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Gefühle bringen Chaos ins Leben. Vor allem, wenn man sich in seine Chefin verliebt. Vivian Carlisle hat alles: eine blühende Karriere, ein glückliches Kleinkind und in Jules eine wunderbare Partnerin. Das Einzige, was ihr noch fehlt, ist die Akzeptanz ihrer Mutter und ihrer Schwestern. Wird es Vivian gelingen, sich mit ihrer Familie zu versöhnen? »Wo das Herz ist« ist eine kurze Fortsetzung des lesbischen Liebesromans Liebe - Melodie des Glücks von Roslyn Sinclair.
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Seitenzahl: 48
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Inhaltsverzeichnis
Von Roslyn Sinclair außerdem lieferbar
Wo das Herz ist
Ebenfalls im Ylva Verlag erschienen
Über Roslyn Sinclair
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Von Roslyn Sinclair außerdem lieferbar
Wie Frau eine Anwältin verführt
The Lily and the Crown
Carlisle-Saga
Liebe – Chaos des Lebens
Liebe – Melodie des Glücks
Wo das Herz ist
Roslyn Sinclair
»Also, Jenny, wie viel kostet es, ein Baby in Chanel einzukleiden?«
Nicht mit den Zähnen knirschen, sagte sich Vivian Carlisle. Du hast zu viel Geld für sie ausgegeben. Julia sagt, du hast ein Millionen-Dollar-Lächeln.
»Felicity trägt kein Chanel, Mom«, sagte sie stattdessen. »Und mein Name ist Vivian. Und das schon seit über zwanzig Jahren.«
»Was, die ersten achtzehn Jahre mit uns und deinem alten Namen bedeuten dir nichts?« Mary Fluharty zog eine Augenbraue hoch. Eine Geste, von der Vivian wusste, dass sie sie geerbt hatte. »Und was ist mit den ersten achtzehn Monaten? Komm zu Oma, Prinzessin.«
Sie griff nach Felicity, die sich gerade an Julias Hals festklammerte. Julia stand mit einer Wickeltasche vor der Tür von Vivians Elternhaus und klammerte sich ihrerseits an Felicity.
Julia wirkte ein wenig fassungslos über ihre Umgebung. Wie ein Vogel, der gegen eine Fensterscheibe geknallt war. Vielleicht war es eine der schmutzigen Fensterscheiben hinter dem zwanzig Jahre alten Sofa gewesen, das gegenüber vom fünfzehn Jahre alten Fernseher platziert war. Niemand würde diese Ausstattung mit der Geschäftsführerin eines Modemagazins in Verbindung bringen – zumindest hoffte Vivian das. Sie hatte hart daran gearbeitet, das dem so war.
Als Mary versuchte, ihr Felicity zu entreißen, schien Julia wieder zu sich zu kommen. Felicity klammerte sich nur noch fester an ihre zweite Mutter.
»Ach, komm schon. Sei nicht so stur wie deine Mom«, drängte Mary, als wäre Julia gar nicht da.
»Welche?« fragte Julia.
Braves Mädchen. Vivian schaffte es gerade so, das nicht laut auszusprechen. Biete ihr die Stirn.
Schließlich wagte Mary es, einen Blick auf Julia zu werfen, die diesen unverwandt erwiderte. Ihre Mutter schien zwischen zwei Möglichkeiten zu schwanken: die Freundin ihrer Tochter zu beleidigen oder ihre Enkelin im Arm zu halten.
»Sturheit kommt von überall«, sagte Mary. »Das könnte von jeder von euch stammen.«
»Da stimme ich zu.« Julia drückte Felicity einen Kuss auf die Stirn. »Ist schon gut, Spatz. Das ist deine Großmutter. Darf sie dich in den Arm nehmen?«
Felicity vergrub ihr Gesicht in Julias Nacken und schüttelte mit dem Kopf.
»Noch nicht«, sagte Julia zu Mary. »Sie ist Fremden gegenüber schüchtern. Aber sie wird bald warm werden, das tut sie immer.«
Mary schien verblüfft. »Nicht einmal ein Kuss für Oma?«
»Wir bringen ihr bei, dass es in Ordnung ist, Grenzen zu setzen«, sagte Vivian. »Wenn sie nicht möchte, dass jemand sie umarmt oder küsst, kann sie nein sagen. Es ist wichtig, dass sie das von Anfang an lernt.«
Mary sah Vivian ungläubig an.
Vivian kämpfte dagegen an, sich zu winden. In New York zitterten Hunderte von Menschen vor ihrem Blick. In Toledo, Ohio, war ihre Mutter in der Lage ihr mit einem einzigen Blick das Gefühl zu geben, ein ungehorsames Kind zu sein. Vivian sagte: »Sobald Felicity weiß, dass sie dir vertrauen kann, wird sie sich auf dich stürzen, glaub mir.«
»Gesunde Grenzen«, murmelte Mary. »Tja, Eltern sein ist wohl nicht mehr das, was es einmal war.«
Gott sei Dank, dachte sich Vivian.
»Wie auch immer, kommt rein.« Mary führte sie in das Wohnzimmer mit den abgenutzten Teppichen und alten Möbeln. Vivian hatte jahrelang versucht, das Haus zu modernisieren, aber ihre Angebote waren immer abgelehnt worden. »Setzt euch. Möchtet ihr etwas trinken?«
»Nein, danke.«
»Ich auch nicht, danke«, ergänzte Julia und lief auf das Sofa mit dem verblichenen Muster aus Rosen und Streifen zu. Sie setzte sich und nahm Felicity auf den Schoß.
Vivian saß neben ihr und fragte sich, ob jemand ihr Rückrat mit Stahl gefüllt hatte. Nicht auf eine metaphorische Art, die Willenskraft bedeutete. Nein. Buchstäblich Stahl. Sie konnte sich einfach nicht entspannen.
Was hatte sie sich dabei gedacht, hierher zurückzukehren? Vielleicht hatte die Weihnachtszeit sie weich gemacht. Es war Mitte Januar, und ja, die Weihnachtskarte ihrer Mutter hatte bei Vivian ein schlechtes Gewissen ausgelöst. Anderthalb Jahre waren seit Felicitys Geburt vergangen, und Mary hatte ihr Enkelkind noch immer nicht kennengelernt. Julia hatte sanften Druck auf sie ausgeübt. Und dann war da noch die Tatsache, dass die Adoption durch einen zweiten Elternteil vor zwei Monaten abgeschlossen worden war. Julia war nun offiziell Felicitys zweite Mutter. Das brachte ein gewisses Gefühl der Sicherheit mit sich. Zum Glück waren die Zeiten vorbei, in denen ein homophober Richter ein Kind seinen zwei Müttern entreißen und anderen Verwandten übergeben konnte. Und Vivian konnte sich sowieso nicht vorstellen, dass Mary so etwas versuchen würde. Trotzdem war es gut, dass ihre neue Familie … in Sicherheit war, bevor Vivian sich in den Schlund ihrer alten Familie stürzte.
Und nun saß sie also hier, an einem grauen Wintertag, in einem grauen Winterort, neben ihrer ehemaligen Assistentin und jetzigen Freundin, und ihrer gemeinsamen Tochter, die das Ergebnis einer überraschenden Schwangerschaft mit Vivians wertlosem Ex-Mann war.
Freundin. Es lag auf der Hand, dass Julia mehr als das war – und werden sollte –, besonders unter diesen Umständen. Aber konnte man es Vivian verübeln, dass sie nach ihren vorherigen Eheerfahrungen ein wenig ängstlich war? Julia meinte, sie habe ohnehin keine Lust, sich »patriarchalischen Institutionen« zu beugen. Einmal hatte sie in Vivians Gegenwart den Ausdruck »toxische Männlichkeit« benutzt; Vivian hatte ihr fünfzehn Minuten Zeit gegeben, um sich auszuschimpfen, bevor sie sie mit ausgezeichnetem Sex zum Schweigen brachte. Der Status quo war also … in Ordnung. Kein Grund, etwas zu ändern.
