Wir Kinder vom Kornblumenhof, Band 4: Eine Ziege in der Schule - Anja Fröhlich - E-Book

Wir Kinder vom Kornblumenhof, Band 4: Eine Ziege in der Schule E-Book

Anja Fröhlich

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Beschreibung

Winterruhe auf dem Kornblumenhof? Keineswegs! Denn die hyperintelligente Ziege Dicke Zicke zieht ein. Sie macht bei einem Forschungsprojekt mit und darf sie mit anderen Ziegen skypen – total spannend! Zu blöd, dass sich Mais Mitschülerin Püppi auch brennend für Dicke Zicke interessiert. Püppi ist nämlich eine totale Angeberin … Auf dem Kornblumenhof duftet der Heuboden nach Abenteuer und die köstlichen Schokotörtchen aus dem Hofladen schmecken nach Glück! "Bullerbü" für Kinder von heute – auch wunderbar zum Vorlesen geeignet! Alle Abenteuer der Kinder vom Kornblumenhof: Band 1: Ein Schwein im Baumhaus Band 2: Zwei Esel im Schwimmbad Band 3: Kühe im Galopp Band 4: Eine Ziege in der Schule Alle Abenteuer mit den Kindern vom Kornblumenhof: Band 1: Ein Schwein im Baumhaus Band 2: Zwei Esel im Schwimmbad Band 3: Kühe im Galopp Band 4: Eine Ziege in der Schule Band 5: Krawall im Hühnerstall Band 6: Ein Lama im Glück

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Seitenzahl: 90

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2020 Die Print-Ausgabe erscheint im Ravensburger Verlag GmbH Postfach 2460, 88194 Ravensburg © 2020 Ravensburger Verlag Text © Anja Fröhlich Originalausgabe Cover- und Innenillustrationen: Ulla Mersmeyer Logodesign: Anna Rohner & Ulla Mersmeyer Lektorat: Jo Anne Brügmann Alle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbHISBN978-3-473-47993-1www.ravensburger.de

Nicht alle Bewohner des Kornblumenhofs können den Winter gleich gut leiden. Besonders unbeliebt ist die Zeit, wenn Weihnachten und Silvester vorbei sind und es einfach nur noch kalt ist. Die Tiere grunzen und meckern in ihren Ställen, und manche Erwachsene tun dasselbe in den Wohnzimmern. Dabei sollte der Winter doch eigentlich die gemütlichste Jahreszeit der Welt sein!

Am ungemütlichsten kann Papa werden, der jedes Jahr im Januar und Februar aus uns allen bessere Menschen machen will. Und zwar im Eiltempo, weil er im Frühling und Sommer keine Zeit dazu hat. Da muss er sich um die Verbesserung der Pflanzen und Tiere kümmern, damit wir ganz viel Obst, Gemüse und Milch bekommen. Und natürlich Eier.

Besser werden bedeutet für ihn, dass wir besser ruhig sein können und bessere Hausaufgaben zustande bringen. Außerdem sollen wir besser in der Küche helfen und besser unsere Zimmer aufräumen. Er tut so, als wären das coole Sportarten, in denen jeder gerne Weltmeister wäre.

Am wenigsten Verständnis für Papas Verbesserungsvorschläge hat mein großer Bruder Henry. Er antwortet meistens mit diesen Selber-Sätzen, wenn Papa einen seiner Henry-Verbesserungstage hat und ihn ständig kritisiert: „Sei doch selber ruhig!“, „Geh doch selber früh ins Bett!“ oder „Räum doch selber die Spülmaschine aus!“

Wie man sich denken kann, kommen die Selber-Sätze bei Papa nicht so gut an.

In diesem Winter war es besonders schlimm, weil man vor Kälte wochenlang nicht richtig raus konnte.

Ungünstigerweise hat Papa in dieser Zeit Geburtstag, und keiner von uns Kindern hatte Lust, sich etwas Tolles für ihn auszudenken.

Darum standen Henry und ich am Geburtstagsmorgen mit mickrigen Geschenken am Frühstückstisch. Henry hatte Papa eine Zehnerkarte fürs Spülmaschine-Ausräumen gebastelt. Genau genommen hatte er ein Blatt aus seinem Heft gerissen und einfach nur diese drei Worte darauf geschrieben:

Zehnerkarte fürs Spülmaschine-Ausräumen

Papa schaute Henry fragend an.

„Waaaas?“, antwortete Henry. „Der Klügere gibt nach!“

Ich hatte die ersten Schneeglöckchen, die sich draußen vor der Tür durch den vereisten Boden gekämpft hatten, abgepflückt und Papa in einem Eierbecher überreicht. Dazu gab es ein selbst gedichtetes Gedicht, das sich aus Zeitgründen allerdings nicht reimte. Nur Lolli hatte angeblich ein richtig tolles Geschenk für Papa. Dabei stand sie mit leeren Händen vor ihm.

Papa zog die Augenbrauen hoch. „Na dann mal her damit!“, sagte er kraftlos.

„Es ist unter meinem Pullover“, erklärte Lolli.

„Dann hol es doch raus!“, knurrte Henry, der sich, ohne zu fragen, bereits ein Stück vom Geburtstagskuchen auf seinen Teller geschaufelt hatte.

„Geht nicht“, behauptete Lolli. Angeblich war ihr Geschenk keine Sache, die man besitzen konnte, sondern ein Beweis. Genauer gesagt ein Liebesbeweis.

„Bauchnabel-Verschenken gilt nicht“, murmelte ich.

Lolli schüttelte den Kopf. „Ich bin doch kein Baby mehr“, sagte sie. Und dann erklärte sie uns feierlich: „Ich bin tätowiert!“

„Du bist waaaas?“, riefen Mama, Papa, Henry und ich wie aus einem Mund.

„Tätowiiiiert!“, rief Lolli. „Wisst ihr etwa nicht, was das ist?“

Sie musste das Wort geübt haben. Denn normalerweise verdrehte Lolli komplizierte Wörter mit mehr als zwei Silben.

Weil wir sie immer noch ungläubig ansahen, riss sie zum Beweis den Pullover samt Unterhemd hoch. Mit offenen Mündern starrten wir auf ihren Bauch. Da stand in großen, krakeligen Buchstaben:

Papa ich hap dich trotzden lip!

Man hätte meinen können, die Worte wären mit einem Kugelschreiber auf den Bauch gekritzelt worden. Wenn da nicht diese roten und leicht geschwollenen Ränder gewesen wären, von denen die Buchstaben umrahmt waren.

Mama stürzte auf Lolli zu und besah sich diese Ränder ganz genau. „Bist du irre? Das kann sich doch entzünden! Wer hat das gemacht?“, wollte sie wissen.

Mit dieser Reaktion hatte Lolli offenbar nicht gerechnet. „M-m-mia Braun hat das gemacht“, stotterte sie. „Sie hat extra fest gedrückt, damit es nie wieder weggeht. Mia hat gesagt, eine echte Tätowierung muss wehtun. Und ein echter Liebesbeweis auch!“

Nun redeten alle durcheinander. Nur Papa sagte nichts. Seine Geschenke schienen ihn verwirrt zu haben.

Kaum dass Mama Lollis Tätowierung mit ein paar Wattetupfern und einer braunen Flüssigkeit „sauber“ gemacht hatte, ging plötzlich die Küchentüre auf und eine Ziege spazierte herein. Um den dicken Bauch trug sie eine rote Schleife.

„Wer hat dich denn reingelassen?“, fragte Papa.

Die Ziege beachtete ihn jedoch gar nicht, sondern steuerte auf den Tisch zu. Mit einem kleinen Bocksprung stand sie auch schon auf einem Stuhl und schnappte sich mit ihren schwarzen Lippen das Erste, das sie erwischen konnte: Henrys Gutschein. Er wanderte Stück für Stück in ihr Maul und wurde einmal gut durchgekaut.

„Dicke Zicke, benimm dich!“, hörte man Onkel Bernhard rufen. Er hatte die Ziege wohl reingelassen und sich im Flur versteckt. Als er in die Küche kam, grinste er so breit, dass sein kümmerlich gewachsener Zottelbart auseinandergezogen wurde und noch mehr Lücken bekam, als er ohnehin schon hatte.

„Für dich, mein Bruderherz!“, sagte Bernhard. „Das Tier gehörte einer Betrügerin, die ich vor Gericht vertreten musste. Absolut hochbegabt! Also nicht die Betrügerin, sondern die Ziege.“

Papa nickte nur. Er hatte es wohl aufgegeben, sich über seine Geschenke zu wundern.

„Die Betrügerin war leider nicht so clever. Die konnte ich jedenfalls nicht mehr retten und sie sitzt jetzt im Gefängnis. Geld hatte sie auch keins mehr. Darum hat sie mir diese intelligente Ziege überlassen. Sie muss übrigens bald gemolken werden.“

Onkel Bernhard ist Anwalt. Er hilft sowohl Unschuldigen als auch Verbrechern vor Gericht. Und er behauptet, dass auch die Verbrecher ein Recht darauf haben, von einem Profi wie ihm vertreten zu werden.

Papa starrte Dicke Zicke ungläubig an. „Alles klar“, sagte er. „Ein Wunderkind, gefangen im Körper einer Ziege. Kinder, bringt sie doch bitte in den Stall und dann fahre ich euch zur Schule.“

Tatsächlich war Dicke Zicke anders als unsere anderen Ziegen. Nicht nur, weil sie ein bisschen pummelig war. Sie verstand zum Beispiel Befehle wie „Komm mit!“ und „Bei Fuß!“.

Nicht verstehen konnte sie jedoch, dass sie in einem Stall wohnen sollte, in dem bereits ein Haufen dümmerer Ziegen hauste. Sie hatte mit einem Blick die Lage erkannt, schaute kopfschüttelnd zu mir hoch und ging dann schnurstracks zurück zum Haus.

Jetzt half auch kein gutes Zureden mehr. Dicke Zicke fühlte sich den Menschen mehr zugehörig als den Ziegen, so viel stand fest. Und wir mussten sie gegen ihren Willen und mit vereinten Kräften zurück zu ihresgleichen bringen.

„Ich weiß, wie das ist“, redete Lolli ihr gut zu. „Ich war auch ganz neu in meiner Klasse. Aber manche von den komischen Kindern sind netter, als man glaubt. Und Mia ist sogar meine beste Freundin geworden.“

Dann schob sie Papas Geburtstagsgeschenk in den Stall.

„So!“, sagte sie. „Das ist jetzt ein Sprung ins kalte Wasser. Aber das muss manchmal sein!“

Seit Lolli in die Schule geht, plappert sie ständig so neunmalschlaue Sätze vor sich hin.

Der Tag, an dem Papa Geburtstag hatte, war auch der Tag, an dem das neue Halbjahr in der Schule begann. Wir Kinder vom Kornblumenhof gehen fast alle auf die Gesamtschule. Mein Bruder Henry und unser Cousin Janik in die Sechste, die Zwillinge von Onkel Bernhard und Tante Bianca in die Siebte, und Sofia und ich in die Fünfte. Sofia ist übrigens meine Cousine, meine beste Freundin und mein allerliebster Lieblingsmensch in einer Person.

Nur Lolli ließen wir bei der Grundschule raus.

Weil Dicke Zicke sich so lange gegen den Ziegenstall gewehrt hatte, waren Sofia und ich die Letzten, die in die Klasse schlüpften. Frau Rogalevski warf uns einen messerscharfen Blick über den Rand ihrer Lesebrille zu. Dann setzte sie ganz schnell wieder ihr Nettigkeitslächeln auf. Neben ihr stand nämlich ein fremdes Mädchen. Und wenn jemand neu in unsere Klasse kommt, präsentiert sich Frau Rogalevski immer von ihrer Schokoladenseite.

„Stellt euch alle mal vor, ihr würdet hier neben mir stehen. Und auf euch wären siebenundzwanzig fremde Augenpaare gerichtet“, sagte sie. „Ihr guckt gegen siebenundzwanzig Stirnen, hinter denen ihr die schlimmsten Gedanken vermutet.“

Das neue Mädchen schaute Frau Rogalevski verwundert an. Dann formte sie die rechte Hand zu einer Pistole und setzte sie sich an den Kopf. Natürlich ohne dass unsere Lehrerin etwas mitbekam. Denn die hatte sich bereits in Fahrt geredet.

„Ihr fühlt euch nicht nur fremd, sondern auch abgecheckt und bewertet, obwohl ihr noch kein Wort gesagt habt und …“

„Hey, so schlimm ist es nun wirklich nicht“, unterbrach die Neue sie.

„Ist es nicht?“ Frau Rogalevski sah verdattert aus. „Wie auch immer, das ist Püppi Panther, sie kommt aus der sechsten Klasse und wiederholt jetzt aber doch noch mal die fünfte.“

„Püppi?“, fragte Paul Granoli, der immer erst redet und dann denkt. „Echt jetzt?“

„Ja, Püppi!“, sagte Püppi in einem Ton, der keine weiteren Fragen zuließ. „Falls euch der Name zu schwierig erscheint, könnt ihr mich einfach Pü nennen.“

Püppi war die Sensation des Tages. In der Pause hing sie weiter mit ein paar Jungs aus der Sechsten ab, wurde aber auf Schritt und Tritt von uns Fünftklässlern dabei beobachtet. Und es kamen die krassesten Geschichten über sie in Umlauf. Angeblich war Pü berühmt für ihre Wutanfälle. Sie hatte schon die Handtasche ihrer ehemaligen Bio-Lehrerin Frau Drollig aus dem Fenster geworfen. Und sie war es auch, die Ben seinen Pferdeschwanz abgeschnitten hatte. Einfach so, mit einer Bastelschere. Wobei es sich eher um einen Mauseschwanz als um einen Pferdeschwanz gehandelt hatte. Sie hatte sich in der Pause von hinten an Ben herangeschlichen und schnipp gemacht. Aus die Maus. Vielleicht als Strafe dafür, dass er sie „Kartoffel-Pü“ genannt hatte. Oder weil dünne Ringelschwänzchen einfach uncool sind. Keiner wusste das so genau.

Ben geht übrigens mit Henry und Janik in eine Klasse und ist auf unheimliche Weise mit unserem Hof verbunden. Dazu aber später mehr.

Nach der Pause hatten wir Kunst und sollten uns gegenseitig mit Wasserfarben malen. Es mussten sich immer zwei Schüler gegenübersitzen. Natürlich wollten Sofia und ich zusammenarbeiten.

Aber Herr Hansen, unser Kunstlehrer, streckte seinen Besserwisser-Zeigefinger in die Luft und verkündete: „Wirklich interessant wird es erst, wenn ihr ein nicht allzu vertrautes Gesicht nehmt!“

Und dann stellte er die Paare zusammen, die seiner Meinung nach zusammenpassten. Ich saß plötzlich Kevin Hochstätter gegenüber, während Sofia sich zu Püppi setzen sollte. Ich konnte mir auf einmal sehr gut vorstellen, wie sich Dicke Zicke gefühlt haben musste, als ihr klar wurde, dass sie zu den Ziegen gehören sollte und nicht zu den Menschen.