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Das vorliegende Lehrbuch soll Studierende nicht nur bei der erfolgreichen Anfertigung von Seminar- und Hausarbeiten sowie Thesen unterstützen, sondern grundsätzliche Fertigkeiten und Fähigkeiten zum objektiven, präzisen, systematischen und methodischen Arbeiten vermitteln. Es orientiert sich am Konzept der akademischen Kompetenzorientierung, welches das Problemlösen in komplexen neuartigen und nicht standardisierten Anforderungskontexten impliziert. Wissenschaftliches Arbeiten vollzieht sich dabei primär auf den höheren Stufen des kognitiven Bereiches: - Analysieren von Problemstellungen - Beurteilen von Wissensbeständen - Synthetisieren von Lösungen Vor diesem Hintergrund werden in diesem Lehrbuch nicht nur die formalen Prinzipien und Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens behandelt, sondern auch grundlegende materielle Aspekte wie Themeninterpretation, Strukturierungslogik und Argumentationsführung, die letztlich für die Qualität einer wissenschaftlichen Ausarbeitung entscheidend sind. Der Schwerpunkt dieses einführenden Textes liegt auf literaturbasiertem Forschen, das sich der hermeneutisch-interpretierenden Methode bedient. Das Buch ist Bestandteil eines integrierten methodisch-didaktischen Konzeptes, das auf der Basis unserer eigenen Erfahrungen mit wissenschaftlichen Texten und unserer Arbeit mit Studierenden entwickelt wurde. Jedem Kapitel geht ein strukturierter Überblick voran, in dem wir den Kontext und die Bedeutung des Kapitelinhalts aufzeigen und daraus abgeleitete Lernziele definieren. Zur Unterstützung des Lerneffekts ziehen sich visuelle Darstellungen, Beispieltexte und Fallbeispiele durch das gesamte Buch. Jedes Kapitel endet mit Abschlussfragen und Aufgaben zur Kontrolle und Vertiefung der vermittelten Inhalte.
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Seitenzahl: 381
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Studierende stehen oftmals vor der Herausforderung, sich innerhalb kurzer Zeit in das wissenschaftliche Arbeiten und Schreiben einzuarbeiten. Dabei fehlen in der Regel entsprechende Kompetenzen aus der Schulzeit. Zudem steht in den ersten Semestern zumeist wenig Zeit für eine vertiefte Auseinandersetzung zur Verfügung, weil zeitgleich der Stoff aus anderen Lehrveranstaltungen bewältigt werden muss. Hinzu kommt, dass nicht alle Curricula regelhaft Lehrveranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben beinhalten beziehungsweise bei etwaigen Angeboten oftmals eine schlechte Betreuungsrelation besteht. Eine mögliche Folge ist, dass sich die Studierenden mit ihren individuellen Bedürfnissen und gegebenenfalls auch Ängsten alleingelassen fühlen. Dabei eröffnet gerade das Themenfeld Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben die Möglichkeit, Studienanfängerinnen und -anfänger in die eigene Fachkultur einzuführen und damit die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Studiums zu erhöhen beziehungsweise die Gefahr eines Studienabbruchs zu verringern.
Ferner können sich Defizite beim wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben durch den weiteren Verlauf des Studiums ziehen. Dies ist umso bedauerlicher, als systematisches und methodisches Arbeiten sowie das sichere Schreiben auf einem gehobenen akademischen Niveau zu den Kernkompetenzen zählen, die es im Rahmen eines Hochschulstudiums zu erwerben gilt. Obwohl für die Studienanfänger möglicherweise nicht unmittelbar erkennbar, stellen diese Kompetenzen eine wichtige Grundlage für das Problemlösen und Kommunizieren in beruflichen und privaten Anforderungssituationen dar. Es wird oftmals verkannt, dass neben selbstsicherem Auftreten und Präsentieren von Inhalten das methodisch fundierte und strukturierte Arbeiten sowie das präzise und stilistisch ansprechende Verschriftlichen von Arbeitsergebnissen mit die wichtigsten Voraussetzungen für beruflichen Erfolg darstellen. Letztlich geht es um den Erwerb von Fertigkeiten und Fähigkeiten, um den grundlegenden Handlungsanforderungen der jeweiligen beruflichen Domäne, hier im ökonomischen Kontext, erfolgreich entsprechen zu können.
Das vorliegende Lehrbuch soll Studierende nicht nur bei der erfolgreichen Anfertigung von Seminar- und Hausarbeiten sowie Thesen unterstützen, sondern grundsätzliche Fertigkeiten und Fähigkeiten zum objektiven, präzisen, systematischen und methodischen Arbeiten vermitteln. Es orientiert sich am Konzept der akademischen Kompetenzorientierung, welches das Problemlösen in komplexen neuartigen und nicht standardisierten Anforderungskontexten impliziert. Wissenschaftliches Arbeiten vollzieht sich dabei primär auf den höheren Stufen des kognitiven Bereiches:
Analysieren von Problemstellungen
Beurteilen von Wissensbeständen
Synthetisieren von Lösungen
Vor diesem Hintergrund werden in diesem Lehrbuch nicht nur die formalen Prinzipien und Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens behandelt, sondern auch grundlegende materielle Aspekte wie Themeninterpretation, Strukturierungslogik und Argumentationsführung, die letztlich für die Qualität einer wissenschaftlichen Ausarbeitung entscheidend sind. Der Schwerpunkt dieses einführenden Textes liegt auf literaturbasiertem Forschen, das sich der hermeneutisch-interpretierenden Methode bedient.
Das Buch ist Bestandteil eines integrierten methodisch-didaktischen Konzeptes, das auf der Basis unserer eigenen Erfahrungen mit wissenschaftlichen Texten und unserer Arbeit mit Studierenden entwickelt wurde. Jedem Kapitel geht ein strukturierter Überblick voran, in dem wir den Kontext und die Bedeutung des Kapitelinhalts aufzeigen und daraus abgeleitete Lernziele definieren. Zur Unterstützung des Lerneffekts ziehen sich visuelle Darstellungen, Beispieltexte und Fallbeispiele durch das gesamte Buch. Jedes Kapitel endet mit Abschlussfragen und Aufgaben zur Kontrolle und Vertiefung der vermittelten Inhalte.
Wir wünschen eine inspirierende und erkenntnisreiche Lektüre. Für konstruktive Kritik oder Meinungsäußerungen stehen wir unter der folgenden Adresse zur Verfügung:
Christian Decker und Rita Werner
Frankfurt am Main, Juli 2022
Prof. Dr. Christian Decker
Christian Decker ist seit 2007 Inhaber einer Professur für Internationale Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich International Finance, Corporate Finance und Wissenschaftliches Arbeiten. Er hat sich auf hochschuldidaktische Konzepte auf der Basis der kompetenzorientierten Lehre sowie auf Bildungsmedien spezialisiert. In diesem Rahmen entwickelt und implementiert er digitale Instruktionsdesigns und fokussiert in seiner Lehre auf problem-, fall- und forschungsbasiertes Lernen. Vor seiner Berufung war er zehn Jahre im Corporate & Investment Banking einer deutschen Großbank und drei Jahre als Berater und Prüfer im Bereich Corporate Finance einer der vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften tätig. Christian Decker studierte Betriebswirtschaftslehre und Hochschuldidaktik an der Universität Hamburg und absolvierte ein Promotionsstudium am Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management der Universität Bremen. In den Jahren 2012 und 2017 wurde er mit dem Hamburger Lehrpreis ausgezeichnet.
Rita Werner, M. A.
Rita Werner beschäftigt sich theoretisch und praktisch mit den verschiedenen Ausprägungsformen von Sprache und Text. Darüber hinaus ist sie Inhaberin von Communi-cat, einer Agentur für Text und Konzeptberatung. Hier ist sie u. a. mit den Schwerpunkten konzeptionelle Marketingberatung, Namens- und Markenentwicklung sowie Unternehmens- und Krisenkommunikation für nationale und internationale Konzerne tätig. Vor ihrer unternehmerischen Tätigkeit arbeitete sie elf Jahre bei internationalen Werbeagenturen in Frankfurt und Hamburg, zuletzt als Creative Director. Davor war sie als ausgebildete Journalistin und Redakteurin bei einer deutschen Tageszeitung sowie einem deutschen Umweltmagazin tätig. Rita Werner studierte Soziologie, Wirtschaftswissenschaften und Amerikanistik an der Goethe-Universität Frankfurt und graduierte als Fulbright-Stipendiatin mit einem Master of Arts in Political and Social Science an der New School University, New York.
Warum dieses Buch?
Vorwort
Über die Autoren
1 Einführung
2 Grundsätze des wissenschaftlichen Arbeitens
3 Forschungslogik
4 Prozess und Methoden
5 Themenfindung
6 Informationsbeschaffung und -bewertung
7 Formaler Aufbau und Elemente
8 Interpretation eines Themas
9 Materiell-logische Strukturierung
10 Referenzieren
11 Wissenschaftliches Schreiben
12 Argumentation
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Index
Warum dieses Buch?
Vorwort
Über die Autoren
1 Einführung
1.1 Kontext und Bedeutung
1.1.1 Kontext von Kapitel 1
1.1.2 Bedeutung von Kapitel 1
1.1.3 Lernziele von Kapitel 1
1.2 Annäherung und Grundlegung
1.2.1 Zum Begriff der Wissenschaft
1.2.2 Wissenschaftsdisziplinen
1.2.3 Wissenschaftliche Tätigkeiten
1.2.4 Charakter von Wissenschaft
1.3 Philosophische Überlegungen
1.3.1 Zum Begriff der Wahrheit
1.3.2 Grundsätzliche erkenntnistheoretische Positionen
1.3.3 Sozialontologie
1.3.4 Theorien zur Wahrheit
1.3.5 Erkenntnisziele
1.4 Terminologische Grundlagen
1.4.1 Begriffe und Definitionen
1.4.2 Wissenschaftliche Sätze und Aussagen
1.4.3 Theorie
1.4.4 Methode, Methodik, Methodologie
1.4.5 Modelle
1.5 Zusammenfassung, Übungen und Literatur
1.5.1 Synopsis
1.5.2 Kontrollfragen
1.5.3 Aufgaben
1.5.3.1 Wissenschaft und Politik
1.5.3.2 Wissenschaft auf einer Party
1.5.3.3 Financial Research
1.5.3.4 Epistemische Ziele
1.5.3.5 Reduktions- und Konstruktionsmodelle
1.5.4 Literaturnachweise zum Kapitel
1.5.5 Weiterführende Literatur
2 Grundsätze des wissenschaftlichen Arbeitens
2.1 Kontext und Bedeutung
2.1.1 Kontext von Kapitel 2
2.1.2 Bedeutung von Kapitel 2
2.1.3 Lernziele von Kapitel 2
2.2 Richtigkeit
2.2.1 Normengerechtigkeit
2.2.2 Intersubjektive Nachvollziehbarkeit
2.2.3 Aktualität
2.2.4 Willkürfreiheit
2.3 Vollständigkeit
2.3.1 Qualitative Vollständigkeit
2.3.2 Quantitative Vollständigkeit
2.4 Klarheit
2.4.1 Eindeutigkeit
2.4.2 Übersichtlichkeit
2.5 Vergleichbarkeit
2.5.1 Aktueller Wissensstand
2.5.2 Abweichungen und Komplexität wissenschaftlicher Arbeiten
2.6 Wesentlichkeit
2.6.1 Angemessene Komplexitätsreduktion
2.6.2 Angemessener Entscheidungsnutzen
2.7 Zusammenfassung, Übungen und Literatur
2.7.1 Synopsis
2.7.2 Kontrollfragen
2.7.3 Aufgaben
2.7.4 Literaturnachweise zum Kapitel
2.7.5 Weiterführende Literatur
3 Forschungslogik
3.1 Kontext und Bedeutung
3.1.1 Kontext von Kapitel 3
3.1.2 Bedeutung von Kapitel 3
3.1.3 Lernziele von Kapitel 3
3.2 Logisches Schließen
3.2.1 Arten des logischen Schließens
3.2.2 Induktives Schließen
3.2.3 Deduktives Schließen
3.3 Syllogismus
3.3.1 Logische Denkmodelle
3.3.2 Modus ponens
3.3.3 Modus tollens
3.4 Falsifizieren
3.4.1 Falsifizierbarkeit und Verifizierbarkeit einer Aussage
3.4.2 Falsifikation durch Modus tollens
3.5 Indikatorhypothesen und Kausalhypothesen
3.5.1 Hypothesen und Schlussprinzipien
3.5.2 Idealtypisches Zusammenspiel
3.6 Zusammenfassung, Übungen und Literatur
3.6.1 Synopsis
3.6.2 Kontrollfragen
3.6.3 Aufgaben
3.6.3.1 Penizillin
3.6.3.2 Skaleneffekte (Economies of scale)
3.6.4 Literaturnachweise zum Kapitel
3.6.5 Weiterführende Literatur
4 Prozess und Methoden
4.1 Kontext und Bedeutung
4.1.1 Kontext von Kapitel 4
4.1.2 Bedeutung von Kapitel 4
4.1.3 Lernziele von Kapitel 4
4.2 Forschungsfrage und Hypothese
4.2.1 Arten der Fragestellung
4.2.2 Fragewörter
4.2.3 Arten von Hypothesen
4.2.4 Unterscheidung nach Tiefe
4.2.5 Unterscheidung nach innerer Logik
4.2.6 Wissenschaftliche Hypothesen
4.2.7 Interdependenz zwischen Forschungsfrage und Hypothese
4.2.8 These oder Thesis als Bezeichnung für eine Forschungsarbeit
4.3 Forschungsansätze und Forschungsmethoden
4.3.1 Forschungsansätze im Überblick
4.3.2 Philosophische Forschung
4.3.3 Entwicklungsbezogene Forschung
4.3.4 Empirische (Sozial-)Forschung
4.3.5 Gemischte Forschungsansätze
4.4 Forschungsstile
4.4.1 Disziplinäre Forschungsstile
4.4.2 Theoretisch-lösungsorientierter Stil
4.4.3 Empirisch-lösungsorientierter Stil
4.4.4 Hypotheseninduzierter Stil
4.5 Zusammenfassung, Übungen und Literatur
4.5.1 Synopsis
4.5.2 Kontrollfragen
4.5.3 Aufgabe
4.5.4 Literaturnachweise zum Kapitel
4.5.5 Weiterführende Literatur
5 Themenfindung
5.1 Kontext und Bedeutung
5.1.1 Kontext von Kapitel 5
5.1.2 Bedeutung von Kapitel 5
5.1.3 Lernziele von Kapitel 5
5.2 Persönliche Rahmenbedingungen
5.2.1 Motivation
5.2.2 Qualifikation
5.2.3 Verfügbarkeit von Informationen
5.3 Abstraktes und problembasiertes Forschungsziel
5.3.1 Definition
5.3.2 Unterscheidungsmerkmale
5.4 Vorgehen und Methoden
5.4.1 Ablauf und Arbeitsschritte – idealtypischer Prozess
5.4.2 Techniken
5.5 Themenformulierung
5.5.1 Thema und Titel
5.5.2 Qualitative Vorgaben
5.5.3 Die Pyramide der Themenverfeinerung
5.6 Zusammenfassung, Übungen und Literatur
5.6.1 Synopsis
5.6.2 Kontrollfragen
5.6.3 Aufgabe
5.6.4 Literaturnachweise zum Kapitel
5.6.5 Weiterführende Literatur
6 Informationsbeschaffung und -bewertung
6.1 Kontext und Bedeutung
6.1.1 Kontext von Kapitel 6
6.1.2 Bedeutung von Kapitel 6
6.1.3 Lernziele von Kapitel 6
6.2 Quellen für das wissenschaftliche Arbeiten
6.2.1 Literatur
6.2.2 Empirische Daten
6.3 Arten von Literatur
6.3.1 Monografien und Lehrbücher
6.3.2 Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften
6.3.3 Handwörterbücher
6.3.4 Sammelwerke
6.3.5 Arbeitspapiere (Working Papers), Diskussionspapiere
6.3.6 Konferenzbeiträge, Tagungsberichte, Konferenzbände
6.3.7 Weißbücher (Whitepapers), Grünbücher (Greenpapers)
6.3.8 Konsultationspapiere, technische Papiere, Benutzerhandbücher
6.3.9 Rechtsquellen und rechtliche Dokumente
6.4 Beurteilung von Quellen
6.4.1 Zitierfähigkeit
6.4.2 Zitierwürdigkeit
6.4.3 Peer-Review-Verfahren
6.4.4 Zitationsdatenbanken
6.4.5 Journal Rankings
6.4.6 VHB JOURQUAL
6.4.7 Graue Literatur
6.5 Literaturrecherche
6.5.1 Identifizierung von Quellen
6.5.2 Recherchestrategien
6.5.3 Thesaurus
6.5.4 Suchtechniken
6.5.4.1 Trunkierung
6.5.4.2 Boolesche Operatoren
6.5.4.3 Suchstrategien mit Phrasen
6.6 Literaturverwaltungsprogramme
6.7 Zusammenfassung, Übungen und Literatur
6.7.1 Synopsis
6.7.2 Kontrollfragen
6.7.3 Aufgaben
6.7.3.1 Literaturverwaltung
6.7.3.2 Zitationsindizes
6.7.3.3 Begutachtung
6.7.4 Literaturnachweise zum Kapitel
6.7.5 Weiterführende Literatur
7 Formaler Aufbau und Elemente
7.1 Kontext und Bedeutung
7.1.1 Kontext von Kapitel 7
7.1.2 Bedeutung von Kapitel 7
7.1.3 Lernziele von Kapitel 7
7.2 Strukturelemente und ihre Verwendung
7.2.1 Die vier Strukturebenen einer wissenschaftlichen Arbeit
7.2.2 Seitennummerierung der Strukturebenen
7.2.3 Die drei Kategorien von Strukturelementen
7.2.3.1 Überblick
7.2.3.2 Verbindliche Strukturelemente
7.2.3.3 Optionale Strukturelemente
7.2.3.4 Spezielle Strukturelemente
7.2.4 Verwendung
7.3 Erläuterung der Strukturelemente
7.3.1 Überblick
7.3.2 Deckblatt
7.3.3 Abstract
7.3.4 Gliederung (Inhaltsverzeichnis)
7.3.5 Weitere Verzeichnisse
7.3.6 Textteil
7.3.6.1 Nummerieren und Strukturieren
7.3.6.2 Zwischentext
7.3.6.3 Abbildungen und Tabellen
7.3.7 Bibliografie, Literaturverzeichnis, Quellenverzeichnis
7.3.8 Glossar
7.3.9 Anhang
7.3.10 Eidesstattliche Erklärung
7.3.11 Elektronische Datenträger
7.4 Zusammenfassung, Übungen und Literatur
7.4.1 Synopsis
7.4.2 Kontrollfragen
7.4.3 Aufgaben
7.4.3.1 Glossar
7.4.3.2 Formaler Aufbau
7.4.3.3 Gliederungslogik
7.4.4 Literaturnachweise zum Kapitel
7.4.5 Weiterführende Literatur
8 Interpretation eines Themas
8.1 Kontext und Bedeutung
8.1.1 Kontext von Kapitel 8
8.1.2 Bedeutung von Kapitel 8
8.1.3 Lernziele von Kapitel 8
8.2 Interpretationstechnik
8.2.1 Interpretationsprozess
8.2.2 Negative Interpretation
8.2.3 Positive Interpretation
8.2.4 Entscheidung für eine Zielsetzung
8.2.5 Fallbeispiel „Photovoltaikanlage“
8.3 Abstrakte Interpretation
8.3.1 Abstrakte Analyse möglicher Zielsetzungen
8.3.2 Deskription
8.3.3 Kausalbeziehung
8.3.4 Intention
8.3.5 Funktionale Beziehung
8.3.6 Vergleich
8.4 Problembasierte Interpretation
8.4.1 Problembasierte Analyse möglicher Zielsetzungen
8.4.2 Beispiele für die problembasierte Interpretation
8.4.2.1 Fallbeispiel „Frachtderivate“
8.4.2.2 Fallbeispiel „Haarkosmetik“
8.4.2.3 Fallbeispiel „Zentralbankpolitik“
8.4.2.4 Fallbeispiel „Photovoltaikanlage“
8.4.2.5 Fallbeispiel „Modekonzern“
8.4.3 Implikationen der Fallbeispiele
8.5 Zusammenfassung, Übungen und Literatur
8.5.1 Synopsis
8.5.2 Kontrollfragen
8.5.3 Aufgabe
8.5.4 Literaturnachweise zum Kapitel
8.5.5 Weiterführende Literatur
9 Materiell-logische Strukturierung
9.1 Kontext und Bedeutung
9.1.1 Kontext von Kapitel 9
9.1.2 Bedeutung von Kapitel 9
9.1.3 Lernziele von Kapitel 9
9.2 Deduktives Schließen und Problemstellung
9.2.1 Vom Titel zur Fragestellung
9.2.2 Deduktive Logik
9.2.3 Struktur einer Problemstellung
9.2.4 Fallbeispiel „White-Collar-Offshoring“
9.3 Gliederung, Problemstellung und Gang der Untersuchung
9.3.1 Gliederung
9.3.1.1 Bewährte Regeln für Gliederungslänge und -tiefe
9.3.1.2 Struktur und Fragestellung
9.3.2 Synchronisierung
9.3.2.1 Gliederung und Problemstellung
9.3.2.2 Gliederung und Gang der Untersuchung
9.3.2.3 Das Dreieck der Synchronisierung
9.3.3 Forschungsmethode
9.4 Schlussbetrachtung, Zusammenfassung, kritische Würdigung, Ausblick
9.4.1 Schlussbetrachtung
9.4.2 Zusammenfassung
9.4.3 Synchronisieren von Zusammenfassung und Gliederung
9.4.4 Kritische Würdigung
9.4.5 Ausblick
9.5 Interpretationsabhängiges Strukturieren
9.5.1 Themeninterpretation und Gliederung
9.5.2 Beispiele
9.5.2.1 Deskription
9.5.2.2 Kausalbeziehung
9.5.2.3 Intention
9.5.2.4 Funktionale Beziehung
9.5.2.5 Vergleich
9.6 Alternative Formen der Strukturierung
9.6.1 IMRaD
9.6.2 Varianten
9.6.3 Strukturelemente
9.6.4 Sanduhrmodell
9.7 Zusammenfassung, Übungen und Literatur
9.7.1 Synopsis
9.7.2 Kontrollfragen
9.7.3 Aufgaben
9.7.3.1 Synchronisieren von Zielsetzung und Forschungsfrage
9.7.3.2 Synchronisieren von Zielsetzung und Gliederung
9.7.4 Literaturnachweise zum Kapitel
9.7.5 Weiterführende Literatur
10 Referenzieren
10.1 Kontext und Bedeutung
10.1.1 Kontext von Kapitel 10
10.1.2 Bedeutung von Kapitel 10
10.1.3 Lernziele von Kapitel 10
10.2 Grundsätze des Referenzierens
10.2.1 Logik und Bedeutsamkeit des Referenzierens
10.2.2 Zitat
10.2.2.1 Regeln
10.2.2.2 Direkte Zitate
10.2.2.3 Indirekte Zitate
10.2.3 Hinweis
10.2.4 Querverweis
10.2.5 Zusatzinformation
10.2.6 Erläuterung
10.3 Referenzieren mit Klammerverweis
10.3.1 Grundsätzliche Stilrichtungen
10.3.2 Stile und Zitierrichtlinien
10.3.3 Autor-Jahr-Zitierweise
10.3.4 Autor-Titel-/Autor-Seite-Zitierweise
10.3.5 Ungegliederte Verzeichnisse
10.3.6 Vorteile und Nachteile
10.4 Referenzieren mit Fußnotenverweis
10.4.1 Varianten und Regeln
10.4.2 Gegliederte Verzeichnisse
10.4.3 Vorteile und Nachteile
10.5 Typische Abkürzungen in wissenschaftlichen Belegen
10.6 Zitieren mit Literaturverwaltungsprogrammen
10.7 Zusammenfassung, Übungen und Literatur
10.7.1 Synopsis
10.7.2 Kontrollfragen
10.7.3 Aufgaben
10.7.3.1 Automatisches Referenzieren
10.7.3.2 Zitierrichtlinien identifizieren
10.7.4 Literaturnachweise zum Kapitel
10.7.5 Weiterführende Literatur
11 Wissenschaftliches Schreiben
11.1 Kontext und Bedeutung
11.1.1 Kontext von Kapitel 11
11.1.2 Bedeutung von Kapitel 11
11.1.3 Lernziele von Kapitel 11
11.2 Grundsätze des wissenschaftlichen Schreibens
11.2.1 Die Sprache der Wissenschaften
11.2.2 Beispiele nicht wissenschaftlicher Sprache
11.2.3 Wissenschaftliches versus literarisches Schreiben
11.2.4 Wissenschaftliche Schreibstile
11.2.5 Grundsätze der Richtigkeit und Klarheit
11.2.5.1 Eindeutigkeit
11.2.5.2 Überflüssiges vermeiden
11.2.5.3 Vorsicht bei Adjektiven
11.2.5.4 Subjektivität vermeiden
11.2.5.5 Sachliche Tonalität
11.2.5.6 Klarer Satzbau
11.2.5.7 Nominalstil und Passiv
11.2.6 Geschlechtsspezifische Sprache
11.3 Logisches Schreiben
11.3.1 Voraussetzungen
11.3.2 Kohäsion
11.3.2.1 Verknüpfen von Absätzen und Sätzen
11.3.2.2 Verknüpfungen innerhalb von Sätzen
11.3.2.3 Verknüpfung durch Schlüsselwörter
11.4 Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung
11.4.1 Grammatikfehler erkennen und vermeiden
11.4.1.1 Grundsätzliches
11.4.1.2 Kongruenz und Bezüge
11.4.1.3 Singular und Plural
11.4.1.4 Präpositionen
11.4.2 Rechtschreibfehler erkennen und vermeiden
11.4.3 Satzzeichen und Symbole im wissenschaftlichen Text
11.5 Zusammenfassung, Übungen und Literatur
11.5.1 Synopsis
11.5.2 Kontrollfragen
11.5.3 Literaturnachweise zum Kapitel
11.5.4 Weiterführende Literatur
12 Argumentation
12.1 Kontext und Bedeutung
12.1.1 Kontext von Kapitel 12
12.1.2 Bedeutung von Kapitel 12
12.1.3 Lernziele von Kapitel 12
12.2 Definitionen
12.2.1 Funktion
12.2.2 Anwendungsbereich
12.2.3 Techniken
12.3 Aufbau von Absätzen
12.3.1 Anforderungen
12.3.2 Themasatz
12.3.3 Ausführungssätze
12.3.4 Abschlusssatz
12.3.5 Kohäsion
12.3.6 Absatzformat
12.4 Absätze im Textverlauf
12.4.1 Von Absatz zu Absatz
12.4.2 Vom Absatz zum Kapitel
12.4.3 Iterativer Charakter der Textstrukturierung
12.5 Argumentationslogik
12.5.1 Technische Aspekte
12.5.2 Qualitative Aspekte
12.5.3 Die Kunst des Argumentierens
12.6 Zusammenfassung, Übungen und Literatur
12.6.1 Synopsis
12.6.2 Kontrollfragen
12.6.3 Abschlussaufgabe
12.6.4 Literaturnachweise zum Kapitel
12.6.5 Weiterführende Literatur
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Index
Abstract
Eine Einführung in die Welt des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens erfordert eine Annäherung an den vielschichtigen Begriff der Wissenschaft, um ein grundlegendes Verständnis des Handlungsfeldes aufzubauen. Es geht darum zu verstehen, was sich hinter dem Begriff Wissenschaft verbergen kann, welche disziplinären Erscheinungsformen unterschieden werden und welche Tätigkeiten und Eigenschaften damit einhergehen können. Wissenschaftliches Arbeiten bedingt eine Auseinandersetzung mit ontologischen Standpunkten und epistemischen Zielsetzungen. Aus einer (wissenschafts-)philosophischen Perspektive sind die Begriffe Realität und Wahrheit zu diskutieren, durch Wahrheitstheorien zu relativieren sowie das Spektrum ontologischer Positionen durch die Gegenüberstellung von Idealismus bzw. Konstruktivismus einerseits und Realismus andererseits aufzuzeigen. Das Feld erkenntnistheoretischer Positionen ist durch die Diskussion der Antipoden Rationalismus und Empirismus abzustecken. Auf der Grundlage dieser wissenschaftstheoretischen Erwägungen lassen sich relevante terminologische Grundlagen vertiefen. Das Konzept von Begriffen und Definitionen, die Bedeutung von wissenschaftlichen Sätzen und Aussagen, die Dimensionen des Begriffs Theorie, die Unterscheidung von Methode, Methodik und Methodologie sowie Ausprägungsformen von Modellen sind zu erörtern.
Schlagwörter
Akademische Welt, Wissenschaft, Theorie, Methode, Methodik, Methodologie, Wahrheit, Wahrheitstheorie, ontologische Standpunkte, epistemische Zielsetzungen, Modell, Subjektivismus, Objektivismus, sozialer Konstruktivismus, Sozialontologie
In diesem Buch werden das Wesen und die Technik des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens behandelt. Die folgende Übersichtsgrafik zeigt, welche Aspekte des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens dabei adressiert werden (Abb. 1.1).
Abb. 1.1: Aspekte des wissenschaftlichen Arbeitens
Zu Beginn eines jeden Kapitels werden die jeweiligen Inhalte anhand der Übersichtsgrafik in den Kontext des wissenschaftlichen Arbeitens eingeordnet.
Zunächst sollen in diesem ersten Kapitel drei grundsätzliche Fragen des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens adressiert werden:
1. Was sind Erscheinungsformen und Charakteristika von Wissenschaft?
2. Wie betrachtet die Philosophie den wissenschaftlichen Erkenntnisprozess?
3. Was versteht man unter Aussagen, Theorien, Methoden und Modellen?
Das Kapitel hat einen einführenden Charakter und nimmt einige Grundlegungen vor. Vor dem Hintergrund vielfältiger Erscheinungsformen wissenschaftlicher Arbeit und im Zuge einiger wissenschaftsphilosophischer Erläuterungen sowie Begriffsdefinitionen soll an das Wesen von Wissenschaft und wissenschaftlichem Arbeiten herangeführt werden. Das Kapitel ist dementsprechend von grundlegender Bedeutung und dient als Fundament für die Auseinandersetzung mit den Ausprägungen des wissenschaftlichen Arbeitens. Es hilft dabei, das eigene wissenschaftliche Arbeiten vor dem Hintergrund der Disziplin und der damit verbundenen Denkrichtungen zu erfassen.
Nach dem Durcharbeiten des Kapitels sollte die Leserin bzw. der Leser in der Lage sein,
die verschiedenen Dimensionen des Wissenschaftsbegriffs zu differenzieren
die Erscheinungsformen wissenschaftlicher Tätigkeit zu identifizieren
ausgewählte philosophische Grundüberlegungen des wissenschaftlichen Arbeitens zu erläutern
wichtige Grundbegriffe des wissenschaftlichen Arbeitens zu definieren
Der Begriff der Wissenschaft besitzt unterschiedliche Dimensionen:
1. Wissenschaft kann als eine Tätigkeit charakterisiert werden, die systematisch bestehendes Wissen hinterfragt und dabei neues Wissen hervorbringt sowie dieses Wissen dann weitergibt. Das methodische Generieren von Wissen wird als Forschung bezeichnet. Die Weitergabe von Wissen wird Lehre genannt.
2. Ferner kann mit dem Begriff Wissenschaft eine Eigenschaft dieser Tätigkeit bzw. eine Eigenschaft ihrer Ergebnisse beschrieben werden. Ein systematisches und methodisches Vorgehen, das zu präzisen und nachvollziehbaren und damit objektiven Ergebnissen führt, wird im Allgemeinen als wissenschaftlich charakterisiert. Die Begriffe objektiv und Objektivität werden gelegentlich falsch interpretiert. Subjekte, also Menschen, können bei einem strengen Wortgebrauch per definitionem immer nur subjektiv und niemals objektiv sein. Im hier vorliegenden Bedeutungszusammenhang meint Objektivität die intersubjektive Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse. Intersubjektive Nachvollziehbarkeit bedeutet wiederum, dass die wissenschaftlichen Ergebnisse dokumentiert und begründet werden. Dritten, in der Regel anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, soll es ermöglicht werden, die Herleitung der Ergebnisse nachzuvollziehen.
3. Es ist bereits deutlich geworden, dass der Begriff der Wissenschaft als eine weitere Dimension das Ergebnis der Tätigkeit impliziert. So wird das gesamte in einem Zusammenhang stehende Wissen über den Gegenstandsbereich einer wissenschaftlichen Disziplin oder eines Teilbereiches einer Disziplin gelegentlich auch als Wissenschaft bezeichnet. Hier spricht man beispielsweise von der Wissenschaft der Betriebswirtschaftslehre oder der Wissenschaft der Buchführung und meint damit die Gesamtheit des aktuell vorliegenden Wissens, also den Status quo der jeweiligen Disziplin oder Teildisziplin.
4. Da sich Wissenschaft nicht von allein vollzieht, sondern in einem geordneten Rahmen stattfindet, kann die Institution als eine weitere Dimension angeführt werden. Diese Dimension bezieht sich dann auf alle Subjekte, also Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, und Objekte, also Einrichtungen, die an der Erkenntnisgewinnung und Weitergabe beteiligt sind.
5. Abschließend ist noch auf den Begriff der Wissenschaft als eine Wertung einzugehen. Dieser Begriffsdimension liegt je nach Bedeutungszusammenhang eine positive oder eine negative Charakterisierung menschlicher beziehungsweise institutioneller Wissenschaftsaktivitäten zugrunde. Bei Vorliegen einer negativen Konnotation bedeutet der Begriff wissenschaftlich eine realitätsferne und praxisuntaugliche, mithin eine im Kontext der Aufgabe über Gebühr theoretisierende Ausarbeitung. Im Umkehrschluss bedeutet das Prädikat nicht wissenschaftlich, dass unsystematisch, ohne methodisches Vorgehen, nicht präzise oder nicht nachvollziehbar gearbeitet wurde.
Wissenschaft kann sich gerade in der Betriebswirtschaftslehre sowohl mit theoretischen als auch mit praktischen, also anwendungsorientierten Fragestellungen befassen. In einer Welt, die durch stetigen Wissenszuwachs und ein steigendes Bildungsniveau charakterisiert ist, haben wissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen – gelegentlich unbemerkt – längst Eingang in die Realität des Arbeitsalltags gefunden. Dies gilt zumindest für gehobene und höhere, also regelmäßig anspruchsvolle Tätigkeiten.
In Zeiten, in denen man Internationales Pferdemanagement, Kongress- und Eventmanagement oder Computerspieldesign studieren kann, das heißt, in denen es eine Tendenz zur kasuistischen Ausbildung von Studiengängen gibt, kann das vorliegende Schaubild (Abb. 1.2) keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.
Abb. 1.2: Die Wissenschaften – Überblick
Zudem kann über die Gruppierungen, Bezeichnungen und Einordnungen trefflich gestritten und diskutiert werden. Ferner gibt die Darstellung – wie angesprochen – nur einen groben Überblick. So fehlen beispielsweise die Agrar- und Sportwissenschaften. Dies schadet aber nicht der grundsätzlichen Intention der Darstellung, nämlich einen Eindruck von der Vielschichtigkeit und damit der Unterschiedlichkeit akademischer Disziplinen zu geben, in denen sich Wissenschaft vollzieht.
Bereits an dieser Stelle lässt sich erahnen, dass die erforderlichen wissenschaftlichen Tätigkeiten in den jeweiligen Disziplinen nicht identisch sein können.
So unterschiedlich die Disziplinen sind, so verschieden sind auch die Tätigkeiten, mit denen Wissen geschaffen wird. Der Wissenschaftsrat hat bewusst einen neutralen Weg gewählt, um wissenschaftliche Handlungen losgelöst von einzelnen Disziplinen zu beschreiben (Wissenschaftsrat, 2012). Er unterscheidet sechs Tätigkeiten, die in den Wissenschaften durchgeführt werden:
Experimentieren
Beim Experimentieren werden Erkenntnisse im Rahmen von Versuchen gewonnen, die unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt werden. Beispiele sind technologisch-naturwissenschaftliche oder psychologische Experimente.
Simulieren
Beim Simulieren werden die zu untersuchenden Objekte mittels computergestützter Modelle nachgebildet, um mögliche Ausprägungen zu bestimmen. Beispiele sind epidemiologische oder technisch-ingenieurwissenschaftliche Simulationen.
Beobachten
Beim Beobachten werden qualitative (nicht-standardisierte) oder quantitative (standardisierte) Daten erhoben, die gedanklich und/oder statistisch analysiert werden. Beispiele sind sozialwissenschaftliche Beobachtungen und klinische Studien.
Hermeneutisch interpretieren
Beim hermeneutischen Interpretieren wird der Versuch unternommen, die Bedeutung von Aussagen und Sätzen im Kontext des Ganzen zu verstehen und zu interpretieren. Beispiele sind die rechts-, geistes-, religions-, sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Auslegung von Texten.
Begrifflich-theoretisch konstruieren und ableiten
Beim begrifflich-theoretischen Konstruieren und Ableiten werden Ergebnisse durch Nachdenken und logisches Schließen erzielt. Beispiele sind die mathematische, naturwissenschaftliche und philosophische Theoriebildung.
(Funktional oder ästhetisch) gestalten
Beim funktionalen oder ästhetischen Gestalten werden Lösungen für definierte Problemstellungen entwickelt. Beispiele sind das technisch-ingenieurwissenschaftliche Konstruieren und das architektonische Entwerfen.
An dieser Stelle soll noch einmal der Aspekt der Eigenschaften von Wissenschaft aufgegriffen werden (vgl. Kapitel 1.2.1). So unterschiedlich sich die Disziplinen und Herangehensweisen an den Erwerb von Wissen auch darstellen, so sind ihnen doch die Eigenschaften wissenschaftlichen Arbeitens bzw. wissenschaftlicher Forschung gemein (Abb. 1.3).
Abb. 1.3: Tätigkeiten und Eigenschaften des wissenschaftlichen Arbeitens
Es geht gleichermaßen darum, Erkenntnisse durch das Sammeln und/oder Entdecken von Inhalten zu gewinnen, die wiederum in einem Forschungsprozess nach wissenschaftlichen Kriterien dokumentiert, ausgewertet und strukturiert werden.
Übergreifend ist auch der Charakter der Aufgaben. Sämtliche Aufgaben unterliegen den Anforderungen an Objektivität und Präzision und erfordern die Anwendung anerkannter und nachvollziehbarer Methodik und Systematik.
In Kapitel 2 werden die daraus resultierenden Grundsätze des wissenschaftlichen Arbeitens im Detail dargelegt.
Im vorherigen Abschnitt wurde ausgeführt, was unter Wissenschaft verstanden werden kann und mit welchen unterschiedlichen Vorgehensweisen in den einzelnen Disziplinen Wissen geschaffen wird. Im Folgenden geht es darum, sich dem Begriff der Wahrheit anzunähern (Abb. 1.4).
Abb. 1.4: Wahrheit
Der Begriff Wissen impliziert eine Beschreibung der Realität. Allerdings stellt die Beschreibung einer komplexen Realität eine ambitionierte Aufgabe dar, die dann zum Scheitern verurteilt ist, wenn sie mit einem absoluten Genauigkeitsanspruch verbunden ist. Daher ist Wissen oftmals nur eine Approximation der Realität. Das Maß der Genauigkeit, mit dem die Wissenschaft die Realität beschreibt, wird auch mit dem Begriff Wahrheit bezeichnet. Die Ontologie ist der Zweig der Philosophie, der sich mit dem Studium des Wesens der Realität und damit implizit mit Fragen der Wahrheit befasst. Die Ontologie ist damit die Lehre vom Seienden.
Der Begriff der Wahrheit selbst ist mehrdeutig: In einer idealen Welt würden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die absolute Wahrheit erforschen. Das Konzept der absoluten Wahrheit ist als ein idealtheoretisches Konzept zu verstehen. Aufgrund ihres vergleichsweise präzisen Charakters werden die Naturwissenschaften zum Teil als Disziplinen interpretiert, die in ihrem Erkenntnisprozess die absolute Wahrheit anstreben. Allerdings sollte der Begriff der absoluten Wahrheit eher dahingehend verstanden werden, dass diese für Menschen nicht zugänglich ist. Selbst minimale Ungenauigkeiten beim Messen und Erfassen im Zuge von experimenteller oder empirischer Forschung würden dem Ziel bzw. der Definition der absoluten Wahrheit widersprechen.
In der nicht so idealen Welt müssen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die Erforschung einer relativen Wahrheit beschränken. Aufgrund des bereits angesprochenen präzisen Charakters sind die Naturwissenschaften in einer guten Ausgangsposition, um das Ziel einer relativen Wahrheit zu erreichen. Wegen des Charakters ihrer Forschungsfragen sehen sich die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit Schwierigkeiten konfrontiert, wenn sie dem Ziel einer relativen Wahrheit hinreichend gerecht werden wollen.
Die Wahrnehmung der Realität und damit die Möglichkeit der Erkenntnisgewinnung stellen grundsätzliche Probleme dar, mit denen sich die Wissenschaftsphilosophie befasst (Abb. 1.5).
Eigene erweiterte Darstellung in Anlehnung an Helfrich 2016, Singer/Willimczik 2002, Töpfer 2012.
Abb. 1.5: Grundsätzliche erkenntnistheoretische Positionen
Seit dem Altertum haben sich Menschen mit der Frage beschäftigt, ob Erkenntnis objektiv oder subjektiv gewonnen werden kann:
Der
Rationalismus
geht im Kern von der Existenz objektiver Erkenntnis aus, die sich nicht aus der Sinneswahrnehmung, sondern aus vernunftgeleiteten Schlussfolgerungen ergibt.
Der
Empirismus
geht im Kern von subjektiver Erkenntnis aus, die sich primär durch Sinneswahrnehmung erfahren lässt.
Aus einer anderen Perspektive kann danach gefragt werden, wie die Realität vom Menschen wahrgenommen werden kann:
Der
Realismus
geht im Kern von einer objektiven Realität aus, die sich durch Wahrnehmung und Reflektieren
objektiv
erschließen lässt.
Der
Idealismus bzw. Konstruktivismus
geht im Kern von einer subjektiven Realität aus, da Menschen sich die Realität individuell konstruieren. Ursächlich hierfür sind individuelle Erfahrungen, kulturelle Einflüsse und Prägungen, die begriffliche Präzision der verwendeten Sprach- und Symbolsysteme sowie Einflüsse, die aus der Interaktion mit anderen Menschen resultieren.
Zu den hier in Grundzügen dargestellten erkenntnistheoretischen Positionen gibt es eine Vielzahl von weiteren Ausprägungen und Varianten, deren Darstellung das Format sprengen würde und vor dem Hintergrund der von uns verfolgten Zielsetzung nicht zweckmäßig wäre.
Vielleicht wird aber schon an dieser Stelle deutlich, dass verschiedene Forschungsansätze und Forschungsmethoden auf unterschiedliche erkenntnistheoretische Positionen zurückgeführt werden können bzw. sich durch diese wissenschaftsphilosophisch legitimieren lassen.
Zuvor wurde die Ontologie als der Zweig der Philosophie definiert, der die Natur der Realität untersucht und sich implizit mit Fragen der Wahrheit beschäftigt. Genauer gesagt, untersucht die Sozialontologie die Natur der Realität in Bezug auf soziale Einheiten. Im Vergleich zu anderen Wissenschaften sind die Sozialwissenschaften mit Sozialphänomenen konfrontiert, die spezifische Probleme für den Forschungsprozess darstellen. Es gibt zwei konkurrierende philosophische Hauptpositionen, die sich mit der Sozialontologie befassen: Objektivismus und Subjektivismus; letzterer wird Sozialkonstruktivismus genannt (Abb. 1.6).
Abb. 1.6: Sozialontologie
Der Objektivismus postuliert, dass soziale Einheiten objektivierbare Einheiten sind, die unabhängig von sozialen Akteuren sind. Dementsprechend existieren soziale Einheiten als externe Phänomene. Darüber hinaus sind soziale Einheiten unabhängig von sozialen Akteuren.
Im Widerspruch dazu postuliert der Subjektivismus, dass soziale Entitäten sozial konstruierte Phänomene sind. Dementsprechend erzeugen Wahrnehmungen und Handlungen sozialer Akteure soziale Phänomene. Darüber hinaus verändern soziale Handlungen ständig soziale Phänomene.
Die Relevanz ontologischer Positionen für die Forschung lässt sich am Beispiel des folgenden Falles verdeutlichen:
Forscherinnen bzw. Forscher, die den Objektivismus bevorzugen, könnten behaupten, dass die Rechnungslegung unabhängig von ihrem sozialen Umfeld existiert. Dadurch würden sie soziale Aspekte ignorieren und sich lediglich auf technokratische Aspekte der Rechnungslegung konzentrieren. Eine objektivistische Position könnte beispielsweise hilfreich sein, wenn die Forscherinnen bzw. Forscher verschiedene Techniken der doppelten Buchführung auf abstrakter Basis analysieren möchten.
Forscherinnen bzw. Forscher, die den Subjektivismus bevorzugen, könnten behaupten, dass das vorherrschende soziale Umfeld die Rechnungslegung beeinflusst. Neben technokratischen Aspekten würde sich diese Forschergruppe auch mit sozialen Aspekten der Buchhaltung befassen. Eine subjektivistische Position könnte beispielsweise hilfreich sein, wenn die Forscherinnen und Forscher versehentliche Bilanzierungsfehler oder vorsätzlichen Bilanzbetrug analysieren möchten. Offensichtlich spielt das Verhalten der sozialen Akteure eine wichtige Rolle bei der Analyse dieser Fragen.
Im Allgemeinen sind beide ontologischen Positionen gerechtfertigt. Dennoch implizieren sie die Anwendung verschiedener Methoden auf das Problem. Einige Forscherinnen und Forscher favorisieren die Nähe zu Natur- und Strukturwissenschaften, die oft als „harte“ Wissenschaften angesehen werden. Diese Forscherinnen und Forscher könnten ihre Arbeit auf den Objektivismus ausrichten. Eine ontologische Position des Objektivismus ist jedoch nicht automatisch ein Garant für bessere Forschungsergebnisse, wenn die angewandten Methoden nicht für ein konkretes Forschungsproblem geeignet sind. Daher sollte man bedenken, dass eine ontologische Position – ob Objektivismus oder Subjektivismus – sorgfältig gewählt werden muss.
In der wissenschaftlichen Praxis stellt sich die Frage, wie sich Wahrheit vor dem Hintergrund des jeweiligen Forschungsproblems faktisch quantifizieren bzw. qualifizieren lässt. Daher sollen die bisherigen stark abstrahierenden Überlegungen durch drei Wahrheitstheorien konkretisiert werden (Abb. 1.7).
Abb. 1.7: Wahrheitstheorien
Nach der Korrespondenztheorie der Wahrheit ist eine (wissenschaftliche) Aussage dann wahr, wenn sie mit beobachtbaren Fakten und Umständen der Realität korrespondiert. Der Idealtypus der Korrespondenztheorie der Wahrheit ist die empirische Forschung, bei der numerische und nicht-numerische Daten gesammelt werden, um Hypothesen zu prüfen und dadurch Schlussfolgerungen und Behauptungen zu unterstützen.
Nach der Kohärenztheorie der Wahrheit ist eine (wissenschaftliche) Aussage dann wahr, wenn sie sich terminologisch und logisch (kohärent) in ein etabliertes Aussagensystem einfügen lässt. Die Idealtypen der Kohärenztheorie der Wahrheit sind die literaturbasierte und die theoretische Forschung, bei der Forscher und Forscherinnen ihre Gedanken auf dokumentiertes Vorwissen stützen.
Nach der Konsenstheorie der Wahrheit ist eine (wissenschaftliche) Aussage dann wahr, wenn ihr alle gutwilligen Experten und Expertinnen zustimmen würden. Der Idealtypus der Konsenstheorie der Wahrheit ist die entwicklungsbezogene Forschung, die unter anderem in den Ingenieurwissenschaften sowie in der bildenden Kunst anzutreffen ist. Die Forschungsaufgabe besteht hier in der Entwicklung eines Prototyps oder Objektes, das bestimmten vorgegebenen Zielen entspricht. Typischerweise gibt es mehrere Möglichkeiten, mit denen die Ziele erreicht werden könnten. Daher kann die Meinung von Experten und Expertinnen verwendet werden, um die Wahrheit des Prototyps oder des Objektes, d. h. der damit einhergehenden wissenschaftlichen Aussage(n) zu bestimmen.
In den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften kommen alle drei Wahrheitstheorien zur Anwendung.
Wissenschaft strebt nach Erkenntnissen über die Realität, wobei sich die Frage stellt, welche Zielsetzungen im Rahmen eines Forschungsprozesses verfolgt werden können. Hierfür lassen sich vier grundsätzliche Erkenntnisziele postulieren, die typischerweise in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften verfolgt werden (Abb. 1.8).
Abb. 1.8: Erkenntnisziele
Ein
deskriptives
Erkenntnisziel dient der Deskription oder Charakterisierung. Ziel sind die Beschreibung und die Systematisierung realer und beobachtbarer Fakten und Sachverhalte. Der Forscher oder die Forscherin fragt:
Wie ist etwas?
Das Thema eines Forschungsprojekts könnte beispielsweise lauten:
Expansionsstrategien von privaten Klinikgruppen.
Ein
explanatives
bzw.
explikatives
Erkenntnisziel dient der Explanation bzw. Explikation. Ziel ist die Erklärung beschriebener und systematisierter Fakten und Sachverhalte. Die Forscherin oder der Forscher fragt:
Warum ist etwas, wie es ist?
Das Thema eines Forschungsprojekts könnte beispielsweise lauten:
Motivationen für Expansionsstrategien von privaten Klinikgruppen.
Ein
präskriptives
bzw.
normatives
Erkenntnisziel dient der Präskription bzw. Instruktion. Ziel ist die Postulierung von Entscheidungsregeln bzw. -vorschlägen für vorzunehmende Handlungen. Der Forscher oder die Forscherin fragt:
Wie soll bzw. sollte etwas gemacht werden?
Das Thema eines Forschungsprojekts könnte lauten:
Optimale Expansionsstrategien privater Klinikgruppen.
Ein
prädiktives
Erkenntnisziel dient der Prädiktion bzw. Projektion oder Prognose. Ziel ist die Formulierung bzw. Ableitung einer Aussage über Sachverhalte, die in der Zukunft liegen. Die Forscherin oder der Forscher fragt:
Wie wird bzw. könnte etwas sein?
Das Thema eines Forschungsprojekts könnte lauten:
Erwartete Expansionsstrategien privater Klinikgruppen
.
In Abb. 1.9 werden einige Überlegungen zu Begriffen und Definitionen skizziert.
Abb. 1.9: Begriffe und Definitionen
Die natürliche Sprache ist neben formalen bzw. konstruierten Sprachsystemen wie der Mathematik das wesentliche Ausdrucksmittel in den Wissenschaften. Natürliche Sprache verwendet Begriffe, die sich im Hinblick auf ihre Beziehung zur Realität unterscheiden lassen:
Logische Begriffe
weisen keinen Realitätsbezug auf. Sie ergeben sich aus dem Kontext der jeweiligen natürlichen Sprache. Beispiele sind Konjunktionen und Präpositionen wie zum Beispiel
und
,
oder
,
aber
,
weder
,
noch
,
in
,
auf
,
vor
,
hinter
,
über
etc.
Empirische Begriffe
weisen einen Realitätsbezug auf, das heißt, sie beziehen sich auf reale Begebenheiten. Beispiele sind
Unternehmen
,
Gewinnmaximierung
,
Deckungsbeitrag
,
Abschreibung
etc.
Empirische Begriffe bedürfen einer weiteren Erläuterung im Wege der Definition, weil sie hinsichtlich ihrer inneren Merkmale, ihres Bedeutungsumfangs und ihrer Reichweite interpretierbar sind.
Definitionen haben somit für das wissenschaftliche Arbeiten eine besondere Bedeutung. Objektives und präzises Arbeiten bedingt eine Bedeutungsklärung bzw. Bedeutungsfestlegung von zentralen Begriffen, die in einer wissenschaftlichen Arbeit verwendet werden. Sprachlich bzw. philosophisch lassen sich eine Vielzahl von Definitionen unterscheiden.
In den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften werden sogenannte Nominaldefinitionen verwendet. Nominaldefinitionen beschreiben einen Begriff durch einen oder mehrere andere Begriffe.
Diese Begriffe können hinsichtlich ihrer Bedeutung wiederum unklar sein, sodass sie ebenfalls definiert werden müssen. Dieses Vorgehen wird als definitorischer Regress bezeichnet. Damit es nicht zu einem unendlichen definitorischen Regress kommt, bei dem die jeweils verwendeten Begriffe immer wieder durch neue Begriffe definiert werden müssen, liegt es im Ermessen eines Wissenschaftlers bzw. einer Wissenschaftlerin, den Definitionsregress an einem – aus seiner bzw. ihrer Sicht – sinnvollen Punkt abzubrechen. Ein derartiger Punkt kann dann erreicht sein, wenn eine hinreichende semantische Sättigungsgrenze erreicht ist. Im Sinne der bereits vorgestellten Konsenstheorie der Wahrheit würde dies bedeuten, dass alle gutwilligen Experten und Expertinnen die Bedeutung der Definition verstehen.
Da sich die verwendeten Begriffe aufeinander beziehen bzw. voneinander ableiten lassen, entsteht eine gewollte begriffliche Redundanz, sodass das Bilden einer Nominaldefinition auch als tautologische Transformation bezeichnet wird.
In den Wissenschaften werden Begriffe verwendet, um wissenschaftliche Sätze zu bilden, die Aussagen über die Realität treffen. Es lassen sich drei Arten von wissenschaftlichen Sätzen unterscheiden (Abb. 1.10).
Abb. 1.10: Sätze und Aussagen
Normative Sätze postulieren bzw. formulieren Forderungen, die sich auf die (Aus-)Gestaltung der Realität beziehen. Sie können weder wahr noch falsch sein. Beispiel: Die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens muss zu jedem Zeitpunkt gewährleistet sein.
Logische Sätze sind unabhängig von Erfahrung über die Realität. Sie werden aufgrund von analytischen Überlegungen formuliert. Logische Sätze können wahr oder falsch sein. Beispiel: Das Management überschuldeter Kapitalgesellschaften muss Insolvenz anmelden.
Empirische Sätze dienen der bzw. zielen auf die Beschreibung der Realität. Sie können wahr oder falsch sein. Die Überprüfung auf den Wahrheitsgehalt erfolgt im Wege empirischer Untersuchung. Beispiel: Im letzten Jahr gab es über 20.000 Insolvenzen von Kapitalgesellschaften.
Was unter dem Begriff Theorie verstanden werden kann, hängt vom Kontext ab (Abb. 1.11).
Abb. 1.11: Theorie und Kontext
Es kann sich um folgende Interpretationen handeln:
Zunächst kann der Begriff Theorie ein System wissenschaftlich begründeter Aussagen bezeichnen, die bestimmte Tatsachen (Fakten) und Erscheinungen (Phänomene) sowie die ihnen zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten erklären.
Zweitens kann der Begriff Theorie eine Doktrin bezeichnen, die sich auf allgemeine Begriffe (Terminologie), Gesetze (Regeln) und Prinzipien (Grundsätze) eines bestimmten Feldes in den Wissenschaften, der Kunst oder der Technik bezieht.
Drittens kann sich der Begriff Theorie auf einen rein terminologischen und abstrakten Ansatz beziehen, der weder als praxisorientiert noch als auf Probleme der realen Welt bezogen wahrgenommen wird.
Viertens kann der Begriff Theorie verwendet werden, um Aussagen als irreale Wahrnehmungen, unbelegte Annahmen und Spekulationen zu charakterisieren.
Im Kontext des vorliegenden Buchs sind primär die erste und in geringerem Umfang die zweite Interpretation von Bedeutung.
Obwohl die einzelnen Mittel der Wissensgewinnung sehr unterschiedlich sein können, unterliegen sie einer einheitlichen begrifflichen Kategorisierung (Abb. 1.12).
Abb. 1.12: Methode, Methodik, Methodologie
Unter
Methode
versteht man ein systematisches Verfahren zur Gewinnung von wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Mit
Methodik
wird die Gesamtheit der in einer akademischen Disziplin zur Anwendung kommenden Methoden bezeichnet.
Die
Methodologie
ist die Lehre von der Eignung wissenschaftlicher Methoden für bestimmte Forschungsprobleme.
Die Wissenschaft wurde als eine Tätigkeit charakterisiert, die systematisch nach Wissen strebt, das die Realität beschreibt. Da die Realität meist nicht in ihrer ganzen Komplexität erfasst werden kann, ist eine Technik zur Vereinfachung notwendig. Zu den Mitteln, die eingesetzt werden, um eine komplexe Realität in reduzierter Form abzubilden, gehören Modelle.
Modelle stellen also ein vereinfachtes Abbild der (ökonomischen) Realität zur Lösung von Problemen dar, die auf der Basis der Modellvorlage, dem Original, alleine nicht gelöst werden können. Wesensmerkmal von Modellen ist die Abstraktion vom realen oder fiktiven Original. Durch Selektion der zu betrachtenden Phänomene und Zusammenhänge soll die Komplexität reduziert werden.
Dabei können grundsätzlich zwei verschiedene methodische Vorgehensweisen unterschieden werden (Abb. 1.13):
1. Reduktivmodelle
2. Konstruktivmodelle
Abb. 1.13: Reduktivmodelle und Konstruktivmodelle
Reduktivmodelle
reduzieren die reale Modellvorlage durch Isolierung und Auswahl einzelner Phänomene und Zusammenhänge auf das Wesentliche. Anders ausgedrückt gelangt man von der
Realität
durch
Abstraktion
zum
Modell
.
Konstruktivmodelle
konstruieren aus ausgewählten allgemeinen Phänomenen und Zusammenhängen der ökonomischen Realität beziehungsweise aus der Theorie ein vereinfachtes Modell einer fiktiven Realität. Hier gelangt man von der
Theorie
durch
Konstruktion
zum
Modell
.
Beispiel Ein Pharma-Unternehmen betreibt eine Produktionsstätte im Ausland. Die Realität dieser Produktionsstätte kann nun abstrakt und isoliert im Rahmen der Buchführung abgebildet werden. Anders ausgedrückt ist die Buchführung ein Modell, das die ökonomischen Aktivitäten der Tochtergesellschaft vereinfacht abbildet. Die Buchführung ist damit ein Reduktivmodell. Es wird nun erwogen, eine weitere Produktionsstätte in einem anderen Land zu errichten. Um eine abschließende Entscheidung über diese Investition treffen zu können, bittet der Vorstand darum, mithilfe eines Tabellenkalkulationsprogramms eine Planungsrechnung für das Projekt zu erstellen. Diese Planungsrechnung basiert nicht auf einer realen Vorlage. Vielmehr wird sie auf der Basis allgemein bekannter ökonomischer Gesetzmäßigkeiten sowie gegebenenfalls eigener Erfahrungswerte konstruiert. Die Planungsrechnung ist damit ein Konstruktivmodell.
Die beiden methodischen Vorgehensweisen lassen sich in der Praxis der Modellbildung nicht immer trennscharf voneinander abgrenzen, sondern können auch in einer Mischform auftreten.
Je nach der Zwecksetzung des Modellerstellers bzw. des Modelladressaten lassen sich ökonomische Modelle weiter in verschiedene aussagebezogene Modellarten unterteilen:
Beschreibungsmodelle
dienen der beschreibenden Erfassung realer Objekte. Die Buchführung ist ein Beispiel für ein Beschreibungsmodell.
Erklärungsmodelle
wenden Theorien auf konkrete Sachverhalte an, um deren Ausprägung zu erklären. Die Planungsrechnung ist ein Beispiel für ein Erklärungsmodell.
Entscheidungsmodelle
dienen der Optimierung von Entscheidungen. Im Beispiel überlegt sich der Vorstand des Pharma-Unternehmens möglicherweise, welche Produkte am geplanten Standort produziert werden sollen. In einer Planungsrechnung lassen sich verschiedene Produktionsprogramme abbilden, um sich dann für eine gewinnmaximierende Lösung entscheiden zu können. Die Planungsrechnung wird hierdurch von einem Erklärungsmodell zu einem Entscheidungsmodell erweitert.
Prognosemodelle
dienen der Formulierung bzw. Ableitung einer Aussage über Sachverhalte, die in der Zukunft liegen. Im Beispiel könnte der Vorstand des Pharma-Unternehmens ein Modell zur Prognose zukünftiger Absatzmengen aufstellen lassen.
Die skizzierte Unterscheidung von Modellen in Beschreibungs-, Erklärungs- und Entscheidungsmodelle basiert auf den vier Erkenntniszielen Deskription, Explanation, Präskription und Prädikation, die im vorhergehenden Abschnitt über die Erkenntnisziele vorgestellt wurden.
In diesem Kapitel wurde mit einer wissenschaftstheoretischen Grundlegung in das Buch eingeführt:
Nach einem Überblick über die Dimensionen des Begriffs Wissenschaft sowie über die unterschiedlichen Disziplinen wurden die Vorgehensweisen beim Erwerb von Wissen angeführt:
1. Experimentieren
2. Simulieren
3. Beobachten
4. Hermeneutisch interpretieren
5. Begrifflich-theoretisch konstruieren und ableiten
6. (Funktional oder ästhetisch) gestalten
Es wurde erörtert, dass allen Arten des wissenschaftlichen Arbeitens bei aller Unterschiedlichkeit das Generieren von Erkenntnissen und das objektiv-präzise sowie methodisch-systematische Vorgehen gemein sind.
Im Abschnitt Philosophische Überlegungen ging es um den Begriff der Wahrheit sowie grundsätzliche erkenntnistheoretische Positionen:
Es wurden vier erkenntnistheoretische Hauptrichtungen vorgestellt:
Rationalismus
Empirismus
Realismus
Idealismus bzw. Konstruktivismus
Die für sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Fragestellungen relevanten sozialontologischen Positionen des Objektivismus und des Subjektivismus wurden voneinander abgegrenzt und exemplifiziert.
Es wurden drei Wahrheitstheorien differenziert:
Die Korrespondenztheorie der Wahrheit findet ihren Idealtypus in der empirischen Forschung.
Die Kohärenztheorie der Wahrheit findet ihren Idealtypus in der literaturbasierten und theoretischen Forschung.
Die Konsenstheorie der Wahrheit findet ihren Idealtypus in der entwicklungsbezogenen Forschung.
Es wurden vier Erkenntnisziele erläutert, die in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften verfolgt werden:
Das deskriptive Erkenntnisziel dient der Beschreibung und Systematisierung realer und beobachtbarer Fakten und Sachverhalte.
Das explanative bzw. explikative Erkenntnisziel dient der Erklärung beschriebener und systematisierter Fakten und Sachverhalte.
Das präskriptive bzw. normative Erkenntnisziel dient der Postulierung von Entscheidungsregeln bzw. -vorschlägen für vorzunehmende Handlungen.
Das prädiktive Erkenntnisziel dient der Formulierung bzw. Ableitung einer Aussage über Sachverhalte, die in der Zukunft liegen.
Im nächsten Abschnitt ging es um begriffliche Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens:
Zunächst wurde die Bedeutung von Begriffen und Definitionen sowie der Charakter von Sätzen und Aussagen skizziert.
Der Begriff Theorie wurde anhand von vier Definitionen erläutert.
Die Begriffe Methode, Methodik und Methodologie wurden voneinander abgegrenzt.
Modelle als vereinfachtes Abbild der ökonomischen Realität wurden vorgestellt:
Reduktivmodelle reduzieren die reale Modellvorlage durch Isolierung und Auswahl einzelner Phänomene und Zusammenhänge auf das Wesentliche.
Konstruktivmodelle konstruieren aus ausgewählten allgemeinen Phänomenen und Zusammenhängen der ökonomischen Realität beziehungsweise aus der Theorie ein vereinfachtes Modell einer fiktiven Realität.
Aus einer erkenntnistheoretischen Perspektive lassen sich Modelle zudem in Beschreibungs-, Erklärungs-, Entscheidungs- und Prognosemodelle unterscheiden.
Wissen
1. Was sind die fünf Dimensionen des Begriffs Wissenschaft?
2. Welche Disziplinen gehören zu den empirischen Wissenschaften?
3. Welche Vorgehensweisen zum Erwerb von Wissen gibt es?
4. Was haben die Arten des Wissenserwerbs gemeinsam?
5. Welche vier erkenntnistheoretischen Positionen lassen sich unterscheiden?
6. Was ist die Kernaussage der jeweiligen erkenntnistheoretischen Position?
7. Wie lauten die drei vorgestellten Theorien der Wahrheit?
8. In welcher Forschungsrichtung findet welche Theorie der Wahrheit ihren Idealtypus?
9. Was verfolgt ein deskriptives Erkenntnisziel?
10. Was verfolgt ein explanatives bzw. explikatives Erkenntnisziel?
11. Was verfolgt ein präskriptives bzw. normatives Erkenntnisziel??
12. Was verfolgt ein prädiktives Erkenntnisziel?
13. Was ist der Unterschied zwischen logischen und empirischen Begriffen?
14. Welche wissenschaftlichen Sätze und korrespondierenden Aussagen lassen sich unterscheiden?
15. Was sind die unterschiedlichen Auslegungen des Begriffs Theorie?
16. Was ist eine Methode?
17. Was versteht man unter Methodik?
18. Was versteht man unter Methodologie?
19. Was ist ein Modell?
20. Was ist ein Reduktivmodell?
21. Was ist ein Konstruktivmodell?
22. Welche Arten von Modellen lassen sich aus einer erkenntnistheoretischen Perspektive unterscheiden?
Anwenden
Lernziel
Den Begriff Wissenschaft charakterisieren können
Fallbeispiel
Ein Minister unterbreitet dem Parlament einen Vorschlag für eine Reform des Rentensystems. Dabei werden Daten über die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung präsentiert. Während der parlamentarischen Debatte kritisiert ein Mitglied des Parlaments den Vorschlag zusammen mit der Datenbasis und bezeichnet die Dokumente als „unwissenschaftlich“.
Frage
Welche Voraussetzungen gibt es, um den Antrag und/oder die Datenbasis als „unwissenschaftlich“ zu bezeichnen?
VerstehenAnwenden
Lernziel
Den Begriff Wissenschaft charakterisieren und seine Konnotationen erkennen
Fallbeispiel
Sie treffen jemanden auf einer privaten Party und berichten mit Begeisterung über Ihr Studium des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens mithilfe dieses Lehrbuchs. Ihr Gesprächspartner reagiert mit der Frage: „Aber das ist kein wissenschaftlicher Kurs, oder?“
Fragen
Was sind mögliche Konnotationen der Frage?
Wie würden Sie aufrichtig und freundlich antworten?
Analyse
Lernziel
Den Begriff Forschung charakterisieren
Hintergrund
In der Regel verfügen größere Banken über Research-Einheiten, die regelmäßig Research-Berichte erstellen.
Vorbereitung
Recherchieren Sie den Begriff Research (im Zusammenhang mit dem Bankwesen) über das Internet.
Fragen
Welche Aufgaben hat eine Research-Einheit in einer Bank?
Warum werden diese Aufgaben unter dem Begriff Research zusammengefasst?
Synthese
Lernziel
Probleme unter Berücksichtigung verschiedener epistemischer Ziele formulieren
Instruktion
Erstellen Sie vier Beispiele für Themen, die jeweils ein anderes epistemisches Ziel verfolgen.
Synthese
Lernziel
Probleme entwerfen, die ein bestimmtes Modell erfordern
Instruktion
Erstellen Sie ein Beispiel für ein Reduktionsmodell und ein Beispiel für ein Konstruktionsmodell.
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