Wunder der Psyche - Psychologie des Wunders - Gerhard W. Schuster - E-Book

Wunder der Psyche - Psychologie des Wunders E-Book

Gerhard W. Schuster

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Beschreibung

Die Welt ist voller Wunder. Eine abenteuerliche Reise durch alle Zeiten und Kulturen auf den Spuren des Außergewöhnlichen, Geheimnissvollen und Paranormalen. Die weltweiten vielfältigen Erscheinungsformen außersinnlicher Wahrnehmung und paranormaler und mystischer Phänomene, wie sie seit Menschengedenken von Schamanen und Yogis, von Medien, Sensitiven und Mystikern aller Weltreligionen überliefert werden, sind das Thema dieses außergewönlichen Buches. Ob das Hellsehen in Vergangenheit und Zukunft, die Fernwahrnehmung und Telepathie, sie alle sind Wunder der menschlichen Psyche. Ebenso wie die ungeheure Fülle von weltweit belegtern paranormalen und mystischen Phänomenen, sind sie menschliche Universalien, das heißt a priori in jedem Menschen angelegt, sind sie Beweise für die Wunder der Psyche und das das ungeheure Entwicklungspotential, welches in uns allen schlummert. Ob Psychokinese und die damit einher gehenden Spuk- und Poltergeistphänomene, die Künste orientalischer Fakire oder die geheimnisvollen Siddhis, die wunderbaren Kräfte des Yoga, sie alle werden anhand zahlreicher Beispiele detailreich geschildert und erklärt, ebenso wie das Mysterium der katholischen Charismen, die paranormalen und mystischen Manifestationen der christlicher Heiligen. Deren wunderbaren Fähigkeiten und paranormalen Phänomene wie das innere Feuer, das Leben ohne Nahrung, die Bilokation, deren Levitationen und die vielfach belegt Unverwesbarkeit ihrer Körper im Tode, alle diese Phänomene werden anhand konkreter historischer Persönlichkeiten erörtert und erklärt. In Summe eine überaus Kenntnis reiche und faszinierende Kulturgeschichte des Außergewöhnlichen, Geheimnisvollen und Paranormalen.

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Seitenzahl: 530

Veröffentlichungsjahr: 2021

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INHALT

Einführung

Wie funktioniert die menschliche Wahrnehmung?

1.1. Die sechs Sinne des Menschen

1.1.1. Der Sehsinn

1.1.2. Der Hörsinn

1.1.3. Der Geruchssinn

1.1.4. Der Geschmackssinn

1.1.5. Der Tastsinn

1.1.6. Die Propriozeption

1.1.7. Die Imagination

Die Wahrnehmungsfallen

Formen außersinnlicher Wahrnehmung (ASW)

3.1. Instinkt und Intuition

3.2. Die Kryptoskopie

3.3. Psychometrie – Hellsehen in die Vergangenheit

3.4. Die Fernwahrnehmung

3.5. Remote Viewing

3.6. Präkognition – Hellsehen in die Zukunft

3.6.1. Die spontane, ungewollte Zukunftsschau

3.6.2. Das »zweite Gesicht«

3.6.3. Der prophetische Traum

3.6.4. Wahrsagung und Prophetie

3.6.5. Präkognition und die Wissenschaft

Der siebte Sinn

4.1. Die Zirbeldrüse, unser siebter Sinn

4.2. Die Öffnung des »dritten Auges«

4.3. Die Zirbeldrüse im Lichte der modernen Hirnforschung

4.5. DMT – der Schlüssel zur Transzendenz

4.6. Ayahuasca – das Tor zu einer anderen Welt

4.7. Methoden zur Reinigung und Aktivierung der Zirbeldrüse

Die Telepathie

5.1. Telepathie zwischen Mensch und Pflanze

5.2. Telepathie zwischen Mensch und Tier

5.3. Telepathie von Mensch zu Mensch

5.4. Die telepathische Suggestion

Was ist eigentlich ein Wunder?

6.1. Psychokinese

6.2. Spuk- und Poltergeistphänomene

6.3. Siddhis – die wunderbaren Kräfte des Yoga

6.4. Die Charismen christlicher Heiliger

6.5. Wüstenväter und Säulenheilige

6.6. Die Stigmen katholischer Mystiker

6.7. Indische Sadhus

6.8. Tibetische Chöd pas

6.9. Tibetische Lamas und die Praxis im Dunklen

6.10. Japanische Sokushinbutsu-Mumien

6.11. Die Fakir-Wunder

6.11.1. Das religiöse Fakirtum

6.11.2. Das profane Fakirtum

6.11.3. Westliche Fakire

Das innere Feuer

7.1. Die magische Hitze der Schamanen

7.2. Yoga und das innere Feuer

7.3. Die tibetische Tummo-Praxis

7.4. Incendium Amoris – die brennende Liebe zu Gott

Der magische Flug

Wunderbare Lichtphänomene

Leben ohne Nahrung

10.1. Kosmische Energie als Nahrung

10.2. Der Lichtnahrungsprozess

10.3. Inedia – die Nahrungslosigkeit der Heiligen

Die Levitation

11.1. Kung Fu und die Vorstufen der Levitation

11.2. Lung Gompas – geheimnisvolle Schnellläufer

11.3. Yoga und Levitation

11.4. Fliegende christliche Heilige

11.5. Okkultismus und Levitation

Außerkörperliche Erfahrungen und Astralreisen

Von Bilokationen und Doppelgängern

Das Phänomen der Unverweslichkeit

14.1. Unverweste Heilige der katholischen Kirche

14.2. Unversehrte Heilige der orthodoxen Kirche

14.3. Unverwesbarkeit in anderen religiösen Traditionen

Die Macht der Reliquien

Die Erlangung des Lichtkörpers

16.1. Die Verwirklichung des Vajra- oder Lichtkörpers

16.2. Die Erlangung des Regenbogenkörpers

Schlussbetrachtungen

Literaturliste

1 Für einen besseren Lesefluss wird zumeist das generische Maskulinum verwendet, selbstverständlich sind, wo nicht anders hervorgehoben, immer alle Geschlechter gemeint.

EINFÜHRUNG

»Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt«.

WILLIAM SHAKESPEARE

Obiges Zitat aus Shakespeares Drama »Hamlet« ist in die Literaturgeschichte eingegangen und doch ist es nur ein Ausdruck dessen, was Abermillionen von Menschen zu allen Zeiten erahnt und vielfach auch erfahren haben. Denn wahrlich, wenn sich unsere Erfahrung, unser Leben nur auf das beschränken würde, was uns unsere »Schulweisheit« vermittelt, es wäre ein graues, ein eintöniges Leben.

Hamlet wandte sich mit dem polemischen Begriff der »Schulweisheit« gegen das eng begrenzte, auf die Meisterung des alltäglichen Lebens begrenzte Wissen der damaligen Zeit. Heutzutage, nach einer schwindelerregenden wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung, ist das menschliche Wissen in einem gigantischen Umfang angewachsen, sodass man von einem wahren Kosmos des Wissens sprechen kann, welcher aufgrund seiner Unüberschaubarkeit in Hunderte Einzeldisziplinen aufgesplittert wurde, die nur mehr von hoch spezialisierten Fachwissenschaftlern überblickt werden kann.

Und doch ist unser ganzes gigantisches Wissenschaftsgebäude so gut wie fast vollständig immer noch »Schulwissenschaft«, in dem Sinne, als die moderne Wissenschaft zu fast hundert Prozent rein materialistischmechanistisch orientiert ist und alle »die Dinge zwischen Himmel und Erde«, die nicht in dieses rein materialistische Raster passen, negiert, ja oft sogar erbittert bekämpft.

Mit der viel gerühmten sogenannten »Aufklärung« des 18. Jhdts. begann zwar das neue, das wissenschaftliche Zeitalter, doch zugleich eine ungeheure Ignoranz, ja eine »Verteufelung« alles alten intuitiven Wissens, wie es von Anbeginn der Menschheit über unzählige Generationen gesammelt und meist mündlich weitergegeben worden war. So wurde all das alte Erfahrungswissen, das ungeheure Potential des menschlichen Geistes und der Psyche, das Wissen um die Anbindung des Menschen an höhere Dimensionen in den Hintergrund gedrängt, ja geradezu abgewürgt.

Ein neues Prinzip wurde auf den Thron gehoben: die Vernunft. Sie sollte das alles beherrschende Prinzip der neuen Zeit sein. Eingeschworene Skeptiker setzen das materialistisch-mechanistische Weltbild schlechthin mit der Vernunft gleich und verteidigen diese einseitige Weltsicht leidenschaftlich bis heute. Sie sind wissenschaftliche Fundamentalisten. Sie glauben ernsthaft – oder befürchten vielmehr –, dass, wenn man dem Paranormalen nur einen Fußbreit Boden einräumte, die ganze wissenschaftliche Kultur in einem Sumpf aus Aberglauben versinken würde. Daher wird dem Paranormalen weder im staatlichen Bildungssystem, noch in den Medien, der ihm gebührende Platz eingeräumt. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf! Doch wenn sich die Mainstream-Wissenschaft auch noch so wehrt, ihre Positionen sind von der modernen Quantenphysik längst überholt worden. Deren Erkenntnisse weisen weit über das materialistische Weltbild hinaus, ja falsifizieren es sogar in weiten Bereichen.

Aus diesem Grunde bleiben die epochalen Erkenntnisse der Quantenphysik ein Insiderwissen der Physik und werden nicht groß in der Öffentlichkeit propagiert, will doch kein Wissenschafter zugeben, dass sein materialistisch-mechanisches Weltbild, in dem er es sich so gemütlich eingerichtet hat, dem er Einkommen, Position und Ansehen verdankt, vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Doch gerade für unsere Thematik, das Phänomen der außersinnlichen Wahrnehmung und die vielfältigen »Wunder der Psyche«, hat die Quantenphysik und die darauf aufbauende Quantenphilosophie schlüssige Lösungen und Erklärungen für viele Phänomene aufgezeigt, die bis dahin mit rein materialistischem Denken nicht erklärbar waren.

Doch nicht nur in der Wissenschaft ist dieses hehre materialistischmechanistisch verstandene »Vernunftprinzip« zu hinterfragen. Auch auf der großen Ebene des Weltgeschehens und in der Politik führt die richtig verstandene Vernunft eher ein Schattendasein. Tatsächlich ist das Postulat, dass die Vernunft der Urgrund alles menschlichen Handels darstellt oder zumindest sein sollte, eine Illusion, ein Selbstbetrug. In Wahrheit ist die menschliche Vernunft auf dieser Ebene ein aufgeblasener Popanz, ein heillos übertriebenes, rein theoretisches Postulat, sowohl auf der individuellen Lebensebene, als auch auf allgemein menschlicher, historischer und politischer Ebene. Die unstillbare Gier nach Reichtum, Genuss und Macht ist der eigentliche Motor des Weltgeschehens. Stets gibt es Einzelmenschen, aber auch Gruppen und Verbände, welche ihre eigenen Verhaltensweisen, Lebensformen, Ideologien und religiösen Überzeugungen allen anderen gewaltsam aufdrängen wollen, nicht weil sie vernünftig wären, sondern weil deren Vertreter fälschlich der Meinung sind, ihre eigenen Ansichten seien die einzig richtigen und allen anderen überlegen. Dieser Selbstüberschätzung und dem Machtwillen des Menschen liegen all die ungeheuerlichen Verbrechen, Kriege und Katastrophen der Menschheitsgeschichte zugrunde. Wäre die Vernunft das alles beherrschende Prinzip menschlicher Entscheidungen gewesen, wäre die Weltgeschichte anders verlaufen und auch die Welt, in der wir heute leben, wäre eine völlig andere.

Doch gerade dort, wo das angeblich auf Vernunft begründete materialistisch-mechanistische Denken oft nicht weiterweiß, gerade dort fängt es für gar nicht so wenige Menschen an, so auch für mich, interessant zu werden. Seit meiner frühesten Jugend bin ich fasziniert von allem Ungewöhnlichen und Geheimnisvollen, von geheimnisvollen Orten, den archäologischen Überresten versunkener Reiche und den Weisheiten fernöstlicher Kulturen und Religionen. Als promovierter Ethnologe und Kulturwissenschaftler habe ich die ganze Welt bereist und konnte auch das weltweit verbreitete Phänomen des Schamanismus studieren und dessen Praktiken und Phänomene bei einigen autochthonen Gruppen und indigenen Völkern aus nächster Nähe miterleben. All diese Studien, Forschungen und Erfahrungen haben mein ganzes Leben geprägt und werden mich sicherlich bis zum Ende meines Lebens nicht mehr loslassen.

Doch allmählich steigt die Zahl der Menschen, die sich aus reinem Interesse und vielfach aus einem unbewussten Bedürfnis heraus immer mehr für außersinnliche Wahrnehmungen, paranormale Phänomene und spirituelle Entwicklungswege interessieren. Für diese möchte ich versuchen, meine bisherigen Kenntnisse und Erfahrungen zugänglich zu machen.

Vermutlich bildet für viele Menschen das Erkennen der Richtigkeit der eigenen Intuition, der Ahnung von einem zukünftigen Geschehen, einen ersten Zugang zu der Einsicht, dass es da noch etwas anderes gibt als das vernünftige und logische Denken. Hebt man einmal vorsichtig den Zipfel der materialistischen Decke hoch, die alle Bereiche des Unbewussten, der rein geistigen Welt und der psychischen Phänomene bedeckt, so erschließt sich einem langsam eine neue faszinierende, phantastische Welt: die Welt des unbeschränkten Geistes, der außersinnlichen Wahrnehmung und des ungeheuren Potentials des menschlichen Bewusstseins.

Seit es Menschen gibt, haben immer wieder besondere Individuen frappierende Einsichten in weit in der Vergangenheit oder weit in der Zukunft liegende Ereignisse gewonnen. Hellsehen in die Vergangenheit konnte Aufschluss über Geschehnisse liefern, welche sich schon vor Jahrtausenden ereignet hatten, ja von denen sogar manche bis in vorhistorische Weltepochen zurückreichen.

Ein anderes vielfach bewiesenes Phänomen ist die Fernwahrnehmung, das gleichzeitig mit einem bestimmten Ereignis stattfindende Erkennen bestimmter Geschehnisse in allen Details, obwohl diese Tausende Kilometer vom Beobachter entfernt sind. Noch viel größeren Zuspruchs erfreute sich zu allen Zeiten und bei allen Völkern der Welt die Zukunftsschau oder Präkognition.

In vormodernen Gesellschaften gab es fast in jedem Dorf und auch in jeder größeren Gemeinschaft besonders begabte Männer und Frauen, welche intuitiv markante Ereignisse und persönliche Schicksale ihrer Mitmenschen vorauswussten.

Eine Fähigkeit, die im vorindustriellen Europa als »zweites Gesicht« bezeichnet wurde. Das unstillbare Bedürfnis der meisten Menschen, ihr Schicksal nach Möglichkeit vorauszuwissen, hat weltweit zur Ausbildung von regelrechten Spezialisten der Zukunftsschau geführt. Bei den indigenen Völkern waren es die Schamanen, in den antiken Hochkulturen die zahlreichen Orakel und Zukunftsdeuter und bis in unsere unmittelbare Vergangenheit spiritistische Medien und Wahrsager. Selbst heute noch konsultieren viele Menschen insgeheim Wahrsager, Astrologen, Hand- und Kartenleser oder ziehen alte Weisheitslehren wie das I Ging oder die Kabbala zu Rate.

Auch auf der offiziellen gesellschaftlichen und wirtschaftlich-politischen Ebene finden die »Wahrsager« unsere Zeit, die Trendforscher und Zukunftsapologeten, große Aufmerksamkeit, lassen sich fürstlich honorieren und liegen doch meist falsch. Woran liegt das? Weil sie eben nicht außersinnlich begabte Menschen sind, deren Geist und Bewusstsein Zugang zu höheren Erkenntnisebenen findet, sondern weil sie, gefangen im materialistischen Denken, glauben, mit Hilfe der Logik und Statistik und auf reine Beobachtung hin Verhältnisse in die Zukunft extrapolieren zu können. Doch vielfach kommt es anders, als man denkt, weil eben nicht das Denken und auch nicht die statistische Wahrscheinlichkeit, ja nicht einmal die vielfach beschworenen Logarithmen, die Zukunft verlässlich voraussagen können.

Dazu bedarf es schon weit mehr, nämlich des »sechsten Sinns« des Menschen, welchen ich zutreffender als den »siebten Sinn« bezeichne. Jene Fähigkeit des menschlichen Bewusstseins, Zugang zum übergeordneten kosmischen Informations- und Bewusstseinsfeld zu finden, welches in der Terminologie der modernen Quantenphysik als zeitloses Urfeld, Interwelt oder Hyperraum bezeichnet wird.

In diesem sind alle Informationen, alles Wissen aus Vergangenheit und Zukunft abgespeichert, die mit Hilfe der Aktivierung eines winzigen menschlichen Organs, der Zirbeldrüse, oft auch als »drittes Auge« bezeichnet, abgerufen werden können. Doch wollen wir diesen neuen und frappierenden Erkenntnissen nicht vorgreifen. Wir werden so ausführlich wie möglich die verschiedenen Erscheinungsformen der außersinnlichen Wahrnehmung als den siebten Sinn des Menschen erörtern.

Ein anderes, vielfach bis heute noch nicht gänzlich geklärtes Phänomen ist die Telepathie, die direkte Informationsübertragung von Bewusstsein zu Bewusstsein. Ebenso wie die außersinnliche Wahrnehmung (ASW) ist die Telepathie eine anthropologische Konstante, eine allen Menschen zu allen Zeiten gegebene Fähigkeit, welche jedoch erst unter bestimmten Umständen oder in bestimmten zwischenmenschlichen Konstellationen zum Tragen kommt. Diesbezügliche Forschungen der letzten Jahrzehnte haben ergeben, dass eine telepathische Gedankenübertragung des Menschen sogar auf Pflanzen und Tiere möglich ist. Ein ungemein interessantes Phänomen, welches noch ausführlich erörtert wird.

Den Hauptteil des Buches nehmen jene wahrhaft atemberaubenden und vielschichtigen Phänomene der menschlichen Psyche ein, die ich zusammenfassend als »Wunder der Psyche« bezeichne und welche von der Parapsychologie etwas prosaischer als »paranormale Phänomene« oder »PSI-Phänomene« bezeichnet werden. Diese waren zu allen Zeiten und bei allen Völkern evident, sind tausendfach schriftlich und in mündlichen Erzählungen überliefert und schon seit über 150 Jahren Forschungsgegenstand der wissenschaftlichen Parapsychologie. Daher kann man sich nur wundern, dass sie im Bewusstsein der Öffentlichkeit nicht stärker verankert sind, ja von einem Großteil der rein materialistisch-mechanistischen Wissenschaft ignoriert und geleugnet, ja oft sogar bekämpft werden.

Zu diesen Wundern der Psyche gehören die Psychokinese ebenso wie die vielfach verstörenden Spuk- und Poltergeist-Phänomene. Als Wunder im weitesten Sinne werden oft auch die »übermenschlichen« Kräfte und Fähigkeiten bezeichnet, wie sie von indischen Yogis und Sadhus, aber auch von muslimischen oder westlichen Fakiren demonstriert werden. Sie alle sind das Ergebnis einer durch Meditations- und Yoga-Techniken sowie durch jahrelanges hartes Training bis ins Unglaubliche gesteigerten Körperbeherrschung. Selbst die Königsdisziplin der Fakire, sich lebendig begraben zu lassen, ist die Frucht der absoluten Beherrschung aller sonst autonomen Körperfunktionen.

Mindest ebenso imponierend sind die als Siddhis, als die wunderbaren Kräfte des Yoga bezeichneten Fähigkeiten, die dem vollendeten Yogi auf der höchsten Stufe seiner Entwicklung zuwachsen und ihn wahrlich über das menschliche Maß hinausheben.

Alle spirituellen Lehren und religiösen Traditionen haben immer auch kuriose Praktiken und vermeintliche Erlösungswege entwickelt, die ihre Anhänger zu extremen Anstrengungen und Verhaltensweisen motiviert haben. Sei es die Askese christlicher Säulenheiliger oder indischer Sadhus oder die sogenannten Fakir-Wunder, welche zu allen Zeiten gewöhnliche Menschen in ehrfürchtiges Staunen versetzt haben.

Viele, wie etwa das tibetische Chöd-Ritual, die Praxis im Dunkeln oder die japanische Sokushinbutsu-Praktik, mögen uns westlichen Menschen unverständlich, ja geradezu grotesk anmuten, aber aus Sicht der betreffenden Kultur bzw. der jeweiligen religiösen Tradition sind sie Zeichen einer vollkommenen Hingabe und kompromisslosen Konsequenz der jeweiligen spirituellen und mystischen Praxis.

Und schließlich gibt es da noch eine Fülle von paranormalen Phänomenen, welche aufgrund langjähriger mystischer Praxis Bewusstsein und Psyche der Praktizierenden grundlegend verändern und sich in vielschichtigen körperlichen Begleiterscheinungen der Mystik äußern. Ja, auch unsere eigene religiöse Tradition kennt eine Fülle von mystischen Phänomenen, welche unter der Bezeichnung »Charismen« offiziell von der katholischen Kirche anerkannt sind und als Indizien der Heiligkeit erachtet werden. Als solche sind sie in ihrem Umfang und in ihrer Ausprägung bestens belegt, wurden sie doch im Zuge tausendfacher Selig- und Heiligsprechungsprozesse von der katholischen Kirche strengstens untersucht und mussten durch möglichst viele beeidete Zeugenaussagen bestätigt werden.

Viele der so verifizierten Wunder der Psyche und paranormalen Phänomene decken sich fast eins zu eins mit den »Siddhis«, den wunderbaren Kräften des Yoga. Das beweist, dass ein der Kontemplation und der Mystik geweihtes Leben, welches in eine weitgehende Bewusstseins- und Körpertransformation mündet, dieselben psychischen und auch körperlichen Reaktionen und Phänomene hervorruft, egal in welchem religiösen Kontext es stattfindet.

Zu den faszinierendsten Wundern der Psyche und mystischen Phänomenen gehören das »innere Feuer«, die »Inedia« – das Leben ohne feste und flüssige Nahrung –, die christlichen Stigmen und die verschiedenen Stufen der Levitation, von der partiellen Überwindung der Schwerkraft in den fernöstlichen Kampfkünsten und bei den tibetischen und südamerikanischen Tranceläufern bis zu den fliegenden christlichen Heiligen.

Auch in Bezug auf alle Belange des in unserer westlichen Industriekultur vollkommen tabuisierten Themas Tod und Nachtod haben alte Kulturen wie die ägyptische, die indische und die tibetische Antworten gefunden und Erkenntnisse gewonnen, die von allgemein menschlicher Bedeutung sind und viel prominenter auch im westlichen Denken verankert sein sollten, als sie es tatsächlich sind.

Gerade die wahrlich phantastischen Nachtod-Phänomene, wie die hundertfach belegte Unverwesbarkeit der Körper katholischer und orthodoxer Heiliger, aber auch von Mystikern anderer religiöser Traditionen wie dem Buddhismus und Taoismus, sie alle werden sorgfältig aus dem allgemeinen Bewusstsein verdrängt, weil sie nicht mit dem in unserer westlichen Kultur vorherrschenden materialistischen Weltbild vereinbar sind. Ja, vielleicht widersprechen sie diesem oder widerlegen es sogar. Noch deutlicher wird dies bei jenem Nachtod-Phänomen, welches sich vor allem im tantrischen Buddhismus Tibets zehntausendfach manifestiert hat: der Verklärung des Körpers, in der tibetischen Terminologie als die Erlangung des Diamant- oder Regenbogenkörpers bezeichnet, bei der im Tode keinerlei materielle Überbleibsel des menschlichen Körpers zurückbleiben.

Um auch dem zweiten Teil meines Buchtitels »Psychologie des Wunders« gerecht zu werden, streife ich, wenn natürlich nur in Kurzform, die Biografien der verschiedenen christlichen Heiligen, die so auffallende Charismen wie die Stigmen, die Inedia – das Leben ohne Nahrung –, die Levitation oder die Unverweslichkeit ihres Körpers manifestiert haben. Sie lassen erahnen, unter welchen Voraussetzungen sich solche wahrhaft mystisch-spirituellen Persönlichkeiten entwickeln konnten. Die kurzen Lebensgeschichten so herausragender Mystiker und katholischer Heiliger wie JOSEF VON COPPERTINO, PADRE PIO VON PIETRELCINA oder THERESE VON KONNERSREUT sind Paradebeispiele für ein kompromissloses, der Mystik geweihtes Leben voll der »Wunder der Psyche«.

Nicht weniger faszinierend sind die abenteuerlichen, ja geradezu filmreifen Lebensgeschichten eines DANIEL DUNGLAS HOME, WOLF GREGOROVICH MESSING, ERIK IAN HANUSSEN oder URI GELLER, ganz zu schweigen von den großen Fakiren MIRIN DARIO oder TAHRA BEY. Diese musste ich einfach ausführlicher erzählen. Ich hoffe, dass deren Lebensgeschichten Sie ebenso faszinieren wie mich.

Alle in diesem Buch von mir aufgezeigten Vorkommnisse, so unglaublich sie auf den ersten Blick auch erscheinen mögen, sind keine Phantasie, keine esoterischen Spinnereien, sondern weltweit tausendfach belegte Phänomene, die sowohl die phantastischen Fähigkeiten des menschlichen Bewusstseins als auch die allzeit möglichen »Wunder der Psyche« und die ungemein große Transformationsfähigkeit des Menschen illustrieren.

Ich darf Sie nun einladen, sich mit mir auf eine abenteuerliche Reise zu begeben. Auf eine Reise durch alle Zeiten und Kulturen, immer auf den Spuren des Außergewöhnlichen und der phantastischen Möglichkeiten des menschlichen Bewusstseins und Wundern der menschlichen Psyche.

Wenn Sie sich nun in die Lektüre stürzen, seien Sie gewarnt, denn die in diesem Buch aufgezeigten Phänomene könnten Ihre bisherigen Überzeugungen von dem, was möglich ist und was nicht, vollständig über den Haufen werfen. Auch könnte es sein, dass Ihr bis dato fest gefügtes materialistisch-mechanistisches Weltbild ins Wanken gerät oder gar in sich zusammenstürzt. Ich muss gestehen, das war ein wesentliches Motiv, dieses Buch zu schreiben.

Prof. Dr. Gerhard W. Schuster

Innermanzing, im Juni 2021

DIE AUSSERSINNLICHE WAHRNEHMUNG

Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

1. WIE FUNKTIONIERT DIE MENSCHLICHE WAHRNEHMUNG?

Bevor wir uns eingehend mit den verschiedenen Formen der außersinnlichen Wahrnehmung beschäftigen, müssen wir zunächst klären, wie die menschliche Wahrnehmung überhaupt zustande kommt und wie sie funktioniert. Bewusste Wahrnehmung als Produkt des Gehirns ist nämlich wesentlich mehr als die sofortige Verarbeitung einzelner Sinnesreize. Sie ist erst das Endprodukt aus einer Unzahl von Sinneseindrücken, welche registriert, verarbeitet und zu einer bestimmten Wahrnehmung zusammengesetzt werden müssen. Da jede Wahrnehmung immer das Ergebnis vielfältiger individueller Sinneseindrücke und deren individueller Bewertung ist, ist die jeweilige Wahrnehmung stets eine gänzlich individuelle. Kein Mensch hat dieselbe Wahrnehmung wie ein anderer. Darauf, dass jeder Mensch meint, der andere habe dieselbe Wahrnehmung wie er selbst, beruhen alle Missverständnisse und alle zwischenmenschlichen Probleme, bis hin zu Verfolgung anderer Wahrnehmungsinhalte.

Um sich darüber klar zu werden, wie sich Wahrnehmung konfiguriert, ist es zuallererst erforderlich, die Funktions- und Verarbeitungsweise der fünf bzw., zählt man die Propriozeption, die Orientierung im Raum, noch als sechsten Sinn hinzu, der sechs Sinne genau zu hinterfragen.

Die menschlichen Sinnesorgane leisten Unglaubliches und doch erfassen sie nur einen Bruchteil dessen, was uns umgibt. Die menschlichen Sinne sind genau auf die menschliche Lebensweise ausgelegt, sie helfen den Menschen, in seiner jeweiligen Umwelt zu überleben, reichten aber ursprünglich kaum darüber hinaus, weil dies an und für sich für das reine Überleben gar nicht erforderlich ist.

Doch prägt die jeweilige Umwelt auch wesentlich die Sinnesschärfe und erst recht die Wahrnehmung der betreffenden Menschen. Denn nur die optimale Anpassung der menschlichen Sinne und seiner Wahrnehmung an seinem jeweiligen Lebensraum sichert das Überleben. So entwickeln Völker, die in klimatisch oder landschaftlich extremen Zonen der Erde leben, ein spezielles Sinnesinstrumentarium und dadurch auch ganz unterschiedliche kulturell geprägte Wahrnehmungsmuster. So haben etwa Wüstennomaden ein untrügliches Gespür für Luftdruckveränderungen, das sie vor dem Aufkommen eines Sandsturms warnt. Auch die Orientierung anhand der Sterne während langer nächtlicher Karawanenreisen und das Gespür für das Auffinden möglicher Wasserstellen sind spezifische Sinnesleistungen, welche das Überleben in einer so extremen Umwelt erst ermöglichen.

Gleiches gilt für Hochgebirgsbewohner, welche aufgrund von sich ändernden Luftdruck- und Windverhältnissen und der Deutung von Wolkenformationen auf bevorstehende Wetterextreme Rückschlüsse ziehen können. Auch die Bewohner Ozeaniens haben bei ihren weiten Reisen über den Pazifik einen ungeheuren Sinnesreichtum entfaltet, der ihnen die Orientierung ermöglicht. Sie registrieren zum Beispiel die Form der Wellen, fühlen die Windrichtungen, schätzen Art und Verhalten der Seevögel ein u. v. m.: Phänomene, die an den westlichen Reisenden und Ethnologen, die die Polynesier erforschten, unbemerkt vorbeigingen.

1.1. DIE SECHS SINNE DES MENSCHEN – UND EIN WEITERER?

Jedes Lebewesen hat im Laufe der Evolution über Millionen von Jahren genau jene Bandbreite sinnlicher Reizverarbeitung entwickelt, die es zum Überleben braucht.

Diese Weiterentwicklung der Sinne, auch die des Menschen, ist niemals zum Stillstand gekommen und verändert sich laufend in ihrer Bedeutung und Gewichtung der einzelnen Sinne bis in unsere Gegenwart und wird dies auch in Zukunft tun. Auch die erforderlichen Sinnesanpassungen der Tiere an die unwirtlichsten Lebensräume und Klimaverhältnisse sind phänomenal und deren Sinne sind, wie wir noch sehen werden, den menschlichen Sinnen vielfach weit überlegen.

1.1.1. DER SEHSINN

Setzt man das, was wir und unsere Mitgeschöpfe sehen können ins Verhältnis zu dem, was wir nicht sehen können, so ist dies nur ein verschwindend geringer Anteil von 0,005 Prozent von allem, was im Universum existiert. Denn das elektromagnetische Spektrum des sichtbaren Lichts umfasst gerade einmal fünf Tausendstel aller Energie und Materie, die im Universum vorhanden ist.

Der überwiegende Teil all dessen, was im Universums existiert, wird von der konventionellen Physik als »Dunkle Energie« (ca. 73 %) und »Dunkle Materie« (ca. 23 %) bezeichnet. Somit umfasst unsere sichtbare Welt lediglich das extrem schmale Frequenzband des sichtbaren Lichts von 0,005 Prozent, also nur wenige Tausendstel von allem, was existiert. Und selbst innerhalb dieses extrem schmalen Frequenzbandes liegen noch Frequenzen wie Infrarot und Ultraviolett, die dem Menschen für gewöhnlichen nicht sichtbar sind. Die »gesamte Welt«, die wir zu sehen meinen, umfasst somit nur wenige Tausendstel von allem, was existiert, decodiert in nur wenigen Kubikzentimetern im hinteren Teil des Gehirns, in dem Bereich, der für die visuelle Sinnesverarbeitung zuständig ist. Wer also vermeint, nur das als wahr und existent erachten zu dürfen, was er mit eigenen Augen sehen kann, sitzt einer gigantischen Selbsttäuschung auf und dessen Weltsicht bleibt stets nur auf die wenigen Bruchteile all dessen beschränkt, was für ihn sichtbar und daher als existent erachtet wird.

Und trotzdem war das räumliche- und Farbsehen des Menschen seine wichtigste Sinnesleistung, die ihm seit Urzeiten sein Uberleben sicherte.

Allerdings hat sich auch hier, gerade während der letzten Jahrhunderte, eine entwicklungsgeschichtliche Schwerpunktverlagerung ergeben. Während der frühen Periode der Jäger und Sammler war auch das Hören und Riechen noch wesentlich ausgeprägter und für das Überleben in der Wildnis von essenzieller Bedeutung.

Geradezu phänomenal war sicher der Sehsinn der frühen Jäger. Jeder, der selbst einmal eine Safari in Ostafrika unternommen hat, wird sich erinnern, dass die begleitenden Ranger Tiere in großer Entfernung entdecken, lange bevor der abgestumpfte westliche Großstädter auch nur irgendetwas sieht. Die Ausprägung des Sehsinns ist nicht nur von Umwelt - und Lebensweise abhängig, sondern auch von den jeweiligen historischen Erfordernissen.

Mit der Erfindung des Buchdrucks Ende des 15. Jhdts. begann eine Entwicklung, die über die Erfindung der Fotografie, des Films und erst recht des Fernsehens und der Computertechnologie den Sehsinn zum mit Abstand wichtigsten Sinn des Menschen gemacht hat. Heute leben wir in einer Welt der überbordenden optischen Informationsaufnahme und Überflutung, sie hat allen anderen Arten menschlicher Sinnesverarbeitung den Rang abgelaufen. Und der Großteil der Menschen steht auf dem Standpunkt, dass nur das echt und wahr sei, was sie mit eigenen Augen oder auf Fotos, in Filmen oder Videos sehen können.

Doch dass dem keineswegs so sein muss, beweisen unzählige Arten von Sinnestäuschungen, wie die durch die moderne Technik ermöglichten Fotomontagen und digitalen Bildbearbeitungsprogramme, welche den »Augenschein« täuschen und eine völlig andere Wirklichkeit und Wahrheit hervorrufen können. Heute kann man davon ausgehen, dass ein Gutteil der veröffentlichten historisch, politisch oder kulturell relevanten Pressefotos manipuliert ist. Je nach politischer Täuschungsabsicht, werden Gegenstände, Symbole oder bestimmte Personen aus dem Bild herausgenommen oder umgekehrt in dieses hineinkopiert, je nachdem, welche Absicht damit verfolgt wird. Damit hat sich die Authentizität des dargestellten Gesehenen weitgehend erledigt. Ein Foto oder eine Video- bzw. Filmsequenz muss keineswegs mehr eine wahre oder wirkliche Situation wiedergeben. Lediglich dem eigenen Augenschein ist noch bedingt zu vertrauen und selbst der kann manipuliert werden.

Noch krasser ist die Manipulation bei Fotos von Berühmtheiten, Künstlern, Stars, Models und anderen Werbeikonen, vor allem in der »Yellow Press«. Diese sind heute mit Photoshop-Programmen so geschönt, ja eigentlich schon verfälscht, um einem gesellschaftlichen, in natura kaum jemals erreichbarem Schönheitsideal zu entsprechen. Wer zu klein erscheint, wird gestreckt, erscheinen Beine zu kurz, ein Busen zu klein und ein Po zu groß, kein Problem. Mit ein paar Mausklicks wird alles einem imaginären Schönheitsideal angepasst. Hautunreinheiten und Falten werden wegretouchiert und so wird jeder Star auf dem Cover zur seelenlosen Puppe und schaut mit 85 noch aus wie 35. Eine bewusste Manipulation der Wahrnehmung und Erschaffung einer künstlichen Wirklichkeit, die die Lüge zur Wahrheit adelt.

Obwohl der Sehsinn des Menschen noch sein am besten entwickelter Sinn ist, ist er immer noch kümmerlich im Vergleich zum Sehsinn vieler Tiere. Tiere sehen auf ganz unterschiedliche Art und Weise und können diese gesehenen Sinneseindrücke auch wesentlich schneller verarbeiten als der Mensch. Nachtaktive Tiere wie Nager, Katzen, andere Raubtiere und vor allem Vögel sehen hundertfach besser als Menschen, besonders bei Dunkelheit. Vor allem der Sehsinn von Raubvögeln ist phänomenal. So erkennt etwa ein Turmfalke oder eine Eule eine Maus auf dem Feld aus 1,5 Kilometer Entfernung ganz genau und selbst im Dunkeln machen sie deren Bewegungsprofil an den fluoreszierenden Urinspuren aus, was ihnen die Jagd auch in absoluter Dunkelheit ermöglicht.

Auch die Bandbreite des Sehens greift bei vielen Tieren weit über die des Menschen hinaus. Manche Tiere können sowohl Infrarotlicht als auch ultraviolettes Licht sehen, was im Überlebenskampf oft von großem Vorteil sein kann. Während der Mensch maximal 60 Einzelbilder pro Sekunde – der Film arbeitet mit 24 Bildern pro Sekunde – wahrnehmen und verarbeiten kann, hat die Libelle in ihrer mehr als 300 Millionen Jahre dauernden Entwicklungsgeschichte gelernt, 2.000 Bilder pro Sekunde wahrzunehmen und darauf in nur 30 Millisekunden zu reagieren.

Erst durch die phantastischen technischen Entwicklungen der letzten Jahrhunderte und Jahrzehnte, mit ihren »Wundern der Technik«, ist es dem modernen Menschen möglich geworden, über seinen begrenzten natürlichen Sinneshorizont hinauszuwachsen und sowohl bis in die Welt des Mikrokosmos als auch die des Makrokosmos vorzustoßen. Mit Hilfe von Elektronenmikroskopen und ihrer millionenfachen Vergrößerung können kleinste Elementarteichen und mit Hilfe von riesigen Teleskopen Milliarden Lichtjahre entfernte Galaxien und Sterne beobachtet werden.

1.1.2. DER HÖRSINN

Die ersten Reize, die der werdende Mensch wahrnimmt, sind akustische und rhythmische Reize. Das entscheidende vorgeburtliche Erleben für den Fötus sind der Herzschlag und die Atemgeräusche der Mutter. So bezieht das Unterbewusstsein des werdenden Menschen seine Informationen zuallererst aus Akustik und Rhythmik. Daher ist auch die Reaktionsstärke des menschlichen Organismus auf akustische Reize wesentlich größer als auf optische oder Berührungsreize. Der Hörsinn reagiert schon auf ein Zehnmillionstel jener Reizenergie, die erforderlich wäre, um einen taktilen Reiz, also ein Gefühl beim Berührtwerden auszulösen.

Erst nachdem unser Gehirn die von den Ohren gesendeten Reize bzw. elektrischen Signale decodiert hat, können wir etwas hören. Es sind nicht die Ohren, die hören – das Gehirn hört. Entsprechendes gilt auch für den Seh-, Geschmacks- und Geruchssinn.

Akustische und rhythmische Reize sprechen das vegetative Nervensystem stärker an als alle anderen Reize. So verändern sich beim Hören von rhythmischen Rassel- oder Trommelklängen, ja auch beim Hören neuzeitlicher Techno-Musik in der Disco Blutdruck, Pulsfrequenz, Atmung, Muskeltonus, Transpiration und elektrischer Hautwiderstand. Daher sind diese Rhythmen die idealen Voraussetzungen zur Herbeiführung veränderter Bewusstseinszustände wie Trance und Ekstase, welche als andere Realitätsebenen empfunden werden. So gut wie allen ehemaligen Naturvölkern war dieser Umstand geläufig, so dass rhythmisches Rasseln, Trommeln, Singen und Tanzen als die verlässlichsten Wege zum Hervorrufen veränderter Bewusstseinszustände genutzt wurden. Dies besagt auch das uralte Wissen der Schamanen, welche mit Hilfe ihrer Trancen und Ekstasen Zugang zu anderen Bewusstseins- und Erfahrungsebenen erlangten.

Die rhythmische Erregung beeinflusst die elektrische Aktivität in vielen motorischen Zellen des Gehirns, die normalerweise nicht berührt werden. Durch deren Vernetzung mit anderen Sinneszellen wird nicht nur die Wahrnehmung verändert, sondern auch das jeweilige Bewusstsein.

Generell war das Hören für den Menschen der Frühzeit von wesentlich größerer Bedeutung als für uns heute. Denn nur mittels eines exzellenten Gehörs, welches vor sich nähernden Gefahren warnen konnte, war ein Überleben in einer naturbelassenen Umwelt möglich.

Einen Menschen hören wir nur dann sprechen, wenn die von seinen Stimmbändern erzeugten Schwingungen von unserem Gehirn decodiert werden können. Das menschliche Gehöhr umfasst dabei eine Bandbreite von etwa 20 bis 20.000 Hertz. Das ist schon recht beachtlich, doch im Vergleich zu vielen Tieren geradezu mickrig. Denn es gibt unzählige Geräusche, die für den menschlichen Hörapparat schlicht nicht wahrnehmbar sind. Dies sind sowohl tiefe Töne unter 20 bis 16 Hertz, ein Bereich, der als Infraschall bezeichnet wird, und ein Bereich von über 20.000 Hertz, welcher als Ultraschall bezeichnet wird.

Mit Infraschalllauten verständigt sich eine Vielzahl von Tieren wie Mäuse und Ratten, aber auch Elefanten, Giraffen und Flusspferde, nur der Mensch kann sie für gewöhnlich nicht hören. Noch wichtiger ist der Infraschall für die Kommunikation all jener Lebewesen, die im Meer leben. Unter Wasser trägt der Infraschall vier Mal weiter als in der Luft. Deshalb ist Infraschall hier das ideale Verständigungsmittel. Unzählige Fischarten, auch die großen Meeressäuger wie Wale und Delfine. Sie alle verständigen sich per Infraschall. Da unter Wasser keine Luftatmosphäre existiert, kann der Mensch hier auch keine Schallwellen wahrnehmen und glaubt daher, die Fische seien stumm und unter Wasser existiere eine lautlose Welt. Die Redewendung »stumm, wie ein Fisch« ist jedoch purer Nonsens, denn unter Wasser pfeift, quiekt, blubbert und gurgelt es permanent, doch kann es das menschliche Ohr nicht hören. Nur mittels modernster Sonargeräte kann der Mensch etwa die Gesänge und Lockrufe der Delfine und Wale belauschen, sonst blieben ihm auch diese verborgen.

Schon Hunde und Katzen haben ein wesentlich empfindlicheres und weitreichenderes Hörvermögen als der Mensch. Doch noch viel relevanter für das Leben zahlreicher Tiergattungen ist der sogenannte Ultraschall, damit bezeichnet man Laute oberhalb der menschlichen Hörgrenze von 20.000 Hertz. Ohne technische Hilfsmittel kann der Mensch auch Töne in diesem Bereich nicht hören. Fledermäuse und Flughunde hingegen stoßen in kurzen Intervallen extrem hohe Ultraschallrufe aus, die sowohl von ihren Beuteinsekten als auch von den Objekten ihrer Umgebung als Echo reflektiert werden und ihnen so Orientierung und Jagderfolg auch in absoluter Dunkelheit sichern. Auch Singschrecken und Grillen hören mit Trommelfellen in ihren Beinen extrem hohe Töne. Den Tonhöhenrekord unter den Insekten halten einige Nachtfalterarten, die Töne bis zu 240.000 Hertz registrieren. Frequenzbereiche, die auch deren Hauptfeinde, die Fledermäuse, zur Echoortung nutzen.

Noch eine andere Art von Lauten und Geräuschen ist für Menschen gewöhnlich unhörbar: das Hintergrundrauschen des Weltalls. Das All ist weder tot noch stumm. Alle Sterne, Planeten und Galaxien geben nicht nur Lichtimpulse von sich, sondern auch jeweils charakteristische Laute. Vor allem Neutronensterne geben so viel Energie ab, dass wir sie nicht nur mit technischer Hilfe hören, sondern sogar ihren charakteristischen Rhythmus erfassen können. In ihrer Gesamtheit ist dies eine regelrechte Symphonie, die zwar allzeit spielt, aber für das menschliche Ohr für gewöhnlich nicht hörbar ist. Der Kosmos klingt, wenn auch gewiss anders als die »Sphärenmusik«, von deren Existenz schon Johannes Kepler im frühen 17. Jhdt. überzeugt war.

Und doch kann dieser kosmische Klang von Menschen in tiefer Meditation oder im Zuge einer gezielt entwickelten Hellhörigkeit wahrgenommen werden. Indische Yogis vermögen den Urlaut des Universums, die Keimsilbe »Aum« bzw. »Om«, welcher als heiliger Laut in allen östlichen spirituellen Traditionen verehrt wird, zu vernehmen. Dieses außergewöhnliche Hören wird im altindischen Yoga-System als das »göttliche Ohr« bezeichnet und gilt als eine der Siddhis, der paranormalen Fähigkeiten, welche auf dem Weg der Bewusstseinstransformation erlangt werden.

1.1.3. DER GERUCHSSINN

Die Evolution hat den Menschen aus gutem Grund mit einem empfindlichen Geschmackssinn, vor allem aber mit einem entsprechenden Riechorgan ausgestattet. Der Geruchssinn ist ein wesentlicher Überlebensfaktor. Schlechter Geruch oder sogar Gestank verweist auf giftige oder ungenießbare Nahrung. Da riecht etwas gut – scheint genießbar zu sein – also aufessen! Dieses Reaktionsmuster steht am Anfang allen Lebens.

Auch der Geruchssinn war im Anfangsstadium der menschlichen Entwicklung ausgeprägter und von größerer Wichtigkeit für das Überleben als heutzutage.

Der Geruchssinn ist der unmittelbarste der menschlichen Sinne. Während visuelle, akustische oder haptische Signale erst in der Großhirnrinde verarbeitet werden müssen, wirken Düfte im Gehirn direkt auf das limbische System, wo Emotionen erzeugt und Triebe gelenkt werden.

Kein Wunder also, dass der Geruchssinn so tief in uns Menschen verwurzelt ist. Ein paar wenige Geruchsmoleküle in unserer Nase genügen und in unserem Gehirn werden längst vergangene Eindrücke und Erinnerungen wieder lebendig. Doch während die Neuronenvernetzungen zwischen dem Geruchs- und dem Erinnerungszentrum im Gehirn sehr gut ausgebaut sind, fließen zwischen dem Geruchs- und dem Sprachzentrum nur wenige Impulse. Deshalb können Menschen im Extremfall, wie zum Beispiel Parfümeure, bis zu tausend verschiedene Gerüche unterscheiden, aber nur wenige mit Worten benennen. Für optische oder taktile Wahrnehmung kennen wir zahlreiche Adjektive, um bei der Beschreibung von Gerüchen diese zu benennen, müssen wir zu Assoziationen Zuflucht nehmen.

Geradezu phantastisch hingegen ist der Geruchssinn vieler Tiere. Die Weltmeister des Geruchssinns sind Süßwasseraale und Haie, Letztere wittern einen Blutstropfen im Meer auf 30 Kilometer Entfernung. Den sensibelsten Riecher im Reich der Insekten hat das Seidenspinnermännchen. Es kann den Sexuallockstoff eines Weibchens noch aus 11 Kilometer Entfernung wahrnehmen. Ein einziges Duftmolekül reicht dafür als Reiz aus.

Auch Hunde, die besten Freunde des Menschen, verfügen in ihren Nasen über 150 bis 200 Millionen Riechzellen, im Vergleich zu den nur 5 Millionen Riechzellen des Menschen sind das viele Male mehr, und Hunde können bis zu 10.000 einzelne Gerüche unterscheiden, eine Eigenschaft, die sich der Mensch vielfältig zu Nutze gemacht hat.

1.1.4. DER GESCHMACKSSINN

In enger Verbindung mit dem Geruchs- und Tastsinn steht auch der menschliche Geschmackssinn. Die lediglich vier Grundqualitäten des Geschmacks: süß, sauer, salzig, bitter, wurden 1910 um die Geschmacksrichtung herzhaft-würzig oder »umami« erweitert. Verantwortlich für diese fünf Grundgeschmäcke sind die bei Erwachsenen 2.000 bis 4.000 Geschmacksknospen auf der Zunge, in der Mundhöhle, dem Rachenraum und im Oberteil der Speiseröhre. Was man allgemein unter Geschmack versteht, ist im Grunde eine Kombination von drei verschiedenen Sinneseindrücken: dem Schmecken, dem Riechen und dem Tastsinn. Wie der Geruchssinn so ist auch der Geschmackssinn eng mit Gefühlen verbunden, denn beide sind an das unwillkürliche Nervensystem gekoppelt. Geht man von den fünf Grundqualitäten des Geschmackssinns und seinen zahlreichen möglichen Intensitätsabstufungen aus, ergibt sich eine gewaltige Zahl verschiedener Geschmackswahrnehmungen.

1.1.5. DER TASTSINN

Der Tastsinn ist eines der wichtigsten menschlichen Sinnessysteme, um Informationen über die Umwelt zu erhalten, diese einzuordnen und langfristig zu verarbeiten.

Über die Haut, das größte Sinnesorgan des Menschen, nimmt man Reize wie Druck, Vibration und Temperatur auf und das permanent. Im Gegensatz zum Seh- oder Gehörsinn, welche im Schlaf ausgeschaltet werden können, ist der Tastsinn auch nachts aktiv. Der Begriff Haptik bezeichnet alle Wahrnehmungen, die über den Tastsinn bei aktiver Bewegung des Körpers entstehen.

Als taktile Wahrnehmung hingegen wird die passive Aufnahme von Umweltreizen über die Haut bezeichnet. Oder anders gesagt: Haptisch ist, etwas aktiv zu berühren, und taktil ist, berührt zu werden. Die Tastsinneszellen, die sogenannten Mechanorezeptoren, sind ungleich über die Körperoberfläche verteilt. Am dichtesten kommen sie auf der Haut von den Lippen, der Zunge, den Fingerspitzen und den Fußsohlen vor. So wie bei allen Sinneseindrücken gibt es auch beim Tastsinn von Mensch zu Mensch verschiedene Sensibilitäten, abhängig von der Anzahl der Sinneszellen an den betreffenden Körperstellen und der Intensität der Reizleitung zu den verarbeitenden Hirnarealen.

Von besonderer Bedeutung ist die Sensibilität der Fingerkuppen für blinde Menschen. Darauf beruht auch eine der großen Erfindungen der Menschheit, die sogenannte Blindenschrift. 1825 von dem Franzosen Louis Braille erfunden und daher auch als »Braille-Schrift« bezeichnet, basiert sie auf einer Kombination von Punkten und Strichen, welche sich von einer ebenen Unterlage abheben, sie können zu Wörtern und Zahlen kombiniert werden und mit einiger Übung von blinden Menschen wie Buchstaben gelesen werden.

Und noch eine außergewöhnliche, ja schon metanormale Ausformung des menschlichen Tastsinns gibt es: das Farbsehen mit Hilfe der Fingerkuppen. Diese Fähigkeit, wenn auch selten vorkommend, beruht auf einer besonderen Verschaltung der für Tastsinn und Sehsinn verantwortlichen Nervenbahnen, welche im Gehirn über den Tastsinn Farbwahrnehmungen auslösen. Ein Phänomen, auf welches wir noch im Zuge der Erörterung außersinnlicher Wahrnehmungen stoßen werden.

1.1.6. DIE PROPRIOZEPTION

Nachdem schon Aristoteles im 3. Jhdt. v. u. Z. die fünf Sinne Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Tasten richtig identifiziert hatte, blieb es für über 2.000 Jahre dabei, ehe es dem Menschen auffiel, dass er durchaus noch einen weiteren lebenswichtigen, sechsten Sinn besitzt. Erst im frühen 19. Jhdt. fragte sich der schottische Physiologe Charles Bell, wie selbst Blinde es schaffen, so geschickt und zielgerichtet zu agieren. Er folgerte daraus, dass es neben den üblichen fünf Sinnen zumindest noch einen weiteren geben müsse, welcher die Lage und Bewegung des Körpers im Raum erkennt und koordiniert. Der Neurologe und spätere Medizin-Nobelpreisträger Charles Sherington entdeckte zu Beginn des 20. Jhdts., dass Muskeln und Sehnen vollgepackt sind mit Sinneszellen, die er Propriozeptoren, also Rezeptoren der Körper- und Selbstwahrnehmung, nannte. Dieser multifunktionale Körpersinn wird demnach als Propriozeption bezeichnet.

Anders als beim Sehen, Hören und Riechen ist für diesen Sinn kein spezifisches Körperorgan verantwortlich, sondern er erschließt sich aus der Funktion und Kooperation verschiedener anderer Sinne. Mit Hilfe der Propriozeption nimmt der Körper seine Lage und Haltung im Raum wahr. Propriozeption ist eine Kombination aus Sehen, Hören und dem Tast- und Gleichgewichtssinn, vor allem aber auch der Beteiligung der Tiefensensoren in den Muskeln, Sehnen und Gelenken. All diese Messstationen liefern ihre Informationen an das Gehirn, welches so die Bewegungen aller einzelnen Körperteile koordiniert und steuert. Auch dieser Sinn ist im Menschen nicht schon a priori fertig angelegt, sondern muss im Laufe des Lebens durch Versuch und Irrtum entwickelt werden.

Ohne den Körpersinn der Propriozeption und den Gleichgewichtssinn könnten wir weder aufrecht stehen noch laufen, springen, radfahren oder irgendeine andere sportliche Tätigkeit ausüben. Meister der Propriozeption sind Leichtathleten, Kampfsportler, Akrobaten und Tänzer. Umso verwunderlicher ist es, dass dieser Körpersinn erst so spät entdeckt wurde.

1.1.7. DIE IMAGINATION

Neben den sechs natürlichen Sinnen des Menschen gibt es noch einen indirekten, ausschließlich dem Menschen vorbehaltenen Sinn: die Imagination als Wahrnehmung, welche direkt im Gehirn ohne jede sinnliche Information erzeugt wird. Sie ist eine besondere Form der Wahrnehmung.

Was meinen wir damit? Jeder wird vielleicht schon einmal im Zustand der Muße den Zug der Wolken am Himmel beobachtet haben. Die Wolkenformationen verändern sich laufend und doch glaubt man, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, etwas ganz Bestimmtes, verschiedene Dinge, Figuren oder Gestalten in einer Wolkenformation zu erkennen. Dies sind natürlich rein individuelle Interpretationen, doch genau in dem Augenblick, in dem einem der Gedanke »Das sieht ja aus wie ein …« durch den Kopf schießt, schaut man noch einmal genauer hin und denkt: »Das schaut ja wirklich aus wie ein …« Das ist dann Imagination, die tatsächliche Bestätigung der ureigenen Wahrnehmung durch den Sehsinn. Nach wenigen Sekunden ist sowohl die geschaute Figur als auch die betreffende Wolkenformation verschwunden und damit auch die oft nur Sekunden währende Imagination.

Doch Imagination kann auch eine länger währende und beständig wieder abrufbare Wahrnehmung sein, eine Art Sehen mit dem inneren Auge.

So erzeugt die Imagination eine inneres Bild – sozusagen vor dem geistigen Auge –, welches zwar nicht sinnlich gesehen wird, aber dennoch als rein geistiges Bild existiert.

Eine rein geistige Vorstellung, welche in den Gehirnarealen, die für die Verarbeitung des Reize des Sehsinns zuständig sind, für eine gewisse Zeit ein imaginäres Bild entstehen lassen kann. Dies ist die Imagination des Künstlers, des Architekten oder Visionärs, ein überaus kreativer geistiger Vorgang. Ohne Imagination dessen, was er erschaffen will, wird der Maler, Bildhauer oder Architekt kaum in der Lage sein, seine Vorstellungen zu verwirklichen.

Abgeleitet von der künstlerischen Imagination ist die Imagination auch ein wichtiges Motiv in der Psychologie. Unzählige psychologische Ratgeber betonen, wie wichtig es sei, sich einen innig gewünschten Zustand oder einen begehrten Gegenstand immer wieder ganz genau vorzustellen, das heißt ihn zu imaginieren, um den Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen.

Je ausgeprägter die jeweilige Fähigkeit zur Imagination ist, desto größer ist der Drang zur Realisierung der betreffenden Vorstellung. Ein Umstand, der heute in jedem Selbsterfahrungshandbuch oder -seminar vorgebetet wird.

Doch nicht nur die individuelle Imagination kann »Wirklichkeiten« erzeugen. Gewisse Imaginationen können ganze Systeme erschaffen, die von Millionen Menschen in ihre Wahrnehmung und Wirklichkeit integriert werden. Eine solche weltweit verbreitete Imagination sind die Sternbilder der Astrologie. Unabhängig voneinander haben verschiedene Kulturen und Religionen der Menschheit unterschiedlichen Astrologiesysteme erschaffen. Diese basieren auf der Imagination, dass es »Sternbilder« am Firmament gibt, welche eine ganz bestimmte Wirkung und Bedeutung für die Menschen haben: die Sternbilder oder zwölf Tierkreiszeichen. Die Sternbilder, genauer die menschliche Vorstellung von den Sternbildern bzw. den zwölf Tierkreiszeichen, sind reine Imagination. In Wahrheit hängen die einzelnen Gestirne überhaupt nicht zusammen. Dieser Eindruck entsteht nur dadurch, dass der Mensch die betreffenden Sterne, welche sich in unterschiedlicher räumlicher Entfernung von der Erde befinden, auf eine imaginäre ebene Fläche projiziert. Erst dadurch entsteht der Anschein von tatsächlich existierenden Sternbildern. Noch dazu ist die Auswahl dieser sogenannten Sternbilder völlig willkürlich und darüber hinaus auch kulturspezifisch. Unsere westliche Astrologie beruht auf dem babylonischen System. Die indische oder die chinesische Astrologie kennt andere Sternbilder, ebenso die Astrologie der Maya. Und sie alle sind lediglich von der Erde aus und da auch wieder nur von einer ganz bestimmten Position aus in ihrer jeweiligen Konfiguration wahrzunehmen. Und zwar nur dann, wenn man sie sich auf einer imaginierten ebenen Fläche vorstellt, die es in Wahrheit gar nicht gibt.

Von einem anderen Planeten im All aus betrachtet existieren sie also gar nicht. So gesehen, sind sie reine Imagination und doch kann die Astrologie auf dieser Imagination aufbauend durchaus schlüssige Erkenntnisse liefern.

Warum haben wir uns hier so ausführlich mit den menschlichen Sinnen im Vergleich zu denen vieler Tiere beschäftigt? Weil nur durch den Vergleich von Tier und Mensch deutlich wird, wie geradezu bescheiden, um nicht zu sagen mickrig die menschliche Bandbreite der Sinnesverarbeitung ist im Vergleich zu der auch nur einfacher Tierarten. Abermilliarden von Tieren haben im Laufe der Evolution Abermilliarden von Sinneseindrücken verarbeitet, zu ihrer artspezifischen Wahrnehmung konfiguriert und daraus Rückschlüsse auf ihr Handeln gezogen, um unter widrigsten Umständen zu überleben. Will der Mensch tatsächlich all diese Wahrnehmungen und Erfahrungen als nicht existent abtun, nur weil er nicht in der Lage ist, diese ungeheure Fülle von Wahrnehmungen und Erfahrungen selbst zu machen?

Die meisten Lebewesen kennen nur, was sich im Laufe der Evolution für sie als wichtig entpuppt hat. Ihr Gehirn weiß in gewissen Bereichen schon bei der Geburt von den natürlichen Gegebenheiten, auf die sich ihre Vorfahren eingestellt haben. Bei Menschen ist das nur bedingt der Fall. Zwar sind gewisse Erkenntnisse und Erfahrungen der Vorgängergenerationen genetisch in jedem Menschen angelegt, doch die Sinnesverarbeitung und die auf dieser beruhende Wahrnehmung muss erst erlernt werden. Bei der Geburt sind die neuronalen Strukturen, mit denen wir später die Welt erfassen und rekonstruieren, noch nicht voll ausgebildet. Verschaltet werden sie erst im Austausch mit der Umgebung und mit anderen Menschen. Das ist ein Prozess, der das ganze Leben durchzieht. Doch prägend sind die ersten Lebensjahre. Kinder müssen erst lernen, ihre Sinne zu entwickeln und ihnen auch zu trauen, oft auch durch schmerzliche Erfahrungen. Wer sich nicht ein Mal die Hand auf der Herdplatte verbrannt hat, wird keinem glauben, der ihn nur davor warnt, sich nicht zu verbrennen.

Wahrnehmung ist keinesfalls nur einfache Abbildung, sondern ein aktiver Vorgang, welcher aufgrund der ausgewählten Sinnesinformationen eine spezifische Wahrnehmung im Gehirn erst aufbaut. Als Wahrnehmung wird allgemein der Erfahrungsablauf einer individuellen Anzahl von Sinnesempfindungen aufgrund von äußeren Umweltreizen (Stimuli) und inneren Regungen beschrieben. Es geht dabei um das bewusste und unbewusste Aufnehmen und Verarbeiten einzelner Sinnesinformationen und die daraus abgeleiteten, stets subjektiven Gesamtzusammenhänge, beide zusammen werden für gewöhnlich als Perzeption bezeichnet.

Die Sinnesinformationen erschließen dem Menschen die äußere materielle Welt, dabei werden diese laufend mit bereits bekannten Daten und Erfahrungen aus der eigenen Vergangenheit und der persönlichen inneren Vorstellungswelt abgeglichen. Denn Wahrnehmung ist keineswegs nur eine einfache Abbildung der Sinneseindrücke, sondern ein aktiver und komplexer Vorgang, durch welchen die individuelle Wahrnehmung in unserem Gehirn aufgebaut wird. Um diese zu konfigurieren, benötigen die einzelnen Sinnesreize eine Resonanz in Form von Bestätigung durch bereits vorhandene Daten, aber auch durch Meinungen. Denn alles, was unsere Sinne melden und was im Gehirn zu Wahrnehmung verarbeitet wird, ist bereits Interpretation, ist sortiert und wird an Bekanntes und bereits Gewusstes gekoppelt, ist somit eine rein selektive Wahrnehmung.

Das menschliche Gehirn scannt permanent alle Sinnesinformationen nach bereits Bekanntem ab, es will ständig ordnen und bereits vorgefasste Meinungen bestätigt sehen. Alles, was wir daher in unserer Umgebung als wirklich wahrnehmen, ist ohne jede Ausnahme ein Wahrnehmungszustand, verbunden mit interpretierenden Gedanken. Jede Wahrnehmung ist eine geistig erkannte und verarbeitete Information und daher im Wesentlichen Interpretation, die von Mensch zu Mensch verschieden ausfällt.

Auch können wir immer nur das wahrnehmen, was wir uns vorzustellen vermögen. Wenn von etwas keine Vorstellung existiert, wird auch dessen Wahrnehmung weitgehend abgeblockt. Demgemäß kann Unbekanntes bzw. noch nicht Erlebtes nur sehr schwer in die eigene Wahrnehmung und Vorstellungswelt integriert werden.

Daher können sich viele Menschen nicht vorstellen, dass es neben den sinnesgebundenen Informationen auch außersinnliche Wahrnehmungen und darüber hinaus eine Unzahl von paranormalen Phänomenen gibt. Wer sich diesen Phänomenen verschließt, hat auch keine Vorstellung davon und wird sie kaum bemerken. Und er wird sie erst recht nicht als reale Gegebenheiten erkennen, weil sie in seiner Vorstellungswelt einfach nicht existieren. Wer sich jedoch von seinen Vorurteilen frei machen kann, wird faszinierende Wahrnehmungen machen und bemerken, dass sich auch in der Alltagswelt immer wieder Beweise für außersinnliche Wahrnehmung und die vielfältigen Wunder der Psyche finden lassen.

Umgekehrt, wenn man einmal an sich selbst oder an einer anderen, einem persönlich bekannten Person die Wahrhaftigkeit von Intuition und verschiedenen Formen außersinnlicher Wahrnehmung erfahren hat, werden diese zu einer akzeptierten Realität und dann auch immer wieder durch eigene Erfahrungen bestätigt. Erst dann wird man gewahr, wie häufig ASW-Erfahrungen auch im Alltagsleben vorkommen, während sie von Unvorbereiteten so gut wie nie bemerkt werden.

Wenn man sich vor Augen hält, wie beschränkt die menschliche Sinnesverarbeitung im Vergleich zu der der meisten Tiere ist, wird deutlich, dass die Behauptung von Skeptikern und verbohrten Materialisten, es gebe gar keine außersinnlichen Wahrnehmungen, alles sei nur Einbildung oder Schwindel, geradezu grotesk ist. Seit Äonen haben Trillionen von Tieren nur aufgrund ihrer weit über des Menschen hinausgehenden Sinneserfahrungen unter widrigsten Umständen überlebt. Ihre Sinne haben ihre Wahrnehmung geprägt und ihr artspezifisches Bewusstsein entwickelt und zwar auf direktem Wege, unverstellt von typisch menschlichen Kategorien wie Moralvorstellungen, Traditionen, Ideologien und Religionen.

Denn alles, was unsere Sinne melden und was im Gehirn zu Wahrnehmung verwandelt wird, ist bereits Interpretation, ist sortiert und wird an Bekanntes und bereits Gewusstes gekoppelt: die selektive Wahrnehmung.

Dass jede menschliche Wahrnehmung zwangsläufig extrem selektiv ist, ist sogar im Alltagsgeschehen immer wieder ersichtlich.

Ob bei einem Verkehrsunfall oder im Zuge eines Strafprozesses, stets haben die einvernommenen Zeugen verschiedene oder nur einzelne Aspekte des jeweiligen Vorfalls wahrgenommen. Jeder Zeuge meint alles genau gesehen zu haben und doch sind jedem aufschlussreiche Details entgangen.

Jeder hat wichtige Einzelheiten des Vorfalls gar nicht bewusst wahrgenommen, sie als unwichtig erachtet und deshalb gar nicht erwähnt oder aus Unachtsamkeit ganz übersehen. So kann selbst bei Befragung zahlreicher Zeugen nur eine Annäherung an den eigentlichen Tathergang rekonstruiert werden, da sich die verschiedenen Zeugenaussagen so gut wie nie zu hundert Prozent decken.

Dieser Umstand bzw. diese Erkenntnis hat auch in der Literatur ihren Niederschlag gefunden. Der britische Romancier Sir Arthur Conan Doyle hat mit der Erfindung seiner Romanfigur Sherlock Holmes dieser Erkenntnis ein Denkmal gesetzt. Doyles Meisterdedektiv ist fähig, scheinbar irrelevante Kleinigkeiten sowohl im Umfeld als auch im Verhalten eines Verdächtigen in ihrer für den jeweiligen Kriminalfall relevanten richtigen Bedeutung zu erkennen und zu entschlüsseln. Er vermag dies, weil er sich auf seine jeweiligen Sinnesreize extrem konzentriert, dadurch seine Wahrnehmung schärft und somit jede noch so bedeutungslose Kleinigkeit registriert und daraus seine Schlüsse zieht. Diese Fülle winziger Wirklichkeitsausschnitte ergibt in Kombination miteinander ein geschlossenes Bild, dessen Logik zur Lösung des Falls beiträgt.

Auch wenn es uns selbst im Alltag nicht möglich ist, das Aufmerksamkeitsniveau eines Sherlock Holmes an den Tag zu legen, können wir doch unsere Aufmerksamkeit zumindest in Bezug auf einzelne Themen oder über einen individuell verschieden langen Zeitraum der Konzentration hinweg intensiv aufrechterhalten, wie dies für das wissenschaftliche Arbeiten und für viele andere menschliche Tätigkeiten erforderlich ist. Eine derartige Konzentration schränkt natürlich unsere Sinne, unsere Aufmerksamkeit und unsere Wahrnehmung extrem ein. Eine solche bewusst herbeigeführte selektive Wahrnehmung ist die Voraussetzung für jede Art von überdurchschnittlichem Erfolg.

Ganz anders hingegen die unbewusste selektive Wahrnehmung im alltäglichen Leben, derer man sich selbst oft gar nicht bewusst ist, weil man ja fast immer der Ansicht ist, die Wirklichkeit so wahrzunehmen, wie sie nun einmal ist.

Schließlich lechzt das Gehirn immer nach Einordnung und Bestätigung und alles, was noch nicht bekannt ist und erfahren wurde, hat es sehr schwer, von den fünf Sinnen überhaupt bemerkt und anschließend im Gehirn zu einer bewussten Wahrnehmung verarbeitet zu werden.

Ein Paradebeispiel selektiver Wahrnehmung ist der sogenannte »Monkeyman«. Bei vielen Selbstfindungsseminaren werden Ausschnitte eines Basketballspiels gezeigt, bei dem die Zuschauer in zwei Hälften geteilt und angehalten werden, genau mitzuzählen, wie viele Körbe jeweils die rote und die blaue Mannschaft wirft. Alle schauen konzentriert zu und zählen eifrig die jeweiligen Korbwürfe ihrer Mannschaft. Doch mitten im Spiel betritt langsam ein mit einem Gorilla-Kostüm bekleideter Mann das Spielfeld, winkt freundlich mit den Armen und verlässt dann langsam wieder das Spielfeld. Nach einer Weile wird die Filmsequenz abgebrochen und die Zuschauer werden gefragt, wie viele Körbe die jeweilige Mannschaft geworfen hat. Alle Zuschauer nennen bestimmte, vielfach divergierende Zahlen, doch keiner, absolut keiner hat den mitten durchs Bild gehenden, freundlich winkenden »Monkeyman« wahrgenommen. Wenn dieselbe Filmfrequenz noch einmal vorgespielt wird und die Zuschauer vorher aufgefordert werden, auf etwas Ungewöhnliches zu achten, so sehen plötzlich alle den freundlichen Gorilla. Den völlig verblüfften Seminarteilnehmern wird dann bewusst, dass sie sowohl ihre Sinne als auch ihre Wahrnehmung offensichtlich getäuscht haben und sie nur das gesehen haben, was sie wollten, und nicht das, was tatsächlich vorgefallen war.

Dieses Monkeyman-Experiment zeigt deutlich, dass jede Art von Wahrnehmung nicht nur extrem selektiv ist, sondern dass die menschliche Wahrnehmung alles, was nicht zu ihrem angestammten Wissens- und Erfahrungshorizont passt, vollkommen ausblendet. Ja, dies geht sogar so weit, dass die Sinnesorgane sich weigern, gewisse Informationen ans Gehirn weiterzuleiten, wenn die Bereitschaft zu deren Verarbeitung nicht gegeben ist.

Diese Wahrnehmungsbeschränkung ist etwa einem Radiohörer vergleichbar, der gewohnheitsmäßig immer den gleichen Sender, die gleiche Frequenz eingestellt hat. Das bedeutet dann für ihn »Radiohören«. All die Hunderte anderer Frequenzen kann er nicht hören, weil er sie nie einstellt.

Wir müssen daher von der Erkenntnis ausgehen, dass wir die meisten Dinge, Erscheinungen und Phänomene, die wir noch nie gesehen und daher auch noch nie bewusst wahrgenommen haben, völlig aus unserem Wirklichkeitsverständnis ausklammern. Das meiste bleibt dabei unbekannt und ausgegrenzt, obwohl es zweifelsfrei existiert. Und wo träfe dies eher zu, als bei all den Formen außersinnlicher Wahrnehmung und den vielfältigen paranormalen Phänomenen, welche ich als Wunder der Psyche interpretiere.

Sobald der Mensch sich nicht mehr auf die Informationen seiner sechs Sinne allein verlässt und sich bemüht, seinen «siebten Sinn« zu aktivieren, kann er sich ein ungeheures Potential neuer Wahrnehmungen und Erfahrungen erschließen.

Doch was wir sehen und wahrnehmen, ist auch abhängig vom jeweiligen Bewusstseinszustand. Dies kann etwa durch eine hypnotische Veränderung des Bewusstseins nachgewiesen werden. Suggeriert man einer hypnotisierten Person, ein bestimmter Gegenstand sei für sie unsichtbar oder eigentlich gar nicht da, so kann der oder die Hypnotisierte diesen Gegenstand nicht mehr sehen und auch nicht mehr wahrnehmen. So kann ein geübter Hypnotiseur eine abschirmende Metallplatte vor eine Tischuhr stellen und die hypnotisierte Person auffordern, von der Uhr die genaue Zeit abzulesen, obwohl diese gar nicht direkt sehen kann.

Die hypnotisierte Person nimmt dann die Metallplatte gar nicht mehr wahr, sieht also de facto durch sie hindurch und kann daher die genaue Uhrzeit ablesen. Solche Hypnoseexperimente werden auch oft mit zwei Menschen vorgeführt. Man stellt eine Person A unmittelbar vor eine Person B und suggeriert der Versuchsperson, die Person A sei gar nicht da. Dadurch wird die bewusste Wahrnehmung von A ausgeschaltet, die Versuchsperson schaut durch A hindurch und nimmt nur Person B wahr. Solche Hypnoseexperimente vermögen also die menschliche Wahrnehmung zu manipulieren und ganze Bereiche des Sehsinns auszublenden. Weiterhin ist damit bewiesen, dass es keine objektive Wirklichkeit gibt. Das Bewusstsein bestimmt also, was als Wirklichkeit wahrgenommen wird. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wenn wir etwas nicht sehen, dies noch keineswegs den Schluss zulässt, dass dieses etwas nicht existiert. Auf einer anderen Bewusstseinsfrequenz können Dinge und Vorgänge wahrgenommen werden, die im Zustand des Alltagsbewusstseins eben nicht wahrgenommen werden können. Dazu gehören alle rein psychischen Erlebnisse im Zustand der Trance oder der Ekstase und auch die vielfältigen religiösen Visionen, welche Menschen aller Kulturen und Religionen seit Urzeiten verinnerlicht haben.

2. DIE WAHRNEHMUNGSFALLEN

Die traditionelle Wahrnehmungstheorie besagt, dass unsere fünf Sinne – der sechste Sinn, die Propriozeption, wird gemeinhin unterschlagen – unsere Sinneseindrücke liefern. Gemäß diesem Paradigma erschließen die Sinne dem Menschen die Welt und liefern das informative Grundgerüst für unsere Wahrnehmung, weshalb hiefür auch oft der Begriff »Sinneswahrnehmung« gebraucht wird. Falsch interpretiert! Das Wort »Sinneswahrnehmung« an sich ist Nonsens. Denn die Sinne liefern keine Wahrnehmung, sondern nur Reize im weitesten Sinne – nur Informationen. Wahrnehmung entsteht erst im Gehirn, sie ist stets das Ergebnis eines kognitiven und intellektuellen Verarbeitungs- und Vergleichsprozesses.

Denn alles, was unsere sechs Sinne an Informationen und Eindrücken ans Gehirn melden, sind lediglich Millionen von Informations-Bytes, die erst im Gehirn zur individuellen Wahrnehmung konfiguriert werden. Das Gehirn scannt permanent alle Sinnesreize nach Bekanntem ab, will immer ordnen und bereits vorgefasste Meinungen bestätigt sehen. Völlig neue, ungewohnte Reize und Informationen haben es daher ziemlich schwer, in die Wahrnehmungsmatrix integriert zu werden.

Doch es gibt noch eine andere Möglichkeit, die menschliche Wahrnehmung zu erklären: den dissoziativen Denkansatz. Ausgehend von der Erkenntnis, dass es unser Bewusstsein ist, welches unsere Wahrnehmung konfiguriert und damit unsere Wirklichkeit erschafft, könnte man unsere »Sinnes-Eindrücke« ebenso gut als »Sinnes-Ausdrücke« betrachten. So gesehen wäre es das individuelle Bewusstsein, welches seinen Ausdruck in den Sinnesorganen findet und somit alles, was in unserem Gehirn erzeugt wird, unseren Sinnesorganen vorstellt. Demgemäß ist alles, was unsere Sinne uns vorgaukeln, nur Projektion und damit Illusion, »Maya«, wie es in der indischen Vedanta-Philosophie heißt. Dieser Denke nach werden also alle »Sinnes-Eindrücke« vom Gehirn nach außen projiziert und demgemäß von den Sinnesorganen nur bestätigt. Ein durchaus nachvollziehbarer Denk- und Erklärungsansatz.

Doch kehren wir zur traditionellen westlichen Wahrnehmungstheorie zurück. Diese basiert auf der Illusion, die fünf Sinne des Menschen könnten ein getreues Abbild der Wirklichkeit liefern. Doch alles, was wir sehen, hören, riechen, schmecken, tasten und berühren können, ist nur ein erschreckend schmaler Ausschnitt eines großen Ganzen. Selbst unsere nächste Umgebung nehmen wir nur fragmentarisch wahr, in einem Verhältnis von etwa eins zu Millionen.

Dieses Missverhältnis ist gar nicht einmal so sehr auf die Begrenzung unserer Sinnesorgane zurückzuführen, sondern auf unsere mentalen Filter, die alles von unserem Bewusstsein fernhalten, was wir noch nicht kennen oder noch nicht als Erfahrung abgespeichert haben. Der überwiegende Teil dessen, was uns umgibt, bleibt dabei ausgeblendet, auch als Schutz vor mentaler Überlastung. Somit ist jede gewöhnliche Art von Wahrnehmung immer extreme Selektion.

Die moderne Wahrnehmungsforschung konnte quantitativ nachweisen, dass die Informationserkennung und -verarbeitung durch das individuelle Bewusstsein (also unser Ich) bei etwa 40 Bit pro Sekunde liegt. Da jedoch bei einer durchschnittlichen Umweltsituation die vorhandenen Sinnesreize im Durchschnitt bei 11 Millionen Reizen pro Sekunde liegen, ist es für den Menschen überlebenswichtig, nur einen winzigen Bruchteil all dieser Sinnesreize zu verarbeiten. Die übrigen 10,999.660 Impulse werden lediglich von unserem Unterbewußtsein absorbiert, sodass wir auf der bewußten Ebene von deren Existenz nichts ahnen. Dass der Mensch aus diesem fast unendlichen Meer von Informationen nur eine so geringe Anzahl von Sinneseindrücken aufnimmt und verarbeitet, ist zwar bestürzend, doch auf der anderen Seite wiederum eine Erlösung. Denn kein Mensch könnte Millionen von Sinneseindrücken pro Sekunde aufnehmen und erst recht nicht verarbeiten. Wir würden unter dieser Informationsfülle zusammenbrechen, ja vollkommen verrückt werden.

Eine weitere, äußerst häufige Wahrnehmungsfalle ist der Umstand, dass sich viele Menschen einbilden, dass ihre fünf Sinne, des sechsten Sinns sind sie sich ja meist gar nicht bewusst, ihnen ein wirklichkeitsgetreues Abbild ihrer Umwelt liefern und somit die eigentliche Realität abbilden.

Der oft im Brustton der Überzeugung vorgebrachte Ausspruch von Skeptikern: »Ich glaube nur, was ich selbst sehen, hören, riechen, schmecken, tasten und berühren kann«, ist ein Paradebeispiel für diese allgemein menschliche Illusion. Wie armselig bitte ist das denn. Wer glaubt, dass ihm seine begrenzten fünf Sinne ein getreues Abbild der Realität liefern, der lebt wirklich in einer illusionären Wirklichkeit.

Und diese Illusion setzt sich in der Mainstream-Wissenschaft fort, welche ebenfalls der Illusion aufsitzt, dass nur das real sei, genauer nur real sein darf, was beobachtet, gemessen und gewogen werden kann. Diese materialistisch-mechanistische Auffassung beherrscht auch heute noch unser westliches Weltbild. Zumindest oberflächlich, denn genau genommen ist es durch die Erkenntnisse der modernen Quantenphysik längst widerlegt, was jedoch öffentlich nicht breitgetreten wird. Wäre es doch für viele Wissenschaftler und vor allem für die Politik, die gerne behaupten, sich auf die Erkenntnisse der Wissenschaft zu stützen, fatal, zugeben zu müssen, dass man an einem in weiten Bereichen überholten Weltbild krampfhaft festhält, nur um seine Pfründe zu wahren.

Hingegen kann jede bewusste Wahrnehmung ebenso gut »Wahrnehmung« wie »Falschnehmung« sein, denn alles, was unsere Sinne melden und was im Gehirn zur Wahrnehmung verarbeitet wird, ist bereits von vornherein Interpretation, ist bereits vorsortiert und wird an bereits Bekanntes und Bewusstes gekoppelt, ist somit eine rein selektive Wahrnehmung.

Noch dazu ist jede menschliche Wahrnehmung stets nur vorläufig und lässt keinen endgültigen Aufschluss über unsere Umwelt zu. Denn so lange man lebt, kommen immer neue Sinnesreize und Informationen hinzu, auch wenn diese fast immer nach angelernten Mustern identifiziert und abgespeichert werden.

Was wir also Wahrnehmung nennen, ist letztlich permanente Selektion. Der überwiegende Teil dessen, was uns umgibt, bleibt dabei stets ausgeblendet, was von Natur aus schon ein lebensrettender Schutz vor permanenter sinnlicher und gedanklicher Überlastung ist. Und nur aufgrund dieser stark eingegrenzten Wahrnehmung konfiguriert der Mensch seine individuelle Wirklichkeit.

So gesehen ist die vermeintliche Wirklichkeit lediglich ein Millionstel oder noch weniger von allem, was tatsächlich existiert. Und die aus dieser extremen Einschränkung konstruierte individuelle Wirklichkeit hält die meisten Menschen ein Leben lang gefangen in einer Illusion, weit weg von jeder Realität. Eine Erkenntnis, die schon der griechische Philosoph Platon mit seinem berühmten »Höhlengleichnis« vor zweieinhalb Jahrtausenden illustriert hat.

Denn alles, was wir in unserer Umgebung als wirklich ansehen, ist ohne jede Ausnahme ein menschlicher Wahrnehmungszustand, verbunden mit interpretierenden Gedanken. Jede Wahrnehmung ist eine geistig erkannte und verarbeitete Information und daher im Wesentlichen eine Interpretation, die von Mensch zu Mensch verschieden ausfällt.

Und hier lauert schon die nächste Wahrnehmungsfalle: die sogenannte Objektivität. Denn wenn jede menschliche Wahrnehmung von bereits Bekanntem und Erfahrenem und deren jeweiligen individuellen Interpretationen abhängt, ist jede Art von Wahrnehmung von vornherein subjektiv. Kein Mensch hat genau dieselbe Wahrnehmung wie ein anderer Mensch, dies kann gar nicht sein, weil ja Wahrnehmung eine absolut individuelle Gehirn- und Bewusstseinsleistung darstellt. Das heißt: 7,8 Milliarden verschiedene Menschen haben 7,8 Milliarden verschiedene Wahrnehmungen. Und da die persönliche Wahrnehmung auch die persönliche Wirklichkeit konfiguriert, gibt es logischerweise auch 7,8 Milliarden Wirklichkeiten. Diese 7,8 Milliarden Wirklichkeiten unterliegen aufgrund immer neuer Sinnesreize, Informationen und Erlebnisse einem dauernden Wandel. Somit ist jede als unumstößlich behauptete Wirklichkeit lediglich eine Momentaufnahme und hat keine allgemein gültige Aussagekraft und schon gar keine Beständigkeit, auch wenn dies verschiedene Ideologen immer wieder behaupten.