Wir vom Zug II - Thomas Panzer - E-Book

Wir vom Zug II E-Book

Thomas Panzer

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Beschreibung

Zug II der Freiwilligen Feuerwehr der Hansestadt Buxtehude feiert das 125. Jubiläum. Der Zug hat eine besondere Tradition, da er aus der Freiwilligen Feuerwehr des Dorfes Altkloster hervorging. Nun sollte eine kleine Festschrift her. Es wurde ein Poet gesucht. Der wurde angesprochen, hatte keine Argumente für ein "Nein", keine Ahnung von der Feuerwehr. Es ergab sich, dass sich der Zug im Grunde ein Buch vorstellte, das auch mal einen Blick hinter die Einsätze erlaubte, keine Werbung enthalten sollte, geschrieben in einer Sprache, die täglich gesprochen wurde. Außerdem musste es erschwinglich sein, voller bunter Bilder und mit Geschichten und Porträts versehen. Der Schreiber fand Gefallen an der Aufgabe, ein Team des Zuges II ebenfalls. So entstand dieses Buch, das sich der Zug II zum Geburtstag schenkt, das er aber auch vielen Interessierten zugänglich macht. Was ist nun der Zug II? - "Ein ganz normaler Zug", sagen die Kameradinnen und Kameraden. - "Eine Elitetruppe", meinen die Bewunderer. - "Eine Einrichtung der Hansestadt Buxtehude", stellt die Verwaltung fest. - "Meine Familie", weiß ein Mitglied des Zuges II. - "Teil der Kreisfeuerwehrbereitschaft", so der Kreisbrandmeister. - "Stille Helden", findet ein Geretteter nach einem Einsatz. - "Ein geschlossener Verein" vermutet ein Außenseiter. - "Mein anderes Leben", gibt ein Mitglied zu. - "rachtengruppe mit Schlüsseldienst", grinst ein Zyniker. - "Eine verschworene Gemeinschaft, die ehrenamtlich aus der Not hilft". An allen Aussagen ist etwas dran. Wer mehr erfahren möchte, findet im Buch die Chronik des Zuges, Porträts der Mitglieder, Informationen über die moderne Technik und die Organisation. Auch spannende Geschichten. Ganz nah am Geheimnis des Zuges II.

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Inhaltsverzeichnis

Zur Klarstellung

Bundespräsidialamt

Worum es geht

Geschichte Zug II

Portraits Kommando

Portraits Die Kameraden

Powerfrauen

Geschichten

Retten

Löschen

Bergen und Retten

Schützen

Technik

Fahrzeuge

Geräte

Organisation

Der Zug

Mitglied der Feuerwehr

112

Das war es

Zug II bedankt sich

Zur Klarstellung

Der Zug II der Freiwilligen Feuerwehr Buxtehude feiert sein 125. Jubiläum. Der Festausschuss befand, dass es aus diesem Anlass so etwas wie eine Festschrift geben sollte. Da es im Zug handfeste Kameradinnen und Kameraden gab, aber Poeten fehlten, wurde der Heimat- und Geschichtsverein angesprochen. Der benannte jemanden, der ehrenamtlich die Aufgabe der Formulierung des Buches übernehmen könnte. Allerdings hatte der null Ahnung vom Feuerwehrwesen.

So versuchte er, sich schlau zu machen. Für ihn war Feuerwehr eine Einrichtung, die das Übergreifen von Feuer auf andere Gebäude verhindern sollte. Sie fuhren mit roten Wagen, Blaulicht und Musik (zwei Töne), holten ihr Rohr hervor und pieselten in die Glut. Das konnte nicht alles sein. Irgendwo mussten die Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr niedergelegt sein.

Satzung der Freiwilligen Feuerwehr Buxtehude: voller Vorschriften, besonders hinsichtlich der Kleidung, der Dienstgrade und der Abzeichen. Kein konkreter Hinweis auf die Aufgaben.

Also: Feuerwehrverordnung.

Verordnung über die kommunalen Feuerwehren (Feuerwehrverordnung — FwVO —)

v. 30. April 2010 (Nds. GVBI. 06. Mai 2010, S. 185) einschließlich der Berichtigung v. 02. Juli 2010 (Nds. GVBI. S. 284) und der Änderung der §§ 4, 6 und 13, Anlagen 4, 5, 7 und 8 durch Verordnung vom 17.05.2011 (Nds. GVBI. S. 125]

Aufgrund des § 37 Abs. 1 Nrn. 1 bis 3 des Niedersächsischen Brandschutzgesetzes (NBrand-SchG) vom 8. März 1978 (Nds. GVBI. S. 233], zuletzt geändert durch Artikel 4 des Gesetzes vom 17. Dezember 2009 (Nds. GVBI. S. 491), und des § 115 Abs. 5 des Niedersächsischen Beamtengesetzes vom 25. März 2009 (Nds. GVBI. S. 72), geändert durch

Artikel 3 des Gesetzes vom 25. November 2009 (Nds. GVBI. S. 437), wird verordnet (...)

Auch dort kein Hinweis, welche Aufgaben die Feuerwehr nun in Wirklichkeit hat. Aber es gibt ein niedersächsisches Gesetz, die Freiwilligen Feuerwehren des Landes betreffend.

Keine vernünftige Aufzählung der Aufgaben. Schließlich die Website von Zug II.

Dort gibt es eine Übersicht über die Einsätze. Türöffnungen fallen ins Auge.

Schließlich das Tageblatt. Die Freiwillige Feuerwehr Harsefeld feiert gerade ihr 125. Jubiläum. Eine Riesenparty mit Gesang und Tanz, 1.500 Teilnehmer.

Ergebnis der Überlegungen: Die Freiwillige Feuerwehr Zug II, eine Art Trachtenverein, bekämpft Brände, betreibt einen Schlüsseldienst und räumt auch schon mal einen Baum von der Straße. In Notfällen soll der Bürger 112 wählen (dazu ist er sogar verpflichtet). Oft kommt dann das Rote Kreuz oder ein anderer »Rettungsdienst«.

Das führt auch nicht weiter.

Ein Buch (ursprünglich als Festschrift von zehn Seiten angedacht) würde im Wesentlichen aus wohlmeinenden Grußadressen bestehen, und aus einigen Auszügen der Website.

Das entspricht nicht dem Selbstverständnis des Zuges II. Der ist es gewohnt, »Nägel mit Köpfen« zu machen. Beschluss: Wir gestalten ein »richtiges Buch«, voller Informationen über Geschichte, Menschen, Technik und Organisation des Zuges. Lesbar soll es sein, frei vom Behördendeutsch, ohne Werbung, mit interessanten Bildern. Sonst noch was? Mehr als zehn Euro darf es nicht kosten und es muss eine digitale Version für Smartphone, E-Book und Laptop geben – Preis unter fünf Euro.

Mario Stöppeler, der Zugführer, legt außerdem Wert darauf, dass es wirklich ein Buch über »Zug II« wird. Also nicht ganz allgemein »Hege und Aufzucht von Freiwilligen Feuerwehren«. Auch wichtig: Emanzipation ist ein »Fremdwort von früher«. Das Geschlecht spielt, insbesondere bei der Bezeichnung der Funktionen, keine Rolle! Anrede ist der Vorname.

Zug II beschließt, »das schaffen wir«.

Hier nun ist das Buch der besonderen Art, ein »Sachroman«, und natürlich beginnt er mit einem Glückwunsch des Bundespräsidenten. Aber dann ...

Worum es geht ...

Die Freiwillige Feuerwehr Zug Il-Altkloster feiert also ihren 125. Geburtstag. Altkloster ist ein südlicher Ortsteil von Buxtehude, eingemeindet (nicht unbedingt freiwillig) 1931. Entsprechend jetzt Zug II der Freiwilligen Feuerwehr der Hansestadt Buxtehude.

Zug II ist eine Schwerpunktfeuerwehr, die mindestens 38 Mitglieder haben muss, eine besondere Ausrüstung besitzt und neben den Aufgaben in der Gemeinde auch überörtliche Aufgaben auf Anforderung hin wahrnimmt.

Die aktiven Mitglieder von Zug II sind »Kameradinnen und Kameraden«. Ursprünglich bestand die Freiwillige Feuerwehr nur aus Männern. »Weil es sich bewährt hat«, war die Antwort auf die Frage nach dem Warum – »weil es Knochenarbeit ist«. Inzwischen sind die Kameradinnen selbstverständlich Mitglied des Zuges – aber sie arbeiten fast immer noch als »Truppmann« oder »Truppführer«. Truppfrauen? Das Besondere an Zug II ist, dass er mit der Ortsfeuerwehr Ottensen seit 1995 die Jugendfeuerwehr Estetal unterhält, die sich regelmäßig freitags zu vielfältigen Aktivitäten trifft (dazu gehört auch Lernen).

Die Aufgaben, die der Zug II erledigt, lassen sich unter den vier Begriffen:

»Retten, Löschen, Bergen, Schützen« zusammenfassen.

Wichtigste Aufgabe ist das Retten von Menschen, die sich in unmittelbarer Gefahr befinden. Das bedeutet, dass diese Aufgabe absoluten Vorrang genießt. Dabei wird nicht gefragt, warum ein Mensch in Gefahr geraten ist, auch nicht, ob er vielleicht bei Begehung einer Straftat in eine gefährliche Situation gerutscht ist. Also jemand, der beim Versuch, einen Außenborder von einem Boot zu klauen, im Schlamm stecken geblieben ist, wird gerettet. Die »unmittelbare Gefahr« für diesen Menschen besteht nicht darin, dass er von der Polizei festgenommen wird, sondern dass er ertrinken oder unterkühlen könnte.

Und Tiere? »Mein Hund ist eigentlich doch ein besserer Mensch.« Klar doch, auch Fiffi wird aus der Klemme geholfen. Wobei die Frage der Kosten zunächst keine Rolle spielt. Wer aber grob fahrlässig oder vorsätzlich die Feuerwehr bemüht, kann mit einer mehrstelligen Kostenrechnung der Stadt Buxtehude (der untersteht nämlich die Freiwillige Feuerwehr) beglückt werden.

Thema Rettung: Da gibt es doch die Rettungsdienste wie das Rote Kreuz, die auch ausrücken, wenn Menschen in Gefahr sind. Richtig, aber die Feuerwehr muss häufig erst »liefern«, etwa indem sie eingeklemmte Menschen aus Autos befreit, oder eingeschlossene Menschen aus brennenden Häusern. Dann tritt noch das THW auf, eine Bundesanstalt mit einer wechselvollen Geschichte – von »Streikbrecherorganisation« über »Zivilschutz« im sogenannten Kalten Krieg bis zum heutigen »Technischen Katastrophenschutz« mit vielfältigen Aufgaben. Unsere Großeltern erinnern sich noch an den »Luftschutz«. Es gibt jetzt auch eine Vereinbarung mit der Bundeswehr, hinsichtlich logistischer Unterstützung. Etwa bei Auslandseinsätzen. »Übernahme der Feldpost und der Bargeldversorgung«. Zug II: »Die stören nicht, und manchmal ist es ganz gut, zu wissen, dass sie mit ihrer umfangreichen technischen Ausrüstung da sind.«

Löschen. Ja, auch den Durst. Im Brandeinsatz hält man nicht die Flasche mit Mineralwasser in der Hand. Trinken ist hinterher.

Das schlimmste Thema in der Brandbekämpfung heißt »Zeit«.

Das Feuer wartet nicht. Es kommt auf Minuten an.

Im Alarmfall sollen sich die Mitglieder der Feuerwehr »unverzüglich« zum Gerätehaus, zu den Fahrzeugen, begeben.

Hier hat Zug II die A-Karte gezogen. Es gibt nur einen kleinen Parkplatz, der sofort zugestellt wird, und wehe, auf dem nahen Schafmarktplatz findet eine Veranstaltung statt. Dann muss das eigene Auto irgendwo in der Nähe abgestellt werden, einige 100 m sind im Laufschritt zurückzulegen. Wenn nicht gerade die Straße durch eine Veranstaltung (die nahe Schule) vollgeparkt ist, braust das erste Fahrzeug wenige Minuten nach dem Alarm zur Unfallstelle – bereit zum »Schnellangriff.«

Das wesentliche Löschmittel der Feuerwehr ist Wasser. Der angehende Truppmann lernt alles über seine physikalischen Eigenschaften. Etwa, dass Wasser flüssig ist. Nur in dieser Form könne es zum Löschen verwendet werden. Wer allerdings die Schulungsunterlagen sorgfältig durchliest, kann durchaus auf den Gedanken kommen, dass die moderne Schneekanone ein vorzügliches Gerät wäre, um etwa brennende Reetdächer effektiv zu löschen.

Dem Wasser kann Schaum beigemischt werden, um einen Erstickungseffekt zu bewirken. Böse Zungen behaupten, Zug II setze bei öffentlichen Übungen rosa Schaum ein.

Wie heißt es so schön im Lied:

»Wasser ist zum Waschen da, falleri und fallera,

auch zum Zähneputzen kann man es benutzen.

Wasser braucht das liebe Vieh, fallera und falleri,

selbst die Feuerwehr benötigt Wasser sehr.«

Bergen. Es geht darum, Sachwerte aus einem Gefahrenbereich in Sicherheit zu bringen. Juristisch sind Tiere auch »Sachen«. Für Zug II ist das keine juristische Frage – zunächst werden Menschen gerettet, dann Tiere. Schließlich werden »Gegenstände« geborgen – wobei im Ernstfall keine Wertbeurteilung erfolgt. Auch alte Fotos können wertvoll für den Besitzer sein.

Schützen. Die Feuerwehr hat die Aufgabe, die Bürger vor Gefahren zu schützen. Dahinter verbergen sich so unterschiedliche Einsätze wie Beseitigung einer Ölspur, Absicherung von Unfallorten, Bereitschaftsdienst in Theatern und, ein Lieblingsthema für den Zug II, Beseitigung umgestürzter Bäume. Die fallen vorwiegend auf Straßen, Dächer, Oberleitungen der Bahn und Autos. Besonders bei Gewitter. Zug II lehnt daher Gewitter strikt ab.

Auch Bäume, die stehen bleiben, sind ein »beliebtes« Hindernis für rasende, bekiffte und betrunkene Autofahrer. Zum »Schützen« gehört auch, die Befolgung der Brandschutzgesetze und Brandschutzverordnungen zu überwachen. Aber das erledigt weitgehend die Bauaufsichtsbehörde. Kein Stress für Zug II.

Was ist nun das Besondere an Zug II? Prompte Antwort: »Dass wir eigentlich ein ganz normaler Schwerpunktzug sind.« Es gibt doch diesen Spruch, der zumindest bei offiziellen Anlässen verwendet wird: »Gott zur Ehr– dem Nächsten zur Wehr.« Tja, darüber haben sie im Zug II wenig nachgedacht. Wenn es denn unbedingt ein Slogan sein muss: Frei nach dem ZDF, »Mit dem Zweiten löscht man besser!«

Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Buxtehude

Zug II, Altkloster

1894. Das Jahr bietet eine Reihe geschichtlicher Ereignisse: Nach zehnjähriger Bauzeit wird das Reichstagsgebäude eingeweiht in Paris wird das Internationale Olympische Komitee gegründet, Chicago meldet einen Großbrand im Rahmen der »Pullman-Aufstände« der Arbeiterschaft und die Türken beginnen eine Offensive gegen die Armenier.

»... Am Fenster stehen, im Sinne von Goethes Faust ein Gläschen Roten trinken, wenn hinten, weit in der Türkei, die Völker aufeinanderschlagen, das wär's. Aber ich soll eine Feuerwehr gründen«, denkt Direktor Ferdinand Kück: so die Vorgabe der Geschäftsführung.

Die Papierfabrik Winter verfügte über eine Werkfeuerwehr, die auch der Gemeinde Altkloster im Falle von »Schadensfeuern« zur Verfügung stand. Aber das reichte nicht aus, inzwischen bestand Altkloster aus 1700 Einwohnern, eine Gemeindefeuerwehr war fällig. Die Nachbarstadt Buxtehude besaß eine Freiwillige Feuerwehr seit 1868, die Papierfabrik Winter hatte sie auch mit Geldbeträgen unterstützt – insbesondere wenn die gelbschäumenden Abwässer der Papierfabrik mal wieder die Este in Buxtehude verschandelten.

Das Geld könnte in der Gemeinde bleiben. Also Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Die brauchte eine Struktur und eine Satzung, natürlich auch Mitglieder. Die Gemeinde Harsefeld, knapp 10 km entfernt, hatte im Vorjahr eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Deren Satzung schien geeignet. Zumindest die Pflichten der Mitglieder waren umfassend geregelt. Ungehorsam wurde mit Strafen geahndet, ein Ehrengericht konnte sie aussprechen.

Eine Gründungsversammlung wurde einberufen. So versammelten sich am 23. August 1864 im Gasthaus von Christian Fick viele Interessierte. 35 von ihnen gründeten die Freiwillige Feuerwehr Altkloster. Das Ereignis wurde reichlich begossen, Gastwirt Christian Fick, der auch zu den Gründern gehörte, gab eine Runde aus.

Als Schreiber war in den der Gründungsversammlung vorangegangenen Zusammenkünften Herr Peter Engelken bestimmt worden. Er konnte nun protokollieren:

»Nachdem die Gemeindevertretung sich hat bereitfinden lassen, zwecks Deckung der Kosten die erforderlichen Schritte einzulenken, ist, wie die nun zunächst folgenden Aufzeichnungen aus den Verhandlungen besagen, somit die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr gelungen. Möge der Verein blühen, wachsen und gedeihen, möge er seine Aufgabe, Leben und Eigentum der Bewohner von Altkloster und Umgebung zu schützen, voll und ganz erfüllen.

Eine ehrenhafte Kameradschaft und Gesinnung möge seine Mitglieder leiten, die sich mit Herz und Hand

Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr

für den Dienst der guten Sache, der Menschenliebe, stellen.«

So steht es auf dem in feiner Sütterlin-Schrift geschriebenen Dokument im Stadtarchiv der Stadt Buxtehude. Was dort nicht steht, ist ein Bericht über die monatelangen Verhandlungen und Diskussionen um die Finanzierung der Freiwilligen Feuerwehr. Die stand auch bei der Gründung noch nicht fest. Wie Herr Engelken schrieb, hatte sich die Gemeindevertretung nur bereit erklärt, »die erforderlichen Schritte einzulenken«. Heutzutage würden Politiker sagen, dass die Angelegenheit geprüft würde. Für die Freiwillige Feuerwehr Altkloster hieß es, weitgehend selbst für die Finanzierung zu sorgen.

Die Papierfabrik spendete 150 Mark, die Brandkasse in Hannover beteiligte sich, die Gemeinde nahm einen Kredit auf. Eine Sammlung in der Gemeinde ergab 460 Mark. So konnte die nötige Grundausrüstung, einschließlich der für notwendig erachteten Uniformen, beschafft werden.

Damit nicht genug, irgendwo sollten die Geräte auch aufbewahrt werden. Ein Feuerwehrhaus musste her. Es gab eine Art Ausschreibung. Die gewann der Maurermeister Janke, der auch Mitglied der Feuerwehr war und wusste, was die Feuerwehr benötigte – unter anderem einen Schlauchturm, in dem die nach einem Einsatz verschmutzten und dann gereinigten Schläuche trocknen konnten. Seinem handschriftlichen Angebot fügte er einen auf Pergament gezeichneten Grund- und Aufrissplan bei. Das Gerätehaus wurde noch im Jahre 1894 errichtet. Als Zugeständnis an die Gemeinde gab es einen Raum für Absperrgitter, die einmal im Jahr für den sechswöchigen Schafsmarkt gebraucht wurden.

Die ersten Jahre nach der Gründung verliefen »normal«: Die Freiwillige Feuerwehr Altkloster rückte aus, wenn sie gerufen wurde. Das geschah mit der Fabriksirene und mit einem Signalhorn, von einem Melder geblasen. Größere Einsätze ergaben sich in den Nachbargemeinden, wo man die Freiwillige Feuerwehr Altkloster mit ihren beiden Handspritzen gern als Hilfe akzeptierte.

1909. Es wurde zum ersten Mal ein richtiges Stiftungsfest ausgerichtet. Ein Umzug wurde geplant, ein Festball selbstverständlich auch. Recht realistisch achtete man darauf, die Mannschaften für die Feierlichkeiten fit zu halten. So gab es für den Festzug bei Kamerad Augustin im Erlenhof eine »Einkehr«, um die Ermüdeten wieder zu stärken. Um 17:00 Uhr war dann eine gemeinschaftliche Vesper bei Hein Garbers vorgesehen. So gestärkt konnte um 19:00 Uhr der Festball im Peters'schen Gasthaus, dem Waldschloss, beginnen. Eintrittsgeld: Damen 0,20 Pfennig, Herren 0,30 Pfennig. Tanz für Herrn eine Mark. Zu lesen im Protokollbuch.

1911 dann die große Bewährungsprobe. Die Stadt Buxtehude brannte. Die Freiwillige Feuerwehr Altkloster trug mit der Buxtehuder Feuerwehr die Last der ersten Stunden. Das Feuer war mittags ausgebrochen, erst am späten Nachmittag trafen mit einem Sonderzug die Dampfspritzen aus Hamburg ein. Bis dahin musste die Feuerbekämpfung mit den Handdruckspritzen erfolgen – bei der herrschenden Hitze eine mörderische Aufgabe. Eine Pause konnten sich die Männer nicht gönnen. Als am späten Abend das Feuer weitgehend gelöscht war, rückten große Teile der auswärtigen Feuerwehren wieder ab. Die Freiwillige Feuerwehr Altkloster und die Buxtehuder Feuerwehr hatten noch die Nacht über zu tun, Brandnester zu löschen. Soweit die Fakten.

Ein Montag im August. Hochsommerlich heiß war's an diesem Tag. Carl Paulussen, genannt »Kuddel«, konnte nicht einschlafen. Nachtschicht hatte er geschoben am »Holländer« in der Papierfabrik, sie hatten in diesen Wochen mal gut zu tun. Die Sonderschichten waren eine willkommene Gelegenheit gewesen, die häusliche Kasse etwas zu füllen. Wären da nicht die beiden Brände in Buxtehude, Brandstiftung wahrscheinlich, zumindest vorhergesagt. Für den heutigen Tag hatte es eine weitere Vorhersage gegeben.

Kuddel blinzelte zum Wecker. Gleich zwei Uhr. Das Signalhorn schreckte ihn auf. Feueralarm. Er fuhr in die Hose, angelte nach den Schuhen, rief nach seiner Frau. Die füllte die Blechflasche mit Wasser, reichte ihm seinen Helm, drückte ihn. »Komm heil wieder!«

Feuerwehrhauptmann Garbers gelangte als Erster zum Spritzenhaus, schloss auf und wartete so ruhig wie möglich auf den Steiger, der mit den Pferden von der Papierfabrik heraufkommen sollte. Inzwischen wies er die eintreffenden Mannschaften ein und schickte den Melder zurück nach Buxtehude. »Wir kommen.«

Als die beiden Züge mit den Spritzenwagen angeschirrt waren, gab er den Befehl zur Abfahrt. Im Galopp ging es über die Hauptstraße zum Bahnübergang, dann die Bahnhofstraße Richtung Altstadt, in die Lange Straße hinein. Menschen hasteten hin und her, Pferdewagen kamen ihnen entgegen, auch ein Automobil.

»Nimm mal das Horn, Kuddel, und lauf voraus, ist ja kein Durchkommen hier.«

»Voraus laufen, Horn blasen!«, wiederholte Kuddel den Befehl. An der Ecke Breite Straße empfing sie der Buxtehuder Stadtbrandmeister.

»Moin, ihr seht selbst, was hier los ist, Löschangriff an den Häusern da unten. Müsst aufpassen, da gibt es immer noch Verrückte, die aus brennenden Häusern ihre Plünnen retten wollen.«

Zugführer Garbers orderte einen Spritzenwagen zum Fleet.

»Ihr seht zu, dass wir genug Wasser kriegen. Spritzenzug zwei mit mir vor das Haus da, bei dem schon der Dachstuhl qualmt.«

Inzwischen war das Gespann mit dem Schlauchwagen eingetroffen. Der Zugführer feuerte seine Mannschaft an:

»Macht hinne, Jungs, wir werden gebraucht.«

Nach ein paar Minuten kann die Rückmeldung, dass die Schläuche verlegt waren.

»Spritze eins zum Löschen weißes Haus – vor!«

»Spritze eins, Haus löschen – vor!«, wurde der Befehl wiederholt.

Jeweils acht Männer an den Enden bewegten die Pumpenschwengel auf und nieder. »Und Zug – und Zug – und Zug– und Zug!«

Schnell kam die Pumpmannschaft in einen gleichmäßigen Rhythmus, der Angriffstrupp drang mit dem Strahlrohr in das Haus ein. Nach ein paar Minuten kehrte er zurück, hustend und spuckend. »Hat keinen Zweck mehr, da richten wir nichts aus.«

Aus dem nächsten Haus kam der Melder zurück: »Keine Personen mehr im Haus, Dachstuhl hat Feuer gefangen.« Es half nichts, Haus für Haus mussten sie aufgeben.

Die Hitze machte der Mannschaft zu schaffen. Der erste Mann an der Pumpe machte schlapp. Fiel einfach um.

Kuddel, der eigentlich zum Schlauchtrupp gehörte, wurde an den Schwengel beordert. Dabei wollte er gerade eine kurze Pause machen, sie hatten viel Arbeit mit den Schläuchen, weil immer wieder mal einer platzte.

Im Laufe des Nachmittags traf Hilfe ein. Zunächst die Dampfspritze aus Jork, dann eine aus Harburg, schließlich, mit Sonderzug, eine Dampf- und eine Motorspritze aus Hamburg.