Wir Kinder vom Kornblumenhof, Band 6: Ein Lama im Glück - Anja Fröhlich - E-Book

Wir Kinder vom Kornblumenhof, Band 6: Ein Lama im Glück E-Book

Anja Fröhlich

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Beschreibung

Ein Lama auf dem Kornblumenhof? Das kann doch gar nicht sein! Aber warum müffelt es neustens ganz schrecklich aus Lollis Zimmer? Als Mai und die anderen Kinder vom Kornblumenhof herausfinden, wo das Lama Spucklinger sich versteckt und dass es offenbar keinesfalls zurück zu seinem Besitzer will, ist klar: Das wollige Tier muss unbedingt gerettet werden! Auf dem Kornblumenhof duftet der Heuboden nach Abenteuer und die köstlichen Schokotörtchen aus dem Hofladen schmecken nach Glück! "Bullerbü" für Kinder von heute – auch wunderbar zum Vorlesen geeignet! Alle Abenteuer der Kinder vom Kornblumenhof: Band 1: Ein Schwein im Baumhaus Band 2: Zwei Esel im Schwimmbad Band 3: Kühe im Galopp Band 4: Eine Ziege in der Schule Band 5: Krawall im Hühnerstall Band 6: Ein Lama im Glück Alle Abenteuer mit den Kindern vom Kornblumenhof: Band 1: Ein Schwein im Baumhaus Band 2: Zwei Esel im Schwimmbad Band 3: Kühe im Galopp Band 4: Eine Ziege in der Schule Band 5: Krawall im Hühnerstall Band 6: Ein Lama im Glück

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Seitenzahl: 98

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2021 Die Print-Ausgabe erscheint im Ravensburger Verlag © 2021, Ravensburger Verlag Text © 2021 Anja Fröhlich Originalausgabe Cover- und Innenillustrationen: Ulla Mersmeyer Logodesign: Anna Rohner & Ulla Mersmeyer Alle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbH, Postfach 2460, D-88194 Ravensburg.ISBN978-3-473-46999-4www.ravensburger.de

Darf ich vorstellen: Familie Streithammel. Eigentlich heißen wir Schluckewitz, aber zu der Zeit, von der ich jetzt erzählen will, herrschte dicke Luft auf unserem Bauernhof. Und die kam ausnahmsweise mal nicht aus dem Zirkuswagen, in dem unsere drei Wollschweindamen munter vor sich hinpupsen.

Vielleicht hatten alle schlechte Laune, weil die Pubertät von meinem großen Bruder Henry einfach nicht aufhören will. Oder weil Papa nicht aufhören will, dagegen anzukämpfen.

Henry behauptete allerdings, die Muffelstimmung käme aus Lollis Zimmer gekrochen. Sie würde unter der Tür hindurchquellen und das ganze Haus verseuchen. „Aber echt jetzt, aus ihrem Zimmer stinkt es wie aus einem Pumakäfig!“, sagte er mehrmals täglich.

Natürlich wurde die Stimmung durch diese Aussage nicht besser.

Seit Lolli einen eigenen Schlüssel hat, darf übrigens niemand mehr ihr „GEIST-REICH“ betreten. Das ist der Name ihres Zimmers, den sie mit Fingerfarben auf die Tür geschmiert hat. Und darum kann auch niemand nachprüfen, wie schlecht sie lüftet und wie gut sie sauber macht.

Mama und Papa finden das okay. Denn wer von uns Kindern alt genug für einen Schlüssel ist, der ist auch alt genug, um sein Zimmer selbst in Ordnung zu halten. Auf Hilfe beim Aufräumen und Putzen wartet man also vergeblich.

Lolli behauptet übrigens, sie würde zusammen mit einem geheimen Wesen in ihrem GEIST-REICH leben. Ich hoffe nur, sie hat jetzt nicht eine eingebildete Freundin und führt Selbstgespräche.

Wir saßen gerade am Frühstückstisch, als die dicke Luft noch dicker wurde. Denn Papa machte den Kühlschrank auf, in dem er eine Packung seines Stinkekäses gelagert hatte. Papa ist der Käsekönig vom Kornblumenhof. Er verwandelt die duftende Milch von unseren Kühen und Ziegen in schlimme Müffelklumpen, die er dann in unserem Hofladen an reiche Leute verkauft. Meistens sind es alte Männer mit drahtigen Schnurrbärten und großen Schnüffelnasen.

„Bah!“, rief Lolli. „Wenn mein Zimmer ein Pumakäfig ist, dann ist unser Kühlschrank ein Gestankschrank.“

Die Laune wurde auch nicht viel besser, als Papa plötzlich einen Umschlag auf den Tisch legte. Darin waren vierzehn Zirkuskarten. Sieben für Kinder und sieben für Erwachsene. Genauso viele Bewohner gibt es auf dem Kornblumenhof – verteilt auf vier Häuser und drei Familien.

„What?“, rief mein großer Bruder Henry. „Du hast ein Vermögen für einen Wanderzirkus ausgegeben, in dem alte Clowns über ihre großen Schuhe stolpern und verlauste Hunde durch Reifen springen?“

„Du kannst gerne zu Hause bleiben und in der Zwischenzeit den Schweinestall ausmisten“, antwortete Papa.

Auch ich war nicht richtig begeistert. Seit ich gehört habe, was für ein trauriges und überhaupt nicht artgerechtes Leben Zirkustiere führen, wollte ich da lieber nicht im Zelt sitzen und auch noch klatschen müssen.

Es stellte sich heraus, dass Papa die Karten zum halben Preis bekommen hatte. Und zwar, weil die Hauptattraktion des Zirkus Zamparoni verschwunden war. Das Woll-Lama war ausgebüxt. Für das Tier, das auf Kommando spucken konnte, war sogar ein Finderlohn von fünfhundert Euro ausgeschrieben. Aber Henry meinte, dass man dem Lama keinen Gefallen tun würde, wenn man es zurückbrächte. Denn das arme Tier hätte es in der Wildnis bestimmt besser als in diesem Zirkusknast.

„Wildnis?“, fragte Mama. „Wo siehst du denn hier eine Wildnis? Das Lama ist bestimmt total verängstigt und rennt am Ende noch vor ein Auto.“

Die Einzige, die gar nichts zu der Sache sagte, war Lolli. Vielleicht war sie ja noch eingeschnappt, weil Henry ihr GEIST-REICH „Pumakäfig“ genannt hatte.

Am Samstag fuhren wir trotzdem alle zur Nachmittagsvorstellung des Zirkus Zamparoni. Das arme Woll-Lama war ja gar nicht da und konnte somit auch gar nicht beklatscht werden. Und mein Bruder wollte zusammen mit unserem Cousin Janik „das Zirkuselend mal genauer unter die Lupe nehmen“. In jedem Fall wollte er nicht alleine zu Hause bleiben, während wir anderen etwas erlebten.

Janiks Schwester Sofia und ich hatten miteinander abgesprochen, in der Pause geheime Ermittlungen durchzuführen. Wir wollten uns zu den Wagen und Käfigen schleichen. Da würden wir uns dann selbst ein Bild von der Behandlung der Tiere machen können. Und vielleicht kamen wir auf diese Weise ja auch diesem verschollenen Lama auf die Spur. Wenn wir ein bisschen über das Tier erfahren würden, so dachten wir, konnten wir viel besser nach ihm suchen. Denn Sofia und ich hatten uns vorgenommen, es auf jeden Fall zu finden. Sofia hatte mindestens so viel Mitleid mit ihm wie ich.

„Stell dir vor, du musstest dein ganzes Leben lang im Zirkus Männchen machen“, sagte sie. „Und dann brichst du aus, weil du nicht mehr kannst. Aber da draußen ist es nur noch schlimmer! Im Wald erschrecken dich die Wildschweine und auf der Straße wirst du von einem Lastwagen überfahren. Das ist echt bitter!“

„Spucken“, verbesserte ich sie. „Nicht Männchen machen, sondern spucken!“

Wir Kinder saßen alle in unserem Auto, während alle Erwachsenen außer Papa auf die Wagen von Tante Bianca und Oma und Opa verteilt worden waren.

Damit sieben Leute plus Fahrer bei uns hineinpassen, muss hinten extra die Rückbank ausgeklappt werden. Auf der befanden sich die Zwillinge Katharina und Karl-Phillip.

Katharina schaute auf ihrem Handy nach Fakten. Das ist ihre neue Lieblingsbeschäftigung. „Fakt ist, man braucht gar keine echten Tiere mehr. Man kann Tiere auch mit Laserbeamern als 3-D-Hologramme auftreten lassen“, sagte sie. „Und das wird zum Teil auch schon gemacht.“

Papa schnaufte. „Bald ist die ganze Welt ein 3-D-Film. Weil in der wahren Welt überall Missstände lauern“, brummte er.

„Ja genau!“, rief Lolli. „Miststände sind voll blöd. Der schlimmste Miststand ist, dass Tiere immer noch echtes Kaka machen und kein Filmkaka.“

Sofia, die neben Lolli saß, schaute auf deren Jacke und verzog das Gesicht. „Apropos Kaka, was hast du denn da für einen komischen grünen Fleck?“, fragte sie. „Warst du vorhin im Kuhstall? Hast du wieder die Schwanzspitzen von Miss Elsa und Madame Butterfly frisiert?“

„Das ist kein Kaka und ich war auch nicht im Kuhstall!“, protestierte meine kleine Schwester. Zugeben ist nicht gerade ihre Stärke.

Als wir schließlich alle nebeneinander in der ersten Reihe im Zirkuszelt saßen, freute ich mich trotzdem auf die Vorstellung. Es lief lustige Musik mit vielen Trompeten und es roch nach Zuckerwatte, Popcorn und den Holzspänen, mit denen der Boden belegt war.

Dann wurde es plötzlich dunkel und ganz still. Der Zirkusdirektor betrat in einer Nebelwolke das Zelt. Er trug einen roten Anzug mit goldenen Troddeln an den Schultern und begrüßte freudestrahlend die wenigen Zuschauer, die gekommen waren. Von der ersten Reihe aus erkannten wir aber, wie angespannt er in Wirklichkeit war. Seinen Mund, über dem ein katzenbabygroßer Schnurrbart thronte, kniff er immer wieder komisch zusammen. Vielleicht war er enttäuscht, weil so viele Plätze leer waren.

„Der Mund sieht aus wie das Poloch von Samanta!“, flüsterte Lolli mir zu.

Da starrte der Mann uns plötzlich an. Mir blieb fast das Herz stehen. Aber er konnte Lolli unmöglich verstanden haben. Samanta ist unsere Hofkatze und Lolli hatte recht: Jetzt konnte ich nicht anders, als auch einen Katzenpo zu sehen.

Nachdem der Direktor alle begrüßt hatte, kam von hinten ein kleiner Clown angeschlichen. Er trug den gleichen Anzug wie der Boss, doch der war ihm ein paar Nummern zu groß. Außerdem hatte der Clown sein Gesicht weiß angemalt und seine Haare standen zu Berge. In der Hand hielt er eine riesige Flasche Haarspray.

Während der Direktor mit seinem Katzenpopomund die Akrobaten ankündigte, sprühte der Clown von der Seite gegen dessen Frisur. Dabei legte er die Glatze des Direktors frei. Wie ein Brett standen die Haare, die von einer Seite über die kahle Stelle gekämmt worden waren, senkrecht nach oben. Das war ziemlich witzig.

Doch als der Miniclown mit dem Spray plötzlich auf die Zuschauer losging, schauten alle schnell zu Boden. Besonders wir in der ersten Reihe hatten Angst, als Nächstes dranzukommen. Innerhalb von Sekunden hatte der Clownfriseur aus Papa einen verwirrten Professor gemacht. Dann kam er auf Lolli zu, die direkt neben mir saß.

Sie duckte sich und rief: „Hilfe, meine schönen Zöpfe!“

Doch da stand der zu klein geratene Komiker auch schon vor ihr. Aus der Nähe erkannte man erst, dass er kein kleiner Erwachsener, sondern ein Kind oder zumindest ein Jugendlicher war. Ich schätzte ihn auf höchstens zwölf oder dreizehn. Der Junge ließ Lolli tatsächlich in Ruhe. Doch er schaute wie hypnotisiert auf diesen grünen Fleck, den sie am Ärmel hatte. Und Lolli wiederum starrte den Clown mit offenem Mund an. Es war ein wirklich seltsamer Moment und ich war froh, als die Nummer vorbei war.

Es folgten drei Akrobaten, die sich so verrenken konnten, dass ich wegschauen musste. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie keine Schmerzen dabei hatten. Und ich fragte mich, ob Menschen im Zirkus auch nicht besonders „artgerechte“ Dinge tun.

Dagegen war die Nummer mit den fünf Hunden, die in allen Größen und Farben durch die Manege sprangen, viel lustiger. Die Hunde wedelten jedenfalls ständig mit ihren Schwänzen und bekamen für jeden noch so missglückten Purzelbaum ein Leckerchen.

In der Pause behaupteten Sofia und ich, zur Toilette zu müssen. Tatsächlich schlüpften wir jedoch unbemerkt durch eine Absperrung, auf der in großen goldenen Buchstaben „PRIVAT“ stand, und versteckten uns hinter einem der Wohnwagen. Von hier aus hatten wir auch die anderen Wagen im Blick, die im Kreis standen – wie bei einer Wagenburg im Wilden Westen. Die ollen Campinganhänger wirkten allerdings viel trauriger als der lustige rote Zirkuswagen, in dem unsere Wollschweine wohnen. Durch ein Fenster entdeckten wir ein Mädchen in unserem Alter, das ein Buch las, während in der Mitte zwischen all den trostlosen Behausungen die Hunde herumtobten. Gott sei Dank waren sie in einen kleinen Streit um einen Knochen verwickelt, sodass sie uns gar nicht bemerkten.

Sofia stieß mich an und zeigte auf einen Anhänger, an dessen Tür „Spucklinger“ stand. Das war bestimmt der leere Stall von dem spuckenden Woll-Lama.

Wir schlichen uns von hinten heran und schauten durch das Fenster hinein. Auf den ersten Blick schien nichts verdächtig zu sein. Der Boden war mit Stroh bedeckt und es gab einen Trog für Wasser und Futter. Doch dann entdeckten wir in einer Ecke ein paar Verbandrollen. Daneben lag eine große Cremetube. Vielleicht war das Tier verletzt?

Plötzlich stupste Sofia mich an und zeigte auf den Direktor, der zusammen mit dem kleinen Clown auf den Wohnwagen mit dem lesenden Mädchen zusteuerte. Die beiden kamen ganz nah an uns vorbei, sodass wir sie reden hören konnten.

„Echt jetzt, Papa! Der Fleck auf der Jacke von diesem Mädchen in der ersten Reihe, das war nicht irgendein Fleck. Glaub mir doch bitte!“

„Du siehst Gespenster!“, antwortete der Vater und legte seinen Arm um den Jungen.

Redeten die etwa über Lollis Fleck? Und was war an ihrem Fleck denn so aufregend?

„Lass uns zurückgehen! Dieser Junge scheint es auf Lolli abgesehen zu haben“, flüsterte ich Sofia ins Ohr.

In diesem Moment tippte mir jemand von hinten auf die Schulter. Wie ein Stromschlag fuhr der Schreck durch mich hindurch. Ich drehte mich um und sah in das Gesicht von Henry. Er war ganz blass und machte Zeichen, dass wir sofort von hier abhauen müssten.

Nachdem der Direktor und sein Clownsohn in dem Wagen mit dem Mädchen verschwunden waren, schlichen wir uns alle drei wieder zurück in Richtung Zelt. Erst hinter der Absperrung begann Henry, uns eine Standpauke zu halten.

„Seid ihr irre, euch da reinzuschleichen? Wer weiß, was die noch für Tiere halten! Und überhaupt, wie die so drauf sind. Bei anderen fremden Leuten würdet ihr doch auch nicht einfach einbrechen!“

„Kein Grund, uns so zu erschrecken!“, rief ich. „Ich hätte beinahe vor Angst geschrien. Und dann wären wir alle drei aufgeflogen.“

„Außerdem sind wir nicht irgendwo eingebrochen