XXL-LESEPROBE: Bloom - Wir Glücklichen - Amy Bloom - kostenlos E-Book

XXL-LESEPROBE: Bloom - Wir Glücklichen E-Book

Amy Bloom

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Beschreibung

"Mögen die Scharniere unserer Freundschaft niemals rosten", sagte Iris. - "Recht so", sagte ich, und wir hakten uns unter und kippten den Gin. Mit zwölf wird Eva kurzerhand vor der Tür ihres Vaters abgesetzt und lebt von da an mit ihrer Halbschwester Iris unter einem Dach. Iris weiß genau, was sie will: Filmstar werden in Hollywood. Tatsächlich erreicht sie ihr Ziel, doch ihr Stern sinkt so schnell wie er aufgestiegen ist. Die jüngere Eva bleibt treu an Iris' Seite. Gemeinsam gehen sie nach New York, wo sie bei reichen Italienern in Long Island unterkommen. Iris schauspielert auf zweifelhaften Bühnen, pflegt verbotene Liebeleien und setzt gnadenlos ihre eigenen Interessen durch, während Eva den Alltag organisiert. "Wir Glücklichen" erzählt von großen Träumen, Skandalen und Betrügereien und von unvergesslichen Charakteren im Amerika der vierziger Jahre.

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Amy Bloom

Wir Glücklichen

XXL-Leseprobe

Aus dem amerikanischen Englisch von Kathrin Razum

Hoffmann und Campe

Leseprobe

Erster Teil

1939–1943

1I’d Know You Anywhere

Die Frau meines Vaters war gestorben. Meine Mutter sagte, wir sollten hinfahren und sehen, ob es für uns was zu holen gebe.

Sie tippte mir mit dem Grapefruitlöffel auf die Nase. »Es ist so«, sagte sie. »Uns liebt dein Vater mehr, aber er hat noch eine andere Familie, eine Frau und eine Tochter, die ein bisschen älter ist als du. Ihre Familie hatte das Geld. Wisch dir das Gesicht ab.«

Was klare Worte anging, konnte es keiner mit meiner Mutter aufnehmen. Sie wusch mir Hals und Ohren, bis sie glänzten. Dann halfen wir einander beim Anziehen: Ihr lila Kleid mit dem Reißverschluss unter dem Arm, mein rosafarbenes mit den umständlichen Knöpfen. Meine Mutter flocht mir die Zöpfe so fest, dass es mir die Augenbrauen hochzog. Sie griff nach ihrem violetten Topfhut und ihren besten Handschuhen und lief rüber zu Mr. Portman, um sich sein Auto zu leihen. Ich war froh, dass wir fuhren, und dachte, vielleicht würde ich auch irgendwann froh darüber sein, eine Schwester zu haben. Ich fand es nicht schlimm, dass die andere Frau meines Vaters tot war.

Wir hatten wochenlang auf ihn gewartet. Meine Mutter setzte sich morgens ans Fenster und rauchte bis nach dem Abendessen, jeden Tag. Wenn sie von ihrer Arbeit bei Hobson’s zurückkam, hatte sie schlechte Laune, selbst dann, wenn ich ihr die Füße massierte. Ich für mein Teil lungerte den ganzen Juli in der Nähe des Hauses herum, spielte mit Mr. Portmans Pudel und wartete darauf, dass mein Vater vorfuhr. Wenn er kam, dann meistens vor zwei Uhr mittags, für den Fall, dass an dem Tag eines von Roosevelts Kamingesprächen im Radio übertragen wurde. Wir hörten uns die Kamingespräche immer gemeinsam an. Wir liebten Präsident Roosevelt. Wenn mein Vater uns sonntags besuchte, brachte er meiner Mutter ein Päckchen Lucky Strikes mit und mir einen Hershey-Schokoriegel. Nach dem Abendessen setzte sich meine Mutter bei meinem Vater auf den Schoß, ich hockte mich auf seine Füße, die in Hausschuhen steckten, und wenn ein Kamingespräch gesendet wurde, gab mein Vater hinterher seine Roosevelt-Imitation zum Besten. Guten Abend, Freunde, sagte er, einen Strohhalm wie eine Zigarettenspitze zwischen den Lippen. Guten Abend, meine Damen und Herren. Mit einer kleinen Verbeugung zu meiner Mutter hin fragte er: Eleanor, meine Liebe, wie wär’s mit einem Tänzchen? Sie tanzten eine Weile zur Radiomusik, und dann war es Zeit für mich, schlafen zu gehen. Meine Mutter steckte mir ein paar Haarklammern ins Haar, damit es lockig wurde, und mein Vater trug mich ins Bett und sang dabei: I wish I could shimmy like my sister Kate. Er deckte mich gut zu und ging hüftenschwingend aus dem Zimmer. Am Montagmorgen war er immer weg, und ich wartete bis Donnerstag oder manchmal auch wieder bis Sonntag.