Wir sind Leben - Mario Sandmeier - E-Book

Wir sind Leben E-Book

Mario Sandmeier

0,0

Beschreibung

Ist der persönliche Lebensraum lediglich eine funktionale und gesellschaftliche Notwendigkeit oder verbirgt sich mehr dahinter? Dieses liebevolle Buch blickt hinter selbstbezogene Begehrlichkeiten und führt uns sanft und leise zu den verborgenen Mechanismen der Natur. Mit einem Weltbild, in dem wir Menschen natürliches Leben sind, setzt es einen geistigen Samen für eine Lebensgestaltung, in der sinnliche Raumstrukturen und liebende Lebensgemeinschaften zu Nahrungen fürs ganzheitliche Wohlbefinden werden.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 152

Veröffentlichungsjahr: 2021

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der achtsame Beobachter Mario Sandmeier durfte schon einiges erleben. In seiner Zeit als Architekt, geriet er in so manche Besprechungen, in denen aus Unachtsamkeit, den emotionalen Grundbedürfnissen der Menschen unabsichtlich wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurden. Aber erst geistige Erschöpfungen und Todesfälle von geliebten Menschen, brachten ihn dazu, sich ernsthaft zu fragen, was wir hier eigentlich tun. Warum tun wir uns so schwer damit, miteinander Lebensräume und Gemeinschaften zu gestalten, die im Einklang zur Natur stehen, uns guttun und ein ganzheitliches Wohlbefinden fördern?

Daraufhin beschenkte er sich selbst mit einer längeren Zeitspanne der Stille und betrachtete das Leben als Ganzes. Verborgen in den unumstößlichen Gesetzmäßigkeiten der natürlichen Mechanismen, fand er überraschende Antworten und Wegweiser, die helfen, uns als Lebewesen besser zu verstehen und ein ganzheitliches Wohlbefinden von Mensch und Umwelt, bei der Raumgestaltung in den Fokus zu rücken. Wir sind Leben, fühlen Leben, brauchen Leben und gestalten Leben. Wir müssen nichts daran ändern. Es ist ein Geschenk.

Mario Sandmeier, geboren 1985, ist ein Autor, Architekt, Wohnfühlberater und philosophischer Beobachter des natürlichen Lebens. Er lebt in Baden, Schweiz.

Inhalt

Vorwort

Was wir tun

Was wir sind

Was wir fühlen

Was wir brauchen

Was wir können

Anmerkungen

Inspirationen

Vorwort

Vor einiger Zeit begann ich zu schreiben. Vorerst einfach für mich selbst. Ich machte mich auf den Weg herauszufinden, was wir Menschen von Natur aus sind, welche Dinge wir auch wirklich brauchen und was wir gut und gerne einfach weglassen können. Ich will wissen, wie wir uns bewusster mit der eigenen natürlichen Veranlagung, den emotionalen Grundbedürfnissen und dem unmittelbaren Lebensraum verbinden können.

Dafür entfernte ich mich von der klassischen Sichtweise eines Architekten. Ich zog mich aus der Geschäftsleitung meines Architekturbüros zurück und betrachtete das Leben als Ganzes. Obwohl ich den Mut fasste, mich zu Beginn mit den unterschiedlichsten philosophischen, aber auch spirituellen Ansätzen auseinanderzusetzen, merkte ich bald, dass ich nicht einfach einer ausgewählten Lehre, sondern meiner eigenen Intuition folgen will, ja muss.

Also begann ich alle Bereiche, die für mich persönlich von Bedeutung sind, auf meine eigene Art und Weise ganzheitlich zu betrachten und miteinander zu verbinden. Achtsamkeit, Zyklen und Mechanismen des natürlichen Lebens, sowie meine persönlichen philosophischen und spirituellen Gedanken, sollen genau so ihren Platz erhalten, wie meine Leidenschaft für Architektur, Raumplanung und die Gestaltung von befruchtenden Gemeinschaftsformen. Als eine Art geistiger Samen für eine ganzheitliche Lebensgestaltung, formte sich dieses Buch.

Für einige mag dessen Inhalt vielleicht so wirken, als wäre er weit entfernt von den Fragen zu einer zukunftsfähigen Lebensweise und zur nachhaltigen Gestaltung von Lebensräumen, Architektur und Gemeinschaftsformen. Doch gerade erst die große Distanz, bietet uns einen erweiterten Blickwinkel und die Möglichkeit zu entdecken, dass es sich in Wahrheit nicht um ein entferntes Thema am Rande handelt, sondern um den Kern der Sache selbst.

Es liegt mir am Herzen an dieser Stelle anzufügen, dass das Geschriebene kein Ideal ist, das es anzustreben gilt. Ich glaube sowas gibt es nicht. Was ich in den letzten Jahren festgehalten habe, sind einzig und allein vorsichtige Beobachtungen aus einer hohen Flughöhe, aber auch ganz persönliche Erfahrungen und Gedanken über die verborgenen Mechanismen des natürlichen Lebens.

Mit ehrlichen Worten hoffe ich in meinen Mitmenschen einen Funken auszulösen, Inspirationen zu bieten und in der gemeinsamen Lebensweise eine lebendige Kreativität zu wecken. Ich bin bei weitem kein Wissender, sondern eher ein Neugieriger, der Fragen stellt und gewisse Antworten in sich trägt, die ich von Herzen teilen will.

Meine Worte können aber nicht als abschließend betrachtet werden. Alles was ich schreibe, betrachte ich selbst lediglich als einen Zwischenstand meines Wissens. Dieses wird sich bestimmt noch viele Male ändern und vertiefen. Vielleicht können wir das Geschriebene liebevoll als eine Art Leitfaden betrachten. Ein Wegweiser, der uns helfen kann, die natürliche Quelle innerer Zufriedenheit und permanentem Wohlbefinden zu entdecken, um beides langfristig in unsere Lebensweise und in die Gestaltung von nachhaltigen Raumstrukturen zu integrieren.

Für mich persönlich widerspiegeln meine Gedanken und Beobachtungen ein Gefühl, das schon lange in mir schlummert und nun seinen Weg an die Oberfläche sucht. Ein Gefühl, das einer tieferen Einsicht entspringt und dem ich versuche eine Sprache zu geben. Verfasst aus meiner Sichtweise, mit meinen Worten. Manch einer würde wohl ganz andere Worte verwenden und das ist auch gut so.

Ich lade alle dazu ein, das Gelesene aufzunehmen und in die eigene Sprache umzuwandeln. Ob die Kapitel in einem Zug und in der dargestellten Reihenfolge gelesen oder auch mal eines übersprungen wird, überlasse ich jedem Einzelnen. Jeder darf seiner Intuition folgen und sich den Stellen widmen, die das Herz im gegenwärtigen Moment ansprechen. Alles andere darf auch gerne, möglichst wertungsfrei, für den Augenblick ruhen gelassen und auf einen anderen Tag verschoben werden.

Mario

1

Was wir tun

Du gestaltest Raum für das, was Du denkst und tust.

Der Lebensraum Erde ist das Herzstück des menschlichen Daseins. Ohne geht es nicht. Er ist der natürliche Raum, in dem wir uns aufhalten, wachsen oder uns aktiv betätigen und miteinander vereinen. In ihm sind wir physisch präsent und Teil der endlosen Verkettung aller Lebensformen. Ohne ihn gäbe es uns nicht.

Als natürliches Habitat, ist der Lebensraum Erde Teil unserer Existenz und wir sind Teil seiner Existenz. Er beschenkt uns mit allem, was wir brauchen, um uns als das zu entfalten, was wir von Natur aus sind. Trennen wir im Geiste die Verbindung zu ihm, verlieren wir den Bezug zur einzigen Nahrungsquelle, die wir haben.

Im kollektiven Bewusstsein wissen wir bereits, dass der Lebensraum Erde uns mit fester und flüssiger Nahrung ernährt, die wir über den Mund zu uns nehmen. So kommen wir zu den physischen und energetischen Ressourcen, die unser Wachstum ermöglichen. Dass er uns auch mit Nahrungen und Energien versorgt, die wir mit den weiteren Sinnesorganen und den vielen feinen Sensoren unseres Körpers wahrnehmen, geht oft vergessen.

Wir ernähren uns aber mit allen Sinnen.

Um eine ausgewogene Lebensweise zu pflegen, reicht es nicht, sich nur auf die feste und flüssige Ernährung zu achten. Damit wir langfristig die Kraft haben unser Leben in einem permanenten Gleichgewicht zu führen, ist es essenziell, dass wir ganzheitlich mit befruchtender Nahrung versorgt werden.

Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und Fühlen, helfen uns Nahrungen zu erkennen, die für uns gesund sind, das eigene Wachstum fördern und das innere Wohlbefinden ganzheitlich stärken. Sie lenken den Fokus unserer bewussten Wahrnehmung auf die Eindrücke, die Hier und Jetzt im unmittelbaren Lebensraum passieren. Fühlen wir Ereignisse, die in unserer Nähe stattfinden oder Erlebnisse, an denen wir teilnehmen, entdecken wir, dass deren Energien ebenfalls Nahrungen sind, die das natürliche Wohlbefinden beeinflussen.

Wettermechanismen und ihre Zyklen, sowie die Atmosphären von Raumstrukturen und die Stimmung in der Lebensgemeinschaft, sind wichtige Bestandteile unserer täglichen Mahlzeiten. Sie können belastend oder entlastend wirken. Je nachdem, ob sie uns zuträglich sind, wie wir sie wahrnehmen und darauf reagieren.

Auch Raum und Zeit sind Nahrungen.

In den erlebbaren Veränderungen von Raum und Zeit, tanken wir Kraft und Energie, wachsen und passen uns den Veränderungen des Lebens an. Fühlen wir uns dabei wohl, wecken die wahrgenommenen Stimmungen in uns Lebensfreude und Kreativität. Sie inspirieren uns und schaffen einen geistigen und sozialen Freiraum, um die eigenen Kompetenzen zu entdecken und unser individuelles Potenzial zur Entfaltung zu bringen. Letztendlich können wir nur im unmittelbaren Lebensraum dem eigenen Dasein einen persönlichen Ausdruck verleihen und in fürsorglicher Hingabe ein Teil des großen Organismus des Lebens sein.

Ohne die eigene Präsenz im Raum der Zeit, wäre das nicht möglich.

Raumgestaltung

Beschäftigen wir uns in der heutigen Zeit mit dem gebauten Lebensraum, sei dies als Architekt, Raumplaner, Baugenossenschaft oder als Auftraggeber, der sich der Aufgabe stellen will, sich selbst und seinen Mitmenschen ein Zuhause zu gestalten, betrachten wir den persönlichen Lebensraum überwiegend als eine funktionale, wirtschaftliche oder statusbezogene Notwendigkeit.

Den Lebensraum als Nahrungsquelle für das individuelle Wohlbefinden und zur Stärkung der gemeinschaftlichen Beziehungen oder als Ort zur natürlichen Selbstentfaltung zu betrachten, findet wenig Platz in den Überlegungen.

Unachtsam konfrontieren wir uns von Beginn weg mit einer großen Menge von technischen und ästhetischen Fragestellungen. Fragen zur Größe eines Gebäudes, zur maximal möglichen Wohnfläche, zur Bodenbeschaffenheit des Baugrundes oder zu den thermischen Anforderungen einzelner Bauteile und der Gebäudehülle, drängen sich bald schon in den Vordergrund.

Ehe wir uns versehen, beschäftigen wir uns intensiv damit, wie viele Zimmer möglich sind, ob diese vierzehn oder doch lieber achtzehn Quadratmeter groß sein sollen, ob ein Flachdach effizienter als ein Satteldach ist, wie viel das ganze Kosten mag oder ob wir diese oder jene Sonderausstattung im Bad oder in der Küche, uns zusätzlich noch leisten können.

Auf der anderen Seite stellen sich ambitionierte und kreative Planer der Aufgabe, architektonisch gute Lösungen zu finden, die sich in den Kontext eingliedern und eine hohe räumliche, sowie materielle Ästhetik bieten. Stets begleitet vom Anspruch neue oder gar einzigartige Lösungen zu finden.

Ich war selbst einer von ihnen.

Die vielen Fragen und Herausforderungen kamen meist schnell und rasant auf mich zu. Der Anspruch von allen Beteiligten, alles innert kürzester Frist planen und realisieren zu können, erzeugte einen hohen Leistungsdruck, der auf den Schultern jedes Einzelnen lastete. Ganz von allein vergrub ich mich in den auftauchenden Fragen, erhob an das Projekt und an meine Leistung einen hohen Anspruch an Qualität und ja, auch an Perfektion.

Ich glaubte mich beweisen zu müssen.

Rückblickend ist es für mich selbstverständlich, dass bald schon die übergeordneten Fragen, im Bezug zum Wohlbefinden des Menschen und die Relation zum letztendlichen Leben, untergingen. Solange alle Beteiligten tief versunken, mit sich selbst und oberflächlichen Problemstellungen beschäftigt, in den jeweiligen Aufgaben steckten, war es für mich schlichtweg unmöglich, eine inhaltliche Brücke zum ganzen Leben und zu den natürlichen Grundbedürfnissen des Menschen zu schlagen.

Als ich mich aus dem Berufsfeld des ausführenden und entwerfenden Architekten zurückzog, um die gesellschaftliche, wie auch wirtschaftliche Dynamik in der Lebensraumgestaltung aus der Distanz zu betrachten, wurde mir bewusst, dass es vielen ähnlich ergeht.

Mit dem primären Fokus auf Ästhetik, Technik und den sozialen Status, verlieren wir uns im Dschungel der oberflächlichen Probleme. Besitz, Größe, Menge, Kosten, Technologien, Verdichtung, energetische Labels und Konzepte, idealisierte Ideen und Meinungen, die für sich stehend gar nicht die eine große Lösung sein können, drängen sich in den geistigen Raum, füllen ihn aus und verhindern eine ganzheitliche Betrachtung.

Mit dem Resultat, dass die wahre Natur des Menschen und sein natürliches Bedürfnis nach wohltuenden und stärkenden Nahrungen, in den Fragen und Problemstellungen zu den abertausenden technischen und gestalterischen Möglichkeiten untergehen.

Wir vergessen uns selbst.

Das körperliche, geistige und emotionale Wohlbefinden bleiben auf der Strecke liegen und viele von uns finden keine Antworten mehr darauf, welche natürlichen Energien, Sinnesnahrungen, Mitmenschen und Raumstrukturen ihnen helfen, sich geborgen, erholt, kraftvoll, frei und mit dem natürlichen Leben verbunden zu fühlen.

Ohne es zu bemerken, ordnen wir die emotionalen Grundbedürfnisse, die in unserer natürlichen Existenz verankert sind, den äußeren Lebensumständen, dem technischen Fortschritt und den eigenen idealisierten Ansprüchen unter.

Die durchaus wichtige Frage, wie wir Lebensräume gestalten können, welche eine wohlwollende, zufriedene und erfüllende Lebensweise unterstützen, verkommt zur Frage, was wir uns alles noch aneignen können und wird zum Sinnbild der rastlosen Suche nach dem «besseren» Leben, das wir nie erreichen werden.

Fokus

Irgendwann haben wir Menschen begonnen, unser Glück im Äußern zu suchen. Vielleicht tun wir es aber auch bereits seit Anbeginn unserer Zeit. Stets mit dem Blick nach außen gerichtet, haben wir eine Welt gestaltet, in der wir der Vorstellung verfallen, ja es uns unachtsam beigebracht und vorgelebt wird, dass wir uns mit Dingen, die wir uns im Äußern aneignen, emotional erfüllen können.

Der technische Fortschritt und die Möglichkeit sich materielle Güter anzueignen, sich Besitz und einen Status innerhalb der Gesellschaft zu erwirtschaften, wird zum Lebensinhalt und verleitet immer wieder dazu, Glück, Freude, Zufriedenheit und Erfüllung in den äußeren Umständen zu suchen. Das kann sich kurzfristig sehr gut anfühlen und uns für den Moment beruhigen. Besteht aber eine unachtsame Identifikation mit dem Gegenstand, der Tat oder der Sache, anstatt mit den Gefühlen, die sie in uns auslösen, dann entsteht viel mehr eine oberflächliche Genugtuung, als eine innere Erfüllung.

Mit hoher Erwartungshaltung, gebunden an eine unachtsame Bewertung im Innern, versuchen wir ein hoch gestecktes Ziel mit selbstbezogenen Leistungen zu erreichen. Oft ohne Rücksicht auf das eigene Wohlbefinden und die daraus resultierende Belastung auf Mitmenschen und Umwelt. Von der Angst getrieben, etwas zu verpassen, vergleichen wir im Unterbewusstsein unsere eigenen Lebensumstände mit den anderen und formen ein egozentrisches Traumbild. Das Bild vom «besseren» Leben, das irgendwo in der Zukunft liegt und unerreichbar ist.

Wir erzeugen Druck auf uns selbst.

Indirekt und unbewusst signalisieren wir uns selbst, dass wir nicht zufrieden sind mit dem, was wir bereits haben. Der verborgene Widerstand, gegenüber dem was ist, führt dazu, dass gute Gefühle nicht lange anhalten und birgt die Gefahr, dass wir süchtig nach oberflächlicher Genugtuung werden. Was unser Streben nach einem besseren Leben noch mehr verstärkt und einmal mehr, nur den Wunsch nach «Mehr» ernährt.

Nirgendwo zeigt sich dieses Verhalten so deutlich, wie bei der Gestaltung des persönlichen Lebensraumes. Spätestens bei der Planung des Eigenheims, taucht der Wunsch zur Selbstverwirklichung aus dem Unterbewusstsein auf. Bei den einen mehr, als bei den anderen. Und doch wird das eigene Bauvorhaben bei vielen zum Sinnbild des persönlichen Erfolgs in der Gesellschaft.

Vom Unwissen geleitet, was wir von Natur aus brauchen, orientieren wir uns an den funktionalen, wirtschaftlichen und ästhetischen Möglichkeiten und sind bald schon viel mehr mit dem «Haben» beschäftigt, als mit dem «Sein». Das Eigenheim wird, bewusst oder unbewusst, zum Ausdruck der eigenen materiellen und finanziellen Identifikation, dem Besitz. Dass der persönliche Lebensraum und so auch das Eigenheim in Wahrheit nur Raum zum Sein und Verweilen bieten kann, geht bereits in der Planung und Entstehung unter.

Anstatt uns mit der ursprünglichsten Aufgabe unserer Lebensräume zu beschäftigen, nämlich uns mit physischer, sinnlicher, geistiger und emotionaler Nahrung zu versorgen und uns in vielfältigen Lebensgemeinschaften zu vereinen, um gemeinsam schützenden und befruchtenden Raum fürs Leben zu gestalten, werden die persönlichen Lebensräume zum Ausdruck des selbstbezogenen Begehrens nach Erfüllung im Äußern und dem unbewussten Verlangen nach materiellem Besitz und gesellschaftlichem Status.

Das kann in die unterschiedlichsten Richtungen kippen. Ob nun im Maximalismus oder im idealisierten Minimalismus, die eigenen Lebensumstände werden zu Sinnbilder und Manifestationen der fehlgeleiteten Suche nach dem «besseren» Leben. Geprägt von innerer Unsicherheit, Unruhe und Unzufriedenheit, erschaffen wir unseren eigenen Ballast. Eingetaucht in die Sorgen und das Hamsterrad, welches daraus entsteht, missachten wir, dass eine überschwängliche Identifikation mit Besitz und Lebensumständen uns nicht emotional erfüllt, sondern langfristig nur den Hunger und das Begehren nach «Mehr» oder «Besser» nährt. Aber leider nicht das natürliche Glück.

Wir stärken immer die Gefühle, mit denen wir uns ernähren. Ist unsere Nahrung «Mehr», dann ernähren und stärken wir den inneren Drang nach «Mehr». Beim Drang nach «Besser», verhält es sich gleich. Beides bewirkt, dass wir uns unachtsam, von Moment zu Moment, immer stärker selbst unter Druck setzen. Immer und immer wieder. Die rastlose Suche im Äußern, ist in gewisser Weise ein fehlgeleiteter Hunger nach Erfüllung und Glück, der in einem ungesunden Kompensationsverhalten endet.

Dabei verwechseln wir die Hilfsmittel, mit der eigentlichen Nahrung. Wir übersehen, dass sich unser ganzheitliches Dasein nicht von Besitztümern oder Idealen ernähren kann. Es ist, als würden wir versuchen einen Durst nach Wasser, mit dem einfachen Besitz eines leeren Glases zu stillen. Anstatt den natürlichen Wunsch nach Wasser damit nachhaltig zu erfüllen, verstärken wir ihn langfristig mit dem Fokus auf die falsche Nahrung.

Mit dem Fokus nach «Mehr» oder «Besser» manifestieren wir tief in unserem Innersten eine emotionale Leere und überfordern uns beim fehlgeleiteten Versuch, die Leere mit Dingen zu füllen, die dies gar nicht leisten können.

Wettkampf

Der objektive Blick in die Geschichtsbücher zeigt schnell, dass wir kontinuierlich, in jeder Epoche und nach jedem Konflikt, unachtsam der inneren Neigung verfallen, immer gleich für jedes Problem, neue Lösungen und Konzepte zu suchen. Wir streben durch alle Epochen hindurch nach dem «besseren» Leben, bis wir ein weiteres Mal, in selbstgeschaffenen Konflikten anstehen und uns wieder nach neuen Lösungen umsehen.

In der ungeduldigen Suche nach Lösungen, verweilen wir mit dem eigenen Geist die meiste Zeit in den äußeren Umständen, außerhalb des physischen Daseins, und missachten dabei unseren natürlichen Ursprung. Mit unruhigen Handlungen befeuern wir permanent das innere Feuer der Leistung. Tief in uns drin glauben wir, nicht gut genug zu sein oder gar etwas zu verpassen. Wir glauben, nur eine beschränkte Zeit zu haben, um aus der persönlichen Lebenszeit etwas zu machen und jemand zu sein.

Der dunkle Samen der Leistung, wird schon in den ersten Jahren unseres Daseins gewässert und genährt. Gute Leistungen in der Schule oder beim Sport werden gern gesehen und auch belohnt. Bereits als Kleinmenschen kommen wir in den faden Geschmack von Leistung und Belohnung. In der gesellschaftlichen Konditionierung lernen wir, wer etwas besonders gut macht, der bekommt auch etwas dafür. Das nährt sehr direkt den inneren Drang besser zu sein und fördert einen gesellschaftlichen Wettkampf, der letztendlich alle belastet. Wir beginnen uns miteinander zu vergleichen und stellen fest, dass auch andere gut oder gar besser sind als wir.

Das macht uns Angst.

Im Laufe der einzelnen Lebensphasen verstärkt sich die belastende Spirale von Erwartungshaltung, Leistung und Druck. Es sammelt sich Leid und Schmerz und löst eine vermeintlich endlose Schlaufe von oberflächlicher Genugtuung und Ernüchterung aus, denen wiederum ein verstärktes Begehren nach «Mehr» und «Besser» folgt.

Ungleichgewicht

Im belastenden Wettkampf der Leistung, haben wir stets eine «bessere» Zukunft vor Augen und geraten innerlich aus dem Gleichgewicht. Kontinuierlich richten wir zwangsweise alles was wir tun, mehr oder weniger auf das zukünftige Selbstbild aus und werden Opfer der eigenen Ansprüche, aus denen meist neue Zweifel wachsen, da immer etwas auftaucht, das «besser» ist. Mit der Zeit werden wir chronisch unruhig und rastlos.

Nach den unbeschwerten Jugendjahren, beginnen viele immer mehr und mehr zu rennen. Mal da hin, mal dort hin. Wir glauben etwas zu verpassen, wenn wir es nicht tun. In der Lebensmitte übertragen wir die unruhige Erwartungshaltung in Besitztümer und die Wohnform und den damit verbundenen Status in der Gesellschaft und klammern uns dann viele Jahre daran fest. Was zur Folge hat, dass wir wiederum vieles dafür tun müssen, um sie überhaupt behalten zu können, und ein Großteil unserer Lebensweise daran ausrichten.

Langfristig tut das nicht gut.