uns Lolli.

Da wurde Papa wütend und meinte: „Wer noch einmal ein Wort in den Mund nimmt, das andere im Hintern tragen, der fliegt raus!“

Wie auch immer, Mama hatte recht. Denn wir haben hier die glücklichste Kindheit, die ich mir vorstellen kann! Weil es auf unserem Hof mindestens so viele Tiere gibt wie in einem Zoo. Nur unsere Tiere darf man anfassen. Und die meisten kann man auch knuddeln oder sogar eigenhändig melken. So wie Miss Elsa und Madame Butterfly, unsere Kühe. Deren Euter sehen aus wie riesige rosa Gummihandschuhe, aus denen jemand fette Wasserbomben gemacht hat. Und wenn sie so richtig voll Milch sind, dann kann man an den Fingern der vollgefüllten Gummihandschuhe zupfen und es kommt einem ein winziger Strahl entgegen. So wie aus der Munddusche, mit der Oma Helga ihr Zahnfleisch schön frisch und knackig hält.

Butterfly heißt übrigens nicht Butterfliege, sondern bedeutet Schmetterling. Dass sich Madame Butterfly eines Tages wie eine dicke, fette Raupe in einen riesigen Schmetterling verwandelt, ist allerdings unwahrscheinlich.

Mein Lieblingstier ist übrigens Pavarotti, unser Zwergesel, der in seinem vorherigen Leben Opernsänger war. Jedenfalls schreit er immer mit, wenn Opa Johannes bei offenem Fenster Opern hört. Ansonsten ist er ziemlich faul und liegt in der Hängematte, die zwischen zwei alten Eichen gespannt ist. Eine davon ist so dick, dass wir ein extralanges Seil brauchten, um sie umschlingen zu können. Sie steht direkt an der Scheune und Papa meint, wenn die Eiche noch einen Zentimeter dicker wird, dann sprengt sie uns ein Loch in die Scheunenwand.

Neben der großen Scheune steht das Haus von Opa Johannes und Oma Helga. Eigentlich ist es gar kein richtiges Haus, sondern eher ein Hutzelhäuschen.

Wenn Pavarotti in seinem vorherigen Leben ein Opernsänger war, dann war Omas und Opas Häuschen in seinem vorherigen Leben ein Puppenhaus. Papa muss sogar den Kopf einziehen, wenn er durch die Tür gehen will.

Aber in der winzigen Küche backt Opa die leckersten Schokoladentörtchen der Welt. Bei offenem Fenster und bei Opernmusik. Sie sind außen ganz knusprig, als hätten sie eine Kekshaut. Und innen sind sie noch fast flüssig. Wenn man also die Knusperhaut durchbrochen hat, dann kommt die noch warme und duftende Schokolade ganz, ganz langsam herausgeflossen. So als würde die Zeit nur ganz, ganz langsam vergehen, weil der Augenblick viel zu köstlich ist, um ihn ruckzuck verstreichen zu lassen.

In solchen Momenten sitzen wir Kinder alle dicht gedrängt an Omas und Opas Tisch und wünschen uns, dass unsere Kindheit niemals aufhört.

Durch das kleine Küchenfenster im Hutzelhäuschen sieht man übrigens den Stall mit den ganz alten Tieren. Da wohnt Lady Milkyway, die keine Milch mehr gibt, zusammen mit ein paar alten Hennen, die keine Eier mehr legen.

Mama und Papa nennen den Bereich, in dem Oma und Opa mit den alten Tieren leben, „Gnadenhof“.

„Was ist denn Gnaden?“, wollte Lolli beim letzten Schokotörtchen-Essen wissen.

„Das heißt Gnade“, verbesserte Opa sie. „Gnade ist etwas sehr Nettes. Zum Beispiel wenn man die Alten am Leben lässt, obwohl sie niemandem mehr nützen. Dann ist man gnädig zu ihnen.“

Lolli wurde sehr ernst. Sie sah aus, als würde jeden Moment Rauch aus ihren Ohren aufsteigen, so angestrengt dachte sie nach. „Dann wollen wir zu Oma und dir auch gnädig sein“, erklärte sie. „Selbst wenn ihr eines Tages keinen Schokoladenkuchen mehr backt.“

Oma Helga hat gelacht. Aber wir anderen wurden plötzlich ganz still. Und da habe ich mir erst recht gewünscht, dass unsere Kindheit nie zu Ende geht. Und wenn doch, dass in der Zwischenzeit jemand ein Medikament erfindet, mit dem das Leben unendlich lang weitergehen kann.

Ich habe Mama schon gefragt, ob sie nicht solche Tabletten entwickeln kann. Aber die hat behauptet, es könnte kein Leben geben, wenn es kein Sterben gibt. So wie es kein warm geben kann, wenn es kein kalt gibt. „Nichts ist für die Ewigkeit geschaffen. Und daran wird sich auch nichts ändern“, hat sie gesagt.

Ich war ziemlich sauer über diese Antwort und habe behauptet, dass ich in meinem nächsten Leben auch Ärztin werde. Und dann werden wir ja mal sehen. Mama meinte, ich könnte ja auch in diesem Leben schon Ärztin werden. Aber in diesem Leben habe ich andere Pläne. Davon erzähle ich später.

Mama ist übrigens Tierärztin. Doch sie interessiert sich auch für die Gesundheit von Menschen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie insgeheim alle auf dieser Welt für ihre Patienten hält. Ihre Lieblingspatienten sind natürlich Papa, Lolli, Henry und ich.

Papa ist ganz anders als Mama. Ihn interessieren Tiere mehr, wenn sie gesund sind und große Eier legen oder leckere Milch geben, aus der er dann Käse machen kann. Ich persönlich finde, man sollte die Milch lieber sofort trinken, statt sie alt werden zu lassen und in stinkigen Käse zu verwandeln. Doch die Leute, die in unserem Hofladen den Käse kaufen, sind da anderer Meinung. Je mehr der Käse müffelt, desto mehr zahlen sie für ihn. Meist sind es ältere Herren, die von weit her für diesen Käse angefahren kommen. Bevor sie ihn kaufen, halten sie ihre großen Nasen, aus denen manchmal schon Haare wachsen, an die Packungen und saugen den Geruch ein. Dann schließen sie die Augen und tun so, als hätten sie gerade an einem köstlichen Parfüm geschnuppert.

„Bah, das ist Kaka-Käse!“, hat Lolli letzte Woche einem von diesen Schnüfflern erklärt.

Papa kann es nicht leiden, wenn sich jemand über seinen Käse lustig macht. Und die Kaka-Witze von Lolli kann er noch viel weniger leiden. Darum hat sie Hofladenverbot bekommen. Papa hat gesagt, Lolli darf erst wiederkommen, wenn ihre Witze mehr Klasse haben.

„Wie sollen denn meine Witze eine Klasse haben, wenn ich selber noch in den Kindergarten gehe?“, hat Lolli protestiert. Dann ist sie abgehauen und erst zum Abendessen wieder aufgetaucht. Sie war wie vom Erdboden verschluckt.

Wir haben uns alle Sorgen gemacht und überall nach ihr geschaut und gerufen. Sogar Tante Karoline hat mitgesucht, obwohl sie eigentlich nie Zeit hat. Sie ist nämlich Lehrerin und muss gleichzeitig ihre Kinder ganz alleine erziehen. Dabei sind Sofia und Janik meistens bei uns. Mama behandelt sie fast wie ihre eigenen Kinder. Vielleicht liegt es daran, dass Karoline und Mama Zwillinge sind, die immer alles gleich machen. Sie haben zur selben Zeit einen Jungen bekommen und zwei Jahre später noch ein Mädchen. Nur mit den Vätern ihrer Kinder haben sie es anders gemacht. Mama hat Papa behalten, während Karoline und Uwe sich irgendwann gar nicht mehr mochten. Darum konnte Karoline auch nicht mitmachen, als Mama Lolli bekommen hat.

Mindestens so aufregend wie die ganze Lolli-Suchaktion war der Sonntag in der Woche danach, an dem kurz nach sieben Uhr morgens die Schweine verrückt wurden. Sie haben so laut gequiekt, dass ich davon wach geworden bin. Natürlich musste ich nachsehen, was da los war, und darum bin ich im Schlafanzug rüber zum Schweinestall gelaufen. Oder sagen wir lieber, zum Schweinewohnwagen. Denn unsere drei dicken Wollschweine wohnen in einem alten Zirkuswagen, der immer mal ein Stückchen weitergezogen wird, wenn sie die Wiese ringsherum zerwühlt und zermatscht haben. Denn obwohl unsere Schweine Damen sind, wälzen sie sich den lieben langen Tag in Pfützen und Matschgruben.

Als ich am Wohnwagen ankam, sind mir Cleopatra und Madonna im Schweinsgalopp entgegengerannt gekommen. Von der Dritten im Bunde, Fräulein Stinkewitz, war keine Spur zu sehen. Und als ich über den Zaun in ihr Gehege geklettert bin, sind Cleo und Madonna mit Karacho die kleine Rampe in ihr Häuschen hochgerast. Beim Hinterherlaufen bin ich mit meinen nackten Füßen in ein Matschloch getreten. Es hörte sich an, als wollte mich ein schmatzendes und pupsendes Erdmonster verschlingen.

Und da bekam ich es plötzlich mit der Angst zu tun. Was, wenn im Schweinestall etwas Schreckliches passiert war? Dann wäre ich vielleicht die Erste, die das sehen würde. Irgend so eine von diesen schlimmen Geschichten, von denen Onkel Bernhard manchmal erzählt. Er ist der Bruder von Papa und er hilft Gangstern und Ganoven. Natürlich nicht, wenn sie gerade etwas ausfressen, sondern erst, wenn sie geschnappt worden sind und vor einem Gericht stehen. Und weil die Gangster sich im Gegensatz zu Onkel Bernhard nicht so gut mit den Gesetzen auskennen, sorgt er dafür, dass sie nicht härter bestraft werden als nötig. Seine Geschichten sind also voller gruseligen Taten an noch gruseligeren Tatorten. Und mir fielen plötzlich unzählige davon ein.