Wofür stehen Sie morgens auf? Das Praxisbuch - Prof. Dr. med Tobias Esch - E-Book

Wofür stehen Sie morgens auf? Das Praxisbuch E-Book

Prof. Dr. med Tobias Esch

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Beschreibung

Mit dem Praxisbuch zum Spiegel-Bestseller "Wofür stehen Sie morgen auf?" lässt sich in nur 4 Wochen die vierte Dimension der Gesundheit einfach zu Hause in den Alltag integrieren. Die von Prof. Dr. Esch erforschte Säule der Medizin, die Bedeutsamkeit, fördert nachhaltige Gesundheit und Heilung. Das Schritt-für-Schritt-Programm erschließt das Geheimnis der Verbundenheit und sorgt für mehr Wohlgefühl sowie Verwurzelung im Leben. Übungen wie Meditation, Atemtechniken und Body-Scan stärken Gesundheit, Selbstfürsorge und die Verbindung zum eigenen Körper, was die Heilung unterstützt. Das Buch bietet eine praktische Anleitung für alle, die gesund bleiben, sich von Krankheiten erholen und ein erfülltes Leben führen möchten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 191

Veröffentlichungsjahr: 2025

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IMPRESSUM

eBook: © 2025 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Grillparzerstraße 8, 81675 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG (»Text und Data Mining«) zu gewinnen, ist untersagt.

www.gu.de/kontakt|[email protected]

ISBN 978-3-8338-9800-6

1. Auflage 2025

GuU 8-9800 06_2025_02

DIE BÜCHERMENSCHEN HINTER DEM PROJEKT

Verlagsleitung: Eva Dotterweich

Projektleitung: Simone Kohl

Redaktionelle Mitarbeit und Lektorat: Silke Panten

Schlusskorrektur: Christian Wolf

Bildredaktion: Petra Ender

Covergestaltung: ki26 Editorial Design, München, Sabine Skrobek

eBook-Herstellung: Klara Wimmer

BILDNACHWEIS

Coverabbildung: Kay Blaschke

Fotos: AdobeStock; Christian Hilgers; Freepick; Gettyimages; Imprinz; Stock-Foto; Stocksy; Westend61/Mareen Fischinger

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WARUM UNS DAS BUCH BEGEISTERT

Seit ich regelmäßig die Body-Scan-Übung mache, verspüre ich mehr Verbundenheit zu mir selbst und zu meinem direkten Umfeld.

Eva Dotterweich, Verlagsleitung

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,

wie wunderbar, dass du dich für ein Buch von GU entschieden hast! In unserem Verlag dreht sich alles darum, dir mit gutem Rat dein Leben schöner, erfüllter und einfacher zu machen. Unsere Autorinnen und Autoren sind echte Expertinnen und Experten auf ihren Gebieten, die ihr Wissen mit viel Leidenschaft mit dir teilen. Und unsere erfahrenen Redakteurinnen und Redakteure stecken viel Liebe und Sorgfalt in jedes Buch, um dir ein Leseerlebnis zu bieten, das wirklich besonders ist. Qualität steht bei uns schon seit jeher an erster Stelle – jedes Buch ist von Büchermenschen für Buchbegeisterte gemacht, mit dem Ziel, dein neues Lieblingsbuch zu werden.

Deine Meinung ist uns wichtig, und wir freuen uns sehr über dein Feedback und deine Empfehlungen – sei es im Freundeskreis oder online.

Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!

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WICHTIGER HINWEIS

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung des Verfassers dar. Sie wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbstverantwortlich. Weder Autoren noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Dieses Buch ist das richtige für Sie, wenn …

… Sie mehr Verbundenheit zu sich selbst, anderen Menschen und der Welt spüren möchten.

… Sie lernen wollen, wie Sie Körper und Geist ganzheitlich stärken.

… Sie mehr Achtsamkeit, Gesundheit und Lebensfreude mit praktischen Übungen in Ihren Alltag integrieren möchten.

… Sie Ihre Selbstheilungskräfte aktivieren und Ihr Wohlbefinden steigern wollen.

… Sie neue Routinen etablieren möchten, die langfristig zu einem gesunden und erfüllten Leben beitragen.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens haben sich die Menschen wohl immer schon gestellt. Doch die Antworten darauf finden sich kaum im Außen.

UNIV.-PROF. DR. MED. TOBIAS ESCH

ist Neurowissenschaftler, Gesundheitsforscher und Allgemeinmediziner. Seit 2016 ist er Institutsleiter und Professor für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung an der Universität Witten/Herdecke, wo er auch die dortige Universitätsambulanz im Sinne einer »Medizin von morgen« gründete. Er hat über 300 wissenschaftliche Arbeiten verfasst und seine Sachbücher erreichten Spitzenplätze auf den Bestsellerlisten.

VORWORT

Fühlen Sie sich in Ihrem Leben zu Hause? Verbunden mit sich selbst, den Mitmenschen, Kultur und Natur, dem Boden, auf dem Sie stehen? Haben Sie einen Sinn im Leben? Oder, noch einfacher: Wissen Sie, wofür Sie morgens aufstehen? Und warum gerade hier?

Wenn Sie die Antworten schon kennen: Glückwunsch! Damit gehören Sie zu einer Minderheit. Aktuelle Daten zeigen, dass die Menschheit sich mehrheitlich unverbunden fühlt, nicht genau weiß, wofür es sich lohnt zu leben.

Soziale Isolation ist nicht nur psychologisch, sondern auch medizinisch ein Problem: Studien zeigen, dass das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle, das Risiko, vorzeitig zu versterben, um ein Drittel erhöht ist, wenn wir uns einsam fühlen, nicht gut sozial eingebettet, nicht im Leben beheimatet sind. Das Risiko für Depressionen verdoppelt sich, auch sehen wir 50 Prozent mehr Demenzen. Die Frage von Sinn und Verbundenheit ist für die Gesundheit von höchster Relevanz.

Ich habe genau jene Frage als »Vierte Dimension der Gesundheit« bezeichnet. Hier lesen Sie mehr darüber und erfahren, wie Sie einer ganzheitlichen und umfassenden Gesundheit Raum und Heimat in sich selbst geben können. Denn die gute Nachricht lautet: Wir können Bedeutsamkeit lernen, sie stärken, uns wieder auf dem »Koordinatensystem der Verbundenheit« zentrieren – und schließlich nach Hause kommen.

Probieren Sie es aus. Viel Freude dabei!

Dimensionen ganzheitlicher Gesundheit

Gesundheit umfasst mehr als nur Ernährung, Bewegung und Entspannung. Es ist Zeit, Gesundheit ganzheitlicher zu denken.

Die Kraft der Bedeutsamkeit

Als Arzt stehe ich in stetem Austausch mit meinen Patientinnen und Patienten. Viele sprechen unabhängig von ihren Beschwerden eine Form von Entwurzelung in ihrem Leben an. Es fehlt ihnen an Bedeutsamkeit: an verlässlichen Beweggründen. Doch wie kommt es dazu?

»Panta rhei – alles fließt«, wusste bereits vor 2500 Jahren der griechische Philosoph Heraklit. Und während diese Lebensweisheit in krisenbehafteten Zeiten wie den jetzigen durchaus Mut machen kann, kann sie uns auf der anderen Seite manchmal ganz schön ins Schwanken bringen.

Genau das beobachtete ich häufig bei Patientinnen und Patienten, deren Beschwerden einfach nicht abklangen oder immer wiederkehrten. Manche von ihnen waren schon seit Monaten oder gar seit Jahren in ärztlicher Behandlung und hatten sich beinahe schon damit abgefunden, dass ihre körperlichen Leiden chronisch wiederkehrten. Natürlich gibt es chronische Krankheiten, gegen die auch die Medizin nur wenig ausrichten kann; das will ich gar nicht infrage stellen. Doch Rückenschmerzen oder Burnout etwa gehörten meiner Ansicht nach nicht dazu.

Das dreidimensionale Modell der Gesundheit

Die Allgemeinmedizin behandelt in vielen Fällen lediglich die körperliche Symptomatik. Gesundheit in der Medizin ist dreidimensional. Wir Medizinerinnen und Mediziner schauen auf den Körper, das Mentale und das Soziale, bei Letzterem vor allem auf gesellschaftliche Teilhabe, auf Bildung und Einkommen. Alle drei Dimensionen bilden das sogenannte bio-psycho-soziale Modell der Gesundheit und zusammen gelten sie als Normalzustand. Gemäß der medizinischen Definition von Gesundheit ist das ein Zustand, bei dem alle wesentlichen Parameter im Normbereich sind. Doch wer bestimmt diese Parameter? Die Mediziner. Und um welche Parameter geht es dabei? Um Merkmale und Messgrößen, die mit den Instrumenten und Mitteln der Medizin operationalisierbar und zugänglich sind. Was sich (noch) nicht messen lässt, spielt folglich keine wesentliche Rolle, geht hier nicht weiter in die ärztliche Arbeit ein. Man misst nur, was man kennt – wofür es Begrifflichkeiten und eine Fachsprache gibt. Für alles andere ist man »strukturell blind«.

DIE NORM ALS MASSSTAB DER DINGE

Würde man die medizinische Definition von Gesundheit wortwörtlich nehmen, dann wäre die Norm, also das Normale, der Maßstab, der über Gesundheit und Krankheit entscheidet. Man könnte folglich erwarten, dass entlang von Normalverteilungskurven – also entlang der objektiven Verteilungen von Merkmalen in der Normalbevölkerung – das Nichtnormale und damit das Kranke als Abweichung eindeutig aufzufinden und zu beschreiben sei.

Nehmen wir zum Beispiel die Körpergröße: Ein krankhafter Zwergwuchs oder eine medizinisch behandlungsbedürftige Übergröße würden dann vorliegen, wenn eine Person, möglicherweise ein Heranwachsender, entlang von Perzentilen und Wachstumskurven im Vergleich zur altersgemäßen Normalbevölkerung nach definierten Standards objektiv messbar aus dem Rahmen fällt. So weit, so gut.

Doch wie verhält es sich mit Aspekten wie Körpergewicht, Blutdruck und Blutfettwerten? Würde man hier eine Norm zugrunde legen, dann wären viele der heute medikamentös behandelten Zustände eigentlich gesund, weil normal. Denn die entsprechenden Verteilungskurven würden Werte noch als normal ausweisen, die aus Sicht der Medizin bereits als krank gelten.

Wie verträgt sich das mit der Tatsache, dass vermeintlich gesunde Menschen heute massenhaft Medikamente einnehmen? Gibt es neben dem objektiven Bereich nicht auch noch eine Grauzone, einen ärztlichen Entscheidungskorridor?

 

 

DIMENSION DES SUBJEKTIVEN

Die Dimension des Subjektiven – die vierte Dimension: Sinn, Bedeutung – betrachtet das Gesundheitswesen bis heute kaum. Im Gegenteil, sie wird strukturell und systematisch ignoriert. Wie stark die Kraft des Geistes jedoch sein kann und dass genau jenes klare Bewusstsein den Unterschied ausmacht, das begegnete mir in der medizinischen Welt überall.

 

 

DER ÄUSSERE ARZT ENTSCHEIDET ÜBER DIE GESUNDHEIT

Die vermeintlich objektive Sicht auf Werte und Daten ergibt sich aus medizinischen Untersuchungen, ist fachsprachlich zu beschreiben und lässt sich mit einem Standard – ebenjenem Normalzustand – vergleichen. Nach dieser Definition ist Gesundheit in der Alltagswelt der Menschen durchaus möglich, vielleicht sogar die Regel. Die Hoheit jedoch, über die Existenz von Gesundheit objektiv zu entscheiden, einen überprüfbaren Haken unter eine Gesundheitscheckliste zu machen, bleibt einer dritten Person überlassen: dem »äußeren Arzt«, wie ich ihn gern nenne, das heißt einer medizinischen Fachkraft. Beim äußeren Arzt liegt auch der Verhandlungsspielraum. Denn er urteilt durch den Zusatz, dass alle wesentlichen Parameter (folglich nicht alle Parameter) zu erfüllen sind und sich im Normbereich zu befinden haben, nach seiner eigenen Einschätzung. »Wesentlich« bedeutet also: Gesundheit bleibt eine ärztliche Entscheidung.

DIE KRAFT DES INNEREN ARZTES

Vielen Menschen ist dabei nicht bewusst, wie viel ihrer eigenen Gesundheit sie selbst in der Hand haben. Denn jeder Mensch hat auch einen »inneren Arzt«. Wir alle besitzen Selbsthilfe- und Selbstheilungskompetenzen, ja Selbstwirksamkeit, und es liegt an uns, diese Fähigkeiten zu erkennen und zu stärken.

Viele Patientinnen und Patienten kennen das Potenzial ihres inneren Arztes nicht. Sie geben die Verantwortung für ihre Gesundheit am Tresen der Arztpraxis ab. Eine Spritze, ein Medikament, eine Krankschreibung wird es schon richten. Und meist tut es das auch – für eine kurze Zeit. Es ist ein Kreislauf, der sich ewig wiederholen mag. Dabei sind Glück und Gesundheit prinzipiell lern-, form- und trainierbar. Vor allem, wenn äußerer und innerer Arzt Hand in Hand arbeiten.

 

 

DER DREIBEINIGE STUHL

Integriert und aus einem Guss, jedoch aus mehreren Händen kommend, entsteht so das, was ich gern den »Dreibeinigen Stuhl der Gesundheit« nenne: Medizinische Prozeduren und das, was ich vom äußeren Arzt bekomme, bilden zusammen mit der Selbsthilfe, dem inneren Arzt (oder eben dem dritten Stuhlbein), das Fundament einer wirklich ganzheitlichen Integrativen Medizin.

 

 

PSYCHE IN DER MEDIZIN

Was ich damit sagen möchte, ist: Gesundheit ist nicht nur eine ärztliche Entscheidung. Auch wenn die Medizin nicht nur den Körper behandelt, sondern sich gemäß dem dreidimensionalen Modell der Gesundheit auch um das Mentale, also die Psyche, und das Soziale bemüht, betrachtet die somatische Medizin, und das gilt noch heute, die Psyche vor allem in Bezug auf messbare Veränderungen ebenso wie auf entsprechende Symptome und Krankheiten, etwa bei Depressionen, Ängsten und Suchterkrankungen. Grenzphänomene wie manische Zustände, bipolare Störungen, Schizophrenien, Psychosen und auch Borderline-Störungen werden häufig in der Psychiatrie behandelt und oft biologisch oder pharmakologisch betrachtet. Primär psychotherapeutisch zu arbeiten, ist in der Medizin noch immer relativ unterrepräsentiert.

GESUNDHEIT IST INDIVIDUELL

Halten wir also fest: Gesundheit ist letztlich auch individuell. In diesem Zusammenhang spreche ich von der Gesundheit – in Gegenüberstellung zur bereits beschriebenen medizinischen Definition – als einem »Individualzustand«. Diese neue beziehungsweise erweiterte Definition enthält ebenfalls eine Entscheidung, aber dieses Mal die des inneren Arztes, der betroffenen Person selbst, nicht die des äußeren Arztes.

In der erweiterten Definition deutet der Mensch sich und seine Beziehung zur Welt: Gesundheit wäre demnach ein Zustand, bei dem man sich subjektiv gesund fühlt. Man interpretiert seinen individuellen Zustand selbstbewusst als gesund – und zwar völlig unabhängig von einem äußeren Ideal oder einem vermeintlich objektiven Standard, der für alle anderen ebenfalls gilt. Im Individualzustand sind Gesundheit und Krankheit höchst persönlich.

Ein Mangel an Verbundenheit

Doch zurück zu meinen Patientinnen und Patienten. Eines nahm ich nämlich immer deutlicher wahr: Viele von ihnen gingen in die Arztpraxis, wie sie beispielsweise zum Einkaufen oder zum Haareschneiden gingen, das heißt mit einer gewissen Selbstverständlichkeit und Regelmäßigkeit. Manchmal konnte ich mit fast hundertprozentiger Sicherheit vorhersagen, wer an welchem Tag und zu welcher Zeit zu uns kommen würde.

Sie alle kamen zwar mit einem körperlichen Leiden, aber im persönlichen Gespräch mit ihnen erkannte ich, dass sie unter weitaus mehr litten als nur unter körperlichen Symptomen. Manche sagten mir, sie fühlten sich irgendwie »nicht mehr in ihrer Mitte«. Andere empfanden es so, als sei ihre Umwelt in eine profunde und unaufhaltsame Umwälzung geraten, wie eine Art »Wanderdüne«. Sie hatten das Gefühl, fremdbestimmt zu sein, ein Spielball in einer Welt voller Hindernisse. Wieder andere fühlten sich einfach nicht mehr recht »zu Hause« in ihrem Leben, nicht mehr wohl am konkreten Wohnort, in ihrem Job, dem Kollegium, in der Nachbarschaft, im Freundeskreis, in der Familie oder der Partnerschaft.

Irgendwo schien es bei fast jedem zu klemmen. In jedem Fall war für all diese Menschen scheinbar »alles« in Bewegung geraten – panta rhei, ihr Leben floss und sie schienen Halt suchend und um Luft ringend einfach von den Fluten mitgerissen. Dieser Zustand brachte für sie ein Gefühl der Unsicherheit mit sich, das sich zunehmend verstärkte. Wo würde sie ihr Leben hinführen? Was würde sie in der Zukunft erwarten? Würden sie es »schaffen«? Oder würden sie scheitern?

ES FEHLT AN SINN ODER HEIMAT

Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl. Diese ungewisse Angst vor etwas, das aktuell noch nicht existiert und von dem Sie auch nicht wissen, ob es eintritt, das aber gleichzeitig jederzeit eintreten könnte und Ihnen dann den Boden unter den Füßen wegreißt. Es ist, als schubse Sie das Leben in eine Richtung, ohne dass Sie sich bewusst dafür entschieden hätten, in diese Richtung zu gehen. So ging es zumindest meinen Patientinnen und Patienten. All diese Menschen begannen an irgendeinem Punkt, mit sich und dem eigenen Leben zu fremdeln, so mein Eindruck. Es fehlte ihnen an Sinn oder Heimat. Oder an beidem. Es fehlte an Bedeutsamkeit: an verlässlichen Beweggründen. Sie wussten nicht mehr recht, wohin sie ihr Leben eigentlich führte. Und vor allem wussten sie nicht mehr recht, wofür sie eigentlich losgingen.

ZWEI FORMEN VON KRISE UND UNGLÜCK

Ich stellte den Menschen unter anderem konkrete Fragen nach dem Sinn und danach, was wirklich wichtig war in ihrem Leben. Welche Motive hatten sie? Was inspirierte sie? Wofür standen sie jeden Morgen auf? Immer gezielter bohrte ich nach. Dabei zeigte sich, dass ich in ein wahres Wespennest hineingestochen hatte. Offenbar gab es eine riesige Gruppe an chronisch Unglücklichen oder Unzufriedenen. Im Lauf der Jahre schälten sich immer klarer zwei Typen heraus – zwei verwandte, aber doch leicht unterschiedliche Formen von Krise und Unglück, von Unzufriedenheit oder gar Verzweiflung, die den Boden für die jeweiligen Krankengeschichten, mit denen ich es in erster Linie ja immer noch zu tun hatte, zu bilden schienen.

FEHLENDER SINN, ABER AUSGEPRÄGTE WURZELN

Da ist zum einen die Person, die einen Sinn für sich im Leben verloren hat oder nie hatte. Ich ordne in diesen Kontext im Übrigen auch einen fehlenden Glauben ein, einen Mangel an Spiritualität, an Inspiration und Begeisterung – aber dazu später mehr. Solange es keine schwereren Krisen gab, war die Frage nach dem Sinn möglicherweise irrelevant. Man machte halt sein Ding. Wurden die Zeiten jedoch auf einmal rauer oder passierten einschneidende Veränderungen im Außen, sei es durch Krankheiten, Verlusterlebnisse, Umwälzungen in der eigenen Entwicklung oder im Umfeld, dann fehlte möglicherweise – auch durch eine fehlende Antwort auf die Frage nach dem Sinn – ein wichtiger Puffer, eine wichtige Ressource. Zentrale Gesundheitsschutzfaktoren und protektive Widerstandsressourcen, um die Belastungen des Lebens, den Stress abzufedern, waren gemindert und die Betroffenen weniger resilient. Dabei konnte es sein, dass diese Menschen selbst angesichts jener Sinnkrisen dennoch in ihrem Leben verwurzelt waren, das heißt zu Hause, kulturell und sozial gut eingebettet. Dass sie auf einem festen Boden standen, gut begleitet und unterstützt von einem intakten sozialen Netz. Sie waren also nicht heimatlos, sondern empfanden einen Bedeutungsverlust gegebenenfalls durch fehlende Sinnhaftigkeit.

AUSGEPRÄGTER SINN, ABER FEHLENDE WURZELN

Und dann ist da zum anderen die Person, die zwar grundsätzlich für sich die Frage nach dem Sinn bejaht, also einen persönlichen Sinn kennt, sich selbst aber trotzdem verloren hat. Dies geschah etwa durch den Verlust an Heimat – einem festen Halt –, durch eine nicht vorhandene oder unzureichende soziale Unterstützung, durch das Fehlen einer kulturellen oder sozialen Einbettung und Verbundenheit, letztlich also durch den Mangel an Beheimatetsein im Leben.

Denken Sie hier zum Beispiel an jemanden, der täglich in die Firma oder Schule geht, sich dort allerdings schlichtweg fremd fühlt. Denken Sie an Menschen mit Migrationshintergrund, vielleicht Geflüchtete. Denken Sie an Personen, die sich an ihrem Wohnort, in der Nachbarschaft, in der Partnerschaft nicht (mehr) wiederfinden, sich nicht spiegeln können, weil die Resonanz fehlt.

 

 

BELOHNUNGSSTAU

Manchmal unternehmen wir Anstrengungen oder erledigen Aufgaben, erhalten dafür jedoch keine direkte oder zumindest spürbare Belohnung. Oder wir sind solchen Herausforderungen in unserem Leben ausgesetzt, dass es uns an Vergnügen und Inspiration, an Lust und Entwicklung fehlt. Es kommt zu einem regelrechten Belohnungsstau.

Unser Gehirn braucht jedoch Belohnungen – sie sind essenziell für unsere Motivation und unser Wohlbefinden und sie geben uns ein Gefühl von Zufriedenheit, Freude und Antrieb. Ohne Belohnungen fehlt uns die Energie, uns anzustrengen, neue Dinge zu lernen oder langfristige Ziele zu verfolgen.

 

 

BEDEUTUNGSLOSIGKEIT ALS FOLGEERSCHEINUNG

Beide beschriebenen Typen oder Gruppen haben eines gemeinsam: Sie erleben eine fehlende Verbundenheit, sei es mit dem Boden, auf dem man steht, mit dem begleitenden Umfeld, das einen trägt oder an die Hand nimmt, oder mit etwas »Höherem«. Dieser Mangel an Verbundenheit bedingt oder fördert einen »Belohnungsstau« oder die Verschlimmerung einer quälenden Leere und damit auch einen Verlust an Bedeutung – ein Erleben von Bedeutungslosigkeit.

Verbundenheit und Bedeutsamkeit im Leben geben Halt und Kraft – vergleichbar mit den starken Wurzeln eines Baumes.

WENN DAS VERTRAUEN FEHLT

Schließlich gibt es noch die Gruppe der Patienten, bei denen sich beides überschneidet, weil sie weder Sinn noch Heimat kennen und beides entweder nie besessen oder alles verloren haben. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass in der heutigen Zeit für viele Menschen ein Sinn-, Heimat- oder Bedeutungsverlust generell mehr als nachvollziehbar erscheint, geradezu logisch, weil vieles unsicher geworden und in Bewegung geraten ist. Dass mitunter auch jenes dringend benötigte Zutrauen zu einer guten, einer besseren Welt, in der man selbst wirksam sein kann, fehlt. Nehmen wir die planetare beziehungsweise die Klimakrise als Beispiel: Wir haben es zurzeit, möchte man meinen, mit einer kollektiven Ohnmacht sowie einer grassierenden »Nichtfestgelegtheit« zu tun. Alles ist möglich, alles ist im Fluss. Und gleichzeitig scheint alles bedroht. Was bleibt? Wer gibt uns Orientierung? Worauf können wir uns noch verlassen? Was trägt uns noch? Zusätzlich befördert die künstliche Intelligenz aktuell das unterschwellige – oder auch sehr deutliche – Gefühl, dass es keinen festen Bezugsrahmen mehr gibt. Sogar die Sprache gerät offenbar ins Rutschen, zum Beispiel durch das Gendern, auch wenn Sprache immer veränderbar war. Kulturell gibt es gefühlt immer weniger Verlass, genauso im Bereich von verfasstem Glauben und Religiosität, wo viele ein allgemeines, aber unaufhaltsames Wegbröckeln oder Abschmelzen bemerken oder spüren.

Basierend auf all diesen Überlegungen startete ich in meiner eigenen täglichen Praxis als Arzt schließlich mit systematischen Befragungen meiner Patientinnen und Patienten, etwa mithilfe des ESH-Fragebogens, den Sie auf den folgenden Seiten finden.

ESH-Fragebogen zur Einschätzung von Glück und Zufriedenheit

ESH steht für »Experiences of Salience and Happiness« und bedeutet auf Deutsch etwa: »Erfahrungen von Sinnhaftigkeit und Glück«. Vielleicht haben Sie sich einige der folgenden Fragen so noch nie gestellt. Genau das macht den Fragebogen so wertvoll, denn er hilft Ihnen dabei, einzuschätzen, wie glücklich Sie im Moment sind, wie zufrieden mit Ihrem Leben insgesamt Sie sind und was Ihnen wichtig ist, letztlich also, wofür Sie morgens aufstehen.

Beantworten Sie die folgenden Fragen ehrlich und spontan, am besten, ohne lange darüber nachzudenken. Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten – und es gibt auch keine Auswertung. Dieser Test ist einzig und allein für Sie. Nur wenn Sie wissen, wo Sie im Moment in Bezug auf Ihr Glücksempfinden stehen, können Sie bewusst entscheiden, wie Sie mehr Zufriedenheit, ja Bedeutsamkeit in Ihr Leben einladen möchten.

DIE FRAGEN

Wie glücklich sind Sie jetzt gerade?

Antwortskala 1 (wenig) bis 5 (sehr):

            

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Leben allgemein?

Antwortskala 1 (wenig) bis 5 (sehr):

            

Was ist Ihnen wirklich wichtig im Leben?

1.

                                                                                

2.

                                                                                

3.

                                                                                

Wie alt sind Sie?

        

Jahre

Leben Sie in einer festen Partnerschaft?

ja

nein

Haben Sie Kinder?

ja

nein

Haben Sie Enkelkinder?

ja

nein

Fühlen Sie sich eher gesund?

ja

nein

dazwischen

Gehen Sie aktuell einer beruflichen Tätigkeit oder einem Studium nach?

ja

nein

Bereitet Ihnen Ihre finanzielle Situation oft Sorgen?

ja

nein

manchmal

Sind Sie eher gläubig/religiös/spirituell?

ja

nein

Wo wohnen Sie aktuell?

Metropole (1 000 001 oder mehr Einwohner)

Großstadt (100 001 bis 1 000 000 Einwohner)

Mittelstadt (20 001 bis 100 000 Einwohner)

Kleinstadt oder ländlicher Raum (bis 20 000 Einwohner)

Welches Geschlecht haben Sie?

weiblich

männlich

divers

HINWEIS

Vielleicht haben Sie mithilfe der Fragen zu Ihrem derzeitigen Glücksstatus festgestellt, dass in Bezug auf Glück und eine Verortung in Ihrem Leben durchaus noch Luft nach oben oder Platz für Veränderung ist. Das ist kein Grund zur Beunruhigung. Machen Sie sich bewusst, dass es mit dem Glück so ist wie mit vielen anderen Dingen im Leben auch: Mal empfinden oder haben wir mehr davon, mal weniger.

Durch die Möglichkeit jedoch, Sinnlichkeit wieder »auszuüben« – das heißt die Sinnesorgane bewusst anzusteuern, das Belohnungssystem wieder aktiv zu nutzen und den Belohnungsstau abzubauen –, findet man wieder zurück ins Leben und auf den »rechten Weg«. Genau das machen wir gemeinsam in unserem 4-Wochen-Programm ab Seite 61.

Gesundheit ist mehr als Medizin

Der Schlüssel für Gesundheit liegt nicht nur beim äußeren Arzt, sondern auch beim Patienten, also dem »inneren Arzt«, und seinem Verhalten. Wer den Weg zu seiner inneren Natur findet, dringt zum Kern des Problems vor – und gelangt so vielleicht zu einer Lösung.