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"Mein Zimmer, unsere Küche, unser Wohnzimmer" - Die Wohngruppe ist der Shootingstar in der Altenhilfe. Immer mehr Heime schaffen kleine Einheiten für 8 bis 12 Personen, die gemeinsam miteinander leben. Solche Wohngruppen sollen den früheren Alltag der Bewohner möglichst genau nachbilden. Aber sie stellen Pflegeeinrichtungen auch vor große Herausforderungen. Dieses Buch stellt praxistaugliche Konzepte von Wohngruppen, ihre Umsetzung, die Organisation und Gestaltung vor. Wohngruppen verlangen ein gute Konzeption, geschulte Mitarbeiter und eine belastbare Arbeitsorganisation - erst dann stellt sich für die Bewohner der Wohlfühlfaktor ein.
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Seitenzahl: 231
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Silke Boschert ist examinierte Pflegefachkraft mit einer Weiterbildung zur Pflegedienstleitung. Sie studierte Management im Gesundheitswesen BA an der Katholische Hochschule Freiburg und Mehrdimensionale Organisationsberatung Supervision, Coaching, Organisationsentwicklung MA an der Universität in Kassel.
Mit Ihrer Masterarbeit zum Thema Gruppendynamik in Wohngruppen erhielt sie 2012 den BKK Innovationspreis für die Zukunft der Pflege. Seit über 30 Jahren arbeitet sie in den unterschiedlichsten Feldern der Altenpflege, als Einrichtungsleiterin, als Fachbereichsleiterin, aber auch als Organisationsberaterin und Lehrbeauftragte, Coach, Supervisorin und Trainerin für Gruppendynamik. Heute ist sie Vorständin im Paul-Gerhardt-Werk e. V. und Geschäftsführerin der Diakonie Mittelbaden gGmbH in Offenburg.
»Die ideale Hilfestellung für Nutzer und Interessenten, die selbst aktiv in Aufbau und Gestaltung von Wohngruppen in der Altenpflege werden wollen!«
MICHAEL WIPP
pflegebrief
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.
ISBN 978-3-8426-0841-2 (Print)ISBN 978-3-8426-9071-4 (PDF)ISBN 978-3-8426-9072-1 (EPUB)
© 2020 Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG,Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover
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Titelbild: oneinchpunch - stock.adobe.comCovergestaltung und Reihenlayout: Lichten, Hamburg
Danksagung
Vorwort
Geleitwort von Michael Wipp
Einleitung
1Wohngruppen – der Megatrend in der Altenhilfe
1.1Die alte Arbeitswelt und »new Work«
1.2Die Entwicklung der vollstationären Altenpflegeorganisationen
1.3Der Sozialraumansatz
2Herausforderungen an vollstationäre Pflegeeinrichtungen
2.1Wohngruppen – eine kurze Typologie
2.2Das Leitbild »Individualität, Gruppe und Öffentlichkeit«
2.3Das Leitbild »Gruppenorientierung«
2.3.1Das Leben in Wohngruppen
2.3.2Wirkliches Wohnen in einer Wohngruppe
3Ideen, Inspirationen und Handlungsempfehlungen
3.1Architektonische Grundlagen und Wohnraumgestaltung
3.1.1Beziehen Sie die Mitarbeitenden in die Raumplanung ein
3.1.2Bei der Planung sind alle Sparringspartner
3.1.3Planungsvorgaben – mutige Diskussionen erlaubt
3.1.4Achten Sie auf eine gesundheitsfördernde Architektur (healing architecture)
3.1.5Ein gutes Quartierskonzept benötigt ansprechende Quartiersräume
3.1.6Legen Sie Wert auf eine orientierungsfördernde Architektur
3.1.7Ladestation für E-Rollis nicht vergessen
3.1.8Platz für E-Bikes und E-Autos vorsehen
3.1.9Sesam öffne dich – die Eingangstür
3.1.10Der Eingangsbereich – die Visitenkarte des Hauses
3.1.11Notrufanlage und Smart Home
3.1.12Leitsystem – kein Leitdschungel
3.1.13Kreative Raumbezeichnungen
3.1.14Setzen Sie architektonische Landmarken
3.1.15Sorgen Sie für ausreichende aber auch atmosphärische Lichtverhältnisse auf den Verkehrswegen
3.1.16Erfinden Sie Alltagsszenarien für das Lichtkonzept
3.1.17Farben wirken sich aufs Wohlbefinden aus
3.1.18Planen Sie Bodenbeläge entsprechend der zukünftigen Raumnutzung
3.1.19Planen Sie einen Lagerraum für die Reinigungswagen ein
3.1.20Nutzen Sie Flure optimal für Stauraum
3.1.21Planen Sie ausreichend Zusatzräume und Einbauschränke ein
3.1.22Beidseitige Handläufe sind nicht mehr nötig
3.1.23Nischen und Flurenden als kleine Ruheinseln für die Bewohner
3.1.24Sehr Praktisch: zwei Wohngruppen auf einer Etage
3.1.25Kleine Wohneinheiten für Spezialisierungen
3.1.26Planen Sie, wenn möglich, einen weiteren Gruppenraum ein
3.1.27Planen Sie Terrassen, Loggien, Laubengänge, Garten oder einen Innenhof mit ein
3.1.28Planen Sie die Wohngruppenküche am prominenten Ort
3.1.29Pflegestützpunkt nahe bei den Gemeinschaftsräumen
3.1.30Einzelzimmer schaffen Lebensqualität
3.1.31Das Pflegebad als Wellness-Oase
3.1.32Kommunikationsmöglichkeiten – Internet & Co.
3.1.33Achten Sie auf die Raumakustik
3.1.34Richten Sie Mitarbeiterräume praxistauglich ein
3.1.35Denken Sie an einen Sozialraum zur Entspannung
3.1.36Kommunikationsinseln fördern die Zusammenarbeit
3.1.37Toiletten – Anzahl und Nutzung sind wichtig
3.1.38Desinfektionsmittel- und Handseifenspender sinnvoll und stilvoll einplanen
3.1.39Wandschutz: ein notwendiges Übel
3.1.40Brandschutz ausdiskutieren
3.1.41Vergessen Sie die Andienung nicht
3.1.42Müllkonzept – Teil eines adäquaten Facility Managements
3.2Der Wohn- und Kochbereich – Herzstück jeder Wohngruppe
3.2.1Planen Sie ausreichend Platz im Herzstück der Wohngruppe
3.2.2Achten Sie auf genügend Platz für die Anordnung der Tische
3.2.3Unterteilen Sie das Raumkonzept in Wohn- und Kochbereich
3.2.4Tageslicht in der Wohngruppenküche ist wunderbar
3.3Gestaltungskomponenten des Bewohnerzimmers
3.3.1Raum für die Pflege, aber auch für die Individualität
3.3.2Ein eigenes Duschbad bedeutet Lebensqualität
3.3.3Schaffen Sie im Badezimmer visuelle Barrieren
3.3.4Desinfektionsmittelspender gehören nicht ins Bewohnerbad
3.3.5Schaffen Sie Abstell- oder Lagerräume für Utensilien der Bewohner
3.3.6Kreative Namensschilder der Bewohnerzimmer
3.3.7Sorgen Sie für die richtigen Lichtverhältnisse im Bewohnerzimmer
3.3.8Lassen Sie persönliche Wünsche im Bewohnerzimmer zu
3.4Innenarchitektur und Objekteinrichtung
3.4.1Allgemeine Gedanken zur Innenausstattung
3.4.2Prinzipien der Wohnraumgestaltung
3.4.3Recherchen hinsichtlich Förderungen
3.4.4Einkauf der Möbel – Möglichkeiten abschätzen
3.4.5Wohngruppenraum und Wohnzimmer zugleich
3.4.6Durchdachte Fenstergestaltung: Gardinen, Vorhänge & Co.
3.4.7Möbel und Dekoration kombinieren
3.4.8Deko – nicht nur, aber auch Schnickschnack
3.4.9Landmarken: bewusst platzierte Möbelstücke
3.4.10Setzen Sie Akzente und sichtbare Reize
3.4.11Glasflächen mit Wand-Tattoos schmücken
3.4.12Fotos, Bilder oder Fototapete erzeugen Gemütlichkeit
3.4.13Dekoration ist individuelle Geschmacksache
3.4.14Barrierefreiheit bedeutet Gestaltung für alle
3.4.15Die Köche von heute lassen sich in die Töpfe gucken
3.4.16Schaffen Sie eine Wohngruppenküche für alle Fälle
3.4.17Der Bewohner in der Küche darf alles
3.4.18Vor- und Nachteile einer Tandem-Wohngruppenküche
3.4.19Besprechen Sie die Küchenplanung mit den hauswirtschaftlichen Mitarbeitern
3.4.20Sparen Sie nicht an den Küchengeräten
3.4.21Geschirr – das Gewohnte reicht vollkommen aus
3.4.22Die Wohngruppenküche als Ort für die Gemeinschaft
3.4.23Tische in Wabenform sind eine lohnende Investition
3.4.24Kleine Tische sind praktischer als große
3.4.25Stühle sind nicht gleich Stühle
3.4.26Für Veranstaltungen lieber Tische auf Rollen und zum Klappen
3.4.27Schaffen Sie biografische Bezüge durch das Inventar
3.4.28Bewegliche Mitarbeiterwagen anstatt Schränke in den Wohngruppenküchen
3.4.29Das Wohnen in einem Bewohnerzimmer
3.4.30Individualität im Bewohnerzimmer erwünscht
3.4.31Möbel im Bewohnerzimmer sinnvoll platzieren
3.4.32Möblierung im Bewohnerzimmer miteinander abgestimmt
3.4.33Der Kleiderschrank – genug Platz
3.4.34Pflegebedürftigkeit hat Auswirkungen auf die Möblierung
3.4.35Wie man sich bettet, so liegt man
3.4.36Nachttisch und Beistelltische – was braucht der Mensch?
3.4.37Wenn das Zimmer durch die privaten Möbel zu klein ist
3.4.38Das Bewohnerzimmer – ein biografischer persönlicher Ort
3.4.39Der eigene Briefkasten – Ich bin (noch) wer!
3.5Der Bewohner – Jeder Mensch ist einzigartig!
3.5.1Bereiten Sie den neuen Bewohner beim Erstgespräch auf den Alltag mit fremden Menschen vor
3.5.2Prüfen Sie, ob die Lage des Bewohnerzimmers auch das Richtige für den Neuankömmling ist
3.5.3Sprechen Sie über zusätzlichen Kennzeichnungen an den Bewohnerzimmertüren
3.5.4Ressourcenorientierte Umgang – jeder Bewohner hat Fähigkeiten
3.5.5Gewohnheiten und Alltagswünsche vor dem Einzug erfassen
3.5.6Seien Sie offen für das private soziale Umfeld der Bewohner
3.5.7Beziehen Sie die Angehörige schon vor dem eigentlichen Einzug ins Konzept ein
3.5.8Bieten Sie Sprechzeiten für Angehörige an
3.5.9Werden Sie nie müde, den Angehörigen das Wohngruppenkonzept zu erklären
3.5.10»Ich weiß, wie Du heißt« – Mitarbeiter tragen ein Namenschild
3.5.11Natürliche Arbeitskleidung, die nicht als solche erkennbar ist
3.5.12»Ihr Ansprechpartner!« – Schaffen Sie Transparenz
3.6Gruppe und gruppendynamische Prozesse unter den Bewohnern
3.6.1Lernen Sie alles über die Dimensionen von Gruppendynamik
3.6.2Schaffen Sie ein »gruppendynamisches« Ritual bei jedem Neueinzug
3.6.3Bieten Sie für Interessierte potenzielle Bewohner ein Gruppenschnuppern an
3.6.4Schaffen Sie einen Reflexionsraum für gruppendynamische Beobachtungen
3.6.5Fördern Sie die Gruppenkommunikation zwischen den Bewohnern
3.6.6Trainer-Begleiter-Coach – Was ist das?
3.6.7Entscheidungen in der Gruppe – immer in Konsens für die Gruppe
3.6.8Gruppenkonflikte haben meist eine gruppendynamische Dimension
3.6.9Schaffen Sie das Instrument »Tischgespräch«
3.6.10Höchst kniffelig: die Sitzordnung bei Tisch
3.6.11Die »richtige« Gruppengröße gibt es nicht
3.6.12Nähe und Distanz – eine ganz besondere Thematik
3.6.13Abschiedsrituale sind für die Gruppe wichtig
3.6.14Bringen Sie die Bewohner miteinander in Beziehung
3.6.15Seien Sie offen für einen Umzug des Bewohners in eine andere Gruppe
3.6.16Schulen Sie Ihre zusätzlichen Betreuungskräfte zur Gruppendynamik
3.6.17Fördern Sie das Wohlbefinden in der Gruppe zwischen den Bewohnern
3.6.18Die Bewohnergruppe und das Übertragungsphänomen
3.6.19Beugen Sie einer Stigmatisierung innerhalb der Gruppe vor
3.6.20Schaffen Sie spezielle Angebote für die Männer in den Gruppen
3.6.21Eine Wohngruppe vielleicht als solitäre Kurzzeitpflege?
3.6.22Mobilität – Kraftanzug statt Gehstock
3.6.23Machen Sie den selbstbewussten Heimbeirat zum Unterstützer
3.6.24Geben Sie Ihren Bewohner eine Stimme
3.7Wertebasierte Führung im Zeitalter von new Work
3.7.1Führung gibt nur die grobe Marschrichtung vor
3.7.2Befähigen und stärken Sie Ihre Leitungen
3.7.3Führung von Führungskräften in Wohngruppenkonzepten
3.7.4Geld allein macht nicht glücklich
3.7.5Dynamische Welten und Kulturen – ein Führungsanspruch
3.7.6Betrachten Sie die Wohngruppe als lebendiges System, das sich ständig neu erfindet
3.7.7Sie wollen etwas ändern? Dann analysieren Sie Ihre Organisation!
3.7.8Hauptjob der Leitungskräfte: Autonomie fördern
3.7.9Nehmen Sie Schwingungen ernst
3.7.10Werte helfen, Prioritäten bei der Arbeit zu setzen
3.7.11Lassen Sie Ihre Mitarbeiter Sinn erleben
3.7.12Ein Team – ein Gedanke
3.7.13Sorgen Sie für ein Wohlfühlklima
3.7.14Sorgen Sie für eine angstfreie Kultur
3.7.15Die generationengerechte Arbeitsumgebung
3.7.16Vertrauensarbeit – ungemein wichtig
3.7.17BGM – gesunde Mitarbeiter
3.7.18Schaffen Sie als Führungskraft dynamische Arbeitsplätze
3.7.19Fördern Sie individuelle Karrieren
3.7.20Fördern Sie als Leitung Kreativität und Agilität
3.7.21Give me a break oder »work smart«
3.7.22Humor ist nur ein weit entfernter Verwandter des Pflegeheimclowns
3.7.23Denken Sie über neue Arbeitszeitmodelle nach und probieren Sie diese aus
3.7.24Sie brauchen Pflegende mit Herz, aber auch mit Verstand
3.7.25Marketing und Printmedien – aktuell wie nie zuvor
3.7.26Nutzen Sie soziale Medien als sinnvollen und zeitgemäßen Marketing-Effekt
3.7.27Nutzen Sie soziale Medien fürs Personal Recruiting
3.7.28Seien Sie authentisch
3.7.29#proudtobeageneralist
3.7.30Alltagsbegleitung als Schwerpunkt der Ausbildung
3.7.31Schauen Sie sich funktionierende Konzepte bei Kollegen an
3.7.32Nutzen Sie die Diversität Ihres Teams
3.7.33Planen Sie eine nachhaltige Mitarbeiterentwicklung
3.7.34Schaffen Sie Begeisterung für das Wohngruppenkonzept
3.7.35Digitalisierung – ein unaufhaltsamer Weg
3.7.36Stehen Sie fest hinter dem Konzept – egal, woher der Wind weht
3.7.37Entwickeln Sie selbstorganisierte Teams – Mut wird belohnt
3.7.38Arbeiten Sie kooperativ mit der Mitarbeitervertretung und den Betriebsräten zusammen
3.8Vom Ich zum Wir – Kommunikationsprozesse gestalten
3.8.1Wissen wie Kommunikation funktioniert
3.8.2Stellen Sie Ihre Meetings auf den Prüfstand
3.8.3Laden Sie Ihre Mitarbeiter zum »Blitzen« ein
3.8.4Nutzen Sie Touren-Telefone
3.8.5Arbeit ohne Gefühle? Ein großer Irrtum!
3.8.6Streben Sie Konsens-Entscheidungen im Team an
3.8.7Ein Konzeptkompetenzteam kann jederzeit Fragen klären
3.8.8Sorgen Sie für den regelmäßigen Austausch zwischen ‘den Mitarbeitenden
3.8.9Teamsupervision ist nicht mehr wegzudenken
3.8.10Nutzen Sie die kollegiale Fallberatung zur Reflexion
3.8.11Sorgen Sie kreativ für Teamentwicklung: ein Ziel, eine Idee
3.8.12Feiern Sie den Abschied und den Neubeginn von Strukturen
3.9Organisationsstruktur – Pflege und Alltag
3.9.1Pflege organisieren
3.9.2Wohngruppenkonzept ist nicht gleich Wohngruppenkonzept
3.9.3Schaffen Sie eine klare Organisationsstruktur im Unternehmen
3.9.4Sorgen Sie trotz klarer Struktur für wenig Hierarchie
3.9.5Eindeutige Zuständigkeiten und Ansprechpartner sorgen für Klarheit
3.9.6Analysieren Sie Ihre nächtliche Ablauforganisation
3.9.7Ergänzen Sie durch Betreuungskräfte nach §§ 43b, 53c SGB XI das hauswirtschaftliche Konzept innerhalb des Wohngruppenkonzepts
3.9.8Klären Sie die Schnitt- oder Nahtstellen im Konzept
3.9.9Dezentralisierung der Wohngruppen
3.9.10Schaffen Sie neue Verantwortungsbereiche: Vielleicht Koordinatoren/Experten
3.9.11Führen Sie Beratungsvisiten für die Arbeit im Nachtdienst ein
3.9.12Arbeiten Sie gezielt an der Nachwuchsförderung
3.9.13Versuchen Sie mal den Personalmix
3.10Personaleinsatzplanung
3.10.1Personalschlüssel möglichst ausnutzen
3.10.2Die Bewohnerstruktur ist für die Dienstplanung bedeutsam
3.10.3Erheben Sie die Bewohnerbedarfe
3.10.4Veränderung der Bewohnerbedarfe sind relevant für die Einsatzplanung
3.10.5Beantragen Sie alle optionalen zusätzlichen Stellen des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes
3.10.6Planen Sie mit einem Alltagsbegleiter pro Gruppe
3.10.7Legen Sie eine Regelbesetzung für die Pflegemitarbeiter für 24 Stunden fest
3.10.8Erheben Sie den Arbeitszeitbedarf auch für die anderen Bereiche
3.10.9Schaffen Sie alternative Dienste zur Nachtbesetzung
3.10.10Dauernachtwachen haben Vor-, aber auch Nachteile
3.10.11Berücksichtigen Sie bei der monatlichen Dienstplanung die Nettoarbeitszeiten
3.10.12Berechnen Sie die Voll- bzw. Teilzeitbeschäftigungen, die Sie für eine gute Pflege benötigen
3.10.13Planen Sie frühzeitig den Urlaub und immer nach der Regelbesetzung
3.10.14Meistern Sie gemeinsam einen Belegungsrückgang
3.10.15Struktur- bzw. Einsatzplan – das Stecktafelprinzip kann die Lösung sein
3.10.16Tägliches »Blitzen« – kommunizieren darf einfach sein
3.10.17Eine Woche hat sieben Tage und die Regelbesetzung bleibt immer gleich
3.10.18Ermitteln Sie direkte und indirekte Pflegezeiten
3.10.19Sorgen Sie für eine praxistaugliche Regelung für Über- bzw. Minusstunden
3.10.20Ein Jahr hat zwölf Monate und so plant es sich auch leichter
3.11Der liebe Alltag
3.11.1Präsenzkraft oder Alltagsbegleitung?
3.11.2Sorgen Sie für Kleinteiligkeit bei Ihren Prozessen
3.11.3Klären Sie, was für Sie und das Team »Alltag leben« bedeutet
3.11.4Der Mitarbeiter in der Alltagsgestaltung trägt den Leitgedanken von Normalität
3.11.5Achten Sie auf die Kompetenzen der Alltagbegleitung
3.11.6Erarbeiten Sie eine individuelle Tätigkeitsbeschreibung für die Funktion der Alltagsbegleitung
3.11.7Jobmix: Koch, Servicekraft und Animateur – alles in einem!
3.11.8Alltagsbegleitung ist eine Schlüsselfunktion in Wohngruppen
3.11.9Beachten Sie: Alltagsgestaltung verändert die Aktivierungskultur
3.11.10Setzen Sie erwachsenengerechte Angebote
3.11.11Der Abend ist elementarer Bestandteil eines gelingenden Alltags
3.11.12Die Nacht, ein Teil des Tages
3.11.13Alltag erleben bedeutet keine starren Essenszeiten
3.11.14Alltag erleben bedeutet, den Bewohnern eine Getränkeauswahl anzubieten
3.11.15Nehmen Sie die Gewohnheiten der Bewohner ernst
3.11.16Karteikärtchen als Vorlage für persönliche Vorlieben der Bewohner
3.11.17Aktivierung oder natürliche Tagesgestaltung – nach Lust und Laune
3.11.18Üben Sie den Spagat zwischen Individualität und Kollektiv
3.11.19Hochbeete, Garten, Zimmerpflanzen und Frischblumen
3.11.20Tiere als natürlicher Teil des Alltags
3.11.21Sehen Sie Kochen als einen aktivierenden Prozess
3.11.22Küchenhygiene: wichtig, aber nicht handlungsleitend
3.11.23Moderne Küchengeräte sind im Alltag hilfreich sein
3.11.24Kochen lernen – auch bei Cook and Chill
3.11.25Sorgen Sie für eine richtige Lebensmittellagerung
3.11.26Eine Wohngruppenküche benötigt eine ausreichende Auswahl an Lebensmitteln
3.11.27Arbeiten Sie kooperativ, aber auch mutig mit der örtlichen Heimaufsicht und dem Veterinäramt zusammen
3.11.28Wäsche waschen, eine alltagsnahe Handlung?
3.11.29Generalistik – Funktion Pflegefachfrau/-mann
3.12Buntes Treiben im Sozialraum
3.12.1Ermitteln Sie den Bedarf für Ihr eigenes Quartierskonzept
3.12.2Sozialraumanalyse – Wie sieht sie aus?
3.12.3Bauen Sie mit anderen Akteuren gemeinsam die Quartiersangebote aus
3.12.4Sorgen Sie für einen kunterbunten Akteure-Mix im Quartier
3.12.5Es geht um einen umfassenden Ansatz – Lebensumfeld
3.12.6Benennen Sie einen verantwortlichen Quartiersmanager
3.12.7Stärken Sie das Empowerment
3.12.8Suchen Sie wichtige Stakeholder als Netzwerker
3.12.9Sorgen Sie für ausreichende Transparenz in Ihrer Arbeit
3.12.10Schaffen Sie durch ein Corporate Design einen Wiedererkennungswert
3.12.11Vermeiden Sie Silodenken
3.12.12Lassen Sie bürgerschaftliches Engagement zu
3.12.13Pflegen Sie die Vereinsarbeit innerhalb Ihres Quartiers
3.12.14Schaffen Sie Offenheit für One-Stop-Angebote
3.12.15Sorgen Sie von Beginn an für einen regen Austausch
3.12.16Lassen Sie sich durch bestehende Ideen für Ihr Konzept inspirieren
3.12.17Vertrauen Sie dem Zauber des Anfangs und beginnen Sie einfach
3.12.18Als Quartiermanager den Erwartungen zu genügen möchten
3.12.19Besucher durch öffentlichen PC-Zugang locken
Schlusswort
Literatur
Register
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2020 als weltweites Jahr der professionell Pflegenden und Hebammen ausgerufen. Die Corona-Pandemie brachte mich und meine Kolleginnen im Alltag immer wieder an unsere Grenzen. Nichtsdestotrotz – das Buch ist fertig!
Ich möchte an dieser Stelle ganz speziell Sonja Himmelsbach besonders danken, für ihre Rückendeckung und die vielen positiven Zusprüche, in einer für uns beide schwierigen beruflichen Veränderungssituation. Aber natürlich auch allen anderen Kolleginnen, die mich langjährig beruflich begleitet haben, mich gestützt und zu dem entwickelt haben, was ich heute bin. Die Inhalte im Buch wären nicht ohne die vielen Diskussionen mit Euch entstanden!
Danke weiterhin an alle, die ab der Erstellung, bei den Gasttipps und der Korrektur mitgewirkt haben. Ich hoffe, ihr findet Euch in den niedergeschriebenen Empfehlungen und Tipps wieder!
Ein besonderer Dank gilt Louise Enz, Vorstandsreferentin im Paul-Gerhardt-Werk e. V. Offenburg, Uli Esslinger, Geschäftsführende Leitung Sozialgemeinschaft Schiltach-Schenkenzell e. V., Sonja Himmelsbach, Assistenz der Geschäftsführung des Ortenau Klinikums, Michaela Hilberer, Leitung zentrales Qualitätsmanagement im Paul-Gerhardt-Werk e. V., und Julia Uhl, Einrichtungsleitung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus/Quartiersmanagerin im Paul-Gerhardt-Werk e. V.
Schlussendlich danke ich Dir, Martin Novak, für Deine Nerven, Deine kritischen Anmerkungen und Fragen und vor allen Dingen Deine Korrektur. Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön an Claudia Flöer, meine Lektorin, die über zwei Jahre hinweg geduldig am Ball geblieben ist und mich immer wieder erinnert und ermutigt hat, dieses Buch fertigzustellen.
Silke Boschert
Wir werden immer älter, hilfs- und pflegebedürftiger. Zugleich suchen ältere Menschen nach selbstbestimmten Wohn- und Lebensformen. Diese Kombination stellt an das Leben und Wohnen im Alter neue Anforderungen. Das gilt für die Gesellschaft insgesamt, aber auch den einzelnen Menschen und insbesondere die Pflege.
Laut statistischem Bundesamt (Stand: 29. 02. 2020) gab es 2017 in Deutschland über 14.480 vollstationäre Pflegeeinrichtungen. Innerhalb der letzten zehn Jahre wurden davon 3.451 neu gebaut.
Stationäre Pflegeeinrichtungen haben wie bisher die Aufgabe, pflege- und hilfsbedürftige, größtenteils ältere und hochbetagte Menschen zu versorgen, die zuhause aufgrund verschiedenster Gründe nicht mehr leben möchten oder können. Stationäre Pflegeeinrichtungen erbringen pflegerische Leistungen und gewährleisten insgesamt die Begleitung, Betreuung und Versorgung rund um die Uhr. Die Bewohner haben meist multimorbide Erkrankungen mit zunehmenden kognitiven, sensorischen, psychischen und demenziellen Beeinträchtigungen. Besonders beeinträchtigt sind dabei die Gedächtnisfunktion, das Gehör, die Sehfähigkeit, aber auch der Bewegungsapparat und der Gleichgewichtssinn. Oftmals ist der Einzug in ein Pflegeheim nicht freiwillig und geplant, sondern beruht auf einer plötzlichen gesundheitlichen Verschlechterung dieser multimorbiden Erkrankungen.
In den letzten Jahren werden zunehmend voll stationäre Pflegeeinrichtungen konzipiert, die vom traditionellen Setting der Wohnbereiche abweichen und stattdessen eine wohngruppenorientierte Betreuungsform anbieten. Diese Umorientierung entspricht zwar den inzwischen gültigen gesetzlichen Grundlagen – mangels Einbeziehung der Praktiker oftmals aber nicht den Ansprüchen der Zielgruppen und dem Bedarf in der Praxis.
Es entstehen kleinere Organisationseinheiten, die den Quartiersgedanken unterstützen. Diese Bautypologien sind durch ihre Kleinräumigkeit flexibel für die unterschiedlichsten Bedarfs- und Zielgruppen nutzbar. So gibt es zu den verschiedensten Ansätzen der bisherigen Wohn- und Lebensformen zahlreiche und der Zeitphase entsprechend angepasste Raumprogramme. Aber rund um die Wohngruppen existiert in der Praxis bislang nur ein magerer konzeptioneller Handlungsspielraum. Es fehlt weiterhin an praxistauglichen, nachhaltigen und frischen Konzepten für die Organisation solcher Wohngruppen.
Parallel dazu müssen wir in Bezug auf die Arbeitsbedingungen in der Pflege ein fast kollabierendes System konstatieren, eine chronische Überlastung der Pflege und einen flächendeckenden Personalmangel. Das heißt auch, dass wir in der Pflege zukünftig nachhaltige Entwicklungsziele und strukturelle Arbeitsveränderungen brauchen. Flankiert von einer Aufwertung des Pflegeberufes, einem nunmehr als »systemrelevant« anerkannten Beruf.
Achern, im Oktober 2020
Silke Boschert
Betrachtet man die Entwicklung von Wohnformen für ältere Menschen in den vergangenen 30 Jahren wird sehr schnell deutlich, dass sich hier eine erhebliche Dynamik entwickelt hat. Nicht nur in der Frage der rein baulichen Struktur, sondern vor allem auch in den Erwartungen der Nutzer, aber auch vor dem heutigen Wissenshintergrund erforderlicher Konzepte.
Was ist Alter und welche Anforderungen ergeben sich in Bezug auf die Wohn- und Lebensformen daraus?
So unterschiedlich die Menschen beispielsweise ab 65 aufwärts sind, so unterschiedlich sind deren Bedürfnisse und Erwartungen. Die Rolling Stones gehen mit 75 Jahren auf Welttournee und füllen größte Stadien, während andere Menschen vor dem Hintergrund persönlicher, beruflicher wie auch gesundheitsbedingter Situationen und Gegebenheiten eine ihrem Umfeld entsprechende Unterstützung und Begleitung benötigen. Sicherheit und Geborgenheit ohne einzuengen – wahrlich oft ein Spagat, betrachtet man das auch vor dem Hintergrund eines nicht unerheblichen Anteils demenziell erkrankter Menschen.
So unterschiedlich wie die Anforderungen sind, welche u. a. aus den genannten Gegebenheiten resultieren, so unterschiedlich und variabel müssen Angebote sein. Wir wissen heute im Gegensatz zu den 1970er Jahren, dass ein abgestuftes Angebot vieler einzelner Bausteine benötigt wird, die sich wie Puzzleteile weitmöglichst den Bedürfnissen der Menschen in den jeweiligen Wohnformen anpassen. Ideal, wenn diese Wohnformen durchlässig sind und gleichzeitig einen zeitlich zuverlässigen Bestand für einen Lebensabschnitt/Zeitraum bieten, um nicht häufig das Umfeld wechseln zu müssen.
Kontinuität ist mit zunehmenden Alter ein wichtiger Parameter, der Verlässlichkeit garantiert. Hier muss die Politik in dieser speziellen Gesetzgebung noch wesentlich flexiblere Angebotsformen und deren Durchlässigkeit ermöglichen. Die starre Sektorentrennung von ambulant und stationär mit allen daraus resultierenden Regularien ist schon lange nicht mehr zeitgemäß und stellt für Nutzer, aber auch für Anbieter in der vorgegebenen Anforderungskomplexität, gegenseitigen Ergänzungen oder Ausschlüssen Hürden für bewohnerorientierte zeitgemäße Konzepte dar. Am schwierigsten stellt sich dies am Beispiel des Mitarbeitereinsatzes dar. Die starre und unflexible Trennung der Sektoren führt zu Begrenzungen im täglichen Mitarbeitereinsatz, die vor dem Hintergrund des schwierigen Arbeitsmarktes eigentlich gar nicht sein dürfen.
Auf der anderen Seite hat jede Wohnform viel auch in ihrer praktischen Umsetzung mit Denk- und Handlungsmustern der beteiligten Mitarbeiter zu tun. Der klassische stationäre Sektor mit seinem institutionären Charakter kann insbesondere durch das beschriebene Wohngruppenkonzept mit dem Ansatz häuslichen Lebens erheblich gewinnen. Klassisch strukturierte vollstationäre Pflegeeinrichtungen haben bis heute diesen Charakter nicht verloren, auch wenn sich sehr vieles hin zum Positiven gewandelt hat. Betrachtet man die Anforderungen an Wohngruppenkonzepte zwischen den Bundesländern, bestehen die unterschiedlichsten baulichen und personellen Vorgaben bis hin zur Frage der »Überwachung« behördlicherseits. Nicht selten regiert Obrigkeitsdenken vor dem Deckmantel ordnungsrechtlicher Schutzrechte und steht im Widerspruch zu den Bedürfnissen der Menschen im Alltag.
Es ist mehr als zu begrüßen, dass mit diesem Fachbuch von einer versierten und beruflich erfahrenen Kollegin die Thematik der Wohngruppen im Alter umfassend aufgegriffen und bearbeitet wird. Gerade auch der Untertitel (»ein Baustein im Quartier«) verdeutlicht den Gedanken der Vernetzung und Bedeutung von Gemeinsamkeit. Das erleben viele ältere Menschen nicht nur in Zeiten der Corona-Krise, sondern ständig. Teilhabe und Gemeinschaft – egal in welcher Wohnform – stellen wesentliche Grundbedürfnisse des menschlichen Zusammenlebens dar. Das viel beschworene Leben zuhause im Alter in den eigenen vier Wänden stößt oft nicht nur mangels der Verfügbarkeit von ambulanten Diensten, von Nachbarschaftshilfe oder Möglichkeiten der Unterstützung begleitender Angehörigen bei heutiger hoher beruflich geforderter Mobilität an ihre Grenzen, sondern führt nicht selten zu (unerkannter) Isolation und Rückzug. Nicht wenige Menschen erleben beispielsweise die Corona Krise nicht als Vereinsamung, schlimmer: Sie kennen es nicht anders.
Der von Silke Boschert gewählte Begriff »Baustein« verdeutlicht dabei die Notwendigkeit aufzuzeigen, dass es sich bei Wohngruppen nicht um die Lösung für das Alter schlechthin handelt, sondern um ein Puzzleteil in einem Gesamtangebot, aus welchem der Nutzer seine für sich persönlich passende Wohnform auswählen kann oder das die An-/Zugehörigen unter Bezugnahme auf den mutmaßlichen Willen übernehmen, wenn er selbst dazu nicht (mehr) in der Lage ist. Jede Wohnform in der Gemeinschaft ist mit Einschränkungen verbunden, nicht ausschließlich im Alter. Die Qualität für den einzelnen Nutzer wird sich auch darin zeigen, inwieweit es konzeptionell gelingt, Rückzugsmöglichkeiten mit dem Bedürfnis nach Gemeinschaft zu verbinden.
Die passende Wohnform zu finden, ist das eine. Wohngruppenkonzepte in die Praxis umzusetzen, das andere. Leitbild, das Wohnen in einer Wohngruppe, Fragen der Einrichtung und Ausgestaltung von Gemeinschaftsräumen bis zum Alltagsleben mit Kochen sind nur einige wenige Stichpunkte. Silke Boschert beschreibt das sehr nachvollziehbar: Man fühlt sich unmittelbar in eine Wohngruppe hineinversetzt. Die herausgestellte Thematik: Jeder Mensch ist einzigartig. Wie kann sich daran ein Konzept festmachen, das vielen Menschen ein Angebot sein will? Auch Pflege- und Betreuungsleistungen und vielerlei Alltagsdinge müssen organisiert und geplant sein. Wer kann künftig noch die Pflege und Betreuung leisten? Veränderungen stehen in Bezug auf die Pflegeversicherung, aber auch die große Thematik der künftigen personellen Verfügbarkeit an. Welcher Fachkraftbedarf, welcher Assistenzbedarf wird benötigt?
Das Fachbuch macht Spaß bei Lesen, weil es eine Mischung aus umfassender Alltagspraxis in Bezug auf Bewohner und Mitarbeiter in Verbindung mit möglichen Lösungsansätzen abbildet, gepaart mit dem passenden Quantum Humor, ohne jemals das fachliche Fundament zu verlassen. Vielfach gerät man ins Schmunzeln, stellt man sich die beschriebenen Ereignisse vor. Zeitgemäß modern strukturiert mit Hashtags.
In einer Zeit der großen Veränderungen stellt diese qualifizierte Bestandsaufnahme, der Darstellung unterschiedlicher (Tages)-Pflegeangebote bis hin zur konkreten Umsetzung des Lebensalltags in der Wohngruppe eine qualifizierte Hilfestellung dar. Von Alltagsprofis für Nutzer und Interessenten, die selbst aktiv in Aufbau und Gestaltung von Wohngruppen in der Altenpflege werden wollen: die ideale Hilfestellung. Danke Silke Boschert für diese Arbeit!
Karlsruhe, im April 2020
Michael Wipp
www.michael-wipp.de
Werte helfen uns, Prioritäten bei der Arbeit zu setzen. Ich bin seit fast 30 Jahren in den verschiedensten Bereichen der Altenpflege tätig und habe dabei schier unzählige Change-Prozesse erlebt. In den letzten 20 Jahren als Leitung bestand mein Schwerpunkt darin, sowohl traditionelle als auch neue moderne, nach Wohngruppen konzipierte Pflegeeinrichtungen zu planen und umzusetzen. Eine Arbeit, die natürlich in Zusammenarbeit mit Fachexperten wie Architekten und Ingenieuren entstand. Parallel dazu studierte ich Management im Gesundheitswesen und mehrdimensionale Organisationsberatung, Supervision, Coaching und Organisationsentwicklung. Das gab mir das theoretische Rüstzeug zu Themen wie Organisationsdynamik, Individuum und Gruppe.
Jede dieser Wohngruppen, die ich mit den Experten entwarf, hatte ihre baulichen Vor- und Nachteile. Sie war stets dem individuellen Sozialraum angepasst und besaß ihren eigenen persönlichen Charme, der durch die Mitarbeitenden im Haus, aber hauptsächlich durch die Menschen im Quartier geprägt wurde.
Architektur und Möbel sind immer Geschmacks- und Gestaltungssache, entsprechend unterschiedlich ist das Erscheinungsbild der Einrichtungen. Aber alle haben gemeinsam, dass jeder Bewohner in der Wohngruppe sein Leben und Alltag in der Gemeinschaft und im Sozialraum so frei, aktiv und selbstbestimmt wie möglich gestalten darf. Damit das funktioniert, braucht es neben einem angepassten Wohnraumkonzept auch ein spezielles Wohngruppen- und Organisationskonzept und natürlich Mitarbeiter mit einer offenen Haltung, die entsprechend qualifiziert und begeistert sind, und alles tun, um dies zu ermöglichen.
Beim speziellen Wohngruppen- und Organisationskonzept stand immer zweierlei im Fokus:
1. mein persönlicher Leitgedanke des gelingenden Alltags
2. die Mitarbeiterzufriedenheit.
Aus meiner Sicht kann dies nur durch inspirierende, werteorientierte und engagierte Führungskräfte und Mitarbeiter gelingen, die Lust auf ihre Arbeit haben.
Alle Einrichtungen, in denen ich tätig war, haben mehrere Wohngruppen, mit einer Wohngruppengröße von 11–15 Bewohnern. Alle Zimmer sind Einzelzimmer mit Dusche, Toilette und Waschbecken. Neben diesem persönlichen Zimmer als privatem Rückzugsort existiert in allen Häusern der Wohn- und Küchenbereich als gemeinschaftlich genutzter Wohnraum. Alle Gruppen haben eine alltagstaugliche Küche mit entsprechenden Lagermöglichkeiten in Form von Schränken oder Räumen. Zusätzlich gibt es in den Häusern Loggien, Laubengänge, helle Flure, Balkone, eine Kapelle und einen zentralen Gemeinschaftsraum für gemeinsame Aktivitäten, der einen Zugang zum Garten hat.
In Gesprächen und Beratungen fällt mir immer wieder auf, dass die Pflegemitarbeiter zwar gern ihre Ideen einbringen, ihnen aber oft die sprachlichen und fachlichen Begrifflichkeiten für ihre Anliegen fehlen. Dadurch wird den Perspektiven der Fachplaner ein größeres Gewicht beigemessen, obwohl diese den Praxisalltag in der Regel nur vom Hörensagen kennen.
Die Ideen in diesem Buch sollen Ihnen, den Praktikern in der Pflege, helfen, eigene Gedanken zu entwickeln und Sie dabei unterstützen, Ihre Anliegen besser zu begründen.
Alle Umsetzungsideen basieren auf Erfahrungen und sind als Inspiration zu verstehen. Sie entstanden über einen Zeitraum von mehreren Jahren, mithilfe von Feedback und durch Reflexionsschleifen im Team. Dabei waren die Sichtweisen von den Bewohnern, Angehörigen und Mitarbeitenden immer mehr als hilfreich. Auch gab es zum Teil heftige Krisen und herausfordernde Auseinandersetzungen, die sehr anstrengend und manchmal fast nicht zu bewältigen waren. Unabhängig davon waren diese für die Entstehung der Ideen im Nachhinein betrachtet äußerst hilfreich. Das Konzept als Ganzes wurde zudem anhand wissenschaftlicher Lehrforschungsprojekte immer wieder theoretisch komplettiert.
Erlauben Sie mir noch einen Gedanken zum Thema »zeitgemäße Sprache mit englisch- und neusprachlichen Ausdrücken«. Wir sind am Ende des Jahres 2020 angekommen. Globalisierung bestimmt unser Weltbild, wir erleben einen multikulturellen Wandel, das Internet ist fester Teil unseres Alltags und der Pflege. Englische Begrifflichkeiten haben längst Einzug in unseren Alltag gehalten – und: Ist das so schlimm? Es ist eher ein Ausdruck der Zeit, in der wir leben. Die junge Generation tut sich damit leicht und wir Älteren sollten das auch tun. Deshalb werden in diesem Buch ganz bewusst solche Begrifflichkeiten (etwa die hashtags) verwendet. Wer am Ball bleiben will, muss rennen!
Wichtig Auch die Tagespflege ist letztlich eine Art von Wohngruppe
Hybride Dienstleistungsangebote beinhalten zum Teil teilstationäre Angebote wie z. B. eine Tages- oder Nachtpflege. Meistens finden diese in einem separaten Bereich innerhalb eines Gebäudes oder in einem Nachbargebäude statt. Je nach Größe der vollstationären Pflegeeinrichtung, der Dienstleistungspalette seines Betreibers und der entsprechenden Personalverordnung des jeweiligen Bundeslandes, ist es architektonisch sinnvoll, im gleichen Gebäude anstatt einer einzelnen Wohngruppe eher eine Tagespflege zu konzipieren und zu planen.